Open Access
{"created":"2022-01-31T15:33:49.716495+00:00","id":"lit33236","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Meyer, Max","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 32: 302-303","fulltext":[{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"302\nLiteraturbericht.\nG. M. Stratton. Visible Motion and the Space Threshold. The Method of Serial Groups. Psychol. Review 9 (5), 433\u2014447. 1902.\nVerf. bestimmt die Schwellen f\u00fcr gesehene Bewegung und f\u00fcr die Unterscheidung von zwei ruhenden Punkten, in der Absicht zu entscheiden,, ob die Wahrnehmung von Bewegungen und die Wahrnehmung r\u00e4umlicher Verschiedenheit unabh\u00e4ngige Vorg\u00e4nge sind oder aufeinander zur\u00fcckgef\u00fchrt werden k\u00f6nnen. Vermittelst einer ebenso h\u00fcbschen wie verh\u00e4ltnism\u00e4fsig einfachen Versuchsanordnung, die jedoch nicht in kurzen Worten beschrieben werden kann, wurde ein Punkt entweder von unten nach oben bewegt oder w\u00e4hrend der ersten H\u00e4lfte der Zeit unten, w\u00e4hrend der zweiten H\u00e4lfte oben exponiert. Die Versuche wurden sowohl mit indirektem Sehen als auch mit dem zentralen Teil der Netzhaut angestellt; in letzterem Falle befand sich der Apparat in einer Entfernung von 120 m. Wenn man die Durchschnittswerte ber\u00fccksichtigt, so ist die Schwelle f\u00fcr Bewegung etwas kleiner als f\u00fcr zwei ruhende nacheinander gesehene Punkte. Die kleinste Schwelle in einer Reihe von Versuchen ist jedoch gr\u00f6fser f\u00fcr Bewegung als f\u00fcr zwei Punkte. Verf. schliefst daraus, dafs die Wahrnehmung von Bewegungen keine primitive Form der Empfindung ist, unabh\u00e4ngig von der Unterscheidung r\u00e4umlich verschiedener Punkte. Er beschreibt eine Wahrnehmung von Bewegung als eine Wahrnehmung, dafs eine Empfindung ihre r\u00e4umlichen Relationen \u00e4ndert, nichts mehr oder weniger. Dies schliefst nicht ein, dafs die Wahrnehmung von Bewegung stets eine absichtliche Vergleichung zweier r\u00e4umlicher Lagen enth\u00e4lt; das Urteil geschieht oft momentan. Aber dies Urteil ist doch in Wirklichkeit zusammengesetzt. Seine Versuche beweisen dem Verf., dafs eine r\u00e4umliche Tatsache niemals zur Empfindung gelangen kann als eine reine Empfindung, ohne jede Beziehung.\nIn der zweiten Abhandlung beschreibt der Verf. eine Variation der Methode der richtigen und falschen F\u00e4lle, die ihm grofse Vorz\u00fcge vor anderen Methoden zu haben scheint. Eine \u201eGruppe\u201c besteht aus einer Reihe von 10 Versuchen, von denen 5 einen kleinen endlichen Wert des zu beurteilenden Materials darstellen, die 5 anderen Nullf\u00e4lle sind. Wenn 8 oder mehr von diesen 10 F\u00e4llen richtig sind, so wird eine zweite Gruppe mit einem kleineren endlichen Wert angestellt, bis weniger als 8 F\u00e4lle richtig sind; diesen Wert nennt Verf. die Schwelle. Zwei Tatsachen scheinen bei dieser Methode Kritik herauszufordern. Zun\u00e4chst die grofse Zahl der Nullf\u00e4lle, an denen man gar kein entsprechendes Interesse nimmt. Wenn man kleine und grofse endliche Werte in jeder Versuchsreihe bunt durcheinander vorf\u00fchrt, so werden diese Nullf\u00e4lle ganz oder nahezu \u00fcberfl\u00fcssig. Verf. bestimmt z. B. die sechs Schwellenwerte 4, 7, 3, 7, 3, 4, deren Durchschnittswert 4,3 er als endg\u00fcltiges Resultat benutzt. Da er nun jede Gruppenreihe mit dem zu beurteilenden Wert 7 beginnt, so enth\u00e4lt die erste Gruppenreihe vier Gruppen, die zweite eine, die dritte f\u00fcnf, die vierte eine, die f\u00fcnfte f\u00fcnf, die sechste vier; alle zusammen also zwanzig Gruppen oder 200 Einzelversuche, von denen die H\u00e4lfte, 100, Nullf\u00e4lle sind. W\u00fcrde er dagegen grofse, kleine und Nullwerte in jeder Versuchsreihe durcheinandermischen, so w\u00e4ren 15 Nullwerte anstatt der 100 vollkommen ausreichend. Das scheint denn also doch keine sehr \u00f6konomische Methode","page":302},{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n303\nzu sein. Noch schlimmer aber scheint die folgende Tatsache zu sein. Von den zwanzig Gruppen werden nur sechs wirklich verwertet; wie das Urteil in den anderen war, davon erf\u00e4hrt der Leser nichts Bestimmtes, obwohl das doch nicht so ganz ohne alles Interesse ist. Das Ergebnis von vierzehn der zwanzig Gruppen wird einfach in den Papierkorb geworfen, und man h\u00f6rt nichts weiter davon; zu liebe der \u201eMethode\u201c. Also %0 der Versuche werden \u00fcberhaupt nur ber\u00fccksichtigt. Davon sind die H\u00e4lfte, %0, Nullf\u00e4lle, die nur als \u201eVexierversuche\u201c eingef\u00fchrt wurden. Das Endergebnis, das dem Leser vor Augen gestellt wird, ist daher das Ergebnis von nur 3/20 oder 150 0 der Versuche, die \u00fcberhaupt gemacht wurden. Die \u00fcbrigen 85% der Versuche sind von der \u201eMethode\u201c verschlungen worden, bevor irgend jemand \u2014 mit Ausnahme nat\u00fcrlich des Experimentators, der jedoch ein gemieteter Arbeiter sein kann \u2014 sie zu sehen bekommen hat. Dem Referenten scheint eine solche Methode f\u00fcr psychologische Zwecke doch nicht so bedeutende Vorz\u00fcge zu haben, wie der Verf. sie ihr nachr\u00fchmt.\nMax Meyer (Columbia, Missouri).\nW. A. Nagel. \u00dcber dicMomatische Farbensysteme. Vortrag geh. i. d. 29. Vers, der Ophthalm. Gesellseh. zu Heidelberg 1901. Wiesbaden, Bergmann.\nNach Hering beruht sowohl die Rotblindheit als die Gr\u00fcnblindheit auf dem Ausfall der rot-gr\u00fcnen Sehsubstanz; der Unterschied zwischen beiden Farbenanomalien werde bedingt durch mehr oder weniger starke Pigmentierung der Makula, sei also rein physikalisch. Durch Vergleich zweier Lichter, die im Makularpigment gar nicht absorbiert werden k\u00f6nnen, n\u00e4mlich Na-gelb und Li-rot, lassen sich nun, wie schon v. Kries zeigte, die Rotgr\u00fcnblinden ebenfalls in zwei scharf voneinander geschiedene Klassen einteilen. Die eine Klasse braucht ca. 5 mal soviel Rot als die andere, um Gleichung mit demselben Gelb zu erhalten.\nN. hat mit seinem f\u00fcr die Zwecke der Praxis bestimmten, aufser-ordentlich bequemen und zuverl\u00e4ssigen \u201ediagnostischen Apparat\" \u00fcber 100 Dichromaten untersucht und stets diese scharfe Scheidung best\u00e4tigt gefunden; \u00dcberg\u00e4nge, wie sie bei der doch sicherlich individuell variierenden Makularpigmentierung sich zeigen m\u00fcfsten, fehlen vollst\u00e4ndig.\nFerner wreist N. darauf hin, dafs ein durch Makularpigment verursachter Unterschied doch verschwinden m\u00fcfste, wenn die Netzhautperipherie untersucht wird, was aber tats\u00e4chlich nicht der Fall ist. Schliefs-lich l\u00e4fst sich auch die Pigmentierung der Makula in vivo bis zu einem gewissen Grade kontrollieren und \u2014 entgegen Hering \u2014 haben sich bei beiden Typen, den Rot- wie den Gr\u00fcnblinden sowohl stark- wie schwachpigmentierte Individuen gefunden.\nFreilich tritt bei den in der Praxis der Augen\u00e4rzte \u00fcblichen Methoden (Wollproben, pseudoisochromatische Tafeln, ja auch bei Kreiselgleichungen) jener Unterschied zwischen Protanopen und Deuteranopen nicht oder nur selten klar zu Tage. Die Ursache liegt darin, dafs bei jenen Proben Makula und periphere Netzhaut gleichzeitig untersucht und dem Adaptationszustande, der f\u00fcr die Dichromaten besonders wesentlich ist, keine Rechnung getragen wird. Auch die einfache Betrachtung eines im ganzen sichtbaren Spektrums gen\u00fcgt nicht, um die Verk\u00fcrzung des roten Endes f\u00fcr","page":303}],"identifier":"lit33236","issued":"1903","language":"de","pages":"302-303","startpages":"302","title":"G. M. Stratton: Visible Motion and the Space Threshold. The Method of Serial Groups. Psychol. Review 9 (5), 433-447. 1902","type":"Journal Article","volume":"32"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:33:49.716501+00:00"}