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{"created":"2022-01-31T16:58:14.447572+00:00","id":"lit33283","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Trendelenburg, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 32: 438-440","fulltext":[{"file":"p0438.txt","language":"de","ocr_de":"438\nLiteraturberich t.\n\u00e4ufser in \u201eDisharmonie\u201c auch in der Rauhigkeit (Interferenz) benachbarter T\u00f6ne gr\u00fcnden.\nInterferenzerscheinungen (Schwebungen, Kombinationst\u00f6ne) k\u00f6nnen aber nur bei simultaner Perzeption der Reize wahrgenommen werden, also nach Goldschmidt nur bei harmonischen T\u00f6nen, was der Erfahrung widerspricht. \u00dcberhaupt kehren gegen die neue H\u00f6rtheorie alle gegen Ewald erhobenen Einw\u00e4nde wieder (vergl. diese Zeitschrift 22, S. 291 ff.). D\u00e4fs Schwankungen und Rauhigkeit begleitende, nicht aber konstitutive Merkmale der Dissonanz sind, ist vielfach zur Evidenz erwiesen.\nDa alle Erscheinungen der Aufmerksamkeit und Auffassung schon im Physiologischen ihre Erkl\u00e4rung finden sollen, bleibt nur der positive Gef\u00fchlston, der die Harmonie begleitet, f\u00fcr die psychologische Betrachtung. Verf. erkl\u00e4rt ihn \u2014 biologisch, indem er \u201eGenufs\u201c als \u201egef\u00fchlte F\u00f6rderung unserer Lebensfunktionen\u201c definiert. Die Verwandtschaft der Akkorde erkl\u00e4re sich hiernach aus der relativ leichten Anpassungsarbeit des Organs, w\u00e4hrend rascher und schwieriger Harmonienwechsel erm\u00fcdend wfirkt.\nVerf. h\u00e4lt die Aufgabe der einheitlichen Verkn\u00fcpfung des physikalischen, physiologischen und psychologischen Momentes der Sinnesempfindung durch Einf\u00fchrung des Harmonie- und Komplikationsbegriffes auf akustischem Gebiet f\u00fcr gel\u00f6st, und dehnt im zweiten Teile seiner Arbeit die Untersuchung auf das optische Gebiet aus. Die Durchf\u00fchrung der Analogie st\u00f6fst hier auf noch zahlreichere und noch bedenklichere Schwierigkeiten, als auf dem Tongebiet, auch m\u00fcssen vielfach die in diesem gewonnenen Ergebnisse als bewiesen vorausgesetzt wrerden. Endlich wfird die Herrschaft des Komplikationsgesetzes noch auf verschiedenen anderen Gebieten: der Entwicklungslehre (Septen der hexameren Korallen) der bildenden Kunst, den Zahlensystemen aufgezeigt. Erkenntnistheoretische Betrachtungen be-schliefsen die Arbeit.\nEs ist nicht m\u00f6glich hier auf die vielfach interessanten und geistreichen Details der Arbeit einzugehen. So reizvoll es sein mag, den eleganten Deduktionen zu folgen, wrird man doch bei der Lekt\u00fcre das Bedenken nie los, dafs der Wissenschaft mit deduktiver Spekulation, die das bereits sichergestellte Tatsachenmaterial nur unvollkommen ber\u00fccksichtigt, wenig gedient ist.\tHornbostel (Berlin).\nT. Thunbekg. Untersuchungen \u00fcber die bei einer einzelnen momentanen Hautreizung auftretenden zwei stechenden Empfindungen. Skandinav. Arch, f\u00fcr Physiologie 12, 394\u2014244. 1902.\nVerf. untersucht das von ihm gefundene Auftreten von zwrei Schmerzempfindungen bei einmaliger Hautreizung. Auch Gad und Goldscheider (dieses Archiv 2, 402) beobachteten das Ph\u00e4nomen und erkl\u00e4rten es als zentralen Ursprungs. Diese Erkl\u00e4rung h\u00e4lt Verf. f\u00fcr nicht befriedigend. Wenn die beiden zeitlich getrennten Empfindungen, die \u201eaugenblickliche\u201c oder \u201efr\u00fche\u201c und die \u201everz\u00f6gerte\u201c oder \u201esp\u00e4te\u201c als stechend bezeichnet wrerden, so soll damit nicht geleugnet sein, dafs der Schmerz auch anderen Charakter haben k\u00f6nne. Es sind vielmehr von den stehend-brennenden Schmerzempfindungen die dumpfen zu trennen, welche mehr von tieferen Haut-","page":438},{"file":"p0439.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n439\nschichten ansgehen, w\u00e4hrend erstere mehr den oberfl\u00e4chlichen zukommen. Im Skrotum sind dumpfe Schmerzempfindungen nicht deutlich ausl\u00f6sbar. \u2014 Das Auftreten der beiden Stichempfindungen wird bei thermischer, mechanischer und elektrischer Reizung untersucht. Thermische Reizung : Bei Anwendung d\u00fcnner auf 100\u00b0 temperierter Metalllamellen findet Th., dafs bei schw\u00e4chsten Reizen (d\u00fcnnste Lamellen) nur eine stechende Em pfindung auftritt, bei st\u00e4rkeren Reizen zwei, von denen die erste schw\u00e4cher ist, und welche bei weiterer Reizverst\u00e4rkung ineinander \u00fcbergehen. Auch bei Reizung mit dem Temperator (Gef\u00e4fs mit Messingboden durch welches heifses Wasser fliefst), l\u00e4fst sich in \u00e4hnlicher Weise die Doppelempfindung erhalten. Dafs die bei schwacher Reizung allein vorhandene stechende Empfindung der zweiten der bei st\u00e4rkerer Reizung auftretenden beiden Empfindungen entspricht, geht besonders aus den ermittelten Reaktionszeiten hervor. Der Reizmoment wurde dadurch markiert, dafs die Metalllamelle auf zwei feine der Haut aufliegende Dr\u00e4hte auftraf, und so den Strom eines Reizsignals schlofs ; das Auftreten der Empfindung markierte die Versuchsperson durch Strom\u00f6ffnung mittels Moese-Schl\u00fcssels. Bei schw\u00e4chsten Reizen betr\u00e4gt die Reaktionszeit durchschnittlich 130/ioo Sekunden. Bei st\u00e4rkerer Reizung wird die Reaktionszeit pl\u00f6tzlich viel kleiner, 40/ioo Sekunden, und die zweite Schmerzempfindung folgt bei 130/100 Sekunden. Die Zwischenzeit zwischen beiden Empfindungen betrug im Mittel 87/ioo Sekunden. Bei Anwendung des Temperators war die pl\u00f6tzliche Verk\u00fcrzung der Reaktionszeit bei steigender Reizst\u00e4rke nicht vorhanden. Der Unterschied wird auf die bei beiden Methoden verschiedene Temperatur\u00e4nderung in der Schicht der Nervenenden zur\u00fcckgef\u00fchrt. Mechanische Reizung : Die beiden stechenden Empfindungen sind zu erhalten, wenn schnell und oberfl\u00e4chlich wirkende mechanische Reize auf die Haut angewendet werden. Th. stellte sich zur Anwendung punktf\u00f6rmiger mechanischer Reize verschiedener St\u00e4rke einen Apparat her, bei welchem eine Nadel unter ver\u00e4nderlicher Belastung senkrecht auf die Haut auftrifft (s. Orig.). Die doppelte Schmerzempfindung kann nur an Schmerzpunkten (v. Erey) hervorgerufen werden. Zur Messung der Reaktionszeiten schlofs die Reiznadel durch Anstofsen an ein Metallpl\u00e4ttchen den Signalstrom im Reizmoment. Die Reaktionszeit der fr\u00fchen Stichempfindung betr\u00e4gt 18/ioo Sekunden, ihr folgt nach 96/i00 Sekunden die zweite Stichempfindung. Elektrische Reizung: Als differente Elektrode diente eine Nadel, welche durch schr\u00e4gen Einstich in die Haut etwas fixiert war. Mit einfachen Induktionsschl\u00e4gen war die verz\u00f6gerte Schmerzempfindung bei starken Reizen nicht an allen Punkten zu erhalten und \u00fcberhaupt nicht so deutlich, wie bei thermischer und mechanischer Reizung. Sie fehlt aber (entgegen Gad und Goldscheider) nicht vollkommen. Bei Anwendung einer Serie von Induktionsschl\u00e4gen sowie kurzdauernder konstanter Str\u00f6me gaben einige Punkte die verz\u00f6gerte Stichempfindung, andere nicht. Erkl\u00e4rung: Schwache Reize wirken durch Ausl\u00f6sung eines Zwischenprozesses, wahrscheinlich chemischer Natur (v. Frey) ; dieser spielt sich an den Endorganen der Nervenfasern, bezw. an den durch spezielle Lage ausgezeichneten Nervenenden ab. Bei schwachen Reizen ist dementsprechend eine lange Latenzzeit vorhanden. Die pl\u00f6tzliche Verk\u00fcrzung der Reaktionszeit bei","page":439},{"file":"p0440.txt","language":"de","ocr_de":"440\nLitera turberich t.\nReizverst\u00e4rkung wird auf direkte, ohne Zwischenprozefs erfolgende Reizung des Nerven oder Nervenendes zur\u00fcckgef\u00fchrt. Da aber auch der kr\u00e4ftigste Reiz noch den Zwischenprozefs ausl\u00f6st, entsteht nun eine zweite versp\u00e4tete Empfindung. Yerf. wendet sich gegen Einw\u00e4nde, welche Alr\u00fctz gegen seine Deutung machte. A. f\u00fchrt die beiden Empfindungen auf verschiedene Nerven mit verschiedener spezifischer Energie zur\u00fcck, wogegen nach Th. haupts\u00e4chlich der Umstand spricht, dafs die beiden Empfindungen identisch sein k\u00f6nnen.\tW. Trendelenburg (Freiburg i. Br.).\nJ. Steiner. \u00dcber das Empfindungsverm\u00f6gen der Z\u00e4hne des Menschen. Central-Matt f. Physiologie 15, 585\u2014587. 1901.\nDas Zahnfleisch der 4 oberen Schneidez\u00e4hne wurde durch einen festsitzenden Abgufs von Stenzmasse bedeckt, aus welchem die Z\u00e4hne heraussehen. Leichte Ber\u00fchrung des Zahnes mit einem Wattebausch wird nicht gef\u00fchlt, etwas st\u00e4rkere Ber\u00fchrung wird empfunden. Ber\u00fchrung mit einem gew\u00f6hnlichen trocknen Schiefertafelschwamm ist f\u00fchlbar, mit nassem hingegen nicht. Ob die Tastempfindung eine eigentliche Zahnempfindung oder eine Alveolarempfindung ist, l\u00e4fst sich nicht ganz sicher entscheiden; jedenfalls ist auch nach Eingipsen der angrenzenden Kieferteile die Tastempfindung noch erhalten. Die Pr\u00fcfung des Temperatursinnes wurde mit der Kugel eines im Sandbade erw\u00e4rmten Thermometers vorgenommen. W\u00e4rmeempfindung tritt regelm\u00e4fsig erst bei 80\u00b0 C. ein. \u2014}\u2014 50 0. wird als kalt angegeben, bei \u2014 15\u00b0 C. ist noch kein K\u00e4lteschmerz vorhanden. Bei verschlossenen Augen wird Ber\u00fchrung der Z\u00e4hne \u00f6rtlich richtig angegeben.\nW. Trendelenburg (Freiburg i. Br.).\nN. Vaschide. La mesure du temps de r\u00e9action simple des sensations olfactives.\n_ /\nTravail du Laboratoire de Psychologie Exp\u00e9rimentale de VEcole des Hautes-\u00c9tudes, Arch, de Villejuif 1902.\nDie Messungen der Reaktionszeit des Geruchssinnes auf ad\u00e4quate Reize (Kampher) ergab 1. dafs weibliche Personen langsamer reagieren als m\u00e4nnliche, 2. dafs die Dauer der Reaktionszeit im allgemeinen k\u00fcrzer ist, als von fr\u00fcheren Autoren angegeben wird, 3. dafs durch \u00dcbung und Anspannung der Aufmerksamkeit zwar eine geringe Abk\u00fcrzung der Reaktionszeit erzielt werden kann, dafs aber bald ein konstantes Minimum erreicht wird, 4. dafs durch Erm\u00fcdung des Geruchsinns die Reaktionszeit ganz aufserordentlich verl\u00e4ngert wird und endlich 5. dafs die L\u00e4ngen der Reaktionszeiten sich umgekehrt proportional den Intensit\u00e4ten der Reize verhalten.\tH. Piper (Berlin).\nH. Zwaardemaker. Die Empfindung der Geruchlosigkeit. Archiv f\u00fcr Anatomie und Physiologie, Physiologische Abteilung, Supplement. 1902.\nZwaardemaker unterscheidet mehrere Arten, wie die Empfindung der Geruchlosigkeit zu st\u00e4nde kommen kann, zun\u00e4chst im geruchlosen Raum, und zwar im k\u00fcnstlich hergestellten geruchlosen Raum (wie z. B. im Riechkasten), sowie in der Natur vielleicht in arktischen Gegenden. Das aber kommt nur sehr selten vor. H\u00e4ufiger entsteht Geruehlosig-","page":440}],"identifier":"lit33283","issued":"1903","language":"de","pages":"438-440","startpages":"438","title":"T. Thunberg: Untersuchungen \u00fcber die bei einer einzelnen momentanen Hautreizung auftretenden zwei stechenden Empfindungen. Skandinav. Arch. f\u00fcr Physiologie 12, 394-244. 1902","type":"Journal Article","volume":"32"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:58:14.447577+00:00"}