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{"created":"2022-01-31T16:33:45.020964+00:00","id":"lit33383","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Offner, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 30: 440-441","fulltext":[{"file":"p0440.txt","language":"de","ocr_de":"440\nLiteraturbericht.\nW. McDougall. Sine lew ObsemtioBS il Support ef Thomas Yoitg\u2019s Theory ef Light- tii Colour-Tisioi. 1\u2014HI. Mind N. 8. 10 (37), 52\u201497;\n(38), 210-245; (39), 347\u2014382. 1901.\nAuf Grund einer Reihe von neuen Beobachtungen unternimmt Verl eine umfassende Nachpr\u00fcfung der Young-HELMHOLTz\u2019schen Theorie des Licht- und Farbensehens. Er beginnt dies\u00a9 Revision mit der Frage nach der Berechtigung der \u00fcblichen Annahme, dafs die Vorg\u00e4nge im optischen Centrum der Grofshirnrinde durchaus parallel gehen den zugeh\u00f6rigen Vorg\u00e4ngen in den entsprechenden Netzhautstellen, dafs also z. B. jedesmal, wenn wir die deutliche Wahrnehmung eines hellen Nachbildes haben und dieses alsdann aus dem Bewusstsein verschwindet oder in der Farbe sich \u00e4ndert, zugleich auch die zugeh\u00f6rigen Vorg\u00e4nge in der Netzhaut aufh\u00f6ren oder eine wesentliche Aenderung erleiden. Den Verf. nun f\u00fchren seine Beobachtungen und Folgerungen zu einem anderen Ergebnifs. Er glaubt dafs, w\u00e4hrend der Netzhautvorgang auch f\u00fcr die Zeitdauer der Unsichtbar keit eines Theiles des Sehfeldes seinerseits unver\u00e4ndert fortdauert, die von ihr veranlafste nerv\u00f6se Erregung durch wettbewerbende Erregungen von einer anderen Netzhautstelle bezw. Sehfeldstelle her gehindert werden kann, diejenige Stelle der Hirnrinde zu erreichen, an deren Erregung das Bewufst-werden gekn\u00fcpft ist. So dauert beim Interimttiren der Nachbilder der Retinaprocefs fort, w\u00e4hrend nur der corticale Procefs intermittirt Und gerade an dieses corticale Intermittiren ist das Bewufstwerden gekn\u00fcpft. Ein constanter Lichtreiz bewirkt zwar constante chemische Processe in der Retina, der entsprechende Bewufstseinsinhalt aber h\u00e4lt nicht lange nach, sondern verschwindet alsbald v\u00f6llig, wenn nicht etwa Muskel-reactionen die constante Wirkung jenes Lichtstrahles unterbrechen. \u2014 Alsdann legt sich der Verf. die Frage vor, ob, nachdem verschiedene Bilder auf correspondirenden Stellen der beiden Netzh\u00e4ute in solcher Weise einander hemmen, auch ein Bild, das an einer Netzh\u00e4ute teile entstanden ist, ein anderes Bild, das auf einer anderen Stelle eben dieser Netzhaut zu Stande gekommen, zu hemmen vermag, und beweist dies durch eigene Beobachtungen an di ree ten Bildern wie an Nachbildern. \u2014 Danach unterzieht er Hering\u2019s Annahme eines Schwarz - erzeugenden Retinaprocesses einer ablehnenden Kritik und findet in den Erscheinungen des simultanen und des successiven Contrastes und der Induction hinreichende Beweise f\u00fcr die YorNo'sche Theorie, der auch Angriffe, wie etwa der Cattkll\u2019b, dafs sie pr\u00e4evolution\u00e4r und pr\u00e4psychologisch sei, nichts anhaben k\u00f6nnen, da sie sogar besser als die gegnerische den Anforderungen der gegenw\u00e4rtigen Wissenschaft gerecht werde. Das zeigt er, \u00e4hnlich wie oben bei der blofsen Lichtempfindung, jetzt in einer eingehenden Untersuchung des Farbensehens, besonders der bekannten Erscheinung, dafs eine Farbenempfindung, die mit dem einen Auge gewonnen, mit einer differirenden Farbenempfindung, die mit dem anderen Auge gewonnen, in Widerstreit ger\u00e4th und \u00abwar in der Weise, dafs entweder die beiden Farbt\u00f6ne sich zu einer Mischfarbe vereinigen oder nur abwechselnd im Bewufstsein vorhanden sind. V^nd so gut sich dieser binocular\u00a9 Kampf differenter Farben auf dem Boden der Young'sehen Farbentheorie erkl\u00e4ren l\u00e4fst, ebenso befriedigend erkl\u00e4rt diese den monocularen Kampf differenter Farben und die Er-","page":440},{"file":"p0441.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n441\nscheinungen des simultanen Farbencontrastes, der Farbeninduction, der Nachbilder bei farbigem Licht. Nach ausf\u00fchrlicher Besprechung der Nachbildertheorie wird die Frage nach dem sog. Sitz der Nachbilder ber\u00fchrt und die zusammengesetzte Natur der Gelbempfindung er\u00f6rtert. Als das Ergebnifs seiner Beobachtungen und Ueberlegungen bezeichnet McDougall die Ueberzeugung, dafs es nicht eine einzige wichtige Thatsache auf dem ganzen Gebiete der Licht- und Farbenwahrnehmungen giebt, welche sich mit der Young\u2019sehen Theorie nicht vereinigen lasse, ja nicht geradezu ein Beweis ihrer Richtigkeit sei.\tM. Offner (M\u00fcnchen).\nF. Schenk. Einiges Iber binocnl&re Farbenmischung. Marburg 1901.\nA. Lohmann. leier binocul&re Farbenmischung. Inaug.-Diss. Marburg 1902.\nDie Frage ob binoculare Farbenmischung m\u00f6glich ist, speciell ob sie nach den gleichen Gesetzen erfolgt wie die unoculare, ist insofern von ganz hervorragendem Interesse, als bei negativem Ausfall der Versuchs-re\u00dfultate, die den Farbenempfindungen zu Grunde liegenden Erregungs-vorg\u00e4nge sich sicherlich nur in der Netzhaut abspielen und mit einander combiniren k\u00f6nnen; gelingt dagegen die Mischung zweier farbiger Lichter dadurch, dafs man das eine mit dem einen, das andere mit dem anderen Auge betrachtet, bo beweist dieses, dafs diese Erregungsresultante sich ira Gehirn aus den Erregungscomponenten gebildet hat.\nDie Hauptschwierigkeit, binoculare Farbenmischbarkeit experimentell zu beweisen, ist haupts\u00e4chlich darin gegeben, dafs bei unvollkommener Congruenz der beiden verschiedenfarbigen, je einem Auge zu bietenden Objecte stets Wettstreit der Sehfelder eintritt, so dafs bald die Farbe des einen, bald die des anderen pr\u00e4valirt, bald eine scheckige Marmorirung des Objectes gesehen wird, niemals aber eine echte Farbenmischung empfunden wird. Und selbst wenn die verschiedenfarbigen Objecte vollst\u00e4ndig congruent sind, versuchen viele vergeblich, dieselben mit einander vereinigt in tadelloser Mischfarbe zu sehen; jedenfalls gelingt es schwer, wenn man Objecte von einfachen Conturen, etw\u2019a zwei verschiedenfarbige Quadrate oder Kreise zur Deckung zu bringen sucht.\nMit fast regelm\u00e4fsigem Erfolg erh\u00e4lt man dagegen Farbenmischungen, wenn man zwei verschiedenfarbige congruente Objecte von sehr compli-cirten Conturen je mit einem Auge betrachtet. Bei solchen Objecten ist der Zwang, sie zu einem Bild zu combiniren, \u00fcberaus grofs und fast bindend und es gelingt leicht festzustellen, dafs die binoculare Farbenmischung nach genau denselben Gesetzen erfolgt, wie sie bei unocu-laren Versuchen gefunden wurden: Complement\u00e4rfarben mischen sich z. B. zu grau etc.\nObjecte, welche sich zu solchen Versuchen vorz\u00fcglich eignen, sind verschiedenfarbige Briefmarken. Die Methode, sie zur Deckung zu bringen, kann man verschieden w\u00e4hlen: durch Betrachtung mit dem Stereoscop, durch Erzeugung von je zwei Doppelbildern mit Kalkspatkrystallen, von denen man je eines von der einen Marke mit einem der anderen zur Deckung bringt etc.\nGem\u00e4fs dem allgemeinen Gesetz, dafs ein Object, mit beiden Augen betrachtet, nicht heller erscheint als wenn es mit einem angesehen wird,","page":441}],"identifier":"lit33383","issued":"1902","language":"de","pages":"440-441","startpages":"440","title":"W. McDougall: Some New Observations in Support of Thomas Young's Theory of Light- and Colour-Vision. I-III. Mind N. S. 10 (37), 52-97; (38), 210-245; (39), 347-382. 1901","type":"Journal Article","volume":"30"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:33:45.020970+00:00"}