Open Access
{"created":"2022-01-31T16:33:46.523157+00:00","id":"lit33266","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Moskiewicz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 32: 421-422","fulltext":[{"file":"p0421.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n421\nDer in der zweiten Krankheitsperiode zu beobachtende Symptomen-komplex der Ataxie wird von Luciani nach 3 Gesichtspunkten aufgel\u00f6st: Man beobachtet 1. Astasie, d. i. das Unverm\u00f6gen kleinhirnoperierter Tiere eine ruhige Haltung zu bewahren; 2. Atonie, d. i. Herabsetzung des Muskeltonus, Schlaffheit der Muskeln in der Ruhe; 3. Asthenie, eine Verminderung der Muskelenergie in der T\u00e4tigkeit. Das Bestehen von Astasie und Atonie wird von L. als richtig anerkannt, eine Asthenie im Sinne Lucianis dagegen entschieden bestritten und zwar haupts\u00e4chlich auf Grund von Erscheinungen, welche auch Luciani beobachtet hat und als \u201eDysmetrie\u201c, Mafslosigkeit der Extremit\u00e4tenbewegungen, bezeichnet hat. Gerade dieses Symptom, welches auf unzweckm\u00e4fsig grofses Aufgebot von Muskelenergie schliefsen l\u00e4fst, stellt Lewakdowsky nun in den Mittelpunkt seiner Darstellung und folgert daraus, dafs alle motorischen St\u00f6rungen nach Kleinhirnverletzung von St\u00f6rungen des Muskelsinnes oder des Lagesinnes, nicht aber von Schw\u00e4che der Muskelaktion begleitet sind. Alle Beobachtungen vereinigen sich nach L. also zu dem Nachweise, \u201edafs die Kleinhirnataxie eine sensorische Ataxie ist; sie beruht auf einer schweren St\u00f6rung des Muskelsinnes, die zur Folge hat, den Verlust der F\u00e4higkeit, die Bewegungen abzustufen, die verh\u00e4ltnism\u00e4fsige St\u00e4rke und Schnelligkeit und die Reihenfolge der einzelnen oder synergisch verbundenen Muskelkontraktionen zu regeln, daher die Bewegungen den ausgesprochenen Charakter der Unzweckm\u00e4fsigkeit erhalten.\u201c\nDie Tatsache, dafs die Folgen der Kleinhirnverletzung und -Exstirpation sich mit der Zeit mehr oder weniger ausgleichen, dafs ferner die bestehenden Erscheinungen noch durch Grofshirnverletzungen gesteigert werden k\u00f6nnen, f\u00fchrt zu dem Schlufs, dafs das Kleinhirn nicht etwa ausschliefslich eine Zwischenstation zum Grofshirn f\u00fcr die Bahnen des Muskelsinnes ist, dafs es vielmehr Bahnen des Muskelsinnes gibt, welche ohne Vermittlung des Kleinhirnes zum Grofshirn ziehen. Der Muskelsinn erscheint demnach auf zwei, bis zu einem hohen Grade voneinander unabh\u00e4ngige Zentralorgane verteilt, welche sich innerhalb gewisser Grenzen gegenseitig vertreten k\u00f6nnen. Beide Zentren differieren hinsichtlich der Rolle, welche das Be-wufstsein f\u00fcr die Koordination der Bewegungen spielt: W\u00e4hrend der im Grofshirn lokalisierte Teil des Muskelsinnes die Bewegung durch die Verarbeitung zur bewufsten Vorstellung beeinflufst, greift die Regulierung durch das Kleinhirn in denjenigen Teil einer jeden Bewegung ein, welche unterhalb der Grofshirnstufe des Bewusstseins verl\u00e4uft.\nH. Piper (Berlin).\nMax Rothmann. Die Erregbarkeit der Extremit\u00e4tearegion der Hirnrinde nach Ausschaltung zerebrospinaler Bahnen. Vorgetragen in der physiologischen Gesellschaft zu Berlin. Archiv f\u00fcr Physiologie (lu. 2), 154\u2014155. 1902.\nVerf. untersucht durch Experimente an Hunden und Affen die Frage, wie sich die Reizung der Extremit\u00e4ten von der Hirnrinde aus verh\u00e4lt, wenn die Pyramidenbahnen ausgeschaltet sind.\nDie wesentlichsten Resultate sind folgende :\n1. Die Leitung von der Hirnrinde zu den gekreuzten Extremit\u00e4ten benutzt die Pyramidenbahn und das MoxAKOWSche B\u00fcndel.","page":421},{"file":"p0422.txt","language":"de","ocr_de":"422\nLiteraturbericht.\n2.\tAusfall einer dieser Bahnen setzt die Erregbarkeit nur herab. Ausfall beider hingegen hebt die Erregbarkeit auf der gekreuzten Seite v\u00f6llig auf.\n3.\tDie Vorderstrangbahnen haben nichts mit der Leitung der elektrischen Reizung von der Hirnrinde zu tun. Moskiewicz (Breslau).\nM. Lewandowsky. \u00dcber den Muskeltonus, insbesondere seine Beziehung zur Grofshirnrinde. Journal f. Psychol, und Neurol. 1 (1 u. 2). 1902.\nW\u00e4hrend Hitzig nach Entfernungen der sensomotorischen Zentren am Hunde eine Atonie der kontralateralen Extremit\u00e4t beobachtet, die ein Analogon in der zerebralen L\u00e4hmung am Menschen und Affen findet, kommt Bianchi gerade zu dem entgegengesetzten Resultat und beschreibt tonische Streckstellung im Gefolge genannter Operation.\nLewandowsky f\u00fchrt nun den Nachweis, dafs beide Autoren recht und doch wieder unrecht haben. Sie haben beide unrecht, wenn sie nur den einen Zustand beobachtet haben. Durch geeignete Lagerungen und Mafs-nahmen am Tiere ist der Nachweis leicht zu erbringen, dafs sowohl Hypertonie als auch Hypotonie der betreffenden Extremit\u00e4ten zu erzielen ist. Der eine Zustand l\u00e4fst sich leicht in den anderen \u00fcberf\u00fchren. Im allgemeinen gilt der Satz: abnorme Muskelschlaffheit tritt im Zustande der Ruhe ein; \u00fcbertriebene Muskelspannung, wenn Tendenz zur Bewegung da ist. Das Charakteristische ist das \u00dcber mais nach der einen oder der anderen Seite hin. Die Natur der St\u00f6rung wird erst begreiflich, wenn man aufh\u00f6rt, sie als ein rein motorisches Symptom zu betrachten und den sensiblen Ursprung der ganzen Erscheinung ins Auge fafst. Es handelt sich um eine sensomotorische Erscheinung, d. h. um eine St\u00f6rung der Regulierung der Bewegung infolge von Sensibilit\u00e4tsverlust. Die Erscheinung der Dystonie \u2014 wie Lewandowsky das Symptomenbild zusammenfafst \u2014 ist eine Lagesinnst\u00f6rung und findet ihr Analogon in der Ataxie nach Kleinhirnexstirpationen und R\u00fcckenmarkserkrankungen. Man kann sie als eine Ataxie des Tonus bezeichnen. Zwischen Tonus und Bewegung herrscht kein prinzipieller Unterschied (zu den n\u00e4mlichen Schl\u00fcssen kam Ref. in einer j\u00fcngst publizierten Arbeit [Pfl\u00fcg. Arch. 92, (10/12)]) ; deshalb ist der Tonus den Gesetzen der Regulation der Bewegung ausgesetzt. Tonus ist gleich Haltung; Haltung ist gleich Zusammenwirken der Muskeln zu einem bestimmten Zwecke. Die Unzweckm\u00e4fsigkeit ist gerade das Charakteristikum der Ataxie und somit auch der Dystonie. \u2014 Der Schwere der Aufgabe entsprechend, die der Tonus, als stets sich anpassender Spannungszustand der Muskeln, zu erf\u00fcllen hat, wird derselbe nicht nur vom R\u00fcckenmark, sondern auch vom Kleinhirn und Grofshirn vermittelt. Mebzbacher (Strafsburg).\n0. Eoerster. Beitr\u00e4ge zur Physiologie und Pathologie der Koordination: die\nSynergie der Agonisten. Monatsschrift f\u00fcr Psychiatrie und Neurologie 10 (5), 334\u2014347. 1901.\nEs ist bekannt, dafs zur Hervorbringung auch der einfachsten Bewegungen eine Reihe von Muskeln in gemeinsame T\u00e4tigkeit treten m\u00fcssen, was Duchenne die Synergie der Agonisten genannt hat. Das bekannteste Beispiel ist das Schliefsen der Hand, wobei neben der Beugung der Finger stets eine Streckung der Hand erfolgt. Dieser Mechanismus ist offenbar","page":422}],"identifier":"lit33266","issued":"1903","language":"de","pages":"421-422","startpages":"421","title":"Max Rothmann: Die Erregbarkeit der Extremit\u00e4tenregion der Hirnrinde nach Ausschaltung zerebrospinaler Bahnen. Vorgetragen in der physiologischen Gesellschaft zu Berlin. Archiv f\u00fcr Physiologie (1 u. 2), 154-155. 1902","type":"Journal Article","volume":"32"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:33:46.523162+00:00"}