Open Access
{"created":"2022-01-31T13:04:45.759101+00:00","id":"lit3334","links":{},"metadata":{"alternative":"Philosophische Studien","contributors":[{"name":"Kraepelin, Emil","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Philosophische Studien 2: 651-654","fulltext":[{"file":"p0651.txt","language":"de","ocr_de":"Nachtrag zu der Arbeit \u00fcber die G\u00fcltigkeit des Weber\u2019sehen Gesetzes bei Lichtempfindungen.\nVon\nDr. Emil Kraepelin.\nBurch die G\u00fcte des Herrn Professor Dr. Aubert bin ich auf einen Irrthum aufmerksam gemacht worden, der sich bei der Berechnung der angewandten Lichtintensit\u00e4ten in der oben bezeichneten Arbeit eingeschlichen hat. Ich hatte daselbst*) f\u00fcr die Distanz d zwischen Scheibe und grauem Glase =40 cm den Helligkeitsgrad der Masson\u2019schen Scheibe i,u = 0,377 in gefunden und dann weiter die Intensit\u00e4t des wirklich in das Auge gelangenden Lichtes i'n = 0,147% berechnet, \u00bbda sich nun auch (au\u00dfer dem Abstande zwischen Lampe und Scheibe) die Entfernung zwischen Auge und Scheibe ge\u00e4ndert hat.\u00ab Dieser letztere Umstand wird jedoch thats\u00e4chlich dadurch com-pensirt, dass in gleichem Yerh\u00e4ltnisse mit dem Wachsen des Abstandes die Gr\u00f6\u00dfe des Netzhautbildes abnimmt. Die Lichtst\u00e4rke dieses letzteren betrug also bei \u00abf=40cm in Wahrheit nicht 0,147in, sondern 0,377in. Die in der Tabelle a. a. O. f\u00fcr d = 40 cm angegebenen Werthe \u00e4ndern sich dadurch in folgender Weise:\nt'i = 377\ti\\\t=\t146,44\tt'7\t=\t36,27\ni\\ = 266,38\ti's\t=\t145,69\ti'8\t=\t29,59\n*78 = 223,85\ti'g\t=\t115,20\tt'9\t=\t3,62\nDer Spielraum der untersuchten Lichtintensit\u00e4ten verringert sich somit, wie man sieht, um ein Geringes ; die obere Grenze der unteren\n1) Diese Studien II, 2 p. 310.","page":651},{"file":"p0652.txt","language":"de","ocr_de":"652\nEmil Kraepelin.\nAbweichung vom Weber\u2019schen Gesetze liegt ein klein wenig h\u00f6her, als ich in meiner Arbeit angenommen hatte. Allein diese Verschiebung ist eine so unbedeutende, dass durch sie die Resultate der mitgetheil-ten Untersuchungen keine irgend nennenswerthen Modificationen erleiden. Schon die bei d= 25 cm gewonnenen Versuchsreihen w\u00fcrden ja allein gen\u00fcgen, um dieselben sicher zu stellen. Eine st\u00f6rende Complication f\u00fcr die unmittelbare Vergleichung der bei verschiedenen Abst\u00e4nden d gewonnenen Beobachtungen bildet die in beiden F\u00e4llen verschiedene Gr\u00f6\u00dfe des Netzhautbildes der Scheibe, wenn auch der Einfluss dieses Factors in den gegebenen Grenzen keine entscheidende Bedeutung zu haben scheint. F\u00fcr Wiederholungen derartiger Versuche w\u00fcrde jedoch trotzdem anzurathen sein, zwecks Variirung der Lichtst\u00e4rke nicht den Abstand d, sondern vielmehr die Stellung der Lichtquellen zu \u00e4ndern.\nNach dieser Berichtigung sei es mir gestattet, im Hinblick auf die von mir angestellten Versuche noch kurz gewisse Einw\u00e4nde zu besprechen, welche, wie mir durch Vermittlung des Herrn Professor Wundt bekannt wurde, von Hering1) gegen die G\u00fcltigkeit des Weber-Fechner\u2019schen Gesetzes erhoben worden sind. Meine Aufgabe kann es dabei nicht sein, die schon von W un dt eingehend gew\u00fcrdigten allgemeinen Bedenken Her in g\u2019s n\u00e4her ins Auge zu fassen, sondern es handelt sich hier nur um die Frage der G\u00fcltigkeit jenes Satzes auf dem Gebiete der Lichtempfindungen. Ausgehend von teleologischen Betrachtungen stellt Hering in der angef\u00fchrten Arbeit die, wie er meint, thats\u00e4chlich in der Natur realisirte Forderung auf, \u00bbdass die Empfindlichkeit des Auges f\u00fcr das Licht sich stets umgekehrt proportional der allgemeinen Beleuchtung verhielte, damit das Product aus Reiz und Empfindlichkeit, d. i. die von einem bestimmten Dinge veranlasste Licht-Empfindung immer dieselbe bliebe.\u00ab Bis zu einem gewissen Grade wird diese Forderung durch das Weber\u2019sche Gesetz erf\u00fcllt. Da n\u00e4mlich nach demselben die scheinbaren Helligkeiten nicht proportional mit der Intensit\u00e4t der Beleuchtung, sondern sehr viel langsamer wachsen w\u00fcrden, so w\u00fcrden ja \u00bbdie von dem\n1) Zur Lehre von der Beziehung zwischen Leib und Seele, I. Mittheilung. lieber Fechner\u2019s psychophysisches Gesetz. Sitzungsber. der k. Acad. d. Wissenschaften. 3. Abth. Bd. LXXII. December 1875. (S. A. p. 25.)","page":652},{"file":"p0653.txt","language":"de","ocr_de":"Nachtrag zu der Arbeit \u00fcber die G\u00fcltigkeit d. Weber sehen Gesetzes bei Lichtempfindungen. 653\nWechsel der Gesammtbeleuchtung abh\u00e4ngigen Ver\u00e4nderungen der scheinbaren Helligkeit eines Dinges sehr viel kleiner sein, als die Aenderungen der objectiven Helligkeiten, und die aus dem Wechsel der Beleuchtung resultirenden Uebelst\u00e4nde jedenfalls wesentlich gemildert.\u00ab Indessen das Weh er\u2019sehe Gesetz, so argumentirt Hering weiter, leistet nur in entfernter Ann\u00e4herung das, was in vollendetem Ma\u00dfe erfahrungsgem\u00e4\u00df durch die physiologischen Einrichtungen des Irismechanismus und der Netzhautadaptation herbeigef\u00fchrt wird. Diese beiden Factoren wirken thats\u00e4chlich dahin zusammen, dass die scheinbaren Helligkeiten der Dinge ann\u00e4hernd dieselben bleiben. Auf das Spiel der Iris und der Netzhautadaptation sind daher nach Hering\u2019s Ansicht auch jene Thatsachen zur\u00fcckzuf\u00fchren, die man als den Ausdruck des Weber'schen Gesetzes betrachtet hatte, z. B. die relative Gr\u00f6\u00dfe des scheinbaren Helligkeitszuwachses, welcher im Dunkeln durch Anz\u00fcndung des ersten Lichtes erzeugt wird gegen\u00fcber der immer mehr abnehmenden Wirkung bei Hinzuf\u00fcgung eines zweiten, dritten u. s. f.\nDie zur St\u00fctze des genannten Gesetzes angef\u00fchrten Thatsachen erkennt also Hering, soweit sie ihm nicht als durch Helmholtz und Aubert widerlegt gelten, ohne Weiteres an, aber er glaubt sie weit zutreffender auf das Spiel physiologischer Einrichtungen, als auf ein tiefergreifendes psychophysisches Gesetz zur\u00fcckf\u00fchren zu d\u00fcrfen, und macht es daher F e c h n e r geradezu zum Vorwurfe, dass er bei der Frage von der G\u00fcltigkeit seines Satzes f\u00fcr die Lichtempfindungen \u00bbauf die Adaptation weder der Pupille, noch der Netzhaut die n\u00f6thige R\u00fccksicht genommen\u00ab habe.\nSelbstverst\u00e4ndlich kann die entscheidende Instanz in einer derartigen Controverse nur das Experiment sein. Bei dem von mir eingeschlagenen Verfahren wechselte die Helligkeit des betrachteten Gegenstandes, der Masson\u2019schen Scheibe, sehr bedeutend, der Nachweis der G\u00fcltigkeit des Weber\u2019schen Gesetzes innerhalb der in meiner Arbeit genauer angegebenen Grenzen war aber von dem Einfl\u00fcsse jener physiologischen Factoren in so hohem Ma\u00dfe unabh\u00e4ngig, dass dasselbe auf keinen Fall als ein Ausdruck f\u00fcr die Wirkungen dieser letzteren angesehen werden kann. Trat doch das Gesetz empirisch am deutlichsten gerade dann hervor, wenn der Einfluss der Adaptation dadurch z. Th. eliminirt wurde, dass man dieselbe ann\u00e4hernd auf einer","page":653},{"file":"p0654.txt","language":"de","ocr_de":"654 Erail Kraepelin. Nachtrag zu der Arbeit \u00fcber die G\u00fcltigkeit des Weber\u2019schen Gesetzes etc.\nm\u00f6glichst constanten, n\u00e4mlich der maximalen H\u00f6he zu erhalten suchte! W\u00e4re Hering\u2019s Vermuthung richtig, so h\u00e4tte ja gerade das entgegengesetzte Ergehniss sich heraussteilen m\u00fcssen. Ganz \u00e4hnlich liegen die Verh\u00e4ltnisse hinsichtlich der Irisbewegung, deren Elimination durch die Einwirkung von Atropin die Uehereinstimmung mit dem Weber'schen Gesetze nicht vermindert, sondern, wenn auch unerheblich, vergr\u00f6\u00dfert hat.","page":654}],"identifier":"lit3334","issued":"1885","language":"de","pages":"651-654","startpages":"651","title":"Nachtrag zu der Arbeit \u00fcber die G\u00fcltigkeit des Weber\u2018schen Gesetzes bei Lichtempfindungen","type":"Journal Article","volume":"2"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:04:45.759106+00:00"}