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{"created":"2022-01-31T16:54:53.777769+00:00","id":"lit33286","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Guttmann, Alfred","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 32: 440-442","fulltext":[{"file":"p0440.txt","language":"de","ocr_de":"440\nLitera turberich t.\nReizverst\u00e4rkung wird auf direkte, ohne Zwischenprozefs erfolgende Reizung des Nerven oder Nervenendes zur\u00fcckgef\u00fchrt. Da aber auch der kr\u00e4ftigste Reiz noch den Zwischenprozefs ausl\u00f6st, entsteht nun eine zweite versp\u00e4tete Empfindung. Yerf. wendet sich gegen Einw\u00e4nde, welche Alr\u00fctz gegen seine Deutung machte. A. f\u00fchrt die beiden Empfindungen auf verschiedene Nerven mit verschiedener spezifischer Energie zur\u00fcck, wogegen nach Th. haupts\u00e4chlich der Umstand spricht, dafs die beiden Empfindungen identisch sein k\u00f6nnen.\tW. Trendelenburg (Freiburg i. Br.).\nJ. Steiner. \u00dcber das Empfindungsverm\u00f6gen der Z\u00e4hne des Menschen. Central-Matt f. Physiologie 15, 585\u2014587. 1901.\nDas Zahnfleisch der 4 oberen Schneidez\u00e4hne wurde durch einen festsitzenden Abgufs von Stenzmasse bedeckt, aus welchem die Z\u00e4hne heraussehen. Leichte Ber\u00fchrung des Zahnes mit einem Wattebausch wird nicht gef\u00fchlt, etwas st\u00e4rkere Ber\u00fchrung wird empfunden. Ber\u00fchrung mit einem gew\u00f6hnlichen trocknen Schiefertafelschwamm ist f\u00fchlbar, mit nassem hingegen nicht. Ob die Tastempfindung eine eigentliche Zahnempfindung oder eine Alveolarempfindung ist, l\u00e4fst sich nicht ganz sicher entscheiden; jedenfalls ist auch nach Eingipsen der angrenzenden Kieferteile die Tastempfindung noch erhalten. Die Pr\u00fcfung des Temperatursinnes wurde mit der Kugel eines im Sandbade erw\u00e4rmten Thermometers vorgenommen. W\u00e4rmeempfindung tritt regelm\u00e4fsig erst bei 80\u00b0 C. ein. \u2014}\u2014 50 0. wird als kalt angegeben, bei \u2014 15\u00b0 C. ist noch kein K\u00e4lteschmerz vorhanden. Bei verschlossenen Augen wird Ber\u00fchrung der Z\u00e4hne \u00f6rtlich richtig angegeben.\nW. Trendelenburg (Freiburg i. Br.).\nN. Vaschide. La mesure du temps de r\u00e9action simple des sensations olfactives.\n_ /\nTravail du Laboratoire de Psychologie Exp\u00e9rimentale de VEcole des Hautes-\u00c9tudes, Arch, de Villejuif 1902.\nDie Messungen der Reaktionszeit des Geruchssinnes auf ad\u00e4quate Reize (Kampher) ergab 1. dafs weibliche Personen langsamer reagieren als m\u00e4nnliche, 2. dafs die Dauer der Reaktionszeit im allgemeinen k\u00fcrzer ist, als von fr\u00fcheren Autoren angegeben wird, 3. dafs durch \u00dcbung und Anspannung der Aufmerksamkeit zwar eine geringe Abk\u00fcrzung der Reaktionszeit erzielt werden kann, dafs aber bald ein konstantes Minimum erreicht wird, 4. dafs durch Erm\u00fcdung des Geruchsinns die Reaktionszeit ganz aufserordentlich verl\u00e4ngert wird und endlich 5. dafs die L\u00e4ngen der Reaktionszeiten sich umgekehrt proportional den Intensit\u00e4ten der Reize verhalten.\tH. Piper (Berlin).\nH. Zwaardemaker. Die Empfindung der Geruchlosigkeit. Archiv f\u00fcr Anatomie und Physiologie, Physiologische Abteilung, Supplement. 1902.\nZwaardemaker unterscheidet mehrere Arten, wie die Empfindung der Geruchlosigkeit zu st\u00e4nde kommen kann, zun\u00e4chst im geruchlosen Raum, und zwar im k\u00fcnstlich hergestellten geruchlosen Raum (wie z. B. im Riechkasten), sowie in der Natur vielleicht in arktischen Gegenden. Das aber kommt nur sehr selten vor. H\u00e4ufiger entsteht Geruehlosig-","page":440},{"file":"p0441.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n441\nkeit durch Kompensation einander gegenseitig verdr\u00e4ngender Ger\u00fcche, wobei schwache Reize einander v\u00f6llig aufbeben, w\u00e4hrend mehr intensive Reize, deren Komponenten bedeutend abgesclrw\u00e4cht erscheinen, einen Wettkampf eingehen. Endlich k\u00f6nnen noch eine Reihe verschiedener Momente die Empfindung der Geruchlosigkeit erzeugen, als da sind: zu starke Konzentration gewisser dadurch geruchlos werdender Medien, Unbekanntheit eines Geruches, Verschwinden eines Geruches bei wiederholter Wahrnehmung (ein Vorgang, der dem der Erm\u00fcdung \u00e4hnelt).\nAusf\u00fchrlicher bespricht Verf. sodann die Geruchlosigkeit von Stoffen, weil sich der Totalgeruch eines Raumes aus der Summe der Ger\u00fcche der einzelnen Gegenst\u00e4nde zusammensetzt. Die Geruchlosigkeit der Stoffe kann auf folgende Art zu st\u00e4nde kommen: 1. die Stoffe sind nicht fl\u00fcchtig (das sind aber nur wenige, z. B. vielleicht Glas und Platin); 2. die Stoffe haben nur eine geringe spezifische L\u00f6slichkeit in (fl\u00fcssiger resp.) gasf\u00f6rmiger Luft, was H. Erdmann geradezu als ein Charakteristikum der Riechstoffe anspricht, \u2014 ein Standpunkt, dem sich Zwaardemaker nur mit dem Vorbehalt anschliefst, dafs man die Wechselwirkung der unter sich zusammenhaltenden Molek\u00fcle ber\u00fccksichtigt, die einen gewissen, sei es auch sehr geringen Einflufs aus\u00fcbt. F\u00fcr die meisten in der Natur vorkommenden K\u00f6rper, deren chemischer Bau ungemein kompliziert ist, ist allerdings der Gehalt an riechenden Bestandteilen nicht immer besonders grofs. Manchmal ist dieser nur beigemischt oder in einem der Hauptbestandteile des K\u00f6rpers enthalten. In diesem Falle bestimmt also nach der ERDMANNSchen Theorie der Verteilungskoeffizient die Abl\u00f6sung der riechenden Molek\u00fcle aus dem bisherigen L\u00f6sungsmittel in Luft. Danach sind manche K\u00f6rper geruchlos, weil der Verteilungskoeffizient zwischen dem bisherigen L\u00f6sungsmittel und dem riechenden Bestandteil besonders g\u00fcnstig, derjenige zwischen der Luft und dem Riechstoff besonders ung\u00fcnstig ist.\nAn zweiter Linie gibt es eine Anzahl zwar fl\u00fcchtiger und \u2014 chemisch betrachtet \u2014 den Riechstoffen zugeh\u00f6riger K\u00f6rper, die jedoch dem Menschen geruchlos erscheinen. Zur Erkl\u00e4rung dieses scheinbaren Widerspruchs analysiert Verf. den Vorgang des Riechens: der in Luft gel\u00f6ste Riechstoff gelangt durch den beim Atmen (bezw. Schn\u00fcffeln) aspirierten Luftstrom in Ber\u00fchrung mit den Riechzellen, die in ihren Riechh\u00e4rchen eine bedeutende Vergr\u00f6fserung ihrer freien Fl\u00e4che besitzen und so in ausgedehntem Kontakt, mit der Luft stehen. Wenn also die Riechstoffe aus dem nunmehrigen L\u00f6sungsmittel, der Luft, in das letzte L\u00f6sungsmittel, das ihre Wahrnehmung erst erm\u00f6glicht, in die Substanz der Riechh\u00e4rchen \u00fcbergehen soll, so mufs der Verteilungskoeffizient der riechenden Molek\u00fcle zur Riechzelle g\u00fcnstiger sein, als zur Luft. Ist das nicht der Fall, so wTerden auch stark riechende Molek\u00fcle keinen Reiz hervorrufen k\u00f6nnen. \u2014 Daran kn\u00fcpft Zwaardemaker die Hypothese, dafs einige der Riechh\u00e4rchen wahrscheinlich zum Teil aus Fettstoffen auf gebaut sein m\u00fcssen, eine Hypothese, die er durch entwicklungsgeschichtliche Deduktionen und Analogieschl\u00fcsse st\u00fctzt (er verweist auf die Technik der Enfleurage, bei der die D\u00fcfte frisch gepfl\u00fcckter Blumen \u00fcber Fett [Paraffin] geleitet und so in grofser Menge festgehalten werden, dann aus dem Fett durch Aussch\u00fctteln mit Alkohol wiedergewonnen werden). Schliefslich erw\u00e4hnt er noch die M\u00f6glichkeit,","page":441},{"file":"p0442.txt","language":"de","ocr_de":"442\nLitera turberich t.\ndafs eine Vielheit von odoriphoren Atomengruppen sich gegenseitig auf-heben, also trotz L\u00f6slichkeit in Luft und dann weiter in den Riechzellen dennoch geruchlos sein kann.\tAlfred Guttmann (Berlin).\nC. V. Tower. An Interpretation of Some Aspects of the Self. Philos. Review 12 (1), 16\u201436. 1903.\nIch und Nicht-Ich stehen sich nicht gegen\u00fcber als dualistisch getrennte Dinge, sondern nur als zwei Seiten der einheitlichen Erfahrung. Denn jede Erfahrung hat eine gegenst\u00e4ndliche (objektive) und eine ideelle (subjektive) Seite. Das Selbst ist keine Substanz, sondern ein Beziehungsgesetz. Auch die Gesamtheit der Welt mufs in \u00e4hnlicher Weise als Erfahrung auf ein absolutes Selbst bezogen werden. W. Stern (Breslau).\nJ. H. Tufts. On the Genesis of the Aesthetic Categories. Philos. Review 12 (1), 1\u201415. 1903.\nDer Ursprung des \u00c4sthetischen ist nicht aus biologischen und nicht aus psychophysischen, sondern nur aus sozialpsychologischen Gesichtspunkten heraus zu verstehen. Religi\u00f6se, praktische, soziale Motive, nicht etwa die Freude am Sch\u00f6nen, haben zun\u00e4chst die Produktion verursacht; die \u00e4sthetische Wertung folgt erst nach; wenn man ihr aber gegen\u00fcber anderen rein subjektiven Wertungen Objektivit\u00e4t oder imperativen Charakter zuschreibt, so bedeutet dies nichts anderes, als dafs man sich in seinem Werte als Glied eines sozialen Verbandes empfindet; in \u00e4hnlicher Weise bedeutet das \u201einteresselose\u201c Wohlgefallen ein Zur\u00fcckdr\u00e4ngen des Egoismus zu Gunsten des sozialen Interesses.\tW. Stern (Breslau).\nM. F. Washburn. Some Examples of the Use of Psychological Analysis in System - Making. Philos. Review 11 (5), 445\u2014462. 1902.\nVerfasserin zeigt an den Systemen von Wundt, Ebbinghaus und M\u00fcnsterberg, wie wenig sich die Psychologen in dem einig sind, was sie \u201epsychologische Analyse\u201c nennen. Wenn die Genannten in der Feststellung und Klassifikation der \u201eseelischen Elemente\u201c so wenig \u00fcbereinstimmen, so liegt das in einer methodischen Verschiedenheit, da jeder unter den Begriffen des \u201eElementes\u201c, des \u201eAttributes\u201c und der \u201eAnalyse\u201c anderes versteht.\tW. Stern (Breslau).\nH. Heath Bawden. The Functional View of the Relation between the Psychical and the Physical. Philos. Review 11 (5), 474\u2014484. 1902.\nEin Vortrag, der einen interessanten Gedanken kurz andeutet. Die Versuche, die Beziehung zwischen Psychischem und Physischem zu erkl\u00e4ren, ordnen sich unter zwei Typen : sie sind entweder ontologischer oder teleologischer (funktioneller) Art. Die ontologischen Theorien sehen Physis und Psyche als zwei Weisen realer Existenz an, die sie entweder in kausalem oder parallelistischem Zusammenhang denken; sie werden vom Verf. verworfen. F\u00fcr ihn ist der Unterschied \u00fcberhaupt keiner des theoretischen, sondern des praktischen Lebens: n\u00e4mlich der zwischen Mittel und Zweck. Der Teil der Erfahrung, der uns als fertiger, als be-","page":442}],"identifier":"lit33286","issued":"1903","language":"de","pages":"440-442","startpages":"440","title":"H. Zwaardemaker: Die Empfindung der Geruchlosigkeit. Archiv f\u00fcr Anatomie und Physiologie, Physiologische Abteilung, Supplement. 1902","type":"Journal Article","volume":"32"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:54:53.777775+00:00"}