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{"created":"2022-01-31T16:35:22.657954+00:00","id":"lit33268","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Moskiewicz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 32: 422-423","fulltext":[{"file":"p0422.txt","language":"de","ocr_de":"422\nLiteraturbericht.\n2.\tAusfall einer dieser Bahnen setzt die Erregbarkeit nur herab. Ausfall beider hingegen hebt die Erregbarkeit auf der gekreuzten Seite v\u00f6llig auf.\n3.\tDie Vorderstrangbahnen haben nichts mit der Leitung der elektrischen Reizung von der Hirnrinde zu tun. Moskiewicz (Breslau).\nM. Lewandowsky. \u00dcber den Muskeltonus, insbesondere seine Beziehung zur Grofshirnrinde. Journal f. Psychol, und Neurol. 1 (1 u. 2). 1902.\nW\u00e4hrend Hitzig nach Entfernungen der sensomotorischen Zentren am Hunde eine Atonie der kontralateralen Extremit\u00e4t beobachtet, die ein Analogon in der zerebralen L\u00e4hmung am Menschen und Affen findet, kommt Bianchi gerade zu dem entgegengesetzten Resultat und beschreibt tonische Streckstellung im Gefolge genannter Operation.\nLewandowsky f\u00fchrt nun den Nachweis, dafs beide Autoren recht und doch wieder unrecht haben. Sie haben beide unrecht, wenn sie nur den einen Zustand beobachtet haben. Durch geeignete Lagerungen und Mafs-nahmen am Tiere ist der Nachweis leicht zu erbringen, dafs sowohl Hypertonie als auch Hypotonie der betreffenden Extremit\u00e4ten zu erzielen ist. Der eine Zustand l\u00e4fst sich leicht in den anderen \u00fcberf\u00fchren. Im allgemeinen gilt der Satz: abnorme Muskelschlaffheit tritt im Zustande der Ruhe ein; \u00fcbertriebene Muskelspannung, wenn Tendenz zur Bewegung da ist. Das Charakteristische ist das \u00dcber mais nach der einen oder der anderen Seite hin. Die Natur der St\u00f6rung wird erst begreiflich, wenn man aufh\u00f6rt, sie als ein rein motorisches Symptom zu betrachten und den sensiblen Ursprung der ganzen Erscheinung ins Auge fafst. Es handelt sich um eine sensomotorische Erscheinung, d. h. um eine St\u00f6rung der Regulierung der Bewegung infolge von Sensibilit\u00e4tsverlust. Die Erscheinung der Dystonie \u2014 wie Lewandowsky das Symptomenbild zusammenfafst \u2014 ist eine Lagesinnst\u00f6rung und findet ihr Analogon in der Ataxie nach Kleinhirnexstirpationen und R\u00fcckenmarkserkrankungen. Man kann sie als eine Ataxie des Tonus bezeichnen. Zwischen Tonus und Bewegung herrscht kein prinzipieller Unterschied (zu den n\u00e4mlichen Schl\u00fcssen kam Ref. in einer j\u00fcngst publizierten Arbeit [Pfl\u00fcg. Arch. 92, (10/12)]) ; deshalb ist der Tonus den Gesetzen der Regulation der Bewegung ausgesetzt. Tonus ist gleich Haltung; Haltung ist gleich Zusammenwirken der Muskeln zu einem bestimmten Zwecke. Die Unzweckm\u00e4fsigkeit ist gerade das Charakteristikum der Ataxie und somit auch der Dystonie. \u2014 Der Schwere der Aufgabe entsprechend, die der Tonus, als stets sich anpassender Spannungszustand der Muskeln, zu erf\u00fcllen hat, wird derselbe nicht nur vom R\u00fcckenmark, sondern auch vom Kleinhirn und Grofshirn vermittelt. Mebzbacher (Strafsburg).\n0. Eoerster. Beitr\u00e4ge zur Physiologie und Pathologie der Koordination: die\nSynergie der Agonisten. Monatsschrift f\u00fcr Psychiatrie und Neurologie 10 (5), 334\u2014347. 1901.\nEs ist bekannt, dafs zur Hervorbringung auch der einfachsten Bewegungen eine Reihe von Muskeln in gemeinsame T\u00e4tigkeit treten m\u00fcssen, was Duchenne die Synergie der Agonisten genannt hat. Das bekannteste Beispiel ist das Schliefsen der Hand, wobei neben der Beugung der Finger stets eine Streckung der Hand erfolgt. Dieser Mechanismus ist offenbar","page":422},{"file":"p0423.txt","language":"de","ocr_de":"Literatur bericht.\n423\nsehr zweekm\u00e4fsig, wenn man bedenkt, dafs durch Streckung der Hand die Sehnen der Fingerbeuger der Hand gedehnt, die Muskeln selbst in gr\u00f6fsere Spannung versetzt werden, wodurch eine gr\u00f6fsere Kraftentfaltung erm\u00f6glicht wird.\nZur anatomischen Erkl\u00e4rung dieser Tatsache haben nun mehrere Forscher sogenannte Assoziationsganglienzellen angenommen, welche in der Hirnrinde gelegen sind und durch ihre Achsen Zylinder mit den Kernen aller bei einem motorischen Akte beteiligten Muskeln in Verbindung stehen, wodurch eine gemeinsame T\u00e4tigkeit dieser Muskeln auf den Reiz dieser Zellen hin erm\u00f6glicht wird.\nVerf. kommt auf Grund stichhaltiger \u00dcberlegungen zu dem Resultate, diese Ansicht zu verwerfen und an Stelle anatomischer Einrichtungen in der Hirnrinde vielmehr zentripetale Bahnen f\u00fcr das Zustandekommen der Synergien verantwortlich zu machen. Es l\u00e4fst sich n\u00e4mlich beobachten, dafs bei der Tabes solche Assoziationen dissoziiert werden. So fehlt bei der Beugung des Beines die synergische Kontraktion der Dorsalflexoren des Fufses, bei Handschlufs ist oft das Fehlen der Kontraktion der Strecker zu beobachten. Da anzunehmen ist, dafs auch f\u00fcr diese Dissoziation derselbe Prozefs verantwortlich zu machen ist, der der Tabes selbst zu Grunde liegt, also Zerst\u00f6rung zentripetaler Bahnen, so weist dies mit Bestimmtheit darauf hin, dafs diesen Bahnen die Aufgabe zuf\u00e4llt, bestimmte Muskelgruppen gemeinschaftlich in T\u00e4tigkeit zu setzen. Man hat sich den Vorgang so zu denken : Wird eine Bewegung gewollt, so werden zun\u00e4chst von den auftauchenden Bewegungsvorstellungen aus die zun\u00e4chst beteiligten Muskeln \u201edie Hauptagonisten\u201c (in unserem Beispiele die Fingerbeuger) innerviert. Dadurch nun, dafs die gewollte Bewegung nur von einer Muskelgruppe ausgef\u00fchrt wird, werden in den Gelenken und Sehnen der bewegten Teile sensible Merkmale ausgel\u00f6st, welche das Grofshirn davon unterrichten, dafs die Bewegung noch nicht ausgiebig genug erfolgt ist, und so die Veranlassung geben, das Manko zu decken, d. h. auch die Synergisten zu kontrahieren. Da nun bei der Tabes die motorischen Bahnen v\u00f6llig intakt bleiben, und nur die sensiblen erkranken, ist es verst\u00e4ndlich, dafs die Hauptagonisten immer innerviert werden, die T\u00e4tigkeit der Synergisten hingegen ausf\u00e4llt. Dafs zu letzterem tats\u00e4chlich sensible Reize notwendig sind, geht auch daraus hervor, dafs Tabiker durch Hinsehen auf die Bewegung, also auf optische Reize hin, die synergistische Bewegung auszuf\u00fchren erlernen.\nDiese Innervation erfolgt nun nicht nur durch bewufst sensible Reize vermittels des Grofshirnes, sondern auch reflektorisch durch das R\u00fcckenmark auf dem Wege von Reflexkollateralen.\nSchliefslich ist auch das Kleinhirn in solche Reflexkollateralen eingeschaltet.\nDie Innervation der Synergisten erfolgt also auf sensible Reize hin, welche in drei \u00fcbereinander geschalteten Reflexb\u00f6gen verlaufen, von denen die zwei durch das R\u00fcckenmark und das Kleinhirn verlaufenden zwar rasch die gew\u00fcnschte Wirkung hervorrufen, der durch das Grofshirn gehende aber imstande ist, die Gr\u00f6fse der Erregung genau abzustufen. Alle 3 B\u00f6gen k\u00f6nnen vikariierend f\u00fcr einander eintreten, jedoch ist der zerebrale der wichtigste von ihnen.\tMoskiewicz (Breslau).","page":423}],"identifier":"lit33268","issued":"1903","language":"de","pages":"422-423","startpages":"422","title":"O. Foerster: Beitr\u00e4ge zur Physiologie und Pathologie der Koordination: die Synergie der Agonisten. Monatsschrift f\u00fcr Psychiatrie und Neurologie 10 (5), 334-347. 1901","type":"Journal Article","volume":"32"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:35:22.657959+00:00"}