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Ein Fall von ungewöhnlicher Verschiedenheit der Mischungsgleichungen für beide Augen eines Beobachters

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{"created":"2022-01-31T14:35:35.498029+00:00","id":"lit33393","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Samojloff, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 41: 367-372","fulltext":[{"file":"p0367.txt","language":"de","ocr_de":"367\nAus der physikalischen Abteilung des physiologischen Instituts zu Berlin.)\nEin Fall\nvon ungew\u00f6hnlicher Verschiedenheit der Mischungsgleichungen f\u00fcr beide Augen eines Beobachters.\nVon\nProf. A. Samojlofe.\nVergleicht man die Farbenmischungsgleichungen verschiedener farbent\u00fcchtiger Personen untereinander, so findet man ausgesprochene individuelle Schwankungen. Es sind hiermit selbstredend nicht die Schwankungen der Einstellungen gemeint, die in die Grenzen der Beobachtungsfehler im weitesten Sinne des Wortes fallen, sondern diejenigen pers\u00f6nlichen Abweichungen, die durch ihre Konstanz irgend einen charakteristischen Zug des betreffenden lichtperzipierenden Organes ausmachen.\nBekanntlich haben v. Feey und v. Keies einen Teil der individuellen Schwankungen der Farbenmischungseinstellungen auf die verschiedene Lichtabsorption seitens des gelben Pigmentes des gelben Fleckes bei verschiedenen Individuen zur\u00fcckf\u00fchren k\u00f6nnen.1 2 Auf andere Weise wurde die Lichtabsorption des gelben Fleckes von Heeing- und von Sachs3 eingehend untersucht.\n1\ty. Keies: Gesichtssinn im NAGELSchen Handbuch der Physiologie, Bd. III, 1905, S. 124. S. auch v. Feey und v. Keies, du Bois-Reymonds Arch. 1881, S. 336.\n2\tHeeing: \u00dcber individuelle Verschiedenheiten des Farbensinnes. Lotos, Neue Folge, 6, 1885.\n3\tSachs: \u00dcber die spezifische Lichtabsorption des gelben Fleckes der Netzhaut. Pfl\u00fcgers Archiv 50, S. 577. 1891.\n9X\nZeitsckr. f. Simiesphysiol. 41.","page":367},{"file":"p0368.txt","language":"de","ocr_de":"368\nA. Samojloff.\nAbgesehen von diesen auf klar zutage tretender physikalischer Ursache beruhenden individuellen Schwankungen unterscheidet man seit Lord Rayleigh, Donders und K\u00f6nig andere seltenere F\u00e4lle von ziemlich bedeutenden Abweichungen, die man mit K\u00f6nigs Ausdruck als Gruppe der anomalen Trichromaten zu-sammenfafst. Die Abweichungen der Anomalen beruhen auf \u00c4nderungen der physiologischen Erregbarkeit.1\nEs fragt sich mjn, wie steht es denn mit den Farbeneinstellungen ihr beide Augen eines und desselben Beobachters ? Merkw\u00fcrdigerweise ist diese Frage sehr wenig behandelt wTorden. Abgesehen von ganz vereinzelten, nicht hinreichend genau beschriebenen F\u00e4llen von einseitiger Farbenblindheit, und der sorgf\u00e4ltigen, unten n\u00e4her zu erw\u00e4hnenden Beobachtung Sulzers aus Donders\u2019 Laboratorium2, fehlen die Angaben \u00fcber irgend welche Unterschiede in den Farbenwahrnehmungen vermittels beider Augen eines Trichromaten fast vollst\u00e4ndig. Mir ist nur noch ein einziger Fall dieser Art von Hilbert bekannt.3 Hilbert sah beim Mikroskopieren das Gesichtsfeld (auch beim Beobachten des bew\u00f6lkten Himmels durch das Loch eines Kartenblattes) mit dem rechten Auge bl\u00e4ulich, mit dem linken r\u00f6tlich. Eine n\u00e4here Untersuchung des Farbensinnes beider Augen wurde nicht unternommen.\nIch selbst wurde auf diese Frage durch Beobachtungen einer geringen St\u00f6rung an meinen Augen geleitet. Ich finde, dafs meine Farbenempfindungen, je nachdem ich mit dem rechten oder linken Auge sehe, meistens verschieden sind (ich leide an beiderseitiger Myopie 5,0 Dioptrien bei normalem Visus). Am h\u00e4ufigsten beobachte ich den Unterschied beim Betrachten der Gesichtsfarbe irgend einer Person. Die Farbe erscheint dem einen Auge r\u00f6tlicher, dem anderen gelblicher. Auch bei anderen Gelegenheiten, n\u00e4mlich beim Betrachten orangegef\u00e4rbter Gegenst\u00e4nde, h\u00e4ufig auch beim Anblick einer weifsen Papierfl\u00e4che bei abendlicher Lampenbeleuchtung tritt der Unterschied in der Farben-\n1\ty. Kries: Gesichtssinn im NAGELSchen Handbuch der Physiologie. Bd. III, 1905, S. 126.\n2\tDonders: Farbengleichungen. Arch. f. Anat. u. Physiol. Physiol. Abteilung. 1884.\n3\tR. Hilbert: Die individuellen Verschiedenheiten des Farbensinnes zwischen den Augen eines Beobachters. Pfl\u00fcgers Archiv 57, S. 61. 1894.","page":368},{"file":"p0369.txt","language":"de","ocr_de":"Ein Fall von ungew\u00f6hnlicher Verschiedenhe t der Mischungsgleichungen etc. 369\n\u2022 \u2022\nnuance deutlich hervor. \u00dcbrigens ist der Grad der Verschiedenheit sehr unbedeutend, die geschilderte Erscheinung kann \u00fcberhaupt nur bei speziell darauf gerichteter Aufmerksamkeit beobachtet werden. Nur bei einer Gelegenheit tritt die Abnormit\u00e4t sofort hinderlich in den Weg, n\u00e4mlich wenn ich vor die Aufgabe gestellt bin, eine Farbengleichung einzustellen ; ich bemerke dann immer, dafs namentlich im Bereiche der langwelligen H\u00e4lfte des Lichtspektrums die Farbengleichungen f\u00fcr beide Augen etwas verschieden eingestellt werden m\u00fcssen.\nIm Sommer 1906, w\u00e4hrend eines kurzen Aufenthaltes in Berlin, als Prof. W. Nagel mir seinen Spektralfarbenapparat f\u00fcr Farbenblindheitsdiagnose demonstrierte und ich eine Farbengleichung einstellen sollte, trat die Erscheinung des verschiedenen Verhaltens meiner beiden Augen farbigem Lichte gegen\u00fcber sofort ein. Durch eine Leihe orientierender Versuche liefs sich feststellen, dafs die Erscheinung konstant ist und dafs es lohnend ist, eine genaue Bestimmung der bemerkten Abnormit\u00e4t auszu-f\u00fchren. Dank der liebensw\u00fcrdigen Unterst\u00fctzung von Prof. Nagel f\u00fchrte ich eine Reihe von Versuchen am HELMHOLTzschen Farbenmischungsapparat nach demjenigen Plane aus, den Prof. v. Kries f\u00fcr die n\u00e4here Pr\u00fcfung der anomalen Trichromaten angewandt hat, um die Frage zu l\u00f6sen, ob Pigmentierungsdifferenzen deren Abweichung von den normalen Trichromaten bedingten.\nEs wurden die Farben Rot 670 ^ und Gr\u00fcn 540 in mefsbaren Verh\u00e4ltnissen miteinander gemischt und das Gemisch verschiedenen homogenen Lichtern zwischen Rot und Gr\u00fcn gleich gemacht. Die Ergebnisse einer Reihe von Einstellungen seien in Form nachstehender Tabelle angef\u00fchrt.\n(Siehe Tabelle auf S. 370\u2014371.)\nDer erste Stab enth\u00e4lt die Wellenl\u00e4nge des homogenen Vergleichslichtes, der zweite und dritte die Nicolstellungen f\u00fcr beide Augen und der vierte endlich den hieraus berechneten Quotienten der Rot-Gr\u00fcnverh\u00e4ltnisse beider Augen.\nDie Nicolstellung ergibt das Mischungsverh\u00e4ltnis von Rot zu Gr\u00fcn ausgedr\u00fcckt in Graden,\t=\tDieses Ver-\nh\u00e4ltnis ist f\u00fcr beide Augen bestimmt worden und zwar so, dafs\nich die Einstellung der Mischung entsprechend einem homogenen\n24*","page":369},{"file":"p0370.txt","language":"de","ocr_de":"370\nA. Samojlof.\nTabelle.\nWellenl\u00e4nge\tNicolstellung f\u00fcr\t\tQuotient der Rot-\ndes homogenen\tlinkes\trechtes\tGr\u00fcn- V erh\u00e4ltnisse\nLichtes\tAuge\t\tlinks und rechts\n\t42,9\t43,3\t\n\t42,4\t42,9\t\n\t42,8\t43,4\t\n\t42.7\t43,3\t\n556\t43,8\t43,9\t1,00\n\t40,5\t45,2\t\n\t43,3\t42,9\t\n\t47,0\t45,9\t\n\t47,0\t43,1\t\n\t45,2\t43,2\t\n\tMittel 43,76\tMittel 43,71\t\n\t45,0\t44,6\t\n\t46,1\t43.0\t\n567\t47^5\t44'0\t1,24\n\t47,2\t43,0\t\n\t47,5\t43,0\t\n\tMittel 46,66\tMittel 43,52\t\n\t54,0\t50,1\t\n\t54,2\t49.9\t\n578\t53,7\t50,9\t1,30\n\t54,8\t50,0\t\n\t53,8\t81,0\t\n\tMittel 54,10\tMittel 50,38\t\n\t59,6\t57,7\t\n\t59.7\t57,1\t\n\t60,0\t57,8\t\n(Natriumlicht)\t59,7\t57,4\t1 57\n589\t59,7\t57,2\t\n\t59,7\t58,2\t\n\t59,8\t57,8\t\n\t59,7\t57,6\t\n\t59,7\t57,8\t\n\t59,2\t57,1\t\n\u2022\tMittel 59,68\tMittel 57,57\t","page":370},{"file":"p0371.txt","language":"de","ocr_de":"Ein Fall von ungew\u00f6hnlicher Verschiedenheit der Mischungsgleichungen etc. 371\nWellenl\u00e4nge des homogenen Lichtes\nMcolstellung f\u00fcr\nlinkes\nrechtes\nAuge\nQuotient der Rot-Gr\u00fcn-V erh\u00e4ltnisse links und rechts\nBll\n023\n71.7\t69,2\t\n71,8\t69.3\t\n71.2\t70,2\t1,25\n72,0\t69,7\t\n71,8\t70,5\t\nMittel 71,7\tMittel 69,8\t\n79,2\t77,0\t\n77,8\t77,2\t\n76,0\t76,8\t1,10\n77,2\t77,0\t\n77.0\t76,0\t\nMittel 77.4 *\tMittel 76,8\t\nLichte mehrere (5 bis 10) Mal nacheinander f\u00fcr das eine Auge und dann f\u00fcr das andere ebensoviel Mal ausf\u00fchrte. Aus dem zahlenm\u00e4fsig bestimmten Verh\u00e4ltnis wurde dann der Quotient der Verh\u00e4ltnisse berechnet, der in unserem Falle dieselbe Bedeutung hat, wie der Quotient der Mischungsverh\u00e4ltnisse f\u00fcr Rot und Gr\u00fcn seitens der anomalen und normalen Trichromaten in analogen Versuchen von v. Kkies.\nEs ist aus der Tabelle zu ersehen, dafs der Quotient bei verschiedenen homogenen Vergleichslichtern durchaus nicht konstant ist, wie er sein m\u00fcfste, wenn eines der beiden in die Mischung eingehenden Lichter im einen Auge merklich st\u00e4rker als im anderen geschw\u00e4cht w\u00fcrde, sondern von beiden Seiten her zum Natriumgelb deutlich ansteigt. Es ist also dadurch bewiesen, dafs die Verschiedenheit beider Augen nicht einfach physikalisch erkl\u00e4rt werden kann; man kann dieselbe beispielsweise nicht auf eine Ungleichheit der Makulaf\u00e4rbung zur\u00fcck-i\u00fchren, denn in diesem Falle w\u00fcrde der Quotient entsprechend der konstant bleibenden Verschiedenheit der Absorptionsverh\u00e4ltnisse beider Augen keine \u00c4nderung aufweisen. Es mufs vielmehr angenommen werden, dafs analog den Verh\u00e4ltnissen bei Anomal-trichromaten wir es hier mit Verschiedenheiten physiologischer ErregbarkeitsVerh\u00e4ltnisse beider Augen zu tun haben.","page":371},{"file":"p0372.txt","language":"de","ocr_de":"372\nA. Samojloff.\nWie man sieht, ist das Verh\u00e4ltnis beider Augen zueinander bei mir ein \u00e4hnliches, wie es Sulzer bei sich beobachtet und auf. Veranlassung von Donders (a. a. 0.) mitgeteilt hat. Auch bei ihm ist das Rotgr\u00fcn-Verh\u00e4ltnis in einer Gelbmischung rechts merklich anders, wie links. Berechnet man aus seinen Mischungsrechts\ngleichungen den entsprechenden Quotienten ^ f\u00fcr 589 als\nVergleichslicht, wie oben f\u00fcr meine Augen, so erh\u00e4lt man den Wert 1,7. Bei mir betr\u00e4gt der entsprechende Wert 1,57. Die Verschiedenheit der Augen Sulzers scheint also noch erheblicher gewesen zu sein, als die bei mir gefundene, aber von gleicher Art. Auch bei ihm zeigt sich der maximale Unterschied bei einem Licht von 589 als Vergleichslicht. Der gr\u00f6fseren Differenz an diesem Punkte des Spektrums entspricht die Angabe Sulzers, dafs noch bei der Stelle der Lithiumlinie (670) eine betr\u00e4chtliche Differenz zwischen rechts und links nachweisbar ist, w\u00e4hrend bei mir schon f\u00fcr ein Licht von 629 \\i\\.i der Unterschied an der Grenze der Nachweisbarkeit liegt.\n(Eingegangen am 5. November 1906.)","page":372}],"identifier":"lit33393","issued":"1907","language":"de","pages":"367-372","startpages":"367","title":"Ein Fall von ungew\u00f6hnlicher Verschiedenheit der Mischungsgleichungen f\u00fcr beide Augen eines Beobachters","type":"Journal Article","volume":"41"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:35:35.498035+00:00"}

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