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C. M. Giessler: Über den Einfluß von Kälte und Wärme auf das seelische Funktionieren des Menschen. Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie, N. F., 1 (3), 319-338. 1902

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{"created":"2022-01-31T16:33:57.445122+00:00","id":"lit33261","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kreibig","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 32: 372-373","fulltext":[{"file":"p0372.txt","language":"de","ocr_de":"372\nLiteraturbericht.\nVerf. das vorliegende Werk geschrieben, in welchem er eine systematische Darstellung der Psychologie und Logik gibt und der eingehenden Behandlung des Normalen in jedem Kapitel einen knappen Abrifs der pathologischen Verh\u00e4ltnisse gegen\u00fcberstellt. Das Ganze ist in sechs Abschnitte geteilt; darin werden F\u00fchlen, Denken, Wollen, Ged\u00e4chtnis, Lust und Unlust, Bewufstsein behandelt. Der erste Abschnitt ist ohne ersichtlichen Grund sehr kurz gehalten und geht sehr wenig ins Spezielle. Das WEBEEsehe Gesetz wird sozusagen nur en passant behandelt. Dagegen geht der Verf. im zweiten Abschnitt mit gr\u00f6fster Ausf\u00fchrlichkeit auf die Arten der Schlufs-bildung ein und gibt lange Er\u00f6rterungen \u00fcber Trugschl\u00fcsse, \u00fcber Wahrscheinlichkeit, Irrtum etc. Nur wenige Zeilen sind der Apperzeption gewidmet. Verf. erblickt in ihr keine besondere Funktion, sondern nur eine Form des Denkens. F\u00fcr keinen bestimmten Standpunkt entscheidet er sich in der Theorie der Hallucinationen.\nNoch einiges ist zu erw\u00e4hnen, was das Buch nicht enth\u00e4lt, da aus dem Titel dar\u00fcber nichts hervorgeht. Die experimentelle Psychologie hat keinen Raum darin gefunden. Auch stellt der Verf. keinerlei Beziehungen zwischen der Psychologie und der Anatomie des Zentralnervensystems und der Sinnesorgane her. Die Frage des \u201eParallelismus\u201c wird nicht ber\u00fchrt.\nSomit haben wir ein rein abstrakt gehaltenes Werk vor uns, das wegen eben dieser Eigenschaft in medizinischen Kreisen, f\u00fcr die es speziell berechnet ist, nicht leicht Anklang finden wird. Was der Verf. uns aber gibt, das bietet er uns in klarer Darstellung und origineller Form. Was das Werk interessant macht, ist das rein Subjektive, das der Verf. hineingelegt hat. Er will zeigen, wie er den Fragen gegen\u00fcbersteht und gibt uns so gewissermafsen ein Werk aus einem Guts. Diese Eigenart zeigt sich \u00e4ufserlich schon darin, dafs das Buch auf mehr als 500 Seiten nicht eine einzige Fufsnote mit Literaturnachweisen u. dergl. enth\u00e4lt. \u2014 Die vorliegende Arbeit bildet eine Fortsetzung und Erg\u00e4nzung fr\u00fcherer Publikationen Meeciers: \u201eNervous System and the Mind\u201c und \u201eSanity and Insanity.\u201c\tK. Abraham (Dalldorf).\nC. M. Giessler. \u00dcber den Einflufs von K\u00e4lte und W\u00e4rme auf das seelische\nFunktionieren des Menschen. Vierteljahrsschrift f\u00fcr wissenschaftliche Philosophie, N. F., 1 (3), 319\u2014338. 1902.\nBei empfindlicher K\u00e4lte und Hitze, so f\u00fchrt der Verf. aus, werden im Organismus Selbstregulierungen ausgel\u00f6st, welche eine Beschr\u00e4nkung des erhaltungswidrigen W\u00e4rmeverlustes bezw. W\u00e4rmezuwachses bezwecken. Diesen physiologischen Vorg\u00e4ngen entspricht im Psychologischen eine \u201eVerminderung der Vorstellungsmaterie\u201c und eine qualitative \u201eVer\u00e4nderung der Vorstellungsgrundlagen, u. zw. des Aufmerkens, des Erzeugens und Festhaltens der Vorstellungen. Die K\u00e4lte sowohl wie die Hitze \u201ehat ein \u00dcberhandnehmen der Vorstellungsgef\u00fchle gegen\u00fcber den ausgepr\u00e4gten Vorstellungen zu Folge\u201c. Unvollst\u00e4ndigkeit, Unbestimmtheit, Schnelligkeit und Diskontinuit\u00e4t im Vorstellen, Willensschw\u00e4che und ethischer Laxismus begleiten solche Temperaturextreme. Nach der Ansicht des Verf.s soll bei K\u00e4lte eine Abstumpfung, bei Hitze dagegen eine Steigerung des Widerwillens gegen Un\u00e4sthetisches eintreten. \u201eAm g\u00fcnstigsten f\u00fcr das Bestehen","page":372},{"file":"p0373.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n373\nund Gedeihen des Seelischen, besonders f\u00fcr Denkoperationen, ist m\u00e4fsige W\u00e4rme, da dieselbe eine leichte periphere Gef\u00e4fserweiterung, Anregung zu regelm\u00e4fsigem Atemholen und Erh\u00f6hung der Innervation der willk\u00fcrlichen Muskeln hervorruft\u201c (336).\t____________ Kreibig (Wien).\nK. Ziegler. Zum Egoismus einziger Kinder. Die Kinderfehler 5 (3), 89\u2014101. 1900.\nDie angeblich h\u00e4ufig gemachte Erfahrung, dafs einzige Kinder durch Mangel an \u201eErzogenheit\u201c unangenehm auffallen, veranlafst den Verf., den Ursachen dieser Erscheinung nachzugeben und zwar will er nicht die verkehrten Erziehungseinfl\u00fcsse der Eltern als einzige Ursache gelten lassen, sondern sucht vielmehr jenen Egoismus aus dem Milieu oder eigentlich aus dem Mangel eines solchen zu erkl\u00e4ren. Die isolierte Erziehung f\u00fchrt zur Selbstgen\u00fcgsamkeit und legt so die ersten Keime zum Egoismus. Der Mangel an Geschwistern verhindert ein rechtzeitiges Abschleifen eigenn\u00fctziger Regungen; das einzige Kind lernt nicht Vertr\u00e4glichkeit und lernt auch nicht sich vers\u00f6hnen. Geschwisterliebe bildet wreit intensiver das Gem\u00fctsleben aus, als die Liebe zu den Eltern, der ein unbewufstes Abh\u00e4ngigkeitsgef\u00fchl zu Grunde liegt; die sozialen Gef\u00fchle haben ihren Keim in der Kinderstube.\nDer Verkehr mit Kameraden hat nicht dieselbe Wirkung wie der mit Geschwistern, da der erstere sp\u00e4ter eintritt, wTenn ein bestimmter Charakter schon in seinen Grundz\u00fcgen vorgebildet ist.\nDie Eltern m\u00fcssen es ihrem Kinde ersparen, dafs sp\u00e4tere tr\u00fcbe Erfahrungen es erziehen, sie sollen fr\u00fch selbsts\u00fcchtige Regungen d\u00e4mpfen und durch Auswahl passenden Verkehrs die Erziehung erg\u00e4nzen.\nDie Gedanken der zum Teil sehr gef\u00fchlvoll geschriebenen Abhandlung sind nicht neu. Im \u00fcbrigen wird der fingierte Fall krasser Isolierung mit allen seinen \u00fcblen Folgen, vern\u00fcnftige Eltern vorausgesetzt, durchaus nicht der gew\u00f6hnliche sein.\nEs ist immer ein Fehler, solche idealen F\u00e4lle als allgemeine gelten zu lassen.\nIn derselben Weise liefse sich der Egoismus \u00e4lterer Geschwister und der Egoismus j\u00fcngerer Geschwister herleiten, indem bei jenen auf die leicht entstehende Tyrannei den j\u00fcngeren gegen\u00fcber, bei diesen auf das Verziehen durch die \u00e4lteren besonderer Nachdruck gelegt w\u00fcrde. Dergleichen Darstellungen liefsen sich noch eine ganze Reihe erfinden. Sie w\u00fcrden aber nur M\u00f6glichkeiten und zwar Extreme schildern, auch, wie die vorliegende Abhandlung, manches Wahre enthalten, aber nicht das Abbild der Tatsachen sein.\tWeiss (Grofs-Lichterfelde).\nG. A. Colozza. Psychologie und P\u00e4dagogik des Kinderspiels. Mit einer Einleitung von N. Fornelli. Aus dem Italienischen \u00fcbersetzt und erg\u00e4nzt von Chr. Ufer. Altenburg, Oskar Bonde, 1900. 267 S. (Internat. P\u00e4d. Bibliothek von Ufer Bd. II.)\nDas Buch zerf\u00e4llt in drei Teile: I. Das Spiel in psychologischer Hinsicht, II. das Spiel in der Geschichte der P\u00e4dagogik, III. das Spiel in p\u00e4dagogischer Hinsicht. An dieser eingehenden Ber\u00fccksichtigung der p\u00e4dagogischen Seite fehlt es, wie der Herr \u00dcbersetzer im Vorwort sagt, auch","page":373}],"identifier":"lit33261","issued":"1903","language":"de","pages":"372-373","startpages":"372","title":"C. M. Giessler: \u00dcber den Einflu\u00df von K\u00e4lte und W\u00e4rme auf das seelische Funktionieren des Menschen. Vierteljahrsschrift f\u00fcr wissenschaftliche Philosophie, N. F., 1 (3), 319-338. 1902","type":"Journal Article","volume":"32"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:33:57.445127+00:00"}

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