Open Access
{"created":"2022-01-31T13:45:32.778111+00:00","id":"lit33372","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ament","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 30: 153-154","fulltext":[{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"Liter aturbericht\n153\nconstatirt wurden, in allen exacten Versuchen nachweisbar sind (diejenigen von M\u00fclle\u00bb und Sch\u00fcmann nicht ausgenommen^. Alle Erkl\u00e4rungen dieser Schwankungen, die bisher gegeben wurden, scheinen mir unrichtig, ich glaube ihre Ursache allein in der spontanen Th\u00e4tigkeit der materiellen Ged\u00e4chtnifssubstr\u00e4te suchen zu m\u00fcssen, welche ge-m\u00e4fs ihrer Natur intermittirend functioniren.\nDie spontane Reproduction halte ich entgegen der allgemein verbreiteten Ansicht f\u00fcr eine unzweifelhafte Thatsache. Ich st\u00fctze mich dabei auf vielj\u00e4hrige Selbstbeobachtungen, wie auch auf die Resultate einiger experimenteller Untersuchungen, die ich mir Vorbehalte, k\u00fcnftig hin zu ver\u00f6ffentlichen. Uebrigens berufe ich mich auch auf mehrere Beobachtungen, die bei den Versuchen von Ebbinguaus, M\u00fclleb und Schumann, Binet und Henri, Hugo Eckeneh, R Wahle und Radoslawow-Hadji-Denkow gemacht wurden.\nJ. D. Stoops. The Concept of the Self. Philos. Review 10 (6), 619\u2014629. 1901.\nEine Abhandlung, die der Hauptsache nach erkenntnifstheoretischer Natur ist. Der Grundgedanke ist die Scheidung zwischen einem negativen und positiven Selbstbewufstsein. Dort wo, wie im Impuls, das Bewusstsein seine Vorstellung in unmittelbarer Activit\u00e4t realisirt, ist noch gar kein Selbstbewufstsein; dort wo Gegenvorstellungen sich zwischen Bewufstsein und Object dr\u00e4ngen, erlebt es schmerzvoll diese Trennung vom Object und sich als gehemmtes, gest\u00f6rtes, negatives Selbst; dort, wo das Bewufstsein als zu erstrebendes, nicht unmittelbar realisirbares Object seine eigene Zukunft sich gegentiber8tellt, wird es zum positiven Selbstbewufstsein. Jenes ist das Selbstbewufstsein des Hindu\u2019s, dieses das des Christen.\nW. Stern (Breslau).\nO. Ganzmann. Ueber Sprach- and Sachvorstellangen. Ein Beitrag zur Methodik des Sprachunterrichts. Schiller-Ziehen 4 (6). 1902. 80 S.\nNach einer Einleitung, welche sich im Sinne von Ziehen\u2019s Associationspsychologie \u00fcber das Wesen der Sachvorstellungen und Sprachvorstellungen verbreitet, kommt der Verf. durch eine Betrachtung des Verh\u00e4ltnisses der Sprach- und Sachvorstellungen an sich (S. 35) zu dem Er-gebnifs, dafs wir zwei Arten von Vorstellungsbildung unterscheiden k\u00f6nnen: die eigentliche Vorstellungsbildung aus Empfindungen und Empf indungscombinationen und die Bildung von Vorst ellungscombinationen aus Vorstellungen ohne entsprechende Empfindungscombinationen. Jener folgen die Worte nach, dieser gehen die Worte voraus. Diese Untersuchung benutzt er zur Erkennung des Unterschiedes zwischen Beschreibung und Erz\u00e4hlung. Die Beschreibung ist der sprachliche Ausdruck f\u00fcr jene, die Erz\u00e4hlung f\u00fcr diese Vorstellungsbildung. F\u00fcr den Sprachunterricht folgert er hieraus, dafs die Erz\u00e4hlung f\u00fcr Herstellung von Vorstellungs-combinationen die idealste Form der sprachlichen Darstellung sei.\nDie Lautsprache geht unter normalen Verh\u00e4ltnissen der Schriftsprache voraus. So hat auch beim Unterricht die gesprochene Sprache der Schriftsprache vorauszugehen.","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\nLiteraturbericht.\nDer Sprachform, die urspr\u00fcnglich nachgeahmt, dann nach Analogie gebildet wird, entspricht gew\u00f6hnlich in ihren Ver\u00e4nderungen eine Differen* si rung der Sach Vorstellungen oder eine andere Beziehung des Sprechenden zum Vorstellungsinhalte. F\u00fcr den Sprachunterricht folgert er hieraus, \u201edafs, wenn der Lernende solche Sprachformen kennen lernt, die Beziehungen in seinem Bewufetsein lebendig sein m\u00fcssen\u201c.\nDie Periode, in die gew\u00f6hnlich die Erlernung der Fremdsprache f\u00e4llt, ist von derjenigen der Erlernung der Muttersprache wesentlich verschieden. Es sind in ihr die Sachvorstellungen bereits fixirt, weshalb ein naturgem\u00e4fees Erlernen der fremden Sprache nicht auf gleiche Weise vor sich gehen kann wie das der Muttersprache. Von den Methoden, die Fremdsprache zu lehren, kann aber die directe Anschauung nur in zu beschr\u00e4nktem Maafse Anwendung finden, als durch sie wirklich neue Vorstellungen gegeben werden k\u00f6nnte; ihr Nutzen wird vor Allem nur darin bestehen k\u00f6nnen, die deutsche Bezeichnung zu vermeiden. Die fremde Sprache aber auf einem ganz neuen, dem fremden Volksthum entsprechenden Sachgebiet anfzubauen, fehlt dem Ausl\u00e4nder die Zeit: Wir m\u00fcssen daher in Folge dessen die fremde Sprache noth-gedrungen anf dem sachlichen Vorstellungsmaterial aufbauen, auf dem auch die Muttersprache ruht.\nDie Schrift unterst\u00fctzt die Einpr\u00e4gung.\nDie Untersuchung bringt in ihren eprachpsychologischen Ausf\u00fchrungen nichts wesentlich Neues. Doch wird den Psychogenetiker hier die h\u00e4ufige St\u00fctzung derselben durch Kinderbeobachtungen interessiren. Di\u00a9 p\u00e4dagogischen Schlussfolgerungen hingegen sind ein werthvoller Beitrag zu den modernen Bestrebungen der P\u00e4dagogik, ihr\u00a9 Lehren auf psychologischen Erkenntnissen aufzubauen.\tAment (W\u00fcrzburg).\nK. Groob. Der \u00e4sthetische Genufs. Gief\u00dfen, Ricker, 1902. 263 S. Mk. 6.\u2014.\nStatt einer zweiten Auflage der \u201eEinleitung in die Aesthetik\u201c giebt nns der durch seine beiden Werke \u00fcber die Spiele der Thiere und der Menschen inzwischen zu begr\u00fcndetem Ansehen gelangte Verf. \u00a9in neues Buch. Es behandelt die \u201eallgemeinen Bedingungen des \u00e4sthetischen Ge-niefsens\u201c. Drei weiteren B\u00e4nden sind das Sch\u00f6ne und die \u00e4sthetischen Modificationen, das Wesen des Genies und das System der K\u00fcnste Vorbehalten, so dafs dann die wissenschaftliche Aesthetik um eine neue, umfassende Gesammtdarstellung bereichert ist\nDavon f\u00e4llt der nunmehr vorliegende erste Band gewifs auch in die Interessensph\u00e4re unserer Zeitschrift Die Fundamente der Aesthetik liegen in der Psychologie, und Gboos l\u00e4fst diese richtige Erkenntnifs in vollem Umfange zu ihrem Rechte kommen. Er beginnt mit der psychologischen Analyse des \u00e4sthetischen Genusses. Ein einleitendes Capitel \u00fcber die Methoden der psychologischen Aesthetik zeigt, dafs diese im Allgemeinen mit denen der Psychologie \u00fcberhaupt v\u00f6llig zusammenfallen; und die ansprechende und correcte, wenn auch nat\u00fcrlich summarische Darstellung der letzteren erweckt die be\u00dften Erwartungen.\nMan m\u00f6chte sonach erwarten, dafs zur n\u00e4chsten Charakteristik des \u00e4sthetischen Genusses, wenn sie schon durch Einordnung desselben in","page":154}],"identifier":"lit33372","issued":"1902","language":"de","pages":"153-154","startpages":"153","title":"O. Ganzmann: Ueber Sprach- und Sachvorstellungen. Ein Beitrag zur Methodik des Sprachunterrichts. Schiller-Ziehen 4 (6). 1902. 80 S.","type":"Journal Article","volume":"30"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:45:32.778117+00:00"}