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Über den Einfluß des Helligkeitskontrastes auf Farbenschwellen

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{"created":"2022-01-31T16:31:10.590845+00:00","id":"lit33391","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Angier, Roswell P.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 41: 343-363","fulltext":[{"file":"p0343.txt","language":"de","ocr_de":"(Aus dem physiologischen Institut zu Freiburg i. B.)\n\u2022 \u2022\nUber den Einflufs des Helligkeitskontrastes auf\nFarbenschwellen.\nVon\nRoswell P. Angier.\nAssistent an dem physiologischen Institut zu Berlin.\nBei Untersuchungen \u00fcber simultanen Helligkeits- oder Farbenkontrast sind vier grundlegende Anordnungen oder Versuchsbedingungen m\u00f6glich. Erstens und zweitens ein ungef\u00e4rbtes oder ein farbiges Feld auf einem farbigen Hintergrund (Farbenkontrast), drittens ein farbloses Feld auf einem farblosen Hintergrund (einfacher Helligkeitskontrast) und viertens ein farbiges Feld auf einem farblosen Hintergrund, die notwendige Bedingung zur Feststellung etwaiger Beziehungen zwischen Helligkeitskontrast und der Wahrnehmung von Farben. Von diesen vier Anordnungen sind die ersten drei wiederholt Gegenstand genauer Untersuchungen gewesen ; mit der vierten dagegen sind meines Wissens niemals ersch\u00f6pfende Versuche angestellt worden.\nDa alle herrschenden Kontrasttheorien auf den wohlbekannten Gesetzen entweder der Helligkeits- oder der Farbenkontraste aufgebaut sind und jedes dieser Gebiete getrennt behandeln, lassen sie uns keineswegs vermuten, selbst wenn sie zur Erkl\u00e4rung der Erscheinungen ausreichten, dafs irgend ein Einflufs der Helligkeitskontraste auf die Wahrnehmung von Farben bestehe. Die Untersuchung dieses Einflusses hat daher nicht nur ein bedeutendes theoretisches Interesse, sondern sie bildet auch, wie ich schon andeutete, den logischen Abschlufs","page":343},{"file":"p0344.txt","language":"de","ocr_de":"Roswell P. Angier.\nBU\nder Reihe der m\u00f6glichen prinzipiellen Fragestellungen auf dem Gebiete des Simultankontrastes.\nBei Versuchen \u00fcber peripherisches Farbensehen hatte allerdings Aubeet 1 schon gefunden, dafs ein Farbenfleck auf hellem Hintergr\u00fcnde seine charakteristische F\u00e4rbung fr\u00fcher, d. h. n\u00e4her an der Fovea verlor, als wenn er sich auf einem dunklen Hintergrund befand. Trotzdem ist diese Tatsache, die doch beweist, dafs zum mindesten unsere peripherische Farbenempfindung durch solche Helligkeitsunterschiede beeinflufst wird, bisher als ein mehr oder weniger zuf\u00e4lliger Nebenumstand behandelt worden, da sie weder als Erscheinung f\u00fcr sich genauer untersucht worden ist, noch in der Methodik der Untersuchungen \u00fcber das peripherische Farbensehen gen\u00fcgende Beachtung gefunden hat.\nDie Frage, mit der ich mich in dieser Arbeit besonders besch\u00e4ftigen will, ist bisher nur von v. Keies1 2 in den folgenden S\u00e4tzen einer k\u00fcrzlich von ihm ver\u00f6ffentlichen Abhandlung erw\u00e4hnt worden.\n\u201eEs zeigt sich n\u00e4mlich, dafs vielfach die f\u00fcr eine Gesichtsfeldstelle zu ermittelnden Schwellenwerte durch starke Belichtung der Umgebung erheblich verschoben werden k\u00f6nnen. So ist vor allem leicht zu bemerken, dafs kleine farbige Objekte ihre Farbe einb\u00fcfsen, wenn man sie vor einem sehr hellen Hintergrund betrachtet, w\u00e4hrend die Farbe deutlich hervortritt, wenn man den Hintergrund durch einen dunkleren ersetzt. Auch geringe Helligkeits- oder Farbendifferenzen zweier aneinander-stofsender kleiner Felder kann man durch starke Belichtung der Umgebung unmerklich machen.\u201c\nAuf die Anregung des Herrn Geh. v. Keies unternahm ich es, diese Erscheinung genauer zu untersuchen. Erstens wollte ich die zugrunde liegende Tatsache unter verschiedenen Versuchsbedingungen best\u00e4tigen, zweitens aber auch feststellen, ob die Intensit\u00e4t des farbigen Lichtes, die erforderlich ist, um eine 'Farbe auf den Schwellenwert zu bringen, zu den Werten des Helligkeitskontrastes zwischen dem farbigen Feld und dem farblosen Hintergrund in quantitativ bestimmbarem Verh\u00e4ltnis steht\n1\tAubert: Grundz\u00fcge der physiol. Optik. Leipzig, 1876. S. 541\u2014543.\n2\tv. Kries. Nagels Handbuch der Physiologie des Menschen. Bd. Ill,\nfl. 241. Braunschweig, 1904.\t.\t:","page":344},{"file":"p0345.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Einflu\u00df des Helligkeitskontrastes auf Farbenschwellen. 345\noder nicht. Diese Versuche wurden in dem Wintersemester 1904/05 ausgef\u00fchrt und ich ergreife mit Vergn\u00fcgen diese Gelegenheit Herrn Geh. v. Keies f\u00fcr die Anregung zu dieser Arbeit und seine stets bereitwillige Unterst\u00fctzung meinen herzlichsten Dank auszusprechen.\nDie bei diesen Versuchen verwendeten technischen Hilfsmittel hatten die folgenden Bedingungen zu erf\u00fcllen. Erstens mufste die Intensit\u00e4t des farbigen Lichts, das eine kleine Fl\u00e4che in der Mitte eines grofsen farblosen Hintergrundes beleuchtete und dessen Schwellenwert ermittelt werden sollte, innerhalb m\u00f6glichst weiter Grenzen ver\u00e4nderlich sein. Ferner mufste die objektive Intensit\u00e4t des farbigen Feldes und des Hintergrundes unabh\u00e4ngig voneinander durch Hinzuf\u00fcgen von weifsem Licht von 0 bis zu einer m\u00f6glichst hohen Grenze gesteigert werden k\u00f6nnen. Waren diese beiden Erfordernisse gegeben, so konnten die Versuchsbedingungen bei Ermittlung der Schwellenwerte\nnach drei verschiedenen Richtungen variiert werden und zwar \u2022 \u2022\t_ _\na)\t\u00c4nderung der Helligkeit des farbigen Feldes allein mit Hilfe von weifsem Licht.\nb)\t\u00c4nderung der Helligkeit des Hintergrundes allein.\nc)\tGleichzeitige \u00c4nderung der Helligkeit beider Felder in demselben Sinne, d. h. so, dafs beide Felder durchweg gleiche Helligkeit behielten. Diese Variation will ich in Zukunft als \u201eparallele \u00c4nderung\u201c bezeichnen. Unter den Versuchsbedingungen a) und b) w\u00fcrde zwischen Hintergrund und farbigem Feld ein Helligkeitskontrast bestehen, bei dem Versuch c) dagegen nicht. Diese drei F\u00e4lle umfassen alle m\u00f6glichen Beziehungen zwischen den Intensit\u00e4ten des farbigen Beobachtungsfeldes und des Hintergrundes.\nDie beigef\u00fcgte Skizze der Versuchsanordnung (Fig. 1) wird, denke ich, gen\u00fcgen, die wesentlichen Einzelheiten anschaulich zu machen. Der Hintergrund oder das \u00e4ufsere Feld wurde durch einen grofsen Bogen weifse Pappe, K, gebildet und das farbige oder innere Feld durch ein rundes Loch (.IF), ca. 1 cm im Durchmesser, so dafs es sich ganz auf die Fovea abbildete, in der Mitte dieses Bogens.\nDer Hintergrund, der um ihn f\u00fcr Licht g\u00e4nzlich undurchl\u00e4ssig zu machen mit Stanniol hinterklebt war, war in einer \u00d6ffnung in der Wand zwischen zwei Zimmern so aufgeh\u00e4ngt, dafs aufser durch die \u00d6ffnung IF kein Licht von dem einen in das andere","page":345},{"file":"p0346.txt","language":"de","ocr_de":"346\nRoswell P. Angler.\n\u2022 \u2022\nZimmer gelangen konnte. Der Rand der \u00d6ffnung IF wurde sorgf\u00e4ltig glatt abgeschnitten, um zwischen dem inneren und dem \u00e4ufseren Feld eine scharf abgesetzte Grenze herzustellen. Das \u00e4ufsere Feld empfing sein Licht von einem Auerbrenner WA (\u00e4ufseres Weifs), der in einen mit einer \u00d6ffnung versehenen schwarzen Zylinder eingeschlossen war. Um die Intensit\u00e4t des Lichtes nach Belieben ver\u00e4ndern zu k\u00f6nnen, war der Brenner auf Schienen (S1) von etwa 400 cm L\u00e4nge verschiebbar angeordnet. Das innere Feld wurde von den beiden Auerbrennern W\u00ce (inneres Weifs) und FL (farbiges Licht) erhellt. Das von W1 ausstrahlende Licht fiel zuerst auf eine an dem schmalen Ende des Trichters T2 aus schwarzer Pappe befindliche Milchglasscheibe\nFig. 1.\nund wurde von da aus durch ein total reflektierendes Prisma F und einen durchsichtigen Spiegel DS, ein mikroskopisches Deckgl\u00e4schen, auf die \u00d6ffnung 1F geworfen. Das farbige Licht passierte zuerst ebenfalls eine \u00e4hnliche Milchglasscheibe, und dann gef\u00e4rbte Gelatinebl\u00e4ttchen, die mit der Milchglasscheibe zusammen an dem schmalen Ende des schwarzen Trichters T1 angebracht waren. Da die Intensit\u00e4t des farbigen Lichts zur Feststellung des Schwellenwertes in rascher Folge stufenweise ver\u00e4nderlich sein mufste, war die Lichtquelle FL auf einem kleinen Wagen angebracht, der auf Schienen (S2) von 700 cm L\u00e4nge leicht hin und hergeschoben werden konnte. Die beiden Lichtquellen WI und FL sollten nun das Feld 1F jede f\u00fcr sich v\u00f6llig unabh\u00e4ngig beleuchten, daher wmrden sie durch eine geschw\u00e4rzte Scheidewand getrennt, so dafs kein Licht von dem einen zu dem anderen","page":346},{"file":"p0347.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Einflu\u00df des Helligkeitskontrastes auf Farbenschwellen. 347\nApparat gelangen konnte. Die W\u00e4nde des Zimmers waren, um St\u00f6rungen durch reflektiertes Licht auszuschliefsen, ebenfalls geschw\u00e4rzt.\nMit Hilfe des Schienenweges S1 konnte die Intensit\u00e4t des \u00e4ufseren Weifs von 0 (Lampe ausgel\u00f6scht) bis 256 stufenweise gesteigert werden. Der willk\u00fcrlich gew\u00e4hlte Punkt der gr\u00f6fsten Intensit\u00e4t wurde bei einer Entfernung der Lampe von IF yon 25 cm erreicht. Die Intensit\u00e4ten des inneren Weifs und des farbigen Lichts wurden nach der Entfernung der Lichtquellen von den Milchglasscheiben in T1 und T2 angegeben. Die Intensit\u00e4t des farbigen Lichts liefs sich von 0 bis 19600 steigern. Wie aus den Tabellen hervorgeht, zogen wir der Einfachheit halber vor, f\u00fcr das innere Weifs keine besondere Intensit\u00e4tsskala aufzustellen, sondern die Intensit\u00e4ten in derselben Einheit wie die Werte des \u00e4ufseren Weifs anzugeben. Die absolute Intensit\u00e4t des \u00e4ufseren Weifs bei 256 war viel h\u00f6her als die des farbigen Lichtes bei 19600, haupts\u00e4chlich, weil das Licht der Lampe FL, ehe es das innere Feld erreichte, durch eine Milchglasscheibe und farbige Gelatinebl\u00e4ttchen fiel und dadurch abgeschw\u00e4cht wurde. F\u00fcr die vorliegende Untersuchung war dies nat\u00fcrlich gleichg\u00fcltig, da nur die entsprechenden Werte der beiden Serien untereinander verglichen werden sollten.\nDer Beobachter (der Verf.) safs an dem Punkt A der Skizze. Sein Kinn ruhte dabei auf einer St\u00fctze auf und zwar so, dafs seine Blicklinie das 100 cm weit entfernte innere Feld IF senkrecht traf. Um die wirksame Lichtmenge einzig und allein von der Intensit\u00e4t des Sehfeldes abh\u00e4ngig zu machen, wurde eine k\u00fcnstliche Pupille von 1,5 mm Durchmesser angewendet.\nDie zu den Versuchen angewendeten Farben waren ein sattes Pot, Gr\u00fcn, Gelb und Blau. F\u00fcr meine Zwecke war es unn\u00f6tig den absoluten Schwellenwert irgend einer dieser Farben zu bestimmen, sondern es kam vielmehr darauf an, f\u00fcr die jeweilige Sitzung so genau wie m\u00f6glich festzustellen, wieviel ein gegebener Schwellenwert durch eine gegebene Ver\u00e4nderung des Unterschiedes zwischen den Intensit\u00e4ten des inneren und des \u00e4ufseren Feldes, d. h. des Helligkeitskontrastes, erh\u00f6ht oder erniedrigt w\u00fcrde. Bei Untersuchungen dieser Art werden, wie mir scheint, gewisse Fehlerquellen m\u00f6glichst vollst\u00e4ndig beseitigt, wenn der Beobachter den Unterschied zwischen zwei an der Schwelle stehenden gleichzeitig dargebotenen farbigen Lichter","page":347},{"file":"p0348.txt","language":"de","ocr_de":"348\nRosivell P. Angier.\nwahrzunehmen hat, d. h. wenn er anzugeben hat, welche H\u00e4lfte des Beobachtungsfeldes (etwa die rechte oder die linke) eine von zwei gleichhellen und m\u00f6glichst einander un\u00e4hnlichen Farben einnimmt. Hierzu ist nat\u00fcrlich erforderlich, dafs man schnell und ohne Vorwissen des Beobachters die Stellung der beiden Farben wechseln k\u00f6nne.\nDa die Farben gleichzeitig dargeboten wurden, war es ferner unumg\u00e4nglich notwendig die zusammengeh\u00f6rigen Paare (rot-gr\u00fcn und gelb-blau) auf dieselbe Helligkeit einzustellen. Der Beobachter konnte n\u00e4mlich sonst die beiden Farben in der N\u00e4he des Schwellenwertes noch an der verschiedenen Helligkeit unterscheiden, selbst wenn die Farbe selbst nicht mehr wahrzunehmen war.\nUm diese gleiche Helligkeit zu erzielen, gab ich den beiden Farben eines Paares den gleichen \u201ePeripheriewert\u201c in folgender Weise. In dem \u00e4ufseren Feld, das mit farblosem Licht gleichf\u00f6rmig erhellt wurde, erschien das innere Feld, dessen Durchmesser zu diesem Zwecke auf 2 mm verkleinert wurde, und das sein Licht durch eines der farbigen Gelatinefenster erhielt. Dieses Feld betrachtete ich im peripherischen Sehen unter Beibehaltung einer guten Helladaptation f\u00fcr die betreffende Netzhautstelle so, dafs es farblos erschien, und stellte nun durch Vor- und Zur\u00fcckschieben der Lampe FL seine Intensit\u00e4t ein bis sie der des Hintergrundes gleich war, das heilst, bis das Feld in dem Hintergrund g\u00e4nzlich verschwand. Dann setzte ich das andere Gelatinefenster des Farbenpaares an Stelle des ersten und f\u00fcgte, w\u00e4hrend die Lampen in derselben Lage stehen blieben, so lange farblose Gelatinebl\u00e4tter hinzu, bis die Intensit\u00e4t so weit gemindert war, dafs auch diese Farbe f\u00fcr denselben peripherischen Teil der Netzhaut in dem Hintergrund verschwand. Dadurch wurde erreicht, dafs die beiden leuchtenden Farbenfelder f\u00fcr die Peripherie des helladaptierten Auges und damit gem\u00e4fs den von Kries-schen Ausf\u00fchrungen1 f\u00fcr die farbenempfindlichen Elemente des Auges \u00fcberhaupt denselben Reizwert oder Weifsvalenz hatten. Im Laufe der Versuche wiederholte ich diesen Ausgleich der \u201ePeripheriewerte\u201c der beiden Farbenpaare mehrmals mit der grofsten Sorgfalt.\nNachdem so die zu jedem Farbenpaar geh\u00f6rigen Gelatinebl\u00e4ttchen endg\u00fcltig ausgew\u00e4hlt worden waren, wurden sie zu-\n1 Diese Zeitschrift 15, 247. Auch a. a. O. 199, 201, 202\u2014203.","page":348},{"file":"p0349.txt","language":"de","ocr_de":"Uber den Einflu\u00df des Heilig keitsko7itr as tes auf Farbenschwellen. 349\nsammen auf einer d\u00fcnnen kreisf\u00f6rmigen Milchglasscheibe befestigt. Wenn diese Scheibe nun in ihre Stellung am Ende des Trichters gebracht wurde, so erblickte der Beobachter zwei verschieden gef\u00e4rbte leuchtende Halbkreise, die durch eine feine senkrechte Grenzlinie voneinander getrennt waren. Ein Assistent konnte ohne Vorwissen des Beobachters die ganze Scheibe rasch umdrehen, so dafs die Farben ihm vertauscht gezeigt wurden, ohne dafs die Pause zwischen den Beobachtungen deshalb verl\u00e4ngert zu werden brauchte. Um schliefs-lich, auch wenn die Intensit\u00e4t der Farben sich unter dem Schwellenwert befand, dem Beobachter eine das Feld genau halbierende Trennungslinie darzubieten, wurde ein schwarzer Faden in passender Weise zwischen dem Beobachter und dem inneren Feld einige Zentimeter von diesem entfernt aufgeh\u00e4ngt. Dieser Faden legte nat\u00fcrlich auch die Stellung des beobachtenden Auges fest, da bei jeder seitlichen Bewegung des Auges das Feld sofort ungleich geteilt erscheinen mufste.\nBei den meisten Versuchsreihen, d. h. den Versuchen, die in einer Sitzung durchgef\u00fchrt wurden, wurde nun in gleicher Weise und zwar folgendermafsen verfahren : Dem \u00e4ufseren Weifs wurde eine beliebige Intensit\u00e4t gegeben und die des inneren Weifs so eingestellt, das beide Felder gleich hell erschienen. Dann wurde bei konstanter Intensit\u00e4t des inneren Weifs der Schwellenwert der Versuchsfarben f\u00fcr eine Reihe von Intensit\u00e4ten des \u00e4ufseren Weifs festgestellt. Zur Bestimmung jedes Schwellenwertes bewegte der Assistent die Lampe FL sprungweise von dem entfernten Ende des Schienenweges heran und ich gab jedesmal, wenn mir ein Sprung angek\u00fcndigt wurde, ein Urteil ab bis der Punkt erreicht war, an dem ich f\u00fcnfmal hintereinander richtig angeben konnte, auf welcher Seite des halbierten innereil Feldes sich die rote Farbe des rotgr\u00fcnen Paares oder die gelbe des gelb-blauen befand. Ich blieb in Unkenntnis \u00fcber die Richtigkeit meiner Angaben, bis der Schwellenwert erreicht und festgestellt war.\nDa die Beobachtungen anstrengend und zeitraubend waren, machte ich meine Bestimmungen, wie die Tabellen zeigen, meistens an dem rot-gr\u00fcnen Paar allein und benutzte das gelbblaue nur zur Erg\u00e4nzung und Kontrolle, auch wurden die Beobachtungen in einer Sitzung stets nur an einem Farbenpaar gemacht.\t-","page":349},{"file":"p0350.txt","language":"de","ocr_de":"350\nRoswell P. Angier.\nEinige Versuchsreihen wurden ausgef\u00fchrt, bei denen nur eine Farbe angewendet wurde, die dann nat\u00fcrlich das ganze innere Feld einnahm. Durch Drehung der die farbigen Gelatinen tragenden Milchglasscheibe konnte nach Belieben die eine oder die andere Farbe eines Paares dargeboten werden, so dafs die Versuchsperson niemals zuvor wissen konnte, welche Farbe das Feld f\u00fcllte. Diese Versuche wurden haupts\u00e4chlich zu dem Zwecke gemacht, Fehler aufzudecken, die dadurch h\u00e4tten entstehen k\u00f6nnen, dafs trotz meiner Vorsichtsmafsregeln die beiden farbigen Felder verschieden hell gewesen w\u00e4ren; denn die Farben wurden sukzessiv dargeboten bei fortw\u00e4hrender \u00c4nderung in der Lichtst\u00e4rke des die Farben erzeugenden Lichtes.\nDie Werte einer jeden der oben beschriebenen Versuchsreihen unter sich liefsen demnach erkennen, welchen Einflufs die \u00c4nderung der Intensit\u00e4t des \u00e4ufseren Weifs bei gleichbleibender Intensit\u00e4t des inneren Weifs auf die Schwellenwerte von Farben aus\u00fcbt. Da nun ferner die absolute Anfangsintensit\u00e4t des inneren Weifs von einer Versuchsreihe zur anderen wechselte, w\u00e4hrend das Verfahren im \u00fcbrigen das gleiche blieb, konnte durch eine Vergleichung der Versuchsreihen untereinander auch der Einflufs der \u00c4nderung der Intensit\u00e4t des inneren Weifs auf die Schwellenwerte f\u00fcr einen gegebenen Wert des \u00e4ufseren Weifs nachgewiesen werden, Schliefslich wurden in anderen Versuchsreihen die Intensit\u00e4ten sowohl des inneren als auch des \u00e4ufseren Feldes parallel ver\u00e4ndert, so dafs also nur die absolute Intensit\u00e4t beider sich \u00e4nderte. Die Variabele war im ersten Fall die Intensit\u00e4t des \u00e4ufseren Weifs, im zweiten die des inneren, im dritten die Intensit\u00e4t beider zusammen. Die Versuche der ersten und zweiten Art sollten die Wirkung einer durch Helligkeitskontrast hervorgebrachten Steigerung oder Verminderung des Helligkeitswertes des inneren Feldes auf die Schwellenwerte zeigen, die Versuche der dritten Art dagegen den Einflufs der Ver\u00e4nderung der Intensit\u00e4t ohne die Einwirkung eines Helligkeitsunterschiedes.\nAn dieser Stelle mufs ich noch in K\u00fcrze einiges \u00fcber die zur Beseitigung von Fehlerquellen getroffenen Vorkehrungen einschalten. Der Assistent hatte mit besonderer Sorgfalt darauf .zu achten, dafs der die Lampe tragende Wagen W so ger\u00e4uschlos bewegt und die Stellung der Farben auch unterhalb des Schwellenwertes so oft und in so unregelm\u00e4fsigen Abst\u00e4nden gewechselt wurde, dafs mir als Beobachter die Verschiebung der","page":350},{"file":"p0351.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Ein\u00fcufs des Helligkeitskonirasies auf Farbenschwellen.\t351\nLampe und das Wechseln der Stellung der Farben vollst\u00e4ndig verborgen blieb, bis ich durch die Farbenempfindung selbst davon Kenntnis erhielt. Der Assistent verzeichnete jedesmal die Stellung der Lampe und der Farben mit meiner Antwort auf seinen Ruf \u201eFertig\u201c in dem Versuchsprotokoll.\nZwischen den einzelnen Beobachtungen richtete ich meinen Blick abw\u00e4rts von dem \u00e4ufseren Feld weg, um die Umstimmung des Sehorgans durch weifses Licht, die nach v. Kries1 schon an sich den Schwellenwert erh\u00f6ht, zu vermeiden. Auf den Ruf \u201eFertig\u201c fixierte ich auf einen Augenblick die Mitte der Trennungslinie der beiden Farben, sah dann, wenn ich die Farbe nicht unterscheiden konnte, wieder weg, wiederholte dieses Verfahren vier- oder f\u00fcnfmal, und antwortete schliefslich \u201eich weifs nicht\u201c oder ,.rot links\u201c oder ..rechts\u201c. Indem ich so mein Urteil stets von dem ersten Augenblick des Fixierens abh\u00e4ngig machte, vermied ich, soweit dies bei Versuchen, bei denen \u00fcberhaupt fixiert werden mufs, m\u00f6glich ist, die Fehler, die durch die Erm\u00fcdung des Sehorgans und die fl\u00fcchtigen Umstimmungen desselben (sog. sukzessiven Kontrast) infolge von unwillk\u00fcrlichen Augenbewegungen entstehen. Um die durch allzulange fortgesetzte Beobachtungen entstehende Erm\u00fcdung m\u00f6glichst zu verringern, ruhte ich nach jeder Bestimmung eines Schwellenwertes einige Zeit aus.\nBei der Erkennung einer Farbe, etwa der roten, beschr\u00e4nkte ich mich, wie ich schon andeutete, darauf, zu bestimmen, welche H\u00e4lfte des inneren Feldes sie einnahm. Ich wartete nicht etwa bis der empfangene Eindruck einer bewufst vorgestellten normalen \u201eRot\u201c entsprach, sondern ich begn\u00fcgte mich damit festzustellen, dafs es rot war, ob es nun rot aussah oder nicht. Einige wenige Versuche, die ich machte, so lange zu warten, bis 4ie Farbe wirklich \u201erot\u201c aussah, ergaben so viele subjektive Zweifel und so grofse objektive Schwankungen der Schwellenwerte, dafs das Verfahren sich als undurchf\u00fchrbar erwies. Schon die durch die verschieden starken Helligkeitskontraste hervorgerufenen verschiedenen S\u00e4ttigungsgrade der Farben h\u00e4tten seine Anwendung unm\u00f6glich gemacht. Auch bei den Beobachtungen an dem ungeteilten (einfarbigen) Feld machte ich meine Angaben in derselben Weise.\n1 Nagels Handbuch. Bd. Ill, S. 213, 219.\nZeitsehr. f. Sinnesphysiol. 41.\n23","page":351},{"file":"p0352.txt","language":"de","ocr_de":"352\nRoswell P. Angier.\nDie gewonnenen Resultate sind in den Tabellen I\u2014IV verzeichnet. Die erste Kolumne jeder Tabelle enth\u00e4lt die Intensit\u00e4ts-werte des \u00e4ufseren Weifs oder der Hintergrundsbeleuchtung ( Wo) ; in den folgenden Kolumnen sind die Intensit\u00e4ten des farbigen Lichtes (Lf) angegeben, welche notwendig waren um eine Farbe, bei gegebenen \u00e4ufseren und inneren Weifsintensit\u00e4ten auf die Schwelle zu bringen. Schliefslich findet man oberhalb jeder Tabelle den Intensit\u00e4tswert f\u00fcr das innere Weifs (IFi), dafs, wie erinnerlich sein wird, f\u00fcr eine ganze Versuchsreihe immer konstant blieb, und dessen Wert einem der Werte des \u00e4ufseren Weifs gleichgesetzt und mit derselben Zahl ausgedr\u00fcckt wurde. Um dies noch anschaulicher zu machen, habe ich diejenige horizontale Reihe der Farbenintensit\u00e4ten, welche die Schwellenwerte bei gleicher Intensit\u00e4t des \u00e4ufseren und des inneren Weifs angeben, durch Sterne bezeichnet. Wo ich die Ergebnisse mehrerer Reihen zu einem Gesamtmittel vereinigt habe, bedeuten die in gew\u00f6hnlichem Druck angegebenen Zahlen diese Gesamtergebnisse, w\u00e4hrend jedesmal die Resultate der einzelnen Versuchsreihen in Kursivschrift darunter angegeben sind. \u00dcberall bedeuten die in Klammern gesetzten Zahlen die Anzahl der einzelnen Beobachtungen.\nT ab elle I.\nKot-Gr\u00fcn Paar.\tGeteiltes Feld. Wi = 4,0.\tKontrastwirkung\nW a\tLf\t\n0,0\t_\t\u2014\no T~t\t\t\u2014\n1,8\t\u2014\t\u2014\n4,0*\t1,6(7)*\t1,3(7)*\n\t1,6(6)\t1,3 (4)\n\t1,4(1)\t12(3)\n16,0\t2,1 (8)\t2,0(10)\n\t2,4(6)\t2,0 (6)\n\t1,5 (2)\t2,0(4)\n64,0\t10,7 (10) (6) 7,2(4)\t\u2014\n256,0\t26,1(6)\t22,7(9)","page":352},{"file":"p0353.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Einflufs des Helligkeitskontrastes auf Farbenschwellen.\t353\nTabelle II.\nRot-Gr\u00fcn Paar. Geteiltes Feld. Kontrastwirkung.\nWi = 16,0.\n0,0\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\t4,9(9) 4,9 (5) 4,9 (4)\n1,0\t8,9(2)\t\t5,7(3)\t4,9(9) 5.8\t(5) 3.8\t(5)\t3,8(5)\n1,8\t6,4(7) 6,6 (5) 5,8 (2)\t\t\u2014\t\u2014\t\u2014\u2014\n4,0\t4,8(5)\t\u2014\t8,4(3)\t2,9(9) 2,8 (5) 3,0 (4)\t3,4(5)\n16,0*\t5,3(2)*\t4,4(6)*\t2,6(7)*\t3,1(5)*\t3,7(5)*\n64,0\t5,5(3)\t8,3(7)\t3,0(6)\t6,1(5)\t\u2014\n256,0\t21,7(3)\t\u2014\t12,7(7)\t22,3(5)\t\u2014\nTabelle III.\nBlau-Gelb Paar. Geteiltes Feld. Kontrastwirkung.\nWi = 16,0.\n0,0\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n1,0\t\u2014\t8,7(4)\t\u2014\t7,6(4)\n4,0\t\u2014\t9,7(4)\t\u2014\t8,4(4)\n16,0*\t6,4(3)*\t8,9(7)* 11,7 (4) 5,2 (3)\t12,1(5)* 11,6 (3) 12,9 (2)\t8,0(6)* 6,5 (3) 9,4 (3 )\n64,0\t10,9(4)\t\u2014\t25,3(4)\t\u2014\n256,0\t28,9(7) 25,8 (4) 33,0 (3)\t\t52,1(4)\t\nFenster auf\t35,1(4)\t\u2014\t60,5(4)\t\nTabelle IV.\nRot-Gr\u00fcn Paar. Ungeteiltes Feld. Kontrastwirkung.\nWi = 16,0.\n0,0\t2,0(3)\t2,4(5)\t2,2(4)\n1,0\t2,7(6)\t2,2(5)\t2,5(4)\n4,0\t1,8(5)\t2,5(5)\t2,1(4)\n16,0*\t2,2(7)*\t1,9(5)*\t2,0(9)* 2,5 (2) 1,8 (7)\n64,0\t8,4(4)\t6,6(5)\t7,2(4)\n256,0\t14,5(8)\t15,7(8)\t15,3(7)\n\t15,9 (5)\t16,8 (5)\t13,5 {4)\n\t12,2 (3)\t13,9 (3)\t17,8(3)\nFenster auf\t19,6(3)\t25,8(4)\t.\t19,9(4) 23*","page":353},{"file":"p0354.txt","language":"de","ocr_de":"354\nRoswell P. Angier.\nDie Tabellen I\u2014IV enthalten die Ergebnisse der Versuche \u00fcber den Einflufs einer Intensit\u00e4ts\u00e4nderung des \u00e4ufseren Weifs bei konstanter Intensit\u00e4t des inneren Weifs. Aus diesen Tabellen lassen sich folgende Tatsachen ableiten. In jeder Kolumne sind die Schwellenwerte, die unterhalb der bei gleicher Intensit\u00e4t des inneren und \u00e4ufseren Weifs erhaltenen Werte auf gef\u00fchrt sind, ausnahmslos h\u00f6her als diese (mit einem Stern bezeichneten Zahlen) selbst. Daraus geht hervor, dafs jede Steigerung der Intensit\u00e4t des kontrasterregenden Feldes (\u00e4ufseres Weifs) \u00fcber die des kontrastleidenden Feldes (inneres Weifs) auch eine Erh\u00f6hung des Schwellenwertes zur Folge hat. Die \u00fcber den gesternten Werten stehenden Zahlen sind dagegen teils h\u00f6her, teils niedriger als die gesternten Werte, auch sind die Differenzen zwischen diesen Zahlen bei weitem nicht so grofs als bei den unter dem Stern aufgef\u00fchrten. Eine Verminderung der Intensit\u00e4t des \u00e4ufseren Weifs unter die des inneren Weifs scheint demnach auf die Schwellenwerte keinen dem Grade oder der Dichtung nach bestimmt ausdr\u00fcckbaren Einflufs auszu\u00fcben. Ich habe in der Tat -wiederholt gefunden, dafs eine geringe gerade bemerkbare Steigerung der Helligkeit des \u00e4ufseren Weifs \u00fcber die des inneren Feldes, eine Farbe, die auf dem Schwellenwert sich befand (wenn die Intensit\u00e4ten gleich waren), zum Verschwinden brachte, w\u00e4hrend ich mich nicht \u00fcberzeugen konnte, dafs eine betr\u00e4chtliche Erniedrigung der \u00e4ufseren Intensit\u00e4t, selbst bis auf 0 hinunter, den Schwellenwert irgendwie beeinflufste. Subjektiv sichere Beobachtung war in diesem Fall besonders schwierig, da die gr\u00f6fsere Helligkeit des inneren Feldes im Vergleich zum \u00e4ufseren die Farbe sehr unges\u00e4ttigt erscheinen liefs, so dafs meiner Ansicht nach die geringen und sich widersprechenden Abweichungen in den erhaltenen Werten innerhalb der unvermeidlichen Fehlergrenzen liegen, die ja bei allen Schwellenwertsermittelungen sehr weit gezogen werden m\u00fcssen. Ich kann daher nicht behaupten, dafsf\u00fcr mich und unter den von mir beobachteten Versuchsbedingungen, wenn das kontrasterregende Feld dunkleristals das kontrastleidende, irgend eine konstante \u00c4nderung des Schwellenwertes sich feststellen l\u00e4fst.\nEine Vergleichung der Tabellen I und II miteinander zeigt uns den Einflufs der \u00c4nderung der Intensit\u00e4t des inneren Feldes","page":354},{"file":"p0355.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Einflufs des Helligkeitskontrastes auf Farbensehwellen. 355\nauf die Schwellenwerte. Die Tabellen III und IV k\u00f6nnen zu dieser Vergleichung nicht mit herangezogen werden, da die in ihnen aufgef\u00fchrten Ergebnisse unter ganz verschiedenen Bedingungen erhalten worden sind. Man sollte erwarten, dais unter sonst gleichen Bedingungen eine Erh\u00f6hung der Helligkeit eines farbigen Feldes durch Hinzuf\u00fcgen von weifsem Licht, wie in vorliegendem Fall, eine entsprechende Erh\u00f6hung des Schwellenwertes der Farbe verursachen w\u00fcrde, denn eine solche Erh\u00f6hung bedeutet f\u00fcr eine gegebene Menge farbigen Lichts eine Abnahme des S\u00e4ttigungsgrades der Farbe. Aber die \u201eanderen Bedingungen*\u25a0 bleiben sich nicht gleich, denn jede \u00c4nderung der Helligkeit des farbigen Feldes \u00e4ndert zugleich auch das Intensit\u00e4tsVerh\u00e4ltnis d. h. den Kontrast zwischen dem farbigen Feld und dem Hintergrund. Werden aber die Intensit\u00e4ten von Feld und Hintergrund gleichm\u00e4fsig ge\u00e4ndert (der Fall der in den Tabellen V und VI behandelt wird), so wird wenigstens auch das Niveau der Helligkeit, auf dem beide stehen, mit ge\u00e4ndert.\nDer Einflufs des Hintergrundes auf die Schwellenwerte scheint nun aber nach unserer Erfahrung viel geringer zu sein, wenn der Hintergrund dunkler als wenn er heller ist als das farbige Feld. Wenn wir also zwei Versuchsreihen finden k\u00f6nnen, in denen die Intensit\u00e4t des \u00e4ufseren Feldes konstant bleibt, w\u00e4hrend in der einen Reihe die Helligkeit des inneren Feldes gesteigert wird, so dafs sie gr\u00f6fser ist als die des \u00e4ufseren Feldes in beiden Reihen, so werden wir durch eine Vergleichung der Werte erkennen k\u00f6nnen, wie eine Steigerung der Intensit\u00e4t des inneren Feldes allein, wenn der st\u00f6rende Einflufs des \u00e4ufseren Feldes nach M\u00f6glichkeit beschr\u00e4nkt ist, auf die Schwellenwerte wirkt. Zwei Reihen dieser Art sind die horizontale Reihe in Tabelle II, die unmittelbar \u00fcber der mit Sternen bezeichneten steht, und die gesternte Reihe in Tabelle I. In beiden ist die Intensit\u00e4t des \u00e4ufseren Weifs 4, w\u00e4hrend die des inneren Weifs von 4 in Tabelle I auf 16 in Tabelle II ansteigt. Der Schwellenwert betr\u00e4gt, wenn beide Felder die Intensit\u00e4t 4 haben 1,45, wenn dagegen das \u00e4ufsere Feld 4 und das innere Feld 16 hat, 4,87, \u2014 eine erhebliche Steigerung. In beiden F\u00e4llen habe ich die Mittelwerte angenommen. Die \u00fcbrigen Zahlenreihen der Tabellen I und II k\u00f6nnen deshalb nicht in dieser Weise miteinander verglichen werden, weil in ihnen die Intensit\u00e4t des \u00e4ufseren Weifs gr\u00f6fser ist als die des inneren Feldes, und daher zwei Einfl\u00fcsse","page":355},{"file":"p0356.txt","language":"de","ocr_de":"356\nBosivell P. Angier.\nvorhanden sind, die den Schwellenwert in die H\u00f6he treiben, der Helligkeitsunterschied und die Erh\u00f6hung der Intensit\u00e4t des inneren Feldes selbst. Der Anteil jedes dieser beiden Einfl\u00fcsse an der Erh\u00f6hung des Schwellenwertes l\u00e4fst sich nat\u00fcrlich nicht gesondert bestimmen.\nIch m\u00f6chte auch nicht etwa zu grofses Gewicht auf die anf\u00fchrten Werte legen, da die Beobachtungen wenig zahlreich und die Ergebnisse etwas schwankend sind. In Verbindung mit den Ergebnissen der anderen noch zu betrachtenden Tabellen, wobei irgend eine Kontrastwirkung \u00fcberhaupt fehlte, zeigen aber diese Zahlen meiner Ansicht nach doch, dafs eine Steigerung der Helligkeit eines farbigen Feldes durch weifses Licht den Schwellenwert der Farbe merklich erh\u00f6ht.\nVon besonderer Bedeutung sind diese Ermittelungen \u00fcber den Einflufs der Weifs-Intensit\u00e4t des inneren Feldes auf die Schwellenwerte als Warnung f\u00fcr Experimentatoren, die geneigt sind zu vergessen, dafs jede Intensit\u00e4ts\u00e4nderung an einem farbigen Feld auch eine \u00c4nderung seines Helligkeitsverh\u00e4ltnisses zu dem Hintergrund mit sich bringt und dadurch allen experimentellen Fehlern, die durch schwankende Helligkeitskontraste entstehen k\u00f6nnen, T\u00fcr und Tor \u00f6ffnet. Wie ich schon im Eingang erw\u00e4hnte sind in vielen Arbeiten \u00fcber peripherisches Farbensehen zum Beispiel die Helligkeitskontraste zwischen Farbe und Hintergrund als Nebensache behandelt worden, w\u00e4hrend doch gerade f\u00fcr die Wahrnehmung mit der Peripherie der Netzhaut bei der die \u201ehelp und \u201edunkel\u201c Adaptierung des Auges die Bedingungen des Versuches kompliziert, eine Vernachl\u00e4ssigung gerade dieser Verh\u00e4ltnisse verh\u00e4ngnisvoll werden kann. In den meisten F\u00e4llen ist, wie ich schon ausf\u00fchrte, die Wahrscheinlichkeit eines Irrtumes dann am geringsten, wenn der Hintergrund weniger hell ist als das farbige Feld.\nIn den Tabellen V und VI sind die Ergebnisse einer parallelen \u00c4nderung der Helligkeit des inneren und des \u00e4ufseren Weifs enthalten. Die in den senkrechten Kolumnen aufgef\u00fchrten Werte zeigen deutlich, dafs eine Zunahme der Intensit\u00e4t des inneren Weifs, wenn dem \u00e4ufseren Weifs gleichzeitig derselbe Intensit\u00e4tswert gegeben wird, stets eine recht erhebliche Erh\u00f6hung der Schwellenwerte der Farben zur Folge","page":356},{"file":"p0357.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Emfiufs des Helligkeitskontrastes auf Farbenschic eilen. 357\nhat. Ebenso bewirkt eine Abnahme beider Intensit\u00e4ten ein Sinken der Schwellenwerte.\n* Tabelle V.\nRot-Gr\u00fcn Paar. Geteiltes Feld. Parallele \u00c4nderung.\nWa und Wi\t\tFarbiges Licht (Lf)\t\n0,0\t\u2014\t.\t\t\u2014\n1,0\t21,2(5)\t21,7(5)\t27,3(5)\n4,0\t42,0(5)\t39,8(5)\t31,8(5)\n16,0\t40,5(5)\t45,3(5)\t65,8(8) 74,8 (5) 54,0(3)\n256,0\t253,2(5)\t306,2(5)\t253,2(5)\nTabelle VI.\nRot-Grtin Paar. Ungeteiltes Feld. Parallele \u00c4nderung.\n0,0\ti\t\t\t\u2014_\n1,0\t!\t4,5(4)\t5,4(5)\t5,1(4)\n4,0\t1\t12,3(4) i\t16,0(10) 19.9\t(4) 13.9\t(6)\t14,5(5)\n16,0\t36,5(5) 1\t28,2(4)\t34,6(5)\nIm Vergleich zu den Ergebnissen der Tabellen I\u2014IV also, die den Einflufs einer \u00c4nderung der Helligkeit des inneren Feldes durch einen Helligkeitskontrast zeigen, ergeben die Tabellen V und VI gerade das entgegengesetzte. Obgleich n\u00e4mlich die Verdunkelung des inneren Feldes, sei sie nun durch Steigerung der Helligkeit des \u00e4ufseren Feldes oder durch gleich-m\u00e4fsige Verdunkelung beider Felder hervorgebracht, f\u00fcr das Auge genau denselben Eindruck macht, steigen in dem ersten Fall die Schwellenwerte, w\u00e4hrend sie indem zweiten fallen. Das Wesentliche ist also nicht die subjektive Verdunkelung des inneren Feldes, die in beiden F\u00e4llen eine Erh\u00f6hung des S\u00e4ttigungsgrades der Farben mit sich bringt, sondern die objektive Zunahme der Intensit\u00e4t des weifsen Lichtes. Eine Zunahme der Intensit\u00e4t des weifsen Lichtes, sei es im inneren Feld, sei es im \u00e4ufseren oder in beiden zugleich, verursacht jedesmal ein Steigen der Schwellenwerte.","page":357},{"file":"p0358.txt","language":"de","ocr_de":"358\nHo sic ell P. Angier.\nDie qualitative Feststellung dieser Tatsache ist das Hauptergebnis meiner Versuche.\nWas nun die quantitative Bestimmung dieser Wirkung des weifsen Lichtes betrifft, so zeigen allerdings die Tabellen I\u2014IVr dafs eine fortgesetzte Steigerung der Intensit\u00e4t des farblosen Hintergrundes eines farbigen Feldes, das selbst konstant gehalten wird, auch ein fortlaufendes Steigen des Schwellenwertes der Farben zur Folge hat und auch dafs Steigerung der Intensit\u00e4t des farbigen Feldes selbst durch weifses Licht die Schwellenwerte entsprechend erh\u00f6ht, gleichg\u00fcltig ob dabei der Hintergrund konstant bleibt oder gleichzeitig heller wird. Nichtsdestoweniger habe ich weder in dem einen noch in dem anderen Fall eine einfache durch Zahlen ausdr\u00fcckbare Beziehung zwischen den Erh\u00f6hungen der Schwellenwerte und den entsprechenden Steigerungen der Lichtintensit\u00e4t herausfinden k\u00f6nnen.\nDie theoretische Deutung meiner Versuchsergebnisse bleibt, wie sich von selbst versteht, mit der Schwierigkeit behaftet, dafs die wechselnden Erleuchtungen, sei es des inneren, sei es des \u00e4ufseren Feldes auch zu Umstimmungen Veranlassung geben, somit die beobachteten \u00c4nderungen der Schwellenwerte ganz, oder teilweise auf diesen beruhen k\u00f6nnen. Es ist dies wie man sieht eine Schwierigkeit, die bei quantitativen Ermittlungen wegen der f\u00fcr die Bestimmung einer Schwelle unter allen Umst\u00e4nden erforderlichen Zeit nicht beseitigt werden kann. Dagegen erschien es von Interesse, wenigstens qualitativ das Bestehen der gefundenen Abh\u00e4ngigkeiten auch unter Bedingungen zu pr\u00fcfen, bei denen durch eine m\u00f6glichst pl\u00f6tzliche Variierung der betr. Lichtverh\u00e4ltnisse die Bedeutung jenes Momentes so sehr als eben m\u00f6glich eingeschr\u00e4nkt wurde. Diesem Zwecke dienten eine Anzahl hier noch anzuf\u00fchrender Kontrollversuche. Um m\u00f6glichst schnelle \u00c4nderungen des \u00e4ufseren Weifs zu erhalten, stellte ich beide Felder auf dieselbe Helligkeit ein, indem ich den Gasschlauch der Lampe, die das \u00e4ufsere Feld beleuchtete, mit einem Quetschhahn zusammendr\u00fcckte. Dann fixierte ich gleich von Anfang an das innere Feld und ver\u00e4nderte augenblicklich durch Offnen oder Schliefsen des Quetschhahnes die Intensit\u00e4t des \u00e4ufseren Feldes. Jede Zunahme der Intensit\u00e4t der Beleuchtung, selbst eine nur eben wahrnehmbare, erh\u00f6hte auch den Schwellenwert. Gew\u00f6hnlich verfuhr ich hierbei so, dafs ich die Farbe bei gleicher Helligkeit beider Felder nahezu auf den Schwellenwert","page":358},{"file":"p0359.txt","language":"de","ocr_de":"Uber den Einflu\u00df des Helligkeitskontrastes auf Farbenschwellen. 359\nbrachte und dann feststellte, dafs eine Erh\u00f6hung der Intensit\u00e4t des \u00e4ufseren Feldes sie zum Verschwinden brachte. Wenn sich die Farbe zu Anfang \u00fcber dem Schwellenwert befand, bewirkte jede Erh\u00f6hung der Intensit\u00e4t des Hintergrundes, dafs sie sich mehr und mehr dem Schwellenwerte n\u00e4herte, bis sie schliefslich bei einem gewissen Wert der \u00e4ufseren Intensit\u00e4t ganz verschwand. Diese Tatsache best\u00e4tigt das in den Tabellen enthaltene Ergebnis, dafs n\u00e4mlich die H\u00f6he der Schwellenwerte zu der Intensit\u00e4t des \u00e4ufseren Feldes in gewisser quantitativer Beziehung steht, wenn sich auch kein bestimmt formulierbares Gesetz ableiten l\u00e4fst. Eine Erniedrigung der \u00e4ufseren Intensit\u00e4t unter die des inneren Feldes hat, wie ich bereits erw\u00e4hnte, keinen sicher feststellbaren Einflufs auf die Schwellenwerte weder in der einen noch in der anderen Richtung.\nUm ferner auch den Einflufs paralleler \u00c4nderung der Helligkeit beider Felder auf die Schwellenwerte in analoger Weise (tunlichst ohne Umstimmung des Sehorgans durch weifses Licht) zu zeigen, wurde die Versuchseinrichtung folgenderinafsen abge\u00e4ndert. Der Karton, der als \u00e4ufseres Feld gedient hatte, wurde durch eine Fl\u00e4che aus schwarzem Sammt ersetzt, die in gleicher Weise wie der Karton in der Mitte mit einem Loch als inneres Feld versehen wrar. Vor diesem Loch wurde an der Stelle, die sonst das Auge des Beobachters eingenommen hatte, ein durchsichtiger Spiegel so auf gestellt, dafs er mit der schwarzen Sammetfl\u00e4che einen Winkel von 450 bildete. Dadurch wurden die aus dem Loch austretenden Strahlen des farbigen Lichtes parallel zu der Sammtfl\u00e4che reflektiert. Wenn ich nun durch den durchsichtigen Spiegel auf einen Schirm aus weifser Pappe blickte, erschien das farbige Licht auf den weifsen Schirm projiziert als ein inneres farbiges Feld. Der Schirm konnte mit Hilfe einer passend auf gestellten Lampe mit weifsem Licht beleuchtet werden, so dafs ich also, wenn ich den Gaszuflufs mit einem Quetschhahn regulierte, die Intensit\u00e4t des inneren und des \u00e4ufseren Feldes in jedem Augenblick gleichzeitig \u00e4ndern konnte.\nDie Ergebnisse meiner Beobachtungen mit dieser Einrichtung best\u00e4tigten vollkommen die in den Tabellen V und VI enthaltenen. Wie in dem oben beschriebenen Versuch fixierte ich gleich von Anfang an die Mitte des inneren Feldes und fand, dafs eine Steigerung der Intensit\u00e4t beider Felder eine Farbe die dem Schwellenwert nahe war, sofort zum Verschwinden brachte, oder,","page":359},{"file":"p0360.txt","language":"de","ocr_de":"360\nRoswell P. Angier.\nfalls sie vorher \u00fcber dem Schwellenwert sich befand, schw\u00e4cher erscheinen liefs. Andererseits konnte eine unter dem Schwellenwert liegende Farbe durch Abschw\u00e4chung der Intensit\u00e4t beider Felder \u00fcber den Schwellenwert hinaus gehoben werden. Ferner konnten, wie in dem oben beschriebenen Konstrastversuch auch\nwerte und der Intensit\u00e4t beider Felder festgestellt werden.\nHerr Geheimrat y. Kries hatte die G\u00fcte an diesen beiden letzten Versuchen teilzunehmen und hat meine Beobachtungen best\u00e4tigen k\u00f6nnen.\nDie Ergebnisse aller dieser Versuchsreihen k\u00f6nnen wir im folgenden zusammenfassen. Wenn die Helligkeit eines farbigen Feldes durch die Kontrastwirkung eines intensiver beleuchteten Hintergrundes herabgesetzt wird, steigt der Schwellenwert; und zwar geht die Erh\u00f6hung im grofsen und ganzen der Steigerung der Intensit\u00e4t des \u00e4ufseren Feldes \u00fcber die des inneren hinaus parallel. Ein Sinken der Helligkeit des Hinter grundes unter die des farbigen Feldes schien unter den Versuchsbedingungen keine der Richtung nach bestimmte oder andauernde Wirkung auf die Schwellenwerte auszu\u00fcben. Wird dagegen die Intensit\u00e4t des inneren Feldes allein oder die beider Felder gleichzeitig ge\u00e4ndert, so sinkt der Schwellenwert mit sinkender und steigt mit steigender Intensit\u00e4t. Wird also die Helligkeit des farbigen Feldes durch Kontrastwirkung herabgesetzt, so steigt der Schwellenwert, wird aber die eigene Intensit\u00e4t des farbigen Feldes vermindert, so sinkt er. Oder mit anderen Worten: wenn die Helligkeit eines farbigen Feldes oder seines Hintergrundes durch Hinzuf\u00fcgen von weifsem Licht erh\u00f6ht wird, steigt der objektive Schwellenwert in beiden F\u00e4llen, obgleich im ersten Fall subjektiv die Helligkeit des farbigen Feldes erh\u00f6ht und der S\u00e4ttigungsgrad der Farbe vermindert wird, w\u00e4hrend im zweiten umgekehrt die Helligkeit vermindert und der S\u00e4ttigungsgrad erh\u00f6ht wird. In keinem Falle aber liefs sich aus den Ergebnissen der beschriebenen Versuche ein","page":360},{"file":"p0361.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Emflufs des Helligkeitskontrastes auf Farbenschwellen. 361\nzahlenm\u00e4lsig ausdr\u00fcckbares Gesetz der Abh\u00e4ngigkeit der Schwellenwerte von den Intensit\u00e4ten ableiten.\nDieses Ergebnis ist ein weiterer Beleg daf\u00fcr, dafs die Beziehungen zwischen den Wirkungen des farbigen und des farblosen Lichts auf das Sehorgan in hohem Grade verwickelt sind, bei weitem verwickelter als die herrschenden Theorien \u00fcber das Farbensehen vermuten lassen. Auch die Wirkung der sogen. \u201eUmstimmung\u201c des Sehorgans durch farbloses Licht auf das Farbensehen steht zu den in den beschriebenen Versuchen gefundenen Tatsachen in enger Beziehung, und mufs bei einer W\u00fcrdigung ihrer theoretischen Wichtigkeit mit in Betracht gezogen werden. Wenn n\u00e4mlich ein Abschnitt der Netzhaut erst weifsem und dann farbigem Licht ausgesetzt wird, das sich eben \u00fcber dem Schwellenwert befindet, so wird die Farbe dem Schwellenwert n\u00e4her gebracht oder sogar unter ihn herabgedr\u00fcckt. Diese Tatsache, die den Ergebnissen meiner Versuche ganz analog ist, erlaubt uns in der Aufstellung verallgemeinernder S\u00e4tze \u00fcber die Wirkung der Erregung des Sehorgans durch weifses Licht auf das Farbensehen noch einen Schritt weiter zu gehen. Der Schwellenwert einer Farbe wird demnach f\u00fcr einen bestimmten Teil der Netzhaut erh\u00f6ht, d. h. die Farbenempfindlichkeit wird herabgesetzt, wenn\n1.\tdieser Teil kurz vorher durch weifses Licht umgestimmt worden ist,\n2.\twenn der Teil gleichzeitig durch farbiges und weifses Licht erregt wird,\n3.\twenn die unmittelbare Umgebung dieses Teils der Netzhaut gleichzeitig durch weifses Licht erregt wird, so dafs durch den Helligkeitskontrast das farbige Feld verdunkelt wird. Es l\u00e4fst sich also wohl zusammenfassend behaupten, dafs wenn ein Teil der Netzhaut in den Wirkungskreis einer hellen weifsen Lichtquelle kommt seine Farbenempfindlichkeit dadurch beeintr\u00e4chtigt wird.\nF\u00fcr eine theoretische Deutung der mitgeteilten Tatsachen fehlen uns meines Erachtens zu sehr die Unterlagen, als dafs es sich empfehlen k\u00f6nnte, darauf einzugehen. Nur darauf m\u00f6chte ich hinweisen, dafs die gerade f\u00fcr die Auffassung der Kontrasterscheinungen besonders bevorzugte Theorie Herings hier auf","page":361},{"file":"p0362.txt","language":"de","ocr_de":"362\nRoswell P. Angier.\nerhebliche Schwierigkeiten stofst. Ihr zufolge sollte der Zustand der schwarz - weifsen Sehsnbstanz an einer Netzhautstelle sich jedenfalls in demselben Sinne \u00e4ndern, wenn die Weifsbelichtung dieser Stelle selbst vermindert, oder die der Umgebung vermehrt wird. Ferner sollen die Bedingungen f\u00fcr die Wahrnehmung der Farben am g\u00fcnstigsten sein, wenn der Zustand der schwarz-weifsen Sehsubstanz ein Gleichgewicht von Assimilation und Dissimilation, ein neutrales Grau darstellt. Hiernach m\u00fcfste man erwarten, dafs es wenigstens irgend welche F\u00e4lle geben werde, in denen wir nicht blofs durch Verminderung des inneren, sondern auch durch Steigerung des \u00e4ufseren Weifs, nicht blofs durch objektive, sondern auch durch Kontrastverdunkelung die Bedingungen f\u00fcr das Farbenerkennen g\u00fcnstiger machen, die Farbenschwellen herabsetzen k\u00f6nnen. Ich habe aber etwas derartiges nie beobachtet; immer ist vielmehr der Erfolg der objektiven Weifs Verminderung in loco und der Kontrastverdunkelung der entgegengesetzte.\nEs ist, wie ich glaube, nicht an der Zeit, eine Erkl\u00e4rung meiner Beobachtungen durch neue Annahmen \u00fcber die Wechselwirkung benachbarter Netzhautteile zu versuchen. Doch kann man wohl sagen, dafs der allgemeine Eindruck, den die Tatsachen machen, dahin geht, uns die Substrate der Farbenempfindungen nicht in dem Mafse, wie es z. B. die HERiNGsche Theorie annimmt, von denjenigen der farblosen Empfindungen und demgem\u00e4fs auch von dem durch farbloses Licht hervorzurufenden Kontrastwirkungen unabh\u00e4ngig erscheinen zu lassen. In der Tat gewinnt man eigentlich unmittelbar den Eindruck, dafs die durch (farblose) Belichtung der Umgebung erzeugte Kontrastverdunkelung eben nicht blofs eine Verschiebung der die farblose Helligkeit bestimmenden Vorg\u00e4nge, sondern zugleich auch eine Verminderung der der Farbenempfindung dienenden darstelle, dafs sie \u00e4hnlich wirke wie eine Verminderung des ganzen Lichtes, von dem das kontrastleidende Feld getroffen wird, nicht aber wie eine Verminderung nur des in ihm enthaltenen Weifs. Dieses Ergebnis ist demjenigen ganz analog, zu dem v. Kries bei seinen Versuchen \u00fcber die Weifserm\u00fcdung gelangt ist. Auf diese ganz allgemeine Bezeichnung der Richtung, in der die Tatsachen unsere Erw\u00e4gungen zu lenken geeignet sind, glaube ich mich an dieser Stelle beschr\u00e4nken zu sollen.","page":362},{"file":"p0363.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Einflufs des Helligkeitskontrastes auf F\u00e4rbens eine eilen.\t363\nAnhang.\nNachdem ich meine Versuche, die ich erst jetzt Gelegenheit finde zu publizieren, ganz abgeschlossen hatte, ist eine Arbeit von R\u00e9v\u00e9sz 1 ver\u00f6ffentlicht worden, die ganz unabh\u00e4ngig und in sehr erfreulicher Weise mein Hauptresultat (dafs bei zunehmendem Helligkeitskontrast die Farbenschwelle steigen) best\u00e4tigt. Ihm ist es auch gelungen ein einfaches quantitatives Gesetz aufstellen zu k\u00f6nnen, dafs n\u00e4mlich \u201eder Wert der Farbenschwelle eine lineare Funktion der gegebenen Lichtst\u00e4rke des kontrasterregenden Feldes ist\u201c.\nAuf eine detailliertere Vergleichung der R\u00c9v\u00c9szschen Beobachtungen mit den meinigen hinsichtlich der Versuchsanordnung und Ergebnisse (insbesondere jenes numerischen Gesetzes) m\u00f6chte ich hier nicht eingehen. Die Hauptsache ist jedenfalls, dafs wir eine Steigerung der Farbenschwelle bei zunehmender V'eifs-intensit\u00e4t des kontrasterregenden Feldes als ohne allen Zweifel festgestellt ansehen d\u00fcrfen.\n1 \u00dcber die Abh\u00e4ngigkeit der Farbenschwellen von der achromatischen Erregung. Zeitsehr. f. Sinnesphysiol. 41 (1). 1906.\n(Eingegangen am 1. September 1906.)","page":363}],"identifier":"lit33391","issued":"1907","language":"de","pages":"343-363","startpages":"343","title":"\u00dcber den Einflu\u00df des Helligkeitskontrastes auf Farbenschwellen","type":"Journal Article","volume":"41"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:31:10.590850+00:00"}

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