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{"created":"2022-01-31T16:33:32.709765+00:00","id":"lit33248","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Jensen","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 32: 357-358","fulltext":[{"file":"p0357.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n357\nNetzh\u00e4ute wird der Fovea jedes Auges je ein Nachbild eingepr\u00e4gt, die bei Korrespondenz zur Deckung gebracht werden. Wenn die Korrespondenz fehlt, also \u201eeine anomale Beziehung der beiden Augen\u201c vorhanden ist, so erhebt sich die Frage: entspricht diese Beziehung der Schieistellung oder nicht, d. h. erscheinen die Eindr\u00fccke des Schielauges an dem der Schieistellung entsprechenden Orte? Die Frage wird dadurch entschieden, dafs auf einer bestimmten exzentrischen Stelle des schielenden Auges, die nach dem Fixationspunkt des fixierenden Auges zielt, ein Lichtreflex entworfen und untersucht wird, ob der letztere gegen den Fixationspunkt des nicht schielenden Auges seitlich verschoben erscheint oder nicht.\nAuf Grund dieser das motorische und sensorische Verhalten des schielenden Auges feststellenden subjektiven Methoden unterscheidet T. Schielende mit normaler Korrespondenz der Netzh\u00e4ute und \u201eanomaler Sehrichtungsgemeinschaft\u201c. Die zweite Gruppe zerf\u00e4llt in zwei Unterabteilungen : solche mit Harmonie der motorischen und sensorischen Anomalie und solche mit Diskrepanz beider Anomalien. Die ersteren k\u00f6nnen ein anomales binokulares Einfachsehen besitzen, w\u00e4hrend bei den letzteren unter beg\u00fcnstigenden Umst\u00e4nden paradox erscheinende Doppelbilder hervorzurufen sind.\nG. Abelsdorff (Berlin).\nAlice Bobebtson. \u2018Geometrical-Optical\u2019 Illusions in Touch. Psychol. Review 9 (6), 549\u2014569. 1902.\nEine Anzahl von Figuren, die bekanntesten geometrisch - optischen T\u00e4uschungen darstellend, sind hier daraufhin untersucht worden, ob sie dieselben oder andere T\u00e4uschungen hervorrufen, wenn sie nicht dem Gesichts-, sondern dem Tastsinn dargeboten werden. Die Figuren wurden mit einer feinen Nadel in steifem Papier so ausgestochen, dafs die einzelnen Stiche nicht gesondert wahrgenommen werden konnten. Bei den Versuchen wurde die Hand \u00fcber die Figur hinweggef\u00fchrt und so der Tasteindruck gewonnen. Zwei Klassen werden unterschieden : solche Figuren, die dieselben T\u00e4uschungen hervorrufen wie beim Gesichtssinn ; und solche, bei denen die T\u00e4uschung gerade entgegengesetzter Natur ist. Zur ersten Klasse geh\u00f6ren: die M\u00fcller-Lyee-Figur, zwei gleich grofse Kreise innerhalb eines spitzen Winkels, ein Quadrat von einem Kreise umschrieben, ein Halbkreis mit und ohne Durchmesser, ein vollst\u00e4ndiges oder an einer Seite offenes Quadrat, identische \u00fcbereinander stehende Kingsektoren; doch ist die T\u00e4uschung in fast allen F\u00e4llen sehr viel st\u00e4rker als bei den gesehenen Figuren. Zur zweiten Klasse geh\u00f6ren: geteilte und ungeteilte Linien, aus wagerechten und senkrechten Graden zusammengesetzte Quadrate, geteilte und ungeteilte Winkel, die Poggendorff - Figur. Aus den Ergebnissen lassen sich einige Schl\u00fcsse ziehen r\u00fccksichtlich des relativen Wertes verschiedener Erkl\u00e4rungen auf dem optischen Gebiete.\nMax Meyer (Columbia, Missouri).\nJean Demoor. Dissociation des ph\u00e9nom\u00e8nes de sensation et de r\u00e9action dans\nle muscle. Travaux du laboratoire de l\u2019Institut Solvay 4 (2), 177\u2014208. 1901.\nDer Verf. geht von Tatsachen der Pflanzenphysiologie aus, welche dartun, dafs ein lebendiges Organ, welches gereizt aber durch \u00e4ufsere","page":357},{"file":"p0358.txt","language":"de","ocr_de":"358\nLiteraturbericht.\nWiderst\u00e4nde an einer Reaktionsbewegung gehindert wird, diese sp\u00e4ter nach Aufh\u00f6ren des Reizes noch nachholen kann, sofern der Widerstand gehoben ist; woraus sich eine weitgehende Selbst\u00e4ndigkeit des Reizaufnahmevor-ganges (sensation) und der Reaktionsbewegung (r\u00e9action) ergibt.\nIm Sinne einer derartigen Selbst\u00e4ndigkeit hat D. auch die Muskeln (Gastrocnemius des Frosches) untersucht. Seine Versuche zeigen, dafs von einem Muskel, welchen man etwTa zur H\u00e4lfte sorgf\u00e4ltig eingegipst hat, so dafs sich das eingeschlossene St\u00fcck durchaus nicht bewegen kann, bei wiederholter Reizung vorwiegend nur der freigelassene Teil erm\u00fcdet, obgleich der vom Gips umschlossene die Reize empfangen und fortgeleitet hatte. Befreit man den Muskel, sobald das freie Ende keine Zuckungen mehr verzeichnet, aus seiner Gipsumh\u00fcllung w\u00e4hrend die rhythmische elektrische Reizung weitergeht, so beginnt jetzt eine neue Zuckungsreihe, welche von dem bisher an der Reaktionsbewegung verhindert gewesenen Muskelabschnitt herr\u00fchrt. Der Verf. variiert diesen Versuch in mannigfacher Weise und kommt nach experimenteller Ausschaltung anderer Erkl\u00e4rungsm\u00f6glichkeiten zu dem Ergebnis: Der Muskel vermag einen Reiz aufzunehmen und fortzuleiten, ohne eine Reaktionsbewegung auszuf\u00fchren, und es wird bei fortgesetzter Reizung vorwiegend nur die F\u00e4higkeit der Reaktionsbewegung, also der Kontraktion, durch Erm\u00fcdung beeintr\u00e4chtigt, w\u00e4hrend die Reizbarkeit und das Reizleitungsverm\u00f6gen wenig von letzterer betroffen wird; woraus sich auch beim Muskel eine betr\u00e4chtliche Unabh\u00e4ngigkeit des Vorganges der Reizbewegung von dem der Reizaufnahme und Reizleitung ergebe. Jensen (Breslau).\nBrodee Christiansen. Erkenntnistheorie und Psychologie des Erkennens. Hanau, Clauss & Feddersen, 1902. 48 S. Mk. 1,50.\nSeit Locke und Hume erkenntnistheoretische Fragen psychologisch zu l\u00f6sen versuchten, hat man es immer wieder versucht, trotz Kant, die Psychologie zum Fundament und Ausgangspunkt der Erkenntnistheorie zu machen. Und doch behandeln beide Wissenschaften dasselbe Problem der Erkenntnis von ganz verschiedenen Standpunkten aus.\nUnser Erkennen vollzieht sich in Urteilen, Urteile aber sind psychische Gebilde und geh\u00f6ren als solche der Psychologie an. Diese hat festzustellen, aus welchen einfacheren psychischen Gebilden diese sich zusammensetzen, in welchem kausalen Zusammenh\u00e4nge sie mit anderen psychischen Gebilden stehn u. s. w. Alles Tats\u00e4chliche am Urteil f\u00e4llt ins Gebiet der Psychologie. Aber die Frage nach der Wahrheit, der G\u00fcltigkeit eines Urteils \u2014 und darum handelt es sich doch schliefslich beim Erkenntnisprozefs \u2014 vermag die Psychologie nicht zu l\u00f6sen, da diese keine Tatsachen sind. Freilich wird in jedem Urteile vom Urteilenden etwas f\u00fcr wahr gehalten, und diese Meinung hat der Psychologe zu erkl\u00e4ren, ob aber dieser Anspruch auf G\u00fcltigkeit berechtigt ist, vermag er uns nicht aufzuzeigen. Hierzu ist eine andere Methode als die kausale der Psychologie n\u00f6tig.\nZweck und Aufgabe alles Erkennens und somit alles Urteilens ist die Erforschung der Wahrheit. Darum ist uns diese nicht als Tatsache sondern","page":358}],"identifier":"lit33248","issued":"1903","language":"de","pages":"357-358","startpages":"357","title":"Jean Demoor: Dissociation des ph\u00e9nom\u00e8nes de sensation et de r\u00e9action dans le muscle. Travaux du laboratoire de l'Institut Solvay 4 (2), 177-208. 1901","type":"Journal Article","volume":"32"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:33:32.709771+00:00"}