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{"created":"2022-01-31T16:32:58.302340+00:00","id":"lit33233","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Merzbacher","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 32: 297-299","fulltext":[{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturb ericht.\n297\nlag, wurde die entsprechende motorische Rindenzone abgetragen. Schon .unmittelbar nach der Operation konnte die Katze gehen, in den n\u00e4chsten 14 Tagen war nur eine leichte Parese in der linken vorderen Extremit\u00e4t zu bemerken, sonst bot die Katze keinen abweichenden Befund dar. Es mufste also eine \u201ePyramidenbahn\u201c vorhanden sein. Und sie war vorhanden, sie hatte nur einen ganz abnormen Weg mitten durch den Sehh\u00fcgel und die Substantia reticularis des \u00fcbrigen Hirnstammes genommen. Aufserdem konnte in diesem Versuch und anderen \u00e4hnlichen nachgewiesen werden, dafs das motorische Rindenzentrum durch Fasern mit dem Sehh\u00fcgel in Verbindung stehen, die also neben der Pyramidenbahn eine zweite motorische Rindenbahn darstellen. Ihre Durchschneidung bei Kapsell\u00e4sionen bringt die eigenlichen Paresen bei den Tieren zu st\u00e4nde. Aus den weiteren Beobachtungen geht hervor, dafs beim Mechanismus der Motilit\u00e4t die Grofshirnrinde, die grofsen subkortikalen Ganglien (Sehh\u00fcgel, und vielleicht auch Schweifkern und Linsenkern), die Kerne im Mittelhirn, Hinterhirn und Nachhirn, das Kleinhirn und die Vorderhirnzellen des R\u00fcckenmarkes in der mannigfachsten Weise zusammenspielen. Noch ein anderer interessanter Versuch sei hervorgehoben, eine Halbseitendurchschneidung zwischen vorderem und hinterem Zweih\u00fcgel bei einer erwachsenen Katze. Auch dieser Fall, dessen Detail im Original einzusehen sind, lehrt, dafs nicht einmal eine vollst\u00e4ndige, ja sogar \u00fcber die Mittellinie reichende Durchschneidung der Vierh\u00fcgelgegend im st\u00e4nde ist, eine dauernde L\u00e4hmung zu erzeugen ; das Tier konnte schon nach drei Wochen ganz gut vom Sessel herabspringen und recht gut wieder gehen. Die anf\u00e4nglichen Zwangsbewegungen (Kreis- oder Drehbewegungen nach der unverletzten Seite) und die Zwangsstellungen bessern sich betr\u00e4chtlich im Laufe der Zeit; ebenso z. T. die Augenmuskelst\u00f6rungen und der Nystagmus. Auch hier zeigt sich, dafs die Sensibilit\u00e4tst\u00f6rungen, die anfangs sehr stark vorhanden waren, sich bessern und dann kaum mehr nach gewiesen werden k\u00f6nnen. Die Durchschneidung hatte auf der rechten Seite stattgefunden. 3 Wochen sp\u00e4ter wurden die motorischen Zonen des Grofshirnes faradisch gereizt. Vom linken Gyrus sigmoideus konnten auf der rechten Seite Einzelzuckungen und epileptische Anf\u00e4lle ausgel\u00f6st werden. Vom rechten Gyrus sigmoideus konnten mit starken Str\u00f6men Zuckungen in der linken vorderen und hinteren Extremit\u00e4t ausgel\u00f6st werden, aber nie ein epileptischer Anfall.\nPaul Schultz (Berlin).\nK. Brodmann. Plethysmographische Studien am Menschen. 1. Untersuchungen \u00fcber das Volumen des Gehirns und Vorderarms im Schlafe. Journal f\u00fcr Psychol, und Neurol. 1 (1 u. 2), 10\u201471. 1902.\nDie Arbeit -\u2014 an einer einzelnen Versuchsperson vorgenommen \u2014 macht, wie Verf. auch einleitend bemerkt, nicht den Anspruch, eine Entscheidung in den verschiedenen aufgestellten \u201evasomotorischen\u201c Schlaftheorien herbeizuf\u00fchren ; sie soll lediglich einen \u201eindividuellen Beitrag zu den vasomotorischen Ausdrucksbewegungen der Schlaferscheinungen\u201c liefern. Wenn man ganz absieht von dem absoluten Wert der Schl\u00fcsse, die die gefundenen Resultate ergeben, ist die Untersuchung f\u00fcr sp\u00e4tere Forscher auf diesem Gebiete von grofser Bedeutung, da aus der technischen Anordnung","page":297},{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"298\nLitera turbericht.\ndes Untersuchungsplan.es, den Schwierigkeiten der Untersuchungen, den Fragestellungen, den zu beachtenden Fehlerquellen sehr viel gelernt werden kann.\nWas den absoluten Werth der Schlufsfolgerungen betrifft der mit vielem Fleifse und grofser Umsicht ausgef\u00fchrten Untersuchungen, so ist er stark beeintr\u00e4chtigt \u2014 und zwar nach Ansicht des Ref. noch mehr als sich Verf., scheint es, bewufst wrird \u2014 durch die speziellen Eigent\u00fcmlichkeiten des Falles. Ein prolabierter Gehirnteil eines in seiner Intelligenz minderwertigen Individuums dient zu den plethysmographischen Versuchen. Wie sich die Zirkulationsverh\u00e4ltnisse im allgemeinen in einem solch pathologisch ver\u00e4ndertem Gehirne, und speziell in dem Gehirnpilz gestalten, ist gar nicht a priori abzusch\u00e4tzen; Verwachsungen, chronische Prozesse in den Gehirnh\u00e4uten k\u00f6nnen abnorme Verh\u00e4ltnisse geschaffen haben. Ferner ist die Psyche der Versuchsperson ganz pathologisch: Indolenz, Schl\u00e4frigkeit, in \u201emerklichem Grade herabgesetzte Intelligenz\u201c, sind gerade dieser Art von Versuchen nicht sehr f\u00f6rderlich. Wie l\u00e4fst es sich z. B. gerade bei einem solchen Menschen entscheiden, wann er wirklich erwacht ist?! Beim normalen Menschen ist diese Entscheidung bereits sehr schwierig, weit mehr in diesem Falle. Das somatische Verhalten gibt uns gewifs keinen sicheren Index. Die Widerspr\u00fcche zum Teil mit den Ergebnissen anderer Autoren, namentlich Mosso, k\u00f6nnen eventuell auch durch die \u201ePathologie\u201c des Falles bedingt sein.\nMufs man also auch den Schlufsfolgerungen einen mehr oder weniger relativen Wert zuschreiben, so sind sie auch mit dieser Einschr\u00e4nkung nicht weniger interessant. Sie m\u00f6gen hier in K\u00fcrze wiedergegeben wrerden:\n1.\tSowohl im Schlafe wie im Wachzust\u00e4nde kann man am Gehirn wie am Vorderarme rhythmische Volumschwankungen registrieren, die ganz unabh\u00e4ngig sind von den Atemz\u00fcgen oder von irgendwelchen nachweisbaren \u00e4ufseren Eindr\u00fccken. Mosso hat sie mit dem Namen Undulationen charakterisiert. Sie sind bedingt durch selbst\u00e4ndige Bewegungen des Gef\u00e4fssystemes. Die undulatorische Volumschwankung scheint einigen Ein-flufs auf die Pulsh\u00f6he zu besitzen.\n2.\tWeder im Schlafen noch im Wachen besteht ein Antagonismus zwischen Gehirn- und Armkreislauf, d. h. die Blutf\u00fclle bezw. Blutarmut in dem einen Organ hat nicht den entgegengerichteten Prozefs im anderen Organ zur Folge. Bekanntlich hat Mosso auf Grund plethysmographischer Versuche am Vorderarm wr\u00e4hrend des Schlafes die Theorie entwickelt, dafs die zu beobachtende Erschlaffung der Gef\u00e4fse am Vorderarme eine Gehirnan\u00e4mie mit begleitender Abnahme des Gehirnvolumens bedinge. Umgekehrt soll beim Erwachen eine spastische An\u00e4mie der Gef\u00e4fse in den Extremit\u00e4ten einsetzen. Auf diese Erfahrungen gr\u00fcndete er eine . rein mechanische Schlaftheorie. Brodmann verwirft auf Grund seiner Versuche diese Theorie und glaubt, dafs den einzelnen Organen voneinander unabh\u00e4ngige Eigenbewegungen des Gef\u00e4fssystems zuzuschreiben sind.\n3.\tBeim \u00dcbergang von Wachen zum Schlaf und von Schlaf zum Wachen, wrie auch immer dieser \u00dcbergang sich gestalten mag, erleidet der Blutumlauf eine Reihe sukzessiver Ver\u00e4nderungen, die bei gleichen Bedingungen gleichartig sich gestalten. Also scheint ein inniger Konnex","page":298},{"file":"p0299.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n299\nzwischen Vorg\u00e4nge in der Vasomotorent\u00e4tigkeit und Schlaf sicher. \u2014-W\u00e4hrend des Eintritt des Schlafes kommt es zu einer Volumzunahme des Gehirnes, die gleichzeitig sichtbare vermehrte Pulsh\u00f6he weist auf eine Erschlaffung der Gef\u00e4fse hin. Im Arm scheint das gleiche sich abzuspielen. Dieser Befund in diesem speziellen Falle steht im Widerspruch mit der h\u00e4ufig ausgesprochenen Theorie der Gehirnan\u00e4mie.\n4. Die Vorg\u00e4nge beim Erwachen bieten des Interessanten genug. Die Art und Weise, wie aufgeweckt wird und wie die Versuchsperson erwacht sind streng zu scheiden. Reize, die nicht zum Erwachen f\u00fchren, \u201eunterschwellige\u201c Reize, erzeugen bereits kurzdauernde, aber deutliche Volumschwankungen. \u2014 Der allm\u00e4hliche \u00dcbergang aus dem Schlafe in dem Zustande des Wachseins, wobei keine heftigen Reaktionen von seiten der Versuchsperson erfolgen, ist charakterisiert durch eine mehr oder minder \u2022starke Volumabnahme des Gehirnes (und auch des Vorderarmes) \u2014 also \u25a0w\u00e4hrend des Erwachens eine zum Schlafzustande relative Gehirnan\u00e4mie. Erfolgt das Erwachen auf einen starken Reiz hin mit einem Affekte, so beherrscht die vasomotorische Ver\u00e4nderung durch den Affekt so sehr das Bild, dafs sie die Wirkung des blofsen Erwachens verdeckt. Aber auch unter diesen Umst\u00e4nden ist es jedenfalls leicht zu erkennen, dafs nach hem Erwachen das Gehirn relativ blut\u00e4rmer ist als vor dem Wachsein.\nEs ist selbstverst\u00e4ndlich, dafs V e r f., bevor er die zuletzt wiedergegebenen Resultate fassen konnte, erst die Begleiterscheinungen des Erwachens, wrie Muskelkontraktionen, Sprechen, Affekt etc erst einzeln im Wachzust\u00e4nde studieren mufste. Der Einflufs geringerer Bewegungen auf has Gehirnvolumen ist nicht bedeutenh.\nDie Verh\u00e4ltnisse im \u201emedikament\u00f6sen\u201c Schlaf und im Erwachen aus \u25a0demselben zeigen besondere Verh\u00e4ltnisse, die sich mit denen im Normalzust\u00e4nde nicht vergleichen lassen.\nDer umfangreichen Abhandlung sind acht wohlgelungene Tafeln der plethysmographischen Kurven, und vier \u00fcbersichtliche Tabellen beigegeben.\nMerzbacher (Strafsburg).\nBemerkung zu dem Referat des Herrn Max Meyer \u00fcber meinen Aufsatz: Color-introspection on the part of the Eskimo.\nEs sei mir gestattet, an dieser Stelle zun\u00e4chst Herrn Meyer meinen Dank daf\u00fcr auszusprechen, dafs er gelegentlich der Besprechung eines kurzen von mir verfafsten Artikels \u00fcber Farbentheorien, welcher in der Psychological Review 1902 erschienen ist, sich durchaus zustimmend \u00fcber meine Ansichten \u00e4ufsert und sich denselben anschliefst. Indessen m\u00f6chte ich mir doch die Bemerkung erlauben, dafs in einem Punkte meine Meinung \u00fcber diese Dinge nicht ganz korrekt wiedergegeben ist. Referent sagt: \u201eDer Artikel schliefst mit einer Vergleichung der HelmholTzschen und der HERiNGschen Theorie und einem Hinweis auf die Punkte, in denen diese Theorien sich gegenseitig erg\u00e4nzen.\u201c\nDagegen mufs ich betonen, dafs ich nicht gesagt habe, dafs die beiden Theorien sich erg\u00e4nzen, \u2014 das ist unm\u00f6glich, da die eine drei, die andere vier Farbengrundempfindungen postulieren. Vielmehr bin ich der Ansicht, dafs beide Theorien einander auf heben und brachte das durch die Worte","page":299}],"identifier":"lit33233","issued":"1903","language":"de","pages":"297-299","startpages":"297","title":"K. Brodmann: Plethysmographische Studien am Menschen. I. Untersuchungen \u00fcber das Volumen des Gehirns und Vorderarms im Schlafe. Journal f\u00fcr Psychol. und Neurol. 1 (1 u. 2), 10-71. 1902","type":"Journal Article","volume":"32"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:32:58.302346+00:00"}