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{"created":"2022-01-31T13:12:47.029031+00:00","id":"lit33355","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kramer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 30: 138-139","fulltext":[{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"138\nIAtera tiirbericht.\nFunctionen fehlten ihm g\u00e4nzlich. Er starb im Alter von 60 Jahren an einem chronischen Lungenleiden. Das Gehirn zeigte eine mangelhafte Entwickelung beider Stirnlappen; die grofse L\u00e4ngsspalte des Gehirns fehlte in der Frontalgegend, und es waren hier die beiden Stirnlappen g\u00e4nzlich mit einander verbunden, so dafs die Windungsz\u00fcge ohne Unterbrechung von einer Seite zur anderen gingen. Der K\u00f6rper des Balkens zeigte ebenfalls eine mangelhafte Entwickelung. Verf. sieht in diesem Falle eine St\u00fctze f\u00fcr die Theorie, die den Sitz der h\u00f6heren geistigen Th\u00e4tigkeiten in das Frontalhirn verlegt, und er bek\u00e4mpft dementsprechend die Ansicht, dafs dem Occipitalhirn diese Functionen zuk\u00e4men. Zur Unterst\u00fctzung erw\u00e4hnt Verf. noch die Befunde an 40 Idioter\u00e7gehirnen des Dorchester Asylum. In 25 von diesen waren keine ausgesprochenen Mifsbildungen des GeliirnB zu erkennen; 12 zeigten deutliche Defecte am Frontallappen; in 2 F\u00e4llen war das Occipitalgehirn afficirt und in einem sowohl Stirn- wie Hinterhauptslappen. Auch diese Befunde spr\u00e4chen zu Gunsten der erw\u00e4hnten Theorie.\nKramer (Breslau).\nBouchaud. Destruction du p\u00f4le sph\u00e9no\u00efdal et de la r\u00e9gion de l\u2019hippocampe dans les deux h\u00e9miph\u00e8res. Rev. neurol. 10 (3), 119\u2014130. 1902.\nBoccha\u00fcd beschreibt einen Fall von beiderseitigen grofsen Defecten im Schl\u00e4fenlappen. Es handelte sich um einen 71j\u00e4hrigen Patienten, der in seinem 21. Lebensjahre als Soldat psychisch erkrankt war. Von Anfang an trug die St\u00f6rung den Charakter der Demenz. Die zuerst schwereren psychischen Symptome besserten sich mit der Zeit etwas, um dann dauernd constant zu bleiben. Im Vordergr\u00fcnde stand Abnahme der Intelligenz und fast v\u00f6lliger Verlust des Ged\u00e4chtnisses. Zu leichteren Arbeiten war Pat noch ganz gut zu gebrauchen; er war ordentlich und sauber; es zeigten sich niemals ausgesprochene Wahnideen; keine Hallucinationen, keine Kr\u00e4mpfe oder Erregungszust\u00e4nde. Motilit\u00e4t und Sensibilit\u00e4t waren vollkommen intact; besonders war in Bezug auf das Geruchs- und Geschmacks-verm\u00f6gen nie eine St\u00f6rung aufgefallen, indem Pat. gute und schlechte Speisen mit H\u00fclfe dieser Sinne gut unterscheiden konnte. Pat. starb 1898 unter den Symptomen des Gehirndruckes.\nBei der Autopsie fand sich als Todesursache eine grofse subdurale Blutung, ferner fanden sich in beiden Schl\u00e4felappen grofse, mit den Unter-h\u00f6rnern der Seitenventrikel zusammenh\u00e4ngende H\u00f6hlen. Die Spitze des linken Schl\u00e4felappens ist in eine Blase umgewandelt, deren Wandung kein nerv\u00f6ses Gewebe mehr erkennen l\u00e4fst, so dafs Piamater und Ependym des Unterhorns unmittelbar zusammenstofsen und die Wand der Blase bilden, ln diesen Defect miteinbezogen ist aufserdem das Ammonshom und der Gyrus hippocampi; die 4. Temporal Windung ist nur theil weise betroffen. Dieselbe Affection in derselben Lage, jedoch in geringerem Maafse findet sich auf der rechten Seite; hier ist in der Wandung der H\u00f6hle noch deutlich nerv\u00f6ses Gewebe vorhanden, so dafs die Binde von auf sen betrachtet ann\u00e4hernd normales Aussehen zeigt. Doch ist die Binde sehr verd\u00fcnnt und die subcorticalen Theile sind v\u00f6llig verschwunden. Verf. rechnet in pathologisch-anatomischer Hinsicht diese Affection der Porencephalic zu, die hier ausnahmsweise in erwachsenem Alter aufgetreten ist. Zu den","page":138},{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n139\npsychischen St\u00f6rungen will Verf. die Defecte in keine directe Beziehung setzen, meint aber, dafs die Zeit ihrer Entstehung gleichzeitig mit der psychischen Erkrankung anzunehmen sei.\nVon wesentlichem Interesse ist nun, dafs keine der gew\u00f6hnlich der Gegend des Ammonshorns zugeschriebenen Functionen zu Lebzeiten irgend eine St\u00f6rung erkennen liefs. W\u00e4hrend die einen in diese Gegend die allgemeine Sensibilit\u00e4t oder auch das Muskelgef\u00fchl localisiren, suchen andere dort das corticale Centrum des Geschmackes und Geruches. Da nun alle diese Functionen trotz beiderseitiger Zerst\u00f6rung der betreffenden Gegend keine St\u00f6rungen auf wiesen (allerdings war wohl keine auf diese Functionen im speciellen gerichtete, eingehendere Untersuchung vorgenommen worden I), meint Verf., dafs keine derselben in die Gegend des Ammonshornes zu verlegen sei.\tKramer (Breslau).\nLADAME, La question de l\u2019aphasie motrice sous-cortlcale. Rev. neurol. 10 (1), 13\u201418. 1902\nLadame beschreibt einen Fall von subcorticaler motorischer Aphasie mit Sectionsbefund. In seltener Reinheit entspricht dieser Fall dem von Lichtheim, Dejerine etc. aufgestellten typischen Symptombilde, n\u00e4mlich Erhaltensein des Lesens und Schreibens bei vollst\u00e4ndigem Sprachverlust. Es handelt sich um eine Patientin, die im Jahre 1890 im Alter von 45 Jahren eine Apoplexie bekam, deren Folge eine rechtsseitige Hemiplegie mit Facialisl\u00e4hmung und vollkommener Sprachverlust war. Das Spracliverst\u00e4nd-nifs blieb erhalten ; ebenso konnte Pat. schon in den ersten Tagen ungest\u00f6rt lesen und schreiben. Die Intelligenz war ebenfalls nicht beeintr\u00e4chtigt; die Silbenzahl vorgesprochener Worte konnte sie stets fehlerfrei angeben. Im Laufe der Jahre besserte sich die Hemiplegie und die Gesichtsl\u00e4hmung vollkommen. Das Sprachverm\u00f6gen blieb bis zum Tode in gleicher Weise gest\u00f6rt; n\u00e4mlich: vollkommener Verlust der willk\u00fcrlichen Sprache, Aufhebung des Nachsprechens und Lautlesens; erhalten war dagegen: Spontanschrift, Nachschreiben, Dictatschreiben, Verst\u00e4ndnifs gesprochener und geschriebener Worte. Die Patientin starb 1901 an den Folgen eines seit 1894 bestehenden Diabetes. Bei der Section fand sich ein Herd in der Rinde im Fuf8e der linken dritten Frontal- und vorderen Centralwindung. Die Schl\u00fcsse, die Ladame aus dieser Beobachtung zieht, sind folgende: 1. Die Symptome, die man als charakteristisch f\u00fcr die subcorticale motorische Aphasie angesehen hat, finden sich auch bei Rindenverletzung in der pars opercularis des Stirnlappens. 2. Agraphie ist nicht nothwendig die Folge einer L\u00e4sion der BnocA\u2019schen Windung, wie behauptet worden ist. 3. Die\nEintheilung der motorischen Aphasien in corticale und subcorticale sollte \u2022\nauf gegeben werden, da sie weder den klinischen noch den pathologischanatomischen Erfahrungen entspricht.\nZur genaueren Beurtheilung des Falles und seiner allgemeineren Bedeutung wird wohl der mikroskopisch-anatomische Befund abzuwarten sein,\nKramer (Breslau).\nE. W. Edridge - Green. The Evolution of the Colour Sense. Joum. of Mental Science 47 (199), 67B-679. 1901.\nVerf. vertritt die Ansicht, dafs Farbenblindheit ein Zur\u00fcckgeblieben-","page":139}],"identifier":"lit33355","issued":"1902","language":"de","pages":"138-139","startpages":"138","title":"Bouchaud: Destruction du p\u00f4le sph\u00e9no\u00efdal et de la r\u00e9gion de l'hippocampe dans les deux h\u00e9miph\u00e8res. Rev. neurol. 10 (3), 119-130. 1902","type":"Journal Article","volume":"30"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:12:47.029037+00:00"}