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{"created":"2022-01-31T15:59:37.058855+00:00","id":"lit33232","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schultz, Paul","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 32: 296-297","fulltext":[{"file":"p0296.txt","language":"de","ocr_de":"296\nLiteraturbericht.\n\u2022Mafse. Das weibliche ist im Vergleich zur K\u00f6rpergr\u00f6fse leichter. Zwischen der Masse der Muskulatur und dem Hirngewicht besteht ebenfalls eine deut-liehe Wechselbeziehung. Die Gehirne Geisteskranker weisen eine gr\u00f6fsere Variations weite bez\u00fcglich ihres Gewichts auf als die Geistesgesunder. Diese gr\u00f6fsere Tendenz zum Abweichen vom Mittelwert erkl\u00e4rt sich dadurch, dafs bei einzelnen Formen von Geistesst\u00f6rung das Gewicht abnimmt, bei anderen zunimmt (Hirnh\u00e4ute, Fl\u00fcssigkeit!). Das Hirngewicht Geisteskranker ist \u00fcberhaupt geringer; die leichtesten und schwersten Gehirne geh\u00f6rten Geisteskranken an. Auch die Intelligenz spielt eine Rolle. Das Gehirngewicht ist um so gr\u00f6fser, je mehr geistige F\u00e4higkeiten der Beruf seines Tr\u00e4gersverlangt. Mit Zunahme der Sch\u00e4delmasse w\u00e4chst das Hirngewicht. Die Sch\u00e4delbreite ist f\u00fcr das Hirngewicht von gr\u00f6fserer Bedeutung als die Sch\u00e4dell\u00e4nge. Bei Individuen, die an chronischen Krankheiten zu gr\u00fcnde gehen, ist das Hirngewicht kleiner als bei schnell zum Tode f\u00fchrenden Affektionen; die Todesart wirkt auf dem Wege der Blutstauung oder des Blutverlustes auf das Hirngewicht ein.\nMan sieht, das Hirngewicht wird durch die Kombination einer ganzen Reihe von teils in derselben Richtung wirkenden und sich unterst\u00fctzenden, teils sich abschw\u00e4chenden Umst\u00e4nden bedingt. Ernst Schultze.\nKarl Gussenbauer. Anschauungen \u00fcber Gehirnfunktionen. Inaugurationsrede.\nWien u. Leipzig, Wilhelm Braum\u00fcller, 1902. 36 S. Mk. 0.80.\nKurze \u00dcbersicht \u00fcber die Anschauungen, welche man zu den verschiedenen Zeiten \u00fcber das Wesen und die Bedeutung 'der Gehirnt\u00e4tigkeit hatte, Ausblick auf die Aufgaben der Zukunft und kurze Skizzierung der Entwicklung der geistigen Pers\u00f6nlichkeit.\tErnst Schultze.\nM. Probst. \u00dcber den Hirnmechanismus der Motilit\u00e4t. Jahrb\u00fccher f\u00fcr Psych.\nu. Neurol. 1901.\nVerf. hat in einer grofsen Reihe von Versuchen Rindenabtragungen, Sehh\u00fcgelverletzungen, Schweifkernverletzungen und Durchschneidung der inneren Kapsel, der vorderen und hinteren Zweih\u00fcgelgegend, der Br\u00fccke, des verl\u00e4ngerten Markes und des R\u00fcckenmarkes an verschiedenen Tieren vorgenommen und die physiologischen Folgeerscheinungen gepr\u00fcft. Sp\u00e4ter werden an den so operierten Tieren Reizungen der Grofshirnrinde und Kleinhirnrinde vorgenommen, um festzustellen, in welchem Mafse die gew\u00f6hnlichen Erscheinungen der Rindenreizung durch die gesetzten L\u00e4sionen ver\u00e4ndert werden. Die L\u00e4sionen selbst und ihre anatomischen Folgen werden noch nachtr\u00e4glich an l\u00fcckenlosen Serienschnitten bestimmt. Das wesentliche Ergebnis der Untersuchung besteht in dem im einzelnen durchgef\u00fchrten Nachweis, dafs nicht ausschliefslich die Pyramidenbahn als Leitungsbahn f\u00fcr die Motilit\u00e4t in Betracht kommt, sondern auch die motorischen Haubenbahnen, und dafs ferner die Pyramidenfasern einer Hemisph\u00e4re beide K\u00f6rperh\u00e4lften in einem gewissen Mafse innervieren. In Bezug auf die vielen mitgeteilten Einzelheiten der Versuche, die z. T. schon vom Verf. an anderen Stellen verwertet worden sind, mufs auf das Original verwiesen werden. Hier sei nur einiges hervorgehoben. An einer Katze, bei der rechts ein Mangel der Hirnschenkelfaser und einer Pyramide vor-","page":296},{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturb ericht.\n297\nlag, wurde die entsprechende motorische Rindenzone abgetragen. Schon .unmittelbar nach der Operation konnte die Katze gehen, in den n\u00e4chsten 14 Tagen war nur eine leichte Parese in der linken vorderen Extremit\u00e4t zu bemerken, sonst bot die Katze keinen abweichenden Befund dar. Es mufste also eine \u201ePyramidenbahn\u201c vorhanden sein. Und sie war vorhanden, sie hatte nur einen ganz abnormen Weg mitten durch den Sehh\u00fcgel und die Substantia reticularis des \u00fcbrigen Hirnstammes genommen. Aufserdem konnte in diesem Versuch und anderen \u00e4hnlichen nachgewiesen werden, dafs das motorische Rindenzentrum durch Fasern mit dem Sehh\u00fcgel in Verbindung stehen, die also neben der Pyramidenbahn eine zweite motorische Rindenbahn darstellen. Ihre Durchschneidung bei Kapsell\u00e4sionen bringt die eigenlichen Paresen bei den Tieren zu st\u00e4nde. Aus den weiteren Beobachtungen geht hervor, dafs beim Mechanismus der Motilit\u00e4t die Grofshirnrinde, die grofsen subkortikalen Ganglien (Sehh\u00fcgel, und vielleicht auch Schweifkern und Linsenkern), die Kerne im Mittelhirn, Hinterhirn und Nachhirn, das Kleinhirn und die Vorderhirnzellen des R\u00fcckenmarkes in der mannigfachsten Weise zusammenspielen. Noch ein anderer interessanter Versuch sei hervorgehoben, eine Halbseitendurchschneidung zwischen vorderem und hinterem Zweih\u00fcgel bei einer erwachsenen Katze. Auch dieser Fall, dessen Detail im Original einzusehen sind, lehrt, dafs nicht einmal eine vollst\u00e4ndige, ja sogar \u00fcber die Mittellinie reichende Durchschneidung der Vierh\u00fcgelgegend im st\u00e4nde ist, eine dauernde L\u00e4hmung zu erzeugen ; das Tier konnte schon nach drei Wochen ganz gut vom Sessel herabspringen und recht gut wieder gehen. Die anf\u00e4nglichen Zwangsbewegungen (Kreis- oder Drehbewegungen nach der unverletzten Seite) und die Zwangsstellungen bessern sich betr\u00e4chtlich im Laufe der Zeit; ebenso z. T. die Augenmuskelst\u00f6rungen und der Nystagmus. Auch hier zeigt sich, dafs die Sensibilit\u00e4tst\u00f6rungen, die anfangs sehr stark vorhanden waren, sich bessern und dann kaum mehr nach gewiesen werden k\u00f6nnen. Die Durchschneidung hatte auf der rechten Seite stattgefunden. 3 Wochen sp\u00e4ter wurden die motorischen Zonen des Grofshirnes faradisch gereizt. Vom linken Gyrus sigmoideus konnten auf der rechten Seite Einzelzuckungen und epileptische Anf\u00e4lle ausgel\u00f6st werden. Vom rechten Gyrus sigmoideus konnten mit starken Str\u00f6men Zuckungen in der linken vorderen und hinteren Extremit\u00e4t ausgel\u00f6st werden, aber nie ein epileptischer Anfall.\nPaul Schultz (Berlin).\nK. Brodmann. Plethysmographische Studien am Menschen. 1. Untersuchungen \u00fcber das Volumen des Gehirns und Vorderarms im Schlafe. Journal f\u00fcr Psychol, und Neurol. 1 (1 u. 2), 10\u201471. 1902.\nDie Arbeit -\u2014 an einer einzelnen Versuchsperson vorgenommen \u2014 macht, wie Verf. auch einleitend bemerkt, nicht den Anspruch, eine Entscheidung in den verschiedenen aufgestellten \u201evasomotorischen\u201c Schlaftheorien herbeizuf\u00fchren ; sie soll lediglich einen \u201eindividuellen Beitrag zu den vasomotorischen Ausdrucksbewegungen der Schlaferscheinungen\u201c liefern. Wenn man ganz absieht von dem absoluten Wert der Schl\u00fcsse, die die gefundenen Resultate ergeben, ist die Untersuchung f\u00fcr sp\u00e4tere Forscher auf diesem Gebiete von grofser Bedeutung, da aus der technischen Anordnung","page":297}],"identifier":"lit33232","issued":"1903","language":"de","pages":"296-297","startpages":"296","title":"M. Probst: \u00dcber den Hirnmechanismus der Motilit\u00e4t. Jahrb\u00fccher f\u00fcr Psych. u. 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