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{"created":"2022-01-31T16:32:35.085964+00:00","id":"lit33330","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Wirth, Wilhelm","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 31: 282-287","fulltext":[{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturb er i chi.\nfalls einer Eigent\u00fcmlichkeit der tats\u00e4chlichen dispositioneilen Wertungsgrundlage, und zwar hier ihrem \u201eUmfange\u201c in der Pers\u00f6nlichkeit entspricht, wird endlich noch die Tiefe des Gef\u00fchles hervorgehoben. Auch hier kann Verf. f\u00fcr alle Einzelheiten auf seine bisherigen Werke, insbesondere \u201eKomik und Humor\u201c, sowie auf seine demn\u00e4chst zu erwartende \u00c4sthetik verweisen.\nWar nun im vorigen Kapitel mehr an die in den Gegenst\u00e4nden selbst liegenden Gef\u00fchlsbedingungen gedacht, so behandelt das 8. Kapitel unter den \u201eArten der Gef\u00fchlsbeziehungen\u201c diejenigen Gef\u00fchle, welche aus den schon oben immer den Gegenst\u00e4nden gegen\u00fcbergestellten psychologischen Beziehungen resultieren. Das ebenfalls hierhergeh\u00f6rige intel-lektuale Gef\u00fchl des logischen Zusammenstimmens war in der Hauptsache schon vorausgenommen. In all diesen Gef\u00fchlen \u00e4ufsert sich entweder die Stellung zu den erf ahrun gsgem\u00e4f sen Beziehungen, wie bei Bekanntheit, Neuheit etc., oder das qualitative Hi neinpassen in den augenblicklich herrschenden allgemeinen Rhythmus oder endlich die Beschaffenheit dieser Ablaufs weise selbst hinsichtlich ihrer Einheitlichkeit, Leichtigkeit und Kraft bezw. des Gegenteiles. Von dem letzten dieser drei Gesichtspunkte gelangt Verf. zu den Selbst wertgef&hien, die aus einer (nachtr\u00e4glichen) Betrachtung der an und f\u00fcr sich wertvollen Aktivit\u00e4t innerhalb dieses Ablaufes resultieren, welche das Material f\u00fcr den Begriff der Pers\u00f6nlichkeit im engeren Sinne bildet. In Fortsetzung dieses Gedankens stellt das letzte Kapitel \u00fcber \u201edie objektiven Werte und das Sollen\u201c zun\u00e4chst das Hauptproblem hinsichtlich der ethischen Wertgef\u00fchle, wie n\u00e4mlich eine negative Wertung der Pers\u00f6nlichkeit m\u00f6glich sei, wo doch die eigene T\u00e4tigkeit, also der Gegenstand dieser Wertung, selbst stets auf den momentan herrschenden Wertinteressen beruht. Das R\u00e4tsel l\u00f6st die Annahme, dafs die momentan aktuellen Pers\u00f6nlichkeitsfaktoren im allgemeinen nur einen Ausschnitt aus der einheitlichen Pers\u00f6nlichkeit ausmachen, die sich auf Grund der gesamten psychologischen Erfahrung bei den verschiedenen Individuen mehr oder weniger vollkommen entwickelt und neben den momentan gerade herrschenden Faktoren in verschiedenem Umfange aktuell werden kann. Dieser besonderen Basis entsprechend enth\u00e4lt dieses Wertgef\u00fchl den Charakter des in sich Gefestigten, relativ gegenst\u00e4ndlich \u00fcber die zuf\u00e4llig aktuellen Motive Hinausreichenden. Der vollen \u201eHerrschaft\u201c dieser einheitlichen Pers\u00f6nlichkeit entspricht das Bewufstsein der \u201esittlichen Freiheit\u201c. So schliefst denn auch die Schrift mit dem Hinweis auf die genauere Behandlung dieser Probleme der psychologischen Ethik in des Verfassers \u201eEthischen Grundfragen\u201c.\nWilhelm Wirth (Leipzig).\nTheodor Lipps. Einheiten und Relationen. Eine Skizze zur Psychologie der\nApperzeption. Leipzig, J. A. Barth, 1902. 101 S. Preis 3,60 Mk.\nAuch diese Schrift geht wie die vorige in ihrem Grundgedanken darauf aus, die Analvse des Gesamtbewufstseins \u00fcber die blofse Aner-kennung von gegenst\u00e4ndlichen Inhalten der Empfindungen, Vorstellungen, Gedanken hinaus m\u00f6glichst zu bereichern. W\u00e4hrend aber in jener ersteren, wie erw\u00e4hnt, das den gegenst\u00e4ndlichen Inhalten gegen\u00fcberstehende","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n283\nGef\u00fchl des unmittelbar erlebten Ich in seinen verschiedenen Modifikationen behandelt wurde, steht hier das dritte Hauptelement im Mittelpunkte der Betrachtung, welches die subjektive und objektive Seite des Bewufstseins gewissermafsen erst zu dem wirklich erlebten Ganzen des Gesamtbewufstseins in allen seinen Teilen vervollst\u00e4ndigt oder die Verbindung zwischen beiden Seiten herstellt. Dieses dritte Element besteht ganz allgemein in den Relationen oder Beziehungen. Diese sind zun\u00e4chst Weisen, wie ich mich, in meinem Apperzipieren, auf Gegenst\u00e4ndliches bezogen finde, und, wie ich Gegenst\u00e4ndliches auf mich bezogen finde. Die bezeichnete Abgrenzung beider Schriften ist u. a. schon in der vorigen Schrift S. 10 ausgesprochen in dem Satze: \u201eUnd dies Bezogensein nenne ich nicht mehr ein Gef\u00fchl. Es ist nicht mehr eine unmittelbar Vorgefundene Bestimmtheit meiner, sondern eben ein Bezogensein meiner auf einen Gegenstand\u201c. Die umfassende Bedeutung dieser Relationserlebnisse besteht aber ferner besonders darin, dafs auch der Zusammenschlufs der gegenst\u00e4ndlichen Inhalte zu der Einheitlichkeit, in der sie in allen ihren Teilen fortw\u00e4hrend von uns gedacht wird, in allen seinen Modifikationen als Spezialfall dieses dritten Elementes erscheint. Alle diese Einheiten beruhen als Relationen zwischen Gegenst\u00e4ndlichem nur darauf, dafs Gegenst\u00e4ndliches in meinem Apperzipieren und durch dasselbe aufein a n.d er bezogen erscheint. Abgesehen v on diesen vereinheitlichenden Apperzeptionserlebnissen besteht das rein Gegenst\u00e4ndliche nur in seinen mannigfaltigen, einfach daseienden Qualit\u00e4ten, zu denen die Einheitlichkeit somit nicht zugeh\u00f6rt, wor\u00fcber man sich insbesondere auch nicht durch den Begriff der \u201eGestaltsqualit\u00e4ten\u201c hinwegt\u00e4uschen lassen darf. Will man den Begriff der \u201efundierten Inhalte\u201c auf die Relationen anwenden, so ist \u201edas letzte und allgemeinste Fundament der Relation jederzeit das Ich, das unmittelbar erlebte Subjekt\u201c. In der ganzen Schrift ist der rein ph\u00e4nomenologische Gesichtspunkt der Bewmfst-seinsanalyse als Hauptsache hervorgekehrt.\nIm ersten Kapitel sind nun zun\u00e4chst die \u201eeinfachen Beziehungen meiner auf Gegenst\u00e4ndliches\u201c behandelt, die s\u00e4mtlich als Modifikationen der \u201eGrundrelation\u201c zwischen dem im Gef\u00fchl unmittelbar erlebten Ich und den gegenst\u00e4ndlichen Inhalten erscheinen, durch wrelche diese Inhalte eben erst meine Bew^ufstseinsinhalte sind. Als eine besondere Form dieser Grundrelation, als ein \u201espezifischeres Bezogensein\u201c erscheint die besondere Beachtung, Heraushebung, Aneignung in der Apperzeption. Insofern all diesen Modifikationen zugleich wichtige Grundgegens\u00e4tze des Ichgef\u00fchls entsprechen, steht vor allem dieses erste Kapitel mit jener ersten Schrift in besonders engem Zusammenhang. Auch hier wfird das Wichtigste \u00fcber aktive und passive, objektive und subjektive Apperzeption rekapituliert. Der selbst\u00e4ndigeren Bedeutung der Gegenst\u00e4nde f\u00fcr das verbindende Glied zwischen ihnen und dem Ich entspricht nur ihre genauere Aufz\u00e4hlung in vier Hauptgruppen der empirischen G., oder des \u201eErkannten\u201c im engeren Sinne, der intuitiven G., wie sie den apriorisch notwendigen Urteilen zu Grunde liegen, der Phantasie-G. und der imagin\u00e4ren G. Bei allen diesen Gegenst\u00e4nden sucht die \u201ereine Gegenstandsapperzeption\u201c iin Erlebnis des","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"284\nLiteraturbericht.\n\u201eMeinens\u201c sozusagen den lebendigen Kontakt mit den Gegenst\u00e4nden selbst zu erhalten, wie dies auch f\u00fcr das ganz in dem Gegenst\u00e4ndlichen lebende Phantasieren gilt, ohne sich von dieser ausschliefslichen Richtung nach \u201eaufsen\u201c zur Gewinnung eines reflektiven Bewufstseins vom Grade des Gelingens abbringen zu lassen. Am weitesten entfernt sich von ihr die rein subjektiv gerichtete oder \u201epsychologische Apperzeption,\u201c welche ohne R\u00fccksicht auf den \u201egemeinten\" Gegenstand die Vorstellung als solche mit ihren rein psychologischen Eigenschaften betrachtet. Von ihr ist das Subjektivit\u00e4tsbewufstsein als Erfolg einer \u201eobjektiven Apperzeption des Subjektiven\u201c in dem schon fr\u00fcher erw\u00e4hnten Sinne als Erfolg einer Messung des Subjektiven am Gegenst\u00e4nde scharf zu unterscheiden. Des Genaueren ist die gew\u00f6hnlich sogenannte psychologische Bewufstseins-analyse die entsprechende subjektive Abart der qualitativ gerichteten Apperzeption, welche von der quantitativen und wertenden unterschieden und mitsamt diesen nach den genannten Gesichtspunkten der Gegenstands- und psychologischen Apperzeption eingeteilt wurde, wobei diese Einteilung hinsichtlich der Quantit\u00e4t und Wertung dem objektiven und subjektiven Quantit\u00e4ts- und Wertgef\u00fchl in Kapitel VII der vorigen Schrift entspricht. Die empirierte Apperzeption l\u00e4fst ferner durch Anwendung des Gesichtspunktes der empirischen Herkunft bei der \u201eGegenstandsapperzeption\u201c Wirklichkeit und Phantasiegebilde unterscheiden, bei der \u201epsychologischen Apperzeption\u201c aber die schon oben erw\u00e4hnte perceptive Freiheit und Gebundenheit gegen\u00fcber den Erinnerungsbildern bezw. den Wahrnehmungen.\nIm \u00fcbrigen handelt nun die ganze Schrift ausschliefslich von der apperzeptiven Vereinheitlichung des Gegenst\u00e4ndlichen oder den Einheiten, wie es auch der Voranstellung dieser besonderen Relation auf dem Titel entspricht. Die bereits oben charakterisierte Beschreibung des Einheitsbewufstseins wird hierbei im 2. Kapitel in einer Betrachtung der allgemeinen Merkmale der \u201eRelationen zwischen Gegenst\u00e4ndlichem\u201c zun\u00e4chst erg\u00e4nzt durch die Analyse der apperzeptiven Gliederung im Mehr-heitsbewufstsein, das sich nicht auf blofse simultane Apperzeption yon Mehrerem zur\u00fcckf\u00fchren l\u00e4fst, wodurch eben niemals das Bewufstsein der Einheit in der Mehrheit konstituiert werden k\u00f6nnte. Als Hanpt-gegens\u00e4tze der Relation erscheinen dann vor allem wieder die objektive und subjektive, wobei auch die \u201eobjektive\u201c Vereinheitlichung nur einer \u201eAufforderung\u201c des Gegenst\u00e4ndlichen entspricht, aber nicht selbst etwas Gegenst\u00e4ndliches ist. Ferner wird die positive und negative Relation unterschieden oder die Relation des Zusammen oder der Einheitlichkeit bezw. des Auseinander oder der Gegens\u00e4tzlichkeit, wobei es sich wieder um ausschliefsliche und vermittelte Gegens\u00e4tze handeln kann. Innerhalb der einfachen Grundrelation des Zusammen, die alles Beliebige zu umfassen vermag, kann nun das vereinigte Mannigfaltige mehr oder weniger im apperzeptiven Gleichgewicht stehen, dessen volle Erreichung nur einen idealen Grenzfall bildet, oder in bestimmter Weise einander \u00fcber- und untergeordnet sein. Dabei schliefst dieses Zusammen immer zugleich eine negative Relation gegen\u00fcber der Umgebung in sich, die als apperzeptive Heraussonderung aus derselben erst","page":284},{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"Litern turberich t.\n285\neine bestehende objektive Relation zur Umgebung aufheben inufs. Von \u201eAbstraktion\u201c im engeren Sinne spricht man aber nur bei einer gewissen Innigkeit solcher negierter Beziehungen zur Umgebung, besonders also bei der Herausl\u00f6sung eines Merkmales aus der inhaltlichen Einheitsbeziehung, welche die verschiedenen Seiten einer einheitlichen Empfindung, z. B. Lautheit und H\u00f6he eines Tones, zusammenschliefst. Meinongs Parallelismus der Relationen und Komplexionen gegen\u00fcber wird die Komplexion in der Weise spezialisiert, dafs sie sowohl eine positive, als vor allem eine vereinheitlichende Relation in dem Sinne sei, dafs das Mannigfaltige in ihr durch zwischenliegende r\u00e4umliche oder zeitliche Strecken zu einem \u201eGanzen\u201c verwoben sei. Beim Be-wufstsein der blofsen Anzahl treten hingegen gar keine inneren Relationen zwischen den Elementen in die Einheit ein, was nur durch ein v\u00f6lliges Absehen von dem gegenst\u00e4ndlichen Inhalt des isoliert Apperzipierten m\u00f6glich wird. Plus und Minus bilden die positive, bezw. negative Form der \u201enumerischen\u201c Beziehung innerhalb dieser Anzahl mit ihrer \u201eSumme\u201c isolierter Apperzeptionsakte. Die Relation in der Zahl stellt also im Gegensatz zu den objektiven ,.Teilbeziehungen\u201c in den Komplexionen eine spezifisch subjektive Relation dar, die dann nat\u00fcrlich weiterhin bestimmte objektive Tatbest\u00e4nde zum Ausgangspunkt ihrer abstrakten T\u00e4tig-keit nehmen kann.\nDas dritte Kapitel \u00fcber die \u201egegenst\u00e4ndlich vermittelten Beziehungen\" befafst sich nun mit den \u201eTeilbeziehungen\u201c innerhalb einer Komplexion oder eines Ganzen mehr im Einzelnen. Die Einheitsapperzeption ist hier eine in sich unterschiedslose, nicht relativ abbrechend und neu einsetzend, weil sie durch ein Moment des Gegenst\u00e4ndlichen selbst bedingt und angeregt ist, das bei den r\u00e4umlichen und zeitlichen Ganzen die bekannte \u201eKontinuit\u00e4t\u201c ausmacht. Das Bewufstsein der \u201eRichtung\u201c er. scheint hierbei als simultaner Enderfolg einer sukzessiven Erfassung mit verschiedenen Formen der \u00dcber- und Unterordnung der Endpunkte und der vermittelnden Strecke. Die Gr\u00f6fse dieser Strecke bestimmt zugleich den Grad der Enge der Beziehung, bezw. ihren positiven oder negativen Charakter. Auch das bereits erw\u00e4hnte Ganze der inhaltlichen Einheitsbeziehung mit seiner Einheitlichkeit im spezifischen Sinne wird hier n\u00e4her erl\u00e4utert, wobei Verf. vor allem die Unzertrennlichkeit des einzelnen abstrakten Merkmales von dem gemeinsamen Grundelement, z. B. der Lautheit des Tones vom Tone \u00fcberhaupt, hervorhebt. Zu dieser Gruppe geh\u00f6rt schliefslich auch noch die psychologische Einheitsbeziehung, d. h. das System der inneren Beziehungen, von der wir uns als Psychologen bei der apperzeptiven und zwar refiektiven Vereinheitlichung alles dessen leiten lassen, wras in dem in seiner Weise ebenfalls \u201eobjektiven\u201c, allgemeinsten Grundelemente \u00fcbereinstimmt, unser individuelles Bewufstseinserlebnis gewesen zu sein.\nKein dem Gegenst\u00e4ndlichen anhaftendes Moment, sondern die aufeinander bezogenen Gegenst\u00e4nde selbst fordern hingegen bei den \u201eassoziativ bedingten\u201c Beziehungen die Vereinheitlichung, die somit auf irgend einem psychologischen Zusammenh\u00e4nge beruht. Von ihnen betrachtet Kapitel II zun\u00e4chst die einseitigen Gegenstandsbeziehungen,","page":285},{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"286\nLiteraturberich t.\nin denen zum Gegenstand eine Vorstellung bezw. ganz allgemein ein psychisches Geschehen in Beziehung steht. Vorstellung und Vorgestelltes m\u00fcssen zum Verst\u00e4ndnis dieser Unterscheidung scharf auseinandergehalten werden. Hierher geh\u00f6ren vor allem s\u00e4mtliche symbolische Beziehungen, in denen ein Gegenstand, z. B. ein geh\u00f6rtes Wort, zum Vollzug der Bedeutungsvorstellung n\u00f6tigt oder das unmittelbare Bewufstsein ihrer \u201eHinzugeh\u00f6rigkeit'4 erzeugt, ohne Dazwischentreten eines reflektiven Erschliefsens oder bewufsten Wissens eines tieferen Zusammenhanges. Der n\u00f6tigende Zusammenhang ist nat\u00fcrlich jeweils ein anderer bei der Wortbedeutung, beim \u201eMeinen\" von Gegenst\u00e4nden in Vorstellungserlebnissen und bei den verschiedenen Arten der \u00e4sthetischen Relation. Aufser dieser \u201eAufn\u00f6tigung\" von Vorstellungen sind auch noch eine gr\u00f6fsere Zahl anderer unmittelbarer Abh\u00e4ngigkeitsbeziehungen dieser Art auf gez\u00e4hlt.\nUnter den \u201eassoziativ bedingten Relationen zwischen Gegenst\u00e4nden44 treten nun erst die empirischen und apriorischen Beziehungen heraus, also die Relationen der erfahrungsgem\u00e4fs oder intuitiv erkennbaren tats\u00e4chlichen, allgemeinen und notwendigen Zuordnung, bezw. der logischen Negation einer zwar denkbaren, aber unwirklichen Verbindung. Auch hier betrachtet Verf. die empirisch allgemeinen Notwendigkeitsbeziehungeil als die rein und ungest\u00f6rt erhaltenen einfachen empirischen Beziehungen, welche ohne den Widerspruch neuer Erfahrungen ohne weiteres nicht nur als allgemeiner Grund, sondern sogar als Bedingung des mit ihnen einmal Assoziierten bewufst sind.\nAls letztes objektiv bedingtes Apperzeptionserlebnis ist das Bewufstsein der qualitativen Einheit und Relation behandelt. \u00c4hnlichkeit s - und Verschiedenheitsbevrufstsein sind stets ein passiv hingenommener Erfolg des besonderen Tuns des Vergleichens, d. h. der in der Vereinheitlichung des ganzen Vergleichsaktes gesonderten qualitativen Apperzeption der beiden Vergleichsobjekte. SowTeit die Apperzeptionen gesondert bleiben, besteht f\u00fcr uns Verschiedenheit, soweit aber ein Gemeinsames im Gesamtakte als nur einmal apperzipiert erscheint und die Unterakte hierin ineinander \u201e\u00fcberfliefsen\u201c, besteht f\u00fcr uns \u00c4hnlichkeit, jeweils verschiedenen Grades. Eine Variation ergibt sich vor allem noch je nachdem das Gemeinsame, bezw. Verschiedene, hinsichtlich dessen dann die \u00c4hnlichkeit bezw. Verschiedenheit besteht, innerhalb seines Objektes leichter oder schwerer herauszusondern ist. Im Anschiufs hieran trennt Verf. in einer f\u00fcr die Psychologie der Unterschiedsempfindlichkeit wichtigen Pr\u00e4zision das nur mehr oder weniger entschiedene Bewufstsein der blofsen Verschiedenheit beim Vergleichen \u201eim Ganzen44, -wobei der \u201eZuwachs44 nicht als ein besonderes Element innerhalb des Vergleichsobjektes hervortritt, von dem Bewufstsein des \u201eUnterschiedes44 beim \u201eteilenden Vergleichen\u201c, in -welchem jene Herausl\u00f6sung des Differenzbetrages stattfindet. Sowreit auch der nicht in den gegenst\u00e4ndlichen Inhalten selbst liegende allgemeine Erregungscharakter mit in die Apperzeption hineingenommen wird, kann nat\u00fcrlich auch er eine qualitative Beziehung begr\u00fcnden. Schliefslich erscheint auch das Konsonanzbewufstsein den T\u00f6nen gegen\u00fcber als ein besonderes Erlebnis der qualitativ gerichteten Einheitsapperzeption, nicht","page":286},{"file":"p0287.txt","language":"de","ocr_de":"L it\u00e9ra tar bericht.\n287\neines Ineinanderfliefsens der T\u00f6ne selbst. Nur kann man hier das gemeinsame und die widerstreitenden Elemente an den T\u00f6nen aufserhalb dieser apperzeptiven Vereinheitlichung nicht herausl\u00f6sen, also auch nicht bei der zum \u00c4hnlichkeitsbewufstsein notwendigen gesonderten Apperzeption des Verglichenen. Erst durch die Vereinheitlichung selbst ergibt sich so etwas wie eine Abteilung der verbundenen rhythmischen Prozesse der im Be-wufstsein zwar kontinuierlichen Tonempfindungen, mit Heraushebung eines gemeinsamen Grundrhythmus aus der Zahl der gleichfalls m\u00f6glichen Einteilungen bezw. im Gegenteil mit innerem Widerstreite. Es besteht somit kein Bewufstsein der \u00c4hnlichkeit, sondern nur der Vereinheitlichung schlechthin, d. h. eine Forderung oder Ablehnung der apperzeptiven Vereinheitlichung \u00fcberhaupt auf Grund jenes nur w\u00e4hrend dieser selbst erlebbaren Zusammenpassens der aufeinander bezogenen Tonrhythmen. Zu dieser Theorie, mit welcher Verf. \u00fcber die einfache Ph\u00e4nomenologie hinausgegangen ist, stimmen endlich auch noch Analogieen aus anderen Gebieten, insbesondere eine \u00e4hnliche Wirkung der sog. Farbenharmonien.\nWilhelm Wirth (Leipzig).\nMelchior Palaoyi. Der Streit der Psychologisten und Formalisten in der modernen Logik. Leipzig, W. Engelmann, 1902. 93 S. Mk. 2,00.\nMan braucht in dieser Schrift nicht gar viel gelesen zu haben, um zu merken, dafs sie ihrem Titel im Grunde nicht entspricht, n\u00e4mlich dafs es sich in ihr eigentlich nicht um den Streit der Psychologisten und Formalisten \u00fcberhaupt handelt, sondern nur um meinen Streit gegen die Psychologisten in den seit 1900 erschienenen \u201elogischen Untersuchungen\u201c. Der \u201eformalistischen Tendenz in der modernen Logik\u201c (5), der \u201eschroffen r\u00fcckl\u00e4ufigen Bewegung, die den Streitruf: Los von der Psychologie! auf ihre Fahne schreibt\u201c, die \u201eformalistische Gefahr\u201c eines \u201eunfruchtbaren d\u00fcrren Formalismus\u201c (1) \u2014 will der Verf. entgegentreten. So lesen wir es ganz allgemein in der Einleitung. Aber da wdr alsbald auch h\u00f6ren, dafs Bolzano als \u201eder eigentliche Urheber des modernen Formalismus in der Logik\" zu betrachten sei und uns erinnern, dafs Husserl bislang der einzige moderne Logiker ist, der seine \u00dcberzeugungen in wesentlichen Punkten an Bolzanos Wissenschaftslehre angekn\u00fcpft hat; da wir ferner bemerken, dafs der Verf. keinen anderen Formalisten nennt, vielmehr seine Angriffe teils in eigenen Kapiteln, teils in Form \u00fcberall eingestreuter Ausf\u00e4lle einzig und allein auf Husserl bezieht: so m\u00fcssen wir f\u00fcr diese Schrift die Gleichung ansetzen: moderne Formalisten = Husserl. Wenn ich mich nun durch die Geh\u00e4ssigkeit des vom Verf. leider beliebten Tones nicht abhalten lasse, der freundlichen Aufforderung des verehrten Herausgebers d. Z. nachzukommen, und diese Schrift zu rezensieren, so geschieht dies, um die Pflichten zu erf\u00fcllen, die jeder ernste Arbeiter gegen sein Werk hat, es entstellenden Angriffen nicht preiszugeben. Dem herrschenden Strom logischer und erkenntnistheoretischer \u00dcberzeugungen stellen sich meine logischen Untersuchungen als ein zum mindesten unbequemes Hindernis in den Weg. Wohl begreiflich, dafs eine Schrift, die, wie die vorliegende, energisch versichert, das Hindernis beiseite geschafft oder als nichtig erwiesen zu haben, auf billige Lorbeeren rechnen kann, dafs sie vorhandene Neigung","page":287}],"identifier":"lit33330","issued":"1903","language":"de","pages":"282-287","startpages":"282","title":"Theodor Lipps: Einheiten und Relationen. Eine Skizze zur Psychologie der Apperzeption. Leipzig, J. A. Barth, 1902. 106 S.","type":"Journal Article","volume":"31"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:32:35.085969+00:00"}