Open Access
{"created":"2022-01-31T15:07:39.632029+00:00","id":"lit33205","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"D\u00fcrr","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 32: 265-266","fulltext":[{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"Li ter a turner ich t.\n265\nEs kann nicht unsere Aufgabe sein, weiter auf Einzelheiten des Buches einzugehen. Wir w\u00fcnschen ihm, dafs es seinen Zweck erreiche, auch weitere Kreise in die Gedankenwelt Wundts einzuf\u00fchren. Dieses Streben ist sicher ein Verdienst. Weniger sicher freilich erscheint es, ob der Verf. auch immer den n\u00e4chsten Weg gefunden hat. Es kommt uns vor, als ob Eislebs Buch an dem gleichen Mangel leidet, wie Wundts Grundrifs der Psychologie, an einem gewissen Mangel an Beispielen. Wir glauben, Eisleb h\u00e4tte sich noch ein gr\u00f6fseres Verdienst um Wundts Philosophie erworben, wenn er die abstrakte Darstellung und damit vielfach den w\u00f6rtlichen An-schlufs an W. aufgegeben h\u00e4tte, wenn er, was W. in allgemeinen Ausdr\u00fccken sagt, in m\u00f6glichst anschaulicher Form wiedergegeben h\u00e4tte. Die Anschaulichkeit ist es und das Beispiel, was den Nicht-Fachmann gewinnt; die K\u00fcrze allein tut es nicht. Indes auch so werden wir Eisleb f\u00fcr seine piet\u00e4tvolle Arbeiten zu Dank verpflichtet sein. M. Ofeneb (Ingolstadt).\nD. Bbaunschweigeb. Die Lehre von der Aufmerksamkeit in der Psychologie des 18. Jahrhunderts. Leipzig, Hermann Haacke, 1899. 176 S.\nNicht eine ersch\u00f6pfende Darstellung dessen, was jeder einzelne der zahlreichen psychologischen Schriftsteller des 18. Jahrhunderts von der Aufmerksamkeit gelehrt hat, will uns Bbaunschweigeb geben, sondern um eine systematische \u00dcbersicht der Gesamtleistung, welche die deutsche, franz\u00f6sische und englische Psychologie von Leibniz-Wolff bis Kant aufweisen kann, ist es ihm zu tun. Er behandelt- daher nach einleitenden Bemerkungen namentlich \u00fcber einige psychologische Grundanschauungen des Aufkl\u00e4rungszeitalters in sieben Kapiteln getrennt die Lehre vom Wesen, von den Graden und Eigenschaften, von den Ursachen, vom physiologischen Korrelat, von den Wirkungen, von der Verbesserung sowie von der Verhinderung und Verringerung der Aufmerksamkeit. Dabei stellt er sich freilich zumeist auf den Standpunkt der im 18. Jahrhundert \u00fcblichen Unterscheidungen, wenn er auch, wie er im Schlufswort sagt, bem\u00fcht war, die systematische Darstellung m\u00f6glichst unseren heutigen Anschauungen anzupassen. Teilweise l\u00e4fst sich ja das, was unter einem der alten Psychologie entnommenen Titel behandelt wird, auch einer modernen Problemstellung unterordnen. So k\u00f6nnte man etwa statt der Abschnitte vom Wesen, von den Eigenschaften und von den Wirkungen der Aufmerksamkeit auch in einem Lehrbuch der heutigen Psychologie drei Kapitel von der Klassifikation der Aufmerksamkeitsph\u00e4nomene, von den Begleiterscheinungen und von dem Einflufs der Aufmerksamkeit auf das Neben- und Nacheinander der psychischen Prozesse erwarten. Aber eine Untersuchung dar\u00fcber, ob die Aufmerksamkeit ihrem Wesen nach ein Verm\u00f6gen, ein T\u00e4tigkeitsakt oder ein Bewufstseins- bezw. Empfindungszustand sei, d\u00fcrfte heute wohl ausgeschlossen sein. Auch eine Einteilung der Aufmerksamkeitswirkungen nach den einzelnen Verm\u00f6gen, an deren Funktion die A. beteiligt ist, hat nat\u00fcrlich lediglich historisches Interesse.\nDer rein historische Gesichtspunkt scheint \u00fcbrigens auch insofern f\u00fcr Bbaunschweigeb der mafsgebende zu sein, als er sich jeglicher Kritik der vorgetragenen Theorien durch Vergleichung derselben mit modernen Anschauungen enth\u00e4lt. Er hat vielleicht Recht, wenn er der heute \u00fcblichen","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"266\nLitera turb er ich t.\nUntersch\u00e4tzung der psychologischen Leistungen des 18. Jahrhunderts entgegentritt. Aber gerade weil wir in vielen Punkten seiner Ausf\u00fchrungen Ans\u00e4tze sp\u00e4ter bedeutsam gewordener Probleme finden \u2014 ich erinnere nur an die Gegen\u00fcberstellung der sinnlichen und intellektuellen Aufmerksamkeit (attention und reflection), an die Untersuchungen \u00fcber Dauer, St\u00e4rke und Umfang der Aufmerksamkeit, an die Beziehung der Lust- und Unlustgef\u00fchle zur Aufmerksamkeit als ihrer Wirkung einerseits, ihrer conditio sine qua non andererseits, an den Zusammenhang der A. mit den Willensph\u00e4nomenen u. s. w. \u2014 gerade deshalb w\u00fcrden wir eine Kritik f\u00fcr w\u00fcnschenswert halten, welche diese wertvollen Keime aus der Vermengung mit Unklarheiten und unrichtigen Auffassungen heraush\u00f6be.\nVom Standpunkt des Historikers dagegen, sowie von dem des materialsuchenden Psychologen aus bedeutet das in Kede stehende Werk eine bemerkenswerte Leistung. Mit aufserordentlichem Fleifs hat der Verf. die vorliegende Literatur durchforscht, und in dem beigegebenen Quellen- und Literaturverzeichnis f\u00fchrt er nicht weniger als 183 Werke auf. Die gew\u00e4hlte Anordnung bringt es dabei mit sich, dafs wir nicht, wie dies bei derartigen historischen Arbeiten sonst meist nicht ausbleibt, durch best\u00e4ndige Wiederholungen gelangweilt werden, sondern ein lebhaftes Bild einer geistigen Gesamtarbeit erhalten, ausgezeichnet durch zahlreiche feine Beobachtungen, die bei der wechselnden Beleuchtung desselben Gegenstandes vom Standpunkt verschiedener Autoren aus sich ergeben.\nD\u00fcek (W\u00fcrzburg).\nJ. Rehmke. Wechselwirkung oder Parallelismus? Phil. Abh., G-edenkschr. f\u00fcr Rudolf Haym, S. 99\u2014156. Halle, Kiemeyer, 1902.\nDie vorliegende Arbeit zerf\u00e4llt im wesentlichen in drei Teile. Der erste, einleitende, behandelt den Begriff der Ver\u00e4nderung, bestimmt denselben als \u201eWechsel in der Bestimmtheitsbesonderheit eines Einzelwesens\u201c, und f\u00fcgt hinzu, dafs ein Einzelwesen niemals von selbst, sondern stets nur durch die Wirkung eines anderen Einzelwesens sich ver\u00e4ndern k\u00f6nne. Der zweite Teil kritisiert die verschiedenen Formen des Parallelismus: gegen den realistischen P. wird angef\u00fchrt, dafs Seelisches und Leibliches, weil gesondert denkbar, nicht Bestimmtheiten eines Einzelwesens sein k\u00f6nnen, sowie auch, dafs ein solches Verh\u00e4ltnis den Zusammenhang der beiderseitigen Ver\u00e4nderungen nicht erkl\u00e4ren w\u00fcrde; der ph\u00e4no-menalistische P. scheitere an der Heterogeneit\u00e4t der beiden Erscheinungsarten, sowie an dem Widerspruch, dafs das Bewufstsein oder die Seele als eine Wirkung in die Seele dargestellt werde ; der idealistische P. endlich erfordere ein Sichselbstver\u00e4ndern eines Einzelwesens, erstens bei der Aufeinanderfolge psychischer Prozesse, und zweitens bei der (als m\u00f6glich vorauszusetzenden) Wahrnehmung eigener Gehirnerscheinungen, da dieselben, wenn sie keine direkte sondern eine vermittelte Wirkung eigener Bewufstseinsvorg\u00e4nge w\u00e4ren, Erscheinungen des vermittelnden Wesens, nicht aber der eigenen Seele sein wT\u00fcrden; drittens aber m\u00fcsse er mehrfach den Erscheinungen eine Einwirkung auf das Seiende zuschreiben, was ungereimt sei. Der dritte Teil er\u00f6rtert die Beziehungen der vorliegenden Frage zum Energieprinzip; der Verfasser schl\u00e4gt f\u00fcr diejenigen","page":266}],"identifier":"lit33205","issued":"1903","language":"de","pages":"265-266","startpages":"265","title":"D. Braunschweiger: Die Lehre von der Aufmerksamkeit in der Psychologie des 18. Jahrhunderts. Leipzig, Hermann Haacke, 1899. 176 S.","type":"Journal Article","volume":"32"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:07:39.632035+00:00"}