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{"created":"2022-01-31T14:37:25.845119+00:00","id":"lit33311","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Thiemich","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 31: 151-152","fulltext":[{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"151\nLiteraturbericht.\nTheodor Lipps. Psychologie, Wissenschaft und Leben. Festrede gehalten in der \u00f6ffentl. Sitzung der K. b. Akademie der Wissenschaften zu M\u00fcnchen zur Feier ihres 142. Stiftungstages am 13. M\u00e4rz 1901. M\u00fcnchen 1901. 28 S. 4\u00b0.\nDie \u201ePsychologie\u201c ist hier genommen in dem umfassenden Sinne \u2014 den man, im Interesse der psychologischen Wissenschaft, dem Worte lassen sollte \u2014, als Wissenschaft vom Psychischen und Geistigen \u00fcberhaupt, als die Geisteswissenschaft. Als solche ist sie zun\u00e4chst die Grundwissenschaft der sogenannten Geisteswissenschaften. Keine von ihnen kann bestehen ohne psychologisches Fundament. Man denke etwa speziell an die Sprachwissenschaft, die Kunst-, Religions-, Rechtswissenschaft. Vorausgesetzt ist, dafs diese nicht blofs feststellen, sondern verstehen wollen. Die Psychologie ist als Erkenntniswissenschaft auch eine Grundwissenschaft f\u00fcr die Naturwissenschaft. Vor allem ist Gewicht zu legen auf die Bedeutung der Psychologie f\u00fcr das Leben oder die Erziehung zum Leben. Es geht jetzt durch die Welt ein Zug der Selbstbesinnung. Dieser wird in falsche Bahnen geleitet durch einen um sich greifenden psychologischen Dilettantismus. Alle Welt geberdet sich jetzt \u201epsychologisch\u201c. Hier mufs die wahre Psychologie \u2014 in jenem umfassenden Sinne \u2014 f\u00fchrend und korrigierend \u00abingreifen und wahre Selbstbesinnung lehren. Es muss in der Menschheit neben dem \u201eRerum cognoscere causas\u201c, vielmehr vor ihm, als das vor allem N\u00f6tige, das \u201eErkenne dich selbst\u201c wieder zu seinem Rechte gebracht werden. Solcher Psychologie m\u00fcssen auch die Mittel gew\u00e4hrt werden, deren sie bedarf, um der hohen Aufgabe, die sie hat, der h\u00f6chsten, welche \u00abine Wissenschaft haben kann, gerecht zu werden. (Selbstanzeige.)\nEugen Schlesinger. \u00dcber die Beziehungen zwischen Sch\u00e4delgr\u00f6fse und Sprach entwicklnng. (Dias.) Breslau 1902. 32 S.\nBei vielen Kindern, besonders bei solchen, deren Skelett Zeichen mehr oder minder schwerer Rachitis aufweist, tritt innerhalb der ersten zwei Lebensjahre ein die Norm \u00fcberschreitendes Wachstum des Gehirns ein. Dies eigent\u00fcmliche Verhalten ist bisher weder anatomisch noch physiologisch einigermafsen studiert. Im allgemeinen gelten die ungew\u00f6hnlich grofsen Gehirne in diesem Alter nicht als besonders leistungsf\u00e4hig.\nVerf. hat f\u00fcr seine Untersuchungen als Teilfrage die Sprachentwicklung herausgegriffen und dieselbe vergleichsweise bei Kindern mit ver-","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152\nLiteraturbericht.\nschiedenem Sch\u00e4delwachstum verfolgt. Mikrocephalien sowie alle F\u00e4lle, in denen ein Hydrocephalus chronicus vermutet werden konnte, wurden ausgeschlossen.\nEs zeigte sich \u2014 bei etwa 60 Kindern \u2014, dafs hinsichtlich des Sprachverst\u00e4ndnisses sowie der Sprachbildung die Gr\u00f6fse des Sch\u00e4dels bezw. Gehirns keinen bestimmenden Einflufs aus\u00fcbt. Am ehesten l\u00e4fst sich noch sagen, dafs die \u00fcbergrofsen Gehirne weniger leisten als die normalen.\nThiemich (Breslau).\nW. H. R. Rivers. Reports of the Cambridge Anthropological Expedition to Torres Straits. Vol. II : Physiology and Psychology. Part 1: Introduction and Vision. 1901. 140 S.\nDer vorliegende Band ist der 2. unter 6 B\u00e4nden, welche enthalten: Physical Anthropology, Physiology and Psychology, Linguistics, Technology, Sociology, Religion.\nVorrede des zweiten Bandes von A. C. Haddon. Teil 1 enth\u00e4lt 4 Abteilungen: Physischer Charakter und Krankheiten des Auges, Sehsch\u00e4rfe, Farbensehen, r\u00e4umliches Sehen. Bemerkenswert ist vielleicht, dafs Verf. keineswegs so \u00fcberm\u00e4fsig hohe Sehsch\u00e4rfe bei seinen Naturv\u00f6lkern an der Torresstrasse gefunden hat, wie sie sonst wohl beschrieben ist. Wenn er \u2014 mit Haken untersuchend \u2014 oft doppelte und dreifache Sehsch\u00e4rfe findet, so ist das ja nichts sehr wunderbares. Die scheinbar so hohe Sehsch\u00e4rfe in der Erkennung gewisser Dinge f\u00fchrt er wohl mit Recht auf die sehr ge\u00fcbte Beobachtungsgabe der Naturv\u00f6lker zur\u00fcck, die vieles beachtet und ausnutzt, was der Zivilisierte \u00fcbersieht.\n\u00dcbrigens wurde die Sehsch\u00e4rfe teilweise auch dadurch festgestellt, dafs die Versuchspersonen Punkte zu z\u00e4hlen hatten, ferner nach Guillebys Methode.\nVon abnormen Refraktionszust\u00e4nden der Augen fand sich leichte Hyperopie, was teleologisch im Sinne Exners erkl\u00e4rt wird, selten Myopie (bis \u2014 3,0 D.) und Astigmatismus geringen Grades.\nAuch bei herabgesetzter Beleuchtung wurde die Sehsch\u00e4rfe bestimmt und z. T. \u00fcbernormales Adaptationsverm\u00f6gen festgestellt. Entsprechende Untersuchungen wurden an Australiern, Polynesiern und Melanesiern gemacht.\nWas das Farbensehen anbetrifft, so liefs sich unter 150 Eingeborenen kein Farbenblinder nachweisen. Es gibt bei ihnen regelm\u00e4fsig wiederkehrende Worte f\u00fcr rot, allenfalls auch f\u00fcr gelb und vielleicht noch f\u00fcr gr\u00fcn; blau und schwarz werden auffallenderweise verwechselt. Bei anderen St\u00e4mmen wurde wieder blau und gr\u00fcn verwechselt.\nBetreffs des r\u00e4umlichen Sehen gibt Verf. an, dafs der HERiNGSche Fallversuch fast ausnahmslos binokular bestanden wurde, w\u00e4hrend monokular \u201en\u00e4her,, oder \u201eferner\u201c aus der Gr\u00f6fse der angewandten Objekte geschlossen, also oft verwechselt wurde.\nFerner liefs Verf. Gr\u00f6fsensch\u00e4tzungen anstellen, Linien halbieren oder in mehrere gleiche Teile teilen. Auch verschiedene optische T\u00e4uschungen wurden in Anwendung gebracht und gaben der Hauptsache nach die zu","page":152}],"identifier":"lit33311","issued":"1903","language":"de","pages":"151-152","startpages":"151","title":"Eugen Schlesinger: \u00dcber die Beziehungen zwischen Sch\u00e4delgr\u00f6\u00dfe und Sprachentwicklung. (Diss.) Breslau 1902. 32 S.","type":"Journal Article","volume":"31"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:37:25.845124+00:00"}