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{"created":"2022-01-31T16:33:33.880247+00:00","id":"lit33357","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kramer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 30: 139-140","fulltext":[{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n139\npsychischen St\u00f6rungen will Verf. die Defecte in keine directe Beziehung setzen, meint aber, dafs die Zeit ihrer Entstehung gleichzeitig mit der psychischen Erkrankung anzunehmen sei.\nVon wesentlichem Interesse ist nun, dafs keine der gew\u00f6hnlich der Gegend des Ammonshorns zugeschriebenen Functionen zu Lebzeiten irgend eine St\u00f6rung erkennen liefs. W\u00e4hrend die einen in diese Gegend die allgemeine Sensibilit\u00e4t oder auch das Muskelgef\u00fchl localisiren, suchen andere dort das corticale Centrum des Geschmackes und Geruches. Da nun alle diese Functionen trotz beiderseitiger Zerst\u00f6rung der betreffenden Gegend keine St\u00f6rungen auf wiesen (allerdings war wohl keine auf diese Functionen im speciellen gerichtete, eingehendere Untersuchung vorgenommen worden I), meint Verf., dafs keine derselben in die Gegend des Ammonshornes zu verlegen sei.\tKramer (Breslau).\nLADAME, La question de l\u2019aphasie motrice sous-cortlcale. Rev. neurol. 10 (1), 13\u201418. 1902\nLadame beschreibt einen Fall von subcorticaler motorischer Aphasie mit Sectionsbefund. In seltener Reinheit entspricht dieser Fall dem von Lichtheim, Dejerine etc. aufgestellten typischen Symptombilde, n\u00e4mlich Erhaltensein des Lesens und Schreibens bei vollst\u00e4ndigem Sprachverlust. Es handelt sich um eine Patientin, die im Jahre 1890 im Alter von 45 Jahren eine Apoplexie bekam, deren Folge eine rechtsseitige Hemiplegie mit Facialisl\u00e4hmung und vollkommener Sprachverlust war. Das Spracliverst\u00e4nd-nifs blieb erhalten ; ebenso konnte Pat. schon in den ersten Tagen ungest\u00f6rt lesen und schreiben. Die Intelligenz war ebenfalls nicht beeintr\u00e4chtigt; die Silbenzahl vorgesprochener Worte konnte sie stets fehlerfrei angeben. Im Laufe der Jahre besserte sich die Hemiplegie und die Gesichtsl\u00e4hmung vollkommen. Das Sprachverm\u00f6gen blieb bis zum Tode in gleicher Weise gest\u00f6rt; n\u00e4mlich: vollkommener Verlust der willk\u00fcrlichen Sprache, Aufhebung des Nachsprechens und Lautlesens; erhalten war dagegen: Spontanschrift, Nachschreiben, Dictatschreiben, Verst\u00e4ndnifs gesprochener und geschriebener Worte. Die Patientin starb 1901 an den Folgen eines seit 1894 bestehenden Diabetes. Bei der Section fand sich ein Herd in der Rinde im Fuf8e der linken dritten Frontal- und vorderen Centralwindung. Die Schl\u00fcsse, die Ladame aus dieser Beobachtung zieht, sind folgende: 1. Die Symptome, die man als charakteristisch f\u00fcr die subcorticale motorische Aphasie angesehen hat, finden sich auch bei Rindenverletzung in der pars opercularis des Stirnlappens. 2. Agraphie ist nicht nothwendig die Folge einer L\u00e4sion der BnocA\u2019schen Windung, wie behauptet worden ist. 3. Die\nEintheilung der motorischen Aphasien in corticale und subcorticale sollte \u2022\nauf gegeben werden, da sie weder den klinischen noch den pathologischanatomischen Erfahrungen entspricht.\nZur genaueren Beurtheilung des Falles und seiner allgemeineren Bedeutung wird wohl der mikroskopisch-anatomische Befund abzuwarten sein,\nKramer (Breslau).\nE. W. Edridge - Green. The Evolution of the Colour Sense. Joum. of Mental Science 47 (199), 67B-679. 1901.\nVerf. vertritt die Ansicht, dafs Farbenblindheit ein Zur\u00fcckgeblieben-","page":139},{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"140\nLiteraturbericht.\nsein auf einer fr\u00fcheren Stufe der Entwickelung bedeutet. Farbensinn und Lichtsinn sind bis zu einem gewissen Grade von einander unabh\u00e4ngig und k\u00f6nnen jeder f\u00fcr sich gest\u00f6rt sein. Dies weist darauf hin, dafs Licht- und Farbenperception in verschiedenen Ganglienzellen des Gehirns zu Stande kommen; und Verf. meint, dafs die letztere sich sp\u00e4ter entwickele, als die erstere. Darum wird zuerst Alles nur in Abstufungen von Schwarz und Weifs gesehen; dann tritt zun\u00e4chst Farbenempfindung an den Enden des Spectrum8 als Roth und Violett auf, und dies ist der Standpunkt, auf dem sich Homer befand. Verf. konnte auch den gleichen Grad der Farbenblindheit an dem einen Auge eines Patienten bei farbent\u00fcchtigem anderen Auge beobachten. Die beiden farbigen Streifen r\u00fccken dann im Laufe der Entwickelung des Farbensinns immer n\u00e4her an einander, biB sie zusammen-stofsen und an dieser Stelle das Gr\u00fcn auftritt. An den Ber\u00fchrungsstellen der nun vorhandenen Farben treten dann Gelb und Blau und zum Schlufs Orange auf.\tKramer (Breslau).\nF. Sbtdrl. Ein Beitrag zum Wiedersehenlernen Blindgewordener. Mm.\nMonatsbl. f. Augenheiik., XL. Jahrg. 1, S. 97\u2014113. 1902.\nDer bereits von Axexfeld geschilderten Beobachtung eines Falles von Verlernen des Sehens nach Erblindung im 6. Lebensjahre (s. Referat dies\u20ac Zeitschr. 25, 8. 259) kann Skydel 2 neue hinzuf\u00fcgen. In beiden F\u00e4llen war nach Verlust des einen Auges durch Verletzung, das andere durch sympathische Erkrankung im 7. Lebensjahre erblindet, in dem einen wurde 3, in dem anderen Falle 24 Jahre sp\u00e4ter durch eine Operation das Auge wieder sehf\u00e4hig gemacht. Aus dem sehr genau in den Einzelheiten wiedergegebenen Verhalten des Operirten geht hervor, dafs dasselbe dem von Blindgeborenen glich, wenn auch die Hochgradigkeit und Vollst\u00e4ndigkeit des Verlernens bei dem geistig sehr zur\u00fcckgebliebenen 10 j\u00e4hrigen M\u00e4dchen st\u00e4rker hervortrat als bei dem 31 j\u00e4hrigen geistig besser veranlagten Manne. Durch Uebungen gelang es in beiden F\u00e4llen, das optische Begriffsverm\u00f6gen wieder herzustellen.\tG. Abelsdorff.\nW. Thorner. Zur Theorie der RefractionsbestiinniiBgeu. Arch. f. Augenheiik.\n45 (2), 111. 1902.\nDa unsere Brillengl\u00e4ser nicht im Knotenpunkte des Auges angebracht werden k\u00f6nnen, besteht bekanntlich zwischen der St\u00e4rke des corrigirenden Glases und den wirklichen Ametropiegraden ein Unterschied, der den Praktikern insbesondere bei hochgradiger Myopie oft genug unliebsam bemerkbar wurde. Liegt z. B. der Fernpunkt eines Auges 100 mm vor dem Hornhautscheitel (also ca. 107 mm vor dem vorderen Knotenpunkte), so sprechen zwar manche Kliniker, ohne diesen Knotenpunkt zu ber\u00fccksichtigen, von einer \u201ereellen Myopie\u201c von 10 D, das corrigirende Glas ist aber nicht (\u2014 10,0) D, sondern ein st\u00e4rkeres Concavglas. Die St\u00e4rke h\u00e4ngt ab von dem Abstand, in dem das Brillengestell vor die Hornhaut gebracht wird; Th. hat sehr Recht, wenn er den \u201eguten Rath\u201c: in solchen F\u00e4llen das Brillenglas m\u00f6glichst dicht an das Auge zu bringen, als noch mehr verwirrend und jeder Contr\u00f4le beraubend bezeichnet. Wie schon andere Autoren (Fukala, Pfl\u00fcger u. A.) schl\u00e4gt Th. 10 cm. als constanten Brillenabstand, er nennt dies Correctionspunkt, vor. In oben ge-","page":140}],"identifier":"lit33357","issued":"1902","language":"de","pages":"139-140","startpages":"139","title":"F. W. Edridge-Green: The Evolution of the Colour Sense. Journ. of Mental Science 47 (199), 678-679. 1901","type":"Journal Article","volume":"30"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:33:33.880252+00:00"}