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{"created":"2022-01-31T16:33:00.962408+00:00","id":"lit33244","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Piper, H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 32: 350-355","fulltext":[{"file":"p0350.txt","language":"de","ocr_de":"350\nLitera turbericht.\n\u00fc. St\u00e9fani. Comment se comporte le muscle sphincter de l\u2019iris \u00e0 la suite de l\u2019atropinisation de l\u2019oeil. Arch. ital. de biologie 37, 65\u201473. 1902.\nWird Hunden w\u00e4hrend 8\u201470 Tagen ein Auge atropinisiert, so zieht sich nach dem Tode (durch schnelles Verbluten) die Pupille des Atropinauges st\u00e4rker zusammen, wie die Pupille des nicht atropinisierten Auges. Letztere erweitert sich zun\u00e4chst, um sich dann meist wieder ein wenig zu verengern. Die gleichzeitig eintretende Verengerung der Pupille des Atropinauges ist immer st\u00e4rker, wie die der normalen Pupille; das Verh\u00e4ltnis kann 1:2 betragen. Die Pupille eines nur kurze Zeit atropinisierten Auges verh\u00e4lt sich hingegen wie die des normalen. Nach beiderseitiger Sympathikusdurch-schneidung verengt sich die normale Pupille postmortal mehr, als die des kurz oder lang atropinisierten Auges. Ist eine Pupille seit kurzem, die andere l\u00e4nger atropinisiert, so zieht sich ebenfalls nach doppelter Sym-pathikusdurchschneidung erstere kaum, letztere stark zur\u00fcck. Nikotin ist auf die postmortale Pupillenbewegung ohne Einflufs. \u2014 Die Unterschiede zwischen k\u00fcrzer und l\u00e4nger atropinisierter Pupille beruhen nicht auf Abschw\u00e4chung der Atropinwirkung bei l\u00e4ngerer Anwendung, weil sich nach dieser Lichteinfall oder Reizung der Ciliarnerven als unwirksam erwiesen. Die postmortalen Bewegungen der Pupillen h\u00e4ngen ab von der Gewebselastizit\u00e4t, von der eigenen T\u00e4tigkeit des Dilatators, sowie des Konstriktors. F\u00fcr gew\u00f6hnlich \u00fcberwiegen die beiden ersten die Pupille erweiternden Kr\u00e4fte ; nach l\u00e4ngerer Atropinisierung ist hingegen die Wirkung der dritten Kraft vermehrt. Verf. schliefst aus seinen Versuchen, dafs Atropin keine l\u00e4hmende Wirkung direkt auf den Sphinktermuskel aus\u00fcbt, sondern vielmehr den tonischen Einflufs der Ciliarnerven verhindert, und dadurch die Kraft des Sphinkters erh\u00f6ht. W. Trendelenburg (Freiburg i. Br.).\nU. St\u00e9fani. Si Patropinisatioi de l\u2019oeil entra\u00eene des modifications dans les cellules du ganglion ciliaire. Arch. ital. de biologie 37, 155\u2014156. 1902.\nNach maximaler \u00fcber viele (bis 70) Tage sich erstreckender Atropinisierung eines Auges wurden bei Hunden und Katzen die Ganglienzellen des entsprechenden Ciliarganglion nach der Nissl-Methode untersucht. Entgegen dem Verhalten bei Iridektomie zeigen die Ganglienzellen nach Atropinisierung des entsprechenden Auges keine Chromolyse. Es bilden sich nur langsam leichte Ver\u00e4nderungen aus, in geringerer F\u00e4rbbarkeit bestehend, sowie in Volumvermehrung des ganzen Zellprotoplasmas.\nW. Trendelenburg (Freiburg i. Br.).\nOtto Lummer. Die Ziele der Leuchttechnik. Experimentalvortrag, gehalten am 19. M\u00e4rz 1902 am Gesellschaftsabend des Elektrotechnischen Vereins zu Berlin. Elektrotechnische Zeitschrift 23 (35 u. 36).\t1902.\nDer Gegenstand des LuMMERSchen Experimentalvortrages beansprucht in vielfacher Beziehung ganz hervorragendes Interesse. Ist es des Physikers besondere Aufgabe, die verschiedenen Energiesorten einer Strahlung, die sichtbaren, wie die unsichtbaren, nach Mafs und Zahl zu ordnen und die Abh\u00e4ngigkeit der Zusammensetzung des Gemisches der Energiestrahlen von verschiedenen Variablen, z. B. der Temperatur oder der chemischen Zusammensetzung der energieaussendenden Substanz zu studieren, so sucht","page":350},{"file":"p0351.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n351\nsich der Physiologe die Eigenschaften der Strahlung aus, welche eine physiologische Wirkung, eine \u201espezifische Erregung\u201c hervorzurufen im st\u00e4nde sind. Da f\u00fcr eine sachgem\u00e4fse Bearbeitung physiologischer Probleme die Kenntnis der in Bestracht kommenden physikalischen Gesetze nat\u00fcrlich die Voraussetzung bildet, so wird der Inhalt des L\u00fcMME\u00dfschen Vortrages jeden Physiologen, insbesondere jeden physiologisch-optisch arbeitenden, auf das lebhafteste interessieren. Man wird kaum wieder die neuesten Anschauungen und Ergebnisse des behandelten physikalischen Gebietes so anschaulich und in so enger F\u00fchlung mit den Fragen der physiologischen Optik abgehandelt finden und so mag es manchem willkommen sein, wenn \u00fcber diese im ganzen mehr physikalische Materie in dieser Zeitschrift ein eingehenderes Referat geliefert wird.\nBetrachten wir zuerst die wichtigsten physikalischen Strahlungsgesetze, so ist der Ausgangspunkt in der bekannten Tatsache gegeben, dafs bei spektraler Zerlegung eines Strahlungsgemisches nur ein verh\u00e4ltnism\u00e4fsig geringer Bereich von Wellenl\u00e4ngen, n\u00e4mlich die von 400\u2014700 f.ui das Auge spezifisch zu erregen im st\u00e4nde ist, dafs dagegen sowohl die ultraroten (W\u00e4rme-)Wellen wie auch die ultravioletten Strahlen wohl durch geeignete physikalische Apparate, Thermometer, Bolometer, photographische Platte etc., die langwelligen Strahlen auch durch den Temperatursinn, nicht aber durch das Sehorgan nachgewiesen werden k\u00f6nnen. Will man die gesamte Energie einer \u201eTemperaturstrahlung\u201c nach Wellenl\u00e4ngen und Intensit\u00e4t, d. h. qualitativ und quantitativ messend bestimmen, so sind Mefsapparate n\u00f6tig, welche nicht auf Strahlen bestimmter Wellenl\u00e4nge selektiv wie das Auge, sondern f\u00fcr alle Wellenl\u00e4ngen gleichm\u00e4fsig empfindlich, d. h. in allen Spektralorten proportional der auftreffenden Energie reagieren. Ein brauchbares, h\u00f6chst empfindliches Mefsinstrument derart ist das von Lummes angegebene Bolometer, welches nach dem Prinzip der Thermos\u00e4ulen konstruiert ist. Ferner mufs bei der spektralen Zerlegung des Strahlengemisches, d. h. bei der Ordnung der gemischten Energiestrahlen nach ihren Wellenl\u00e4ngen ein Prisma verwendet werden, welches alle Strahlen gar nicht oder gleichm\u00e4fsig, nicht aber selektiv absorbiert. W7asser und Glas lassen zwar die Lichtstrahlen ungesehw\u00e4cht durch, absorbieren aber sowohl im ultraroten, wie im ultravioletten Spektralgebiet die Energiestrahlen selektiv und sind deshalb f\u00fcr Energiemessungen unbrauchbar; dagegen gen\u00fcgen Prismen aus Flufsspat oder Sylvin den angegebenen Forderungen und sind deshalb f\u00fcr Zwecke der Energiebestimmung wohl verwendbar. Zerlegt man also mit einem solchen Prisma ein Strahlungsgemisch und f\u00fchrt das Bolometer von Ort zu Ort durch das Spektrum, so mifst man an jedem Spektralort die Energie der auf das Bolometer treffenden Strahlen und kann sich durch kurvenm\u00e4fsige Darstellung (Energie als Funktion der Wellenl\u00e4nge) die Energieverteilung im Spektrum der betreffenden Strahlungsquelle veranschaulichen.\nDie Grundlage aller physikalischen Betrachtungen \u00fcber die Temperaturstrahlung bildet das Gesetz Kiechhoees, in welchem \u00fcber die Abh\u00e4ngigkeit der Energiestrahlung von Temperatur und Wellenl\u00e4nge ausgesagt wTird, dafs ein K\u00f6rper bei jeder Temperatur diejenigen Wellensorten emittiert, welche er bei derselben Temperatur absorbiert, und dafs das Verh\u00e4ltnis von","page":351},{"file":"p0352.txt","language":"de","ocr_de":"352\nLiterakirbericht.\nEmissions- und Absorptionsverm\u00f6gen bezogen auf die gleiche Temperatur\n.\t.\tEi\nund die gleiche Wellenl\u00e4nge f\u00fcr alle K\u00f6rper dasselbe ist.\t= const.\n1\nDemnach ist die qualitative Zusammensetzung eines Strahlungsgemisches abh\u00e4ngig 1. von der Beschaffenheit der emittierenden Substanz und 2. von der H\u00f6he der Temperatur. In Bezug auf den letzten Faktor, die Temperatur, ergeben sich sogleich zwei weitere Gesetze, von denen insbesondere das zweite Interesse beansprucht: 1. die Strahlungsenergie steigt mit der Temperatur des gl\u00fchenden K\u00f6rpers rasch an, 2. die spektrale Verteilung der Energie \u00e4ndert sich mit der Temperatur so, dafs bei Erh\u00f6hung der Temperatur die Intensit\u00e4t der k\u00fcrzeren Wellen schneller zunimmt als die der langen.\nDiese beiden qualitativen Gesetze enthalten in sich die Frage nach quantitativen Bestimmungen, n\u00e4mlich ad 1 : um wieviel steigt die Strahlungsenergie bei bestimmter Steigerung der Temperatur des emittierenden K\u00f6rpers ? und ad 2 : um einen wie grofsen Spektralbereich (Bereich von Wellenl\u00e4ngen) verschiebt sich das Energiemaximum bei bestimmter Temperatursteigerung nach dem kurzwelligen Spektralende hin?\nIn Bezug auf beide Fragen leitet das Studium der Strahlungseigent\u00fcmlichkeiten des sogenannten \u201eschwarzen K\u00f6rpers'\" zu einer befriedigenden Antwort hin. Der \u201eschwarze K\u00f6rper\u201c, dessen begriffliche Einf\u00fchrung schon von Kirchhoff herr\u00fchrt, dessen experimentelle Verwirklichung aber diesem Forscher noch nicht gelang, ist ein K\u00f6rper, der alle auftreff enden Strahlen absorbiert, und nichts reflektiert oder durchl\u00e4fst. Der schwarze K\u00f6rper absorbiert maximal, emittiert also auch maximal, er ist also der absolut maximale Energiestrahler und liefert durch den Ausschlufs der komplizierenden Reflexion und Durchl\u00e4ssigkeit den einfachsten Fall einer Strahlung. Die experimentelle Darstellung der schwarzen Strahlung gelang Lummer. \u201eErhitzt man eine mit einer kleinen \u00d6ffnung versehene Hohlkugel auf eine \u00fcberall gleichm\u00e4fsige Temperatur, so dringt aus der \u00d6ffnung die dieser Temperatur entsprechende schwarze Strahlung\u201c. Es verschwinden also im Inneren eines gleichtemperierten Hohlraumes die Strahlungsunterschiede der verschiedensten K\u00f6rper, wie Lummer durch einige aufserordentlich anschauliche, hier aber nicht n\u00e4her wiederzugebende Experimente demonstriert.\nMifst man nun bolometrisch die spektrale Verteilung der verschiedenwelligen Energiemengen der schwarzen Strahlung bei verschiedenen Temperaturen, so zeigt sich, dafs angefangen von \u2014 160\u00b0 bis ann\u00e4hernd -J- 2000 0 weitaus der gr\u00f6fste Teil der Energie im ultraroten, also nicht sichtbaren Spektralgebiet liegt ; f\u00fcr Beleuchtungszwecke ist also die schwgarze Strahlun viel zu un\u00f6konomisch. Kommt man nun auf die erste der oben formulierten quantitativen Fragen zur\u00fcck, um wieviel die Energieemission bei Steigerung der Temperatur von Grad zu Grad zunimmt, so ist aus den Messungen das Gesetz zu abstrahieren: Die Energie der schwarzen Strahlung nimmt zu proportional der vierten Potenz der absoluten Temperatur, das Energiemaximum aber w\u00e4chst proportional der f\u00fcnften Potenz der absoluten Temperatur, und das","page":352},{"file":"p0353.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turberich t.\n353\nProdukt aus der absoluten Temperatur und der Wellenl\u00e4nge, bei welcher die Energie ihr Maximum hat, ist konstant.\nIst also das Gesetz des Energiezuwachses mit der Temperatur f\u00fcr den einfachsten Fall, den schwarzen K\u00f6rper, d. h. f\u00fcr den alles absorbierenden, nichts reflektierenden maximalen Strahler gefunden, so ist es jetzt weiter von grofsem Interesse, in \u00e4hnlicher Weise f\u00fcr einen minimalen, also m\u00f6glichst viel reflektierenden und wenig absorbierenden Strahler die Gesetzm\u00e4fsigkeiten festzulegen; auf diese Weise hat man die Strahlungsm\u00f6glichkeiten der anderen, Energie emittierenden K\u00f6rper zwischen zwei Extreme eingeengt. Als geeigneten Minimalstrahler fand Lummer das spiegelnde Platin, welches in der Tat so stark die auftreffende Energie reflektiert, wie es bisher bei keinem anderen K\u00f6rper beobachtet wurde. Hier ergibt sich das Gesetz, dafs die Emission proportional der f\u00fcnften Potenz der absoluten Temperatur zunimmt. Auch bei diesem K\u00f6rper liegt das Energiemaximum im ultraroten Gebiet, ist aber dem sichtbaren Spektralbereich erheblich n\u00e4her ger\u00fcckt, als es bei der schwarzen Strahlung der Fall war. Zwischen diesen Extremen w\u00fcrden demnach alle als Leuchtk\u00f6rper verwendeten Temperaturstrahler, Kohle, Gas etc., liegen.\nIn dem Gesetz, dafs das Produkt aus der absoluten Temperatur und der Wellenl\u00e4nge, bei welcher die Energie ihr Maximum hat, konstant sei, ist zugleich die Antwort auf die zweite oben formulierte Frage abz\u00fcleiten, um wieviel das Energiemaximum sich nach dem brechbaren Spektralende bei Zunahme der Temperatur verschiebt. Hier gilt nun auch die Umkehrung, dafs man aus der Lage des Energiemaximums die absolute Temperatur eines \u201eTemperaturstrahlers\u201c berechnen kann, und in der Tat ist diese Beziehung mit Erfolg benutzt worden, nicht nur um die Temperaturen der verschiedensten irdischen Lichtquellen zu ermitteln, sondern auch um die der Sonne und der Fixsterne festzustellen.\nAls wesentliche Prinzipien, auf deren Verwirklichung eine \u00f6konomische Beleuchtungstechnik hinzuarbeiten hat, sind den bisher gegebenen Er\u00f6rterungen zwei S\u00e4tze zu entnehmen: 1. es sind K\u00f6rper ausfindig zu machen, welche bereits bei m\u00f6glichst niedriger Temperatur das Maximum der emittierten Energiestrahlung nahezu oder ganz im sichtbaren Spektralbereich haben (das ist bei der Sonne der Fall), 2. die Temperatur der Strahler ist m\u00f6glichst zu steigern, weil die emittierte Energie dabei in \u00e4ufserst g\u00fcnstigem Prozentsatz zunimmt (vierte bis f\u00fcnfte Potenz) und weil das Energiemaximum dadurch dem sichtbaren Spektralbereich n\u00e4her ger\u00fcckt wird.\nBetrachtet man jetzt das Auge unter Ber\u00fccksichtigung der eben entwickelten Strahlungsgesetze, so ist in erster Linie der Satz zu betonen, dafs unser Auge kein Bolometer ist, dafs es also durchaus nicht quantitativ proportional der auftreffenden Energie reagiert. Es ist vielmehr ein ver-h\u00e4ltnism\u00e4fsig sehr geringer Bereich von Wellenl\u00e4ngen, auf welche das Sehorgan \u201eselektiv\u201c antwortet, d. h. physiologisch ausgedr\u00fcckt, welche den ad\u00e4quaten Beiz dieses Sinnesorganes bilden. Damit nicht genug, arbeitet das Auge nicht einmal wie ein Instrument, welches unter allen Umst\u00e4nden auf die einmal ausgesuchten, wirksamen Strahler gleichm\u00e4fsig und pro-Zeitschrift f\u00fcr Psychologie 32.\t^","page":353},{"file":"p0354.txt","language":"de","ocr_de":"354\nLiteraturbericht.\nportional deren Intensit\u00e4t reagiert. Im Gegenteil f\u00fcr das Auge haben dieselben Strahlen je nach dem Adaptationszustande ganz verschiedene Reizwerte, und diese Tatsache hat zu der anatomisch und physiologisch wohl begr\u00fcndeten Annahme gef\u00fchrt, dafs die Netzhaut zwei wesentlich verschieden reagierende Apparate enth\u00e4lt, den \u201eHellapparat\u201c, als dessen anatomisches Substrat die Zapfen, und den \u201eDunkelapparat\u201c als dessen anatomisches Substrat die St\u00e4bchen zu betrachten sind. Der erste Apparat reagiert selektiv am st\u00e4rksten auf Energiestrahlen von etwa 580 fiu Wellenl\u00e4nge, der zweite auf solche von etwa 500\t; der erste ist durch rotes\nLicht erregbar, der zweite nicht, der erste vermittelt Farbenempfindungen, der zweite nur die Empfindung farbloser Helligkeit etc.\nEs ist von besonderem Interesse, zu bemerken, dafs hier zum ersten Male ein Physiker von seinem Standpunkt aus die in der St\u00e4bchenhypothese niedergelegten Schlufsfolgerungen f\u00fcr zwingend erkl\u00e4rt.\nBei der Untersuchung der Energiestrahler als Lichtquellen tritt nun die Photometrie in ihr Recht, eine Mefsmethode, welche speziell f\u00fcr unser Sehorgan und f\u00fcr die spezifisch wirksamen, als Licht empfundenen Energiestrahler zugeschnitten ist, also im eigentlichen Sinne des Wortes eine physiologische Mefsmethode ist. An das BuNSExsche Fettfleckphotometer brauche ich nur zu erinnern, auf die vollkommenen \u201eLuMMERSchen Gleich-heits- und Kontrastphotometer\u201c, welche die Fehler auf % einschr\u00e4nken, soll aber besonders auch an dieser Stelle wieder aufmerksam gemacht werden. Die Photometrie lehrt, dafs auch die als Licht empfundenen Energiestrahlen hinsichtlich ihrer Intensit\u00e4t abh\u00e4ngig sind 1. von der Natur der emittierenden Substanz und 2. von der Temperatur derselben. Es zeigt sich auch hier, dafs bei Zunahme der Temperatur die kurzwelligen Strahlen mehr an Energie gewinnen, als die langwelligen, daher z. B. der \u00dcbergang der Rotglut in Weifsglut bei st\u00e4rkerer Erhitzung der gl\u00fchenden Substanz.\nHatten wir bisher gefunden, dafs die Energie der Gesamtstrahlung proportional zur vierten bis f\u00fcnften Potenz und die Energie des Maximums mit der f\u00fcnften Potenz der absoluten Temperatur zunimmt, so zeigt sich jetzt, dafs die als Licht empfundene Energie noch bedeutend schneller mit der Temperatur ansteigt. Bei Rotglut schreitet z. B. die Helligkeit des Platins proportional zur dreifsigsten, bei Weifsglut immer noch zur vierzehnten Potenz der Temperatur fort. Besonders erheblich ist die Intensit\u00e4ts-zunahme der blauen Lichtstrahlen, und man hat die Gesetzm\u00e4fsigkeiten dieser Helligkeitssteigerung benutzt, um durch photometrische Messungen Aufschlufs \u00fcber die Temperatur gl\u00fchender Substanzen zu gewinnen (Pyrometer).\nAlle diese Er\u00f6rterungen treffen nur zu, solange es sich um \u201eTemperaturstrahler\u201c handelt. Keins der abgeleiteten Gesetze beansprucht G\u00fcltigkeit f\u00fcr die zweite Klasse der lichtaussendenden Strahler, die \u201elumineszierenden\u201c Substanzen. In die Reihe dieser noch ganz unaufgekl\u00e4rten physikalischen Erscheinungen geh\u00f6ren die von GEissLERSchen R\u00f6hren ausgehenden Lichtstrahlen, das Fluoreszenzlicht etc. Diese kommen dem technisch - \u00f6konomischen Ideal sehr nahe, Licht auszusenden ohne W\u00e4rmebildung, sind","page":354},{"file":"p0355.txt","language":"de","ocr_de":"Li teraturbericht.\n355\naber weder in wissenschaftlicher noch in technischer Richtung hinreichend durchgearbeitet, um einer verst\u00e4ndlichen Er\u00f6rterung zug\u00e4nglich zu sein.\nH. Pipee (Berlin).\nM. Camille Keaft. \u00c9tudes exp\u00e9rimentales sur l\u2019\u00e9chelle des couleurs d\u2019interf\u00e9rence. Bulletin de VAcad\u00e9mie des sciences de Cracovie 1902, 310\u2014354.\nDie Arbeit wurde unternommen, um mit m\u00f6glichster Genauigkeit die Spektralbezirke der einzelnen Farben nach Wellenl\u00e4nge und -Zahl festzustellen. Eine solche Untersuchung erschien besonders erw\u00fcnscht im Hinblick auf die bez\u00fcglichen Differenzen zwischen den Farbentafeln Webt-heims und Rollets, welche mit verschiedenen Lichtquellen arbeiteten und beide gewisse Fehlerquellen, namentlich physiologischer Natur, nicht vermieden hatten.\nDie physikalische Versuchsanordnung gestattete in den mit Rowland-schem Gitter und Biots Kompensator erzeugten Interferenzspektren den Spektralort jeder beliebigen Wellenl\u00e4nge mit ausgezeichneter Exaktheit zu bestimmen. Die Lichtquellen wurden variiert ; als solche dienten : das von gleichm\u00e4fsig weifsgraubedecktem und von tiefblauem heiterem Himmel reflektierte Sonnenlicht, Auerlicht, Argandlicht, ferner Gl\u00fchlampen- und Bogenlicht. S\u00e4mtliche Lichter kamen in m\u00f6glichst grofser Intensit\u00e4t bei den Versuchen in Anwendung.\nBei s\u00e4mtlichen Messungen wurde das Auge im Zustand guter Dunkeladaptation erhalten.\nDie Ergebnisse, auf welche der Autor das Hauptgewicht legt, sind folgende: Die Farbenverteilung im Spektrum wechselt in aufserordentlich auff\u00e4lligem Mafse je nach der verwendeten Lichtquelle. Ein bestimmter Farbenbezirk, z. B. das Gr\u00fcn kann bei Verwendung verschiedener Lichtquellen im einen Fall im Bereich dieser, im anderen Fall aber ganz anderer Wellenl\u00e4ngen liegen derart, dafs mit dem Wechsel des Lichtes der betreffende Bezirk in toto nach dem einen oder anderen Ende des Spektrums hin um einen auff\u00e4lligen Betrag verschoben erscheint. Auch die Ausdehnung des Spektralbezirks einer bestimmten Farbe erweist sich mit dem Wechsel der Lichtquelle als variabel. Endlich nehmen auch die komplement\u00e4ren Farbenpaare in den Spektren verschiedener Lichtquellen verschiedene Orte ein.\nMan ersieht aus dem Bericht, dafs die physikalischen Versuchsbedingungen in der vorliegenden Untersuchung mit ausgezeichneter Exaktheit ber\u00fccksichtigt und als Variable studiert worden sind; von den physiologischen aber kann man das nicht sagen. Die Untersuchungen, bei welchen das Farbenurteil in erster Linie eine Rolle spielt, wurden s\u00e4mtlich bei guter Dunkeladaptation vorgenommen, mit der Begr\u00fcndung, dafs bei einer solchen eine einigermafsen gleiche Stimmung des Sehorganes f\u00fcr alle Messungen am besten garantiert sei. Dafs aber gerade f\u00fcr das Studium der reinen Farbenempfindungen der Zustand der Dunkeladaptation als durchaus ungeeignet bezeichnet werden mufs, ist dem Autor unbekannt. Die Untersuchungen von v. Kbies, K\u00f6nig und Hebing und ihrer Sch\u00fcler sind nicht ber\u00fccksichtigt. Durch deren Arbeiten ist gezeigt worden, dafs mit dem Wechsel des Adaptationszustandes die relativen Reizwerte\n23*","page":355}],"identifier":"lit33244","issued":"1903","language":"de","pages":"350-355","startpages":"350","title":"Otto Lummer: Die Ziele der Leuchttechnik. Experimentalvortrag, gehalten am 19. M\u00e4rz 1902 am Gesellschaftsabend des Elektrotechnischen Vereins zu Berlin. Elektrotechnische Zeitschrift 23 (35 u. 36). 1902","type":"Journal Article","volume":"32"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:33:00.962414+00:00"}