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{"created":"2022-01-31T16:30:49.223968+00:00","id":"lit33220","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schultze, Ernst","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 32: 284","fulltext":[{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n284\nratlos, l\u00e4fst ihn nahendes Unheil ahnen. Der Kranke achtet aufmerksamer denn je auf Vorg\u00e4nge der Aufsenwelt oder beobachtet eifriger seine eigenen St\u00f6rungen, und je nachdem bilden sich krankhafte Eigenbeziehungen zur Aufsenwelt oder hypochondrische Vorstellungen. Im ersteren Falle entsteht bald ein fehlerhaftes Urteil, indem der Kranke seiner Umgebung ein nicht vorhandenes Interesse und Wissen zuschreibt, und damit hat sich schon sein Verh\u00e4ltnis zur Aufsenwelt verschoben. Es kommt dann zu fortschreitender Wahnbildung oder unter Nachlafs der krankhaften Affekte zu einer Korrektur der Wahnvorstellungen, zu einer Genesung, die nach Verf. gar nicht so selten ist, wie man vielfach annimmt. Meist freilich geht die Wahnbildung weiter und nimmt eine bestimmte Richtung ein. Der Affekt verliert den Charakter unbestimmter Unruhe und wird umgewertet in den der Angst oder des Mifstrauens. Die Paranoia mit Vorwiegen der Angst zeigt eine mehr phantastische Form, w\u00e4hrend unter dem Einfluf\u00bb des Mifstrauens die Wahnbildung dauernd oder doch lange Zeit in gewissen logischen Grenzen bleibt. Auch jetzt noch, im Stadium des Verfolgungswahns, kann Heilung eintreten. Das urspr\u00fcngliche, den Affekt ausl\u00f6sende Ereignis tritt immer mehr an Bedeutung zur\u00fcck. Ein allgemein g\u00fcltiger Gesichtspunkt, der die Entwicklung der Gr\u00f6fsenideen erkl\u00e4rt, l\u00e4fst sich nicht ermitteln.\tErnst Schultze ( Andernach).\nF. Tuczek. Geisteskrankheit und Irrenanstalten. Sechs gemeinverst\u00e4ndliche Vortr\u00e4ge. Marburg, N. G. Eiwert, 1902.\nNach Form und Inhalt f\u00fcr die weitesten Kreise bestimmte, recht empfehlenswerte Vortr\u00e4ge \u00fcber das Wesen der Geistesst\u00f6rung ihre Symptomatologie, rechtliche Bedeutung und Behandlung. Ernst Schultze.\nRagnar Vogt. Plethysmographische Untersuchungen bei Geisteskrankheiten.\nCentralblatt f\u00fcr Nervenheilkunde und Psychiatrie (Nov.), 1902.\nDie zahlreichen Pulsver\u00e4nderungen, in denen sich die wechselnden seelischen Zust\u00e4nde abspiegeln, k\u00f6nnen als objektive Zeichen f\u00fcr diese Vorg\u00e4nge nicht hoch genug angeschlagen werden.\nDie Pulsfrequenz steigt unter der Einwirkung des Schreckes, \u00fcberhaupt bei gem\u00fctlicher Erregung. Ein Traumatiker hatte in der Ruhe 80\u201490, bei zornm\u00fctiger Erregung 120\u2014130 Pulsschl\u00e4ge; \u00e4hnliches gilt auch von der paranoiden Demenz, ohne dafs Zeichen motorischer Erregung aufzutreten brauchen. Aufsere Eindr\u00fccke erh\u00f6hen bei manischen Kranken leicht die Pulsfrequenz, ebenso oft die Verrichtung leichter k\u00f6rperlicher Arbeit bei dementen Kranken.\nGenauere Untersuchungen erm\u00f6glicht der IjSHMANNSche Plethysmograph, der eine praktische Modifikation des Mossoschen Apparates darstellt.\nDie plethysmographischen Kurven zeichnen bekanntlich die Volumsver\u00e4nderung des Armes auf; diese sind bedingt durch die Pulsschl\u00e4ge und die Respiration, indem das Armvolumen bei Inspiration sinkt, bei Exspiration steigt. Daher bedarf es noch der Aufzeichnung der Atmungskurve mittels eines Pneumographen.\nSteile spontane Senkungen der Kurve sind Folge von auftauchenden Wahrnehmungen oder Gedanken ; gleichm\u00e4fsige Volumschwankungen h\u00e4ngen mit","page":284}],"identifier":"lit33220","issued":"1903","language":"de","pages":"284","startpages":"284","title":"F. Tuczek: Geisteskrankheit und Irrenanstalten. Sechs gemeinverst\u00e4ndliche Vortr\u00e4ge. Marburg, N. G. Elwert, 1902","type":"Journal Article","volume":"32"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:30:49.223974+00:00"}