Open Access
{"created":"2022-01-31T16:32:29.754096+00:00","id":"lit33180","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Offner, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 32: 141-142","fulltext":[{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n141\nZiele der Graphologie\u201c im Archiv f\u00fcr Kriminal-Anthropologie u. Kriminalistik 8, 1902, S. 211 hinweisen.\nDie schlimmsten Verst\u00f6fse gegen wissenschaftliche Methodik finden sich im 14. Kapitel \u2014 wo Ce. die seelischen Kategorien in \u201eVerstand, Sittlichkeit und Willen (!!)\u201c zerlegt und im 19. Kapitel, wo er allen Ernstes die Charaktere in Zahlen abzusch\u00e4tzen sucht. Das ist nicht mehr Wissenschaft, sondern ein Gesellschaftspiel. Umsomehr erfreut die Monographie \u00fcber \u201eUngleichm\u00e4fsige Handschrift\u201c und \u00fcber das graphologische Portr\u00e4t. Diese beiden Teile des Buches gen\u00fcgen, um ihm einen dauernden Erfolg zu sichern. Unverst\u00e4ndlich ist es mir, warum Cr. die Untersuchung gef\u00e4lschter Schriftst\u00fccke \u00fcbergeht. Cr. war hier mehr als jeder andere berufen, seine Erfahrungen darzustellen.\nAlles in allem kann ich dem \u00fcberschw\u00e4nglichen Lob, das Cr. in seiner Heimat geerntet hat, nicht beistimmen. Er ist ein guter Spezialist, nichts weiter. Sein Schwerpunkt liegt in der feinf\u00fchligen Bef\u00e4higung zu praktischen Untersuchungen. Wer Handschriften pr\u00fcfen will, der nehme Cr\u00e9meux- Jamin zur Hand. Was Cr\u00e9pieux- Jamin ihm hierin bietet, wird ihn reichlich f\u00fcr die theoretischen M\u00e4ngel des Werkes entsch\u00e4digen.\nWie ich schon oben andeutete, hat Busse mit feinem Verst\u00e4ndnis dort eingegriffen, wro Cr.-J. versagt. Seine kommentierende T\u00e4tigkeit, die sich in bescheidenen Anmerkungen verbirgt, verleiht dem Werk jenen Geist der Gr\u00fcndlichkeit, der das Zeichen echter Wissenschaft ist.\nDie Ausstattung des Buches ist vortrefflich. Bohn (Breslau).\nUgo Pizzoli. I \u201etesti mentali\u201c nelle sowie. Bivista sperim. di freniatria 28, 138\u2014148. 1902.\nPizzoli hat einen kleinen Apparat erfunden, der in 5 Reihen eckige, runde, gebogene und winkelige Schriftzeichen so angeordnet enth\u00e4lt, dafs je 2 Metallstreifen, die diese Buchstabenformen bilden, je 5 mm voneinander entfernt sind. Die zu Pr\u00fcfenden schreiben in den Intervallen mit einem Metallstift, der bei der Ber\u00fchrung eines der Metallstreifen sofort ein Klingelsignal ausl\u00f6st und auf diese Weise jeden Fehler unmittelbar zur Kenntnis des Schreibenden und des Beobachters bringt. Die Absicht des Verf.s ist, durch diese gleichzeitige \u00dcbung von Auge und Hand das Schriftbild und die feine Koordination der Bewegungen aufs engste miteinander zu verbinden, und er verspricht sich, nach den bisherigen Vorversuchen, sehr viel von einer systematischen Anwendung dieser Methode beim Schreibenlernen der Schulkinder.\tAschaeeenburg.\nF. H. Bradley. On Mental Gonfiict and Imputation. Mind, N. S. 11 (43), 289\u2014315. 1902.\nAusgehend von der Auffassung des Willens als Selbstrealisation einer Vorstellung, mit welcher das Ich sich eins f\u00fchlt, untersucht Br. das Wesen des geteilten Willens, die Vorg\u00e4nge, die sich in uns abspielen, wenn wir eine Handlung ausf\u00fchren im Widerspruch mit unserem eigentlichen Willen, und weiterhin die Grunds\u00e4tze, nach denen wir uns eine Handlung zurechnen oder nicht. In allen F\u00e4llen eines solchen Willenskonfliktes unterscheiden wir zwischen einem h\u00f6heren Willen, der unterlegen ist \u2014 und","page":141},{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142\nLiteraturbericht.\neinem tieferstehenden, der gesiegt hat \u2014 und nennen dementsprechend den siegenden Willen die Handlung in geringerem Grade uns zugeh\u00f6rig, zurechenbar als den entgegenstehenden. Das veranlafst den Verf., die verschiedenen F\u00e4lle zu betrachten, in denen zwischen h\u00f6herem bezw. niedrigerem Grade der Zugeh\u00f6rigkeit von Handlungen unterschieden wird. Er findet, dafs eine Handlung A bezw. ihre Vorstellung als in h\u00f6herem Grade oder mehr uns zugeh\u00f6rig beurteilt wird, wenn wir sie gegen\u00fcber einer widersprechenden Vorstellung B festzuhalten verm\u00f6gen, weiterhin, wenn A mit R\u00fccksicht auf unser seelisches Ganze uns mehr, dauernder befriedigt als B, wenn A als Ergebnis einer \u00fcberlegenden Wahl erscheint und B nicht, wenn A unter einen allgemeineren, umfassenderen Grundsatz f\u00e4llt als B, endlich wenn A unseren weiterreichenden, allgemeineren Interessen mehr dient als B. Das sind die Gr\u00fcnde, die uns bestimmen, eine Handlung uns in h\u00f6herem Mafse zuzurechnen als eine andere gegen sie streitende.\tM. Offner (Ingolstadt).\nA. Godfernaux. Sur la psychologie du mysticisme. Rev. philos. 53 (2), 158-170. 1902.\nDie vorliegende Abhandlung bietet eine Reihe geistreicher Bemerkungen \u00fcber den Mystizismus. Angeregt durch die Arbeiten von Pacheu und Murisier unterzieht Verf. zun\u00e4chst die letzteren einer Kritik. Es handelt sich dabei um die Fragen, ob das Mystische ein gesunder oder krankhafter seelischer Zustand ist, ob es teilweise oder ganz mit dem religi\u00f6sen Gef\u00fchl zusammenf\u00e4llt und ob man in Mystischen den best\u00e4ndigen Begleiter jedes Gedankens anzunehmen hat.\nPacheu unterscheidet einen wahren und einen falschen Mystizismus, Murisier das individuelle religi\u00f6se Gef\u00fchl, dessen krankhafter Typus die Ekstase bildet, von dem sozialen religi\u00f6sen Gef\u00fchl, welches in Fanatismus ausarten kann. Nach Verf. hat das religi\u00f6se Gef\u00fchl seine gesunden und krankhaften Formen, wie die \u00dcberg\u00e4nge vom Gesunden zum Kranken dem Seelischen \u00fcberhaupt eigent\u00fcmlich sind, und ein vollst\u00e4ndig gesunder Geist \u00fcberhaupt nicht vorkommt. Auch nach Verf. ist die Ekstase die typische Form des individuellen religi\u00f6sen Gef\u00fchls. Jeder, der religi\u00f6s empfindet, ist ein Ekstatiker von bestimmtem Grade. Jedoch mufs man hierbei der positiven Ruhe auch die hinabsteigende hinzuf\u00fcgen bis zum melancholischen Stupor. Die Alienisten Schule und Magnan unterscheiden Psychosen des gesunden und kranken Gehirns. Macht man diese Einteilung, so geh\u00f6rt zur ersten Gruppe die wirkliche Ekstase als einfacher Exzefs, zur zweiten Gruppe die falsche, welche von Visionen und k\u00f6rperlicher Unruhe begleitet ist. Also das individuelle religi\u00f6se Gef\u00fchl wird zum krankhaften Exzefs in der Ekstase, im \u00fcbrigen kann es als Mystizismus einen Bestandteil des gesunden Geistes bilden.\nDas mystische Leben enth\u00e4lt eine Art von verborgenen Relationen, welche von unseren Sinnen nicht erfafst werden k\u00f6nnen. Wir nehmen durch das mystische Leben direkt ohne Vermittlung der Vernunft am universellen Leben teil. Bei vielen Menschen wird es jedoch durch die Praxis \u00fcbert\u00f6nt. Im Gegenteil hierzu liegen f\u00fcr andere in der Mystik sogar seelische Heilmittel bei bestimmten seelischen Affektionen.","page":142}],"identifier":"lit33180","issued":"1903","language":"de","pages":"141-142","startpages":"141","title":"F. H. Bradley: On Mental Conflict and Imputation. Mind, N. S. 11 (43), 289-315. 1902","type":"Journal Article","volume":"32"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:32:29.754102+00:00"}