Open Access
{"created":"2022-01-31T16:31:03.187841+00:00","id":"lit33206","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Heymans","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 32: 266-267","fulltext":[{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"266\nLitera turb er ich t.\nUntersch\u00e4tzung der psychologischen Leistungen des 18. Jahrhunderts entgegentritt. Aber gerade weil wir in vielen Punkten seiner Ausf\u00fchrungen Ans\u00e4tze sp\u00e4ter bedeutsam gewordener Probleme finden \u2014 ich erinnere nur an die Gegen\u00fcberstellung der sinnlichen und intellektuellen Aufmerksamkeit (attention und reflection), an die Untersuchungen \u00fcber Dauer, St\u00e4rke und Umfang der Aufmerksamkeit, an die Beziehung der Lust- und Unlustgef\u00fchle zur Aufmerksamkeit als ihrer Wirkung einerseits, ihrer conditio sine qua non andererseits, an den Zusammenhang der A. mit den Willensph\u00e4nomenen u. s. w. \u2014 gerade deshalb w\u00fcrden wir eine Kritik f\u00fcr w\u00fcnschenswert halten, welche diese wertvollen Keime aus der Vermengung mit Unklarheiten und unrichtigen Auffassungen heraush\u00f6be.\nVom Standpunkt des Historikers dagegen, sowie von dem des materialsuchenden Psychologen aus bedeutet das in Kede stehende Werk eine bemerkenswerte Leistung. Mit aufserordentlichem Fleifs hat der Verf. die vorliegende Literatur durchforscht, und in dem beigegebenen Quellen- und Literaturverzeichnis f\u00fchrt er nicht weniger als 183 Werke auf. Die gew\u00e4hlte Anordnung bringt es dabei mit sich, dafs wir nicht, wie dies bei derartigen historischen Arbeiten sonst meist nicht ausbleibt, durch best\u00e4ndige Wiederholungen gelangweilt werden, sondern ein lebhaftes Bild einer geistigen Gesamtarbeit erhalten, ausgezeichnet durch zahlreiche feine Beobachtungen, die bei der wechselnden Beleuchtung desselben Gegenstandes vom Standpunkt verschiedener Autoren aus sich ergeben.\nD\u00fcek (W\u00fcrzburg).\nJ. Rehmke. Wechselwirkung oder Parallelismus? Phil. Abh., G-edenkschr. f\u00fcr Rudolf Haym, S. 99\u2014156. Halle, Kiemeyer, 1902.\nDie vorliegende Arbeit zerf\u00e4llt im wesentlichen in drei Teile. Der erste, einleitende, behandelt den Begriff der Ver\u00e4nderung, bestimmt denselben als \u201eWechsel in der Bestimmtheitsbesonderheit eines Einzelwesens\u201c, und f\u00fcgt hinzu, dafs ein Einzelwesen niemals von selbst, sondern stets nur durch die Wirkung eines anderen Einzelwesens sich ver\u00e4ndern k\u00f6nne. Der zweite Teil kritisiert die verschiedenen Formen des Parallelismus: gegen den realistischen P. wird angef\u00fchrt, dafs Seelisches und Leibliches, weil gesondert denkbar, nicht Bestimmtheiten eines Einzelwesens sein k\u00f6nnen, sowie auch, dafs ein solches Verh\u00e4ltnis den Zusammenhang der beiderseitigen Ver\u00e4nderungen nicht erkl\u00e4ren w\u00fcrde; der ph\u00e4no-menalistische P. scheitere an der Heterogeneit\u00e4t der beiden Erscheinungsarten, sowie an dem Widerspruch, dafs das Bewufstsein oder die Seele als eine Wirkung in die Seele dargestellt werde ; der idealistische P. endlich erfordere ein Sichselbstver\u00e4ndern eines Einzelwesens, erstens bei der Aufeinanderfolge psychischer Prozesse, und zweitens bei der (als m\u00f6glich vorauszusetzenden) Wahrnehmung eigener Gehirnerscheinungen, da dieselben, wenn sie keine direkte sondern eine vermittelte Wirkung eigener Bewufstseinsvorg\u00e4nge w\u00e4ren, Erscheinungen des vermittelnden Wesens, nicht aber der eigenen Seele sein wT\u00fcrden; drittens aber m\u00fcsse er mehrfach den Erscheinungen eine Einwirkung auf das Seiende zuschreiben, was ungereimt sei. Der dritte Teil er\u00f6rtert die Beziehungen der vorliegenden Frage zum Energieprinzip; der Verfasser schl\u00e4gt f\u00fcr diejenigen","page":266},{"file":"p0267.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turberich t.\n267\nkausalen Verh\u00e4ltnisse, bei welchen eine Energie\u00fcbertragung stattfindet, den Namen Wechselwirkung vor, nimmt aber, aufser dieser f\u00fcr die kausalen Beziehungen stofflicher Dinge charakteristischen Wechselwirkung, noch ein einseitiges Wirken an, welches entweder (Leib \u2014 Seele) keine, oder (Seele\u2014 Leib) nur qualitative Energiever\u00e4nderung.mit sich f\u00fchre, und will also den Zusammenhang zwischen Physischem und Psychischem weder als Parallelismus noch als Wechselwirkung, sondern als Wirken des Leibes auf die Seele und der Seele auf den Leib gedeutet haben. \u2014 Der dialektische Scharfsinn des Verf. ist zu loben; er bietet dem Leser ein h\u00fcbsch und fest zusammengezimmertes Begriffssystem ; ob aber die gegebenen Tatsachen bequem darin wohnen k\u00f6nnen, wird kaum untersucht. Zu den drei gegen den idealistischen Parallelismus angef\u00fchrten Gr\u00fcnden sei noch kurz bemerkt: ad 1., dafs wir, sowie \u00fcberall, auch zwischen psychischen Vorg\u00e4ngen Kausalit\u00e4t annehmen d\u00fcrfen kraft der gegebenen unbedingt allgemeinen Aufeinanderfolge, mit dem Vorbehalte n\u00e4herer Untersuchung und Erkl\u00e4rung; ad 2., dafs Wahrnehmungen Erscheinungen heifsen k\u00f6nnen nicht nur in Bezug auf ihre unmittelbaren, sondern auch in Bezug auf ihre mittelbaren Ursachen, wie wir denn in der Tat z. B. Gesichtsw\u2019ahrnehmungen nicht auf die \u00c4therschwingungen, sondern auf die Gegenst\u00e4nde, welche diese \u00c4therschwingungen aussenden oder zur\u00fcckwerfen, zu beziehen pflegen ; ad 3., dafs eine Erscheinung selbst ein Seiendes ist, nur ein solches welches als Zeichen f\u00fcr ein anderes Seiende gedeutet wird, demzufolge auch nichts dagegen ist, den Erscheinungen, ebensowohl wie allem anderen Seienden, kausales Wirken zuzuschreiben.\tLIeymans (Groningen).\nJ. Cl. Keeibig. Psychologische Grundlegung eines Systems der Werttheorie.\nWien, Alfred Holder 1902. 204 S.\nDem Verf. ist es in seiner sehr gut lesbaren Arbeit darum zu tun, eine systematische Darstellung der Werttatsachen zu geben. Die psychologischen Er\u00f6rterungen, die er dieser Systematik voranschickt, zeigen im grofsen Ganzen wenig von dem jetzigen Stande der bez\u00fcglichen Ansichten in dieser Wissenschaft Abweichendes ; daf\u00fcr erscheint Bef. umso wichtiger hinsichtlich jener Abweichungen eine Einigung anzustreben, wo er denselben beizustimmen nicht in der Lage ist.\nIm ersten Teile bringt Keeibig neben allgemein orientierenden Ausf\u00fchrungen bereits eine Definition des Wertes (53 u. 12). Diese lautet: \u201eUnter Wert im allgemeinen verstehen wir die Bedeutung, welche ein Empfindungs- oder Denkinhalt verm\u00f6ge des mit ihm unmittelbar oder assoziativ verbundenen aktuellen oder dispositionellen Gef\u00fchles f\u00fcr ein Subjekt hat.\u201c Die Bezugnahme auf das Gef\u00fchl erscheint dabei gewifs als berechtigt und hat ja auch schon \u00f6fter literarische Vertretung gefunden. Dagegen ist es nicht unangreifbar, Wert als gef\u00fchlsm\u00e4fsige Bedeutung . . . f\u00fcr ein Subjekt zu erkl\u00e4ren. Denn damit ist doch das zu Definierende durch ein wom\u00f6glich noch Definitionsbed\u00fcrftigeres ersetzt. Versucht man es, mit \u201egef\u00fchlsm\u00e4fsiger Bedeutung den Gedanken zu verbinden, der dieser Wendung bestenfalls entsprechen m\u00f6chte, so ergibt sich: F\u00e4higkeit des Objektes, im Subjekte Gef\u00fchle hervorzurufen. Und diese Definition ist zu","page":267}],"identifier":"lit33206","issued":"1903","language":"de","pages":"266-267","startpages":"266","title":"J. Rehmke: Wechselwirkung oder Parallelismus? Phil. Abh., Gedenkschr. f\u00fcr Rudolf Haym, S. 99-156. Halle, Niemeyer, 1902","type":"Journal Article","volume":"32"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:31:03.187846+00:00"}