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{"created":"2022-01-31T16:32:30.853712+00:00","id":"lit33251","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Wentscher","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 32: 362-363","fulltext":[{"file":"p0362.txt","language":"de","ocr_de":"362\nLiteraturbericht.\ntriebene Egoismus ist nicht mehr der individuelle, sondern ein solcher, der alles Lebende und Leidende in seinen Bereich zieht, das Leiden der Mitmenschen zu seinem eigenen macht und so, wie schon Goethe im Faust sagt, \u201esein eigen Selbst zu ihrem Selbst erweitert\u201c. Dieses ist die empirische Form, in welcher die uns unfafsbare Verneinung sich kleidet, um f\u00fcr uns als Erscheinung sichtbar zu werden.\n4. Schopenhauer in seinem Eifer, die imperative Form der KANTischen Ethik zu bek\u00e4mpfen, sieht nicht, dafs auch seiner eigenen, wie jeder Ethik, der imperative Charakter eigen ist, und wird daher auf diesem Punkte durch die Fragen seiner J\u00fcnger in eine Enge getrieben, aus der er, wie seine Antworten beweisen, keinen v\u00f6llig befriedigenden Ausweg findet. Es h\u00e4tte gen\u00fcgt, darauf hinzuweisen, dafs \u00fcberall bei Schopenhauer die Verneinung als das h\u00f6here gegen\u00fcber der Bejahung erscheint, welche als diese Welt sich ausbreitet und, wie sie metaphysisch das Nichtseiende, so moralisch das Nichtseinsollende ist, womit die aller Ethik wesentliche Imperativit\u00e4t anerkannt worden w\u00e4re.\nWie in diesen, so ergibt es sich auch in allen anderen Fragen, die das interessante B\u00fcchlein zur Sprache bringt, dafs zwar Schopenhauer vielleicht nicht jederzeit in konsequenter Weise sich ge\u00e4ufsert hat, dafs aber sein System, eben weil es \u00fcberall auf die Natur sich gr\u00fcndet, wie diese selbst im tiefsten Grunde v\u00f6llig konsequent und mit sich zusammenstimmend ist.\nDeussen (Kiel).\nE. K\u00f6nig. Warum ist die Annahme einer psychophysischen Kausalit\u00e4t zu verwerfen? Zeitschr. f. Philosophie u. philosoph. Kritik 119 (1 u. 2), 22\u201439 u. 113\u2014139. 1902.\nDen fr\u00fcher bereits gegebenen Ausf\u00fchrungen \u00fcber \u201edie Lehre vom psychophysischen Parallelismus\u201c (.Zeitschrift f. Philos. 115, 161 ff.) l\u00e4fst K. hier einen neuen Aufsatz \u00fcber dasselbe Thema folgen, worin er den zahlreichen Angriffen, die er gefunden, zu begegnen sucht. Er will das Problem als \u201eempirisches\u201c, nicht als \u201emetaphysisches\u201c gefafst wissen; die Naturwissenschaft habe dar\u00fcber das erste Wort zu sprechen (27). \u2014 Allein die hier erregte Erwartung, er werde nun die f\u00fcr die Frage entscheidenden empirischen Tatbest\u00e4nde oder gesicherten Ergebnisse der Naturwissenschaft mitteilen, hat K. auch diesmal nicht erf\u00fcllt und nicht erf\u00fcllen k\u00f6nnen. Was er gelegentlich hierauf Bez\u00fcgliches vorbringt, ist eine Wiederholung der Tatbest\u00e4nde, die auch die Gegner niemals bestritten haben. Auf die entscheidende Frage aber, wie von diesen Tatbest\u00e4nden aus, f\u00fcr welche die Annahme geschlossener Naturgesetzlichkeit im rein physikalischen Sinne sich von selbst versteht, ein g\u00fcltiger Schlufs gezogen werden k\u00f6nne auf solche F\u00e4lle, wo zufolge der besonderen vorliegenden Bedingungen eine Wechselwirkung des Physischen mit Aufserphysi-schem, speziell Psychischem, allein ernstlich in Frage kommen w\u00fcrde : darauf hat er keine auch nur ann\u00e4hernd zureichende Antwort gefunden. Denn mit der von niemandem angefochtenen Bemerkung, dafs die den Organismus auf bauenden Elemente dieselben seien, die wir auch in der unorganischen Natur finden (121), wird sich wohl niemand befriedigt erkl\u00e4ren ; und noch weniger mit folgendem etwas dunkel geratenen Satze,","page":362},{"file":"p0363.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n363\nder offenbar die eigentliche Pointe des K.schen Beweises zum Ausdruck bringen soll: \u201eDa es Tatsache ist, dass in einem materiellen System um so mannigfaltigere und verwickeltere Erscheinungen eintreten, je komplizierter sein Aufbau ist, so darf man wohl schliefsen, dafs die Vorg\u00e4nge im Organismus von denen in der umgebenden \u00e4ufseren Natur nicht wesentlich verschieden sind\u201c (122).\nSo bleibt trotz der K.schen Bem\u00fchungen die L\u00f6sung des Problems auf eine empirische Basis zu stellen, die Tatsache bestehen, dafs bisher keine einzige derartige Erfahrungsinstanz hat geltend gemacht werden k\u00f6nnen, wie sie erforderlich w\u00e4re, um die f\u00fcr ausschliefslich physische Elemente von vornherein selbstverst\u00e4ndliche Annahme geschlossener physischer Gesetzlichkeit auch auf das Gebiet derjenigen Elemente zu \u00fcbertragen, denen \u2014 nach gegnerischer Meinung \u2014 neben ihrer physischen Bedeutung zugleich noch eine psychophysische zukommt, so dafs die Vorg\u00e4nge, die sich hier abspielen, als Funktionen zweier voneinander unabh\u00e4ngiger Variablen, einer physischen und einer psychischen, sich darstellen w\u00fcrden. \u2014 So k\u00f6nnen wir K. nur Recht geben, wenn er selbst sagt, sein Parallelismus dr\u00fccke \u201ezun\u00e4chst\u201c nichts weiter aus, als das Bekenntnis der Unf\u00e4higkeit, das psychophysische Problem in befriedigender Weise zu l\u00f6sen (138).\nZum Schl\u00fcsse noch eins: K. spricht die Meinung aus, dafs durch die gegnerische Ansicht dem geistigen Leben Ketten angelegt werden. Denn auch in dem weiteren, Physisches und Geistiges umfassenden Naturganzen, werde alles einzelne Geschehen als von der blinden Notwendigkeit gleichbleibender Wirkungsgesetze beherrscht zu denken sein (38). Warum diese letztere Annahme gerade hier notwendig sei, wird freilich nicht weiter erkl\u00e4rt; und noch weniger, wie nun umgekehrt die von ihm behauptete Selbst\u00e4ndigkeit des geistigen Lebens (139) soll aufrecht erhalten werden k\u00f6nnen, wenn dieses doch in seinem Ablauf gezwungen ist, dem nach parallelistischer Ansicht doch sicher streng geschlossenen, rein mechanisch bedingten Verlaufe der zugeordneten physischen Vorg\u00e4nge \u00fcberall parallel zu bleiben.\tWentschee (Bonn).\nE. v. Haktmann. Die psychophysische Kausalit\u00e4t. Zeitschr. f. Philosophie u. philos. Kritik 121 (1), 1\u201419. 1902.\nDie Ausf\u00fchrungen H.s verfolgen ein doppeltes Ziel; zun\u00e4chst ein polemisches, negatives, die Abwehr der mifsverst\u00e4ndlichen Angriffe, welche E. K\u00f6nig gegen ihn erhoben; des weiteren aber das positive, in kurzer \u00dcbersicht die in seinen fr\u00fcheren Schriften entwickelten Anschauungen \u00fcber das Verh\u00e4ltnis von Leib und Seele noch einmal klarzustellen. \u2014 Die gegnerische Forderung, doch einmal ein Beispiel namhaft zu machen, \u201ewelches unzweideutig die Mitwirkung eines immateriellen Agens im Organismus bewiese\u201c, wird als v\u00f6llig haltlos aufgedeckt. In ihr werde \u00fcbersehen, \u201edafs solches Agens, falls es vorhanden, keinesfalls mit den Sinnen oder mit Mefsinstrumenten wahrgenommen, sondern nur mittelbar erschlossen werden kann.\u201c Zu solchem Erschliefsen aber glauben die vitalistischen Richtungen der modernen Biologie (z. B. Reinke) auf Grund umfassendster Detailkenntnis in der Tat sich gen\u00f6tigt (3) ; und K\u00f6nig habe","page":363}],"identifier":"lit33251","issued":"1903","language":"de","pages":"362-363","startpages":"362","title":"E. 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