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{"created":"2022-01-31T16:34:15.463469+00:00","id":"lit33341","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ranschburg, Paul","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 30: 39-86","fulltext":[{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"(Mittheilung aus dem psychophysischen Laboratorium an der k\u00f6n. ung. Univ.-Klinik f. Psychiatrie (Director Prof, Dr. E. E. Moravcsik.)\nUeber Hemmung gleichzeitiger Reiz Wirkungen.\nExperimenteller Beitrag zur Lehre von den Bedingungen der Aufmerksamkeit\nVon\nDr. Paul Ranschburg.\nVom Herbst 1900 bis zum Herbst 1901 hatte ich an nahezu 60 theils normalen, theils geisteskranken Individuen Untersuchungen \u00fcber den Umfang und die Sicherheit der Auffassungsf\u00e4higkeit angestellt. Als Apparat diente mein Mnemometer (s. S. 81), mittels dessen unter Anderem auch mehrstellige Zahlenreihen den Versuchspersonen mit einer Expositionsdauer von 1j8 Se-cunden vorgezeigt wurden, w\u00e4hrend welcher Zeit der Reiz ruhig sichtbar war und der Beobachter die gesehene Zahl einfach sofort anzugeben hatte. Die Untersuchungen wurden immer in den Vormittagsstunden angestellt, sonst aber keinerlei besondere Vorsichtsmaafsregeln angewendet und alles, was die Versuchsperson von ihrer Aufgabe ablenken h\u00e4tte k\u00f6nnen, m\u00f6glichst vermieden. Der Beobachter safs vor dem Apparat in einer Entfernung, die er sich bei den einleitenden Probeversuchen als zweckm\u00e4fsigste selbst ausw\u00e4hlte, und schaute mit beiden Augen auf den Spalt des schwarzen Apparatendeckels, hinter welchem die schwarze Zahlenreihe auf weifsem Grunde sichtbar wurde. Ein Fixationspunkt wurde absichtlich nie angegeben. Ueber n\u00e4here Details der Versuchsmethodik berichte ich im letzten Abschnitt dieser Mitthe\u00fcung.\nBei den erw\u00e4hnten Untersuchungen verwendete ich 2\u20146-8tellige Zahlenreihen, die ich aus einem statistischen Handbuch","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40\nPaul lUuwchburg.\nausgeschnitten und zu je 20 in die Reizscheiben des Apparates aufgeklebt hatte, so dafs auf jedes vierte Feld eine Zahlenreihe kam. So hatte ich mehrere Serien (Karten) von 2, 3, 4, 5 und 6-stelligen Zahlenreihen. S\u00e4mmtliche Zahlen waren mit gleich-grofsen Ziffern nicht besonders sorgf\u00e4ltig gedruckt, und die Zahlenreihen nur mit R\u00fccksicht auf die Zahl ihrer Ziffern, ohne jede Auswahl aufgeklebt, da ich an einen Einflufs der inneren Construction sonst gleichgrofser Zahlenreihen auf die Richtigkeit, oder Unrichtigkeit der Auffassung \u00fcberhaupt nicht gedacht hatte. Wie ich nachtr\u00e4glich bemerkte, kamen einzelne Zahlen auf verschiedenen Karten wiederholt vor. Die Angabe der Versuchsperson wurde nun in der beliebig lang regulirbaren Pause nach Verschwinden der Zahl sofort notirt, und nachtr\u00e4glich mit dem objectiven Reize verglichen. Berechnet wurde die Zahl der falschgelesenen Reihen und Ziffern.\nTrotz dieser h\u00f6chst einfachen Versuchseinrichtung zeigte sich von den allerersten bis zu den letzten Versuchen eine Reihe von theilweise absolut constanten Gesetzm\u00e4fsigkeiten, die f\u00fcr Normale und Kranke, f\u00fcr Gebildete und Ungebildete gleich g\u00fcltig sich erwiesen, und uns zu einer n\u00e4heren Analyse der schon gewonnenen Versuchsresultate und sp\u00e4ter zur Durchf\u00fchrung systematischer Versuche anregten, deren Mittheilung eigentlicher Zweck dieser Zeilen ist.\nDie bei unseren, mit Zahlenreihen ohne jede Auswahl an-gestellten Versuchen beobachteten, auffallenderen Regelm\u00e4fsig-keiten lassen sich in m\u00f6glichster K\u00fcrze in folgenden S\u00e4tzen zusammenfassen :\n1.\t2\u20144-stellige Zahlen werden bei einer Expositionsdauer von Vs Secundo von Gebildeten, aber auch den meisten minder Gebildeten (z. B. Handwerkern, W\u00e4rtern, etc.) ohne subjective Schwierigkeiten simultan erfafst und fehlerlos wiedergegeben.\n2.\t5-stellige und noch mehr 6-stellige Zahlen erfordern bei J/8 \u00dfecunde Expositionszeit eine hei weitem gr\u00f6fsere Concentration der Aufmerksamkeit. Auch bei gebildeten, ge\u00fcbten Beobachtern ergiebt sich bei 5-stelligen Zahlen ein kleineres, bei 6-stelligen ein betr\u00e4chtlicheres Fehlerprocent, wobei das subjective Sicher-heitsgef\u00fchl bez\u00fcglich der Richtigkeit oder Unrichtigkeit der Lesung ein ziemlich schwankendes und unverl\u00e4fsliches zu sein scheint.\n3.\tDie Fehler der Auffassung, die sich bei nachtr\u00e4glicher","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Hemmung gleichzeitiger Reizwirkungen.\n41\nVergleichung der subjectiven Angaben mit den objectiven Reizen ergeben, beziehen sich bei sechsstelligen Zahlen \u2014 in Folgendem wird nunmehr ausschliefslich von solchen die Rede sein \u2014 auf eine oder auf zwei Ziffern der Zahl, die sodann fast ausnahmslos neben einander sich befinden. Drei- oder gar vierstellige Fehler geh\u00f6ren zu den seltenen Ausnahmen.\n4.\tDie einfachen (einstelligen) Fehler befinden sich in mindestens 90 Procent s\u00e4mmtlicher F\u00e4lle in der rechten H\u00e4lfte der Zahl, also von links gerechnet an der vierten bis sechsten Stelle derselben. Und zwar ergab es sich, dafs in ungef\u00e4hr */8 der F\u00e4lle die vorletzte, in fast 1/3 der F\u00e4lle die von links aus gerechnet vierte und nur vereinzelt die rechtsseitig letzte, d. h. sechste Ziffer falsch gelesen wurde. Desgleichen fanden sich zusammengesetzte (doppelte) Fehler in der linken H\u00e4lfte der Zahlen h\u00f6chst ausnahmsweise, in der rechten H\u00e4lfte nahmen sie meist die vierte und f\u00fcnfte Stelle der Zahl ein und erstreckten sich nur selten auf die letzte, sechste Zahl.\n5.\tDie Entstehung dieser Auffassungsfehler l\u00e4fst sich bei den meisten Versuchspersonen auf gewisse Formen zur\u00fcckf\u00fchren. A) Die einstelligen Fehler entstehen allem Anschein nach\na) Durch Assimilation mit \u00e4hnlichen reproductiven Elementen, wie dies von Finzi, Wundt und Zeitler bei Wortauffassungen mittels tachistoskopischer Versuche festgestellt wurde. Gleichwie ein Y f\u00fcr ein V9 wie m f\u00fcr n, so wird besonders h\u00e4ufig 3 statt 8, 9 statt 6, 2 oder 0 statt 9, 1 statt 7 etc. gelesen, wobei die dunkel percipirten Elemente entweder einzelne feinere Bestandtheile im Sinne der einwirkenden reproductiven Elemente verlieren, oder aber auch solche an sich nehmen.\nSo wurde z. B.\nstatt\t929968\n\u201e\t194907\n\u201e\t491988\n\u201e\t404699\n\u201e\t404699\n570802\n929968\n194607\n491238\n404629\n404690\n570862 u. s. f.\ngelesen :\nb) Viel h\u00e4ufiger entstehen diese Aehnlichkeitst\u00e4uschungen in der Weise, dafs in der N\u00e4he des dunkel percipirten Gliedes der objectiven Zahlenreihe sich eine demselben \u00e4hnliche Ziffer befindet, in die sich nun die dunkel percipirte Ziffer verwandelt.","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"42\nPaul Bansehburg.\nSo z. B. wurde\nstatt\t684293\tgelesen :\t684223 (diese Illusion wiederholte sich bei derselben\nn\t929967\tn\t929997\tVersuchsperson dreimal)\nn\t753966\tn\t753996\nn\t953457\tn\t953437\nn\t318476\tn\t318175\nn\t258386\tr\u00bb\t258886\nn\t258386\trt\t258336\nn\t375296\tr>\t375266\n\u00bb\t232384\tn\t232334 u. s. f.\n\tc) Eine recht\t\tgrofse Anzahl \u2014 bei manchen Versuchs-\npersonen die \u00fcberwiegende Mehrheit \u2014 der Dlusionen entsteht aber \u00fcberhaupt nicht nach dem Principe der Aehnlichkeits-assimilationen. Wir finden massenhaft F\u00e4lle, wo 4 statt 9, 7 statt 8, 5 statt 6, 2 statt 4, etc. gelesen wird, d; h. aus einander durchaus nicht verwandten Elementen bestehende Ziffern mit einander verwechselt werden. Es w\u00e4re ein grofser Irrthum, dies einem blofsen Zufall zuzuschreiben. In der weitaus \u00fcberwiegenden Zahl solcher F\u00e4lle finden wir die Ursache der Illusion in der allern\u00e4chsten oder recht nahen Nachbarschaft der Ziffer, indem n\u00e4mlich an die Stelle des dunkel percipirten Elementes die dem benachbarten Elemente entsprechende Empfindung, resp. Vorstellung tritt.\nSo wurde z. B.\nstatt\t811824\tgelesen: 811224\t\nn\t233785\t\u201e\t233775\t(bei derselben Versuchsperson in zwei ver-\nn\t879515\t\u201e\t879915\tschiedenen Versuchen)\nn\t179455\t\u201e\t179495\t\n\u00bb\t753966\t\u201e\t763936\t*\nn\t693168\t\u201e\t693138\t\nn\t478147\t\u201e\t478187\tU. 8. f.\nd) Illusionen auf Grundlage einer Nachwirkung fr\u00fcherer Wahrnehmungen lassen sich bei Zahlenreihen nur h\u00f6chst selten sicher nachweisen, wogegen ich bei einzelnen Versuchspersonen die Bevorzugung einer und derselben Ziffer an Stelle allerhand dunkelpercipirter Elemente entschieden constatiren konnte. Bei manchen ist es wiederum auffallend h\u00e4ufig, \u2014 auch bei mir kam es oft vor \u2014 dafs statt eines dunkelpercipirten Elementes die demselben in der nat\u00fcrlichen Zahlenreihe zun\u00e4chst stehende Ziffer ausgesprochen wird (z. B. sehr h\u00e4ufig 6 anstatt 5), wobei","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"Heber Hemmung gleichzeitiger Reizwirkungen.\n43\ndi\u00a9 dem urspr\u00fcnglichen Reize entsprechende Empfindung meist, wenn auch sp\u00e4ter als die falsche, aber dennoch auftritt.\nB) Die zusammengesetzten Fehler, zumeist Doppelfehler, entsprechen im Allgemeinen den auch von Fmzi beschriebenen Permutationen, den Inversionen bei W\u00fcndt und Zeitleb. Sie sind entweder Umstellungen, wie z. B.\n216974 anstatt 216794 303302\t\u201e\t303032\n326385\t\u201e\t326835\noder aber ver\u00e4ndert sich aufserdem die eine der umgestellten Zahlen oder auch beide im Sinne der eben beschriebenen Formen a)\u2014d). Als Beispiele solcher Inversionen m\u00f6gen dienen:\n491328 anstatt 491938 (93 y. in 32; Form a)\n326585\t\u00bb\t326835\n684232\tn\t684293\n326585\tn\t326835\n303362\tn\t303032\n135127\tn\t135247\n404469\t\u00ab\t404699\n(83 v. in 58; Form b)\n(93 v. in 32; Form a)\n(83 y. in 68; Form b)\n(03 v. in 36; Form o)\n(24 y. in 12; Form a)\n(69 v. in 46; Form c) u. s. f.\nDagegen ist 491288 anstatt 491938 ein Zusammenfallen zweier Aehnlichkeitsillusionen ohne Permutation, gleichwie der dreifache Fehler 258670 anstatt 258769 nunmehr leicht als Zusammensetzung aus einer Permutation (76 in 67) und einer Aehnlichkeits-illusion (9 in 0) verst\u00e4ndlich wird.\n6. Es liefs sich bei wiederholten Versuchen bald erkennen, dafs bestimmte Zahlenreihen wiederholtemal und von allen, oder fast allen Versuchspersonen falsch gelesen wurden, w\u00e4hrend andere Zahlen jedesmal richtig aufgefafst und mit auffallender Leichtigkeit wiedergegeben, oder nur selten verfehlt wurden, d. h. gewisse Zahlencombinationen schienen direct zu Auffassungsfehlern (Illusionen) zu disponiren, w\u00e4hrend andere solchen gegen\u00fcber geradezu immun erschienen. Es war mir bald aufgefallen, dafs es haupts\u00e4chlich die dritte bis f\u00fcnfte Ziffer war, von deren Construction das Eintreten oder Wegbleiben der Illusion abhing. Im Allgemeinen schien es, dafs Illusionen, wenn diese Stellen mit Zahlen aus geraden Linien, also 7, 4, besonders 1 besetzt waren, entschieden seltener eintraten, als wenn an dritter bis f\u00fcnfter Stell\u00a9 Zahlen mit gebogenen Linien figurirten. Ferner schienen die h\u00f6heren","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44\nPaul Ransehburg.\nZahlen, also 9, 8, 7, 6, 5 h\u00e4ufiger Illusionen ausgesetzt zu sein, als 0, 1, 2, 3, 4, besonders aber 0, 1 und 2.\nAuffallend war es, dafs z. B. die Combination von 2 \u00e4hnlichen Ziffern wie ... 38 \u2666, oder ... 83. sehr h\u00e4ufig als ... 33die Combination ... 96., oder ... 69. sehr h\u00e4ufig als ... 66., oder ... 99. gelesen wurde, dafs sich also zwei neben einander oder nahe einander befindliche \u00e4hnliche Ziffern derselben Reihe mit Vorliebe in zwei identische Ziffern ver\u00e4nderten oder zu sonst irgend einer Illusion Anl&fs gaben, wogegen es umsomehr auffiel, dafs zwei nahestehende identische Ziffern, wie z. B. ... 88., ... 99., ... 66., etc. fast nie unver\u00e4ndert neben einander stehen blieben, sondern die eine derselben \u00e4nderte sich mit Vorhebe in eine ihr \u00e4hnliche (also 88 in 83, 99 in 69, etc.) oder manchmal in welche immer ihr nahestehende Ziffer um.\nEine durch die eben beschriebene, besonders aus mehreren Hundert an Herrn Assistenzarzt Dr. 6. Sip\u00f6cz, Herrn Mittelschullehrer L. Erd\u00f6s, sowie an mir selbst durchgef\u00fchrten Versuchen gewonnene Beobachtung angeregte n\u00e4here Analyse s\u00e4mmtlicher Zahlenreihen ergab nun das auffallende Ergebnifs, dafs bei s\u00e4mmtlichen Beobachtern \u2014 Normalen und Kranken \u2014 das Falschlesen der Reihe sich \u00fcberwiegend bei jenen Zahlenreizen eingestellt hatte, wo sich in den rechtsgelegenen 4 Ziffern, besonders an dritter bis f\u00fcnfter Stelle, zwei identische oder zwei \u00e4hnliche Ziffern neben einander, oder durch 1\u20142 Ziffern getrennt befunden hatten, wobei dieldentit\u00e4t der betreffenden Elemente bedeutend belastender ins Gewicht fiel, als die Aehnlichkeit derselben.\nDas gleichzeitige Vorhandensein homogener Elemente in einer simultan einwirkenden Reizgruppe scheint demnach als belastender Umstand auf die richtige Auffassung derselben zu wirken.\nIst diese Beobachtung richtig, so sind die Bedingungen des Auftretens von Illusionen bei der Auffassung zusammengesetzter Reize zweierlei, il zw.\ner) die Art der Zusammensetzung der Reihe, wobei unserer Erfahrung gem\u00e4fs homogene Elemente die Disposition zum Auftreten von Illusionen erh\u00f6hen,\n\u00df) das durch Gewohnheit, d. h. Uebung bestimmte, wie es scheint, h\u00f6chst gesetzm\u00e4fsige Verhalten der unge-","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Hemmung gleichzeitiger Reizxcirkungen.\n45\nzwungenen Aufmerksamkeit, die sich, wie schon oben sub 4. bemerkt wurde, in erster Reihe dem Beginn einer Reihe von graphischen Zeichen * (Ziffern, Buchstaben) zuwendet, die fehlerlose Auffassung der in demselben enthaltenen graphischen Elemente daher besonders beg\u00fcnstigt, w\u00e4hrend die rechtsseitigen Elemente, mit Ausnahme des allerletzten Gliedes der Reihe, im Vergleich zu den Vorigen entschieden im Nachtheil sind, unklarer aufgefafst werden, daher der Verf\u00e4lschung am meisten ausgesetzt sind.\nWoran es hegt, dafs das am meisten nach rechts zu liegende, d. h. das letzte Glied einer optischen Reihe wieder durch die Aufmerksamkeit beg\u00fcnstigt wird, dar\u00fcber lassen sich vorderhand nur Vermuthungen auf stellen. Dasselbe Verhalten l\u00e4fst sich \u00fcbrigens auch bei rasch successiv einwirkenden akustischen Reihen feststellen. Jedenfalls handelt es sich um ein entschieden constant gesetzm\u00e4fsiges, f\u00fcr alle (insgesammt nahezu 60) Versuchspersonen g\u00fcltiges Verhalten der Aufmerksamkeit, welches bei unseren Versuchen um so auffallender erscheint, da eben die vorletzte Stelle der Reihe entschieden als die ung\u00fcnstigste, das Auftreten von Illusionen am meisten beg\u00fcnstigende festgestellt wurde.\nAls zweite Bedingung des Auftretens der Illusionen k\u00f6nnen wir demnach die dem gesetzm\u00e4fsigen Verhalten der Aufmerksamkeit nicht g\u00fcnstige Localisation der homogenen Elemente der Reihe annehmen.\nThats\u00e4chlich ergab die Analyse der \u00fcberhaupt nicht, oder nur selten falsch auf gef afsten Reihen, dafs es sich in diesen F\u00e4llen in erster Reihe um Zahlen handelte, die s\u00e4mmt-lich aus heterogenen Elementen bestanden, oder falls in denselben homogene (identische oder \u00e4hnliche) Elemente sich vorfanden, waren dieselben dem erw\u00e4hnten Verhalten der Aufmerksamkeit entsprechend g\u00fcnstig, d. h. mehr in der linken H\u00e4lfte der Reihe zu finden.\nDurch weitere Analyse stellte es sich auch heraus, dafs auch die Localisation der Illusion in der Zahlenreihe sich theils eben aus der Art der Vertheilung der homogenen Elemente, theils aus dem erw\u00e4hnten Verhalten der Aufmerksamkeit erkl\u00e4ren liefs. Ob also die Illusion die dritte, vierte oder f\u00fcnfte Ziffer betraf, hing eben von der Stellung der \u00e4hnlichen, resp. identischen Elemente in der Reihe ab.","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\nPaul Eanechburg.\nSo wurde\n1.\tanstatt 670802 unrichtig 570802\n2.\t\u201e\t670802\n3.\t\u201e\t401038\n4.\t\u201e\t401038\n5.\t\u201e\t401038\n6.\t\u201e\t811824\n7.\t\u201e\t179455\n8.\t\u201e\t879515\n9.\t\u201e\t487815\n570082\n491238\n401328\n401288\n811224\n179405\n879015\n487515 gelesen u. s. t\nDie Verwechselung erfolgt demnach in demjenigen der beiden homogenen Elemente, das sich mehr nach rechts zu befindet, ausgenommen den Fall, dafs dieses die letzte Ziffer w\u00e4re, in welchem Falle die Verwechselung sich meist auf das mehr nach links gelegene Element verschiebt, wie dies in Reihe 7 und 8 geschehen ist\nEs mufs schon hier bemerkt werden, dafs in denjenigen F\u00e4llen, wo Reihen mit homogenen Elementen richtig gelesen wurden, zumeist eine Unsicherheit, sowie eine theilweise Versp\u00e4tung der Auffassung subjectiv empfunden, sehr oft auch objectiv bemerkbar wurde, indem die Versuchsperson die Zahl mit Ausnahme einer oder zweier Ziffern aussprach, welch letztere erst nach mehr minder betr\u00e4chtlichem Nachsinnen, event Schwanken angegeben wurden, oder auch angab, betreffs derselben derart ungewifs zu sein, dafs sie sie \u00fcberhaupt nicht nennen k\u00f6nne. Sehr h\u00e4ufig kam es zu Correcturen, oder zu schwankenden Aussagen, wie z. B. \u201e159462, die vorletzte Ziffer ist unsicher, vielleicht ist sie eine 9W.\nII\nSo schien es also durch die Analyse erwiesen, dafs bei simultaner, oder nahezu simultaner Einwirkung zusammengesetzter optischer Reize, deren einzelne Glieder zwar Theile eines zusammenzufassenden Ganzen sind, dabei aber von einander unabh\u00e4ngig sind und sich hierdurch von andersgearteten zusammengesetzten optischen Reizen, z. B. Wortreizen unterscheiden, die Richtigkeit der Auffassung bei sonst identischen Versuchsbedingungen aufser dem constant gesetz-m\u00e4fsigen Verhalten der Aufmerksamkeit in erster Reihe von der inneren Construction des zusammengesetzten","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Hemmung gleichzeitiger Reizwirkungen.\n47\nReizes abh\u00e4ngig ist. Die diesbez\u00fcglichen oben erw\u00e4hnten Erfahrungen fafste ich in folgendem Satze zusammen:\nDie Aufmerksamkeit vermag innerhalb einer bestimmten minimalen Zeitdauer durch heterogene Reize erzeugte Empfindungen (resp. Vorstellungen) in gr\u00f6fserer Anzahl, als durch homogene Reize verursachte in ihren Blickpunkt zu fassen. Mit anderen Worten:\nDie Auffassungsschwelle f\u00fcr gleichzeitige, oder rasch einander folgende heterogene Reize liegt tiefer als f\u00fcr homogene Reize.\nDie beschriebenen Gesetzm\u00e4fsigkeiten unserer Auffassungsfehler, \u00fcber die ich im December 1901 der ungarischen philosophischen Gesellschaft unter dem Titel \u201eUeber die Gesetzm\u00e4fsigkeiten unserer Auffassungsfehler\u201c1 berichtete, besonders die hochgradige Abh\u00e4ngigkeit unserer optischen Illusionen von der Identit\u00e4t oder heterogenen Natur der The\u00fcreize, mufste ich als eine neue Thatsache ansehen; wenigstens gelang es mir, trotz emsigen Nachforschens, nicht, eine Spur \u00e4hnlicher Versuchs-ergebnisse in der Literatur der experimentellen Psychologie zu entdecken. Die Reactionsversuche Friedrichs 2 *, die Messungen der Auffassungsf\u00e4higkeit von Kr\u00f6n und Kraepelin a, die tachisto-skopischen Versuche von Cattell4 5 und Zeitler &, die \u00e4hnlich ausgef\u00fchrten Versuche Fjnzi\u2019s6, die Zusammenfassungen \u00fcber die Wahrnehmung gleichzeitiger oder successiver Reize und die aus denselben sich ergebenden Illusionen in den Handb\u00fcchern von Wundt, K\u00fclpe, Jodl, Ebbinghaus, Ziehen erw\u00e4hnen nichts Aehnliches.\nUmsomehr schien mir selbst eine directe experimentelle Best\u00e4tigung der zwar ebenfalls auf experimentellem Wege gefundenen , jedoch erst aus der Analyse der Zahlenreihen, sozu-\n1\tFelfog\u00e2sbeli t\u00e9ved\u00e9seink t\u00f4rv\u00e9nyszer\u00fcs\u00e9ge. A magyar filoz\u00f4fiai t\u00e2rsas\u00e2g kozlem\u00e9nyei, 2. u. 3. Heft.\n2\tPhilos. Stud., hrsg. y. Wundt, 1, S. 49.\n\u2022 Ueber die Messung d. Auffassungsf&higkeit. Psychol. Arbeiten, hrsg. v. Kraepelin, 2, S. 203.\n4\tPhilos. Stud. 2, 8. 63\u00f6 und 3, 8. 94.\n5\tPhilos. Stud. 10, S. 380. \u2014 Vgl. auch Wundt, V\u00f6lkerpsychologie I, 8. 625.\n6\tKraepelin, Psychol. Arbeiten 3, S. 289.","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\nPaul Banschburg.\nsagen auf rein statistischem Wege hervorgegangenen angef\u00fchrten Thatsachen noch r\u00fcckst\u00e4ndig zu sein.\nIch entschlofs mich daher eine Reihe von Controlexperimenten in der Weise auszuf\u00fchreu, dafs ich sechsstellige Zahlenreihen nach bestimmten Principien construirte, dieselben mit vollkommen gleichem Satze drucken liefs und nun heterogene und homogene Reihen verschiedenen Grades besafs, die ich in beliebigen Gruppen separirt oder gemischt verwenden konnte (s. Abschnitt, Methodik).\nSind die oben beschriebenen, statistisch ermittelten Erscheinungen Thatsachen, so mufsten nach einander exponirte Serien heterogener Reihen fehlerlos aufgefafst werden, oder \u2014 da Schwankungen der Aufmerksamkeit nicht g\u00e4nzlich eliminirt werden k\u00f6nnen, da ferner die geringe Zahl der Ziffern eine Herstellung von sechsstelligen Zahlenreihen g\u00e4nzlich heterogener Natur nicht erm\u00f6glicht \u2014 jedenfalls eine geringe Anzahl von Fehlern ergeben, wogegen unter identischen Versuchsbedingungen exponirte Serien sechsstelliger Zahlenreihen mit einander theil-weise \u00e4hnlichen, noch mehr aber mit identischen Elementen eine Fehlerzahl ergeben mufsten, deren Unabh\u00e4ngigkeit von den etwaigen Schwankungen der Aufmerksamkeit und sonstigen etwaigen Fehlerquellen durch ihre Gr\u00f6fse sich sofort offenbaren mufste.\nDer allererste Versuch, den ich nun in Folgendem mittheile, bewies schon an und f\u00fcr sich die volle Richtigkeit meiner Voraussetzungen. Versuchsperson war eine meiner gewesenen H\u00f6rerinnen, B\u00fcrgerschullehrerin Frl. Vilm a. Gl., die ich ersucht hatte, sich mir behufs Pr\u00fcfung ihrer Zahlenauffassung \u2014 da ich Normalzahlenwerth e in je gr\u00f6fserer Anzahl ben\u00f6thige \u2014 zur Verf\u00fcgung zu stellen. Es soll hier bemerkt werden, dafs an s\u00e4mmtlichen Versuchspersonen unter dem eben genannten Vorwand experi-mentirt wurde ; der eigentliche Zweck meiner Experimente, sowie \u00fcberhaupt die von mir fr\u00fcher gefundenen Ergebnisse waren allen g\u00e4nzlich unbekannt Eine unbeabsichtigte Suggestion im Sinne meiner fr\u00fcheren Resultate war also schon auf diese Weise ausgeschlossen.\nNach vorbereitender Ein\u00fcbung an einer Karte mit 20 Reihen folgte Serie 1 mit 20 Zahlenreihen, deren dritte bis sechste Ziffer aus g\u00e4nzlich heterogenen Elementen zusammengestellt ist (kurz : heterogene Reihen).","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"TJ\u00e9ber Hemmung gleichzeitiger Beizwirkungen.\n49\nTabelle I.\nSeri\u00a9 1. Expositionsdauer pro Reihe Vs Sec.\nReihen-\tExponirte\tAngaben der\nfolge\tZahlen\tVersuchsperson\n1.\t512130\t512130 die letzte Ziffer ist unsicher.\n2.\t102465\t102645\n3.\t572103\t572103\n4.\t702364\t702364\n\u00f6.\t702465\t702646 die 6 ist unsicher\n6.\t572130\t572130\n7.\t812103\t813103\n8.\t667123\t667133\n9.\t372105\t372105\n10.\t102846\t102846\n11.\t402361\t402361\n12.\t966572\t966752 die drei letzten Ziffern sind unsicher\n13.\t512403\t512403\n14.\t887162\t887162\nl\u00f6.\t190436\t190436\n16.\t312105\t312105\n17.\t207186\t207186\n18.\t102364\t102364 die drei letzten Ziffern sind unsicher\n19.\t607931\t607931\n20.\t702546\t702546\nIn Serie 5 sind 20 Zahlenreihen angebracht, deren H\u00e4lfte nach dem Schema abcxxd, die andere H\u00e4lfte nach dem Schema abxcxd zusammengestellt ist (kurz: homogene Reihen). Das Experiment verlief folgendermaafsen :\nTabelle II\n\tSerie 5.\tExpositionsdauer pro Reihe Vs Sec.\nReihen-\tExponirte Angaben der\t\nfolge\tZahlen\tV ersuchsperson\n1.\t119495\t1194-5\n2.\t141993\t141993\n3.\t103739\t103739\n4.\t774886\t7748-6\n5.\t. 176468\t176458 die vorletzte Ziffer unsicher\n6.\t710332\t710322\n7.\t145957\t146977 die beiden letzten Ziffern unsicher\n8.\t609337\t6093-7\n9.\t975254\t975254\n10.\t147556\t147596\n11.\t663732\t663792\n12.\t449793\t449793\n13.\t411882\t411892 die drei letzten Ziffern unsicher\n14.\t654042\t654--- die drei letzten Ziffern absolut unsicher\n15.\t960443\t960443\n16.\t714998\t714978 die 7 unsicher\n17.\t128786\t128796\n18.\t817660\t817650 die 0 unsicher\n19.\t278489\t278439\n20.\t610552\t610552\nDie Vergleichung der subjectiven Angaben mit den objec-tiven Reizen erfolgte nach Beendigung des Experimentes und ergab Folgendes:\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 30.\t4","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\nPani Ramckburg.\nDie Serie 1 mit 20 heterogenen Zahlenreihen ergab drei falschgelesene Reihen; s\u00e4mmtliche 3 Fehler waren blofse Reihen-fehler, reine Permutationen.\nDagegen ergab Serie 5 mit 20 homogenen Reihen 14 falsche, resp. l\u00fcckenhafte Lesungen mit ausschlie\u00dflich einstelligen Fehlern, die sich s\u00e4mmtlich auf die rechtsstehende der beiden identischen Elemente je einer Reihe bezogen, also s\u00e4mmtlich an der f\u00fcnften Stelle zu finden sind. In Reihe 14 war auch die vierte und sechste Ziffer derart unsicher, dafs sie \u00fcberhaupt nicht angegeben wurde.\nDie 14 fehler-, resp. l\u00fcckenhaften Lesungen vertheilen sich in zwei gleiche H\u00e4lften, d. h. 7 erfolgten in den Reihen nach dem Typus a b x c x d, 7 in Reihen nach dem Typus a b c x x tf. Von den falschgelesenen Reihen wurden 6 als unsicher auf-gefafst bezeichnet, von welchen die unsicheren Ziffern in Reihe 14 \u00fcberhaupt nicht angegeben wurden. In Reihe 5 und 6 wurde richtigerweise die vorletzte Ziffer als unsicher bezeichnet, wogegen in Reihe 7 und 13 die subjective Unsicherheit nicht auf das falsch gelesene vorletzte, sondern auf das richtig gelesene letzte Glied localisirt wurde.\nIn Folgendem gebe ich nun den Verlauf des Versuches mit Serie 6 (heterogene Reihen) und Serie 5 (homogene Reihen) an weiteren 9 Versuchspersonen, sammt den subjectiven Angaben der letzteren wieder.\nDie Versuchspersonen im Alter von 20\u201432 Jahren sind :\nI. Fri. E. F., absolvirte B\u00fcrgerschule und kaufm\u00e4nnischen Fachkurs. H\u00e4lt sich f\u00fcr etwas nerv\u00f6s, zerstreut und ver-gefslich.\nIL Herr K. K, K\u00fcnstler (Maler).\nHI. Herr J. G., Geistlicher, war vor Jahren neurasthenisch> heute gesund.\nIV. Herr Dr. K. H\u00fcdovernig, Assistent der Klinik.\nV. Herr Dr. G. HL, Richter.\nVL Herr med. Dr. J. Gl\u00fcck, Arzt\nVIL Herr phil. Dr. S. Melleb, Mittelschullehrer, Kunsthistoriker.\nVTH. Herr E. Sch. Kaufmann, absolvirte Handelsakademie.\nIX. Herr jur. Dr. F. R., Advocat, h\u00e4lt sich f\u00fcr sehr zerstreut.\nAn den Versuchen mit Serie 10 und 11 nahmen ferner Theil Herr cand. jur. E. K. R. und Herr Privatbeamter E. Schw., ab-solvirter Handelsakademiker.","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"Ueher Hemmung gleichzeitiger Reizwirkungen,\n51\nIn den folgenden Tabellen sind die richtig aufgefafsten Reihen durch Punktirung angedeutet, w\u00e4hrend in den falsch aufgefafsten die unrichtig angegebenen Ziffern fett gedruckt sind.\nTabelle III (Serie 6). Falschgelesene heterogene Reihen.\nZahlen-reize 1\t\tFrl.E.F. I.\tX. K. n.\tJ. G. III.\tDr.KH. IV.\tDr.G.H. V.\tDr.J.Gl. VI.\tDr. S.M. VII.\tE. Sch. VIII.\tDr.F.R. IX.\n1.\t702156 i\t......\t702165\t\t\u2022 \u25a0\u2022\u00ab\u2022(\t\t\u2022 \u2022\u2022\u2022\u2022\u2022\t\u2022 \u2022\u2022\u00ab\u2022\u2022\t\t\u2022 \u2022\u2022\u2022*\u2022\n2.\t210864\t\u00bb*\u00bb***\t\t\u2022 \u2022 \u2022 \u00bb \u2022 \u00ab\t\t\t\u2022 m \u2022 \u2022 m m\t\t210684\t\n3.\t420675\t\t\t\t420756\t\t\u2022\u2022\u2022\u2022\u2022\u2022\t\u2022 \u2022\u2022\u2022\u2022\u2022\t\u2022 \u2022\u2022\u2022\u2022\u2022\t......\n4.\t642108\t\t6421801\t\t\t\t\t\t\t\nw 0.\t604981\t\t\t6048911\t\t\t604918\t\t\t6048919\n6.\t582160\t**\u2022\u2022\u2022\u2022\t\t* \u00ab m \u00bb m m \u2022\t\u2022 \u2022\u2022\u2022\u2022\u2022\t\t\u2022 \u2022\u2022\u25a0*\u2022\ti \u2022 \u2022\u2022\u2022\u2022\u2022\t\u2022 \u2022\u2022\u2022\u2022\u2022\t\u2022 \u2022!\u2022\u2022\u2022\n7.\t702643\t7026341\t\u2022 \u2022\u2022\u2022ta\t\t\u2022 \u2022\u2022>\u2022\u2022\u2022\t\t\u2022 \u2022\u2022\u2022\u2022\u2022\t\u00ab \u2022 \u2022\u2022\u2022\u2022\u2022\t702634\t8\n8.\t402156\t\t\u00ab\u25a0\u2022\u2022\u25a0\u2022\t4022153\t\t\t******\t\u2022 \u2022\u2022\u2022\u2022\u2022\t\u2022 \u2022\u2022\u2022\u2022\u2022\t\t\u2022\u2022\u2022\u2022!\u2022\n9.\t952403\t\t952--\t4\t\ts\t\t\t952043\t9524564\n10.\t220465\t220456\t204455\t\t! *\t\t220456\t220-45\t220645\t\n11.\t667321\t\t\t667231\t667231\t\t6617231\t......\t\t\n12.\t237601\t\u00ab\u2022\u2022\u2022\u2022\u2022\t\t237-1\t\t4\t\t\u2022 \u2022\u2022\u2022\u2022\u2022\t\t237061\n13.\t402876\t1\t\t\t\u25a0\t\u25a0\u25a0Va*\t\t\t\t\u2022 \u2022 \u2022 \u00ab \u2022 \u00ab\t\t402875\n14.\t842013\tI\t2\t\t\t8420161\t840013\t\t842103\t\t8421085\n15.\t872130\t\u00ab\u00bb\u00bb\u2022\u2022\u2022\t\t\t\t\t\t+ \u2022\u2022\u2022\u00ab\u2022\t\t\n16.\t120364\t\u2022 \u2022\u2022\u2022\u2022\u2022\t\t\t1\t\u2022 l a \u2022\t\u2022\t\t\t\u2022 \u2022\u2022\u2022\u25a0\u2022\t\t\n17.\t330672\t\t\t\t\u2022 \u2022\u2022\u2022\u2022\u2022\t\t******\t\u25a0 \u2022\u25a0\u2022\u25a0\u2022\t\t\n18.\t462139\t462193\t\t\t\u2022 \u2022\u2022\u2022\u2022\u25a0\t\t\t\t\t\t8 \u2022 \u2022\u2022\u2022\u2022\u2022\n19.\t512493 1\t15124988\t512329\t\t512943\t5144935\t\t\t\u2022 \u2022 \u25a0 \u2022 \u2022 \u2022\t\t5120437\n20.\t696572\t\t\t660572\t695572\t\t\u2022 \u2022\u2022\u2022!\u2022\t\t\u25a0 \u2022\u2022\u25a0\u25a0\u2022\t\t6961758\n!\t\t4 (1)\t6 (4)\t5 (3)\t4 (1)\t2 (2)\t3 (0)\t2 (1)\t4 (0)\t7 (3)\nSpontane Angaben der Versuchspersonen:\nZu I. :\t1 Die zwei letzten Ziffern unsicher. \u2014 4 Die zwei letzten Ziffern\nunsicher. \u2014 8 Die zwei letzten Ziffern unsicher.\nZu II.; 1 Die zwei letzten Ziffern unsicher.\nZu III. :\t1 Vorletzte Ziffer unsicher. \u2014 * Vorletzte Ziffer unsicher. \u2014\n3 Drei letzten Ziffern unsicher. \u2014 4 Vorletzte Ziffer unsicher.\nZu IV. : 1 Drei letzten Ziffern unsicher.\nZu V.: 1 Vorletzte Ziffer unsicher. \u2014 * Vorletzte Ziffer unsicher. \u2014 * Vorletzte Ziffer unsicher. \u2014 4 Vorletzte Ziffer sehr unsicher. \u2014 6 Zweite Ziffer unsicher.\nZu VI.: 1 Vier letzten Ziffern unsicher.\nZu VII.: 1 Drei letzten Ziffern unsicher. \u2014 * Letzte Ziffer unsicher.\nZu IX.: 1 Vorletzte Ziffer unsicher. \u2014 4 Vorletzte Ziffer unsicher. \u2014 8 Letzte Ziffer unsicher. \u2014 4 Die drei letzten, besonders die zwei letzten Ziffern unsicher. \u2014 5 Drei letzten Ziffern unsicher. \u2014 8 Dritte Ziffer unsicher. \u2014 7 Drei letzten Ziffern unsicher. \u2014 8 Drei letzten Ziffern unsicher.\n4*","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\nPaul Ramchburg.\nTabelle IV (Serie 5). Falschgelesene homogene Reihen-\n\tZahlen- reize\tFrl.E.F. I.\tTT TT Ja\u00bb JEa# II.\tJ. G. III.\tDr.K.H. IV.\tDr.G.H. Dr.J.Gl. V. | VI.\t\tDr.S.M. VII.\tE. Sch. VIII.\tDr. F JE, IX.\n1.\t119496\t; 1194-6\t\t119 \u2014\t119456\t119405 1\t119456\t1194-5\t1199451\t119425 1\n2.\t141993\t! 141903\t141398\t141963 1\t141930\t\t\t1419341\t141933\t\n8.\t103739\t1037991\t107379\t\ti\t103729 2\t1037931\t3\t1037992\ts\n4.\t774886\t,7748-6\t\t\t774866 2\t774836\t774865 8\t\t\t774586\t774486 8\n6.\t176468\t176408*\t\t146648 8\t176463\t4\t176486\t\t3\t1764--\n6.\t710332\t710322\t\t\t7103222\t\t710322\t\t710312\t710302 4\n7.\t145957\t145597\t\t145597 4\t145597\t145937 5\t145997*\t145997\t145-794\t145497 8\n8.\t609337\t\t\t609327 8\t609733\t609337\t609357\t\t6093775\t609937 \u2022\n9.\t975254\t9725-4\t972254\t\t9--524\t975264 \u00ae\t975234\t\t975524\t975245 7\n10.\t147556\t147566\t14756 -1\t147576 6\t1475068\t147536 7\t\t\t147566\ts\n11.\t663732\t663752\t663722\t7\t663722\t9\t6637228\t8\t667732\t663734 \u2022\n12.\t449793\t449703\t4497322\t\t449703\t449773 \u00bb\t449703\tT -\t\u00bb\t-\t*\t\u201c 449723\t\t44973010\n13.\t411882\t411802 *\t441882\t411822\t411832\t41183210\t411822\t\t411832\t41182211\n14.\t664042\t654 -2\t\t654102 8\t654012\t\t6540-2\t654902\t6540027\tIS\n16.\t960443\t\t960043\t\t\t\t\t\t936--4\tIS\n16.\t714998\t719498\t714988\t714098 9\t7149-3\t71498311\t714909*\t\t7149888\t71408014\n17.\t128786\t127876\t127786\t12876610\t128756\t128726\t128766\t4\t9\t12872615\n18.\t817660\t8176004\t\t\t817600\t\t\t\t817060\tis\n19.\t278489\t274849\t278499\t\t2784964\t278499\t278499'\t278--\t227849\t27842917\n20.\t610552\t\t\t\t\t\t\t\t610532\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t17 (16)\th (H)\t11(9)\t17 (15)\t12 (12)\t14 (12)\t6(6)\t17 (15)\t13 (11)\nSpontane Angaben der Versuchspersonen:\nZu I. : 1 Zwei letzten Z. unsicher. \u2014 2 Vorletzte Z. unsicher. \u2014 * Vorletzte Z. unsicher. \u2014 4 Zwei letzten Z. unsicher.\nZu II. : 1 Die letzte Z. vielleicht 7. \u2014 2 Die drei letzten Z. unsicher.\nZu III.: 1 Vorletzte Z. unsicher. \u2014 2 Vorletzte Z. unsicher. \u2014 8 Vierte Z. unsicher. \u2014 4 Vierte Z. unsicher. \u2014 6 Vierte und f\u00fcnfte Z. unsicher. \u2014 0 Vierte und f\u00fcnfte Ziffer unsicher. \u2014 7 Vorletzte Z. unsicher. \u2014 8 Dr\u00e9i letzten Z. unsicher. \u2014 9 Vierte Z. unsicher. \u2014 10 Vorletzte Z. unsicher.\nZu IV.: 1 Drei letzten Z. unsicher. \u2014 2 Vorletzte Z. unsicher, vielleicht 3. \u2014 8 Vorletzte Z. unsicher, vielleicht 6. \u2014 4 Zwei letzten Z. unsicher, vielleicht 69.\nZu V.: 1 Zwei letzten Z. unsicher. \u2014 2 Vorletzte Z. unsicher, vielleicht 3. \u2014 8 Zwei letzten Z. unsicher. \u2014 4 Zwei letzten Z. unsicher. \u2014 6 Vorletzte Z. unsicher. \u2014 6 Zwei letzten Z. unsicher. \u2014 7 Vorletzte Z. unsicher, vielleicht 5. \u2014 8 Zwei letzten Z. unsicher. \u2014 9 Vorletzte Z. unsicher, vielleicht 9. \u2014 10 Vorletzte Z. unsicher, vielleicht 9. \u2014 11 Zwei letzten Z., besonders die letzte, unsicher, dieselbe vielleicht 4.\nZu VI. : 1 Zwei letzten Z. unsicher, vielleicht 39. \u2014 2 Zwei letzten Z. unsicher. \u2014 8 Zwei letzten Z. unsicher. \u2014 4 Vorletzte Z. unsicher. \u2014 8 Vor letzte Z. unsicher.\nZu VII. :\t1 Die zwei letzten Z. unsicher. \u2014 2 Vorletzte Z. unsicher. \u2014\n8 Vorletzte Z. unsicher. \u2014 4 Vorletzte Z. unsicher.","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"Uebcr Hemmung gleichzeitiger Reizwirkungen.\n53\nZu VIII.: 1 Dritte und vierte Z. unsicher. \u2014 * Drei letzten Z. unsicher, vielleicht 979. \u2014 8 Zwei letzten Z. unsicher. \u2014 4 Zwei letzten Z. unsicher. \u2014 6 Zweite bis f\u00fcnfte Z. unsicher. \u2014 6 Drei letzten Z. unsicher.\n\u2014\t7 Vierte und f\u00fcnfte Z. unsicher. \u2014 8 Vorletzte Z. unsicher, vielleicht 7.\n\u2014\t\u2022 Drei letzten Z. unsicher.\nZu IX.: 1 Die drei letzten Z. unsicher. \u2014 8 Die drei letzten Z. unsicher. \u2014 8 Die drei letzten Z. ganz unsicher. \u2014 4 Die drei letzten Z. unsicher. \u2014 5 Die ganze Zahl unsicher. \u2014 6 Die vier letzten Z. unsicher. \u2014 7 Die drei letzten Z. unsicher. \u2014 s Die zwei letzten Z. unsicher. \u2014 0 Die zwei letzten Z. unsicher. \u2014 10 Die zwei letzten Z. unsicher. \u2014 11 Die zwei letzten Z. unsicher. \u2014 12 Die zwei letzten Z. unsicher. \u2014 18 Die zweite Z. links unsicher. \u2014 14 Die zwei letzten Z. unsicher. \u2014 15 Vorletzte Z. unsicher. \u2014 18 Die zwei letzten Z. unsicher. \u2014 17 Vorletzte Z. unsicher.\nVon den Berechnungen der Ergebnisse der beiden Tabellen gebe ich hier nur das f\u00fcr unsere gegebene Frage Wesentliche wieder.\nDie Gesammtzahl der falsch (resp. defect) angegebenen heterogenen Reihen betr\u00e4gt 37, die der falschen (bezw. defecten) homogenen Reihen betr\u00e4gt 118, also fast genau das Dreifache der vorigen.\nDie nach ihrer Gr\u00f6fse geordnete Fehlerzahl vertheilt sich bei beiden Arten von Reihen f\u00fcr die verschiedenen Versuchspersonen in folgender Weise:\nI.\nHeterogene\nReihen\nH.\nHomogene\nReihen\n2\t6\n2\t11\n3\t11\n4\t12\n4\t13\n4\t14\n5\t17\n6\t17\n7\t17,\ndie zweite beginnt sozusagen, wo die erste endet.\nVon gr\u00f6sserer Wichtigkeit f\u00fcr unsere Frage ist die Qualit\u00e4t der falschen Lesungen. Das eigenartige Verhalten der Fehler, das wir beim ersten Versuch an Fri. V. G. feststellen konnten, wiederholt sich in mehr oder minder idealer Reinheit, jedoch in allen F\u00e4llen deutlich erkennbar bei s\u00e4mmtlichen Versuchspersonen.","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54\nPaul \u00eeianschburg.\nDi\u00a9 \u00fcberwiegende Mehrzahl der Fehler in den heterogenen Reihen sind n\u00e4mlich bei s\u00e4mmtlichen Versuchspersonen blofse Stellungsfehler, reine Permutationen, wogegen solche unter den Fehlern der homogenen Reihen nur in verschwindend kleiner Anzahl Vorkommen, indem die Fehler dieser letzteren meist Transformationen oder dem Defect des einen der identischen Elemente entsprechen.\nDie relative Zahl der Permutationen und Transformationen in beiden Arten von Reihen ist die folgende :\na) Heterogene Reihen:\nI.\tH.\tIH.\tIV.\tV.\tVI.\tVII.\tVIH.\tIX.\tSumme\nGesammtzahl der Fehler:\t4\t6\t5\t4\t2\t3\t2\t4\t7\ti !\t37\nZahl der reinen Permutationen : 3\t2\t2\t3\t0\t3\t1\t4\t4\t22\nAbsolute Fehlerzahl :\t1\t4\t3\t1\t2\t0\t1\t0\t3\t15\n\tb) Homogene\t\t\t\tReihen:\t\t\t\t\nI.\tH.\tIII.\tIV.\tV.\tVI.\tVH.\tVHI.\tIX. 1\tSumme\nGeeammtzahl der Fehler :\t17\t11\t11\t17\t12\t14\t6\t17\t13\t118\nZahl der reinen Permutationen :\t2\t0\t2\t2\t0\t2\t0\t2\t2\t12\nAbsolute Fehlerzahl :\t15\t11\t9\t15\t12\t12\t6\t15\t11\t\u201c 106\nEs kommen also auf 37 Fehler der heterogenen Reihen 22 Permutationen, d. h. 59,4 \u00b0/0, wogegen auf 118 Fehler der homogenen Reihen nur 12 Permutationen, d. h. 10,1 \u00b0/0 entfallen.\nDie Zahl der absoluten Fehler stellt sich also bei Gegen\u00fcberstellung der Ergebnisse beider Arten von Reihen bei den einzelnen Versuchspersonen wie folgt:","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"lieber Hemmung gleichzeitiger Reiztoirkungen.\n55\nVersuchsperson Homogene Reihen Heterogene Reihen\nI.\t16\t1\nII.\t11\t4\nHI.\t9\t3\nIV.\t16\t1\nV.\t12\t2\nVI.\t12\t0\nVII.\t6\t1\nVHI.\t15\t0\nIX.\t11\t3\n106\t15\n180\t180\nWerden die blos l\u00fcckenhaften Reihen, in denen keine Ziffer eigentlich falsch angegeben wurde, sondern durch Unm\u00f6glichkeit die eine oder die andere Ziffer \u00fcberhaupt anzugeben, ein Defect in der Reihe entstand, nicht zu den Fehlem gerechnet, ferner die Fehler 1120 und III20 abgerechnet, da hier die Fehler in der. linken, aus homogenen Elementen bestehenden H\u00e4lfte der Reihe sich einstellten, so bleiben absolute Fehler f\u00fcr die heterogenen Reihen 10/180, d. h. 5,5%, dagegen f\u00fcr die homogenen Reihen *8/J80 d. h. 54,4%.\nEin vergleichender Blick auf Tabelle III und IV zeigt uns \u00fcbrigens auch ohne irgendwelche Procentberechnung, dafs es sich hier um dasselbe Verhalten der Illusionen handelt, welches wir schon bei unserem ersten Controlexperiment an Fri. V. GL festgestellt hatten.\nDie Illusionen der heterogenen Reihen sind bei s\u00e4mmtlichen Versuchspersonen \u00fcberwiegend doppelt, und zwar blofse Stellungsfehler ohne essentielle Ver\u00e4nderung irgend eines Elementes der Reihe, die Fehler der homogenen Reihen hingegen weit \u00fcberwiegend einstellige Fehler, und zwar essentielle Illusionen, echte Transformationen.\nSelbst die L\u00fccken der heterogenen Reihen sind s\u00e4mmtlich mehrstellig, wahrscheinlich aus Permutationen, die als sehr unsicher empfunden und nicht ausgesprochen wurden, entstanden. Dagegen sind acht von den vierzehn defecten homogenen Reihen einstellig und beziehen sich s\u00e4mmtlich auf das eine der beiden identischen Elemente der Reihe.\nDie aus den objectiven Versuchsresultaten gewonnenen Ergebnisse lassen sich daher in folgenden S\u00e4tzen zusammenfassen.\n% Secunde hindurch exponirte sechsstellige Zahlenreihen, deren s\u00e4mmtliche oder wenigstens","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"56\nPaul Ramehburg.\ndie vier rechtsseitigen Glieder heterogen \u2014 d. h. einander weder \u00e4hnlich, noch weniger identisch \u2014 sind, werden von intelligenten Versuchspersonen verschiedenster Besch\u00e4ftigung fast oder g\u00e4nzlich ohne essentielle \u2014 d. h. die Qualit\u00e4t der Elemente betreffende \u2014 Fehler aufgefafst.\nEbenfalls 1/4 Secunde hindurch exponirte sechsstellige Zahlenreihen, die an vierter und f\u00fcnfter oder dritter und f\u00fcnfter Stelle identische Elemente enthalten, werden in durchschnittlich mehr als 50% der Reihen von s\u00e4mmtlichen Versuchspersonen essentiell gef\u00e4lscht aufgefafst, wobei sich die Illusion in allen oder nahezu allen F\u00e4llen in erster Reihe auf eines der identischen Elemente bezieht, statt dessen meist ein demselben \u00e4hnliches, oder in der Reihe nahestehendes Element gesehen resp. angegeben wird, oder das eine der identischen Elemente geht f\u00fcr die Aufmerksamkeit verloren, ohne durch eine positive Illusion ersetzt zu werden.\nIch will nur noch bemerken, dafs die Versuche mit den zwei immunen Serien der Karte 1 und Karte 6 und den belasteten Reihen der Serie Karte 5 bis zum Abschlufs dieser Zeilen an insgesammt zw\u00f6lf Versuchspersonen durchgef\u00fchrt w\u00fcrden, die nebst denen auf Tabelle I bis IV ersichtlichen \u00e4hnlichen individuellen Schwankungen im Princip s\u00e4mmtlich das eben be-schriebene Verhalten zeigten. 360 immune Reihen ergaben ins-gesammt 82 d. h. 22,8% falsche Reihen, von denen 43 reine Permutationen sind, wobei von den restlichen 39 Reihen f\u00fcnf, die sich auf linksseitige identische Ziffern beziehen, abgerechnet werden m\u00fcssen.\nDagegen ergeben 220 Reiben mit theilweise identischen Elementen 136, d. h. 61,8 % fehlerhafte Auffassungen, von denen insgesammt elf Reihen als blofse Permutationen abgerechnet werden k\u00f6nnen. Es ergeben sich also M/8\u00c40 gegen\u00fcber 12B/2#0, d. h. 9,4 % Fehler der heterogenen Reihen gegen\u00fcber 56,8 % der homogenen Reihen. (Werden bei beiden Arten von Reihen die blos defecten Reihen abgerechnet und nur die wirklichen Transformationen als essentielle Fehler betrachtet, so verhalten sich die Fehler der heterogenen zu denen der identischen Reihen wie 8,05% zu 50,4%.) Die Procentzahl der wirklichen Fehler","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"Ueher Hemmung gleichzeitiger Reizwirkungen.\n57\n(Transformationen und Defecte) der heterogen zusammengestellten Reihen betr\u00e4gt demnach ungef\u00e4hr ein Sechstel der Procentzahl der Reihen mit theilweise identischen Elementen.\nin.\nObwohl ich es hier m\u00f6glichst vermeiden m\u00f6chte, in zwar psychologisch interessante, mit unserer eigentlichen Hauptfrage aber nicht zusammenh\u00e4ngende Details der bei der Auffassung sechsstelliger Zahlenreihen auftretenden Illusionen einzugehen, kann ich es doch nicht umgehen, die Aufmerksamkeit noch auf folgende Einzelheiten hinzulenken:\nIch hatte schon gelegentlich der allerersten V ersuche (s. S. 40) bemerkt, dafs die aus geraden Linien bestehenden Ziffern, besonders die Ziffer 1, wahrscheinlich in Folge ihrer geringen Complicirtheit, viel seltener, als die \u00fcbrigen Ziffern, mit anderen verwechselt werden. Auch hatte ich bemerkt, dafs Reihen, in denen eine Null vorkommt, im Allgemeinen seltener, als solche ohne Null, falsch aufgefafst werden und sich auch der subjectiven Erfahrung als entschieden leichter erfafsbar darstellen. Diese Erfahrung, der ich bei der urspr\u00fcnglichen Zusammenstellung der verschiedenen Serien zu wenig Achtung beigelegt hatte, wurde nun durch die beschriebenen Controlversuche entschieden best\u00e4tigt. Betrachten wir z. B. Tabelle III (Seriei6), so finden wir unter den 20 Reihen derselben 16 Reihen mit Null, 4 ohne Null. Den 16 Reihen ohne Null entsprechen 25 Fehler, den 4 Reihen mit Null dagegen 12 Fehler. In Tabelle IV (Karte 5) dagegen kamen, da ich auf diesen Umstand nicht geachtet hatte, umgekehrt 13 Reihen ohne Null und nur 7 mit Null vor; auf letztere entfielen nur 28 Fehler, w\u00e4hrend auf die ersteren (anstatt der Proportion entsprechenden 52) 90 falsche Reihen entfielen.\nAuf diese Art wurde das Ergebnifs der Untersuchung durch die h\u00f6chst ungleiche Vertheilung der Reihen mit und ohne Null in den beiden Serien zu Gunsten des erwarteten Resultates ohne mein Wissen und Willen gef\u00e4lscht Denn in den sogenannten heterogenen Reihen, die der Erwartung gem\u00e4fs weniger Fehler liefern sollten, war die Zahl der durch Null erleichterten Reihen viermal so grofs, als der schwierigeren ohne Null, w\u00e4hrend in der homogenen Serie die Zahl der durch Null erleichterten","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58\nPaul Ransehburg.\nReihen nur ungef\u00e4hr ein Drittel der schwerer auffafsbaren ohne Null betrug, und eine gr\u00f6fsere Zahl von Fehlem gegen\u00fcber der Serie 6 schon durch diesen Umstand gewissem)aafsen im Voraus gesichert war. Diese Berechnung stellte sich nun bei s\u00e4mmt-hchen Untersuchungen als richtig heraus; in allen Serien entsprach den Reihen mit Null eine viel geringere Zahl Fehler, als nach der Fehlerzahl der Reihen ohne Null sich erwarten liefs.\nDoch war die dermaafsen gefundene Differenz nicht im Stande, die Ergebnisse der Untersuchung, also das Gesetz der Erschwerung der Auffassung durch identische Elemente zu st\u00fcrzen; hatten wir doch bei den immunen Reihen bei den verschiedensten Individuen fast oder gar keine essentiellen Fehler gefunden, w\u00e4hrend sich durchschnittlich mehr als 50 % der auf-gefafsten belasteten Reihen als essentiell falsch erwiesen. Ausser dem grofsen quantitativen Unterschied (22,8% : 61,8%) bestand ein noch weit gr\u00f6fserer qualitativer Unter-\nTabelle V (heterogen).\n\tSerie 10\tI. E. Sch.\tII. E. Schw.\tIII. Dr. K. H.\tIV. Fri. E. F.\n1.\t870425\t\t\t\t\n2.\t986420\t9864211\t\t\t986240\n3.\t431802\t\t\t\t\n4.\t675204\ti\t\t\t\n5.\t129560\t\u2022\t\t\t\n6.\t143062\t143602\t\t\t5\n7.\t246370\ti\t\t4623704\t\n8.\t724056\t724506\u00ae\t\t724046\t724506\n9.\t802361\t\t\t\t\n10.\t270394\t1\t270934\t\t\t\n11.\t245607\t\t245677 8\t\t245670\n12.\t790542 j\t\t\t\t790502\n13.\t951082\t951802\t\t951802\t\n14.\t203642\t------\t\t\t\n15.\t340876\tj\t\t\t\n16.\t937620\t\t\t937260\t937670*\n17.\t593061\t1\t539061\t\t593601\t\n18.\t103682\t\t\t\t\n19.\t801562 \u00ef; \t\t\t\t\t\n20.\t192504\t\t\t\t\t195504\t192540\n\t\t6 (1)\ti \u00ab\t6 (2)\t6 (2)\n1 Die drei letzten Z. unsicher. \u2014 9 Die drei letzten Z. unsicher. \u2014 8 Die drei letzten Z. unsicher. \u2014 4 Die dritte Z. unsicher. \u2014 5 Die zwei vorletzten Z. unsicher. \u2014 9 Vorletzte Z. unsicher.","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Hemmung gleichzeitiger Reizwirkungen.\n59\nschied, der durch den Umstand, ob in der Zahl eine Null ja oder nicht vorkommt, durchaus nicht be-einflufst wird. Die heterogenen Reihen mit Null liefern ebenso, wie die ohne Null in der Mehrzahl blofse Permutationen, die homogenen Reihen mit Null ebenso, wie ohne Null in weitaus \u00fcberwiegender Mehrzahl Transformationen.\nDennoch hielt ich es f\u00fcr geboten, nachtr\u00e4glich noch Versuche anzustellen, wo dieser, die reine Berechnung vereitelnde Umstand vermieden w\u00e4re. Zu diesem Zwecke stellte ich Serie 10 und Serie 11 zusammen. In beiden Serien enthalten s\u00e4mmtliche Reihen eine Null, auch die Einer sind fast gleichm\u00e4fsig vertheilt, indem dieselben in Serie 11 in 10 Reihen, in Serie 10 in 9 Reihen verkommen.\nLeider standen mir zu diesen Versuchen nur noch vier Versuchspersonen zur Verf\u00fcgung. Das Ergebnifs der Versuche ist in Tabelle V und VI ersichtlich.\nTabelle VI (homogen).\n\tSerie 11\ti. E. Sch.\tn. E. Schw.\tIII. Dr. K. H.\tIV. Fri. E. F.\n1.\t901816\t\t\t\ti\n2.\t856062\t856602\t856602\t856402\t\n3.\t184940\t\t189940\t1849048\t1849-\n4.\t106341\t|\t\t\t\n\u00f6.\t910556\t1\t910566\t\t\t\n6.\t549790\t!\t\ti\t549740\t504790\t\n7.\t162550\t>\tA\t\t\n8.\t108684 j\t108644*\t108634\t\t108664 **\n9.\t580662\t!\t\t6\t580602\u00b0\t\n10.\t509798\t!\ti\t\t i\t\t\t509708\n11.\t968087\t!\t968097\t968067\t****** \u2022\t\n12.\t306862\t\t7\t306802\t306882\n13.\t916880\t\t\t916820\t916800\n14.\t809337\t\t908---\t908377 10\t\n15.\t945057\t!\t945077*\t946067\t\t945--7\n16.\t308994\t308947\u25a0*\t\t308944\t308984\n17.\t913630\t\t913620\t913360\t913360\n18.\t506448\t,\t\t\t\t\n19.\t170886\t:\t\t\t\t170876\t\n20.\t708991\t\t708994\t\t708901\ni\t\t6 (5)\t9 (8)\t10(7)\t9 (7)\n1 Die drei letzten Z. unsicher. \u2014 8 Vorletzte Z. unsicher. \u2014 * Die zwei letzten Z. unsicher. \u2014 4 Die zwei letzten Z. sehr unsicher. \u2014 8 Die vorletzte Z. unsicher. \u2014 6 Vorletzte Z. unsicher. \u2014 7 Die drei letzten Z. unsicher. \u2014 8 Die zwei letzten Z. unsicher. \u2014 9 Vorletzte Z. unsicher. \u2014 10 Vorletzte Z. unsicher, eventuell 3. \u2014 11 Vorletzte Z. unsicher.","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60\nPaul Bamckburg.\nDie 80 heterogenen Reihen der Serie 10 ergeben also ins-gesainmt 19 unvollkommene Reihen, d. i. 23,7 %, von welchen 13 reine Permutationen sind, daher dieZahl der essentiellen Fehler insgesammt 6, d. h. 7,5\u00b0/0 betr\u00e4gt.\nHingegen entfallen auf die 80 homogenen Reihen der Serie 11 insgesammt 34 unrichtige Reihen, d. h. 42,5%, von denen nur 7 Permutationen abzurechnen sind, in Folge dessen die Zahl der essentiellen Fehler insgesammt 27, d. h. 33,7% betr\u00e4gt Auch hier ist also die Zahl der absolut fehlerhaften Auffassungen der Reihen mit identischen Elementen fast die f\u00fcnffache derjenigen der Reihen mit heterogenen Elementen geblieben. Dagegen hat der Unterschied in der Zahl der relativen Fehler bedeutend nachgelassen und betr\u00e4gt nicht ganz das Doppelte des Fehlerprocentes der heterogenen Reihen, was theil-weise unbedingt der gleichm\u00e4fsigen Erleichterung der beiden Arten von Reihen zuzurechnen ist.1 Die Zahl der als unsicher bezeichneten Auffassungen ist bei den heterogenen Reihen 6, bei den homogenen dagegen 11, und w\u00e4hrend bei den heterogenen Reihen nur eine von den 6 als unsicher bezeichneten Reihen eine fehlerlos aufgefafste Zahl ist, wurden bei den homogenen Reihen 4 die fehlerlos aufgefafst waren, als mehr-minder unsicher angegeben.\nIV.\nControlversuche der Art, wie ich sie mit homogenen und heterogenen Reihen anstellte und die die Richtigkeit meiner analytisch gewonnenen Erfahrungen und Annahmen feststellten, sind nun viel schwieriger auf meine Erfahrungen bez\u00fcglich der Hemmung gleichzeitiger \u00e4hnlicher Erregungen durchf\u00fchrbar. Denn obwohl sich bei meinen urspr\u00fcnglichen Untersuchungen gewisse Ziffern als einander constant \u00e4hnlich feststellen liefsen, zeigte es sich auch gleichzeitig, dafs die hemmende Wirkung dieser diversen Aehnlichkeiten recht verschiedenen Grades ist und viel mehr, als dies bei identischen Ziffern der Fall ist, auch von der Beschaffenheit der \u00fcbrigen Elemente der Reihe abh\u00e4ngt\n1 Diese scheinbar gleichm\u00e4\u00dfige Erleichterung kommt jedoch in erh\u00f6htem Grade den homogenen Reihen zu Gute, deren grofse Fehlerzahl in Folge der Erleichterung bedeutend vermindert wird, wogegen die ohnehin geringe Zahl der Fehler der heterogenen Reihen durch Einschaltung der nullhaltigen Reihen kaum mehr geringer wird.","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Hemmung gleichzeitiger Reizwirkungen.\n61\nWas f\u00fcr ein Kriterium der Aehnlichkeit hatten wir nun bei unseren Versuchen zur Herstellung der Reihen mit theilweise \u00e4hnlichen Elementen erw\u00e4hlt, auf welcher Grundlage die Aehnlichkeit zweier optischen Reize festgestellt?\nDer Ausgangspunkt war hier die Erfahrung, die wir bei unseren Untersuchungen \u00fcber den Umfang und die Sicherheit der Auffassungsf\u00e4higkeit Normaler und Geisteskranker gewonnen hatten, dafs n\u00e4mlich bestimmte Ziffern von den verschiedensten Personen mit Vorliebe und zu wiederholten Malen mit denselben Ziffern verwechselt werden. So wurde die Ziffer 8 \u00e4ufserst h\u00e4ufig f\u00fcr 3, die Ziffer 9 f\u00fcr 6, f\u00fcr 2 oder f\u00fcr 0 gelesen, w\u00e4hrend Verwechslungen der Genannten mit anderen Zahlen meist nur dann vorkamen, wenn die letzteren sich in der N\u00e4he der verwechselten Ziffer befanden. Wir st\u00fctzten uns also in erster Reihe auf die Annahme, dafs zwei Erfahrungen einander \u00e4hnlich sind, wenn und weil sie leicht mit einander verwechselt werden. Dieser Annahme folgte sodann die Betrachtung, dafs die h\u00e4ufig mit einander verwechselten Ziffern gewisse Einheitlichkeit ihrer dominirenden Linien zeigten, d. h. dafs zwischen denselben sich eine partielle Identit\u00e4t feststellen liefs. 8:3 ; 5 : 3 ; \u2014 9:2, 6, 0 \u2014 4:7:1 besitzen gewisse Gemeinsamkeiten unter sich, und zwar bestehen die zwei ersten Gruppen haupts\u00e4chlich aus krummen, die letzten drei Ziffern aus haupts\u00e4chlich geraden oder nahezu geraden Linien und zwar vornehmlich verticaler oder nahezu verticaler Richtung. Die Zeichen der ersten Gruppe sind nun unter einander wieder durch besondere Gemeinsamkeiten charakterisirt ; die beiden ersten derselben k\u00f6nnen durch eine kleine Erg\u00e4nzung, oder eine geringe L\u00f6schung in einander verwandelt werden ; die Ziffer 9 ist eine umgekehrte 6, und von der Ziffer 2 nur durch das untere horizontale Schweifchen unterschieden, etc. etc. Ich denke, die angef\u00fchrten Ziffern m\u00fcssen an und f\u00fcr sich \u2014 abgesehen von ihrer Verwechsel-barkeit \u2014 dem naiven Bewufstsein als \u00e4hnlich, oder wenigstens als relativ \u00e4hnlich erscheinen und ist diese ihre Eigenschaft in der dem Bewufstsein prim\u00e4r sich offenbarenden Gemeinsamkeit ihrer Bestandteile, gegen\u00fcber der heterogenen Zusammensetzung sonstiger, gleichzeitig einwirkender, oder auch reproductiv entstandener Bewufstseinsinhalte zu suchen.\nNach diesen beiden, mit einander \u00fcbereinstimmenden Kriterien wurden nun die Reihen mit \u00e4hnlichen Elementen","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"62\nPaul Ranscfiburij.\nTabelle VIL\n(Die Reizzahlen dieser Serie 3 sind derart zusammengestellt, dais die zehn Reihen 1, ferner 3\u201411 nach dem Schema a bin end, die f\u00fcnf Reihen 12\u201416 nach dem Schema abemnd, die f\u00fcnf Reihen 2, ferner 17\u201420 nach dem Schema ab mn cd verfertigt sind, wobei m und n einander \u00e4hnlichen Ziffern entsprechen. Vom Standpunkt der Vergleichbarkeit mit den Ergebnissen der Versuche an den Serien 5, 6, 10 und 11 ist Serie 3 insofern im Nachtheil, da in dieser letzteren z. B. die Reihen 1 und 12, ferner 10 und 20, sowie 2 und 11, 3 und 13, 5, 15 und 19, 7 und 17, 8 und 18 Variationen derselben Ziffern entsprechen, demnach dieselben Combinalionen fast unver\u00e4ndert sich \u00f6fters wiederholen, die Reihen 6 und 11, sowie 5 und 9 sogar vollkommen identisch sind, durch welche Umst\u00e4nde die zu erwartende Fehlerzahl bei Versuchen mit Serie 3 an und f\u00fcr sich bedeutend\nvermindert wird.)\n\t\tI.\tn. 1\tm.\tIV.\tV.\tVL\n\t!\tDr. F. R.\tDr. S. M. !\tE. Sch. \u2022\t] H \u2022 \u2022\tJ. G.\tDr. K. H\n1.\t119804 *\t1\t\t1198-4\t\t1198941\t198804\n2.\t579281\t5790-\t1\t1\t679821\t579821\t\n3.\t628130\t612810\t\t\t\t\t\n4.\t339461\t\t\t\t\t\t\t339641\n\u00f6.\t265430\t2654--\t\t\t2654-O1\t\t\t\n6.\t579821\t\t\t\t\t\u00ab\t5792811\n7.\t408632 \u2022\t4086-*\t406632\t\t\t408612\t\n8.\t259163\t2591-\u00ab\t259198\t259193\t\t259183\t\n9.\t265430\t2654108\t\t\t\t\t\n10.\t119304 '\t\t\t\t119394t\t\u00bb\t\u00ab\n11.\t579821\t6798\u201c\t\t\t\t4\t679281*\n12.\t118904\t\t*\t\t\t\t5\tS\n13.\t621830\t5\t\t\t\t621380\t\t613360\n14.\t334961\t3344)94*\t\t\t349901\t334581s\t\n15.\t264530\t2645207\t4 4 .\t. t t 264850\t\t%\t\t\u00ab\n16.\t575921\t57\t\t\t\t\t7\t579 -21\n17.\t408362\t8\t\t 408-62\t408-32\t\t\u00bb\t\n18.\t259613\t259---\t\t\t\t\t\n19.\t265340\t265---\t\t\t\t265310*\t265430\n20.\t119034\t0\t119304\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t1\t\t\nFehlerzahl :\t\t12 (12)\t\u00d6 (3)\t4 (4)\t4 (2)\t1\t6 (5)\t7 (3)\n..\tI\ti\nZu I.:\t\u2018 Zwei letzten Z. unsicher. \u2014 5 Die ganze Zahl unsicher. \u2014\n*\tDie ganze Zahl unsicher. \u2014 *0970\u00bb Die swe^ letzten Z. unsicher.\nZu II. :\t1 Die letzte Z. sehr unsicher.\nZu III. : 1 Die letzte Z. unsicher.\nZu IV. :\t1 Die vorletzte Z. unsicher. \u2014 * Die zwei letzten Z. unsicher.\nZu V.:\t1 Die vorletzte Z. unsicher. \u2014 8 Die beiden letzten Z. unsicher.\n\u2014 8 Vierte Z. unsicher. \u2014 4 Vorletzte Z. unsicher. \u2014 Vorletzte Z. unsicher. \u2014\n\u2022\tVierte Z. unsicher. \u2014 7 Vierte u. f\u00fcnfte Z. unsicher. \u2014 * Vorletzte Z. unsicher.\nZu VI.: 1 Die letzte Z. unsicher. \u2014 8 Die drei letzten Z. unsicher. \u2014 8 Die vorletzte Z. unsicher. \u2014 * Die letzt\u00a9 Z. unsicher.","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"lieber Hemmung gleichzeitiger Reizwirhmgen.\n63\n[Serie 3, Tabelle VII] zusammengestellt, doch hatte ich zu jener Zeit von dem Einflufs der Ziffern \u201eNull\u201c auf die leichtere oder schwieriger\u00a9 Auffassung der Reih\u00a9 noch keine Kenntnifs. Sehen wir von diesem letzteren Punkte ab, so ist das Ergebnifs der Control versuch\u00a9 positiv. Es zeigten n\u00e4mlich die Versuchspersonen Herr Dr. F. R. = I, Herr Dr. S. M. = II, Herr E. Sch. = III, Fri. E. F. = IV, Herr J. G. = V und Herr Dr. K. H. = VI bei den schon oben mitgetheilten Serien 5 (identisch) und 6 (heterogen) im Vergleich zur Serie 3 (\u00e4hnlich) folgende Fehlerzahlen, wobei die in Klammern befindlichen Zahlen di\u00a9 Anzahl der absoluten Fehler angeben :\nTabelle VIIL\nVersuchsperson\tSerie 5\tSerie 3\tSerie 6\nI.\t13 (11)\t12 (12)\t7 (4)\nII.\t6 (6)\t5 (3)\t2 (1)\nIII.\t17 (l\u00f6)\t4 (4)\t4 (0)\nIV.\t17 (15)\t4 (2)\t4 (1)\nV.\t11 (9)\t6 (5)\t5 (3)\nVI.\t17 (15)\t7 (3)\t4 (1)\n81 (71)\t38 (29)\t26 (10)\nDie Gesammtzahl der falschen Auffassungen bei den Reihen mit \u00e4hnlichen Elementen steht also zwischen den Fehlerzahlen der identischen und der heterogenen Reihen. Die Procente ihrer absoluten Fehlerzahlen verhalten sich zu der der Versuche wie 59 :24 :8. Wird 59 auf 60 abgerundet, so entspricht dies dem Verh\u00e4ltnifs von 15:6:2. Doch sind, wie schon erw\u00e4hnt, 18/jj0 der Reihen der Serie 5 und nur 4/20 der Serie 6 Reihen ohne Null, wogegen die Zahl der entsprechenden, also schwierigeren Reihen in Serie 3 8/20 betr\u00e4gt. Die Reihen dieser Serie waren also schon in Folge dieses Umstandes etwas leichter erfafsbar, als diejenigen der Serie 5, und etwas schwieriger, als die der Serie 3. Ein sicherer Vergleich zwischen den Ergebnissen l\u00e4fst sich daher auf diese Weise nicht anstellen. Doch ist ein Umstand trotzdem als charakteristisch zu bezeichnen, die Qualit\u00e4t der Fehler n\u00e4mlich, die, wie wir aus den Versuchen mit Serie 10 und Serie 11 ersahen, von der Anwesenheit oder dem Fehlen der Null durchaus unabh\u00e4ngig ist und ausschliefslich von der heterogenen oder homogenen Construction der Reihe abh\u00e4ngt W\u00e4hrend Serie 5 auf 81 Fehler nur zehn Permutationen aufweist, d. h. 12,3 \u00b0/o, zeigt Serie 6 sechzehn Permutationen auf","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"64\nPaul Banttckburg.\n26 Fehler, d. h. 61,5 \u00b0/0. Nun steht Serie 3 hierin entschieden den identischen Reihen n\u00e4her, indem auf 38 Fehler 9 Permutationen entfallen, was 23,6 \u00b0/0 entspricht Es sind also von den unrichtig erfafsten Reihen\nmit identischen Elementen 87,7 \u00b0/0 \u201e \u00e4hnlichen\t\u201e\t76,4\t\u00b0,0\nr heterogenen \u201e nur 38,5 \u00b0/o\nder Fehler sogenannte essentielle falsche Auffassungen. Der Unterschied in der Qualit\u00e4t der Fehler ist daher zwischen Reihen mit identischen und solchen mit \u00e4hnlichen Theilreizen unwesentlich, zwischen diesen beiden und den Reihen mit heterogenen Theilgliedern sehr bedeutend.\nAber auch quantitativ k\u00f6nnen wir uns von dem thats\u00e4chlichen Vorhandensein eines bedeutenden Unterschiedes \u00fcberzeugen, wenn wir sowohl in Serie 3 als in Serie 6 ausschliefslich die Reihen, die eine Null enthalten, in Betracht ziehen. Die zw\u00f6lf nullhaltigen Reihen der Serie 3 zeigen 21 Fehler, darunter 4 Permutationen, wogegen die sechzehn nullhaltigen Reihen der Serie 6 nur 18 Fehler, darunter 10 Permutationen, auf weisen. Das Verh\u00e4ltnifs der essentiellen Fehler ifct daher:\nauf 12 \u00e4hnliche Reihen 17 Fehler,\n\u201e\t16 heterogene \u201e\t8\t\u201e\nDas Verh\u00e4ltnifs der absoluten Fehlerzahl der \u00e4hnlichen Reihen zu derjenigen der heterogenen Reihen hat sich also auch .jetzt, wo wir nur die nullhaltigen Reihen in Betracht zogen, kaum ge\u00e4ndert, denn auch jetzt betr\u00e4gt die Fehlerzahl der heterogenen Reihen ungef\u00e4hr ein Drittel derjenigen Fehlerzahl, die ihr der Proportion gem\u00e4fs entsprechen w\u00fcrde (8 anstatt 22,6 ; oben 8 anstatt 24).\nWir k\u00f6nnen es also auch durch unsere Controlversuche festgestellt erachten, dafs das Durchsetzungsverm\u00f6gen einander \u00e4hnlicher, gleichzeitig einwirkender Reize im Vergleich zu gleichzeitigen heterogenen Reizen ung\u00fcnstig gestellt ist, indem die \u00e4hnlichen Elemente \u2014 entsprechend dem Grade ihrer Identit\u00e4t \u2014 die vollkommene, autonome Entwickelung der ihnen entsprechenden Reizwirkungen hemmen.","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Hemmung gleichzeitiger Reizwirkungen.\n65\nV.\nSchon in dem Bericht \u00fcber meine ersten Versuche1 hatte ich es als wahrscheinlich angenommen, dafs wir es bei den beschriebenen Erscheinungen mit Hemmungen der gleichzeitigen homogenen Erregungen zu thun haben, w\u00e4hrend gleichzeitige heterogene Reize sich gegenseitig bahnend beeinflussen.\nDie Frage ist nun, was wir unter Hemmung verstehen ?\nEbbinghaus in seinen neu erschienenen \u201eGrundz\u00fcgen der Psychologie\u201c nennt als die erste wichtige Gesetzm\u00e4fsigkeit des Seelenlebens: \u201eWirkt eine Mehrheit von Empfindungsursachen (d. h. \u00e4ufseren Reizen) oder eine Mehrheit von Vorstellungsursachen (d. h. Empfindungen oder Vorstellungen) gleichzeitig oder innerhalb eines sehr kleinen Zeitintervalls auf die Seele, so\nbeeintr\u00e4chtigen oder st\u00f6ren sie sich wechselseitig.2 .....Man\nbezeichnet das beschriebene Verhalten der Seele in der Regel als Enge des Bewufstseins, auch wohl als psychische Hemmung.\u201c3 Ferner: \u201eEine andere Ausdrucksweise, die der\npopul\u00e4ren Psychologie entlehnt ist,.........bezeichnet unsere\nHemmungserscheinungen vom Standpunkt des sie erlebenden Individuums aus ; sie nennt den, in dessen Seele unter mehreren \u00abconcurrirenden Einwirkungen eine bestimmte sich durchsetzt und einen gesonderten Bewufstseinsinhalt zur Geltung bringt, in Bezug auf eben diesen Inhalt aufmerksam, in Bezug auf die anderen zur\u00fcckgedr\u00e4ngten Inhalte unaufmerksam oder zerstreut4 .... Die Aufmerksamkeit besteht in dem lebhaften Hervortreten und Wirksamwerden einzelner seelischer Gebilde auf Kosten anderer, f\u00fcr die gleichwohl auch gewisse Veranlassungen des Zustandekommens vorhanden sind,3 etc..........\u201c\n\u201eNat\u00fcrlich erhebt sich damit vor Allem die Frage, . . . von was es jedesmal abh\u00e4ngt, dafs bestimmte einzelne Ursachen die ihnen zugeordneten Wirkungen f\u00fcr das Bewufstsein durchzu-jsetzen verm\u00f6gen, w\u00e4hrend bestimmten anderen diese Gunst gegenw\u00e4rtig versagt bleibt.\u201c \u201e. . . . Die Bevorzugungen und Vernachl\u00e4ssigungen, in denen das Auf merken besteht, . . . sind die streng gesetzm\u00e4fsigen Folgen gewisser genau angebbarer\n1 A Magyar filoz. tare, k\u00f6zlem. Heft 2/3, S. 61.\n4 Zweiter Halbband 8. 570.\n* Ebenda 8. 573.\n4 Ebenda 8. 573.\n4 Ebenda 8. 574.\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie SO.\n5","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"66\nPaul Ranschburg.\nMomente theils innerhalb, theils aufserhalb der Seele und der Beziehungen zwischen beiden. Zun\u00e4chst k\u00f6nnen vier solcher Momente unterschieden werden. 1. In erster Linie sichert gr\u00f6lsere St\u00e4rke der auf die Seele ein wirkenden Ursachen den zugeh\u00f6rigen Wirkungen das Hervortreten im Bewufstsein .... 2. Von gr\u00f6fserer Bedeutung ist ein zweites Moment: Der Gef\u00fchlswerth der Eindr\u00fccke .... 3. Das Bewufstwerden wird gef\u00f6rdert durch Wiederholung. 4. Eine wesentliche Beg\u00fcnstigung erf\u00e4hrt endlich das Hervortreten seelischer Gebilde auf Kosten anderer durch Vorhandensein von ihnen entsprechenden Vorstellungen im Bewufstsein (z. B* das H\u00f6ren bis dahin nicht wahrgenommener Obert\u00f6ne, wenn man sich durch isolirtes Anh\u00f6ren des zu erwartenden Tones eine Vorstellung von demselben gebildet hat).\u201c 1\nIndem ich mich nun der Auffassung Ebbinghaus\u2019 bez\u00fcglich der gegenseitigen Wirkung gleichzeitiger Reize auf die Seele,, sowie auch der gegebenen Auffassung der Aufmerksamkeit vollkommen anschliefse, m\u00f6chte ich auf Grundlage meiner Untersuchungen den angef\u00fchrten Bedingungen der Aufmerksamkeit eine Erg\u00e4nzung hinzuf\u00fcgen.\nDa n\u00e4mlich unsere Wahrnehmungen meist complexen Reizgruppen, nicht aber isolirt ein wirkenden Reizen entstammen, da ferner die Theilreize irgend eines complexen Reizes sehr h\u00e4ufig ann\u00e4hernd derselben Intensit\u00e4t sind und durch keine isolirten\u00bb ausgesprochenen, oder von einander verschiedenen Gef\u00fchlswerthe charakterisirt sind, so ist es wohl nicht von untergeordneter Wichtigkeit f\u00fcr das Verst\u00e4ndnifs der elementaren Bedingungen der Aufmerksamkeit, zu wissen, welche Theilreize des Reiz-complexes in erster Reihe Anspruch auf vollkommenes, scharfes-Bewufstwerden haben, und welche gehemmt, versp\u00e4tet, unklar oder gar gef\u00e4lscht in das Bewufstsein gelangen ?\nDie Antwort auf diese Frage ist uns nun in folgendem, unseren oben mitgetheilten Versuchen entlehntem Satze gegeben :\n5. Bei gleicher Intensit\u00e4t und gleichem Gef\u00fchlswerth werden aus einer gleichzeitig (oder nahezu gleichzeitig) einwirkenden Menge von Reizen die einander un\u00e4hnlichen bevorzugt, w\u00e4hrend die ein-\n1 Ebenda S. 574-589.","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"lieber Hemmung gleichzeitiger Reizwirkungen.\n67\nander \u00e4hnlichen, beziehungsweise identischen auf einander hemmend einwirken.\nWollen wir uns nun \u00fcber die Natur dieser Hemmung ein klareres Urtheil bilden, so wird es zweckm\u00e4fsig erscheinen, aufser den objectiven Ergebnissen unserer Versuche auch die gelegentlich derselben gewonnenen subjective n Erfahrungen n\u00e4her ins Auge zu fassen.\nDie diesbez\u00fcglichen bemerkenswertheren Erscheinungen sind :\na)\tDer successiv erfolgende Verlauf der Auffassung und in Folge dessen die theilweise Versp\u00e4tung der Reaction, insofern n\u00e4mlich bei den homogenen Reihen die Zahlenreihe mit Ausnahme einer oder auch zweier Ziffern sofort angegeben, die L\u00fccke aber erst nachtr\u00e4glich, manchmal erst nach 1\u20142 Secunden, erg\u00e4nzt wird. Z. B. die Reihe 176468 wird Vs Secunde hindurch exponirt, worauf die Versuchsperson\nsofort angiebt: \u201ehundertsechsundsiebzig \u2014 vierhundert,-------\ndie letzte Ziffer ist acht, die vorletzte--------------sechs\n(oder: vielleicht sechs)\u201c. Die heterogenen Reihen, sowohl die fehlerlos aufgefafsten, als auch die mit Permutationen, werden zumeist ohne zu stocken in einem ausgesprochen.\nb)\tDer versp\u00e4tet erfolgte Theil der Reaction wird als unsicher bezeichnet,, was aber durchaus nicht nothwendigerweise der Fall ist. H\u00e4ufig wird dieser successiv aufgefafste Theil \u2014 ob richtig, ob unrichtig \u2014 als vollkommen sicher empfunden.\nc)\tEs kommt \u00f6fters vor, dafs die Versuchsperson bei Beginn der Reproduction der Zahlreihe mit Ausnahme einer Ziffer s\u00e4mmt-liche \u00fcbrigen Elemente deutlich vor sich sieht; w\u00e4hrend sie jedoch das successiv eintretende, unsichere Element fixiren will, werden auch gewisse, im vorherigen Moment noch als sicher empfundene Theile der Reihe unsicher.\nd)\tDie Unsicherheit erreicht manchmal, bei gewissen Versuchspersonen sehr h\u00e4ufig, einen derart hohen Grad, dafs der gr\u00f6fste Theil, manchmal auch die ganze Reihe der Versuchsperson als \u00fcberhaupt \u201eaus der Luft gegriffen\u201c imponirt. In solchen F\u00e4llen wird h\u00e4ufig nur die linke erste und zweite Zahl angegeben, das Uebrige, manchmal auch die ganze Zahl (wie z. B. bei Herrn Dr. F. R., Tabelle IV, Reihe 7) nur auf directe Aufforderung ausgesprochen und ganz oder theilweise als \u201eh\u00f6chst unsicher\u201c bezeichnet. In den meisten dieser F\u00e4lle ist aber nur\nein Element unrichtig, manchmal auch die ganze Reihe richtig.\n5*","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68\nPaul Rameliburg.\nSo z. B. sehen wir in Tabelle IV, bei Herrn E. Sch., dafs er bei der dritten Reihe die drei letzten, bei der achten die zweite bis f\u00fcnfte Ziffer als unsicher bezeichnet hatte, wogegen in beiden Reihen nur die vorletzte Ziffer unrichtig ist In Reihe 5 be-zeichnete er die zwei letzten, in Reihe 12, sowie in Reihe 17 die drei letzten Ziffern als unsicher, wobei alle drei genannten Reihen fehlerlos angegeben wurden. Dasselbe sehen wir noch h\u00e4ufiger bei Herrn Dr. F. R., der z. B. von 20 Zahlenreihen 16 als mehr oder minder unsicher bezeichnet hatte; von diesen letzteren waren f\u00fcnf Reihen fehlerlos.\n6. Von besonderer Wichtigkeit ist Folgendes: H\u00e4ufig kommt es vor, dafs ein Theil, meist eine Ziffer der angegebenen Zahl nachtr\u00e4glich mit Sicherheit oder in Form einer schwankenden Angabe ge\u00e4ndert wird. Am h\u00e4ufigsten kam dies unter meinen letzten Versuchen bei Herrn Dr. G. H. vor (siehe Tabelle IV, Rubrik V, Reihe 3, 10, 12, 13, 16). So wird z. B. die Zahl 147556 als 147536 und die vorletzte Ziffer der Angabe als unsicher bezeichnet, einen Moment hernach aber hinzugef\u00fcgt: \u201edieselbe ist vielleicht eine 5\u201c. Aehnlich (anstatt 449793): \u201e449773, vorletzte Ziffer unsicher, vielleicht 9\u201c ; oder (anstatt 103739): \u201e103729, vorletzte Ziffer unsicher, vielleicht 3\u201c. Dasselbe finden wir bei Herrn Dr. K. H. bei der Reihe 710332: \u201e710322, vorletzte Ziffer unsicher, \u2014 vielleicht 3\u201c, ferner bei Herrn Dr. J. Gl. anstatt 103739 die Angabe: \u201e103793, die zwei letzten Ziffern unsicher, vielleicht 39\u201c, u. s. f.\nW\u00e4hrend in den angef\u00fchrten F\u00e4llen die sp\u00e4ter angegebene, als Eventualit\u00e4t bezeichnete Vorstellung die entsprechend richtige war, kommt es \u2014 obwohl selten \u2014 vor, dafs die zweite Angabe ebenfalls unrichtig ist, so bei Herrn Dr. G. H. anstatt 411882 die Angabe: \u201e411832, die vorletzte Ziffer ist unsicher, m\u00f6glicherweise war es 9\u201c, etc.\nAus den Angaben in Selbstanalyse ge\u00fcbterer Versuchspersonen, besonders aber auf Grundlage fr\u00fcherer Versuche, die ich (nahezu 1000) an mir selbst angestellt hatte, kann ich nun \u00fcber die subjectiven Erfahrungen bez\u00fcglich der in unserem Be-wufstsein sich abspielenden Vorg\u00e4nge Folgendes angeben:\nNehmen wir den Fall an, es w\u00e4re die Zahl 449773 exponhrt worden. Die 1/s Secunde Expositionszeit erscheint uns im Vergleich zur bew\u00e4ltigenden Geistesarbeit des Auffassens als ein Moment. Von einer Bewegung unseres Auges innerhalb dieser","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Hemmung gleichzeitiger Heilwirkungen.\n69\nkurzen Dauer haben wir keinerlei subjective Empfindung, ich halte auch eine solche bei den meisten Versuchspersonen f\u00fcr nicht wahrscheinlich. In dem Momente, da die Zahl erschienen und schon wieder verschwunden ist, erscheint uns ihr inneres Bild im Bewusstsein, und zwar meist mit voller Sch\u00e4rfe die linke H\u00e4lfte, d. h. die ersten 2\u20143 Zahlen, manchmal auch die ganze Zahlenreihe, doch tritt das eine oder andere Element der rechten H\u00e4lfte (von diesen jedoch das allerletzte meist zuerst, manchmal auch schon mit der linken H\u00e4lfte simultan), sehr h\u00e4ufig erst successiv in den Blickpunkt der Aufmerksamkeit. Von der obengenannten Zahl z. B. erscheint uns im Moment des Verschwindens 4497.. im Vordergrund des Bewufstseins, hierzu tritt dann sofort die letzte Ziffer, 3, an welche sich mm die vorletzte anschliefst Nun erscheint aber dieselbe als eine etwas unklare 9, die noch fast im selben Moment von einer 7 sozusagen \u00fcberdeckt wird. Die beiden Ziffern k\u00f6nnen nun mit abwechselnder Deutlichkeit in den Vordergrund treten, doch haben wir dabei die Empfindung, dafs es die 9 war, die fr\u00fcher erschienen ist, w\u00e4hrend die 7 blos eine nachtr\u00e4gliche Illusion sein mag. Wir sagen daher: \u201e449793, die vorletzte Ziffer ist nicht ganz sicher, vielleicht ist sie eine 7\u201c, oder war die 7 so sp\u00e4t auf getaucht und derart unklar, dafs die Versuchsperson derselben \u00fcberhaupt nicht erw\u00e4hnt, und nur die Unsicherheit der 9 angiebt. Oft haben wir thats\u00e4chlich nur das Gef\u00fchl der Unsicherheit, so z. B. haben wir die Empfindung, als h\u00e4tte sich die eine Ziffer, w\u00e4hrend wir sie auffassen, ver\u00e4ndert, ohne dafs wir die an ihrer Stelle vorher gestandene Ziffer erkannt h\u00e4tten, und die neue Ziffer steht nun mit solch eclatanter Sch\u00e4rfe vor uns, dafs wir die vorherige Empfindung als Illusion betrachten ; haben wir dieselbe dennoch notirt, so wundem wir uns nachtr\u00e4glich, bei der Vergleichung unserer Angaben mit den thats\u00e4chlichen Reizen, dafs der Zweifel berechtigt war, dafs thats\u00e4chlich die reelle Empfindung durch eine Illusion unterdr\u00fcckt und die* letztere statt der ersteren den Platz im Vordergrund der Aufmerksamkeit behauptet hatte.\nIn vielen F\u00e4llen jedoch erkennen wir im Gegentheil, dafs die im ersten Moment der Reproduction aufgetauchte, uns verd\u00e4chtige Ziffer unrichtig, und die erst nachtr\u00e4glich erschienene, sich sozusagen an die Stelle der vorherigen einschiebende Ziffer die richtige ist. In solchen F\u00e4llen erfolgt meist erst eine falsche","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\nPaul Batisdiburg.\nAngabe, mit sofort nachfolgender mehr-minder entschiedener . Correctur.\nH\u00f6chst eigent\u00fcmlich ist die subjective Empfindung des Vorganges der Permutation. Recht h\u00e4ufig bemerken auch unge\u00fcbte Versuchspersonen, dafs zwei Elemente der Reihe unsicher sind u. z. unsicher in ihrer Reihenfolge. Ich habe meinerseits dabei immer die Empfindung, als ob zwei unklare, noch dunkel percipirte Elemente ihren Platz wechseln w\u00fcrden und erst dann ihre Qualit\u00e4t deutlich erkennbar wird; nun sehe ich aber im . Geiste die beiden Ziffern, sagen wir 83, so deutlich in der Reihe der \u00fcbrigen Ziffern, dafs ich trotz der vorherigen Empfindung des Stellenwechsels mir nicht glauben kann, dafs ich mich geirrt haben k\u00f6nnte. Notire ich aber meinen Verdacht, d. h. war die genannte Empfindung scharf genug, so finde ich nachtr\u00e4glich tats\u00e4chlich in den meisten F\u00e4llen, dafs eine Permutation stattgefunden ; die objective Zahl war also 38, und nicht 83.\n(Hier m\u00f6chte ich noch Folgendes bemerken : die Versuche fanden s\u00e4mmtlich an Versuchspersonen ungarischer Muttersprache, also selbstverst\u00e4ndlich in ungarischer Sprache statt Nun ist aber die Aussprache der zusammengesetzten Zahlen im Ungarischen von der Deutschen auch insofern verschieden, dafs \u00e4hnlich dem Englischen, etc. z. B. 83 nicht 3 -f- 80 (drei und achzig) sondern 80, 3 (achzig drei) ausgesprochen wird. Die eventuelle Annahme, dafs die bei der optischen Wahrnehmung mitklingende sprachliche Bezeichnung der Zahl, wo im Deutschen das akustisch-motorische Sprachbild in seiner Reihenfolge eigentlich eine Um-Stellung des optischen Bildes ist, Stellenverwechselungen event Vorschub leisten k\u00f6nnte, entbehrt daher bei unseren Versuchen der Grundlage).\n7. Abgesehen von den eben beschriebenen, die Sicherheit der Auffassung betreffenden subjectiven Erfahrungen, h\u00f6ren wir h\u00e4ufig Bemerkungen seitens der Versuchspersonen, bez\u00fcglich der Schwierigkeit T)der Leichtigkeit der Auffassung gewisser Reihen. Dies that sich besonders bei der zweiten H\u00e4lfte meiner Versuche, n\u00e4mlich bei den methodischen Versuchen mit Serien von heterogenen und homogenen Reihen kund. Viele meiner Versuchspersonen \u00e4ufserten diesbez\u00fcglich spontan ihre Erfahrungen, manche gaben nur \u00fcber directes Befragen Aufschlufs. Und zwar wurde die Auffassung der homogenen Reihen ohne Ausnahme jedesmal bedeutend schwieriger empfunden, als die","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Hemmung gleichzeitiger Reizwirkungen.\n71\nder heterogenen Reihen. Die Art, wie diese Empfindung ge \u00e4ufsert wurde, war nicht uninteressant Begann ich n\u00e4mlich die Versuche mit Karte 1 (heterogene Serie) und kam hernach Karte 5 (homogen) an die Reihe, so fragte z. B. Herr E. Sch. bei der dritten, vierten Reihe, ob jetzt die Dauer der Exposition nicht k\u00fcrzer sei? Bei der neunten Reihe bemerkte er kopfsch\u00fcttelnd, dafs er jetzt, wie es ihm scheine, nicht so aufmerken k\u00f6nne, wie bei der vorherigen Karte, die Concentration seiner Aufmerksamkeit koste ihm jetzt viel mehr Schwierigkeiten, vielleicht sei er m\u00fcde, etc. Kam nun hernach Serie 6 (heterogen) an die Reihe, so ging die ganze Versuchsserie ohne Bemerkung glatt von Statten, und nach ihrer Beendigung bemerkte Herr Sch., dafs es nun wieder, wie er meine, recht leicht und wahrscheinlich ohne Fehler gegangen sei.\nBegann ich dagegen den Versuch mit einer homogenen Serie, welcher sodann eine Serie heterogener Reihen folgte, so bemerkte die Versuchsperson nach Beendigung der letzteren, dafs es nun gut gegangen sei, denn sie sei erst jetzt in \u201eSchwung4 gekommen. Doch ging der angebliche \u201eSchwung4 sofort verloren, sobald nun wieder eine Serie homogener Reihen folgte.\nSehr sch\u00f6n \u00e4ufsert sich dieser Umstand beim folgenden Experiment an Herrn Advokaturkandidaten E. K. Reich. Die Ergebnisse dieses Versuches wurden in Tabelle II, III und IV nicht mit einbezogen, da die Versuchsperson vor und w\u00e4hrend der ganzen Untersuchung einen Anfall von starkem Kopfschmerz hatte und meinte, sie werde \u00fcberhaupt nichts richtig angeben k\u00f6nnen.\nDer Verlauf des am 20. Mai, Mittags um 12 Uhr im psychophysischen Laboratorium durchgef\u00fchrten Versuches ist der folgende :","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\nPaul Ramchburg.\nTabelle IX.\nI.\tII.\t'\tIII.\tIV.\nSerie 6\tSerie 6\t!'\tSerie 11\tSerie 10\n119495\t119945\t702166\t702516\t1 901816\ti\t870425\t1\n141993\t\t210864\t\t1 856062\ti !\t986420\t\n103739\t\t, 420675\t\t184940\t189940\t431802\t\n774886\t\t| 642108\t6421981\t106332\t106392\t675204\t675624\n176468\t1764581\t604981\t\t910556\t\t129560\t129650\n710332\t\t582160\t\t549790\ti\t143062\t\n146957\t1956579\t702643\t\t162560\t\t246370\t\n609337\t3\t402156\t\t108684\t108864*!\t724056\t\n976254\t927254\t952403\t\t, 580662\t\t802361\t\n147656\t\t220465\t\t609798\t\t270394\t\n663732\t4\t667321\t\t968087\t968067 1\t245607\t245667\n449793\t449753\t237601\t\t306862\t8\t790542\t\n411882\t411832\t402876\t\u00bb\u00ab\u2022\u2022\u2022\u2022\t916880\t\t951082\t951862\n654042\t645042\u00ae\t842013\t...... 8420119\t809337\t809357 ,\t203642\t\n960443\t\t872130\t\t945057\t\t340876\t340862*\n714998\t6\t120364\t......\t308994\t\t937620\t937260\n128786\t128756\t330672\t\t1 913630\t9136504\t693061\t\n817660\t\t' 462139\t\ti 506448\t506498\t103682\t\n278489\t...... 278849\ti 612493\t\t; 170886\t\t801562\t8\n610552\t\t696572 l\t696752\t708991\tj\t\t\nFehlerzahl: 9 (6)\t\tFehlerzahl: 4 (1)\t\t| Fehlerzahl: 7 (6) i\t\tFehlerzahl: 6 (2)\t\nBemerkungen der Versuchsperson:\nAd Serie 5: 1 Vorletzte Ziffer unsicher, vielleicht 6. \u2014 9 Die drei letzten Ziffern unsicher. \u2014 8 Vorletzte Ziffer wahrscheinlich unrichtig, viel* leicht eher 6. \u2014 4 Vorletzte Ziffer unsicher. \u2014 6 Die drei letzten Ziffern unsicher. \u2014 8 Vorletzte Ziffer v\u00f6llig unsicher; eher vielleicht 0.\nAd Serie 6: 1 Vorletzte Ziffer vielleicht 0, wahrscheinlich aber 9. \u2014 * Die zwei letzten Ziffern unsicher.\nAd Serie 11: 1 Vorletzte Ziffer unsicher. \u2014 9 Vierte Ziffer unsicher, vielleicht eher 5. \u2014 8 Vorletzte Ziffer vielleicht 9. \u2014 4 Vorletzte Ziffer unsicher, vielleicht 3.\nAd Serie 10: 1 Vorletzte Ziffer vielleicht 9. \u2014 9 Vorletzte Ziffer unsicher, vielleicht 7. \u2014 8 Vorletzte Ziffer nicht ganz sicher; vielleicht 1.\nDie heterogenen Serien 6 und 10 ergaben\n4, resp. 6 Fehler,\ndarunter 3\t\u201e\t4 reine Permutationen;\n1\t\u201e\t2 zu zwanzig betrug demnach die\nZahl der essentiellen Fehler.","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Hemmung gleichzeitiger Reizmrkungen.\n73\nDie homogenen Serien 5 und 11 ergaben\n9 resp. 7 Fehler, darunter 3\t\u201e\t1 reine Permutationen;\n6\t\u201e\t6 zu zwanzig betrug demnach die\nZahl der essentiellen Fehler.\nBei Schlufs der Serie 11 bemerkte die Versuchsperson: \u201eDie jetzt gelesenen Zahlen hatten, nichtwahr, die k\u00fcrzeste Expositionsdauer ?w Auf die Frage, wieso Herr R. zu dieser Bemerkung gekommen, meinte er, die drei Karten m\u00fcssen doch sicher in verschieden raschem Tempo exponirt worden sein, die erste rasch, die zweite langsamer, die dritte am raschesten.\nOefters wurden die Versuchspersonen auch durch den Umstand zu \u00e4hnlichen Aeufserungen veranlafst, dafs sie hei den homogenen Reihen immer von Neuem ihre Angabe als \u201eunsicher44 bezeichnen mufsten, was bei den heterogenen Reihen viel seltener der Fall war. So hatte Herr E. Sch. z. B. beim Versuch mit Serie 1 (heterogen) eine Ziffer einer einzigen Reihe als unsicher bezeichnet, w\u00e4hrend er bei den Reihen der Serie 5 (homogen) 22 Ziffern in insgesammt neun Reihen als unsicher angeben mufste. Beim nachfolgenden Versuch mit Serie 6 (heterogen) wurde wieder keine einzige Reihe als unsicher angegeben.\nUnter den 180 Versuchen der Serie 6 (Tabelle III) finden wir insgesammt 25 Reihen, unter ebensoviel Versuchen der Serie 5 (Tabelle IV) dagegen 65 Reihen als unsicher bezeichnet Dabei mufs'bemerkt werden, dafs Schwierigkeit der Auffassung und Unsicherheit derselben zwar meist Hand in Hand gehen, dabei aber nicht ein und dasselbe sind. Denn gerade von ge\u00fcbteren Versuchspersonen wurde h\u00e4ufig die erh\u00f6hte Schwierigkeit hervorgehoben, wo noch keine einzige Reihe als unsicher empfunden worden war.\nAus eigener Erfahrung kann ich hinzuf\u00fcgen, dafs \u2014 wenigstens bei mir \u2014 das Gef\u00fchl der erh\u00f6hten Schwierigkeit der Auffassung der Reihen mit homogenen Elementen eben mit den unter 6 beschriebenen Erscheinungen zusammenh\u00e4ngt. Ich fasse heterogene Reihen \u2014 wenigstens bei meiner heutigen Ge\u00fcbtheit \u2014 simultan, dagegen homogene Reihen noch heute, selbst wenn es sich um schon \u00f6fters gebrauchte Reihen handelt, successive auf. Bei den meisten dieser letzteren","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\nPaul Ranschburg.\nhabe ich im Moraente des Erfassens der Reihe das entschiedene Gef\u00fchl der Hemmung, indem gewisse Elemente der Reihe scheinbar der Erfassung wiederstreben, unklar und durch sich \u00fcber dieselben schiebende Elemente gleichsam unterdr\u00fcckt werden, sich hernach zwar klarer, aber h\u00e4ufig mit der F\u00e4rbung der Unechtheit, der Illusion einstellen, manchmal auch in ihrer Qualit\u00e4t hin- und herschwanken (s. S. 28\u201430). Diese Erscheinungen hatte ich notirt, als ich noch von der Bedeutung der homogenen und heterogenen Elemente keine Idee hatte ; dieselben Empfindungen treten auch heute bei meinen Versuchen mit getrennten Serien homogener und heterogener Reihen in mir auf, wo ich nun ihren Sinn und ihre Bedeutung zu verstehen meine. Diesbez\u00fcgliche detaillirte Anfragen habe ich aber an meine Versuchspersonen nie gestellt, da ich eben eine suggestive Beeinflussung m\u00f6glichst zu vermeiden suche und eine solche gerade bei der immer nur nachtr\u00e4glich m\u00f6glichen Analyse des subjectiv empfundenen, \u00e4ufserst rasch und verwickelt auflaufenden Vorganges sich leicht einschleichen k\u00f6nnte.\nJedenfalls mufs ich aber constatiren, dafs s\u00e4mmtliche Versuchspersonen die Versuche mit belasteten Reihen f\u00fcr schwierig, anstrengend, diejenigen mit immunen Reihen als leicht und glatt ablaufend be-zeichneten, ohne von den qualitativen Unterschieden der Serien, oder auch nur einzelner Reihen eine Idee zu haben, wobei sie ihre Empfindungen mit der Annahme des ge\u00e4nderten Tempos, eingetretener Erm\u00fcdung oder erreichten Uebung zu motiviren versuchten.\nNach all dem Gesagten liefse sich die Entstehung der Illusionen bei der Auffassung heterogener und homogener mehrstelliger Zahlenreihen auf folgende Weise erkl\u00e4rlich machen: W\u00e4hrend die heterogenen Reizen entsprechenden centralen Erregungen und die denselben parallelen Bewufstseinsinhalte sich ungest\u00f6rt scharf entwickeln, k\u00f6mmt zwischen den, homogenen Reizen entsprechenden Reizwirkungen eine gegenseitige Hemmung zu Stande, derzufolge die denselben entsprechenden Erregungen sich verflachen und im Bewufstsein den Charakter der Getrenntheit, der Vielheit einb\u00fcfsen, und je nach dem Grade ihrer Identit\u00e4t eine mehr-minder vollkommene Verschmelzung ein-gehen. Statt zweier gleichzeitiger identischer Empfindungen ent-","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"TJeher Hemmung gleichzeitiger Reizwirkungen.\t75\n-steht demnach blo\u00df eine Empfindung. Da wir es aber bei\\ unseren Zahlenreihen mit extensiven Reihen zu thun haben, deren Glieder, selbst wenn sie aus vollkommen gleichen Ele--menten geformt sind, durch ihre verschiedene Vertheilung im .Raume differenzirt sind, ihre charakteristischen Localzeichen besitzen, so kann die Verschmelzung der beiden identischen (eigentlich nur stark \u00e4hnlichen) Reizwirkungen nur insofern erfolgen, dafs das f\u00fcr die Aufmerksamkeit ung\u00fcnstiger postirte \u2014 meist nach rechts zu gelegene \u2014 Element in das g\u00fcnstiger gelegene verschmolzen wird, an Stelle des ersteren dagegen eine L\u00fccke zur\u00fcckbleibt. Da die Beobachter zumeist wissen, mit wie vielstelligen Zahlen sie es zu thun haben *, so bleibt nun entweder\n1.\tdie L\u00fccke unausgef\u00fcllt, und der Beobachter hat einfach die Empfindung, dafs z. B. die f\u00fcnfte Ziffer ihm entwichen sei, oder\n2.\tdie gehemmte Erregung erreicht nachtr\u00e4glich dennoch den n\u00f6thigen Grad der Entwickelung und die entsprechende Vorstellung tritt obwohl versp\u00e4tet, successiv, aber dennoch gen\u00fcgend scharf ins Bewufstsein, oder aber 3. die entstandene L\u00fccke wird -in Folge des Bewusstseins dessen, dafs wir es mit sechsstelligen Zahlen zu thun haben, im Wege einer Illusion ausgef\u00fcllt. Der gehemmte Erregungsvorgang ruft n\u00e4mlich, ohne selbst apper-cipirt zu werden, nach dem Princip der Aehnlichkeit und Uebung [s. S. 41 a und b, S. 42 d] reproductive Elemente (indirecte Associationen) in Action, und eine derselben, oder auch einer der gleichzeitig entstandenen sonstigen Bewufstseinsinhalte [s. S. 42 c] tritt an die Stelle des gehemmten Elementes. Nichtsdestoweniger kann dieses letztere nachtr\u00e4glich noch seine volle Sch\u00e4rfe erhalten, worauf eine Correctur erfolgt, oder aber wird die urspr\u00fcngliche, aber versp\u00e4tete Empfindung f\u00fcr eine Illusion gehalten.\nEs liefse sich nun ein wenden, dafs f\u00fcr den ganzen Vorgang die Annahme einer Hemmung \u00fcberfl\u00fcssig ist, dafs vielmehr alle beobachteten Erscheinungen mit der Annahme einer Verschmelzung homogener Bewufstseinsinhalte erkl\u00e4rt werden k\u00f6nnen. So bequem nun dies w\u00e4re, so wenig scheint es thats\u00e4chlich der Fall zu sein. W\u00fcrde es sich nur um den Kampf um Worte handeln, so w\u00e4re wenig daran gelegen, ob wir den Vorgang \u201eHemmung\u201c oder \u201eVerschmelzung\u201c nennen. Ich denke aber, dafs es zu\n1 VgL auch S. 77.","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\nPaul Banschburg.\nessentiellen Irrth\u00fcmem f\u00fchren w\u00fcrde, wenn wir unter dem Ausdruck \u201eVerschmelzung\u201c auch eine Erkl\u00e4rung der physiologischen Seite des Processes verstehen w\u00fcrden.\nEs w\u00e4re schwer verst\u00e4ndlich, wieso dasjenige, was physiologisch einmal verschmolzen ist, psychisch wieder trennbar ist. Die Erscheinung der Unsicherheit der Auffassung, sowie besonders des successiven, versp\u00e4teten Auftretens der fehlenden Empfindung, die selbst bei den richtig angegebenen homogenen Reihen fast constant war, die Verdr\u00e4ngung einer vorhandenen aber unklaren Empfindung durch eine illusion\u00e4re und die hernach dennoch auftretende, manchmal richtig erkannte, manchmal als Illusion beurtheilte richtige Empfindung, sind nur aus dem retardirenden Einflufs einer Hemmung, nicht aber aus der Verschmelzung zweier physiologischer Erregungen verst\u00e4ndlich. Wir bleiben also dabei, dafs die Verschmelzung blos auf psychischem Gebiete besteht, d. R in einem kurzen Zeitraum, der f\u00fcr die scharfe Ausbildung zweier psychischer Processe heterogener Natur noch eben gen\u00fcgend ist, k\u00f6nnen zwei Vorg\u00e4nge \u00e4hnlicher Natur als autonome, von einander getrennte Vorg\u00e4nge nicht er-fafst werden, demzufolge das analysirende Bewufstsein umsomehr den Eindruck nur eines Vorganges erh\u00e4lt, je identischer die beiden Vorg\u00e4nge waren.\nNun giebt es auf dem Gebiete der extensiven Empfindungen \u00fcberhaupt nicht mehrere gleichzeitige identische Empfindungen, da selbst die aus vollkommen gleichm\u00e4fsigen Elementen Bestehenden verschiedene Localisation im Raum, daher differen-zirende Localzeichen besitzen.\nThats\u00e4chlich identisch sind dagegen die von einem und demselben optischen Reize entstammenden, durch Reizung correspondirender Netzhautfl\u00e4chen entstandenen zwei centralen Reiz Wirkungen, die nach dem Gesetz der Hemmung gleichzeitiger identischer Erregungen am reinsten zu einer Empfindung verschmelzen m\u00fcssen.\nSo gelangen wir durch Deduction aus einem auf inductiven Wege erhaltenen Gesetz zu einer Consequenz, die eine empirisch l\u00e4ngst festgestellte Thatsache umfafst. Die Erscheinung des Einfachsehens der zwei Netzhautbilder stellt sich, sobald wir die Hemmung gleichzeitiger homogener Erregungen, beziehungsweise Empfindungen als ein psychophysiologisches","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Hemmung gleichzeitiger Beizwirkungen.\n77\nGrundgesetz betrachten, als eine selbstverst\u00e4ndliche, logische Consequenz derselben heraus.\nEntspricht die Annahme, dafs gleichzeitige homogene Reizwirkungen einander in ihrer Entwickelung hemmen und auf psychologischem Gebiet zur scheinbaren Verschmelzung der gleichzeitigen homogenen Empfindungen, resp. Vorstellungen f\u00fchren, einer Thatsache, so w\u00e4re es \u2014 meine ich \u2014 viel wunderbarer, wenn sich dieses Gesetz ausschliefslich auf gleichzeitige optische Reizwirkungen beschr\u00e4nken w\u00fcrde, anstatt sich auf s\u00e4mmtliche Arten von Empfindungsvorg\u00e4ngen anwenden zu lassen.\nWir wollen es daher versuchen, unser Gesetz auf die Empfindungen der akustischen Sph\u00e4re anzuwenden. Da wir es hier mit intensiven, zeitlichen Gebilden zu thun haben, deren Identit\u00e4t durch differenzirende Localzeichen nicht gest\u00f6rt wird, so m\u00fcssen die Hemmungserscheinungen der gleichzeitigen homogenen Reize noch viel idealer zum Ausdruck kommen, als bei unseren Versuchen mit extensiven Zahlenreihen.\nWirkt also in Folge gleichzeitigen Erklingens einer Reihe von Stimmgabeln ein Zusammenklang von T\u00f6nen auf uns ein, so werden wir denselben im Sinne unseres Gesetzes nur insofern als Zusammenklang einer gewissen Anzahl von Reizen erkennen d\u00fcrfen, als er aus heterogenen T\u00f6nen zusammengesetzt ist, wogegen die gleichzeitigen identischen Reize nicht einzeln auf-gefafst werden k\u00f6nnen, sondern, je identischer sie sind, destomehr ihre gesonderte Entwickelung hemmen und mit einander scheinbar verschmelzen m\u00fcssen. Ein Zusammenklang dreier Stimmgabeln : c e b darf demnach als Dreiklang ohne besondere Schwierigkeiten gleichzeitig aufgefafst werden ; erklingt aber hinter einer Wand der genannte Dreiklang und zugleich noch eine Stimmgabel, die auf c t\u00f6nt, so wird derjenige, der die Zahl der Tonquellen nicht kennt, die zwei gleichzeitigen identischen Elemente getrennt nicht auffassen d\u00fcrfen, w\u00e4hrend er c e b gleichzeitig, aber dennoch als autonome, selbst\u00e4ndige T\u00f6ne h\u00f6ren kann. Er wird daher meinen, er habe es blos mit einem Dreiklang zu thun.\nAehnliches kam \u00fcbrigens recht h\u00e4ufig bei meinen Auffassungsversuchen vor, als ich mit f\u00fcnf- und hernach mit sechsstelligen Reihen experimentirte. Bei Beginn dieser letzteren, als der Beobachter noch nicht wufste, dafs die Serie lauter sechs-","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78\nFavl Ranschburg.\nstellige Reihen enth\u00e4lt, meinte er oft eine f\u00fcnfstellige Reihe gesehen zu haben, d. h. der Hiatus durch den Entfall einer Ziffer kam \u00fcberhaupt nicht zum Bewufstsein. Aehnlich ist auch der Umstand, wenn in einer f\u00fcnf- oder sechsstelligen Reihe neben einander nicht, wie bei den mitgetheilten Serien, zwei, sondern drei identische Ziffern stehen. In diesen F\u00e4llen kommt \u00e4ufserst h\u00e4ufig nicht die getrennte Auffassung der drei identischen Ziffern, sondern blos eine Empfindung des Umstandes, dafs ein gr\u00f6fserer Theil des bedruckten Raumes, der Reihe also, keine Verschiedenheit erkennen liefe. Da nun zum Mindesten eine der drei Ziffern in den Blickpunkt der Aufmerksamkeit fiel und richtig erkannt wurde, so spricht die Versuchsperson meist erst die heterogenen Elemente der Reihe aus, und indem er \u2014 meist laut \u2014 die Zahl der fehlenden Ziffern berechnet, f\u00fcllt er dann die fehlende L\u00fccke mit derjenigen Ziffer aus, die er als Beginn eines verschwommenen, im Raume gedehnten Reizes wahrgenommen hatte, von der ihm nur die Wahrnehmung eines verschmolzenen, nicht heterogen gegliederten Reizes, nicht aber selbst\u00e4ndige Empfindungen dreier autonomer, einander gleicher Reize bewufst geworden war.\nGleichzeitigen identischen Tonreizen entsprechende Reizwirkungen bewirken also v\u00f6lligen Entfall der Selbstst\u00e4ndigkeit* daher vollkommene Verschmelzung der entsprechenden Empfindungen.\nJe unvollkommener nun die Gleichheit der gleichzeitigen Empfindungen ist, umso unvollkommener wird auch der Verlust der Selbst\u00e4ndigkeit der einzelnen Empfindungen sein m\u00fcssen. Einander blos \u00e4hnliche gleichzeitige Tonempfindungen werden daher nur theilweise verschmelzen, d. h. je nach dem Grade ihrer Identit\u00e4t wird sich die Zusammengesetztheit des entstandenen Bewufstseinsinhaltes mehr - minder schwer erkennen lassen, werden sich die zwei, theilweise identischen Empfindungen mehr-minder selbst\u00e4ndig dem Bewufstsein repr\u00e4sentiren.\nBei einem Zusammen klang wird dem gern \u00e4fs zu erwarten sein, dafs wir aus demselben diejenigen T\u00f6ne als selbst\u00e4ndige Empfindungen heraush\u00f6ren, die wir bei successiver Vergleichung als ^ heterogene bezeichnen k\u00f6nnen, w\u00e4hrend die homogenen Reizwirkungen , je mehr sie der Identit\u00e4t nahekommen, umsomehr einander in ihrer Selbst\u00e4ndigkeit hemmen, als scheinbar zu einer Tonempfindung verschmelzen m\u00fcssen.","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Hemmung gleichzeitiger Reizwirkungen.\n79\nNun fragt es sich wieder, was bei den T\u00f6nen das Kriterium der Aehnlichkeit sei.\nJedenfalls ist die dem Ton C entsprechende Empfindung derjenigen des c, c1, c2 \u00e4hnlich. Ein Lied in derselben Tonart, aber verschiedenen Tonh\u00f6hen, sagen wir von einem Burschen und einem M\u00e4dchen gesungen, wird dem naiven Beobachter trotz der zwei Stimmen und der zweierlei Tonh\u00f6hen als ein Gesang Vorkommen, zum Mindesten wird er den Gesang beider Stimmen als h\u00f6chst \u00e4hnlich finden. Das naive Bewufstsein findet also hohe Aehnlichkeit zwischen jedem Ton und seiner Octave, Doppel-octave, etc.\nSuchen wir die Aehnlichkeiten der T\u00f6ne in ihren physikalischen Grundlagen festzustellen, so scheint mir die Betrachtungsweise von Lipps 1 am annehmbarsten, der die Aehnlichkeit der Tonempfindungen in dem Umstande begr\u00fcndet findet, dafs in den centralen Vorg\u00e4ngen, die dem Ton, diesem Empfindungsinhalt, zu Grunde liegen, der Rythmus der entsprechenden physikalischen Schwingungsformen in irgend einer Weise wiederkehrt. Hat nun die Empfindung eines Tones C den Rythmus 100, so hat die Empfindung des Tones c den Ryth mus 200, 200 aber ist 2 X 100, oder 100 X 2. Beide Empfindungen haben also den Rythmus 100 gemein. Wie nun bei den r\u00e4umlichen Empfindungen die theilweise Identit\u00e4t der Form, so bedingt bei den zeitlichen die des Rythmus die Aehnlichkeit der Empfindungen. Gem\u00e4fs dem Gesetze der Hemmung gleichzeitiger identischer, resp. theilweiser Hemmung theilweise identischer Bewufstseinselemente, m\u00fcssen sich also T\u00f6ne mit \u00e4hnlichem Rythmus in ihrer gegenseitigen autonomen Klarheit hemmen und dem an aly sir end en Bewufstsein als mit einander verschmolzen erscheinen. Demgem\u00e4fs m\u00fcssen in einem Zusammenklang mehrerer T\u00f6ne diejenigen am sichersten unterscheidbar herauszul\u00f6sen sein, die eine Gemeinsamkeit ihres Rythmus am wenigsten erkennen lassen, w\u00e4hrend diejenigen T\u00f6ne, deren Rythmus mehr-minder identisch, d. h. einheitlich ist (also 2 x 100, 3 X 100, 4 x 100, etc.) in entsprechendem Grade ihre Selbst\u00e4ndigkeit verlieren und mit einander scheinbar verschmelzen m\u00fcssen.\n1 Th. Lipfs. Einige psychol. Streitpunkte. Zcitschr. f. Psychol, u. PhysioL\nd. Sinnesorg. 28, S. 150.","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"80\nPaid Ranschburg.\nSo kommen wir, von unserem Gesetze ausgehend, wieder auf deductivem Wege zur logischen Folgerung, der gem\u00e4fs aus einem Zusammenklang mehrerer T\u00f6ne, am allerwenigsten die Octave, die Duodecimo, die Doppelocfave des Grundtones als selbst\u00e4ndige T\u00f6ne heraush\u00f6rbar sein d\u00fcrfen, indem die denselben entsprechenden, theilweise identischen centralen Erregungsvorg\u00e4nge die autonome Entwickelung der ihnen entsprechenden Empfindungen in einem ihrer Identit\u00e4t entsprechenden Grade hemmen, demnach als besondere Theilt\u00f6ne nicht oder nur mit M\u00fche erkannt werden d\u00fcrfen und in der Beurtheilung der Zahl der Componenten zu Urtheilst\u00e4uschungen f\u00fchren m\u00fcssen.\nDafs dem thats\u00e4chlich so ist, entspricht einer seit den Arbeiten Stumpf\u2019s, Meyer\u2019s, etc. allgemein bekannten Erfahrung, deren Erkl\u00e4rung in der psychologischen Literatur der Tonverschmelzung den Gegenstand fortw\u00e4hrender Diskussion bildet.\nOhne mich f\u00fcr diesmal in die mit unserem Gegenst\u00e4nde nicht zusammenh\u00e4ngende Streitfrage des Zusammenhanges von Consonanz und Verschmelzung einmischen zu wollen, war es meine Absicht zu demonstriren, wie die recht verschieden erl\u00e4uterte Erscheinung der \u201eTonVerschmelzung\u201c kein den Tonempfindungen besonders charakteristisches mit H\u00fclfe besonderer Synergien zu erkl\u00e4rendes Ph\u00e4nomen darstellt, sondern als eine imbedingte Consequenz des aus oben beschriebenen Versuchen hervorgehenden Principes der Hemmung gleichzeitig ein wirkender identischer oder theilweise identischer Reize zu betrachten ist, wie ich denn auch ganz unabsichtlich nach Analogien zu den Ergebnissen meiner Versuche auf dem Gebiete anderer Sinnesfunctionen forschend zur Consequenz der Tonverschmelzung gelangte.\nDie Octave, Duodecime, Doppeloctave, Quinte etc. sind daher nicht einander \u00e4hnlich, weil sie mit einander verschmelzen, sondern sie scheinen zu verschmelzen, weil die ihren Reizen entsprechenden Erregungen, gleichwie ihre Reize in mehr-minder hohem Grade identisch sind, wodurch gegenseitige Hemmung und im Bewufstsein Verschmelzung eintritt. Gleichwie nun beiden r\u00e4umlichen Empfindungen (Zahlenreihen) die nachfolgende Analyse, das heifst die versuchte Lostrennung der verschmolzenen, unklaren Empfindungen zu Irrth\u00fcmern, Illusionen f\u00fchrt, werden sich auch bei der Analyse von Zusammenkl\u00e4ngen, besonders bei musikalisch Ungebildeten, T\u00e4uschungen in der Beurtheilung der Zahl der","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"lieber Hemmung gleichzeitiger Reizwirkungen.\n81\nTonquellen ergeben, w\u00e4hrend eine eigentliche positive Illusion, da eben der Verlust eines Elementes der Reihe dem Beobachter hier nicht bekannt ist, nicht erfolgt.\nVII. Methodik.\nDie Versuche, die gegenw\u00e4rtiger Arbeit zu Grunde liegen, habe ich s\u00e4mmtlich mit einer verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig sehr einfachen Einrichtung und Methodik durchgef\u00fchrt.\nAls Apparat diente der nach meinen Angaben von E. Zimmermann in Leipzig construirte Apparat zur Pr\u00fcfung der Auffassung, Association und des Ged\u00e4chtnisses (Mnemometer), den ich in der Monatsschrift f\u00fcr Psychiatrie und Neurologie 1 ausf\u00fchrlich beschrieben habe. Derselbe besteht aus einem optischen Reizapparat, Metronom und Taster, welche in den Stromkreis eines Accumulators oder 2\u20143 er Cupron Elemente eingeschaltet sind. Der optische Apparat ist ein K\u00e4stchen von 20x20 cm Gr\u00f6fse mit zur\u00fcckklappbarem Deckel und verstellbarem St\u00fctzgestell. Ist der Deckel zur\u00fcckgeschlagen, so erblicken wir einen Zahnr\u00e4dermechanismus, an dessen Achse mittels eines Knopfes die in ihrem Mittelpunkte durchl\u00f6cherte, kreisf\u00f6rmige Reizscheibe auf einfache Weise zu befestigen ist. Diese Reizscheibe bewegt sich mm synchron mit dem Zahnr\u00e4derwerk, dessen ruckweise Fortbewegung durch einen Hebel vermittelt wird, der bei jedem Stromschlufs von einem Elektromagneten angezogen wird und hierbei das 60z\u00e4hnige Zahnrad um je einen Zahn, mit demselben die Reizscheibe um genau ein Feld weiterschnellt. Die Strom\u00f6ffnung ist f\u00fcr die Weiterbewegung der Scheibe indifferent.\nDie erw\u00e4hnten Reizscheiben sind einfache Cartonscheiben mit einem Durchmesser von 18 72 cm, und sind durch 60 Radien in 60 Grade oder Felder eingetheilt. In der Entfernung von ungef\u00e4hr 4 cm vom Mittelpunkte ist ein der Peripherie con-centrischer Kreis, durch welchen nun 60 peripherische Vierecke in der L\u00e4nge von 5 cm, innere H\u00f6he 7 mm, \u00e4ufsere H\u00f6he 12 mm abgeschnitten werden, deren Gr\u00f6fse p\u00fcnktlich der Gr\u00f6fse des Spaltes am Deckel des Kastens entspricht. In diese Vierecke (Reizfelder) k\u00f6nnen nun die optischen Reize geschrieben, gedruckt oder aufgeklebt werden und wird bei jedem Stromschlufs der im\n1 Monatsschrift f. PsychiatHe u. Neurologie 10, S. 321. Zeitschrift f\u00fcr Psychologie 30.\n6","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"82\nPaul Banschburg.\nSpalt sichtbar gewesen\u00a9 Reiz verschwinden und ein neues (leeres oder bedrucktes) Feld momentan an dessen Stelle treten.\nDie Bewegung des Zahnrades (also der Reize) kann nun durch jeden beliebigen Contact-Apparat automatisch besorgt werden. Da nur der Eintritt des Stromschlusses auf die Bewegung des Reizes einen Einfluss hat, so ist der Reiz solange ruhig sichtbar, als die Zeitdauer zwischen je zwei Stromschl\u00fcssen betr\u00e4gt. F\u00fcr unsere Zwecke dient ein Metronom, welches je nach Einstellung seines Pendels bei Benutzung der vollen Schwingungen (Oeffnen des Schalters zur zweiten Contactschale) Stromsehlufs in jeder */4, -jA, 1, 11 4, 11/2, 2, 2 V, oder 3 Sec., bei halben Schwingungen (Schlufs des Schalters) in jeder J/4, 1/a, J/2, 6/8, etc. Sec. besorgt. Die Expositionsdauer eines jeden Reizes kann einfach durch Einstellen des Pendels am Metronom bestimmt und zwischen y4\u20143 Sec. variirt werden. Zu Expositionen mit VR Sec. Expositionszeit l\u00e4fst sich das graphische F\u00fcnftelsecundenchronometer von Jacquet als Contact-Apparart recht gut benutzen.\nBei A uffassungs versuchen wird nun jedes vierte Feld mit einem Reize, \u2014 bei den mitgetheilten Experimenten mit einer sechsstelligen Zahl \u2014 beklebt, so dais der Reiz p\u00fcnktlich in die Mittellinie des Reizfeldes f\u00e4llt. Die sechsstelligen Zahlenreihen, die ich drucken liefs, waren ungef\u00e4hr 11 mm lang und 2 mm hoch, wie z. B.\n340876\nDie durch den Stromsehlufs des Metronoms besorgte Weiterbewegung der Reizscheibe kann nun \u2014 ohne an das Metronom anzukommen \u2014 welchen Moment immer durch einfaches Niederdr\u00fccken des in den Stromkreis eingeschalteten MoRSE-Tasters momentan eingestellt werden, w\u00e4hrend bei Loslassen desselben die n\u00e4chste Pendelschwingung wieder die Weiterbewegung veranlafst. Erscheinen und Verschwinden des Reizes wird daher durch das Metronom automatisch besorgt und kann aufserdem die Ingangsetzung oder Arretirung, sowie bei ruhendem Pendel der Rhythmus der Weiterbewegung der Reize mittels eines Fingerdruckes von welcher Ferne immer regulirt werden.\nBei meinen Versuchen befindet sich der Apparatencomplex.","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Hemmung gleichzeitiger Heilwirkungen.\n83\nauf einem Tischchen, unter demselben ist die Stromquelle angebracht, deren Leitungen sowie die Verbindungsleitungen der einzelnen Apparate unter dem Tisch gef\u00fchrt sind, um dem Beobachter nicht st\u00f6rend in die Augen zu fallen.\nDie Versuchsanordnung ist nun die folgende: Beim ersten Versuch wird der Beobachter an einer Reizkarte erst mit */#> sodann mit Y*M Expositionszeit einge\u00fcbt, sechsstellige Zahlenreihen als solche aufzufassen und das Erfafste sofort in der Weise verk\u00fcrzt auszusprechen, dafs z. B. die obige Zahl \u201e340876\u201c als: \u201edreihundertvierzig \u2014 achthundertsechsundsiebzig\u201c ausgesprochen wird, d. h. das Wort \u201e\u2014tausend\u201c wird weggelassen.\nDer Beobachter sitzt vor dem Apparate und wird aufgefordert (mit beiden Augen), auf die Reizspalte zu schauen, bei dem Signal wort \u201eJetzt\u201c seine Aufmerksamkeit anzuspannen und die bald nachher erscheinende Zahl sofort auszusprechen. Die passende Entfernung vom Apparat wird eben bei diesen Vorversuchen vom Beobachter selbst bestimmt und nachher beibehalten.\nNun halte ich den Knopf des Moese-Tasters herabgedr\u00fcckt, setze das Metronom in Bewegung und gebe \u2014 gleichzeitig mit dem Signalwort \u201eJetzt\u201c \u2014 durch Loslassen des Knopfes Schlufs am Taster. Die Reizkarte war auf ein leeres Feld hinter dem Spalte eingestellt, mit dem n\u00e4chsten automatischen, durch den schwingenden Pendel besorgten Stromschlufs verschwindet dasselbe, sowie das ihm nachfolgende zweite leere Feld und beim folgenden Stromschlufs erscheint die Zahl, die auch schon mit der in 1/8 Secunde erfolgenden n\u00e4chsten Pendelschwingung momentan verschwunden ist und wieder einem leeren Felde Platz gemacht hat. Beim Erscheinen desselben gebe ich durch Niederdr\u00fccken des Tasters Strom\u00f6ffnung und die Karte bleibt fixirt, w\u00e4hrenddem der Beobachter die Zahl ausspricht. Da jeder Zahl zwei leere Felder folgen, so stellt sich alsbald ein automatischer Signalmechanismus ein, indem der Beobachter aufser dem Signalworte : \u201eJetzt\u201c noch durch Erscheinen des zweiten leeren Feldes immer unbewufst auf das sofort nachherige Erscheinen des Reizes und hierdurch zur maximalen Concentration seiner Aufmerksamkeit angespornt wird.\nBei der dritten, vierten Probezahl bemerkt schon der Beobachter meist, dafs er zwar die Zahl aufgefafst hat, aber in\neiner der letzten Ziffern unsicher ist. Sobald er dies \u00e4ufsert,\n\u00df*","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"84\nPaul Ransehburg,\nwird ihm gesagt, er m\u00f6ge seine diesbez\u00fcglichen eventuellen Beobachtungen jedesmal sofort nach Nennung der Zahl, so weit es ihm m\u00f6glich, detaillirt angeben. Bei der siebenten, achten Zahl geht es schon \u2014 wenigstens bei jugendlichen Versuchspersonen mit normaler Sehsch\u00e4rfe \u2014 ohne Schwierigkeiten und nach Beendigung der 20 Zahlen der Probekarte wird auf den eigentlichen Versuch \u00fcbergegangen, wobei die Angaben der Versuchsperson jedesmal sofort notirt werden.1 Bei den Versuchen war immer ich selbst der Versuchsleiter und aufser der Versuchsperson sonst Niemand anwesend, nur bei dem Versuch an Fri. V. Gl. eine andere H\u00f6rerin, sowie beim Versuch mit Serie 10 und 11 an Herrn Assistenten Dr. Karl Hudoveenig war Herr Professor Augenarzt Dr. Szili anwesend.\nNun mufs ich hier sofort einem eventuellen Einwand begegnen. Nach den mittels Reactionsversuchen festgestellten Ergebnissen von Friedrich 2 betr\u00e4gt n\u00e4mlich die Erkennungszeit f\u00fcr f\u00fcnfstellige Zahlen 0,450\u20141,090, f\u00fcr sechsstellige 0,480\u20141,380 Secunden. Wundt selbst h\u00e4lt diese Zahlen f\u00fcr zu hoch gegriffen. Nach meinen Erfahrungen, die sich nun schon auf mehr als 60 Individuen beziehen, werden ein- bis vierstellige Zahlen von s\u00e4mmtlichen Beobachtern auch verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig sehr geringer Bildung \u2014 in Vs Secunde ohne Schwierigkeit fast ausnahmslos richtig aufgefafst. Bei f\u00fcnfstelligen Zahlen ist die Schwierigkeit bei Vs\" Expositionszeit schon bemerklich gr\u00f6fser, hier stellen sich auch bei Gebildeten und Ge\u00fcbten Fehler ein, jedoch meist in sehr geringer Anzahl. Sechsstellige Zahlen werden meist schon mit einem gr\u00f6fseren Fehlerprocent und mit dem mehr-minder vorhandenen Gef\u00fchl der Hemmung, Schwierigkeit und h\u00e4ufig entschieden successiv aufgefafst. Woran die Verschiedenheiten dieser Schwierigkeit liegen, haben eben die beschriebenen Versuche auf gedeckt Wir haben gesehen, wie bei den meisten Beobachtern die Fehlerzahl der heterogenen Reihen um ungef\u00e4hr 10\u201420 Procent herum schwankt, w\u00e4hrend es bei homogenen Reihen meist 50\u201475 % betr\u00e4gt Die Expositionszeit von Vs Sec. Dauer liefe sich also als Auffassungsschwelle f\u00fcr sechsstellige Zahlen allgemein recht gut verwenden und scheint bei jugendlichen Individuen f\u00fcr\n1 Nach der 5., 10. und l\u00f6. Zahl wird das Metronom mit ein bis zwei Drehungen seiner Schraube immer wieder zur vollen Spannkraft seiner Feder angezogen.\n* Wundt, Philos. Stud. 1, S. 49.","page":84},{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"IJeba' Hemmung gleichzeitiger Reizwirkungen.\n85\nheterogene Reihen auch meist die wirkliche Schwelle zu bilden. Ich konnte aber auch constatiren, dais nach sehr geringer Uebung die meisten Versuchspersonen die sechsstelligen Zahlen auch bei 1,/4 und V\u00f6 Secunden Expositionsdauer richtig auffafsten, nur wirkte, die entsprechende anstrengende Concentration der Aufmerksamkeit auf manche Beobachter sichtlich erm\u00fcdend, so dafs schon bei der zweiten, dritten Serie physische und psychische Erm\u00fcdungssymptome sich bemerkbar machten. Aus diesem Grunde hielt ich mich bei meinen s\u00e4mratlichen Controlversuchen an die Expositionszeit von V8 Secunde, bei der sich Erm\u00fcdungserscheinungen innerhalb eines Versuches von 3\u20144 Serien (die Gesammtdauer eines solchen Versuches betrug ungef\u00e4hr %\u2014*/4 Stunden) in betr\u00e4chtlicherem Maafse \u00fcberhaupt nicht einstellten. Dafs die Versuchspersonen manchmal die ihnen h\u00f6chst auffallenden Unterschiede in der Sicherheit der Auffassung der verschiedenen einander folgenden Serien einer vermeintlichen Erm\u00fcdung, oder umgekehrt der eingetretenen Uebung zuschrieben, wurde schon erw\u00e4hnt, ebenso, dafs sich diese subjective Anschauung, wie es sich jedesmal herausstellte, durch Verschwinden .des Gef\u00fchls der Schwierigkeit und Unsicherheit bei der n\u00e4chsten heterogenen Serie \u2014 oder umgekehrt \u2014 als unbegr\u00fcndet erwies. Dagegen liefs sich bei den Serien 10 und 11 eine mehr-minder deutliche Erm\u00fcdung in der zweiten H\u00e4lfte der Serie im Vergleich zur ersten erkennen ; doch wurde dieselbe \u2014 wie es scheint \u2014 w\u00e4hrend der paar Minuten, deren es behufs Umtausches und Einstellung der Reizkarte zwischen den einzelnen Serien bedurfte, jedesmal ausgeglichen. (Siehe Tabelle V und VI.)\nDie Versuche wurden wom\u00f6glich in den Fr\u00fchstunden angestellt , doch mufste ich mich hierin an die Zeiteintheilung \u2022meiner Versuchspersonen bequemen. So wurden die Versuche an Herrn Dr. K. H., Dr. J. Gl. um die Mittagszeit durchgef\u00fchrt.\nDie Reihenfolge der Versuchsserie war immer derart, dafs eine heterogene Serie zwischen zwei homogene Serien eingekeilt wurde, oder umgekehrt, wie z. B.\nHerr K. K.: S. 6 \u2014 S. 5 \u2014 S. 1.\nHerr J. G.: S. 1 \u2014 S. 5 \u2014 S. 6 \u2014 S. 3, oder umgekehrt: Herr K. R.: S. 5 \u2014 S. 6 \u2014 S. 11 \u2014 S. 10, etc.\nEs wurden aufser den hier mitgetheilten auch einige Versuche mit Serie 2, 4, 7, 8 u. 9 angestellt, die sich theils auf die Wirkung der Localisation der beiden identischen Elemente","page":85},{"file":"p0086.txt","language":"de","ocr_de":"86\nPaul Ranschbui'g.\neiner Reihe beziehen, theils aber Serien sind, die abwechselnd oder je zur H\u00e4lfte heterogene und homogene Reihen enthalten. Dieselben best\u00e4tigen in Obigem mitgetheilte Ergebnisse in allen ihren Details, wurden aber, da sie nichts Neues enthalten, da sie andererseits wegen ihres gemischten Charakters mit den Ergebnissen der rein heterogenen oder homogenen Reihen nicht ohne Weiteres vergleichbare Resultate ergeben, hier nicht mit-getheilt\nEin Fixationspunkt wurde in keinem Falle angegeben. Es war mir besonders daran gelegen, alles, was im Beobachter eine vom Normalen abweichende Stimmung erregen k\u00f6nnte, was ihm Zwang auferlegen und ihn in Folge dessen von seiner eigentlichen Aufgabe ablenken w\u00fcrde, so weit als m\u00f6glich zu vermeiden. Die Versuchsperson hatte nichts zu thun, als m\u00f6glichst aufzumerken, das Erfafste wiederzugeben, und falls sie irgend eine Bemerkung dazu hatte, dieselbe ungezwungen auszusprechen.\nIch gebe zu, dafs ich mit Versuchspersonen, die in psychophysischen Experimenten ge\u00fcbt, in der psychologischen Literatur bewandert sind, noch viel regelm\u00e4fsigere Resultate erzielt h\u00e4tte, doch w\u00e4ren dieselben schwerlich naturgetreuer gewesen.\nIch bin \u00fcberzeugt, dafs ich mit meinen Untersuchungen an Versuchspersonen , die den Zweck meiner Versuche nicht ahnten, gr\u00f6fstentheils nicht einmal verstanden h\u00e4tten, die sich gegenseitig nicht kannten und \u00fcber die Versuchsresultate nicht besprechen konnten, von denen einige \u00fcberhaupt nur ein einziges Mal sich mir zur Verf\u00fcgung stellten, die s\u00e4mmtlich h\u00f6herer Intelligenz und Bildung, aber aus den verschiedensten Berufsclassen erw\u00e4hlt sind, \u2014 dafs ich mit diesen einer Wahrheit, die nicht nur im Laboratorium, sondern auch im allt\u00e4glichen Leben eine Wahrheit ist und ein allgemeing\u00fcltiges Gesetz der Seele in sich fafst, n\u00e4her gekommen bin.\n(Eingegangen am 8. Juli 1902.)","page":86}],"identifier":"lit33341","issued":"1902","language":"de","pages":"39-86","startpages":"39","title":"Ueber Hemmung gleichzeitiger Reizwirkungen: Experimenteller Beitrag zur Lehre von den Bedingungen der Aufmerksamkeit","type":"Journal Article","volume":"30"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:34:15.463475+00:00"}