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{"created":"2022-01-31T16:56:34.952499+00:00","id":"lit33183","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kreibig","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 32: 144-145","fulltext":[{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\nLiteraturbericht\nverst\u00e4ndlich: einmal wird gleichg\u00fcltigen oder \u00fcberlebten Formen Anerkennung verschafft, durch den Hinweis, dafs sie ja etwas Heiliges symbolisierten, das andere Mal wird heiligen Handlungen ihre Bedeutung genommen durch den Hinweis, dafs sie ja \u201enur\u201c Symbole des Heiligen seien.\nDer Wert des Symbols besteht nicht darin, dafs etwas durch dasselbe erkannt wird; denn die Verkn\u00fcpfung zwischen Symbol und Symbolisiertem ist nur eine konventionelle. Der Wert liegt vielmehr darin, dafs es pers\u00f6nliche Erfahrungen \u00fcberfl\u00fcssig machen, Wirkungen aus\u00fcben kann, die sich sonst nur an die ersetzte Vorstellung kn\u00fcpften. Der \u00e4sthetische Wert des Symbols besteht in der geistigen Anregung, die es gibt, in der Aufgabe zum Sinnen und Deuten, die es stellt, und die das Symbolisieren um seiner selbst willen lustvoll macht.\tEdith Kalischee (Berlin).\nA. Vieekandt. Katar nnd Knltnr im sozialen Individuum. Vierteljahrsschrift f\u00fcr wissenschaftliche Philosophie, IST. F., 1 (3), 361\u2014382. 1902.\nIn dieser Abhandlung setzte es sich der Verf. zur Aufgabe, die Anwendbarkeit der Begriffe Natur und Kultur auf Bewufstseinstatsachen terminologisch und sachlich ins Klare zu setzen. \u201eDie Natur stellt sich (vom Entwicklungsstandpunkte) als die urspr\u00fcngliche und \u00e4lteste Ausstattung des Menschen, die Kultur als die Gesamtheit aller sp\u00e4teren Erwerbungen der Gesellschaft dar\u201c (362). Beim sozialen Individuum sind hinsichtlich des Inhaltes alle Wahrnehmungen und Reproduktionen von Nicht-Kultur-Objekten (unter Ausschlufs von assoziativen Hinzutaten), ferner die Gef\u00fchle und Willensregungen an sich mit ihren prim\u00e4ren Objekten (Selbsterhaltung, Nahrung, Fortpflanzung) zur Naturseite zu rechnen, w\u00e4hrend die Inhalte der abstrakten Begriffe dem Kulturfaktor angeh\u00f6ren. Die Kultur bietet den vorhandenen Naturgef\u00fchlen und Naturtrieben neue und mannigfaltige Inhalte, ohne selbst neue Gef\u00fchle und Triebe schaffen zu k\u00f6nnen. Der Sprachgebrauch des t\u00e4glichen Lebens pflegt in den sogenannten niederen, tierischen, rohen Seiten des Seelenlebens die menschliche \u201eNatur\u201c zu erblicken und vindiziert derselben eine gewisse Armut, Einfachheit, Gesundheit und Gediegenheit. Die relativ kleine Zahl der Grundtriebe und Interessen des Menschen haben auch Dichter wie Goethe und G. Kelleb erkannt und an einfach-typischen Gestaltungen demonstriert.\nDen Gegensatz Natur-Kultur im Bewufstseinsleben sucht der Verf. auch vom formalen Standpunkte zu definieren und sieht in der Natur formal \u201edie Gesamtheit aller Gesetze, typischen Z\u00fcge und Eigenartigkeiten des Bewufstseinsverlaufes\u201c (namentlich in der Assoziation, Assimilation, Gef\u00fchlsverschiebung, Suggestion und Affektwirkung) (366).\nVon den Geisteswissenschaften hat nach den zutreffenden Er\u00f6rterungen des Verf.s die Psychologie am entschiedensten \u201enaturwissenschaftlichen Charakter\u201c (man denke an Geoos\u2019 Spiele des Menschen). In absteigender Intensit\u00e4t haben es ferner die allgemeine Kultur- und Gesellschaftslehre, die V\u00f6lkerpsychologie (im Sinne Wundts), die vergleichende Rechts- und Sprachwissenschaft und schliefslich die V\u00f6lkerkunde mit der Naturseite des Menschen zu tun. In verkehrter Reihenfolge sind diese Wissenschaften vom Standpunkte des Gehaltes an Kulturfakten anzuordnen.","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n145\nEine in den Hauptpunkten zustimmende Auseinandersetzung mit Heine. Rickeets und Paul Baeths Lehren \u00fcber die Grenzbestimmung von Natur und Kultur schliefst den jedenfalls beachtenswerten Artikel.\nKbeibig (Wien).\nM\u00f6bius. Gedanken \u00fcber die \u00e4sthetischen Eigenschaften der Mollusken. Archiv f\u00fcr Naturgeschichte 1901 (Beiheft). 8 S.\n\u00c4hnlich wie Haeckel in seinen \u201eKunstformen der Natur\u201c lenkt auch M. in dankenswerter Weise die Aufmerksamkeit auf die Sch\u00f6nheit niederer Naturformen. Verf. sucht sich aber auch noch \u00fcber die Ursachen ihrer Sch\u00f6nheit klarzuwerden, zu welchem Zwecke Lippssche, KANTische und Vor KANTische Erkl\u00e4rungsprinzipien herangezogen werden. Die zusammenfassende Meinung des Verf.s geht dahin, dafs jeder \u00e4sthetische Genufs darin bestehe, \u201edafs wir allgemein herrschende Gesetze k\u00f6rperlichen und geistigen Wirkens in anschaulicher Wirklichkeit wahrnehmen\u201c.\nEdith Kalischee (Berlin).\nLaignel - Layastine. Audition color\u00e9e familiale. Revue neurologique 9 (23), 1152\u20141162. 1901.\nVerf. beschreibt eine aus 11 Gliedern bestehende Familie durch 3 Generationen hindurch, in der sich bei 9 Mitgliedern die Erscheinung der audition color\u00e9e ausgesprochen zeigte.\nAuf Grund einer eingehenden Analyse dieser Ph\u00e4nomene kommt Verf. zu folgenden allgemeinen Resultaten:\n1.\tDie Farbeneindr\u00fccke, die infolge von Geh\u00f6rs Wahrnehmungen auf-treten, sind nicht selbst sinnliche Wahrnehmungen, sondern nur Vorstellungen.\n2.\tDie Personen, welche solche Erscheinungen zeigen, haben einen ausgesprochenen visuellen Ged\u00e4chtnistypus.\n3.\tDie festhaftenden Assoziationen von Geh\u00f6rseindr\u00fccken mit Farbenvorstellungen ist bereits in der Kindheit erworben und durch Gewohnheit befestigt worden.\n4.\tDafs die audition color\u00e9e in einer Familie so h\u00e4ufig auftrat, f\u00fchrt\nVerf. einmal auf geistige Ansteckung und dann darauf zur\u00fcck, dafs der Ged\u00e4chtnis- und Einbildungstypus sich bei den einzelnen Familienmitgliedern vererbt hat.\tMoskiewicz (Breslau).\nJ. Joss. Steigert oder hemmt der Genufs von Alkohol die geistige Leistungsf\u00e4higkeit? Internationale Monatsschrift zur Bek\u00e4mpfung der Trinksitten 10 (12), 353\u2014384. 1900. \u00dff l\nW\u00e4hrend bisher meist nur die Wirkungen des Alkohols auf die geistige Leistungsf\u00e4higkeit untersucht worden sind, die 8\u201412 Stunden nach dem Genufs eintreten, will Verf. feststellen, welchen augenblicklichen Einflufs der Alkohol auf die geistigen Leistungen aus\u00fcbt, da ja gerade die meisten Menschen Alkohol zu sich nehmen, um eine sofortige Steigerung ihrer Leistungsf\u00e4higkeit zu erreichen.\nVerf. stellt seine Versuche an Schulkindern an, deren Leistungen im Kopfrechnen einmal n\u00fcchtern, dann nach Alkoholgenufs gepr\u00fcft werden. Zeitschrift f\u00fcr Psychologie 32.\t10","page":145}],"identifier":"lit33183","issued":"1903","language":"de","pages":"144-145","startpages":"144","title":"A. Vierkandt: Natur und Kultur im sozialen Individuum. Vierteljahrsschrift f\u00fcr wissenschaftliche Philosophie, N. F., 1 (3), 361-382. 1902","type":"Journal Article","volume":"32"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:56:34.952504+00:00"}