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{"created":"2022-01-31T16:33:44.461401+00:00","id":"lit33373","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Witasek","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 30: 154-158","fulltext":[{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\nLiteraturbericht.\nDer Sprachform, die urspr\u00fcnglich nachgeahmt, dann nach Analogie gebildet wird, entspricht gew\u00f6hnlich in ihren Ver\u00e4nderungen eine Differen* si rung der Sach Vorstellungen oder eine andere Beziehung des Sprechenden zum Vorstellungsinhalte. F\u00fcr den Sprachunterricht folgert er hieraus, \u201edafs, wenn der Lernende solche Sprachformen kennen lernt, die Beziehungen in seinem Bewufetsein lebendig sein m\u00fcssen\u201c.\nDie Periode, in die gew\u00f6hnlich die Erlernung der Fremdsprache f\u00e4llt, ist von derjenigen der Erlernung der Muttersprache wesentlich verschieden. Es sind in ihr die Sachvorstellungen bereits fixirt, weshalb ein naturgem\u00e4fees Erlernen der fremden Sprache nicht auf gleiche Weise vor sich gehen kann wie das der Muttersprache. Von den Methoden, die Fremdsprache zu lehren, kann aber die directe Anschauung nur in zu beschr\u00e4nktem Maafse Anwendung finden, als durch sie wirklich neue Vorstellungen gegeben werden k\u00f6nnte; ihr Nutzen wird vor Allem nur darin bestehen k\u00f6nnen, die deutsche Bezeichnung zu vermeiden. Die fremde Sprache aber auf einem ganz neuen, dem fremden Volksthum entsprechenden Sachgebiet anfzubauen, fehlt dem Ausl\u00e4nder die Zeit: Wir m\u00fcssen daher in Folge dessen die fremde Sprache noth-gedrungen anf dem sachlichen Vorstellungsmaterial aufbauen, auf dem auch die Muttersprache ruht.\nDie Schrift unterst\u00fctzt die Einpr\u00e4gung.\nDie Untersuchung bringt in ihren eprachpsychologischen Ausf\u00fchrungen nichts wesentlich Neues. Doch wird den Psychogenetiker hier die h\u00e4ufige St\u00fctzung derselben durch Kinderbeobachtungen interessiren. Di\u00a9 p\u00e4dagogischen Schlussfolgerungen hingegen sind ein werthvoller Beitrag zu den modernen Bestrebungen der P\u00e4dagogik, ihr\u00a9 Lehren auf psychologischen Erkenntnissen aufzubauen.\tAment (W\u00fcrzburg).\nK. Groob. Der \u00e4sthetische Genufs. Gief\u00dfen, Ricker, 1902. 263 S. Mk. 6.\u2014.\nStatt einer zweiten Auflage der \u201eEinleitung in die Aesthetik\u201c giebt nns der durch seine beiden Werke \u00fcber die Spiele der Thiere und der Menschen inzwischen zu begr\u00fcndetem Ansehen gelangte Verf. \u00a9in neues Buch. Es behandelt die \u201eallgemeinen Bedingungen des \u00e4sthetischen Ge-niefsens\u201c. Drei weiteren B\u00e4nden sind das Sch\u00f6ne und die \u00e4sthetischen Modificationen, das Wesen des Genies und das System der K\u00fcnste Vorbehalten, so dafs dann die wissenschaftliche Aesthetik um eine neue, umfassende Gesammtdarstellung bereichert ist\nDavon f\u00e4llt der nunmehr vorliegende erste Band gewifs auch in die Interessensph\u00e4re unserer Zeitschrift Die Fundamente der Aesthetik liegen in der Psychologie, und Gboos l\u00e4fst diese richtige Erkenntnifs in vollem Umfange zu ihrem Rechte kommen. Er beginnt mit der psychologischen Analyse des \u00e4sthetischen Genusses. Ein einleitendes Capitel \u00fcber die Methoden der psychologischen Aesthetik zeigt, dafs diese im Allgemeinen mit denen der Psychologie \u00fcberhaupt v\u00f6llig zusammenfallen; und die ansprechende und correcte, wenn auch nat\u00fcrlich summarische Darstellung der letzteren erweckt die be\u00dften Erwartungen.\nMan m\u00f6chte sonach erwarten, dafs zur n\u00e4chsten Charakteristik des \u00e4sthetischen Genusses, wenn sie schon durch Einordnung desselben in","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n155\neine allgemeine Thatsachengruppe geleistet werden soll, eine psychologische Kategorie herangezogen werden w\u00fcrde. Doch diese Erwartung t\u00e4uscht. Es ist vielmehr die Thatsache des Spiels, unter welcher \u2014 im Anschlufs an \u00e4ltere Ideen \u2014 der \u00e4sthetische Genufs begriffen werden soll. Freilich wird nun das Wesen des Spieles selbst psychologisch definirt; aber es dr\u00e4ngt sich die Frage auf, ob die so gewonnene psychologische Charakteristik des \u00e4sthetischen Genusses nicht vielleicht doch besser direct als auf dem Umweg \u00fcber das Spiel zu leisten w\u00e4re; zumal bereits die Einigung \u00fcber letzteres an sich nicht ganz leicht sein d\u00fcrfte. Fordert ja schon der Ausgangspunkt des Verf.\u2019s, der in der Gegen\u00fcberstellung von Spiel und Arbeit liegt und besagt, dafs jenes seine Lust in sich, diese aufser sich, das ist im Erfolg, hat, zu Widerspruch heraus. Aber wie dem auch sei, die nahe Verwandtschaft zwischen (gewissem) Spiel und \u00e4sthetischem Genufs wird von Jedermann anerkannt werden m\u00fcssen, und es ist ein Verdienst des Verf/s, auf diesen meines Erachtens noch lange nicht gen\u00fcgend ausgebeuteten Gedanken neuerlich aufmerksam gemacht zu haben.\nNat\u00fcrlich ist es aber mit der Charakteristik des \u00e4sthetischen Genusses als Spielgenufs nicht genug; man verlangt zun\u00e4chst nach der dif. spec, gegen diesen. Die Frage wird von Gboos nicht ausdr\u00fccklich aufgeworfen, aber vielleicht giebt er die gesuchte Auskunft dadurch, dafs er nun ohne Weiteres zur Er\u00f6rterung der Gegenst\u00e4nde des \u00e4sthetischen Genusses \u00dcbergeht. Denn was der sinnliche Factor etwa im \u00e4sthetischen Gen\u00fcsse zu bedeuten hat, kann doch wohl zun\u00e4chst nirgend anders als auf Seite des Gegenstandes gesucht werden. Man h\u00e4tte demnach die Antwort auf die noth wendige Frage nach der dif. spec, mit dem Hinweis auf den Gegenstand zu beantworten, in dem Sinne, dafs sich der \u00e4sthetische Genufs vom Spielgenufs nur durch den Gegenstand, auf den er gerichtet ist, unterscheidet. Die Gegenst\u00e4nde, in der bestimmten, beschriebenen Weise genossen, geben den Spielgenufs; einige besondere Gegenst\u00e4nde aber sind es, die, wenn sie Gegenst\u00e4nde des Genusses werden, einen Genufs ergeben, der eben um dieser Gegenst\u00e4nde willen als Genufs eigener Art heraus-gesondert und als \u00e4sthetischer Genufs bezeichnet wird. Jedoch blofser, sachlich v\u00f6llig unbegr\u00fcndeter Sprachgebrauch ist diese Aussonderung ge-wifs nicht; sie m\u00fcfste irgendwie in der Sache, d. i. in der Natur der \u00e4sthetischen Gegenst\u00e4nde begr\u00fcndet sein. Dar\u00fcber erhalten wir aber von Gboos keine Auskunft. Freilich wird kaum Jemand leicht geneigt sein, dem Versuch einer solchen Auskunft von vornherein besonderes Vertrauen entgegenzubringen; hat ja schon die Abgrenzung des \u00e4sthetischen Gebietes nach dem Gegenst\u00e4nde wenig Verlockendes an sich. Man wird aber den Darlegungen Groos* kaum eine andere Antwort auf diese von ihm allerdings nicht ausdr\u00fccklich aufgeworfene, darum aber nicht minder unerl\u00e4fsliche Frage entnehmen k\u00f6nnen. Die Schwierigkeit erh\u00f6ht sich noch dadurch, dafs nach Groos, wie sich an verschiedenen Stellen ergiebt, Lust causiren und \u00e4sthetisch wirksam sein identisch ist.\nIn der Behandlung der sinnlichen und reproductiven Factoren ist es dem Verf. nicht um systematische Vollst\u00e4ndigkeit zu thun; er hebt nur die allgemeinen charakteristischen Momente hervor. Als besonders be-merkenswerth scheinen mir davon seine Unterscheidung der Wirksamkeit","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156\nLiteraturbericht\nvon \u201eangenehmen und intensiven Reizen\u201c, ferner die nachdr\u00fcckliche Betonung der Rolle, welche die Bewegung\u00ab* und Organempfindungen im \u00e4sthetischen Genufs spielen.\nDafs die angenehmen und die intensiven Reize die zwei H\u00f6hepunkte in der \u00e4sthetischen Wirksamkeit des sinnlichen Factors ausmachen, bietet sich in der Darstellung des Verf.\u2019s als ein gewifs recht ansprechender Gedanke dar, zumal er ihn durch Beispiele aus der Geschichte der Kunst gut zu belegen versteht. Es w\u00e4re nur zu w\u00fcnschen, dafs die vermuthlich richtige Sache auch eine richtigere Bezeichnung gefunden h\u00e4tte; \u201eangenehm\u201c und \u201eintensiv\u201c sind keine Gegens\u00e4tze, und \u00fcberdies bedeutet das eine von ihnen (angenehm) ohnedem bereits die gef\u00fchlsm\u00e4\u00dfige Wirkung, w\u00e4hrend das andere (intensiv) seinen Gegenstand zu enge und zu weit zugleich bezeichnet. Ein Hinweis auf die bereits geleisteten Untersuchungen \u00dcber den Zusammenhang von Intensit\u00e4t und Wohlgef\u00e4lligkeit der Empfindungen w\u00e4re an dieser Stelle nicht unangebracht gewesen.\nDie Bewegung\u00ab- und Organempfindungen werden von Gaoos in \u00fcberaus vielseitige Beziehungen zum \u00e4sthetischen Genufs gesetzt; er geht darin weiter, als es bisher \u00fcblich war, und ich glaube, dafs er damit in der Hauptsache das Richtige trifft. Darum mochte ich aber doch nicht gerade seiner Behauptung, dafs die besondere motorische Veranlagung ein Merkmal der ausgesprochen \u00e4sthetischen Naturen sei, ohne Weiteres zustimmen. Schon die Mitwirkung tactiler und motorischer Erfahrungen zur Auffassung optisch gegebener K\u00f6rperformen vollzieht sich nach Gaoos nicht blos reproductiv, sondern, sobald die Auffassung h\u00f6here Intensit\u00e4t und \u00e4sthetische Wirksamkeit erreicht, ausdr\u00fccklich sensorisch. Diese ge-wissermaafsen sensorische Ausstrahlung vom visuell Gegebenen bildet dann auch die Grundlagen der sogenannten \u201einneren Nachahmung\u201c, indem sie imitatorischen Charakter annimmt. \u2014 Von anderer Art ist eine Betheiligung der Organempfindungen am \u00e4sthetischen Genufs, die ich bei Gaoos zum ersten Mal mit Nachdruck besprochen finde; es handelt sich um Organempfindungen, die, von verschiedenster Qualit\u00e4t und verschieden localisirt, ohne jede inhaltliche Verwandtschaft oder Beziehung zum jeweiligen Gegenst\u00e4nde des Genusses, sich im Zustande hohen \u00e4sthetischen Ergriffenseins von selbst einstellen. Groos giebt einen einfachen \u2014 wie mich d\u00fcnkt \u2014 \u00fcberzeugenden Versuch zur Probe an, und die \u00e4sthetischpsychologische Erfahrung d\u00fcrfte ihm auch sonst in weitem Umfange recht geben. Die \u201eSchauer des Entz\u00fcckens\u201c und \u00e4hnliche Ausdr\u00fccke sind gewifs in diesem Sinne zu verstehen. Die Thatsache ist also wohl anzuerkennen. Fraglich k\u00f6nnte nur sein, ob sie von Groos richtig interpretirt wird, wenn er von diesen Organempfindungen als von lustbetonten spricht und sie daher als Mit-Voraussetzungen des \u00e4sthetischen Geniefsens hinstellt, w\u00e4hrend sie vielleicht richtiger als Folge des Ergriffenseins aufzufassen sind.\nDas durch die sinnlichen Daten angeregte rein reproductive Material des \u00e4sthetischen Genusses hat vorwiegend den Charakter des Gef\u00fchls* m\u00e4fsigen; es wirkt durch Verwachsung des dem Associirten zukommenden Gef\u00fchles mit dem sinnlich Gegebenen.\nDie Hauptaufgabe des folgenden Capitels, das vom \u00e4sthetischen Ur-theil handelt, scheint mir in der Abgrenzung des \u00e4sthetisch Werth vollen","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turbericht\n157\nvom \u00e4sthetisch Wirksamen zu liegen. Die Unterscheidung, in dieser Form ausgedr\u00fcckt, ist vielleicht nicht ohne Weiteres klar; der Terminus \u00e4sthetische Norm statt \u00e4sthetischer Werth d\u00fcrfte den Fragepunkt deutlicher bezeichnen. Die Darstellung des Verf.\u2019s giebt nur eine Beschreibung der thats\u00e4chlich gegenw\u00e4rtig geltenden Norm, und nicht, wie er zu meinen scheint, die Begr\u00fcndung oder Erkl\u00e4rung derselben. Er findet in der \u00e4sthetischen Normation die Beziehung auf das Subject und auf das Object. Jene tritt in dem Postulat zu Tage, dafs wir geniefsen sollen, wie Menschen vom h\u00f6chsten Wer the geniefsen; dadurch ist die normative Allgemeinheit im Aesthetischen auf die vergleichende Sch\u00e4tzung der geniefsenden Sub-jecte nach ihrer sittlichen, socialen, intellectuellen Vollkommenheit, sowie nach ihrer specifisch \u00e4sthetischen Bef\u00e4higung zur\u00fcckgef\u00fchrt. Die Beziehung auf das Object l\u00e4fst einiges von dem zu seinem Kechte kommen, was man sonst unter dem Titel \u201e\u00e4sthetische Principien\u201c zu behandeln gewohnt war: Sinnliche Sch\u00f6nheit, gattungsgem\u00e4fse Vollkommenheit, das individuell-Charakteristische, Zweckm\u00e4fsigkeit, Naturtreue, Beherrschung der technischen Mittel.\nDie W\u00fcrdigung der weiteren, an sich allerdings sehr inhaltsreichen Capitel des Buches leidet einigermaafsen darunter, dafs es nicht ersichtlich wird, in welchem Verh\u00e4ltnis sie zum Vorausgegangenen stehen. Sie behandeln zun\u00e4chst die \u201einnere Nachahmung4, dann die \u201e\u00e4sthetischen Illusionen\u201c, schliefslich, was weniger wichtig zu sein scheint, die Bedeutung der ererbten Triebe f\u00fcr den \u00e4sthetischen Genufs, sowie den der sogenannten monarchischen Einrichtung des Bewrufstseins.\nIm Spiel der inneren Nachahmung erblickt Groos, dem Grundgedanken seiner \u201eEinleitung in die Aesthetik\u201c treubleibend, immer noch das centrale Ph\u00e4nomen des \u00e4sthetischen Geniefsens; sie ist ein inneres Miterleben, das auf einer organischen Theilnahme von imitatorischem Charakter beruht. Gegen die Zul\u00e4ssigkeit dieser Behauptung selbst wird kaum Erhebliches einzuwenden sein. Aber in welchem Verh\u00e4ltnis steht sie zu den Ergebnissen der ersten H\u00e4lfte des Buches? Der allgemeine Leitgedanke dort war doch, dafs alles was Lust causirt, \u00e4sthetisch wirksam ist, und es wurden demnach die verschiedenen Factoren er\u00f6rtert, die also Lust causiren. Endigt die Wirksamkeit dieser Factoren immer in innerer Nachahmung? Wohl kaum. So giebt es also \u00e4sthetischen Genufs ohne innere Nachahmung, und sein Wesen ist nicht in dieser gelegen? Was macht sie dann zum centralen Ph\u00e4nomen? Vielleicht dafs sie den h\u00e4ufigsten oder den intensivsten \u00e4sthetischen Genufs veranlafst? Das w\u00e4re erst zu beweisen. Und wie veranlafst sie \u00e4sthetischen Genufs? Ist die innere Nachahmung lustvoll, indem jede ihrer Componenten Lust causirt? Oder ist sie es nur als Ganzes, eben als innere Nachahmung? Und wenn letzteres, ist es der Act, die Th\u00e4tigkeit des \u201eNachahmens\u201c, was uns Genufs bringt, oder das Ergebnifs dieser Th\u00e4tigkeit? \u2014 Im Uebrigen erf\u00e4hrt der Thatbestand der inneren Nachahmung bei Groos ziemlich befriedigende Behandlung, wenn auch einige der wichtigsten sich daran kn\u00fcpfenden Probleme g\u00e4nzlich unerw\u00e4hnt und verdeckt bleiben, ein Ueber-sehen, an dem meines Erachtens der wegen seiner Vieldeutigkeit gef \u00e4hr-","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158\nLiteraturbericht.\nliehe Begriff der psychischen \u201eVerwachsung\u201c, de\u00dfBen sich Gboos bedient, schuld ist.\nDas Capital \u00fcber die \u00e4sthetischen Illusionen giebt dem Verf. Gelegen* heit, mit vielberufenen \u00e4sthetischen Theorien der Gegenwart, vor Allem mit Langb\u2019s Lehre von der bewufsten Selbstt\u00e4uschung in F\u00fchlung zu treten. Gboos anerkennt die Thatsache der \u00e4sthetischen Elusion und unterzieht sie eingehender psychologischer Analyse. Es ist jedoch f\u00fcr seine Auffassung wesentlich, dafs er in der Illusion, so nahe \u00dfie ihm auch verwandt i\u00dft mit der inneren Nachahmung, keineswegs den Kern des \u00e4sthetischen Verhaltens erblickt. \u2014\nDamit glaube ich die Hauptgedanken des neuen Buches gekennzeichnet zu haben. Auf die \u00fcberaus mannigfaltigen Details einzugehen, ist an dieser Stelle nat\u00fcrlich ausgeschlossen. Doch ist es meine Pflicht, ausdr\u00fccklich darauf aufmerksam zu machen, dafs sich in ihnen, wie \u00fcbrigens von Gboos nicht anders zu erwarten war, vielseitige, reiche Erfahrung mit tiefem Verst\u00e4ndnis verwerthet findet. Im Ganzen wird das Buch wegen seiner \u00fcberall wenigstens im Prineip festgehaltenen richtigen und strengen Methode der heutigen Aesthetik gewifs n\u00fctzlich sein; aber auch der Psychologe wird aus mancher eigenth\u00fcmlichen These des Verf.'s Anregung zu sch\u00f6pfen haben.\tWitasek (Graz).\nVaschide et V\u00fcbfas. Le d\u00e9lire i\u00a9 m\u00e9taphysique. Rev. scient. 16 (6), 171\u2014176.\n1901.\nDie Verff., deren Bestreben haupts\u00e4chlich dahin geht, tiefer in die Logik der Geisteskranken und die Genese der Wahnideen einzudringen, stellen im Anschlnfs an einen Fall ein neues Krankheitsbild unter dem Namen \u201ed\u00e9lire de m\u00e9taphysique\u201c auf, das dadurch charakterisirt ist, dais das ganze Geistesleben des Patienten ausschlie\u00dflich auf die Frage nach dem Wesen der Dinge, nach den Endursachen und dem Endziele der Welt gerichtet ist. Der zu Grunde liegende Fall betrifft einen 36 j\u00e4hrigen P&t, der bis zu seinem 32. Jahre nichts Abnormes gezeigt hatte. Um diese Zeit wurde er in einem Duell schwer verwundet; und als er von dem mehrw\u00f6chentlichen schweren Krankenlager, w\u00e4hrend dessen er viel von Todesfurcht geplagt wurde, auf stand, zeigte er eine tiefgreifende Ver\u00e4nderung seines Wesens. W\u00e4hrend er vorher fast aussehliefslich einem ziemlich oberfl\u00e4chlichen gesellschaftlichen Leben hingegeben war, zog er sich jetzt von allem zur\u00fcck und besch\u00e4ftigte sich nur noch mit metaphysischen und astronomischen Fragen. Er h\u00e4ufte darauf bez\u00fcgliche B\u00fccher und Instrumente auf, ging aaf Reisen, um Sternwarten zu besuchen etc., und dies alles machte er in einer so sprunghaften, ungeordneten, hastigen, nirgends Gen\u00fcge findenden Weise, dafs der krankhafte Charakter dieser Besch\u00e4ftigung deutlich zu erkennen war. Seine bisherige oberfl\u00e4chliche Bildung gab ihm auch nicht die M\u00f6glichkeit, das Aufgenommene geordnet zu verwerten; und trotzdem zwang ihn seine krankhafte Neigung stets wieder zum Gr\u00fcbeln \u00fcber dieselben Fragen, zum vergeblichen Suchen einer L\u00f6sung derselben. Den Todesgedanken, denen der Pat vor und nach dem Duell so sehr hingegeben war, legen die Verff. f\u00fcr die Entstehung des Krank-heitsbildes eine grofs\u00a9 Bedeutung bei.\tKbamkb (Breslau).","page":158}],"identifier":"lit33373","issued":"1902","language":"de","pages":"154-158","startpages":"154","title":"K. Groos: Der \u00e4sthetische Genu\u00df. Gie\u00dfen, Ricker, 1902. 263 S.","type":"Journal Article","volume":"30"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:33:44.461407+00:00"}