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{"created":"2022-01-31T16:33:57.970885+00:00","id":"lit33352","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Edinger, L.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 30: 136-137","fulltext":[{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"136\nl\u00c0leraturberickt.\nunendliche Reihe von Bedingungsgleichungen mit ebenso vielen Unbekannten einf\u00fchrt deren L\u00f6sung dem endlich sehr begrenzten Menschenverst\u00e4nde nicht m\u00f6glich ist.\nMan kann sich vorstellen, dafs das Wesentliche durch die Structur der kleinsten Theilchen bedingt ist; aber diese sind der Beobachtung nicht zug\u00e4nglich und wir sind deshalb gen\u00f6thigt, deren Eigenschaften und Einflufs als eine mechanisch f\u00fcr uns nicht begreifbare \u201ePr\u00e4disposition\u201c anzunehmen. Damit aber ist in den Begriff des Lebens ein schon von Kart als noth wendig erkanntes teleologisches Princip, eine anthropomorphe Vorstellung hineingelegt. Dann kann man folgende Definition formuliren: \u201eEin K\u00f6rper ist lebendig, wenn er unter best\u00e4ndigem Wechsel des Stoffes immer wieder dieselbe typische Form erzeugt. Welches die typische Form ist, ist in jedem Fall zu bezeichnen, dafs sie immer neu entsteht ist zu beobachten, der Stoffwechsel ist zu beweisen\u201c.\nZwar kann man den Begriff des Lebens ebensogut wie den des Be-wufstseinB \u00fcberhaupt leugnen, aber damit setzt man ein Nichts an Stelle von Realit\u00e4ten, die ihrem Begriffsinhalt thats\u00e4chlich entsprechen. Hier ist eben die Mechanik f\u00fcr die Naturerkl\u00e4rung nicht zureichend und anthropomorphe Vorstellungen m\u00fcssen aushelfen.\tH. Piper (Berlin).\nObersteiger. Anleitung beim Studium des Sines der nerv\u00f6sen Gentralorgsne Im gesunden und kranken Zustande. 4. verm. und umg. Auflage. Wien und Leipzig, Franz Deutike, 1901. 680 S.\nDie Aufgabe, welche der Herr Herausgeber dieser Zeitschrift gestellt hat, hier Obersteiner\u2019b bekanntes Buch neu anzuzeigen, f\u00e4llt mir pers\u00f6nlich nicht ganz leicht, da meine Anschauungen \u00fcber die Art wie, resp. auf welcher Basis die F\u00f6rderung der Hirnanatomie zu suchen ist, von denjenigen des Verf., wie ich an anderem Orte gezeigt habe, ab weich en. Aber offenbar lassen sich beide Auffassungen mit Nutzen an wenden, denn das OBERSTEiNER\u2019sche Werk ist seit langem in den H\u00e4nden der Arbeitenden, es erlebt eben die vierte Auflage, ist in alle Weltsprachen \u00fcbersetzt und hat also seine T\u00fcchtigkeit und Brauchbarkeit bewiesen. In der That w\u00fcfste ich f\u00fcr Denjenigen, welcher nur das menschliche Centralnervensystem und die Ver\u00e4nderungen, welche es in krankem Zustande erleidet, s tu dir en will, augenblicklich keinen besseren F\u00fchrer. Das erneute Buch hat durch die sehr vermehrte Seitenzahl und vor Allem durch eine Anzahl guter Abbildungen wieder sehr gewonnen. Namentlich erscheint ganz neu eine sehr gute Ber\u00fccksichtigung der Zellver\u00e4nderungen im kranken Zustande, die auch mancherlei Originales \u2014 Phagocyten an den Ganglienzellen z. B. \u2014 das bisher von 0. nicht ver\u00f6ffentlicht wurde, enth\u00e4lt. Ueberhaupt hat der pathologische Abschnitt des Buches \u00fcberall gewonnen und \u00fcberall st\u00fctzt sich die Darstellung auf eigene Pr\u00e4parate. Die Neuauflagen des OBERSTEiNER\u2019schen Buches zeugen jedesmal von einer aufserordentlichen kritischen Vorsicht in der Auswahl der ver\u00e4nderten oder zugef\u00fcgten Dinge. Doch scheint es, dafs Verf. darin manchmal zu weit geht, wie z. B. hier die Segmentinnervation, die Bedeutung der einzelnen Zellgruppen in den Vorderh\u00f6rnern verschiedener H\u00f6he nicht so eingehend behandelt ist, wie Anderes vom Baue des R\u00fcckenmarkes. Ebenso sind, wahrscheinlich weil f\u00fcr","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n137\nden Menschen in der That noch die Beweise z. Th. ausstehen, die Verbindungen des R\u00fcckenmarkes mit einigen frontaleren Centren-Nucleus Deiters, Thalamus, Vierh\u00fcgel, wenigstens bei dem R\u00fcckenmark selbst, nicht er\u00f6rtert. Die Nom en datura anatomica wird nicht \u00fcberall verwendet, wohl weil dem Verf. zweckm\u00e4fsiger schien, die bei den Aerzten eingeb\u00fcrgerten Namen der Z\u00fcge etc. nicht ohne Noth zu \u00e4ndern. Ueber die Berechtigung dieser Beschr\u00e4nkungen etc. liefse sich streiten, erfreulich aber ist, dafs man auch diese Neuauflage \u00fcberall als wohl durch gearbeitetes Werk, das den \u00e4lteren Auflagen gleich gut an die Seite tritt, ansehen darf. Sehr verbessert und vermehrt sind auch die Abbildungen, besonders die aus dem Thalamus und Vorderhim.\tL. Edinger (Frankfurt a. M.).\nA. Neisser. Stereoskopischer medicinischer Atlas. Lieferung 45. [Ophthalmologie redigirt von W. Uhthoff, 5. Folge. Aus der ophthalmologischen I. Universit\u00e4tsklinik zu Wien. Mitgetheilt von Prof. Dr. Elschnig in \u2019Wien.] Leipzig, Joh. Ambr. Barth, 1902.\n\u2014 Dasselbe, 6. Folge. 46. Lieferung: Beitr\u00e4ge zur vergleichenden und entwickelungsgeschichtlichen Hirntopographie. Zugleich eine stereophoto* graphische Methode zur Lagebestimmung sich deckender Organe durch successive Aufnahme auf dieselbe Platte. Mitgetheilt von Doc. Dr. Heine. Leipzig, Joh. Ambr. Barth, 1902.\nMit diesen beiden Lieferungen wird das Werk fortgesetzt, \u00fcber dessen\n44.\tLieferung A. K\u00f6nig zuletzt [diese Zeitschrift 28 (2), 196] referirt hat. Die\n45.\tLieferung bietet ausschliefslich dem Kliniker Interesse, w\u00e4hrend die\n46.\tLieferung, von Heine besorgt, eines vielseitigen Interesses sicher sein darf. Sie enth\u00e4lt 12 stereoskopische Photographien, die die Gestaltung und die Lage des Hirns verschiedener Thiere (Karpfen, Frosch, Taube, Meerschweinchen, Hund, Affe) sowie des Menschen in verschiedenen Entwickelungsstadien vom IV. Gravidit\u00e4tsmonat bis zum erwachsenen Zustand veranschaulichen. Auf eine und dieselbe photographische Platte sind nach einander zwei Aufnahmen gemacht, die eine ist eine Seitenansicht des ganzen Kopfes, die andere die des Gehirns nach seiner Ausl\u00f6sung aus dem median durchs\u00e4gten Sch\u00e4del. Durch geeignete, hier nicht in K\u00fcrze wiederzugebende Vorsichtsmafsregeln war daf\u00fcr gesorgt, dafs das Bild des Gehirns an die richtige Stelle in dem Bild des Kopfes kam. Das Resultat ist dann ein durchsichtig, gewissermaafsen gl\u00e4sern erscheinender Kopf, in dem das Gehirn mit deutlicher Plastik erscheint. Die Ausf\u00fchrung der Bilder ist gr\u00f6fstentheils sehr gut, der stereoskopische Effect aufserordentlich deutlich.\nW. A. Nagel (Berlin).\nP. W. Macdonald. Bote on the Prefrontal Lobes and the Localisation of\nMental Functions. Journal of Mental Science 48 (200), 9\u201413. 1902.\nVerf. beschreibt ein Idiotengehirn mit mangelhafter Entwickelung des Stimlappens. Der Tr\u00e4ger desselben war von Jugend an hochgradig imbecill und litt an congenitaler spastischer Paraplegie. Er konnte weder lesen noch schreiben, konnte einige schwer verst\u00e4ndliche Worte murmeln und zeigte sonst f\u00fcr das, was um ihn herum vorging, einiges Verst\u00e4ndnifs. Durch seine gestammelten Worte und durch Geberden konnte er sich bis zu einem gewissen Grade verst\u00e4ndlich machen ; alle h\u00f6heren geistigen","page":137}],"identifier":"lit33352","issued":"1902","language":"de","pages":"136-137","startpages":"136","title":"Obersteiner: Anleitung beim Studium des Baues der nerv\u00f6sen Centralorgane im gesunden und kranken Zustande. 4. verm. und umg. Auflage. 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