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{"created":"2022-01-31T16:30:48.813936+00:00","id":"lit33208","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"D\u00fcrr","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 32: 270-271","fulltext":[{"file":"p0270.txt","language":"de","ocr_de":"270\nLiteraturbericht.\nBef. scheint nun dem Gebiet der Autopathik die beiden anderen bereits einzuschliefsen. Entweder ist Heteropathisch, was f\u00fcr den anderen Wert hat bezw. von ihm gef\u00fchlt wird, dann ist eben der andere das Subjekt und dieser Fall unterscheidet sich nur dadurch vom autopathischen, dafs gerade der Einteilende dieses Subjekt zuf\u00e4llig nicht ist; ist heteropathisch aber soviel als \u201eWertobjekt f\u00fcr mich, insofern es f\u00fcr einen anderen Wert hat,\u201c dann liegt eben doch nur eine bestimmte Determination des Autopathischen vor. \u2014 Beim Ergopathischen kann unm\u00f6glich jede Beziehung zum Subjekt fehlen, da es ohne solche keinen Wert gibt. Ist sie aber da, dann ist sie doch wohl die ganz allgemeine des Objektes zum Wertenden, also dieselbe, die im Falle der Autopathik vorliegt.\nNun folgen in der besprochenen Arbeit Ausf\u00fchrungen \u00fcber spezielle Teile der Autopathik (Hygienik), Heteropathik (Ethik) und Ergopathik (\u00c4sthetik), in denen sich wohl manches Besprechenswerte findet, auf das jedoch im Bahmen dieser Zeitschrift nicht n\u00e4her eingegangen werden kann.\nSchliefslich gelangt der Verf. zu Wertformeln, die den MEiNOxoschen ziemlich \u00e4hnlich' sind, aber auch die Zeit des Eintreffens, genauer wohl des voraussichtlichen Eintreffens des betreffenden Wertes (nach dem Verf. Gef\u00fchles) mit in Betracht ziehen.\nAnhangsweise erl\u00e4utert Kreibio noch die Bedeutung der Werttheorie f\u00fcr die P\u00e4dagogik.\nDas Buch eignet sich besonders gut, um einen ersten Einblick in die Probleme der psychologischen Werttheorie zu geben. Ameseder (Graz).\nH. Kroll. Die Seele im Lichte des Monismus. Strafsburg, Ludolf Beust, 1902. 63 S. Mk. 2.\u2014.\nDer Verf. will \u201edie Ausspr\u00fcche der spekulativen Philosophie in die Sprache der Physiologie \u00fcbersetzen, besonders aber die einseitige Auffassung beseitigen, als k\u00f6nnten die seelischen Erscheinungen ohne gr\u00fcndliche biologische Kenntnis in ihrem Wesen richtig erfafst und gedeutet werden\u201c. Den ersten Teil seiner Aufgabe sucht er zu erf\u00fcllen durch die Bezeichnung der Bewufstseinserscheinungen als Bindenreflexe, als Kraftstoffumformungen, als Funktionen von Neuronen des Intellekts und Neuronen des Gef\u00fchls. Das \u201eEinschleichen\u201c der kortikalen in die subkortikalen Beflexe und die sukzessive (!) Entwicklung von Wahrnehmung, Vorstellung, Begriff, Gef\u00fchl und Wille wird mit verbl\u00fcffender Anschaulichkeit geschildert. Kaxt habe \u00fcbrigens, meint der Verf., derartige Ausf\u00fchrungen in der vollkommensten Weise, wenn auch mit etwas anderer Begr\u00fcndung als Erkenntnistheorie in der Kritik der reinen Vernunft gegeben. Nur seien ihm einige erkenntnistheoretische Irrt\u00fcmer unterlaufen, die im Vor\u00fcbergehen berichtigt werden. Wundt scheint nach Kr\u00f6ll beinahe \u00e4ngstlich Materie und Geist als getrennte Dinge auseinander zu halten, um einer Anklage auf Materialismus auszuweichen und die Fechtart der Spiritualisten zu paralysieren. Wie bei dem mit diesen und \u00e4hnlichen Behauptungen dokumentierten Grad des Verst\u00e4ndnisses f\u00fcr die Grundfragen der modernen Psychologie der oben erw\u00e4hnte zweite Teil der Aufgabe, welche Kr\u00f6ll sich gestellt hat, gel\u00f6st wird, bedarf keines weiteren Kommentars. Die in Bede stehende Schrift","page":270},{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n271\nist h\u00f6chstens kulturhistorisch interessant als modernes Pendant zur ScHELLiNG-HEGELschen Naturphilosophie, womit wir ihr aber nicht die Vorz\u00fcge der letzteren zusprechen wollen.\tD\u00fcrr (W\u00fcrzburg).\nAlexander Pf\u00e4nder. Ph\u00e4nomenologie des Wollens, eine psychologische Analyse.\nLeipzig, Barth, 1900.1 132 S. Mk. 4.50.\nIm Dezember 1899 von der philosophischen Fakult\u00e4t M\u00fcnchen mit dem Frohschammer-Preis gekr\u00f6nt, bietet die P.sche Schrift eine Musterleistung psychologischer Analyse, welche sich auf die Untersuchung der Bewulstseinstatsachen beschr\u00e4nkt, ohne deren Erkl\u00e4rung zu versuchen oder Konsequenzen weiteren Umfangs zu ziehen. Sie bringt die positive Erg\u00e4nzung zu P.s fr\u00fcherer, wesentlich kritischer Abhandlung \u00fcber \u201edas Bewu\u00dftsein des Wollens\u201c im 17. Band dieser Zeitschrift. Immerhin kann sich auch die vorliegende Untersuchung auf kein rein beschreibendes oder auf weisendes Verfahren beschr\u00e4nken, sondern \u00fcberall gelangt der Verf. zu seinen wertvollen Ergebnissen vermittels einer stetigen Abweisung von mifsverst\u00e4ndlichen und unzureichenden Auffassungen des Tatbestandes. So k\u00f6nnte dieser Schrift als Motto wohl ein Satz aus Lotzes medizinischer Psychologie beigegeben sein, wo es S. 300 heilst. \u201eMan wird nicht verlangen, dafs wir den Akt des Wollens schildern sollen, der so einfach eine Grunderscheinung des geistigen Lebens ist, dafs er nur erlebt, nicht erl\u00e4utert werden kann. Aber unrichtige Deutungen wenigstens m\u00fcssen wir zur\u00fcckweisen\u201c. Von dieser anregenden, aber auch anspannenden Seite der P.sehen Schrift, von ihrer scharfsinnigen durch Lipps geschulten Dialektik, gibt die folgende Inhaltsangabe keinen vollkommenen Begriff.\nDie allgemeinste und grundlegende psychologische Unterscheidung ist f\u00fcr P. diejenige in gegenst\u00e4ndliche Inhalte und Gef\u00fchle. Demgem\u00e4fs findet seine erste skizzenhafte Analyse des bewufsten Strebens auf der einen Seite die Vorstellung eines erstrebten Erlebnisses, z. B. eines Fruchtgeschmacks, auf der anderen Seite ein Gef\u00fchl des \u201eStrebens\u201c, \u201eHindr\u00e4ngens einer \u201einneren Tendenz\u201c als eigenartiger Modifikation des Ichgef\u00fchls. Damit aber unter allen gleichzeitigen Vorstellungen gerade jene bestimmte als die des erstrebten erscheint, mufs sie beachtet sein, in dem \u201eBeachtungsrelief (um P.s gl\u00fccklichen Ausdruck zu gebrauchen) eine bevorzugte Stelle ein-nehmen. Doch ist nicht die gegenw\u00e4rtige, beachtete Vorstellung das eistrebte selbst, sondern \u201egemeint\u201c ist allemal ein durch sie repr\u00e4sentiertes, nicht gegenw\u00e4rtiges Erlebnis. Dieses \u201eMeinen\u201c kommt hier, wie bei der Erinnerung, dergestalt zu st\u00e4nde, dafs an der gegenw\u00e4rtigen Vorstellung nicht ihre spezifischen Vorstellungselemente beachtet werden, sondern, diejenigen ihrer Bestandteile, welche sie mit dem nicht gegenw\u00e4rtigen Erlebnis gemeinsam hat. Was eine solche Symbolvorstellung erst zur Zielvorstellung macht, darf nicht in einer hinzu vorgestellten Lust oder \u201erelativen Lust\u201c gesucht werden. Wohl aber besteht bei ihr ein gegenw\u00e4rtiges, tats\u00e4chliches Erlebnis \u201erelativer Lust\u201c in folgendem Sinn: Wenn wir ein Erlebnis erstreben, sind wir immer auf dem Weg zur gedanklichen Antizipation desselben; eine solche Antizipation w\u00fcrde bei voller Verwirklichung\n1 Dem nunmehrigen Referenten im Oktober 1902 zugegangen.","page":271}],"identifier":"lit33208","issued":"1903","language":"de","pages":"270-271","startpages":"270","title":"H. Kr\u00f6ll: Die Seele im Lichte des Monismus. Stra\u00dfburg, Ludolf Beust, 1902. 63 S.","type":"Journal Article","volume":"32"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:30:48.813942+00:00"}