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{"created":"2022-01-31T16:33:40.681210+00:00","id":"lit33219","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schultze, Ernst","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 32: 283-284","fulltext":[{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"Li teraturberich t.\n283\nCharakteristik, welche der Direktor der Schule von dem Verhalten des Kindes in der Schule und seiner sozialen Lage entwarf, endlich auf psychologischen Untersuchungen, welche einer der Untersucher unabh\u00e4ngig von dem Messenden machte. So interessant das Ergebnis ist, dafs intelligentere Kinder gr\u00f6fsere und vor allem h\u00f6here Sch\u00e4del haben, so wird doch von der ausf\u00fchrlichen Ver\u00f6ffentlichung zu erwarten sein, dafs auch der Gesundheitszustand, die Ern\u00e4hrungsverh\u00e4ltnisse und die Wachstumsstufe der untersuchten Kinder ber\u00fccksichtigt werden, f\u00fcr welche das Lebensalter einen nur sehr unvollkommenen Mafsstab bildet. Der Leser wird ferner genauer zu erfahren w\u00fcnschen, auf welcher Grundlage die \u00fcberraschend einfache Einteilung der Kinder in intelligente und nicht intelligente m\u00f6glich wurde, obgleich gerade bei jugendlichen Individuen die Variationsbreite auch in psychischen Dingen eine grofse ist.\tG. Thilenius (Breslau).\nA. Marg-uli\u00e9s. Die prim\u00e4re Bedeutung der \u00c4fekte im ersten Stadium der Paranoia. Monatsschrift f\u00fcr Psychiatrie und Neurologie 10 (4), 265\u2014288. 1901.\nBekanntlich hat man in der Psychiatrie schon seit langem die Manie und Melancholie als Erkrankungen des Affekts der Paranoia als reiner Verstandeskrankheit gegen\u00fcbergestellt' Diese Lehre war einleuchtend, didaktisch bestrickend, bequem, so dafs es schon verst\u00e4ndlich erscheint, dafs sie sich weitverbreiteter und anhaltender Anerkennung erfreute.\nEs ist aber auf der anderen Seite wohl nicht der reine Zufall, wenn in der letzten Zeit verschiedene Autoren, unabh\u00e4ngig voneinander, die Lehre bek\u00e4mpfen, als ob es sich bei der Paranoia nur um eine Erkrankung im Gebiete der Vorstellungen handele und als ob bei ihrer Genese Affekte keine Rolle spielen.\nDen theoretischen Erw\u00e4gungen entspricht vielmehr die klinische Erfahrung, dafs die ersten St\u00f6rungen bei der Paranoia im Gebiete der Empfindungen und Gef\u00fchle liegen. Bei der relativen Einf\u00f6rmigkeit des Krankheitsbildes und des Verlaufs der Paranoia k\u00f6nnte man daran denken, dafs ein bestimmter Affekt die Psychose ausl\u00f6st, und man hat von verschiedenen Seiten diese Rolle dem Mifstrauen zugeschrieben. Hiermit stimmt aber die klinische Beobachtung nicht \u00fcberein ; diese lehrt vielmehr, dafs im Beginn der Paranoia die verschiedensten Affekte auftreten. Nur frische F\u00e4lle k\u00f6nnen nat\u00fcrlich verwertet werden ; bei \u00e4lteren F\u00e4llen gewinnen die unter dem Einfl\u00fcsse der Affekte entstandenen falschen Vorstellungen die Bedeutung selbst\u00e4ndiger Symptome, so dafs die urspr\u00fcnglichen St\u00f6rungen auf affektivem Gebiete nicht mehr ermittelt werden k\u00f6nnen ; sie treten zur\u00fcck oder sie werden im Sinne der zur Zeit herrschenden Wahnrichtung umgedeutet und gef\u00e4lscht.\nVerf. konnte an der Hand seiner Beobachtungen ermitteln, dafs das Gef\u00fchlsleben durch bestimmte Ereignisse heftig ersch\u00fcttert wird ; krankhaft war nur die Intensit\u00e4t und Dauer der gem\u00fctlichen Reaktion, begr\u00fcndet durch die Charakteranlage, Neurasthenie, durch Alkoholmifsbrauch etc. Den verschiedenen, so ausgel\u00f6sten Affekten ist ein Zug gemeinsam, das ist der einer andauernden, unbestimmten Unruhe. Diese macht den Kranken","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n284\nratlos, l\u00e4fst ihn nahendes Unheil ahnen. Der Kranke achtet aufmerksamer denn je auf Vorg\u00e4nge der Aufsenwelt oder beobachtet eifriger seine eigenen St\u00f6rungen, und je nachdem bilden sich krankhafte Eigenbeziehungen zur Aufsenwelt oder hypochondrische Vorstellungen. Im ersteren Falle entsteht bald ein fehlerhaftes Urteil, indem der Kranke seiner Umgebung ein nicht vorhandenes Interesse und Wissen zuschreibt, und damit hat sich schon sein Verh\u00e4ltnis zur Aufsenwelt verschoben. Es kommt dann zu fortschreitender Wahnbildung oder unter Nachlafs der krankhaften Affekte zu einer Korrektur der Wahnvorstellungen, zu einer Genesung, die nach Verf. gar nicht so selten ist, wie man vielfach annimmt. Meist freilich geht die Wahnbildung weiter und nimmt eine bestimmte Richtung ein. Der Affekt verliert den Charakter unbestimmter Unruhe und wird umgewertet in den der Angst oder des Mifstrauens. Die Paranoia mit Vorwiegen der Angst zeigt eine mehr phantastische Form, w\u00e4hrend unter dem Einfluf\u00bb des Mifstrauens die Wahnbildung dauernd oder doch lange Zeit in gewissen logischen Grenzen bleibt. Auch jetzt noch, im Stadium des Verfolgungswahns, kann Heilung eintreten. Das urspr\u00fcngliche, den Affekt ausl\u00f6sende Ereignis tritt immer mehr an Bedeutung zur\u00fcck. Ein allgemein g\u00fcltiger Gesichtspunkt, der die Entwicklung der Gr\u00f6fsenideen erkl\u00e4rt, l\u00e4fst sich nicht ermitteln.\tErnst Schultze ( Andernach).\nF. Tuczek. Geisteskrankheit und Irrenanstalten. Sechs gemeinverst\u00e4ndliche Vortr\u00e4ge. Marburg, N. G. Eiwert, 1902.\nNach Form und Inhalt f\u00fcr die weitesten Kreise bestimmte, recht empfehlenswerte Vortr\u00e4ge \u00fcber das Wesen der Geistesst\u00f6rung ihre Symptomatologie, rechtliche Bedeutung und Behandlung. Ernst Schultze.\nRagnar Vogt. Plethysmographische Untersuchungen bei Geisteskrankheiten.\nCentralblatt f\u00fcr Nervenheilkunde und Psychiatrie (Nov.), 1902.\nDie zahlreichen Pulsver\u00e4nderungen, in denen sich die wechselnden seelischen Zust\u00e4nde abspiegeln, k\u00f6nnen als objektive Zeichen f\u00fcr diese Vorg\u00e4nge nicht hoch genug angeschlagen werden.\nDie Pulsfrequenz steigt unter der Einwirkung des Schreckes, \u00fcberhaupt bei gem\u00fctlicher Erregung. Ein Traumatiker hatte in der Ruhe 80\u201490, bei zornm\u00fctiger Erregung 120\u2014130 Pulsschl\u00e4ge; \u00e4hnliches gilt auch von der paranoiden Demenz, ohne dafs Zeichen motorischer Erregung aufzutreten brauchen. Aufsere Eindr\u00fccke erh\u00f6hen bei manischen Kranken leicht die Pulsfrequenz, ebenso oft die Verrichtung leichter k\u00f6rperlicher Arbeit bei dementen Kranken.\nGenauere Untersuchungen erm\u00f6glicht der IjSHMANNSche Plethysmograph, der eine praktische Modifikation des Mossoschen Apparates darstellt.\nDie plethysmographischen Kurven zeichnen bekanntlich die Volumsver\u00e4nderung des Armes auf; diese sind bedingt durch die Pulsschl\u00e4ge und die Respiration, indem das Armvolumen bei Inspiration sinkt, bei Exspiration steigt. Daher bedarf es noch der Aufzeichnung der Atmungskurve mittels eines Pneumographen.\nSteile spontane Senkungen der Kurve sind Folge von auftauchenden Wahrnehmungen oder Gedanken ; gleichm\u00e4fsige Volumschwankungen h\u00e4ngen mit","page":284}],"identifier":"lit33219","issued":"1903","language":"de","pages":"283-284","startpages":"283","title":"A. Marguli\u00e9s: Die prim\u00e4re Bedeutung der Affekte im ersten Stadium der Paranoia. 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