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Über Lokalisation von Druckreizen der Hände bei verschiedenen Lagen der letzteren [In zwei Teilen]

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{"created":"2022-01-31T16:33:03.914785+00:00","id":"lit33400","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Rupp, Hans","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 41: 127-153, 182-238","fulltext":[{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"(Aus dem psychologischen Institut der Universit\u00e4t G\u00f6ttingen.)\n127\n\u00dcber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde bei verschiedenen Lagen der letzteren.\nVon\nDr. Hans Rupp,\nAssistent am psychologischen Institute.\nInhaltsverzeichnis.\nEinleitung.\tSeite\n\u00a7 1.\tProblemstellung......................................128\n\u00a7 2.\tVersuchsanordnung....................................130\n\u00a7 3.\tInstruktion der Versuchsperson.......................132\n\u00a7 4.\tAufbau der Versuchsreihen............................132\n\u00a7 5.\tDie verwendeten Ber\u00fchrungsstellen\tund\tihre\tBezeichnung\t.\t133\n\u00a7 6.\tDie verwendeten Lagen und ihre\tBezeichnung\t.....\t134\nErster Abschnitt. Vergleichung verschiedener Hand-\nlagen vor der Brust..............................................138\nKapitel I. Besultate der\tZeitmessung...............................139\n\u00a7 7. Besultate der Beihen\tI\tund\tII...............................139\n\u00a7 8. Kriterium daf\u00fcr, wann die Differenz zwischen den arithmetischen Mitteln zweier Lagen als wesentlich zu betrachten ist.............................................141\n\u00a7 9.\tVergleichung\tder Fingerbestimmung\tbei den Lagen ff und X\t143\n\u00a7 -10.\tVergleichung\tder Handbestimmung\tbei den Lagen ff und ^\t145\n\u00a7 11.\tVergleichung\tder Fingerbestimmung\tbei den Lagen ff und f/\t147\n\u00a7 12.\tVergleichung\tder Handbestimmung\tbei den Lagen ff und \u00ff\t147\n\u00a7 13. Vergleichung der Fingerbestimmung bei den Lagen 1 oben\nund 5 oben..................................................147\n\u00a7 14. Vergleichung der Handbestimmung bei den Lagen 1 oben\nund 5 oben..........................................\n\u00a7 15. Finger- und Handbestimmung bei den beiden Handfingerkreuzungslagen ..........................................\n\u00a7 16. Besultate bei einfacher Beaktion...................\n149\n151\n152","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\nHans Rupp.\nEinleitung.\n\u00a7 1. Problemstellung.\nIm Wintersemester 1903/4 schlug mir Herr Professor G. E. M\u00fcller folgendes Thema zur experimentellen Bearbeitung vor: \u201eWie verhalten sich die Zeiten, welche n\u00f6tig sind, um bei geschlossenen Augen eine durch Ber\u00fchrung einer bestimmten Stelle einer Hand erzeugte Tastempfindung richtig auf die Hand zu lokalisieren, wenn letztere sich in verschiedenen Lagen befindet?\u201c In diesem Thema ist zun\u00e4chst die Frage enthalten, wie sich die Lokalisation von Tasteindr\u00fccken bei verschiedenen Lagen der H\u00e4nde verh\u00e4lt. Diese Frage ist bis jetzt noch nicht systematisch untersucht. Man beschr\u00e4nkte sich darauf, einige T\u00e4uschungen zu erw\u00e4hnen, welche infolge einer unnormalen Lage der Finger oder H\u00e4nde entstehen, wie die aristotelische T\u00e4uschung oder wie die T\u00e4uschung, welche Henri auf Seite 139 seines bekannten Buches: \u201e\u00dcber die Raumwahrnehmungen des Tastsinnes\u201c erw\u00e4hnt.\nEine erfolgreiche Behandlung der Frage scheint mir wenigstens in vielen F\u00e4llen erst m\u00f6glich, wenn die Messung der Lokalisationszeiten zu Hilfe genommen wird, wie es in dem oben genannten Thema vorgeschlagen ist. Denn es besteht h\u00e4ufig ein nufserordentlich geringer Unterschied zwischen den Lokalisationsvorg\u00e4ngen zweier verschiedener Lagen, dessen Vorhandensein der Selbstbeobachtung leicht entgehen kann, oder welchen dieselbe nicht mit Sicherheit festzustellen vermag. Die Zeitmessung zeigt jedoch h\u00e4ufig in solchen F\u00e4llen ganz deutliche Differenzen an, und zwar mit objektiver Sicherheit. Ebenso lassen sich zwar in einigen F\u00e4llen aus gewissen T\u00e4uschungen wertvolle Aufschl\u00fcsse \u00fcber die Lokalisationsvorg\u00e4nge gewinnen. Aber auch diese Quelle w\u00fcrde allein nicht hinreichen. Denn erstens gibt es viele Lagen, bei denen keine T\u00e4uschungen Vorkommen, und zweitens kommen T\u00e4uschungen gew\u00f6hnlich nur bei den ersten Versuchen einer Reihe vor, w\u00e4hrend uns die Zeitmessung auch f\u00fcr die sp\u00e4teren Versuche h\u00e4ufig deutliche Unterschiede der Dauer des Lokalisationsvorganges erkennen l\u00e4fst. Aus dem Gesagten geht hervor, wie wichtig die Messung der Lokalisationszeiten f\u00fcr die Beant-","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n129\nwortung der erw\u00e4hnten Frage ist; sie scheint mir f\u00fcr eine ersch\u00f6pfende Behandlung geradezu unentbehrlich zu sein.\nUm nun die Zeitmessung durchzuf\u00fchren, gab mir Herr Professor G. E. M\u00fcller folgende Versuchsanordnung an: Es ist eine bestimmte Hautstelle zu ber\u00fchren und dadurch ein elektrischer Kontakt zu \u00f6ffnen; die Vp. (Versuchsperson) hat die Ber\u00fchrungsempfindung insofern zu lokalisieren, als sie entscheidet, auf welchem Finger oder auf welcher Hand die ber\u00fchrte Stelle ihr zu liegen scheint; sie hat dann den betreffenden Finger oder die betreffende Hand zu nennen ; und indem sie den Namen ausspricht, schliefst sie wieder einen Kontakt. Die n\u00e4here Beschreibung der Versuchsanordnung folgt weiter unten.\nDa also die Hand und der Finger, auf welchen die ber\u00fchrte Stelle zu liegen scheint, genannt werden sollen, so spezialisiert sich das obige Thema zu folgendem: \u201eWie verhalten sich die Reaktionszeiten, welche n\u00f6tig sind, um Hand oder Finger zu nennen, auf welchen die ber\u00fchrte Hautstelle liegt, falls die Hand sich in verschiedenen Lagen befindet?\u201c Nat\u00fcrlich werden nur die Reaktionszeiten f\u00fcr dieselbe ber\u00fchrte Hautstelle bei verschiedenen Handlagen miteinander verglichen. F\u00fchrt man diese Vergleichung auch f\u00fcr andere Hautstellen durch, so besteht die weitere Frage, ob sich die Reaktionszeitenf\u00fcr dieselben bei den gleichen verschiedenen Handlagen ebenso zueinander verhalten, wie die Reaktionszeiten de fr\u00fcher betrachteten Hautstelle. Sobald man aber die Reaktionszeiten f\u00fcr verschiedene Hautstellen sucht, mufs man gleichzeitig Antwort erhalten, auf folgende, von dem obigen Thema zu unterscheidende Frage: \u201eWie verhalten sich die Reaktionszeiten verschiedener Hautstellen bei derselben Lage der Hand?\u201c und entsprechend der zuletzt angef\u00fchrten Frage, mufs man zu diesem Thema die weitere Frage hinzuf\u00fcgen: \u201eIst das Verh\u00e4ltnis dieser Reaktionszeiten bei verschiedenen Lagen ein verschiedenes?\u201c\nVon den genannten 4 Fragen behandelt die vorliegende Arbeit nur die beiden ersten; die Beantwortung der zwei letzten Fragen, soweit sie auf Grund meiner Versuche m\u00f6glich ist, werde ich in einer sp\u00e4teren Abhandlung geben.","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nHans Rupp.\n\u00a7 2. Versuchsanordnung.\nDie \u00e4ufsere Versuchsanordnung war so eingerichtet, dafs die Zeit vom Beginn der Ber\u00fchrung bis zum Beginn der sprachlichen Reaktion gemessen werden konnte.\nDer Reiz wurde ausgef\u00fchrt durch Ber\u00fchrung mit einer KnAEPELiNschen elektrischen Schreibfeder, in welcher sich beim Niederdr\u00fccken ein Kontakt \u00f6ffnet. Die Ber\u00fchrung dauerte so lange, bis die Vp. die Hand oder den Finger genannt hatte. Gleichzeitig mit dem Aussprechen des betreffenden Wortes mufste sie einen Lippenschl\u00fcssel, welchen sie vorher mit der Lippe oder den Z\u00e4hnen in die H\u00f6he gedr\u00fcckt hatte, fallen lassen, wodurch andererseits ein Kontakt geschlossen wurde. Mit diesen beiden Instrumenten war in \u00fcblicher Weise ein Hippsches Chronoskop so verbunden, dafs sein Zeigerwerk im Moment zu laufen begann, wo der Kontakt in der Schreibfeder ge\u00f6ffnet wurde, und so lange lief, bis sich der Kontakt im Lippenschl\u00fcssel schlofs.\nAnmerkung: Um eine exaktere \u00d6ffnung des Kontaktes in der Schreibfeder zu erhalten, liefs ich das Instrument etwas ab\u00e4ndern und gleichzeitig so einrichten, dafs es auch f\u00fcr Stromschliefsung ben\u00fctzt 'werden kann. In dieser Form wird es vom Mechaniker Spindler u. Hoyer in G\u00f6ttingen f\u00fcr den Preis von 9,50 M. geliefert. \u2014 Als Lippenschl\u00fcssel habe ich ebenfalls das verbesserte Modell, wie es von M\u00fcller und Pilzecker bei den Ged\u00e4chtnisversuchen benutzt wurde, verwendet.\nDie ber\u00fchrende Spitze der elektrischen Feder war urspr\u00fcnglich aus Metall; da aber mehrmals ausgepr\u00e4gte Temperaturempfindungen entstanden, so wurde sie durch eine Hartgummispitze ersetzt. Sie war stumpf und hatte ungef\u00e4hr 1,5 mm im Durchmesser, so dafs nicht einzelne Temperatur-, Schmerz- oder Druckpunkte allein gereizt werden konnten.\nGrofse Sorgfalt verwendete ich darauf, die ber\u00fchrende Schreibfeder mit m\u00f6glichst gleicher St\u00e4rke und Geschwindigkeit aufzudr\u00fccken. Dafs die Differenzen in der Geschwindigkeit und St\u00e4rke des Druckes, welche nat\u00fcrlich dennoch bestanden, zur Erkl\u00e4rung der verschiedenen Reaktionszeiten der einzelnen Lagen .nicht herangezogen wTerden k\u00f6nnen, geht aus folgendem hervor: Erstens ist es wegen der gr\u00f6fseren Anzahl der Versuche sehr wahrscheinlich, dafs sich die fraglichen Zuf\u00e4lligkeiten ausglichen. Zweitens wird die angegebene Erkl\u00e4rung dadurch unwahrscheinlich, dafs die Resultate f\u00fcr verschiedene Vpn. \u00fcbereinstimmen. Endlich habe ich die Differenzen der durchschnittlichen","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n131\nReaktionszeiten zweier verschiedener Lagen A und B nur dann -als wesentlich betrachtet, wenn die Reaktionszeiten jedes einzelnen der 5 Finger eine Differenz in demselben Sinne zeigten. Wollte man die Differenz der mittleren Lokalisationszeiten durch verschieden starken oder verschieden schnellen Druck erkl\u00e4ren, so m\u00fcfste man annehmen, dafs nicht nur in der Mehrzahl aller F\u00e4lle zusammen genommen, sondern auch in der Mehrzahl aller Ber\u00fchrungen jedes einzelnen Fingers bei der einen Lage der Hand st\u00e4rker oder schneller gedr\u00fcckt worden sei, als bei der andern Lage, was wohl als ausgeschlossen angesehen werden kann, umsomehr, wenn Gr\u00fcnde f\u00fcr andere Erkl\u00e4rungen vorliegen.\nEine andere Fehlerquelle bestand darin, dafs die zu ber\u00fchrenden Hautstellen nicht immer genau getroffen werden konnten. Dieselben Argumente aber, welche ich eben angef\u00fchrt habe, um zu beweisen, dafs die kleinen Variationen der St\u00e4rke und Schnelligkeit des Druckes nicht imstande sind, die verschiedenen Reaktionszeiten zu erkl\u00e4ren, zeigen gleichzeitig, dafs die verschiedenen Reaktionszeiten ebensowenig aus dieser Fehlerquelle erkl\u00e4rt werden k\u00f6nnen.\nUngef\u00e4hr 2 Sekunden vor jeder einzelnen Ber\u00fchrung gab ich ein Zeichen, damit die Vp. ihre Aufmerksamkeit auf den kommenden Reiz richte. Dieses Avertissement bestand anfangs darin, dafs ich \u201ejetzt\u201c oder \u201elos\u201c sagte. Da ich jedoch Gefahr lief, durch dieses Sprechen die Stellung meines Kopfes und die Gegend, aus welcher der Reiz kommen werde, zu verraten, so ersetzte ich dieses Avertissement durch ein einmaliges Klopfen auf den Tisch. Selbstverst\u00e4ndlich klopfte ich stets auf dieselbe Stelle des Tisches.\nEine \u00e4hnliche Gefahr bestand auch bei meinen Bewegungen der Arme und des Kopfes, die oft n\u00f6tig waren, um zu der zu ber\u00fchrenden Stelle auf der Hand zu gelangen; ich f\u00fchrte sie daher so leise und vorsichtig als m\u00f6glich aus. Tats\u00e4chlich gaben mir die Vpn. auf meine Frage hin stets an, dafs sie von diesen Bewegungen nichts gemerkt hatten.\nDie H\u00e4nde wurden in diejenige Lage, welche der Versuch erforderte, von der Vp. selbst bei ge\u00f6ffneten Augen gebracht. Bei unbequemen Lagen konnte die Vp. zwischen den einzelnen Versuchen die H\u00e4nde in normale Lage bringen. Bei den ersten Versuchsreihen waren die H\u00e4nde zwischen den Versuchen der Vp. sichtbar; sp\u00e4ter wurde dies durch einen Schirm verhindert.","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132\nHans Rupp.\nW\u00e4hrend der Versuche hatte die Vp. die Augen stets zu schliefsen.\n\u00a7 3. Instruktion der Versuchsperson.\nBez\u00fcglich des der Vp. vorgeschriebenen inneren Verhaltens ist nur ein Punkt hervorzuheben. Die Art der Vorbereitung war bei den ersten Versuchsreihen frei gestellt. Die Vp. konnte ihre Aufmerksamkeit auf die H\u00e4nde richten, sich ein Bild derselben entwerfen, sich noch einmal vergegenw\u00e4rtigen , wto die rechte und linke Hand, wo die einzelnen Finger lagen. Da aber dadurch die M\u00f6glichkeit vorhanden war, dafs die Aufmerksamkeit eine bestimmte Hand oder gewisse Finger oder die n\u00e4her liegenden Partien gegen\u00fcber anderen beg\u00fcnstigte, so gab ich bei den sp\u00e4teren Versuchen die Instruktion, nicht an die Hand zu denken, sondern ganz passiv den Beiz zu erwarten, und liefs ferner die Aufmerksamkeit nicht auf die Partie des Raumes richten, in welcher die Hand lag, sondern ungef\u00e4hr gerade nach vorne.\nIm allgemeinen gelang diese Vorbereitung den Vpn. ganz leicht. Ich bezeichne sie im folgenden als passive Vorbereitung und werde in jeder Reihe angeben, ob sie vorgeschrieben war oder nicht.\n\u00a7 4. Aufbau der Versuchsreihen.\nUm die Reaktionszeiten f\u00fcr eine bestimmte Lage zu erhalten, wurde nat\u00fcrlich eine gr\u00f6lsere Anzahl von Versuchen bei dieser Lage ausgef\u00fchrt.\nSollten die Reaktionszeiten mehrerer Lagen verglichen werden, so wurden an mehreren Versuchstagen dieselben Lagen gepr\u00fcft und zwar in verschiedener Reihenfolge, damit der Einflufs der \u00dcbung ausgeschaltet wurde.\nDer Wechsel der Lagen an den verschiedenen Versuchstagen, wie auch der Wechsel der Ber\u00fchrungsstellen war ein zuf\u00e4lliger. Jedoch habe ich bei der Reihenfolge der letzteren folgende Regeln eingehalten : Ich vermied es, dieselbe Stelle unmittelbar hintereinander mehrmals zu ber\u00fchren. Ebenso ber\u00fchrte ich nie mehr als drei Finger ihrer nat\u00fcrlichen Reihenfolge nach (vom Daumen zum kleinen Finger oder umgekehrt) ; auch vermied ich eine gr\u00f6fsere Anzahl von Ber\u00fchrungen in ein und derselben Handgegend, z. B. in der ulnaren H\u00e4lfte. Die Anzahl der Ver","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n133\nsuche, die in einer Sitzung ausgef\u00fchrt wurden, variierte von 30\u201460. Diese Anzahl war an allen Yersuchstagen derselben Versuchsreihe konstant. Die Dauer einer Sitzung betrug gew\u00f6hnlich 3/2 Stunde. Wenn die Vp. jedoch viele Selbstbeobachtungen zu Protokoll geben konnte, so dehnte sie sich bis zu V/2 Stunden aus.\n\u00a7 5. Die zur Ber\u00fchrung kommenden Hautstellen\nund ihre Bezeichnungen.\nEs wurden im Maximum 19 Stellen auf der Yolarseite und ebensoviele auf der Dorsalseite jeder Hand ber\u00fchrt: zun\u00e4chst die 14 Fingerglieder, jedes in der Mitte des Gliedes in gleichen Abst\u00e4nden von den beiden Gelenken, bzw. von dem Gelenk und der Spitze des Fingers; die Dorsalseite des Spitzengliedes wurde etwas unterhalb des Nagels ber\u00fchrt. Aufser den Gliedern der Finger ber\u00fchrte ich auf der Volarseite der H\u00e4nde die Mitte des Ballens jedes Fingers, also jene Stellen der Mittelhand, welche in der Verl\u00e4ngerung der L\u00e4ngsachse der Finger liegen, beim Daumen 2 cm, bei den anderen Fingern 1 cm vom Rande der Mittelhand entfernt. Entsprechend diesen Stellen der Innenseite ber\u00fchrte ich auf der R\u00fcckseite die Mittelhand-Fingergelenke, und zwar ungef\u00e4hr die h\u00f6chsten Punkte derselben.\nAls Namen f\u00fcr die einzelnen Glieder habe ich den Vpn., falls \u00fcberhaupt das Glied, auf welchem die Ber\u00fchrung zu liegen schien, zu nennen war, die Ausdr\u00fccke \u201eerstes\u201c, \u201ezweites\u201c, \u201edrittes Glied\u201c vorgeschrieben; der Ausdruck \u201eerstes Glied\u201c sollte das Grundglied, \u201ezweites Glied\u201c das Mittelglied, beim Daumen das Spitzenglied, der Ausdruck \u201edrittes Glied\u201c das Spitzenglied der vier Finger aufser dem Daumen bedeuten. Entsprechend diesen Benennungen gebrauche ich im folgenden die Bezeichnungen L, IL, III. Glied. F\u00fcr die Ballen und die ihnen entsprechenden Partien auf der Dorsalseite verwendete ich der Einfachheit halber denselben Ausdruck \u201eBallen\u201c und im Text die Abk\u00fcrzung \u201eR\u201c.\nDie Finger hatten die Vpn. mit den Namen \u201eDaumen\u201c, \u201eZeigefinger\u201c, usw. zu bezeichnen, und nicht mit \u201eerster Finger\u201c, \u201ezweiter Finger\u201c usw. Der K\u00fcrze wegen werde ich im folgenden die Bezeichnungen \u201e1\u201c f\u00fcr den Daumen, \u201e2\u201c f\u00fcr den Zeigefinger usw. gebrauchen.\nZur Benennung der H\u00e4nde dienten die Ausdr\u00fccke \u201erechte Hand, linke Hand\u201c oder kurz \u201erechts, links\u201c. Im Text ben\u00fctze","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"134\nHans Hupp.\nich wieder die Abk\u00fcrzungen und nlu. Demnach bedeutet z. B. \u201e2 r II\u201c das Mittelglied des Zeigefingers der rechten Hand und zwar, wie oben angegeben, die Mitte des genannten Gliedes. Ist im folgenden die ber\u00fchrte Stelle eines Fingers nicht n\u00e4her angegeben, so ist immer das Spitzenglied ber\u00fchrt worden.\nBei Versuchen mit einfacher Reaktion, welche zur Deutung der bei den Lokalisationsversuchen erhaltenen Resultate n\u00f6tig waren, liefs ich mit der Silbe ,,pa\u201c oder \u201eta\u201c reagieren.\nAlle eben genannten Reaktionsworte wurden von der Vp. in einer gen\u00fcgenden Anzahl von Vorversuchen einge\u00fcbt.\n\u00a7 6. Die von mir verwendeten Lagen einer und\nbeider H\u00e4nde.\nUm nicht sp\u00e4ter durch eine lange Beschreibung der einzelnen\n__ \u2022 \u2022\nvon mir verwendeten Lagen der H\u00e4nde die \u00dcbersicht zu st\u00f6ren,, will ich sie hier beschreiben und die Bezeichnungen angeben, die ich f\u00fcr sie gebrauchen werde.\nDie Lagen, von welchen in dieser Abhandlung die Rede ist, haben das Gemeinsame, dafs die Reihenfolge der Finger immer die normale ist, dafs also anomale Fingerlagen, wie die des Aristotelischen Versuches, nicht unter ihnen Vorkommen.\nWas die von mir verwendeten Lagen einer Hand betrifft, so haben zwei derselben bereits feste Bezeichnungen: Die Pro-nations- und die Supinationslage. In beiden sind Unterarm und Finger nach vorne gestreckt, die Handfl\u00e4che liegt horizontal, im ersten Falle mit der Dorsalseite, im letzten Falle mit der Volarseite nach oben gewendet.\nEs gibt noch eine dritte Lage mit ann\u00e4hernd horizontaler Handfl\u00e4che und nach vorne gerichteten Fingern, bei welcher ebenfalls die Volarseite nach oben steht; man erh\u00e4lt sie aus der Pronationslage, indem man Hand und Unterarm so dreht, dafs sich der Daumen im Bogen nach unten und aufsen bewegt. Diese ziemlich anstrengende Lage will ich als abnormale Supinationslage bezeichnen.\nAnaloge Lagen lassen sich ausf\u00fchren, wenn der Unterarm und die Finger nicht nach vorne, sondern nach rechts oder links zeigen.\nEinfacher als durch schleppende Namen lassen sich diese wie alle folgenden Lagen durch entsprechende schematische Bezeichnungen charakterisieren. Ein Pfeil soll die Hand vom","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Localisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n1B5\nHandgelenk bis zur Spitze der Finger darstellen, und zwar soll die Spitze des Pfeiles die Spitze der Finger bedeuten. Die Richtung des Pfeiles zeigt an, nach welcher Seite die Hand gerichtet ist; durch einen Zusatz, der andeutet, welcher Finger, bzw. welche Seite der Hand oben liegt, wird die Charakteristik der Lage vervollst\u00e4ndigt. So w\u00fcrde sich f\u00fcr die Pronationslage die schematische Bezeichnung ergeben: f Dors, oben, f\u00fcr die Supinationslage: fYol. oben, und f\u00fcr die abnormale Supinationslage: f Vol. oben abn. Die zuletzt erw\u00e4hnten Lagen mit seitlich gerichteter Hand stellen sich so dar: -> oder <- mit einem entsprechenden Zusatz, der angibt, welche Seite der Hand oben liegt.\nNeben den Lagen mit horizontaler Handfl\u00e4che verwendete ich h\u00e4ufig Lagen mit vertikaler Handfl\u00e4che, und zwar sowohl bei horizontal nach vorne, wie auch bei horizontal seitlich gestrecktem Unterarm und ebenso gerichteten Fingern. Die Lage mit horizontal nach vorne gestrecktem Arm und Fingern erh\u00e4lt man aus der Pronationslage, indem man die Hand um 90 0 entweder so dreht, dafs der Daumen oben liegt, oder so, dafs der kleine Finger oben liegt. Genau dasselbe kann man bei seitw\u00e4rts gerichtetem Arm und Fingern durchf\u00fchren. Schematisch bezeichnen sich diese Lagen in folgender Weise: f 1 oben, f 5 oben, ^ 1 oben, ^ 5 oben.\nWenn man von der abnormalen Supinationslage absieht, so ergeben sich sowTohl bei vorw\u00e4rts, sowie auch bei seitw\u00e4rts gerichtetem Unterarm je 4 Lagen, welche sich durch Drehung der Hand um je 90 0 ineinander \u00fcberf\u00fchren lassen. Dieselben 4 Lagen lassen sich ausf\u00fchren, wenn man den Unterarm und die Finger nach oben gerichtet h\u00e4lt. Ich liefs dabei nicht den ganzen Arm gestreckt nach oben halten, sondern nur den Unterarm, w\u00e4hrend der Oberarm nach abw\u00e4rts gerichtet war und mit dem Unterarm einen sehr spitzen Winkel bildete.\nUm diese 4 Lagen zu charakterisieren und schematisch zu bezeichnen gen\u00fcgt es anzugeben, welche Seite oder welcher Finger dem Gesicht zu ge kehrt ist.1 Die vollst\u00e4ndige schema-\n1 Die Richtung des Pfeiles bedeutet jetzt die Richtung der Hand in der Frontalebene, w\u00e4hrend sie fr\u00fcher die Richtung in der Horizontalebene bedeutete. Auch dieser Unterschied ergibt sich aus dem Zusatz, indem im einen Falle angegeben ist, welche Seite oder welcher Finger oben liegt, im anderen Falle, welche Seite oder welcher Finger dem Gesicht zugekehrt ist.","page":135},{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"136\nHans Rupp.\ntische Bezeichnung der betreffenden 4 Lagen ist folgende : f 1 zugekehrt, f 5 zugekehrt, f Vol. zugekehrt und f Dors, zugekehrt. Von den beiden m\u00f6glichen Lagen, in welchen der kleine Finger dem Gesicht zugekehrt ist, ist nur die bequemere gerechnet.\nIn \u00e4hnlicher Weise kann man 4 Stellungen, welche sich durch Drehung um je 90\u00b0 unterscheiden, auch bei nach hinten gestrecktem Arm ausf\u00fchren. Zu diesen kommt noch eine f\u00fcnfte Lage hinzu, da wie bei nach vorne gestrecktem Arme zwei Supinationslagen m\u00f6glich sind, von welchen ich wieder die unbequemere als abnormale Supinationslage bezeichne. Als Schemen f\u00fcr diese Lagen gebrauche ich die folgenden : f 1 oben, f 5 oben, f Vol. oben, f Dors, oben und f Vol. oben abn. Ich bezeichne jene hintere Lage als die analoge zu einer bestimmten vorderen Lage, die man aus dieser erh\u00e4lt, wenn man den vorgestreckten Arm in der horizontalen Ebene erst seitlich, dann nach hinten bewegt, ohne die Lage der Hand relativ zum Arm zu \u00e4ndern.1\nDie einfachste Lage beider H \u00e4 n d e erh\u00e4lt man, wenn man die H\u00e4nde nach vorne streckt und nun irgend eine der fr\u00fcher beschriebenen 4 Lagen bei vorgestreckten Armen einnehmen l\u00e4fst. Ich verwendete nur die Lage, bei welcher die Daumen oben liegen; ich bezeichnete sie nach Vorschlag von Prof. G. E. M\u00fclles als Parallelstellung, weil die Handfl\u00e4chen parallel liegen. Schematisch bezeichne ich sie in folgender Weise: ff 1 oben.\nDie \u00fcbrigen Lagen beider H\u00e4nde, welche ich verwendete, haben das Gemeinsame, dafs sich die H\u00e4nde ber\u00fchren und kreuzen; ich unterscheide zwischen Handkreuzung und Fingerkreuzung. Bei der Handkreuzung liegen die H\u00e4nde in der Weise schief \u00fcbereinander, dafs sie sich an den Gelenken kreuzen. Stellt man die Hand vom Gelenk bis zu den Fingerspitzen wieder durch einen Pfeil dar, so ist das Schema dieser Handkreuzung bei schief nach vorne liegenden H\u00e4nden folgendes : f/. Die Fingerkreuzung erh\u00e4lt man dadurch, dafs man die Finger der einen Hand zwischen die Finger der anderen Hand hindurch steckt ; die Finger kreuzen sich an ihren Grundgliedern.\n1 Auf diese Weise geh\u00f6rt zur normalen Supinationslage vorne die abnormalere Supinationslage hinten und umgekehrt zur abnormalen Supi-nationslage vorne die normalere der beiden m\u00f6glichen Supinationslagen hinten.","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n137\nDas Schema dieser Fingerkreuzung sieht so aus: X un(^ unterscheidet sich von dem Schema f\u00fcr Handkreuzung durch die Lage des Kreuzungspunktes. Bei diesen Schemen ist es also wesentlich, zu beachten, dafs der Pfeil die Hand vom Gelenk an bis zur Spitze vorstellt. Bei der Handkreuzung k\u00f6nnen die H\u00e4nde jede der vier oben beschriebenen Lagen bei vorgestreckten Unterarmen und Fingern einnehmen. Ich verwendete nur die Lage mit oben liegenden Daumen und die mit oben liegendem kleinen Finger. Diese Lagen werden in folgender Weise bezeichnet: V 1 oben und V 5 oben. der Fingerkreuzung k\u00f6nnen die H\u00e4nde nur so liegen, dafs entweder die Daumen oder \u2022die kleinen Finger oben sind. Ich verwendete nur die erste Lage; das Schema derselben ist folgendes: X 1 oben. Es gibt .analoge Lagen bei schief nach oben und schief nach hinten gerichtet eu Unterarmen und Fingern. Ich ben\u00fctzte nur die Handkreuzung hinter dem R\u00fccken mit oben liegenden Daumen; sie hat das Schema:\t1 oben. Bei allen Handkreuzungslagen be-\nobachtete ich die Regel, dafs der rechte Arm \u00fcber dem linken lag; und bei der Fingerkreuzungslage, die ich verwendete, liefs ich den Daumen der rechten Hand oben liegen.\nEndlich habe ich noch 2 Lagen beider H\u00e4nde zu erw\u00e4hnen, in welchen Hand- und Fingerkreuzung Vorkommen. Ich bezeichne sie als Hand-Finger-Kreuzungslagen im An-rschlufs an En. M\u00fcller.1 Um die erste dieser Lagen zu erhalten, geht man von der Handkreuzung mit oben liegendem kleinen Finger aus, beugt die H\u00e4nde und die Finger nach innen gegeneinander und kreuzt die Finger in der fr\u00fcher beschriebenen Weise. Ich liefs bei meinen Versuchen so kreuzen, dafs der /kleine Finger der linken Hand oben zu liegen kam. Die zweite Hand-Fingerkreuzung erh\u00e4lt man aus der eben genannten, wenn man den ganzen Komplex der beiden H\u00e4nde und Unterarme um eine durch beide Ellbogen gehende Achse so dreht, dafs sich \u25a0die Fingerspitzen erst nach unten, dann gegen die Brust und ,achliefslich nach aufw\u00e4rts bewegen. Wenn man wieder ber\u00fccksichtigt, dafs im Schema der Pfeil die Hand vom Handgelenk -an darstellt, so sieht das Schema f\u00fcr die beiden Hand-Finger-\n1 \u00dcber eine einfache Methode zur Unterscheidung organisch und psychisch bedingter Sensibilit\u00e4ts- und Motilit\u00e4tsst\u00f6rungen. Berlin. Hin. Wochenschrift 1903.\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 41.\t10","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"138\nHans Rupp.\nkreuzungen so aus : ^ 1. Um die beiden Lagen zn unterscheiden, setze ich f\u00fcr die erste Lage das W\u00f6rtchen \u201eh\u00f6r.\u201c hinzu, da bei dieser Lage die Unterarme und die Finger horizontal liegen; f\u00fcr die zweite Lage das W\u00f6rtchen \u201everL\u201c, da hier die Unterarme und die Finger vertikal nach oben gerichtet sind. Man kann die beiden Lagen auch als horizontale und vertikale Hand-Finger kr euzun g bezeichnen. Die letztere dieser Lagen ist von Henri in dem oben genannten Werke auf Seite 139 beschrieben. Er erw\u00e4hnt eine T\u00e4uschung, auf deren theoretische Verwertbarkeit ihn Herr Prof, G. E. M\u00fcller aufmerksam gemacht hatte. Um einen kurzen Namen f\u00fcr diese wichtige Stellung zu haben, will ich sie daher als M\u00fclle es che Stellung bezeichnen.\nZum Schlufs rnufs ich noch erw\u00e4hnen, dafs ich bei allen Lagen Ber\u00fchrungen der H\u00e4nde miteinander, sowie auch mit der Unterlage, auf welcher die Arme ruhten, so viel als m\u00f6glich vermieden habe. Die Vpn. mufsten daher die Finger spreizen* und zwar leicht, nicht krampfhaft, und strecken, so dafs dieselben bei der Finger- und bei der Hand-Fingerkreuzung nicht den R\u00fccken der anderen Hand ber\u00fchrten. Die Hand selbst lag stets, frei, blofs der Unterarm war unterst\u00fctzt. Nur bei der M\u00fcller-schen Stellung war letzteres nicht m\u00f6glich.\nAufser den Lagen, die ich hier beschrieben habe, ben\u00fctzte ich vor\u00fcbergehend noch die eine oder andere Lage ; diese wTerde ich aber erst sp\u00e4ter beschreiben, wenn ich die betreffenden Resultate hereinziehen mufs.\nErster Abschnitt.\nVergleichung verschiedener Handlagen vor der BrusL\nWie in der Einleitung erw\u00e4hnt, ist es der Zweck der vorliegenden Arbeit, zu zeigen, wie grofs die Reaktionszeiten bei Ber\u00fchrung derselben Stellen der H\u00e4nde sind, wenn die letzteren sich in verschiedenen Lagen befinden, und ob das Verh\u00e4ltnis der Reaktionszeiten, die man bei Ber\u00fchrung einer bestimmten Hautstelle f\u00fcr verschiedene Handlagen erh\u00e4lt, gleich ist dem\n1 Das Zeichen ist im Druck nicht ganz richtig wiedergegeben, es sollte unten keine Bundung haben, sondern die beiden Pfeile sollten ein. Eck bilden.","page":138},{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n139\nVerh\u00e4ltnis der Reaktionszeiten, die bei Ber\u00fchrung einer anderen Hautstelle f\u00fcr dieselben verschiedenen Handlagen resultieren. Um diese Fragen einigermafsen ersch\u00f6pfend zu beantworten, untersuchte ich eine gr\u00f6fsere Anzahl von Lagen, die m\u00f6glichst voneinander verschieden waren. Dieselben lassen sich in zwei Gruppen teilen : Die erste umfafst verschiedene Lagen einer oder beider H\u00e4nde vor der Brust, die zweite Gruppe umfafst einige Handlagen hinter dem R\u00fccken, welche ich mit den ihnen analogen Lagen vor der Brust verglich. Dieser Einteilung entsprechend gebe ich die Besprechung der Lagen in zwei Teilen und wende mich sofort zur Vergleichung der Reaktionszeiten verschiedener Handlagen vor der Brust.\nKapitel I.\nResultate der Zeitmessung.\n\u00a7 7. F\u00fcr die ersten Versuchsreihen, welche ich \u00fcberhaupt ausf\u00fchrte, hatte ich einige m\u00f6glichst voneinander verschiedene Handlagen vor der Brust ausgew\u00e4hlt. Die Tabellen I und II er eben die Resultate, welche ich dabei erhalten habe, und zwar sind in den Spalten, welche als \u00dcberschrift den Namen eines Fingers tragen, die mittleren Reaktionszeiten aller Ber\u00fchrungen dieses Fingers angef\u00fchrt, gleichg\u00fcltig an welchem Glied die Ber\u00fchrung stattgefunden hat. Wegen der geringen Zahl der Versuche habe ich die Reaktionszeiten der analogen Stellen beider H\u00e4nde zusammengerechnet.\nAnmerkung: Es w\u00e4re unrichtig gewesen, die mittleren Reaktionszeiten z. B. f\u00fcr einen Finger bei bestimmter Lage so zu berechnen, dafs man s\u00e4mtliche bei den Ber\u00fchrungen dieses Fingers erhaltenen Zeiten zusammenz\u00e4hlte und die Summe durch die Anzahl der Ber\u00fchrungen dividierte. Es kam gelegentlich vor, dafs f\u00fcr die eine Ber\u00fchrungsstelle weniger g\u00fcltige Reaktionszeiten vorhanden waren als f\u00fcr eine andere, indem einige Versuche z. B. wegen der Nennung eines falschen Fingers oder der unrichtigen Hand gestrichen werden mufsten1; es h\u00e4tte also diejenige Ber\u00fchrungsstelle, f\u00fcr welche weniger g\u00fcltige Versuche vorhanden wTaren, mit ihrer charakte-\n1 Es versteht sich von selbst, dafs nur jene Reaktionen gerechnet wurden, bei welchen richtig reagiert wurde. Denn es handelt sich bei diesen Versuchen um die Zeiten, welche zur richtigen Erkennung des Fingers, der Hand usw. n\u00f6tig sind. Nur bei der Gliednennung machte ich eine Ausnahme von dieser Regel, weil ich zuviele \\ ersuche h\u00e4tte streichen m\u00fcssen.\n10*","page":139},{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"140\nHans Rupp.\nristisehen Reaktionszeit einen geringeren Einflufs auf die mittlere Reaktionszeit des Fingers gehabt als die anderen ber\u00fchrten Stellen. Man mufs vielmehr zuerst die mittlere Reaktionszeit f\u00fcr jede der 19 Ber\u00fchrungsstellen berechnen und erst aus diesen Zahlen das Mittel f\u00fcr jeden Finger suchen.\nTabelle (Reihe) I, Vp. Prof. M\u00fcllek.\nVerschiedene Lagen beider H\u00e4nde vor der Brust. Es wurden alle Glieder und die Ballen auf der Dorsalseite ber\u00fchrt, und zwar alle 19 Stellen jeder Hand bei jeder Lage einmal. Die Reaktionszeiten der analogen Stellen beider H\u00e4nde sind zusammengezogen, also n = 8 bzw. 6 f\u00fcr jeden Finger. 9 Versuchstage, an jedem kamen alle Lagen mit 3 bis 4 Ber\u00fchrungen vor.\nArt der Vorbereitung war freigestellt.\nFinger-, Hand- und Gliednennung\nLage\tDaumen\tZeigef.\tMittelf.\tRingf.\tkl. Fing.\tAr. Mittel\nff 1 oben\t756\t1257\t1942\t1452\t737\t1229\nX 1 oben\t992\t2234\t3496\t2133\t1480\t3105\nV 5 oben\t2084\t2309\t2249\t1732\t2605\t2196\nh\u00f6r.\t1143\t2142\t4994\t3691\t3601\t3114\n^ vert.\t2733\t6288\t5242\t4992\t5215\t4894\nTabelle (Reihe) II, Vp. Fk\u00f6bes.\nVersuchsanordnung genau dieselbe wie in der Reihe I.\nFinger-, Hand- und Gliednennung\nLage\tDaumen\tZeigef.\tMittelf.\tRingf.\tkl. Fing.\tAr. Mittel\nff 1 oben\t692\t813\t929\t1005\t721\t832\nX 1 oben\t828\t942\t1091\t1259\t890\t1020\nV 5 oben\t1118\t915\t1370\t1247\t1040\t1138\nh\u00f6r.\t848\t1112\t1436\t1428\t1303\t1226\n^ vert.\t897\t982\t1385\t1439\t1323\t1205\nDie Spalte mit der \u00dcberschrift arithmetisches Mittel\u201c gibt das Mittel zwischen den mittleren Reaktionszeiten aller Finger f\u00fcr die betreffenden Lagen an, also das Mittel der in derselben Zeile links danebenstehenden f\u00fcnf Zahlen. Diese Mittelwerte","page":140},{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\ngebrauche ich im folgenden als mittlere Reaktionszeiten der ganzen Lage.\nVergleichen wir in den beiden ersten Tabellen die entsprechenden Zahlen verschiedener Lagen, so sieht man zun\u00e4chst, dafs sie erheblich voneinander differieren. Bei genauerer Betrachtung bemerkt man ferner folgende Gesetzm\u00e4fsigkeit : geht man von einer Lage mit kleinerem arithmetischen Mittel zu einer mit gr\u00f6fserem \u00fcber, so zeigen im allgemeinen auch die Zahlen f\u00fcr die einzelnen Finger eine Verschiedenheit in demselben Sinne wie die arithmetischen Mittel.1 Dadurch gewinnen diese sehr an Bedeutung und Wert. Ist z. B. das Mittel f\u00fcr eine Lage gr\u00f6fser als f\u00fcr eine andere, so bedeutet das nicht nur, dafs der Durchschnitt aller Reaktionszeiten bei der einen Lage gr\u00f6fser ist als bei der anderen, sondern dafs auch die mittleren Reaktionszeiten der einzelnen Finger im allgemeinen bei der ersten Lage gr\u00f6fser sind, wenn auch die Differenzen nicht f\u00fcr alle Finger denselben Wert haben. St\u00fcnde die Sache so, dafs bei der Lage, welche das gr\u00f6fsere arithmetische Mittel besitzt, der eine Finger eine gr\u00f6fsere, der andere eine kleinere Reaktionszeit h\u00e4tte als derselbe Finger bei einer anderen Lage mit kleinerem Mittel, dann h\u00e4tten die arithmetischen Mittel \u00fcberhaupt kaum einen Wert, wir m\u00fcfsten vielmehr stets die Reaktionszeiten der einzelnen Finger betrachten. In unserem Falle aber brauchen wir nur die Mittel anzuf\u00fchren; denn was von diesen gilt, gilt im allgemeinen auch von den Reaktionszeiten jedes einzelnen Fingers.\n\u00a7 8. Noch einen sehr wichtigen Vorteil ziehen wir aus der erw\u00e4hnten Gesetzm\u00e4fsigkeit: Sie gibt uns ein sehr einfaches Kriterium an die Hand, durch welches wir ohne weitere Rechnung bestimmen k\u00f6nnen, ob die Differenz, welche die Mittel zweier Lagen zeigen, eine wesentliche oder zuf\u00e4llige ist. Wir k\u00f6nnen dieselbe dann als wesentlich ansehen,\n1 Die Mittel der einzelnen Lagen stehen ungef\u00e4hr in demselben Verh\u00e4ltnis, wenn man die Reaktionszeiten, welche bei Ber\u00fchrung der Ballen erhalten wurden, nicht mitrechnet. Die so resultierenden Zahlen der 5 Lagen f\u00fcr die Vp. Herr Prof. G. E. M\u00fcllee sind: 1043, 1719, 2090, 3015, 3997, f\u00fcr Vp. Fe\u00f6bes: 750, 954, 1098, 1117, 1106. Ich erw\u00e4hne dies, weil es vielleicht befremdlich erscheinen wird, bei Ber\u00fchrung der Ballen bestimmen zu lassen, welcher Finger ber\u00fchrt sei, da die Ballen nicht zu den Fingern geh\u00f6ren. Tats\u00e4chlich machten die Vpn. wiederholt \u00e4hnliche Bemerkungeu.","page":141},{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142\nHans Rupp.\nwenn die Reaktionszeiten al] er einzelnen Finger in demselben Sinne verschieden sind wie die arithmetischen Mittel, oder wenn dies wenigstens von 3 oder 4 Fingern gilt, und die anderen Finger keine oder nur eine geringe Differenz in entgegengesetztem Sinne zeigen.1 Ich bediene mich bei der Diskussion der Tabellen durchaus dieses Kriteriums, welches gegen\u00fcber anderen den Vorzug hat, dafs es kein GAUssches Fehlergesetz voraussetzt, dafs es bei sehr kleinen n anwendbar ist, und dafs es \u00fcberdies aufserordentlich einfach ist.\nWenn wir die mittleren Reaktionszeiten der verschiedenen Lagen, welche ich in den Reihen I und II erhalten habe, deuten wollen, so m\u00fcssen wir folgendes beachten: Die Vp. hatte die Instruktion, dann zu reagieren, wenn sie mit Sicherheit angeben konnte, auf welchem Finger, auf welcher Hand und auf welchem Glied die Ber\u00fchrungsstelle liege. Das Reaktionsurteil war also zusammengesetzt, und die Reaktionszeiten sind infolge dessen mehrdeutig. Wenn f\u00fcr eine bestimmte Ber\u00fchrungsstelle die Reaktionszeit bei einer Lage B l\u00e4nger ist als bei einer Lage A, so k\u00f6nnte dies entweder darin liegen, dafs die Fingerbestimmung, oder darin, dafs die Handbestimmung, oder endlich darin, dafs die Gliedbestimmung bei der ersteren Lage l\u00e4ngere Zeit beanspruchte. Ebenso kann der Grund daf\u00fcr, dafs die Reaktionszeiten f\u00fcr eine Ber\u00fchrungsstelle P l\u00e4nger sind als f\u00fcr eine andere Stelle Q bei derselben Lage der Hand, entweder in der Finger- oder in der Hand- oder in der Gliedbestimmung gelegen sein. Letztere Frage geh\u00f6rt jedoch nicht zum Thema der vorliegenden Arbeit.\nUm die erstere zu entscheiden, war es n\u00f6tig neue Versuchs-reihen anzustellen. In den einen derselben wurde blofs der Finger, in den anderen nur die Hand bestimmt. Auf die Untersuchung der verschiedenen Dauer der Gliedbestimmung bei verschiedenen Lagen ging ich nicht weiter ein. Ferner beschr\u00e4nkte ich mich in allen folgenden Versuchen auf die Ber\u00fchrung der Spitzenglieder; die Resultate gelten daher nur f\u00fcr die betreffenden Ber\u00fchrungsstellen. Mit einer Ausnahme waren die Vpn., mit denen ich die folgenden Reihen anstellte, andere a\u00efs die Vpn. der beiden ersten Reihen. Da aber bei den neuen\n1 Dafs solche von der Regel abweichende Werte vorkamen, erkl\u00e4rt sich vollst\u00e4ndig aus der geringen Zahl der Versuche.","page":142},{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n143\nVersuchen die Resultate verschiedener Vpn. meistens \u00fcbereinstimmten, so konnte ich annehmen, dafs auch die Vpn. der ersten Reihen dieselben Resultate geliefert h\u00e4tten, falls die neuen Versuche mit ihnen angestellt worden w\u00e4ren, umsomehr dann, wenn das innere Verhalten bei der Entscheidung, welches ich sp\u00e4ter besprechen werde, ein \u00e4hnliches war.\n\u00a7 9. Ich gehe nun auf die einzelnen Lagen ein und vergleiche zun\u00e4chst die Lagen ff 1 oben und 1 oben. Die Tabelle I zeigt die Werte 1229 und 3105, die Tabelle II die Werte 832 und 1020 o. In beiden F\u00e4llen ist also eine betr\u00e4chtliche Differenz vorhanden, welche nicht zuf\u00e4llig ist, da s\u00e4mtliche Finger eine ziemlich bedeutende Differenz in demselben Sinne auf weisen. In den Tabellen III bis VII sind unter anderem die Reaktionszeiten angegeben, welche f\u00fcnf verschiedene Vpn. bei denselben zwei Lagen lieferten, als sie nur den Finger zu nennen hatten, und in den Tabellen III bis V die Reaktionszeiten, welche drei Vpn. lieferten, als sie nur die Hand zu nennen hatten. Betrachten wir zun\u00e4chst die Zeiten f\u00fcr die Fingerbestimmung, so sehen wir, dafs f\u00fcr die Vpn. Prof. M\u00fcller und Jacobs die\nTabelle (Reihe) III, Vp. Prof. M\u00fcller.\nVerschiedene Lagen beider H\u00e4nde vor der Brust. Es wurden die Dorsalseiten der Spitzenglieder ber\u00fchrt, und zwar die beiden analogen Stellen beider H\u00e4nde zusammen je 3 mal bei der Fingerbestimmung1, 4 mal bei der Handbestimmung, also n \u2014 3 bzw. 4. Die Zeiten der analogen Ber\u00fchrungsstellen beider H\u00e4nde sind zusammengezogen. Je ein Versuchstag f\u00fcr Fingerbestimmung und f\u00fcr Handbestimmung. Es war passive Vorbereitung vorgeschrieben, die Vp. blickte innerlich gerade vor sich hin auf einen\nPunkt der gegen\u00fcberliegenden Wand.\n! I |\t\tFingernennung\t\t\t\t!\tHandnennung\t\t\t\t\t\nLage i\tDaumen\tZeigef.\tMittelf.\t. =+-i \u00d6JD \u00d6 \u2022 rH \u00ab\tkleiner Finger\t\u25a0 Ar. Mittel i\tDaumen\tZeigef.\tMittelf.\tRingf.\tkleiner Finger\tAr. Mittel\nff 1 oben\t736\t922\t763\t996\t694\t822\t671\t594\t474\t509\t522\t554\nV 1 oben\t633\t975\t1094\t1074\t576\t870\t1195\t848\t733\t851\t1119\t949\nX 1 oben\t1354\t1166\t1477\t974\t594\t1113\t1281\t837\t825\t1024\t876\t968\n1 An einem zweiten Versuchstage, an welchem ich dieselben Versuche f\u00fcr Fingerbestimmung wiederholte, war die Vp. erm\u00fcdet und lieferte andere Resultate; die Mittel f\u00fcr die 3 Lagen waren: 838, 873 und 818 (vgl. \u00a720).","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\nHans Rupp.\nTabelle (Reihe) IV, Vp. Frau Dr. Rupp.\nVerschiedene Lagen vor der Brust. Es wurde die Dorsalseite der Spitzenglieder ber\u00fchrt, jede Stelle jeder Hand bei jeder Lage 3 mal. Die Reaktionszeiten der analogen Stellen beider H\u00e4nde sind zusammengezogen, also n \u2014 6 f\u00fcr jeden Finger. 4 Versuchstage, an zweien war der Finger, an zweien die Hand zu nennen; an jedem Tage kamen alle 3 Lagen vor mit je 15 Versuchen. Es war passive Vorbereitung vorgeschrieben. Dieselbe Reihe wurde einmal wiederholt; dieser zweiten Reihe entspricht die untere\nH\u00e4lfte der Tabelle.\nLage\tFingernennung\t\t\t\t\t\tHandnennung\t\t\t\t\t\n\tDaumen\tZeiget.\tMittelf.\tRingf.\tkleiner Finger\tAr. Mittel\tDaumen\tZeiget.\tMittelf.\tRingf.\tkleiner Finger\tAr. Mittel\nff 1 oben\t455\t502\t1019\t874\t500\t670\t330\t306\t346\t364\t286\t326\nV 1 oben\t487\t633\t1061\t990\t593\t752\t840\t598\t438\t510\t540\t585\nX 1 oben\t506\t551\t733\t746\t535\t614\t1047\t903\t912\t1232\t1398\t1098\nff 1 oben\t393\t532\t978\t1112\t533\t709\t331\t349\t387\t258\t294\t323\nV 1 oben\t520\t605\t1195\t878\t534\t746\t510\t467\t447\t451\t669\t509\nX I oben\t407\t488\t700\t1164\t527\t657\t541\t442\t734\t878\t553\t629\nTabelle (Reihe) V, Vp. Dr. Brunswig.\nVerschiedene Lagen beider H\u00e4nde vor der Brust. Es wurde die Dorsalseite der Spitzenglieder ber\u00fchrt, und zwar jede Stelle jeder Hand bei jeder Lage 3 mal. Die Reaktionszeiten der analogen Stellen beider H\u00e4nde sind zusammengezogen, also n \u2014 6 f\u00fcr jeden Finger. 6 Versuchstage, an zweien Finger-, an zweien Handbestimmung und an zweien einfache Reaktion. An jedem Tage kamen alle 3 Lagen vor mit je 15 Ber\u00fchrungen. Es war passive Vorbereitung vorgeschrieben und bei den Versuchen mit einfacher Reaktion aufserdem sensorische Einstellung.\nLage\tFingernennung\t\t\t\t\t\tHandnennung\t\t\t\t\t\n\tDaumen\tZeiget.\tMittelf.\tRingf.\tkleiner Finger\tAr. Mittel\tDaumen\tZeigef.\tMittelf.\tRingf.\tkleiner Finger\tAr. Mittel\nff 1 oben\t555\t796\t756\t903\t619\t726\t285\t333\t310\t315\t338\t316\nV 1 oben\t573\t775\t797\t897\t618\t732\t657\t672\t543\t605\t614\t617\nX 1 oben\t661\t852\t619\t875\t564\t714\t748\t689\t761\t579\t757\t707","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n145\nEinfache Reaktion\nLage\tDaumen\tZeigef.\tMittelf.\tRingf.\tkleiner Finger\t! Ar. Mittel\nff 1 oben\t187\t208\t215\t214\t199\t204\nV 1 oben\t194\t179\t189\t205\t188\t191\nX 1 oben\t184\t168\t145\t174\t174\t169\nTabelle (Reihe) VI, Vp. Baade.\nVerschiedene Lagen beider H\u00e4nde vor der Brust. Es wurde die Dorsalseite der Spitzenglieder ber\u00fchrt, und zwar jede Stelle jeder Hand bei jeder Lage 5 mal. Die Reaktionszeiten der analogen Stellen beider H\u00e4nde sind zusammengezogen, also n \u2014 10 f\u00fcr jeden Finger. 8 Versuchstage, an jedem kam jede Lage mit 6 Versuchen vor. Art der Vorbereitung war freigestellt.\nFingernennung\nLage\tDaumen\tZeigef.\tMittelf.\tRingf.\tkleiner Finger\tAr. Mittel\nff 1 oben\t480\t755\t741\t800\t414\t638\nV 1 oben\t460\t752\t773\t867\t357\t642\nX 1 oben\t448\t755\t742\t733\t397\t615\nV 5 oben\t464\t810\t1047\t852\t529\t740 .\nFingerbestimmung bei der Lage ^ entschieden l\u00e4ngere Zeit beanspruchte als bei der einfachen Parallelstellung ff. Bei den Vpn. Frau Dr. Rupp und Dr. Brunswig l\u00e4fst sich keine wesentliche Differenz in den Mitteln der beiden Lagen konstatieren. Bei der Vp. Baade ist umgekehrt die Lage ^ beg\u00fcnstigt. Ein allgemein g\u00fcltiges Gesetz \u00fcber die relative Dauer der Fingerbestimmung in diesen beiden Lagen besteht also nicht. Bez\u00fcglich der Reaktionszeiten der Tabellen I und II l\u00e4fst sich nicht bestimmt sagen, ob die Reaktionszeiten bei der Lage X sich zum Teil daraus erkl\u00e4ren, dafs die Fingerbestimmung l\u00e4ngere Zeit beansprucht h\u00e4tte. Auch f\u00fcr die Vp. Prof. M\u00fcller kann ich es nicht sicher behaupten, da die Art der Vorbereitung bei der Reihe I frei gestellt war, w\u00e4hrend bei der Reihe III die passive Vorbereitung vorgeschrieben war.\n\u00a7 10. Vergleichen wir die Reaktionszeiten f\u00fcr die Handbestimmung bei den Lagen ff und so finden wir bei allen drei Vpn. f\u00fcr die Lage ^ bedeutend gr\u00f6fsere Reaktions-","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"146\nHans Hupp.\nZeiten. Wir k\u00f6nnen demnach das Gesetz aufstellen, dafs die Handbestimmung bei der Fingerkreuzungslage l\u00e4nger dauert als bei der Parallelstellung ff..\nDaher wird auch die Differenz, welche sich in den beiden ersten Tabellen gezeigt hat, zum grofsen Teil auf die verschieden schwierige Handbestimmung zur\u00fcckzuf\u00fchren sein.\nTabelle (Reihe) VII, Vp. Jacobs.\nVerschiedene Lagen beider H\u00e4nde vor der Brust. Es wurde die Dorsal-seite der Spitzenglieder ber\u00fchrt, und zwar jede Stelle jeder Hand bei jeder Lage 4 mal. Hie Reaktionszeiten der analogen Ber\u00fchrungsstellen beider H\u00e4nde sind zusammengezogen, also n = 8 f\u00fcr jeden Finger. Zwei Versuchstage, an jedem kam jede Lage einmal vor mit 20 Versuchen.\nEs war passive Vorbereitung vorgeschrieben. \u25a0\nFingernennung\nLage\ti Daumen 1\tZeigef.\tMittelf.\tRingf.\tkl. Fing.\t1 Ar. Mittel\nff 1 oben\t364\t447\t591\t640\t405\t489\nX 1 oben\t422 i\t459\t528\t747\to GO CO\t507\nTabelle (Reihe) VIII, Vp. Jacobs.\nVerschiedene Lagen vor der Brust. Es wurde die Horsalseite der Spitzenglieder ber\u00fchrt, und zwar jede Stelle jeder Hand 4 mal. Die Reaktionszeiten der analogen Stellen beider H\u00e4nde sind zusammengezogen, also n = 8 f\u00fcr jeden Finger. 4 Versuchstage, an jedem kam jede Lage mit 20 Versuchen vor. Am 1. und 4. Versuchstage wurden die Ber\u00fchrungsstellen beider H\u00e4nde in zuf\u00e4lligem Wechsel ber\u00fchrt, am 2. und 3. Versuchstage wurde in je 10 aufeinanderfolgenden Versuchen immer nur eine, vorher bekannt gegebene Hand ber\u00fchrt, w\u00e4hrend die andere Hand in derselben Stellung blieb, wie sie die Lage der Doppelhand verlangte. In der Tabelle ist die erstgenannte Reihenfolge als \u201egemischte Ber\u00fchrung beider H\u00e4nde\", die zweite als \u201egruppenweise Ber\u00fchrung je einer Hand\u201c bezeichnet. Es war stets passive Vorbereitung vorgeschrieben.\nFingernennung\n\tGemischte Ber\u00fchrung beider H\u00e4nde\t\t\t\t\t\t1 \u2022 | Gruppenweise Ber\u00fchrung je einer Hand\t\t\t\t\t\nLage\tDaumen\tZeige- finger\tMittel- finger\tRing- finger\tkleiner Finger\tAr. Mittel\tDaumen\tZeige- finger\t\t1 Mittel- finger\tRing- finger\tkleiner Finger\tAr. Mittel\n, ff 1 oben\t354\t493\t684\t595\t410\t507\t324\t382\t650\t613\t432\t480\nVI 1 oben\t398\t446\t723\t793\t442\t560\t372\t393\t666\t651\t399\t498","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n147\nUm zu erkl\u00e4ren, wie es kommt, dafs bei der Lage 5 oben die Reaktionszeit f\u00fcr Finger-, Hand- und Gliedbestimmung l\u00e4nger ist als \"bei der Lage ff 1 oben, mufs man zwei Schritte tun. Die Lage V 5 oben ist in zweifacher Hinsicht verschieden von der Lage ff 1 oben, erstens weil die H\u00e4nde gekreuzt sind, und zweitens weil die kleinen Finger statt der Daumen oben liegen. Beide Variationen der Lage m\u00fcssen getrennt betrachtet werden. Ich f\u00fchre zun\u00e4chst aus, welchen Einflufs es auf die Hand- und auf die Fingerbestimmung hat, wenn die H\u00e4nde gekreuzt sind, der Daumen aber stets oben liegt; und danach, welchen Einflufs es hat, wenn unter sonst gleichen Umst\u00e4nden einmal der Daumen, einmal der kleine Finger oben liegt.\n\u00a7 11. In den Tabellen III bis VI und VIII sind die Resultate angegeben, welche 5 Vpn. f\u00fcr die beiden Lagen ff 1 oben und Y 1 oben bei der Finger bestimmun g geliefert haben. F\u00fcr die Vpn. Prof. M\u00fcller, Frau Dr. Rupp und Jacobs erforderte die Fingerbestimmung bei der Handkreuzungslage mehr Zeit als bei der Parallelstellung, f\u00fcr die letztere Vp. auch dann, wenn die beiden H\u00e4nde nicht in zuf\u00e4lligem Wechsel ber\u00fchrt wurden, sondern als ich w\u00e4hrend je 10 Versuchen immer nur eine, vorher angegebene Hand ber\u00fchrte. Bei den Vpn. Dr. BeueswuCt und Baade sind die Reaktionszeiten f\u00fcr die beiden genannten Lagen ungef\u00e4hr gleich.\n\u00a7 12. F\u00fcr die Handbestimmung zeigt sich in den Reihen III\u2014V und X bei allen 4 Vpn. \u00fcbereinstimmend das Resultat, dafs die gekreuzte Lage bedeutend l\u00e4ngere Zeiten erforderte.\n\u00a7 13. An zweiter Stelle haben wir die Lagen zu vergleichen, welche sich nur dadurch unterscheiden, dafs in der einen der Daumen, in der andern der kleine Finger zu oberst liegt. Was die Fingerbestimmung betrifft, so ergibt sich aus den Tabellen VI, IX, XI und XII ausnahmslos das Gesetz, dais die Fingerbestimmung bei der Lage 5 oben l\u00e4ngere Zeit beansprucht als bei der Lage 1 oben, ob nun die Lage f einer Hand angewendet wird, wie in den Reihen X und XI, oder die Handkreuzungslage f/, wie in den Reihen VI und IX. Ferner zeigte sich bei der Vp. Jacobs das genannte Resultat, sowohl wenn die Dorsal-, wie wenn die Volarseite der Spitzenglieder ber\u00fchrt wurde. Die Versuche mit der Vp. Dittmers (Reihe X) sind insofern interessant, als ich bei den-","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"148\nHans Rupp.\nselben die Finger nicht nennen liefs, sondern die Instruktion gab, \u201eder\u201c zu sagen, wenn die Vp. den Finger erkannt hatte. Um vorzeitiges Reagieren zu vermeiden, machte ich w\u00e4hrend der Versuche die Vp. wiederholt aufmerksam, das W\u00f6rtchen sinnvoll, in der Bedeutung \u201edieser\u201c Finger zu gebrauchen. Trotz dieser \u00c4nderung kam sehr deutlich dasselbe Resultat heraus, wie in den anderen Reihen, in welchen der Finger zu nennen war.\nTabelle (Reihe) IX, Vp. Dr. Katz.\nVerschiedene Lagen beider H\u00e4nde vor der Brust. Es wurde die Dorsalseite der Spitzenglieder ber\u00fchrt, und zwar jede Stelle jeder Hand bei jeder Lage 4 mal. Die Reaktionzeiten der analogen Stellen beider H\u00e4nde sind zusammengezogen, also n = 8 f\u00fcr jeden Finger. 4 Versuchstage, an jedem kam jede Lage viermal vor mit jedesmal 5 Versuchen. An 2 Tagen war Fingerbestimmung, an 2 Tagen einfache Reaktion verlangt. Art der Vorbereitung war freigestellt. Bei einfacher Reaktion war sensorische Vorbereitung vorgeschrieben.\nI\tFingernennung\t\t\t\t\t\tEinfache Reaktion\t\t\t\t\t\nLage\tDaumen\tZeigefinger j\tMittel- finger\tRing- finger\tkleiner Finger\t! Ar. Mittel 1\t\u00f6 a 0 P\tZeige- finger\tMittel- finger\tRing- finger\tkleiner Finger\tAr. Mittel\nV 1 oben\t615\t729\t509\t878\t670\t680\t220\t197\t193\t210\t216\t207\nV 5 oben\t647\t739\t739\t894\t524 i\t709\t198\t178\t198\t201\t184\t191\nTabelle (Reihe) X, Vp. Dr. Katz.\nVerschiedene Lagen vor der Brust und eine Lage hinter dem R\u00fccken. Es wurde die Dorsalseite der Spitzenglieder ber\u00fchrt, jede Stelle jeder Hand bei jeder Lage 5 mal. Die Reaktionszeiten der analogen Stellen beider H\u00e4nde sind zusammengezogen, also n \u2014 10 f\u00fcr jeden Finger. 4 Versuchstage, an jedem kam jede der 4 Lagen 2 mal vor mit jedesmal 5 Versuchen.\nArt der Vorbereitung war freigestellt.\nHandnennung\nLage\tDaumen\tZeigef.\tMittelf.\tRingf.\tkl. Finger\tAr. Mittel\nff 1 oben\t284\t224\t235\t244\t268\t251\nY' 1 oben\t338\t298\t284\t310\t278 I\t300\nY 5 oben\t349\t332\t302\t289\t334\t321\nAi 1 \u00b0ben\t00 o CO\t275\t268\t298\t255 I i !\t281","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\nTabelle (Reihe) XI, Yp. Dittmers.\nVerschiedene Lagen d\u00ebr linken Hand vor der Brust. Es wurde di# Dorsalseite der Spitzenglieder ber\u00fchrt, und zwar jeder Finger bei jeder Lage 5 mal, also n = 5 f\u00fcr jeden Finger. 1 Versuchstag, jede Lage kam 4 mal vor mit jedesmal 6\u20147 Ber\u00fchrungen. Zu reagieren war bei dieser Reihe nicht durch Nennung des Fingers, sondern, \u00e4hnlich wie bei der \u201eErkennungsreaktion\u201c, dadurch, dafs die \\rp. \u201eder\u201c in der Bedeutung \u201edieser Finger\u201c zu sagen hatte, wenn sie den Finger erkannt hatte. Art\nder Vorbereitung war freigestellt.\nFingererkennungsreaktion\nLage\tDaumen\tZeigef.\tMittelf.\tRingf.\tkl. Finger\tAr. Mittel\n1 oben\t526\t539\t535\t568\t546\t543\n5 oben\t596\t683\t656\t630\t652\t669\nTabelle (Reihe) XII, Vp. Jacobs.\nVerschiedene Lagen der linken Hand vor der Brust, und zwar war die Hand stets so zu halten, dafs der Vp. bei geschlossenen Augen weder die Volar- noch die Dorsalseite zugekehrt schien. Es wurden in zuf\u00e4lligem Wechsel die Volar- und die Dorsalseite der Spitzenglieder ber\u00fchrt. Jede der 10 Stellen der Hand wurde bei jeder Lage 5 mal ber\u00fchrt, also n \u2014 5 f\u00fcr jede Seite eines jeden Fingers. 2 Versuchstage, an jedem kam jede Lage einmal vor mit je 25 Versuchen. Es war passive Vorbereitung vorgeschrieben.\nFingernennung\n\t\t\tDorsalseite\t\t\t\tI\tVolarseite\t\t\t\t\nLage\tDaumen\tZeige- finger\tMittel- finger\tRing- finger\tkleiner Finger\tAr. Mittel\tDaumen i\tZeige- finger\tMittel- finger\tRing- finger\tkleiner Finger\tAr. Mittel\nf 1 oben\t339\t400\t551\t873\t384\t509\t319\t375\t590\t614\t448\t469\nf 5 oben\t406\t434\t724\t826\t443\t566\t430\t451\t682\t725\t407\t539\n\u00a7 14. \u00dcber die Reaktionszeiten f\u00fcr die Hand-Nennung bei den Lagen 1 obenund 5 oben geben die Tabellen X und XIII Aufschlufs. Es scheint in beiden F\u00e4llen, (wenn man in der Tabelle XIII von den eingeklammerten Werten absieht), die Handbestimmung bei der Lage 5 oben etwas l\u00e4ngere Zeit zu","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150\nHans Rupp.\nbeanspruchen, als bei der andern Lage. Aus der 2. Tabelle l\u00e4fst sich jedoch dieses Gesetz nicht mit Sicherheit ablesen.\nTabelle (Reihe) XIII, Vp. Frau Dr. Rupp.\nVerschiedene Lagen beider H\u00e4nde vor der Brust. Es wurde die Dorsalseite der Spitzenglieder ber\u00fchrt und zwar jedes Glied jeder Hand bei jeder Lage 4 mal. Die Reaktionszeiten der analogen Stellen beider H\u00e4nde wurden zusammengezogen, also n = 8 f\u00fcr jeden Finger. 2 Versuchstage, an jedem kam jede Lage 2 mal vor mit je 10 Versuchen. Es war passive Vorbereitung vorgeschrieben. \u00dcber die in Klammer gesetzten Werte vergleiche man \u00a7 29.\nHandnennung\nLage\tDaumen 1\tZeiget.\tMittelf.\tRingf.\tkl. Finger\tAr. Mittel\nV 1 oben\t416 (572)\t484\t499\t576 (768)\t565 (796)\t508 (624)\nV 5 oben\t416\t646\t526\t561\t539\t538\nTabelle (Reihe) XIV, Vp. Frau Dr. Rupp.\nVerschiedene Lagen beider H\u00e4nde vor der Brust und hinter dem R\u00fccken. Es wurde die Dorsalseite der Spitzenglieder ber\u00fchrt, und zwar jeder Finger jeder Hand bei jeder Lage 2 mal. Die Reaktionszeiten der analogen Stellen beider H\u00e4nde sind zusammengezogen, also n = 4 f\u00fcr jeden Finger. 2 Versuchstage, an jedem kamen alle Lagen je einmal vor mit je 10 Versuchen. Es war passive Vorbereitung vorgeschrieben, bei einfacher Reaktion aufser-\ndem sensorische Einstellung.\nEinfache Reaktion\nLage\tDaumen\tZeiget.\tMittelf.\tRingf.\t! kl. Finger\tAr. Mittel\nff 1 oben\t270\t304\t287\t254\t288\t281\nV 1 oben\t278\t263\t238\t284\t297\t272\nX 1 oben\t244\t250\t223\t212\t247\t235\nh\u00f6r.\t298\t311\t258\t267\t257\t278\nvert.\t319\t286\t297\t298\t302\t300\nA 1 oben\t272\t264\t264\t280\t281\t272\nAus diesen Resultaten k\u00f6nnen wir f\u00fcr unsere beiden ersten Versuchsreihen den Schlufs ziehen, dafs die bedeutenden Differenzen, welche zwischen den Lagen ff 1 oben und 5 oben bestehen (1229 und 2196 f\u00fcr die erste Vp., 832 und 1138 f\u00fcr die","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n151\nzweite Vp.), sich sicher zum Teil daraus erkl\u00e4ren, dafs die Hand-hestimmung infolge der Kreuzung der H\u00e4nde und dafs die Fingerbestimmung wegen des oben liegenden kleinen Fingers schwieriger w^aren. Nicht sicher k\u00f6nnen wir behaupten, dafs wiegen der Handkreuzung auch die Fingerbestimmung und wegen der oben liegenden kleinen Finger die Handbestimmung schwieriger gewesen sei. Nat\u00fcrlich mufs auch die M\u00f6glichkeit offen gelassen werden, dafs die Gliedbestimmung in der gekreuzten Lage gr\u00f6fsere Schwierigkeit bereitet habe als in der Parallelstellung.\n\u00a7 15. Ich komme nun zu den Lagen, welche ich als Handfinger kr eu zungslagen bezeichnet habe. In den Tabellen I und. II sind die Reaktionszeiten dieser Lagen bedeutend l\u00e4nger als die Reaktionszeiten aller anderen Lagen. Ich habe es unterlassen Hand- und Fingerbestimmung f\u00fcr diese Lagen gesondert zu untersuchen, da man sowohl nach den bereits angef\u00fchrten Resultaten, wie auch aus den Selbstbeobachtungen und T\u00e4uschungen mit Sicherheit schliefsen kann, dafs Hand- und Fingerbestimmung l\u00e4nger dauern m\u00fcssen als in den bisher besprochenen Lagen. Auf die Selbstbeoachtungen und T\u00e4uschungen werde ich sp\u00e4ter eingehen, hier will ich nur die Schl\u00fcsse anf\u00fchren, die sich aus den Resultaten der bisher besprochenen Versuche ziehen lassen. Betrachten wir zuerst die Lage mit horizontal liegendem Unterarm und Fingern, so sehen wir, dafs sie die Schwierigkeiten, welche wir bei den Lagen ^ 1 oben und V 5 oben gegen\u00fcber den Lagen ff 1 oben und ff 5 oben bemerkt haben, in sich vereinigt. Es sind einerseits die Finger und die H\u00e4nde gekreuzt, und es liegen andererseits die kleinen Finger statt der Daumen oben. Man wrird demnach von vornherein erwarten, dafs sowTohl die Finger- wie auch die Handbestimmung gr\u00f6fsere Schwierigkeit bereiten wird als bei allen fr\u00fcheren Lagen. Bez\u00fcglich der zweiten Handfingerkreuzung l\u00e4fst sich nur das Voraussagen, dafs die Handbestimmung wregen der Finger- und Handkreuzung Schwierigkeiten bereiten wird. Wie sich jedoch aus T\u00e4uschungen ergeben wird, bedeutet auch der Umstand, dafs der kleine Finger und nicht der Daumen dem Gesicht zugekehrt ist, eine Erschwerung der Fingerbestimmung, ganz \u00e4hnlich wie bei der horizontalen Handfingerkreuzung durch den oben liegenden kleinen Finger die Fingerbestimmung erschwert ist.","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152\nHans Rupp.\nTabelle (Reihe) XV, Vp. Jacobs.\nVerschiedene Lagen beider H\u00e4nde vor der Brust. Es wurde die B\u00f6rs\u00e4lseite der Spitaenglieder ber\u00fchrt, und zwar jede Stelle jeder Hand bei jeder Lage 2 mal. Die Reaktionszeiten der analogen Stellen beider H\u00e4nde sind zusammengezogen, also n \u2014 4 f\u00fcr jeden Finger. 1 Versuchstag, jede Lage kam 2 mal mit jedesmal 10 Versuchen vor. Es war sensorische Einstellung und passive\nVorbereitung vorgeschrieben.\nEinfache Reaktion\nLage :\tDaumen\tZeigef.\tMittelf.\tRingf.\tkl. Finger\tAr. Mittel\nff 1 oben\t168\t180\t180\t168\t166\t172\nV 1 oben\t179\t194\t164\t179\t178\t179\nX 1 oben\t176\t174\t184\t178\t174\t177\nTabelle (Reihe) XVI, Vp. Baade.\nVerschiedene Lagen beider H\u00e4nde vor der Brust. Es wurde die Dorsalseite der Spitzenglieder ber\u00fchrt, und zwar jede Stelle jeder Hand bei jeder Lage 2 mal. Die Reaktionszeiten der analogen Stellen beider H\u00e4nde sind zusammengezogen, also n = 4 f\u00fcr jeden Finger. 1 Versuchstag, jede Lage kam 2 mal vor mit jedesmal lOVersuchen. Es war sensorische Einstellung und passive\nVorbereitung vorgeschrieben.\nEinfache Reaktion\nLage\tDaumen\tZeigef.\tMittelf.\tRingf.\tkl. Finger\tAr. Mittel\nff 1 oben\t266\t248\t262\t269\t259\t261\nV 1 oben\t250\t262\t255\t254\t274\t259\nX 1 oben\t276\t264\t258\t262\t248\t262\n\u00a7 16. F\u00fcr die Erkl\u00e4rung der eben angegebenen Resultate der Zeitmessung ist es n\u00f6tig, auch die bei einfacher Reaktion sich ergebenden Reaktionszeiten zu ber\u00fccksichtigen. Ich f\u00fchre dieselben in diesem Kapitel, welches die objektiven Resultate enthalten soll, an. Versuche \u00fcber einfache Reaktion habe ich nur mit einigen Vpn. und nur bei einigen Lagen angestellt. Die Ergebnisse derselben sind in den Tabellen V, IX, XIV, XV und XVI angegeben.\nMan sieht, dafs Differenzen zwischen den einzelnen Lagen worhanden sind, dafs sie aber meistens gegen\u00fcber den Differenzen,","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022 \u2022\nUber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n153\nwelche sich bei Finger- und Handbestimmung zeigten, verschwinden. Die Vpn. Frau Dr. Rupp und Dr. Brunswig (Tab. XIV und V) stimmen darin \u00fcberein, dafs sie bei den Lagen ff und f/, in welchen die ber\u00fchrten Stellen weit voneinander entfernt liegen, entschieden gr\u00f6fsere Reaktionszeiten brauchen, als bei der Fingerkreuzung 5<!, bei welcher die Fingerspitzen nahe beisammen liegen. Die Vp. Baade (Tab. XVI) zeigt diesen Unterschied nicht. Zwischen verschiedenen Lagen, bei welchen die ber\u00fchrten Fingerspitzen in gleicherweise weit voneinander entfernt liegen \u2014 hierher geh\u00f6ren die Lagen ff 1 oben, 1 und 5 oben und\n1 oben \u2014 ist bei den Vpn. Frau Dr. Rupp und Baade (Tab. XIV und XVI) kein Unterschied; bei Dr. Brunswig (Tab. V) ist die Lage ff gegen\u00fcber der Lage ff, bei Dr. Katz (Tab. IX) die Lage V 5 oben gegen\u00fcber der Lage f/ 1 oben um einen ganz geringen Betrag beg\u00fcnstigt. Bei Vp. Jacobs (Tab. XV) sind die Differenzen so klein, dafs die Zeiten wohl als gleich anzusehen sind.\nMit Vp. Frau Dr. Rupp stellte ich auch Versuche bei den Handfingerkreuzungslagen an ; bei denselben hegen die ber\u00fchrten Fingerspitzen ungef\u00e4hr innerhalb desselben Raumes wie bei der Fingerkreuzungslage X- Die Reaktionszeiten waren bei der horizontalen Handfingerkreuzung l\u00e4nger als bei der Fingerkreuzung und bei der vertikalen Handfingerkreuzung gr\u00f6fser als bei der horizontalen (Tab. XIV).\n(Schlufs folgt.)","page":153},{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"182\n(Aus dem psychologischen Institut der Universit\u00e4t G\u00f6ttingen.)\n\u00dcber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde bei verschiedenen Lagen der letzteren.\nVon\nDr. Hans Hupp,\nAssistent am psychologischen Institute.\n(Schlufs.)\nInhaltsverzeichnis.\nSeite\nKapitel II. Erkl\u00e4rung der Resultate der Zeitmessung . 183 \u00a7 17. Aufgabe der Erkl\u00e4rung und Hilfsmittel derselben. Allgemeines Schema des ganzen inneren Vorganges ....\t183\n\u00a7 18. Erkl\u00e4rung der bei einfacher Reaktion erhaltenen Resultate 185 A. Erkl\u00e4rung der bei Fingerbestimmung er-\nhaltenen Resultate..................................187\n\u00a719.\tErkl\u00e4rung\tder\tin\t\u00a7\t11 angef\u00fchrten Resultate.............187\n\u00a7 20.\tErkl\u00e4rung\tder\tin\t\u00a7\t9 angef\u00fchrten Resultate..............193\n\u00a7 21.\tErkl\u00e4rung\tder\tin\t\u00a7\t13 angef\u00fchrten Resultate.............195\n\u00a7 22. F\u00e4lle, in welchen die in \u00a7 21 gegebene Erkl\u00e4rung nicht\nzutrifft................................................198\n\u00a7 23.\tErg\u00e4nzende Bemerkung zu derselben Erkl\u00e4rung..........199\n\u00a7 24. Die Handfingerkreuzungslagen m\u00fcssen l\u00e4ngere Reaktionszeiten erfordern, weil der kleine Finger oben liegt bzw. zugekehrt ist...........................................199\n\u00a7 25.\tBesprechung anderer\tLagen mit \u00e4hnlicher Schwierigkeit\t.\t200\n\u00a7 26.\tWeitere Besprechung\tder Handfingerkreuzungslagen\t.\t.\t.\t201\n\u00a7 27. Beschreibung einer f\u00fcr die Handfingerkreuzungslagen charak-\n\u00a7 28.\n\u00a7 29.\nteristischen T\u00e4uschung...........................208\nErkl\u00e4rung dieser T\u00e4uschung.......................210\nB. Erkl\u00e4rung der bei Handbestimmung erhaltenen\nResultate ......................................216\nErkl\u00e4rung der bei Hand- und bei Fingerkreuzung erhaltenen Resultate..................................216","page":182},{"file":"p0183.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lokalisation von Druckreizen\tder H\u00e4nde etc.\t183\nSeite\n\u00a7 30. Erkl\u00e4rung der bei den Lagen y 1 oben und y 5 oben erhaltenen Resultate ...........................................223\n\u00a7 31. Erkl\u00e4rung der bei den Handfingerkreuzungslagen erhaltenen\nResultate...............................................224\nZweiter Abschnitt. Vergleichung von Lagen vor der\nBrust und hinter dem R\u00fccken.................................226\n\u00a7 32. Resultat der Reihe XIX. Erkl\u00e4rung und Bedeutung dieses\nResultates..............................................226\n\u00a7 33. Resultate und Erkl\u00e4rung der \u00fcbrigen Versuche bei Handlage hinter dem R\u00fccken........................................230\nDritter\tAbschnitt. Verschiedenes...............................233\n\u00a7 34. Zusammenstellung der Kriterien der Finger- und Hand-\nbestimmung..............................................233\n8 35.\tAbsolute und relative visuelle Lokalisation............237\nKapitel II.\nErkl\u00e4rung der Resultate der Zeitmessung.\n\u00a7 17. Es hat sich in den vorstehenden Paragraphen gezeigt, dafs die Reaktionszeiten f\u00fcr die einzelnen Lagen verschieden sind. Es handelt sich nun darum, diese Verschiedenheiten zu erkl\u00e4ren. Wenn die Dauer eines Reaktionsvorganges eine gr\u00f6fsere ist als die eines anderen, so mufs sich zwischen ihnen irgend ein Unterschied aufweisen lassen. Da nur F\u00e4lle verglichen werden, in welchen dieselbe Hautstelle ber\u00fchrt ist, ist nicht anzunehmen, dafs in der zentripetalen Leitung ein Unterschied besteht. Hingegen kann schon die Zeit verschieden sein, die die Ber\u00fchrung braucht, um zum Bewufstsein zu kommen und die Aufmerksamkeit auf sich zu konzentrieren. Haupts\u00e4chlich aber wird der Vorgang der Erkennung sehr verschieden lang dauern bei den verschiedenen Lagen. Es k\u00f6nnen, selbst wenn die reproduzierenden und die reproduzierten Erregungen oder Vorstellungen von derselben Art sind, doch ihre Reproduktionsst\u00e4rken und -Zeiten verschieden sein ; es kann auch sein, dafs bei demselben Vorgang ganz verschiedenartige Vorstellungen reproduziert werden, oder es kann zur Entscheidung n\u00f6tig sein, bei der einen Lage mehr Vorstellungen zu reproduzieren als bei einer anderen Lage usw. Dieses Spiel der Assoziationen, so weit es m\u00f6glich ist, zu verfolgen und dadurch gleichzeitig die erhaltenen Reaktionszeiten zu erkl\u00e4ren, ist der Zweck dieses Kapitels.\nUm zu erkennen, was f\u00fcr Vorstellungen reproduzierend wirken oder reproduziert werden, gibt es zwei Quellen : die","page":183},{"file":"p0184.txt","language":"de","ocr_de":"184\nHans Rupp.\nSelbstbeobachtungen und die T\u00e4uschungen. Inwiefern die letzteren dies verm\u00f6gen, wird an den Beispielen klar werden. Bez\u00fcglich der Selbstbeobachtungen ist zu betonen, dafs ich nat\u00fcrlich nur Selbstbeobachtungen \u00fcber den einzelnen Vorgang, sofern er noch frisch in Erinnerung war, herangezogen habe. Da sich in diesem Vorgang von dem Momente an, in welchem die Ber\u00fchrung gesp\u00fcrt wurde, bis zur Entscheidung sowohl bei verschiedenen Vpn. wie auch unter verschiedenen Umst\u00e4nden ein gewisses Grundschema erkennen liefs, von dem nur ausnahmsweise abgewichen wurde, so gebe ich dieses Schema hier an, bevor ich auf die einzelnen Unterschiede innerhalb des Grundschemas, welche sich unter besonderen Umst\u00e4nden zeigten, eingehe. Das Schema ist folgendes: Wenn die Ber\u00fchrungsempfindung auftritt, ist sie meistens sofort an einen bestimmten Ort des Raumes lokalisiert. Mit mehr oder weniger grofser Geschwindigkeit gruppiert sich dann in vielen F\u00e4llen ein visuelles Bild der Umgebung um die ber\u00fchrte Stelle. Zun\u00e4chst und oft gleichzeitig mit der Ber\u00fchrungsstelle selbst erscheint das Bild des ber\u00fchrten Fingers in seiner Lage, bei sehr einfachen Lagen auch das Bild einer gr\u00f6fseren Partie der ber\u00fchrten Hand. Dieses Bild wird so lange vergr\u00f6fsert und verdeutlicht, bis auf Grund desselben eine Entscheidung \u00fcber die Hand oder den Finger m\u00f6glich ist. Meistens bleibt aber das Bild auf die eine ber\u00fchrte Hand beschr\u00e4nkt. Statt des visuellen Bildes oder gleichzeitig mit ihm kann auch ein lokalisiertes Gef\u00fchlsbild auf treten, indem Partien der Hand an bestimmten Stellen des Raumes gef\u00fchlt werden. Eine Abweichung von diesem Schema bedeutet es, wenn Finger und Hand nicht auf Grund von r\u00e4umlichen Vorstellungen, sondern blofs nach einem eigent\u00fcmlichen Gef\u00fchl der Tastempfindung bestimmt werden; so erkl\u00e4rte z. B. Vp. Baade h\u00e4ufig und mit grofser Bestimmtheit, dafs er sich \u00fcber den Ort der Ber\u00fchr\u00fcngsstelle im Raume, \u00fcber die Lage des Fingers und der Hand keine Rechenschaft gebe, sondern nur auf Grund des charakteristischen Gef\u00fchls der Ber\u00fchrungsempfindung urteile.\nInnerhalb des genannten Hauptschemas gibt es nun bedeutende Differenzen, welche teilweise auf Zuf\u00e4lligkeiten beruhen, zum grofsen Teil aber f\u00fcr bestimmte Handlagen, f\u00fcr bestimmte Reakti\u00f6nsurt eile und f\u00fcr bestimmte Vpn. charakteristisch sind, und aus denen sich auch die Verschiedenheiten der Reaktionszeiten erkl\u00e4ren.","page":184},{"file":"p0185.txt","language":"de","ocr_de":"185\n\u2022 \u2022\nUber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n\u00a7 18. Um die im vorigen Paragraphen gestellte Aufgabe zu l\u00f6sen, will ich zuerst die Faktoren besprechen, aus welchen sich die verschiedenen Reaktionszeiten bei einfacher Reaktion erkl\u00e4ren, und absch\u00e4tzen, inwieweit die verschiedenen Reaktionszeiten durch die Wirksamkeit dieser Faktoren beexnflufst werden. Sie sind nur von untergeordneter Bedeutung, das Hauptinteresse betrifft die \u00fcbrigen Faktoren, so dafs es n\u00f6tig ist, um den Einflufs dieser letzteren zu erfahren, die Differenzen in Abzug zu bringen, wrelche sich aus den ersteren ergeben.\nWie im \u00a7 16 gezeigt, hatten zwei Vpn. bei den Lagen mit weit voneinander entfernten Ber\u00fchrungsstellen l\u00e4ngere Reaktionszeiten geliefert als bei der Lage mit nahe liegenden Ber\u00fchrungsstellen. Der Grund besteht wohl in folgendem: Wenn z. B. eine links liegende Spitze ber\u00fchrt war, so hat sich offenbar eine, wenn auch sehr schwache Einstellung auf diesen Ort des Raumes gebildet. Wird dann im n\u00e4chsten Versuche eine anderswo liegende Stelle ber\u00fchrt, so wird die Konzentration auf dieselbe um so schwieriger sein, je weiter sie von der vorher ber\u00fchrten Stelle entfernt ist. Aus dieser Annahme erkl\u00e4rt sich erstens, dafs die Lagen, in welchen die Ber\u00fchrungsstellen innerhalb eines kleineren Raumes liegen, k\u00fcrzere Reaktionszeiten haben, und zweitens, dafs f\u00fcr diese Vpn. zwischen den Lagen mit weit voneinander entfernten Ber\u00fchrungsstellen kein oder nur ein geringer Unterschied besteht. Die kleinen Differenzen zwischen den Lagen 1 oben und 5 oben bei Vp. Dr. Katz und zwischen ff und bei Vp. Dr. Bbtjns-wiGr erkl\u00e4ren sich vermutlich daraus, dafs bei den Lagen mit k\u00fcrzeren Reaktionszeiten die ber\u00fchrte Seite zugekehrt war.\nDie eben gegebenen Erkl\u00e4rungen setzen voraus, dafs die Vpn. den Reiz lokalisiert haben. Besteht umgekehrt zwischen den Lagen ff und kein Unterschied der Reaktionszeiten, so kann man, \u25a0wenn die Erkl\u00e4rung richtig ist, folgern, dafs die Vp. wenigstens vor der Reaktion nicht lokalisiert hat. Die Resultate, welche ich mit den Vpn. Jacobs und Baade erhalten habe, w\u00fcrden sich auf diese Weise erkl\u00e4ren. Ob man durch Selbstbeobachtung sicher entscheiden kann, dafs man schon vor der Reaktion lokalisiert hat, ist bei der K\u00fcrze des ganzen Reaktionsvorganges zu bezweifeln.\nBei den Handfingerkreuzungslagen sind die Ber\u00fchrungsstellen ungef\u00e4hr auf denselben kleinen Raum beschr\u00e4nkt wie bei der .Fingerkreuzung. Dennoch sind die Reaktionszeiten f\u00fcr einfache","page":185},{"file":"p0186.txt","language":"de","ocr_de":"186\nHans Rupp.\nReaktion gr\u00f6fser. Es mufs also nach einer neuen Ursache f\u00fcr dieses Verhalten gesucht werden. Diese besteht wahrscheinlich darin, dafs bei den Handfingerkreuzungslagen die bei der Ber\u00fchrung entstandene Empfindung durch die vielen und starken Empfindungen, welche von der gegenseitigen Ber\u00fchrung der H\u00e4nde herr\u00fchren, \u00fcbert\u00f6nt und infolgedessen erst sp\u00e4ter bemerkt werden. Vielleicht wirkt auch der Umstand mit, dafs es bei diesen Lagen schwerer ist, die Ber\u00fchrung zu lokalisieren, dafs also die Vp., trotzdem sie es nicht n\u00f6tig h\u00e4tte, doch bis zu einem gewissen Grade vor der Reaktion den Reiz lokalisiert.\nUm die angegebenen Erkl\u00e4rungen streng zu rechtfertigen, bed\u00fcrfte es einer gr\u00f6fseren Reihe von Versuchen, die ich aber vorl\u00e4ufig nicht angestellt habe, weil sie f\u00fcr die jetzige Untersuchung nicht notwendig waren. Es l\u00e4fst sich leicht zeigen, dafs, einen Fall ausgenommen, alle eben genannten Faktoren im folgenden vernachl\u00e4ssigt werden k\u00f6nnen. Zun\u00e4chst sieht man, dafs bei Lagen mit getrennten H\u00e4nden und bei verschiedenen Lagen einer Hand eine \u00dcbert\u00f6nung ausgeschlossen ist und eine solche daher auf die Verschiedenheit in den Reaktionszeiten dieser Lagen keinen Einflufs haben kann. Ferner ist bei den Lagen ff, V und A der Raum, in welchem die Ber\u00fchrungsstellen liegen, gleich grofs; infolgedessen wird sich die Aufmerksamkeit auf dieselben bei allen diesen Lagen gleich leicht konzentrieren. Dasselbe gilt von allen Lagen einer Hand. Was die verschieden schwierige Konzentration der Aufmerksamkeit auf die ber\u00fchrte Seite betrifft, so hatten zuf\u00e4llig bei Vergleichung der Lagen V 1 oben, V 5 oben und -> 1 oben, -> 5 oben diejenigen Lagen die l\u00e4ngeren Reaktionszeiten, bei welchen die ber\u00fchrte Seite zugekehrt war. Auch hier m\u00fcssen daher die sich zeigenden Differenzen der Reaktionszeiten auf anderem Wege erkl\u00e4rt werden. Bei Vergleichung der Handfingerkreuzungslagen mit ungekreuzten oder mit einfach gekreuzten Lagen spielt allerdings die \u00dcbert\u00f6nung wahrscheinlich mit; jedoch sind die Differenzen der Reaktionszeiten so grofs, dafs sie sicher nicht durch \u00dcbert\u00f6nung allein erkl\u00e4rt werden k\u00f6nnen, um so mehr als sich mit Sicherheit andere Faktoren angeben lassen werden, welche die l\u00e4ngeren Reaktionszeiten verursachen. Die schwierige Lokalisation aber, welche, wie erw\u00e4hnt, ebenfalls eine Verl\u00e4ngerung der Reaktionszeiten bei einfacher Reaktion bewirken k\u00f6nnte, bildet den Hauptpunkt der sp\u00e4teren Untersuchungen.","page":186},{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n187\nAus diesen Erw\u00e4gungen geht hervor, dafs wir im folgenden die bei der einfachen Reaktion wirkenden Faktoren vernachl\u00e4ssigen k\u00f6nnen, ausgenommen den Fall der Vergleichung der beiden Lagen ff und X- Bei diesen m\u00fcssen wir die verschieden schwierige Konzentration der Aufmerksamkeit ber\u00fccksichtigen.\n\u00c0. Erkl\u00e4rung der f\u00fcr die Fingerbestimmmig erhaltenen\nResultate der Zeitmessung.\n\u00a7 19. Zuerst will ich die Resultate der Zeitmessung zu erkl\u00e4ren versuchen, welche ich bei der Fingerbestimmung erhalten habe, und zwar will ich mit der Vergleichung der Lagen ff 1 oben und 1 oben beginnen.\nWie wir in \u00a7 12 sahen, brauchten die Vpn. Prof. M\u00fcllee, Frau Dr. Rupp und Jacobs bei der Handkreuzung l\u00e4ngere Zeit zur Fingerbestimmung als bei der Parallelstellung ff. Den Grund daf\u00fcr erkennen wir aus folgenden Beobachtungen \u00fcber den inneren Vorgang, welche die Vp. Jacobs zu Protokoll gab. Bei der Lage ff stellte sie, um den ber\u00fchrten Finger zu erkennen, diesen und eventuell noch den einen oder anderen Finger derselben ber\u00fchrten Hand vor; bei der Lage f/ hingegen kam es vor, dafs neben dem ber\u00fchrten Finger auch der ihm entsprechende Finger der anderen Hand vorgestellt wurde. Als z. B. 2 1 (Zeigefinger der linken Hand) ber\u00fchrt wurde, sah die Vp. zuerst den Zeigefinger der rechten Hand in seiner richtigen Lage, n\u00e4mlich links liegend und mit der Dorsalseite nach aufsen gerichtet, und sprang dann mit der Aufmerksamkeit hin\u00fcber auf den wirklich ber\u00fchrten Finger. Ein anderesmal sah sie, als der 3 l ber\u00fchrt wurde, beide Mittelfinger in ihrer gekreuzten Lage. \u00c4hnlich beobachtete sie wiederholt, dafs ein schwaches, schematisches Bild der beiden gekreuzten H\u00e4nde auftrat, indem die letzteren wie die Schenkel eines Winkels gesehen wurden. Alle diese Beobachtungen wurden jedoch nur bei Ber\u00fchrung der linken Hand gemacht. In 20 Versuchen, bei welchen ich jedesmal fragte, ob die Vp. den entsprechenden Finger der anderen Hand oder diese selbst vorgestellt habe, erhielt ich dreimal eine bejahende Antwort, und in allen drei F\u00e4llen war die linke Hand ber\u00fchrt.1\n1 Dies d\u00fcrfte damit Zusammenh\u00e4ngen, dafs die rechte Hand \u00fcber der Unken lag.","page":187},{"file":"p0188.txt","language":"de","ocr_de":"188\nSans Rupp.\nDie Ursachen, aus welchen sich diese Erscheinungen erkl\u00e4ren, bewirken zugleich, dafs bei der gekreuzten Lage die Reaktionszeiten l\u00e4nger sind. Ich werde daher zuerst die Erkl\u00e4rung der genannten Erscheinungen zu geben versuchen und dann daraus die Folgerungen f\u00fcr die Reaktionszeiten ziehen. Zun\u00e4chst wende ich mich zur Erkl\u00e4rung der zuerst besprochenen, wiederholt vorkommenden T\u00e4uschung. Wenn ein auf der rechten Seite befindlicher Finger ber\u00fchrt wurde, so wurde im ersten Moment ein Finger auf der linken Seite gesehen. Dafs derselbe speziell als Finger der wirklich dort liegenden rechten Hand vorgestellt wurde, werde ich sp\u00e4ter ber\u00fccksichtigen; vorl\u00e4ufig will ich den Fall nur so weit erkl\u00e4ren, als ein Finger auf der anderen Seite gesehen wurde. Die Lage, in welcher der im ersten Moment vorgestellte Finger erscheint, ist jene Lage, in welcher der ber\u00fchrte Finger w\u00e4re, wenn die Hand nicht schief sondern gerade nach vorne gerichtet w\u00e4re. Man wird ohne weiteres zugeben, dafs diese Lage normaler ist als die gekreuzte Lage. Dafs ein K\u00f6rperteil in normalerer Lage gedacht wird, als in welcher er sich wirklich befindet, steht nicht ohne Analogie da: z. B. wird bei dem Aristotelischen Versuch so lokalisiert, wie wenn die Finger normal liegen w\u00fcrden. Es erhebt sich nun die wichtige Frage: Wieso kann an die Erregungen, welche von der abnormalen Lage ausgehen, ein in normaler Lage vorgestelltes Bild gekn\u00fcpft sein? Anzunehmen, dafs die Erregungen, durch welche sich die abnormale Lage von der normalen unterscheidet, bei dieser Reproduktion mitspielen, ist ganz und gar unstatthaft. Wie k\u00f6nnten sich in der Praxis des Lebens die Erregungen der gekreuzten Lage mit der Vorstellung der ungekreuzten Lage assoziiert haben, wenn besondere abnormale Umst\u00e4nde wde z. B. das Tragen gewisser Brillen ausgeschlossen werden? Man wird daher notwendig zu der Annahme gedr\u00e4ngt, dafs die normale Lagevorstellung nicht an die Erregungen gekn\u00fcpft ist, welche der abnormalen Lage charakteristisch sind, sondern an irgend welche der \u00fcbrigen Erregungen, welche f\u00fcr die normale und abnormale Lage gleich sind. Dafs aber an diese Erregungen, welche es sozusagen offen lassen, ob die Hand nach vorne oder nach seitw\u00e4rts gerichtet ist, die normalste Lage assoziiert ist, ist durchaus verst\u00e4ndlich. Daraus, dafs die falsche normalere Lagevorstellung nur im ersten Moment auftrat, erkennen wir weiterhin, dafs sie schneller reproduziert wird als die richtige Vorstellung.","page":188},{"file":"p0189.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n189\nWir erkl\u00e4ren somit die angegebene Erscheinung dadurch, dafs wir sagen, dafs bei dem im ersten Momente auftretenden Bild die Erregungen, welche f\u00fcr die abnormale Lage charakteristisch sind, infolge ihrer tr\u00e4geren Reproduktionst\u00e4tigkeit noch gar nicht wirksam waren; und dafs sie erst sp\u00e4ter, als das richtige Bild reproduziert wurde, in Wirksamkeit traten.\nNach dieser Erkl\u00e4rung der beschriebenen T\u00e4uschung k\u00f6nnen wir auch sofort Gr\u00fcnde f\u00fcr die l\u00e4ngere Reaktionszeit der gekreuzten Lage angeben. Zun\u00e4chst erkennt man folgendes: Bei der letztgenannten Lage wird nicht allein das richtige Bild assoziiert, sondern es besteht auch die Tendenz, ein falsches Bild zu reproduzieren, wenn dieselbe auch nicht immer stark genug sein wird, das Bild \u00fcber die Schwelle des Bewufstseins zu heben. Wenn aber gleichzeitig zwei Reproduktionstendenzen vorhanden sind, so hemmen sie sich gegenseitig. Es mufs also die Reproduktion des richtigen Bildes bei der gekreuzten Lage verz\u00f6gert werden und demnach die Reaktionszeit bei dieser Lage l\u00e4nger ausfallen als bei der Parallelstellung. Ferner werden die gleichen Erregungen, an welche sich bei der gekreuzten Lage das normale Bild anschliefst, auch bei der normalen Lage dasselbe Bild reproduzieren, nur ist dieses dann zugleich das richtige. Von dieser Reproduktion wissen wir aber aus der Diskussion der obigen T\u00e4uschung, dafs sie k\u00fcrzerere Reproduktionszeiten beansprucht als die Assoziation der richtigen Lagevorstellung an die Erregungen, welche der gekreuzten Lage charakteristisch sind. Da also bei der Parallelstellung das f\u00fcr die Entscheidung mafs-gebende Bild schneller reproduziert wird, so mufs auch aus diesem Grunde die Reaktionszeit k\u00fcrzer sein als bei der Handkreuzung. Es w\u00e4re freilich m\u00f6glich, dafs bei der ersteren Lage zur sicheren Entscheidung auch die Erregungen, welche der Lage charakteristisch sind, herangezogen werden, so dafs das oben angef\u00fchrte Argument nicht zutreffen w\u00fcrde. In diesem Falle w\u00fcrde aber wahrscheinlich ein anderer Umstand mitspielen, der ebenfalls dahin wirken mufs, die Reaktionszeiten bei der gekreuzten Lage l\u00e4nger ausf allen zu lassen. Da n\u00e4mlich diese Lage unnormaler ist, so ist die Assoziation des richtigen Bildes an die f\u00fcr die Lage charakteristische Erregung offenbar schw\u00e4cher als die entsprechende Assoziation bei der Parallelstellung ; infolgedessen wird die Reproduktion tr\u00e4ger und die Reaktionszeit l\u00e4nger sein m\u00fcssen. Die eben besprochene Annahme, dafs bei der normalen\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 41.\t13","page":189},{"file":"p0190.txt","language":"de","ocr_de":"190\nHans Rupp.\nLage die f\u00fcr die besondere Lage charakteristischen Erregungen reproduzierend mitwirken, ist aber keineswegs notwendig. Wenn beim Aristotelischen Versuch dauernd die der abnormalen Lage entsprechenden Erregungen wirkungslos sind, so ist es auch hier bei der normalen Lage als m\u00f6glich anzuerkennen.\nEin objektiver Nachweis daf\u00fcr, dafs das bei der normalen Lage auftretende richtige Bild blofs an Erregungen gekn\u00fcpft ist, welche f\u00fcr diese Lage nicht spezifisch sind, und zwar an dieselben, durch welche das falsche, bei der abnormalen Lage auftretende Bild reproduziert wird, w\u00fcrde es sein, wenn sich nach-weisen liefse, dafs die Dauer der Reproduktion des Bildes bei der einen und bei der anderen Lage gleich ist. Denn wenn dasselbe Bild mit derselben Schnelligkeit reproduziert wird, so kann man mit grolser Sicherheit behaupten, dafs auch die reproduzierenden Erregungen dieselben sind. Einen solchen Nachweis konnte ich in einem sp\u00e4ter zu beschreibenden \u00e4hnlichen Falle wirklich f\u00fchren.1 Wenn aber auch nur in wenig F\u00e4llen nachgewiesen ist, dafs das Bild sich an Erregungen mit Ausschlufs solcher Erregungen, welche der besonderen Lage entsprechen, anschliefst, so ist eine \u00e4hnliche Annahme auch in F\u00e4llen, wo sich dies nicht direkt nachweisen l\u00e4fst, gestattet.\nIch habe bis jetzt nur erkl\u00e4rt, wieso im ersten Moment ein Bild auf der linken Seite auftreten konnte, wenn ein rechts liegender Finger ber\u00fchrt war. Die angegebene Erkl\u00e4rung kann aber nicht verst\u00e4ndlich machen, dafs dieser links lokalisierte Finger als ein Finger der rechten Hand vorgestellt wird. Sie setzt vielmehr voraus, dafs die von der Peripherie kommende Erregung als eine solche der linken Hand charakterisiert ist, denn sonst k\u00f6nnte nicht ein auf die linke Seite lokalisiertes Bild an sie assoziiert sein. Wenn aber diese Reproduktion gerade deshalb stattfindet, weil die Erregung als eine von der finken Hand kommende irgendwie charakterisiert2 ist oder \u2014 um einen Ausdruck von Michotte in allerdings anderem Sinne zu gebrauchen \u2014 ein Regionalzeichen der finken Hand besitzt, so-wird es befremdlich erscheinen, warum an dasselbe Regional-\n1\tVgl. \u00a7 32 Schlufs.\n2\tZu dieser Charakterisierung gen\u00fcgt es, dafs die von den verschiedenen K\u00f6rperteilen herkommenden Nerven im Gehirn an verschiedenen Stellen endigen. Auf Grund dieses Unterschiedes allein k\u00f6nnen schon verschiedene Assoziationen bestehen.","page":190},{"file":"p0191.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n191\nZeichen nicht auch die spezifische Vorstellung der linken Hand gekn\u00fcpft ist. Dies kl\u00e4rt sich nun auf folgende Weise auf: Es wird sich aus noch zu besprechenden T\u00e4uschungen ergeben, dafs mit Erregungen, welche als von einem bestimmten Finger kommend charakterisiert sein, also ein Regionalzeichen dieses bestimmten Fingers haben m\u00fcssen, auch die spezifische Vorstellung eines anderen Fingers verbunden sein kann. Die letztere ist h\u00e4ufig nicht direkt an das Regionalzeichen des Fingers gekn\u00fcpft, sondern an r\u00e4umliche Vorstellungen, welche ihrerseits durch die Regionalzeichen reproduziert werden. Nach dieser Analogie kl\u00e4rt sich das scheinbar Paradoxe unseres Falles in der Weise auf, dafs an das Regionalzeichen der linken Hand zwar die Lagevorstellung eines links hegenden Fingers gekn\u00fcpft ist, nicht aber auch die spezifische Vorstellung eines Fingers der linken Hand; diese Vorstellung w\u00fcrde sich vielmehr in der Regel auf Grund anderer, wie wir sehen werden, r\u00e4umlicher Kriterien (Lage auf der rechten oder linken Seite, Fortsetzung der Hand zum Arm, Richtung des Fingers) einstellen. In \u00e4hnlicherWeise ist auch die Vorstellung eines Fingers der rechten Hand in unserem Falle nicht an ein Regionalzeichen dieser Hand gekn\u00fcpft \u2014 ein solches konnte gar nicht vorhanden sein, da die linke Hand ber\u00fchrt war \u2014 sondern an die Vorstellung eines links liegenden Fingers. Nebenbei bemerkt wird auch diese Reproduktion bei der gekreuzten Lage hemmend wirken, also eine Verl\u00e4ngerung der Reaktionszeiten nach sich ziehen.\nAnmerkung: Man k\u00f6nnte fragen, warum bei der Fingerbestimmung \u00fcberhaupt entschieden wird, auf welcher Seite der Reiz liege; es sei nur n\u00f6tig zu wissen, dafs der Finger z. B. der zweite von oben sei; das Bild brauchte nicht nach rechts oder links lokalisiert zu sein, es k\u00f6nnte unbestimmt lokalisiert sein. Darauf ist meiner Meinung nach zu antworten, dafs das tats\u00e4chlich eingeschlagene Vorgehen der Vp. f\u00fcr die Fingerbestimmung allerdings unzweckm\u00e4fsig ist, dafs es aber f\u00fcr den Kampf ums Dasein aufserordentlich wichtig ist zu wissen, ob der Finger rechts oder links liegt. F\u00fcr das praktische Leben ist das Verhalten sehr \u00f6konomisch; es ist uns infolgdessen so zur Gewohnheit geworden, dafs wir es auch in dem Falle beibehalten, wenn es sich nicht als vorteilhaft erweist.\nIch vermutete, dafs die f\u00e4lschliche Reproduktion des\nFingers der rechten Hand dadurch beg\u00fcnstigt war, dafs\ndurcheinander sowohl die rechte wie die linke Hand ber\u00fchrt\nwurden. Um dies zu untersuchen, stellte ich Vergleichsversuche\nan, in welchen ich beide H\u00e4nde in derselben Lage liefs, hingegen\n13*","page":191},{"file":"p0192.txt","language":"de","ocr_de":"192\njHans Rupp.\ngruppenweise immer nur eine, vorher bezeichnete Hand ber\u00fchrte (Reihe VIII). War meine Vermutung richtig, so durften jetzt die obigen T\u00e4uschungen nicht mehr oder seltener Vorkommen, und die Differenz zwischen den beiden Lagen ff und f/ mufste sich verringern oder ganz verschwinden. Die Reihe VIII ergab tats\u00e4chlich, dafs erstens die Anzahl der T\u00e4uschungen auf eine einzige beschr\u00e4nkt blieb, und dafs ferner die Differenz zwischen den beiden Lagen von 53 o auf 16 g herab sank. Um einen minimalen Betrag war also die gekreuzte Lage schwieriger als die ungekreuzte. Daraus ergibt sich, dafs der Grund f\u00fcr die grofse relative Zahl der T\u00e4uschungen und f\u00fcr die gr\u00f6fseren Reaktionszeiten bei der gekreuzten Lage zum grofsen Teil in der hohen Bereitschaft (Perseveration) liegt, in welcher die falsche Lage und das falsche Bild durch Ber\u00fchrung beider H\u00e4nde sich befinden. Zum Teil sind aber auch, da doch noch eine Differenz zwischen den beiden Lagen bei gruppenweiser Ber\u00fchrung bestand, die Assoziationen bei der gekreuzten Lage an und f\u00fcr sich schw\u00e4cher, und es wirken ihnen vermutlich andere Assoziationen entgegen, auch wenn dieselben nicht auf die angegebene Weise gest\u00e4rkt werden.\nIch habe noch die \u00fcbrigen am Anf\u00e4nge dieses Paragraphen angef\u00fchrten Beobachtungen der Vp. Jacobs zu besprechen. Die Beobachtung, dafs \u00f6fter ein Bild der analogen Finger beider H\u00e4nde oder ein schematisches Bild beider H\u00e4nde auftrat, erkl\u00e4rt sich wenigstens teilweise aus dem bisher Gesagten. Jedoch kann ein Grund hierf\u00fcr auch darin liegen, dafs die H\u00e4nde bei der gekreuzten Lage leicht als ein Ganzes aufgefafst werden, dafs ihnen ein visuelles Bild entspricht, w\u00e4hrend wir bei der getrennten Lage, z. B. bei der Parallelstellung, stets den Eindruck von zwei getrennten Komplexen haben und uns leichter aus-schliefslich auf die eine Hand konzentrieren k\u00f6nnen. Wie immer die Erscheinungen sich erkl\u00e4ren m\u00f6gen, jedesfalls werden die \u00fcberfl\u00fcssigen Bilder der anderen Hand, die f\u00fcr die Entscheidung allein n\u00f6tigen Bilder der ber\u00fchrten Hand hemmen (reproduktive Hemmung), somit die Reproduktionszeit bei der gekreuzten Lage vergr\u00f6fsern.\nDie Vpn. aufser Jacobs hatten \u00e4hnliche falsche Bilder nie zu Protokoll gegeben. Dennoch glaube ich, dafs f\u00fcr sie die Reaktionszeiten in derselben Weise erkl\u00e4rt werden m\u00fcssen, da \u00e4hnliche Erscheinungen, wie die eben beschriebenen, bei ihnen","page":192},{"file":"p0193.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lokalisatio?i von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\t193\nin anderen F\u00e4llen wiederholt vorkamen. Es ist also anzunehmen, dafs dieselben falschen Reproduktionstendenzen und schw\u00e4cheren Assoziationen bei der gekreuzten Lage bestanden wie bei Vp. Jacobs, nur dafs die ersteren nicht so stark waren, dafs falsche Bilder klar ins Bewufstsein getreten w\u00e4ren.\nBei der Vp. Baade h\u00e4ngt das Resultat, dafs die Reaktionszeiten bei Lage ff gleich sind denen der Lage f/, wohl damit zusammen, dafs er, wie er oft versicherte, kein visuelles Bild der Hand entwarf, Reiz und Finger auch nicht lokalisierte, sondern nur nach der charakterischen Qualit\u00e4t der Ber\u00fchrungsempfindung den Finger bestimmte. Aus der Gleichheit der Reaktionszeiten geht hervor, dafs die charakteristischen Fingergef\u00fchle bei der gekreuzten Lage eben so gut erkannt werden wie bei der ungekreuzten. Zu diesem nicht selbstverst\u00e4ndlichem Resultat werden uns sp\u00e4ter analoge F\u00e4lle begegnen.\n\u00a7 20. An zweiter Stelle will ich die Resultate besprechen, welche ich f\u00fcr die Fingerkreuzung gegen\u00fcber den bei Parallelstellung sich zeigenden erhalten habe. Wie in \u00a7 18 gezeigt, m\u00fcssen bei dieser Lage die Resultate der einfachen Reaktion in Betracht gezogen werden. Die gekreuzte Lage ist n\u00e4mlich insofern beg\u00fcnstigt, als die Fingerspitzen auf einen kleineren Raum verteilt sind, also die Aufmerksamkeit nicht so grofse Spr\u00fcnge machen mufs, was bei einfacher Reaktion f\u00fcr die Ypn. Frau Dr. Rupp und Dr. Brunswig die betr\u00e4chtliche Differenz von ca. 40 g bewirkte. Demnach sind bei Fingerbestimmung die Reaktionszeiten der Fingerkreuzungslage um mindestens 40 o gegen\u00fcber denen bei der Parallelstellung zu klein, denn bei Fingerbestimmung wird genauer lokalisiert als bei einfacher Reaktion, so dafs der Unterschied der verschieden schwierigen Konzentration der Aufmerksamkeit bei der ersteren eher mehr ausgepr\u00e4gt sein wird als bei der letzteren. Sicher m\u00fcssen daher bei der Vp. Dr. Brunswig andere als die bei einfacher Reaktion wirksamen Faktoren zur Erkl\u00e4rung der Reaktionszeiten bei Fingerbestimmung herangezogen werden. Denn bei dieser Vp. sind die Zeiten f\u00fcr die gekreuzte Lage und die f\u00fcr Parallelstellung fast gleich. Auch bei den Vpn. Professor M\u00fcller und Jacobs vermag der erw\u00e4hnte Faktor die Reaktionszeiten nicht zu erkl\u00e4ren. Denn wenn er mitwirkt, so ist die auf anderem Wege zu erkl\u00e4rende Differenz der Reaktionszeiten beider Lagen noch gr\u00f6fser als die aus den Tabellen III und VII sich ergebende","page":193},{"file":"p0194.txt","language":"de","ocr_de":"194\nHans Rupp.\nDifferenz. Bei Vp. Frau Dr. Rupp l\u00e4fst sich nient sicher behaupten, ob neben der verschieden schwierigen Konzentration der Aufmerksamkeit noch irgend welche andere Faktoren Ein-flufs auf die Reaktionszeiten hatten. Dasselbe gilt von Vp. Baade.\nEs ist also nach Gr\u00fcnden zu suchen, warum die drei zuerst genannten Vpn. bei der gekreuzten Lage l\u00e4ngere Zeit zur Fingerbestimmung brauchten als bei der einfachen Parallelstellung. Man wird geneigt sein \u00e4hnliche Gr\u00fcnde anzuf\u00fchren, wie wir sie bei der Handkreuzung beobachtet haben: Die gekreuzte Lage ist unnormaler, es wirkt also das Bild der normaleren, ungekreuzten Lage entgegen, und es sind die Reproduktionszeiten f\u00fcr das richtige Bild l\u00e4nger; ferner wird man geltend machen, dafs die H\u00e4nde bei der Fingerkreuzung noch mehr einen einheitlichen Komplex bilden wie bei der Handkreuzung, und dafs sich daher in noch st\u00e4rkerem Grade Partien der nicht ber\u00fchrten Hand aufdr\u00e4ngen und die Reproduktion des richtigen Bildes hemmen werden. Jedoch liegen f\u00fcr diese Annahmen keine Belege vor; nur einmal gab Vp. Prof. M\u00fcller bei Ber\u00fchrung des 1 ? an, dafs auch der andere Daumen gesehen wurde. Hingegen kommt bei der Fingerkreuzung ein anderes Moment hinzu, welches wohl imstande ist, die teilweise betr\u00e4chtlichen Differenzen der Reaktionszeiten zu erkl\u00e4ren. Der Finger wird h\u00e4ufig danach bestimmt, ob er z. B. in der Mitte oder in der oberen H\u00e4lfte, kurz danach, wie er relativ zur Fingerreihe liegt, und zwar bildet nur die Lage des Fingers relativ zu den Fingern der einen ber\u00fchrten Hand ein sicheres Kriterium; hingegen k\u00f6nnen wir nicht den Ort eines Fingers in der Reihe der zehn gekreuzten Finger sicher erkennen und ihn von dem Orte der anderen Finger auseinander halten. Obendrein gibt Vp. Prof. M\u00fcller an, dafs die unteren Finger n\u00e4her beisammen zu liegen schienen, so dafs ein Finger aus seiner Stelle im ganzen Fingerkomplex noch schwerer zu bestimmen war. Da sich aber die Vpn. dennoch dieses schwierigen Kriteriums manchmal bedienten, so liegt hierin ein Hauptgrund f\u00fcr die l\u00e4ngeren Reaktionszeiten bei der Fingerkreuzungslage. Dafs tats\u00e4chlich der Finger manchmal nach seiner Lage im Komplex der 10 Finger beurteilt wurde, zeigen folgende T\u00e4uschungen und Selbstbeobachtungen : Vp. Prof. M\u00fcller hielt zweimal den 1 l f\u00fcr den Zeigefinger und gab an, dafs er den Finger nach seiner Lage in dem Raume, welchen die H\u00e4nde einnahmen, bestimmt habe. Der 2 l schien derselben","page":194},{"file":"p0195.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n195\nYp. zweimal in der Mitte des eben genannten Raumes zu liegen, und sie urteilte erst dann, als sie den Daumen derselben Hand in seinem betr\u00e4chtlichen Abstand vom Zeigefinger vorgestellt hatte. Bei Ber\u00fchrung des 3 1 \u00e4ufserte dieselbe Yp. Prof. M\u00fcller einmal, sie m\u00fcsse den 4 mit vorstellen, denn sie k\u00f6nne sich nicht auf die Gegend im Komplex, in welcher der ber\u00fchrte Finger erscheine, verlassen. Dafs f\u00fcr Yp. Jacobs dieselbe Schwierigkeit bestand, findet dadurch eine Best\u00e4tigung, dafs dieselbe viermal bei der Fingerkreuzung neben dem ber\u00fchrten Finger einen anderen Finger vorstellte (in der Regel neben dem 4 den 3), w\u00e4hrend sie bei der Parallelstellung nur einmal neben dem 3. den 4. im Bilde sah.\nAnmerkung 1: Es ist interessant, dafs Vp. Jacobs, als ich sie fragte, welche Lage ihr den Eindruck mache, schwieriger zu sein, mit Entschiedenheit die Parallelstellung angab. Bei der Fingerkreuzung seien die H\u00e4nde n\u00e4her beisammen und leichter zu \u00fcberblicken; ferner w\u00fcrden bei dieser Lage die Finger durch die kreuzenden Finger der anderen Hand in fester Lage gehalten und seien darum leichter voneinander im Bilde zu trennen als bei sich nicht ber\u00fchrenden H\u00e4nden. Vergleicht man mit diesen Angaben die wirklichen Resultate, so sieht man, dafs die Vp. etwas ganz anderes beurteilte als die Schnelligkeit, mit welcher die Assoziationen wirkten ; sie richtete sich nach der Bequemlichkeit f\u00fcr die Aufmerksamkeit oder danach, ob in einem simultanen Bild der ganzen Lage die Finger scharf gesondert sind. Es w\u00fcrde uns also zu ganz verkehrten Resultaten f\u00fchren, wenn wir durch die Selbstbeobachtung die Lokalisationszeiten der einzelnen Lagen vergleichen liefsen.\nAnmerkung 2: An einem Versuchstage, dessen Resultate in der Tabelle nicht einbezogen sind, ergab Vp. Prof. M\u00fcllek f\u00fcr die Lagen ff, Y und ^ nicht wesentlich verschiedene Resultate (vgl. Tab. III Anmerkung). Er gab an, dafs er stark erm\u00fcdet sei; ferner war auffallend, dafs neben dem ber\u00fchrten Finger nie ein anderer Finger vorgestellt wurde. Es scheint also, dafs sich infolge der Erm\u00fcdung das Verfahren ge\u00e4ndert hat, dafs die Vp. nicht wie sonst nach der r\u00e4umlichen Lage geurteilt hatte, sondern vermutlich nach einem spezifischen visuellen Bild oder nach einem spezifischen Fingergef\u00fchl. Ich habe den Einflufs der Erm\u00fcdung auf das Urteilsverfahren nicht weiter verfolgt.\n\u00a7 21. Sehr deutlich hat sich aus den Reihen YI, IX, XI, XII das Gesetz ergeben, dafs die Fingerbestimmung in den Lagen, in welchen der kleine Finger oben liegt, schwieriger ist als in den Lagen, welche sich von ihnen nur dadurch unterscheiden, dafs der Daumen oben liegt. Aus einer charakteristischen T\u00e4uschung l\u00e4fst sich dieses Gesetz leicht erkl\u00e4ren.\nDie Yp. Dittmers gab bei der Lage -> 5 oben einmal an,","page":195},{"file":"p0196.txt","language":"de","ocr_de":"196\nHans Hupp.\ndafs sie den ber\u00fchrten Zeigefinger sofort zwar an seiner richtigen Stelle in der Fingerreihe, n\u00e4mlich als zweiten Finger von unten gerechnet, gesehen habe, der Finger sei aber mit der Vorlarseite dem Gesicht zugekehrt gewesen; er wurde f\u00fcr den Ringfinger gehalten und dementsprechend falsch reagiert. Das spezifische Bild und das Urteil bezogen sich also auf denjenigen Finger,\nwelcher in der Lage 1 oben die betreffende Stelle einnimmt.\n\u2022 \u2022\n\u00c4hnliche T\u00e4uschungen, wie die eben genannte, beobachtete Vp. Jacobs bei der Lage f 5 oben. Als der kleine Finger ber\u00fchrt wurde, kam ihm der Gedanke, dafs der ber\u00fchrte und schon als oben liegend erkannte Finger der Daumen sei. Bei Ber\u00fchrung des Ringfingers tauchte zuerst das Bild des Zeigefingers auf, und zwar an derselben Stelle, an welcher sp\u00e4ter der Ringfinger vorgestellt wurde. Der Zeigefinger schien dabei mit der R\u00fcckenseite nach links zu liegen (es war die linke Hand ber\u00fchrt). In beiden F\u00e4llen ist, wie oben, zuerst die Richtung des Fingers und seine Lage relativ zu den anderen Fingern richtig erkannt; dieselbe reproduzierte aber das Bild des Fingers, welcher bei oben liegendem Daumen und sonst gleicher Lage der Hand an der betreffenden Stelle liegt.\nIch erkl\u00e4re zun\u00e4chst wieder die angegebenen, f\u00fcr die Lagen mit oben hegendem kleinen Finger charakteristischen T\u00e4uschungen ; die Erkl\u00e4rung der l\u00e4ngeren Reaktionszeiten bei diesen Lagen gegen\u00fcber den Lagen mit oben liegendem Daumen ergibt sich dann ohne weiteres.\nBei der T\u00e4uschung wurde stets die Lage des Fingers in der Vertikalreihe der Finger, z. B. 2. von unten, richtig erkannt. Dazu ist n\u00f6tig, dafs gewisse Erregungen oder zentrale Reproduktionsdispositionen reproduzierend wdrken, welche erstens f\u00fcr die abnormale Lage und zweitens f\u00fcr den besonderen Finger charakteristisch sind. Denn w\u00e4ren sie nicht f\u00fcr die Lage 5 oben charakteristisch, so k\u00f6nnte in unserem Beispiele der Finger ebensogut als 2. von rechts oder als 2. von oben vorgestellt werden; und w\u00e4ren sie nicht f\u00fcr den Finger charakteristisch, so k\u00f6nnte dieser ebensogut als 3. oder als letzter vorgestellt werden. Es war aber in allen F\u00e4llen die Lage des Fingers relativ zu den anderen Fingern richtig erkannt. Die T\u00e4uschung erkl\u00e4rt sich nun so, dafs zuerst die Lagevorstellung : 2. von unten durch die genannten Erregungen und Dispositionen reproduziert wird, und dafs sich an diese Lagevorstellung das falsche Bild an-","page":196},{"file":"p0197.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lokalis\u00e4tion von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n197\nsdiliefst.1 Denn es ist leicht begreiflich, dafs sich an die Lage-Yorstellung das Bild desjenigen Fingers anschliefst, welcher gew\u00f6hnlich die betreffende Lage einnimmt. Hingegen k\u00f6nnte sich dieses Bild nicht an die zuerst wirksamen Erregungen und Dispositionen anschliefsen, da diese, wie betont, f\u00fcr die Lage 5 oben und f\u00fcr den Zeigefinger charakteristisch sein m\u00fcssen, w\u00e4hrend sich das falsche Bild auf die Lage 1 oben und auf den Ringfinger bezieht.\nWie die fr\u00fcher erw\u00e4hnten T\u00e4uschungen, so tritt auch diese nur im ersten Momente auf; daraus ergibt sich wieder, dafs die richtigen Assoziationen langsamer wirken, l\u00e4ngere Reproduktionszeiten besitzen als die zur T\u00e4uschung f\u00fchrenden. Auf Grund welcher Erregungen oder Vorstellungen die Korrektion des falschen Bildes eintritt, l\u00e4fst sich nicht entscheiden; es kann durch die eben besprochenen Regionalzeichen geschehen, indem sie das richtige Bild langsamer reproduzieren, es k\u00f6nnen aber auch neue Erregungen oder zentrale Dispositionen dazu n\u00f6tig sein.\nNach dieser Diskussion der beschriebenen T\u00e4uschung lassen sich folgende Gr\u00fcnde f\u00fcr die l\u00e4ngeren Reaktionszeiten der Lage 5 oben angeben: Erstens bestehen bei dieser Lage neben den richtigen auch falsche Reproduktionstendenzen, welche nat\u00fcrlich die Reproduktion des richtigen Bildes hemmen. Ferner konnten wir aus dem Verlauf der T\u00e4uschungen entnehmen, dafs das falsche Bild schneller reproduziert wird, als das richtige. Da nun bei der Lage 1 oben die analoge Reproduktion des normalen Bildes schon zum richtigen Bilde f\u00fchrt, so ist hier die Reproduktion des zur Entscheidung n\u00f6tigen Bildes nicht nur nicht gehemmt, sondern sie vollzieht sich auch an und f\u00fcr sich schneller als bei der Lage 5 oben.\nDiese Ursachen k\u00f6nnen auch dann wirksam gewesen sein, wenn keine T\u00e4uschung vorhanden war. Dies ist wichtig, denn bei einigen Vpn. kam es in gewissen Lagen zu keinen T\u00e4uschungen z. B. bei den Vpn. Prof. M\u00fcller und Fr\u00f6bes in der Lage V 5 oben. Hingegen kamen bei der letzteren Vpn. eine Reihe von \u00e4hnlichen T\u00e4uschungen in der Lage h\u00f6r. vor, in welcher ebenfalls der kleine Finger oben liegt. Es wurde z. B. der 4 l f\u00fcr den Zeigefinger gehalten und die T\u00e4uschung von der Vp.\n1 Es w\u00e4re freilich auch m\u00f6glich, dafs sich hier mit der Zeit eine verk\u00fcrzte Assoziation mit Ausschaltung der Lagevorstellung bildet.","page":197},{"file":"p0198.txt","language":"de","ocr_de":"198\nHans Rupp.\nselbst dadurch motiviert, dafs der Finger als zweiter von oben vorgestellt war. Ebenso wurde der kleine Finger einmal f\u00fcr den Daumen gehalten; gleich darauf hatte die Vp. gef\u00fchlt, dafs der Daumen unten lag. Ein anderesmal mufste sie bei Ber\u00fchrung des 5 l l\u00e4nger nachdenken, um zu finden, welcher Finger es sei, der oben liege; ebenso verz\u00f6gerte sich das Urteil bei Ber\u00fchrung des 4 Z, da sich Vp. nicht bereit gehalten habe, welcher Finger oben liege. Wir begegnen also bei dieser Lage denselben charakteristischen T\u00e4uschungen, wie bei den \u00fcbrigen Lagen mit oben liegendem kleinen Finger. Dies gilt aber nur von Vp. Fb\u00f6bes; Vp. Prof. M\u00fcllek gab auch bei dieser Lage nie an, dafs sie eine Tendenz zu \u00e4hnlichen T\u00e4uschungen gehabt h\u00e4tte. Dennoch glaubte ich, dafs in allen F\u00e4llen, in welchen keine T\u00e4uschungen beobachtet wurden, die l\u00e4ngeren Reaktionszeiten bei 5 oben auf die angegebene Weise erkl\u00e4rt werden m\u00fcfsten. Bei Vp. Dr. Katz kommen, im Unterschied von allen bisher erw\u00e4hnten Vpn., auch bei der Lage 1 oben Verwechslungen des Zeige- und Ringfingers vor. (Daher sind die Reaktionszeiten f\u00fcr diese Finger sehr lang.) Hier machen sich also auch bei der normalen Lage falsche Reproduktionstendenzen geltend, jedoch, da die Reaktionszeiten k\u00fcrzer sind als bei der Lage 5 oben, offenbar in geringerem Grade als bei dieser letzteren Lage.\n\u00a7 22. Die Erkl\u00e4rung f\u00fcr die l\u00e4ngeren Reaktionszeiten bei oben liegendem kleinen Finger, wie ich sie eben gegeben habe, setzt voraus, dafs der kleine Finger wirklich als oben liegend vorgestellt werde. Aus den angegebenen Beobachtungen geht hervor, dafs dies tats\u00e4chlich der Fall war. Beobachtungen der Vp. Jacobs zeigen jedoch, dafs auch andere F\u00e4lle Vorkommen. Die Vp. gibt n\u00e4mlich bei der Lage f 5 oben, bei welcher sie die H\u00e4nde so zu halten hatte, dafs ihr weder die Volar- noch die Dorsalseite zugekehrt schien, an, dafs sie die Hilfsfinger, welche sie neben dem ber\u00fchrten Finger zum Zwecke der Erkennung des letzteren vorgestellt hatte, nicht unter oder \u00fcber dem ber\u00fchrten Finger sah, sondern neben ihm, wie wenn die Hand ein wenig gegen die Pronationslage zu gedreht sei. Ferner schien bei Ber\u00fchrung der Dorsalseite des Fingers dieser, auch wenn er nur ganz allein gesehen wurde, ein wenig gedreht, so dafs die Uorsalseite etwas dem Gesicht zugekehrt war, Immer aber sah die Vp. von sich aus auf die Hand hin. Von der rechten oder linken Seite aus schief auf die ber\u00fchrte Volar- oder Dorsalseite","page":198},{"file":"p0199.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n199\nzu sehen, gelang ihr nicht. Eher wurde, wie gesagt, die Hand oder der einzelne Finger gedreht gedacht. Auch Vp. Dr. Katz gab mir bei Versuchen, die ich sp\u00e4ter, um Selbstbeobachtungen zu erhalten, ohne Zeitmessung angestellt hatte, mehrmals an, dafs er die Tendenz habe, die Hand in Pronationslage vorzustellen. Ebenso wurde die zweite Beobachtung von Vp. Jacobs, dafs der ber\u00fchrte Finger etwas gedreht erscheine, von Vp. Prof. M\u00fcller in Versuchen bei der Lage f 5 oben best\u00e4tigt.\nUnter diesen Umst\u00e4nden werden nat\u00fcrlich die T\u00e4uschungen, wie wir sie fr\u00fcher gefunden haben, nicht auftreten. Es fragt sich nun, wie verhalten sich in diesem Falle die Reaktionszeiten zu denen bei der Lage 1 oben? und sind die Reaktionszeiten unter diesen Umst\u00e4nden gleich den Reaktionszeiten, welche bei der Pronationslage erhalten werden? Um diese Fragen zu entscheiden, m\u00fcfsten Vpn. zur Verf\u00fcgung stehen, welche die Hand stets so sehen, wie ich es eben angegeben habe. Bei meinen Vpn. war dieser Fall sicher nicht realisiert, was aus den oben angef\u00fchrten T\u00e4uschungen hervorgeht.\n\u00a7 23. Bei den Lagen -> 1 oben und 5 oben, welche ich in der Reihe XI mit Vp. Dittmers verwendet habe, ist die ber\u00fchrte Dorsalseite einmal zu- einmal abgekehrt. Es w\u00e4re m\u00f6glich, d$fs die Lage, in welcher die ber\u00fchrte Seite dem Gesicht abgekehrt ist, gr\u00f6fsere Schwierigkeiten bereitet. Aus diesem Umstand w\u00fcrde sich jedoch die Differenz, welche wir zwischen den beiden Lagen erhalten haben, nicht erkl\u00e4ren; denn es m\u00fcfsten sich in diesem Falle f\u00fcr die Lage mit oben liegendem kleinen Finger k\u00fcrzere Reaktionszeiten ergeben haben. Es k\u00f6nnte also nur sein, dafs die Differenz zwischen den beiden Lagen aus dem angegebenen Grunde zu klein ausgefallen sei.\n\u00a7 24. Wie sich von den Lagen 1 oben und 5 oben die letzte als die normalere erwiesen hat, so k\u00f6nnten sich auch bei anderen Lagen, die sich durch Drehung der H\u00e4nde um 180 0 unterscheiden, \u00e4hnliche Resultate ergeben, z. B. bei der Vergleichung der Pronations- und Supinationslage. In der Pronationslage, welche sich wahrscheinlich als die normalere heraussteilen w\u00fcrde, ist die ber\u00fchrte Seite dem Gesicht zugekehrt. Man mufs also nachweisen, dafs die Beg\u00fcnstigung dieser Lage sich nicht aus diesem Umstande erkl\u00e4rt. Das ist leicht zu erreichen, wenn man auch die Volarseiten ber\u00fchrt. Versuche \u00fcber diese beiden Lagen habe ich noch nicht angestellt. F\u00fcr die Lagen mit nach","page":199},{"file":"p0200.txt","language":"de","ocr_de":"200\nHans Rupp.\noben stehendem Unterarm und Fingern erheben sich ebenfalls die Fragen, ob die Lage mit zugekehrtem kleinen Finger und die mit zugekehrtem Daumen gleich feste Assoziationen besitzen, und ob die Lage mit zugekehrter Volar- und die mit zugekehrter Dorsalseite gleich gel\u00e4ufig sind. Auch hier\u00fcber habe ich keine Untersuchungen mit Zeitmessung angestellt. F\u00fcr die beiden ersten Lagen ergibt sich jedoch aus T\u00e4uschungen die bei der M\u00fcller-schen Lage vert, verkamen, dafs die Lage mit zugekehrtem Daumen normaler ist als die mit zugekehrtem kleinen Finger. Es wurde n\u00e4mlich von der Vp. Prof. M\u00fcller zweimal der Zeigefinger f\u00fcr den kleinen gehalten. Der Finger war jedesmal richtig lokalisiert, n\u00e4mlich an das abgekehrte Ende des ganzen H\u00e4ndekomplexes; der Daumen wurde \u00fcberhaupt nicht vorgestellt. An diese Lagevorstellung war also das Bild desjenigen Fingers assoziiert, welcher bei der Lage mit zugekehrtem Daumen, die man sofort als die normalere erkennt, an der betreffenden Stelle liegt. Wird n\u00e4mlich von dem Daumen abgesehen, so liegt in der M\u00dcLLERsehen Stellung der Zeigefinger an dem dem Gesicht abgekehrten Ende der Hand. In derselben Weise erkl\u00e4rt sich die T\u00e4uschung derselben Vp., dais der 4 l zuerst f\u00fcr den Zeigefinger gehalten, dabei aber richtig als zweiter vom K\u00f6rper aus vorgestellt wurde. Daran, dafs der ber\u00fchrte Finger neben dem kleinen Finger lag, erkannte die Vp. sp\u00e4ter den Fehler. Eine T\u00e4uschung in umgekehrtem Sinne beobachtete ich an mir selbst. Es war der Zeigefinger der rechten Hand ber\u00fchrt; ich hatte ihn sofort erkannt, ihn jedoch an der mir zugekehrten Seite des Handkomplexes gesehen. Es kam also zuerst die Vorstellung des Zeigefingers, vielleicht infolge eines spezifischen Fingergef\u00fchles, und an sie schlofs sich die Vorstellung derjenigen Lage des Fingers, welche der normaleren Stellung der Hand entspricht. Aus diesen beiden T\u00e4uschungen erkennen wir, wie in fr\u00fcheren F\u00e4llen, dafs die Lage mit zugekehrtem Daumen schneller wirkende Assoziationen besitzt als die Lage mit zugekehrtem kleinen Finger. Gleichzeitig k\u00f6nnen wir f\u00fcr die erw\u00e4hnte M\u00dcLLERsche Stellung den Schlufs ziehen, dafs die Fingerbestimmung sowohl wegen Hemmungen wie auch wegen der an und f\u00fcr sich l\u00e4ngeren Reproduktionszeiten l\u00e4ngere Dauer beanspruchen mufs.\n\u00a7 25. Auch bei seitlich gerichtetem Unterarm und Fingern lassen sich dieselben Fragen aufwerfen, n\u00e4mlich ob die der Pro-nations- oder die der Supinationslage entsprechende Lage die","page":200},{"file":"p0201.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n201\nnormalere ist, und ob andererseits f\u00fcr die Lage mit oben liegendem Daumen oder f\u00fcr die mit oben liegendem kleinen Finger bessere Assoziationen vorhanden sind. Bei allen diesen Fragen ist vorausgesetzt, dafs die Finger in ihrer wirklichen Lage vorgestellt werden, und dafs nicht \u00e4hnliche falsche Bilder ben\u00fctzt werden, wie ich fr\u00fcher einige beschrieben habe.\n\u00a7 26. Es bleiben noch die beiden Handfingerkreuzungslagen zu besprechen. Dafs die Fingerbestimmung bei beiden Lagen darum schwieriger ist, weil die kleinen Finger in einem Fall oben liegen, im anderen dem Gesicht zugekehrt sind, habe ich schon erw\u00e4hnt. Dazu kommen aber andere Umst\u00e4nde, welche Finger- und Handbestimmung bei diesen Lagen oft sehr erschweren, dafs n\u00e4mlich sowohl die Lage des ber\u00fchrten Fingers selbst, wie auch die der benachbarten Finger sehr schwer zu erkennen ist und manchmal trotz aller Anstrengungen nicht erkannt wird. Ich f\u00fchre im folgenden Selbstbeobachtungen verschiedener Vpn. an, welche ein Bild der hier bestehenden Schwierigkeiten geben. Diese Beobachtungen sind, soweit sie nicht bei den Versuchsreihen I und II gemacht wurden, bei Versuchen angestellt, die ich, ohne die Reaktionszeiten zu messen, ausgef\u00fchrt habe nur zum Zwecke, N\u00e4heres \u00fcber den inneren Vorgang hierbei zu erfahren.\nDie Vpn. Fr\u00f6bes, Dr. Conrad und K\u00fcchler gaben mehrmals an, dafs sie den Reiz nicht sofort lokalisieren konnten, sondern ihn eine Zeit lang sp\u00fcrten, bevor er an eine bestimmte Stelle des Raumes verlegt war. Ich habe auch an mir dieselbe Beobachtung gemacht. Schon die Lokalisation der ber\u00fchrten Stelle allein macht also bei diesen Lagen bisweilen Schwierigkeiten, w\u00e4hrend sie bei anderen Lagen fast ausnahmslos gleichzeitig mit der Empfindung ins Bewufstsein kommt. Von dieser Lokalisation ist die Lokalisation der Ber\u00fchrungsstelle relativ zu dem \u00e4ufserst unklar vorgestellten Handkomplex zu unterscheiden. Gew\u00f6hnlich werden beide Lokalisationen gleichzeitig reproduziert. Bei diesen schwierigen Lagen tritt aber die letztere Lokalisation manchmal merklich sp\u00e4ter auf. Z. B. gab Vp. Fr\u00f6bes bei horizontaler Fingerkreuzung wiederholt an, dafs er, als er die Ber\u00fchrung versp\u00fcrte, von ihr zun\u00e4chst noch gar nichts wufste, dafs er sie dann an einer bestimmten Stelle des Raumes sah und sie erst danach als unten liegend erkannte. Ebenso beobachtete ich selbst mehrmals bei der vertikalen Lage zuerst ein","page":201},{"file":"p0202.txt","language":"de","ocr_de":"202\nHans Rupp.\nkleines Bild der ber\u00fchrten Stelle, um welches sich im n\u00e4chsten Moment das ganz schwache Bild des Komplexes gruppierte, so dafs ich nun auch wufste, welche Lage das Bild innerhalb des Baumes hatte, den die H\u00e4nde einnahmen. Vp. Prof. M\u00fcller sagte bei Ber\u00fchrung des 3 l aus, dafs er sofort ein kleines Bild der ber\u00fchrten Stelle sah, aber erst sp\u00e4ter erkannte, dafs es auf der rechten Seite lag (es war dies eine T\u00e4uschung die ich sp\u00e4ter beschreiben werde). Ebenso beobachtete Vp. K\u00fcchler bei Ber\u00fchrung von 2 r, dafs er das kleine visuelle Bild der Ber\u00fchrungsstelle zuerst nicht im Handkomplex lokalisieren konnte. Auch diese F\u00e4lle kann ich durch meine eigene Erfahrung best\u00e4tigen.\nDiesen Beobachtungen stehen aber sehr viele F\u00e4lle entgegen, in welchen die Lage der Ber\u00fchrungsstelle im Baume und im Handkomplex sehr schnell erkannt wurde, so dafs es verfehlt w\u00e4re, in solchen Schwierigkeiten den Hauptgrund f\u00fcr die l\u00e4ngere Dauer der Fingererkennung bei der Handfingerkreuzung zu suchen. F\u00fcr diese Lagen ist es vielmehr charakteristisch, dafs das Stadium der Lokalisation der ber\u00fchrten Stelle im Baume und in dem roh vorgestellten Handkomplex und das der genauen Lokalisation des ganzen Fingers und seiner Umgebung deutlich getrennt sind, dafs die erste Lokalisation sich schnell, die letztere aber oft sehr langsam vollzieht. Da jedoch \u00e4hnlich wie bei fr\u00fcheren Lagen die Kenntnis der Lage des Fingers und seiner Umgebung zur Fingerbestimmung meistens n\u00f6tig ist, so mufs sich letztere aus diesem Grunde sehr verz\u00f6gern.\nZur genauen Lokalisation des Fingers und seiner Umgebung n\u00fctzt die erw\u00e4hnte unklare Vorstellung des H\u00e4ndekomplexes sehr wenig. Denn dieser H\u00e4ndekomplex besteht f\u00fcr den Beobachter meistens aus einem ganz un analysierten Durcheinander von einzelnen Fingern und anderen Partien der H\u00e4nde; er weifs nicht, welche Finger zu derselben Hand geh\u00f6ren, was f\u00fcr Finger er in seinem unklaren Bilde sieht. Es braucht manchmal lange Zeit (bis 10 Sekunden und dar\u00fcber), ehe in dieses Wirrwarr Klarheit kommt. W\u00e4hrend dieser Zeit wartet die Vp. bald passiv auf klare Bilder, bald sucht sie nach Anhaltspunkten im Handkomplex. Ich f\u00fchre hierf\u00fcr einige Selbstbeobachtungen an. Vp. Baade gab bei der vertikalen Lage bei Ber\u00fchrung des 3 l an : Die ber\u00fchrte Spitze wurde an einer bestimmten Stelle sogleich gesehen; aufserdem war ein Durcheinander von Fingern da,","page":202},{"file":"p0203.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber' Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde eto^-\n203\nund er versuchte, durch Empfindungen an den Gelenken die Kr\u00fcmmung des ber\u00fchrten Fingers vorzustellen. Bei Ber\u00fchrung des 2 r gab dieselbe Vp. an: Er wufste, dafs der ber\u00fchrte Finger auf der ihm abgekehrten Seite des Komplexes lag, er konnte aber den Finger nicht bis \u00fcber die Kreuzung hinaus verfolgen. Vp. K\u00fcchler beobachtete zuerst ein kleines Bild, das zu dem Durcheinander von Fingern, wie er den H\u00e4ndekomplex sah, nicht in Beziehung gebracht werden konnte; erst nach einiger Zeit tauchte das klare Bild des Fingers in bestimmter Richtung auf. Eine \u00e4hnliche Beobachtung machte Vp. Fr\u00f6bes bei Ber\u00fchrung des 3 l : Anfangs war ihm klar, dafs irgend ein mittlerer Finger ber\u00fchrt sei; erst mit der Zeit tauchte der Finger mit ziemlicher Klarheit auf. Dieselbe Vp. suchte ein anderes Mal \u00fcber die Lage der Hand sich dadurch Klarheit zu verschaffen, dafs er sich nach dem Schema der Lage, welches er kannte, und welches ungef\u00e4hr so aussah, wie das schematische Bild, das ich zur Bezeichnung gebrauche (^), die Fortsetzung der Hand von der bereits lokalisierten Stelle aus suggerierte und pr\u00fcfte, ob widerstreitende Empfindungen auftreten. Daraufhin hat sich bald die wirkliche Fortsetzung der Hand aus dem Komplex herausgehoben.\nIch habe fr\u00fcher erw\u00e4hnt, dafs es zur Fingerbestimmung n\u00f6tig ist, neben dem ber\u00fchrten Finger, andere Finger derselben Hand vorzustellen. Das gilt, wie auch bei anderen Lagen, haupts\u00e4chlich von den mittleren Fingern. Ich f\u00fchre einige Selbstbeobachtungen hierf\u00fcr an : Vp. Prof. M\u00fcller gab bei horizontaler Lage und Ber\u00fchrung des 4 Z an, das Bild des isolierten Fingers gen\u00fcge nicht, es sei n\u00f6tig auch den 5 l mitvorzustellen. Bei der vertikalen Handfingerkreuzung mufste sie, um den ber\u00fchrten Ringfinger der rechten Hand, und ein anderes Mal, um den Mittelfinger derselben Hand zu bestimmen, die dem ulnaren Rand zu gelegenen Finger derselben Hand abz\u00e4hlen. Sie suchte dieselben an den Ber\u00fchrungsempfindungen, welche infolge der Fingerkreuzung vorhanden waren, zu f\u00fchlen. Auch Vp. Fr\u00f6bes mufste die Finger h\u00e4ufig in \u00e4hnlicher Weise bestimmen, nur stellte er die einzelnen Finger nicht klar vor, sondern sch\u00e4tzte aus der Masse der gegen den Rand zu liegenden Finger beider H\u00e4nde, der wievielte Finger der ber\u00fchrte sein k\u00f6nnte. Es kam bei diesem ungenaueren Verfahren daher manchmal zu T\u00e4uschungen, z. B. wurde bei der vertikalen Handfingerkreuzung","page":203},{"file":"p0204.txt","language":"de","ocr_de":"204\nHans Rupp.\nder 1 J f\u00fcr den Zeigefinger gehalten, weil noch \u201eallerhand\u201c dar\u00fcber lag.1\nDie eben angegebenen Arten, den Finger zu bestimmen, sind nicht die einzigen, die bei diesen Lagen (wie auch bei fr\u00fcher beschriebenen) angewendet wurden; neben der r\u00e4umlichen Lage des Fingers kann auch ein spezifisches Gef\u00fchl f\u00fcr seine Erkennung ausschlaggebend sein. Ich erw\u00e4hne dieses Kriterium erst bei Besprechung der Handfingerkreuzungslagen, weil man es hier am sichersten beobachten kann, n\u00e4mlich in jenen F\u00e4llen, wo die r\u00e4umliche Lage \u00fcberhaupt nicht erkannt wird.2 Ich f\u00fchre einige Selbstbeobachtungen \u00fcber dieses Kriterium an : Yp. Prof. M\u00fcllek hatte bei der Lage ^ horizontal und bei Ber\u00fchrung des 4 l sogleich die spezifische Empfindung des Ringfingers ; auch im visuellen Bild des einzelnen Fingers lag schon, dafs es nicht der 1., 2. oder 5. sein konnte. Zur sicheren Entscheidung wurde aber schlielslich der kleine Finger mitvorgestellt. Bei der vertikalen Lage und bei Ber\u00fchrung des 2 l konnte die Vp. durch die visuelle Verfolgung des Fingers nicht zur Klarheit kommen, daher hatte sie sich schliefslich auf das Gef\u00fchl gest\u00fctzt. Besonders bei Ber\u00fchrung des 5 gab dieselbe Vp. wiederholt an,\ndafs f\u00fcr die Erkennung das Gef\u00fchl eine wichtige Rolle spiele. \u2022\u2022\n\u00c4hnlich beobachtete Frau Dr. Rupp bei Ber\u00fchrung des Zeigefingers,\ndes Daumens und des kleinen Fingers einige Male deutlich, dafs\nsie den Finger nach seinem Gef\u00fchl erkannt habe, bevor sie noch\n\u2022\u2022 _______\nseine Lage wufste. \u00c4hnliche Beobachtungen machten die Vpn. Baade und Berlage, welche \u00fcberhaupt wenig visuelle, sondern vorwiegend taktile Vorstellungen hatten. Die erste Vp. gab bei der Lage vert, bei Ber\u00fchrung des 5 l an, dafs sie den Finger nur nach dem Gef\u00fchl erkannt habe, dafs sie nicht wufste, ob der Finger auf dem zu oder abgekehrten Ende des Handkomplexes lag; Vp. Beklage beobachtete deutlich, dais sie bei derselben Handstellung den ber\u00fchrten Finger stets fr\u00fcher erkenne, als sie\n1\tDieselbe Verwechslung des 1 mit dem 2 beobachtete Vp. Prof. M\u00fcller bei der Lage X- Vgl. \u00a7 20.\n2\tAuch Henri spricht nach den Aussagen seiner Vpn. von einem spezifischen Fingergef\u00fchl. \u2014 Ob dasselbe bei einfachen Lagen h\u00e4ufiger benutzt wird als bei schwierigen oder umgekehrt, habe ich nicht untersucht. Es wurde in einzelnen F\u00e4llen bei allen Lagen beobachtet. Diese gelegentlichen Beobachtungen gestatten aber keinen Schlufs auf die relative H\u00e4ufigkeit der F\u00e4lle, in welchen es angewendet wurde.","page":204},{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n205\nseine Lage wisse. Daraus geht hervor, dafs es ein Kriterium f\u00fcr die Fingerbestimmung geben mufs, welches, was immer es sonst auch sei, unabh\u00e4ngig davon ist, dafs der Finger an bestimmter Stelle vorgestellt wird, dafs erkannt wird, der wievielte Finger z. B. vom kleinen her oder von oben gerechnet der ber\u00fchrte Finger ist. Daraus, dafs die Vp. Berlage die Finger sehr schnell erkennen konnte, wie auch aus dem Umstande, dais die Reaktionszeiten der Randfinger, welche nach den eben angef\u00fchrten Selbstbeobachtungen h\u00e4ufig nach dem spezifischen Fingergef\u00fchl bestimmt wurden, in der Regel bedeutend k\u00fcrzer wraren als die der mittleren Finger, geht hervor, dafs das spezifische Fingergef\u00fchl \u00fcberhaupt sehr schnell erkannt wird, und dafs es auch bei abnormalen Lagen schnell auf tritt. Letzteres stimmt mit dem f\u00fcr die Yp. Baade bei der Lage ^ erhaltenen Resultate \u00fcberein (vgl. \u00a7 20) ; dort hatten wir aus der Gleichheit der Reaktionszeiten dieser Lage ^ mit den Reaktionszeiten der normalen Lage ff geschlossen, dafs das spezifische Fingergef\u00fchl bei der abnormalen Lage ebensoschnell reproduziert wird wie bei der normalen.\nWenn man von den Beobachtungen \u00fcber das spezifische Fingergef\u00fchl absieht, so zeigen s\u00e4mtliche im Vorstehenden angef\u00fchrten Angaben der Vpn., dafs die Fingerbestimmung bei der Handfingerkreuzung oft grofse Schwierigkeiten bereitet. F\u00fcr dieselben lassen sich nun, wie ich glaube, 4 Ursachen angeben, welche aber voneinander nicht unabh\u00e4ngig sind. Die wichtigste Ursache besteht wohl darin, dafs uns die Handfingerkreuzungslagen sehr wenig gel\u00e4ufig sind. Wir haben schon aus T\u00e4uschungen erkannt, dafs die Assoziationen f\u00fcr die Lagen mit oben liegendem und f\u00fcr die mit zugekehrtem kleinen Finger langsamer wirken als die mit oben liegendem resp. zugekehrtem Daumen. Wir werden im folgenden eine andere, sehr h\u00e4ufig vorkommende T\u00e4uschung besprechen, aus welcher sich weiterhin schliefsen l\u00e4fst, dafs das visuelle Bild und die richtige Vorstellung der r\u00e4umlichen Lage bei diesen unnormalen Lagen auch deshalb schw\u00e4cher reproduziert wird als bei normalen Lagen, weil die H\u00e4nde in ungew\u00f6hnlichem Grade gebogen und gedreht sind.\nEine zweite Ursache f\u00fcr die Schwierigkeiten bei den Handfingerkreuzungslagen besteht in dem Vorhandensein von hemmenden falschen Assoziationen. In der schon fr\u00fcher besprochenen ersten Art von T\u00e4uschungen haben wir Beispiele f\u00fcr\nZeitschr. f. Sinnesrhysiol. 41.\t14","page":205},{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"206\nHans Rupp.\nsolche Hemmungen gefunden. Zu diesen werden wir noch viele Beispiele hinzuf\u00fcgen k\u00f6nnen, welche mit der zuletzt an gedeuteten zweiten Art von T\u00e4uschungen Zusammenh\u00e4ngen.\nEine dritte Ursache besteht darin, dafs richtige und falsche Reproduktionen nebeneinander gleichzeitig auftreten, indem sich f\u00fcr denselben Finger zwei Bilder zeigen, oder indem der eine Finger richtig, der andere falsch vorgestellt wird ; dadurch mufs nat\u00fcrlich eine Verwirrung entstehen, welche die Erkennung der Zusammengeh\u00f6rigkeit der Finger und das Verfolgen des Fingers zur Hand usw. sehr erschwert. Auch hierf\u00fcr werde ich sp\u00e4ter einige Beispiele angeben.\nAls 4. Ursache der Schwierigkeiten m\u00f6chte ich endlich anf\u00fchren, dafs die Isolierung der ber\u00fchrten Hand sehr erschwert ist, dafs beide H\u00e4nde einen viel einheitlicheren Komplex bilden, als es bei den bisherigen Lagen der Fall war. Zur Finger- und Handbestimmung, sofern sie sich auf Grund der r\u00e4umlichen Lage vollziehen, ist aber nur das Bild einer Hand n\u00f6tig. Es mufs daher eine St\u00f6rung sein, wenn Vorstellungen der andern Hand sich auf dr\u00e4ngen. Dafs aber wirklich auch Parteien der anderen Hand vorgestellt werden, ergibt sich aus einer Reihe von Beobachtungen. Wie schon fr\u00fcher einmal erw\u00e4hnt, hielt die Vp. Fb\u00f6bes den 1 l f\u00fcr einen Zeigefinger, weil sie den Eindruck hatte, dals noch mehr Finger dar\u00fcber lagen; \u00e4hnlich zweifelte sie bei Ber\u00fchrung des 2 r, dafs der ber\u00fchrte Finger der Zeigefinger sei, weil zu viele Finger hinter ihm lagen. Aus diesen Beobachtungen ersieht man deutlich, dafs nicht blofs die Finger einer Hand vorgestellt worden sind. Ferner f\u00fchlte die Vp. die von dem ber\u00fchrten Finger aus gegen den Rand zu liegenden Finger beider H\u00e4nde als eine gr\u00f6fsere oder kleinere Masse, sie wufste nicht, wie viele und welche Finger es waren, sie konnte nur absch\u00e4tzen, der wievielte Finger, vom Rand her gerechnet, der ber\u00fchrte Finger sein d\u00fcrfte. W\u00fcrden nur die Finger einer Hand vorgestellt, so w\u00fcrde die Vp. offenbar genau wissen, wieviele Finger gegen den Rand zu hegen. Aufserdem gaben alle Vp. wiederholt an, dafs sie beim Verfolgen des Fingers und der Hand bald hier bald dort Bruchst\u00fccke von Fingern oder einer Hand sahen oder sp\u00fcrten, von welchen sie nicht wufsten, ob sie zur ber\u00fchrten Hand geh\u00f6rten oder nicht; sicher wurden dabei auch Teile der nicht ber\u00fchrten Hand gesehen. Fast immer ist dies der Fall, wenn Partien vorgestellt werden, die bei der Kreuzung liegen. Die","page":206},{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n207\nFingerkreuzungsstellen werden dann h\u00e4ufig als eine von Kn\u00f6cheln oder Fingerspitzen gebildete Rinne oder Furche gesehen. Daraus, dafs sich an den Kreuzungsstellen das Bild der anderen Hand aufdr\u00e4ngt, erkl\u00e4rt sich auch die wiederholt beobachtete Tatsache, dafs die Verfolgung des Fingers \u00fcber die Kreuzung hinaus sehr schwierig ist und in manchen F\u00e4llen \u00fcberhaupt nicht gelingt. Darauf komme ich bei der Handbestimmung noch zu sprechen.\nDiese Beispiele zeigen, dafs die Isolierung der ber\u00fchrten Hand sehr schwierig ist, dafs sich h\u00e4ufig Partien der anderen Hand aufdr\u00e4ngen. Damit stimmt es auch \u00fcberein, dafs man den Handkomplex, wenn die Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet ist, meistens als einen Komplex vorstellt, und dafs die Trennung in die beiden den einzelnen H\u00e4nden entsprechenden Teile oft nur mit gr\u00f6fster M\u00fche gelingt. Solche einheitliche Vorstellungen haben die Vpn. u. a. dann, wenn sie die relative Lage der ber\u00fchrten Stelle im Komplex vorstellen und den Komplex noch gar nicht n\u00e4her analysiert haben (vgl. die fr\u00fcheren Bemerkungen \u00fcber die Lokalisation der Ber\u00fchrungsstelle). Vp. Prof. M\u00fcller spricht z. B. von einer d\u00fcsteren Masse, Dr. Conrad von einer dunklen, wie mit einem Wischer gezeichneten Masse ohne scharfe Konturen. Die Vpn. Fr\u00f6bes und K\u00fcchler sprechen von einer Gef\u00fchlsmasse. Dieses visuelle und taktile Bild hat eine bestimmte Ausdehnung, jedoch mit sehr ungenauen Grenzen, es kann die Mitte, oder wie die beiden letzten Vpn. sagten, der Schwerpunkt in der Masse ungef\u00e4hr angegeben werden. Allein von einer Trennung der Masse in Teile, die den beiden H\u00e4nden entsprechen, ist keine Rede. Die Gr\u00fcnde f\u00fcr diese einheitliche Umfassung beider H\u00e4nde und der schwierigen Isolierung derselben werden etwa folgende sein: Bei dem Verfolgen des Fingers und der Hand werden sich Vorstellungen jener Teile auf dr\u00e4ngen, welche dem Ort, auf welchen die Aufmerksamkeit gerichtet ist, nahe liegen, also auch der Teile der nicht ber\u00fchrten Hand. Ein Grund liegt also in der r\u00e4umlichen N\u00e4he der Teile der anderen Hand, Ferner d\u00fcrften haupts\u00e4chlich an den Kreuzungsstellen die Finger der anderen Hand dadurch assoziiert sein, dafs f\u00fcr beide sich kreuzenden H\u00e4nde ein einheitliches visuelles Bild besteht. Es ist auch m\u00f6glich, dafs an allen Stellen, wo sich die H\u00e4nde ber\u00fchren, durch die dabei entstehenden Empfindungen die Aufmerksamkeit auf die andere Hand hin\u00fcber gelenkt wird, \u00e4hnlich\n14*","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"208\nHans Rupp.\nwie die Ber\u00fchrungsempfindungen, welche bei dem Betasten eines K\u00f6rpers entstehen, auf diesen selbst hinweisen.\n\u00a7 27. Um die Besprechung der Fingerbestimmung bei den Handfingerkreuzungslagen zu Ende zu f\u00fchren, ist es n\u00f6tig, vorher die schon fr\u00fcher angedeutete zweite Art von T\u00e4uschungen zu betrachten, welche bei der Handfingerkreuzungslage auf-treten. Gibt man die Hand in eine der beiden Lagen und l\u00e4fst von einer zweiten Person eine Fingerspitze ber\u00fchren oder bewegt die Hand selbst langsam gegen einen K\u00f6rper mit unregelm\u00e4fsiger Oberfl\u00e4che, etwa gegen die Bl\u00e4tter eines Blumenstockes, bis irgend ein Finger ber\u00fchrt wird, so wird man, sofern man nicht grofse \u00dcbung in der Analyse dieser Stellung besitzt, die Ber\u00fchrung unrichtig lokalisieren: man sp\u00fcrt die Ber\u00fchrung auf der linken Seite, wenn sie wirklich von einem rechts liegenden Finger herr\u00fchrt, und umgekehrt. Die T\u00e4uschung ist oft sehr deutlich, man ist vollkommen \u00fcberzeugt, richtig zu lokalisieren, und empfindet die Ber\u00fchrungsstelle sehr deutlich an dem betreffenden\nOrte. Bei der vertikalen Handfingerkreuzungslage tritt die T\u00e4u-\n\u2022 \u2022\t\u2022 \u2022\nschung sicherer auf und ist durch \u00dcberlegung und \u00dcbung schwerer zu \u00fcberwinden als bei der horizontalen Lage. Der Einfachheit wegen beschreibe ich im folgenden, wenn ich es nicht ausdr\u00fccklich anders bemerke, nur die T\u00e4uschung bei der vertikalen Lage; denn Art und Ursache der T\u00e4uschung sind f\u00fcr beide Lagen genau analog.\nVp. Dr. Conkad, mit dem ich die Lokalisation bei der M\u00dcLLEBschen Lage genauer untersucht habe, gab z. B. bei Ber\u00fchrung des 3 l an: Die Ber\u00fchrung war sofort lokalisiert, und zwar auf die rechte Seite des Komplexes; beim Verfolgen des Fingers wurde dieser nach rechts stehend und mit der Volarseite nach oben gekehrt gesehen; ebenso lag die Volarseite des Handtellers im Bilde schr\u00e4g nach oben. Dieser Fall zeigt sehr deutlich den einen Typus der in Rede stehenden T\u00e4uschung. Man erh\u00e4lt die scheinbare Lage aus der wirklichen dadurch, dafs man die Hand bei unver\u00e4ndert bleibendem Unterarm um 90 0 in die normalere Lage zur\u00fcckbiegt, ohne sie aber zu drehen; Finger und Hand liegen dann ungef\u00e4hr in gerader Fortsetzung des Unterarmes. Neben diesem Typus der T\u00e4uschung beobachtete ich aber noch einen anderen, bei welchem ebenfalls Ber\u00fchrung und Finger hinsichtlich der Medianebene symmetrisch zu ihrer wirklichen Lage zu liegen scheinen, aber nicht mit der Volar- sondern mit","page":208},{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n209\nder Dorsalseite nach oben gewendet, also genau so, wie die Finger der anderen Hand wirklich liegen. Diese Lage ergibt sich aus der wirklichen, indem man die Lage der Hand relativ zum Unterarm nicht ver\u00e4ndert, sondern diesen mit der Hand um ungef\u00e4hr 180\u00b0 in die normalere Lage zur\u00fcckdreht.\nDiese beiden Typen stellen den extremen Grad der T\u00e4uschung vor; nach einiger \u00dcbung im Analysieren der Stellung zeigen sich jedoch T\u00e4uschungen, in welchen die scheinbare Lage von der wirklichen nicht so weit entfernt ist.\nEs scheinen alle Lagen, die man erh\u00e4lt, wenn man die H\u00e4nde von der wirklichen in eine der oben beschriebenen, normaleren Lagen zur\u00fcckbewegt, und ebenso alle Lagen die durch Zur\u00fcckdrehung und Biegung entstehen, als scheinbare Lagen vorzukommen. Denn es finden sich zwischen den genannten Extremen eine Reihe von Zwischenlagen; und ferner wurde auch von einigen Ypn. ein Wandern des ber\u00fchrten Fingers von der ersten scheinbaren Lage gegen die wirkliche Lage beobachtet. Ich f\u00fchre einige Beispiele von Zwischenlagen an: Es kam sehr h\u00e4ufig vor, dafs die Finger nicht nach rechts oder links sondern nach oben zu stehen schienen. Vp. Fb\u00f6bes sagte, dafs ihr die Finger fast gerade nach oben zu stehen schienen, wenngleich sie sich noch sehr bem\u00fche, sie seitlich zu spreizen. Einen sehr klaren Fall von Zur\u00fcckdrehung in eine mittlere Lage zwischen der wirklichen und der bei der extremen T\u00e4uschung vorgestellten Lage beobachtete Yp. Frau Dr. Rupp. Es war 3 r ber\u00fchrt, welcher Finger mit der Spitze tats\u00e4chlich horizontal nach rechts zeigte; er schien der Vp. jedoch genau auf sie zugerichtet zu sein.\nWas von der vertikalen Lage gesagt wurde, gilt auch von der horizontalen. Auch bei dieser kam Zur\u00fcckbiegung und Zur\u00fcckdrehung in normalere Lage vor. Bei der ersten erscheinen die Dorsalseiten nach aufsen, bei der letzteren nach innen gerichtet. Auch kommen Zwischenlagen vor ; die Finger scheinen dann mehr oder weniger nach vorne und bei Zur\u00fcckdrehung aufserdem mit den Dorsalseiten nach oben gerichtet zu sein. So beobachtete Vp. Fe\u00f6bes, dafs die Finger im Bilde einen sehr spitzen Winkel einschlossen, trotzdem er wufste, dafs sie einen stumpfen Winkel bildeten. Was die Zur\u00fcckdrehung betrifft, m\u00f6chte ich daran erinnern, dafs eine solche auch bei der Lage 5 f oben von den Vpn. Prof. M\u00fcllee, Jacobs und Dr. Katz beobachtet worden ist. (Vgl. \u00a7 22.)","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"210\nMans Rupp.\nAn einer Vp. konnte ich sehr sch\u00f6n beobachten, dafs die T\u00e4uschung f\u00fcr die rechte Hand eher verschwand als f\u00fcr die linke.1 Es war ein intelligenter Knabe von ungef\u00e4hr 10 Jahren. In den ersten beiden Versuchstagen zeigte er bei beiden Handfingerkreuzungen die oben beschriebenen extremen T\u00e4uschungen : Die ber\u00fchrte Stelle wurde an der zu ihrem wirklichen Ort symmetrisch gelegenen Stelle gezeigt. (Der Finger wurde richtig erkannt mit einer Ausnahme bei der horizontalen Lage, wo der 2 f\u00fcr den 5 gehalten wurde, vgl. \u00a7 24.) Bei sp\u00e4teren Versuchen bewegte ich den ber\u00fchrenden Stift von der Wurzel des Fingers bis zur Spitze und liefs die Richtung des letzteren angeben. Es zeigte sich bei der horizontalen Lage, dafs die s\u00e4mtlichen Finger beider H\u00e4nde nach rechts zu stehen schienen, dafs also die Finger der rechten Hand richtig, die der linken Hand falsch lokalisiert wurden; und zwar wurde die letztere mit der Dorsalseite nach oben gerichtet vorgestellt, wie wenn die Hand in die normale Lage zur\u00fcck ge dreht w\u00e4re. Ich f\u00fchrte nun zwei Stifte gl\u00e9ich-zeitig \u00fcber je zwei gleichnamige Finger beider H\u00e4nde von der Wurzel bis zur Spitze und liefs die scheinbare Entfernung der beiden Ber\u00fchrungen nachtr\u00e4glich bei offenen Augen zeigen. Es ergab sich, dafs dieselbe von der Wurzel der Finger bis gegen das \u00e4ufserste Glied hin etwas zuzunehmen und von da ab wieder abzunehmen schien. An den Spitzen wurde ungef\u00e4hr die Entfernung 1,5 cm gezeigt; die wirkliche Entfernung betrug 5 cm. Bei der vertikalen Lage war die T\u00e4uschung nach derselben Anzahl von Versuchen noch nicht verschwunden; nur die Ber\u00fchrung des 2 r wurde auf die richtige Seite lokalisiert. Auffallend war aber, dafs bei dieser Lage die linke Hand deutlich nicht nur zur\u00fcckgebogen, sondern auch zur\u00fcckgedreht vorgestellt wurde, w\u00e4hrend die rechte Hand nur zur\u00fcckgebogen erschien.\n\u00a7 28. Nachdem nun die T\u00e4uschung in ihren einzelnen Abarten beschrieben ist, will ich versuchen sie zu erkl\u00e4ren. Der Weg der Erkl\u00e4rung ist dadurch vorgezeichnet, dafs die Lagen, in welchen der Finger oder die ganze Hand erscheint, normaler sind als die wirklichen Lagen derselben, und dafs erstere im Leben viel h\u00e4ufiger Vorkommen. Wir k\u00f6nnen daher weiter annehmen, dafs\n1 \u00c4hnliches beobachtete Buenett bez\u00fcglich analoger motorischer T\u00e4uschungen in seiner Schrift: \u201eStudies in the influence of abnormal position upon the motor impulse(Psych. Rev, Yol. XI. 1904), S. 37h","page":210},{"file":"p0211.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n211\ndie f\u00fcr sie geltenden Assoziationen relativ schwach sind und infolgedessen durch andere leicht verdr\u00e4ngt werden. Wir m\u00fcssen aber zu erkl\u00e4ren versuchen, wieso die Vorstellungen der normaleren Lagen dazu kommen, an die Erregungen, welche bei den abnormalen Lagen entstehen, assoziiert zu sein.\nZun\u00e4chst wird man an eine \u00e4hnliche Erkl\u00e4rung denken, wie ich sie f\u00fcr die T\u00e4uschungen gegeben habe, die bei der einfachen Handkreuzung vorgekommen sind. Es k\u00f6nnte sein, dafs die Erregung, die vom Handgelenk oder von den Fingergelenken herr\u00fchrt, sich \u00fcberhaupt nicht an der Reproduktion beteiligt, da im Leben gew\u00f6hnlich die Hand und die Finger in geradliniger Fortsetzung des Unterarmes liegen, und wir auf die Erregungen, die aus den genannten Gelenken kommen, nicht mehr zu achten brauchen.1 Tats\u00e4chlich werden bei der extremen T\u00e4uschung H\u00e4nde und Finger in dieser normaleren Lage vorgestellt. Was die Nichtbeachtung der Fingerkr\u00fcmmung betrifft, so w\u00fcrde diese Erkl\u00e4rung ein Analogon in der aristotelischen T\u00e4uschung besitzen. Allein auf diesem Wege erkl\u00e4rt sich zwar der extreme Grad der T\u00e4uschungen, nicht aber die ganze Reihe von T\u00e4uschungen geringeren Grades. Wir m\u00fcssen daher nach einem anderen Erkl\u00e4rungsprinzip suchen, womit aber nicht gesagt sein soll, dafs das eben erw\u00e4hnte Prinzip bei dem extremen Fall der T\u00e4uschung nicht auch eine Rolle spiele.\nDie verschiedenen Grade lassen sich im Einklang mit feststehenden Gesetzen der Vorstellungsreproduktion auf folgende Weise erkl\u00e4ren: Den einzelnen Lagen einer Hand von der Lage, wie sie in der Handfingerkreuzung verwirklicht ist, bis zu der Lage, bei welcher Hand und Finger in gerader Fortsetzung des Unterarmes liegen, entsprechen verschiedene zentripetale Erregungen, welche offenbar umso \u00e4hnlicher sind, je weniger die betreffenden Lagen voneinander verschieden sind. An jede solche Erregung ist eine der wirklichen Lage entsprechende r\u00e4umliche Vorstellung mehr oder weniger fest assoziiert. Ich will zwei solche Erregungen mit a und \u00df, die ihnen entsprechenden richtigen r\u00e4umlichen Vorstellungen mit a und b bezeichnen. Sind nun a und \u00df \u00e4hnlich, so wird, wenn a auftritt\n1 Ich spreche nur der Einfachheit halber von Erregungen, die aus den Gelenken kommen, und will keine Behauptung \u00fcber den Ursprung dieser Erregungen aufstellen.","page":211},{"file":"p0212.txt","language":"de","ocr_de":"212\nHans Rupp.\nnach dem Gesetz der aktiven Substitution nicht blofs die Vorstellung a reproduziert, sondern auch die Vorstellung b. Wenn ferner die Assoziation a\u2014a sehr schwach, die Assoziation \u00df\u2014b stark ist, so kann es sein, dafs bei dem Auftreten von a nur die Vorstellung b reproduziert wird, w\u00e4hrend die Assoziation a\u2014a unterwertig bleibt. Diese Bedingungen sind aber erf\u00fcllt, wenn man zwei Lagen vergleicht, die nicht viel voneinander verschieden sind, z. B. die Lage, wie sie in der M\u00fcLLEEschen Stellung verwirklicht ist, und eine etwas normalere Lage. Ihre Erregungen a und \u00df sind \u00e4hnlich, die Assoziationen mit den richtigen r\u00e4umlichen Vorstellungen sind bei der ersten Lage schw\u00e4cher, bei der normaleren st\u00e4rker; es kann also nach dem angegebenen Gesetz die Erregung, welche bei der M\u00fcLLEEschen Lage entsteht, eine Vorstellung der normaleren Lage reproduzieren.\nDie angegebene Erkl\u00e4rung reicht jedoch nicht aus. Erstens ist es gewagt, die Erregungen der wirklichen Lage und die Erregungen, welche entstehen, wenn die im extremen Falle der T\u00e4uschung sich zeigende scheinbare Lage wirklich ausgef\u00fchrt wird, als \u00e4hnlich anzunehmen. Ferner m\u00fcfsten, wenn die Erkl\u00e4rung ausreichen w\u00fcrde, dieselben T\u00e4uschungen auch dann auftreten, wenn nur eine Hand in die betreffende Lage gebracht wird. Dieses ist aber nicht der Fall. Ich liefs Vp. Fe\u00f6bes die M\u00fcLLEEsche Stellung ausf\u00fchren und dann die H\u00e4nde parallel zu sich selbst auseinander schieben. Die T\u00e4uschung war jetzt viel geringer; die H\u00e4nde schienen nur um ungef\u00e4hr 300 zur\u00fcckgebogen. \u00c4hnlich sah Vp. Frau Dr. Rupp die H\u00e4nde nur ganz wenig zur\u00fcckgedreht. Wenn ich ferner diese Vp. aufforderte, bei geschlossenen Augen die Hand so zu halten, dafs ihr der kleine Finger genau zugekehrt schien, so drehte sie die Hand zwar zu weit, aber nur um einen ganz kleinen Betrag. Auch f\u00fcr die Vpn. Dr. Katz und Jacobs, mit welchen ich denselben Versuch anstellte, war die T\u00e4uschung sehr gering. Daraus folgt, dafs bei der Handfingerkreuzung noch andere Faktoren mitspielen m\u00fcssen, welche die T\u00e4uschung erh\u00f6hen. Durch ganz einfache Versuche konnte ich nachweisen, dafs ein wesentlicher Faktor, welcher die T\u00e4uschung beg\u00fcnstigt, darin besteht, dafs die H\u00e4nde infolge der bei der Fingerkreuzung entstandenen Reibung passiv in ihrer Lage gehalten werden. Ich f\u00fchrte n\u00e4mlich mit Vp. Frau Dr. Rupp wieder den Versuch mit einer Hand aus, aber so, dafs ich selbst die Hand in die der M\u00fcllee-","page":212},{"file":"p0213.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Localisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n21S\nsehen Stellung entsprechende Lage brachte und die Vp. auf-forderte, w\u00e4hrend dieser Manipulation nicht an die Hand zu denken. Die Hand war also wie bei der M\u00fcnnEEschen Stellung; passiv in ihrer Lage gehalten. Tats\u00e4chlich war jetzt die T\u00e4uschung bedeutend gr\u00f6fser, die scheinbare Zur\u00fcckdrehung betrug ungef\u00e4hr 90\u00b0. Dasselbe Resultat erhielt ich auch bei den Vpn. Dr. Katz und Jacobs. Die Tendenz, die in abnormer Lage befindliche Hand in einer normaleren Lage vorzustellen, ist also bei passiver Haltung der Hand eine gr\u00f6fsere.1 Dies erkl\u00e4rt sich aber wieder nach dem Gesetz der aktiven Substitution ohne Schwierigkeit : Da bei passiver abnormaler Lage die bei der gleichen aktiven Haltung vorhanden gewesenen Muskelkontraktionen wegfallen, so werden die Erregungen der ersteren den Erregungen einer solchen aktiven Lage \u00e4hnlich, die viel normaler als diejenige, in welcher die Hand bei der aktiven abnormalen Haltung zu liegen scheint. Es k\u00f6nnen sich daher an Stelle der richtigen Lagevorstellung solche von bedeutend normaleren Lagen substituieren, als es bei aktiver Haltung der Fall ist.\nZu diesen Ursachen der T\u00e4uschung kann beim extremen\nGrade derselben noch eine weitere hinzutreten. Bei der Lage V\nhatte die Vp. Jacobs den ber\u00fchrten Finger mehrmals im ersten\nMoment auf der unrichtigen Seite gesehen, und ich versuchte\nnachzuweisen, dafs diese T\u00e4uschung dadurch beg\u00fcnstigt war, dafs\ndie falsche Lagevorstellung stark perseverierte, da bald auf dieser,\n\u2022\u2022\nbald auf jener Seite ein Finger ber\u00fchrt wurde. Etwas \u00c4hnliches wird auch bei unserer T\u00e4uschung, und zwar beim extremen Grade derselben der Fall sein. Die sich auf dr\u00e4ngende falsche Lagevorstellung ist offenbar in hoher Bereitschaft, da in der betreffenden Lage tats\u00e4chlich Finger liegen, welche vorher gesehen oder in fr\u00fcheren Versuchen vorgestellt wurden.\nAnhangsweise will ich bemerken, dafs die T\u00e4uschung haupts\u00e4chlich bei ruhenden Fingern eintritt, dafs sie hingegen bei Bewegung der Finger verschwindet. Dies beweist folgender Versuch, den ich mit den Vpn. Frau Dr. Rupp und Dr. Conead anstellte: Ich liefs bei der M\u00fcnnEEschen Stellung erst die Lage des ber\u00fchrten Fingers beschreiben, dann ihn bewegen und danach\n1 Derselbe Umstand wirkt wahrscheinlich, auch bei der Aristotelischen T\u00e4uschung mit.","page":213},{"file":"p0214.txt","language":"de","ocr_de":"214\nSans Rupp.\ndie durch die Bewegung reproduzierte scheinbare Lage angeben. In allen F\u00e4llen, in welchen der Finger vor der Bewegung in falscher Lage vorgestellt wurde, war die nach der Bewegung vorgestellte Lage entweder ganz richtig oder doch viel richtiger als die scheinbare Lage vorher. Nebenbei bemerkt konnte stets und ohne M\u00fche der richtige Finger bewegt werden, was auch dann keine Schwierigkeit bereitete, wenn die Vp. noch gar nicht wufste, welcher Finger ber\u00fchrt war, und wie der Finger lag. Es erkl\u00e4rt sich danach die Bewegungstendenz, welche sehr h\u00e4ufig zu beobachten ist, namentlich in F\u00e4llen, wo die Vp. sich \u00fcber den Finger oder seine Lage nicht klar werden kann. Bewegt kann der Finger stets werden. Durch die Bewegung aber, im Anschlufs an die dabei auftretenden zentripetalen Erregungen, treten, wie die obigen Versuche zeigen, sofort richtige oder fast richtige Lage Vorstellungen auf. Man k\u00f6nnte meinen, diese kommen daher, dafs bei der Bewegung Ber\u00fchrungen an der anderen Hand stattfinden, durch welche die falsche Lage korrigiert werden k\u00f6nnte. Das w\u00fcrde aber voraussetzen, dafs die ber\u00fchrten Stellen der anderen Hand selbst richtig und sicherer lokalisiert seien als die ber\u00fchrenden Stellen des bewegten Fingers. Erstens ist dies von vornherein sehr unwahrscheinlich, zweitens wird die Unbrauchbarkeit der Erkl\u00e4rung dadurch bewiesen, dafs dieselbe Erscheinung auch bei derselben Lage einer Hand auf-tritt, wo keine Ber\u00fchrung mit der anderen Hand stattfindet. Ich habe mich hiervon durch Versuche mit den Vpn. Frau Dr. Rupp, Jacobs und Dr. Katz \u00fcberzeugt. Dieselben wurden so ausgef\u00fchrt, dafs ich selbst eine Hand in die der M\u00fcLLEBschen Stellung entsprechende Lage brachte und die scheinbare Lage vor und nach der Bewegung des ber\u00fchrten Fingers angeben liefs.\nZum Schl\u00fcsse will ich betonen, dafs die T\u00e4uschung, welche ich eben eingehend behandelt habe, nach ihrer Entstehungsweise verschieden ist von der bekannten motorischen T\u00e4uschung, welche bei denselben Lagen vorkommt. Wenn man n\u00e4mlich der Vp., welche auf ihre Hand hinsieht, einen Finger zeigt, ohne ihn zu ber\u00fchren, und sie auffordert, ihn schnell zu bewegen, so wird in der Regel nicht der gezeigte, sondern der zu ihm symmetrisch gelegene Finger bewegt.1 Diese T\u00e4uschung erkl\u00e4rt sich so: Man sieht z. B. den Zeigefinger der rechten Hand mit der Spitze nach\n1 Vgl. Henri a. a. O. S. 139 und Burnett a. a. 0. S. 371.","page":214},{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022 \u2022\t__ __\nUber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n215\nrechts gerichtet; in dieser Lage befindet sich aber gew\u00f6hnlich der Zeigefinger der linken Hand, daher wird dieser bewegt.\nBetrachtet man das nebenstehende Bild und urteilt ungezwungen, welcher Hand der Finger angeh\u00f6ren k\u00f6nnte, so wird man auf einen Finger der linken Hand schliefsen. Auf Grund dieser Deutung der visuellen Wahrnehmung kommt die falsche Innervation zustande. In unserem Fall aber schliefst sich umgekehrt an die bei der Ber\u00fchrung auftretenden Erregungen ein falsches visuelles Bild. Der wesentliche Unterschied zwischen beiden T\u00e4uschungen zeigt sich auch darin, dafs bei der von mir beobachteten T\u00e4uschung viele Grade der T\u00e4uschung Vorkommen, w\u00e4hrend sich bei der \u201eJapanischen Illusion\u201c nur der eine extreme Grad findet.\nIch kehre mit einigen Worten noch einmal zu der fr\u00fcheren Aufgabe, der Erkl\u00e4rung der Reaktionszeiten bei den Handfingerkreuzungslagen zur\u00fcck. Ich sagte, dafs die Lokalisation infolge der eben beschriebenen T\u00e4uschung erschwert sei ; und zwar einerseits deshalb, weil die richtige Vorstellung gehemmt wird durch andere sich aufdr\u00e4ngende Bilder, und zweitens, weil infolge dieser falschen Bilder Verwirrung gestiftet wird. Dafs die richtige Vorstellung h\u00e4ufig gehemmt wird, ist sicher, denn es kommt erstens in vielen F\u00e4llen zu einem vollst\u00e4ndigen Siege der hemmenden Vorstellungen, und ferner wird h\u00e4ufig ein Schwanken zwischen der richtigen und einer oder mehreren falschen Vorstellungen beobachtet. Vp. Prof. M\u00fcller gab einige Male an, dafs das Bild des Fingers immer mehr und mehr nach der richtigen Stelle hinwandere. Auch beobachtete er manchmal zwei Bilder gleichzeitig nebeneinander. Dr. Conrad beobachtete, dafs der Finger aus der falschen Lage, in welcher er anfangs erschien, in die richtige hin\u00fcbersprang; einmal war die falsche Lokalisation so fl\u00fcchtig, dafs er nur den Finger in die richtige Lage springen sah, ohne die Lage und Richtung, aus welcher er kam, zu erkennen.1 In anderen F\u00e4llen wurde angegeben, dafs mehrere Tendenzen f\u00fcr irgend welche Bilder vorhanden waren,\n1 Es ist zu beachten, dafs hier der Finger selbst von der einen in die andere Lage geht, w\u00e4hrend f\u00fcr die Vp. Jacobs bei der Handkreuzungslage (vgl. \u00a7 19) der in der anf\u00e4nglichen falschen und der in richtiger Lage erscheinende Finger verschiedene Finger waren.","page":215},{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"216\nHans Rupp.\nohne dafs eines derselben klar auf getreten w\u00e4re. Vp. Fr\u00f6bes beobachtete, dafs er eine Zeit lang passiv wartete, ehe das klare Bild erschien. Ans allen diesen Beobachtungen, die sich bei verschiedenen Ypn. wiederholen, geht deutlich der hemmende Einflufs der falschen Vorstellungen hervor, welche im Falle der T\u00e4uschung \u00fcber die richtigen Vorstellungen vollst\u00e4ndig siegen.\nIch will noch Beispiele anf\u00fcgen, in welchen deutlich beobachtet wurde, wie durch die T\u00e4uschung eine Konfusion eintreten kann. Schon das Auftreten mehrerer Bilder f\u00fcr denselben ber\u00fchrten Finger mufs verwirrend wirken. Noch viel mehr scheint aber eine Konfusion dadurch zu entstehen, wenn ein Finger richtig, ein anderer falsch lokalisiert wird. So stellte Vp. Prof. M\u00fcller bei Ber\u00fchrung des Zeigefingers den kleinen Finger derselben Hand mit vor, erschrak jedoch, als derselbe nach der anderen Seite stand. Vp. K\u00fcchler sah in der Mitte des H\u00e4ndekomplexes die sich kreuzenden Finger und hatte gleichzeitig die Fingerspitzen sehr weit nach aufsen auf die falsche Seite lokalisiert; er stellte sich n\u00e4mlich die H\u00e4nde so vor, wie wenn sie zur\u00fcckgebogen w\u00e4ren, wodurch nat\u00fcrlich die Finger weit seitlich zu liegen kamen, \u00e4hnlich wie bei der Handkreuzung. Das resultierende Gesamtbild war infolgedessen unrichtig, die Finger erschienen unnat\u00fcrlich lang.1\nB. Erkl\u00e4rung der bei der Handbestimmung erhaltenen\nResultate.\n\u00a7 29. Ich komme nun zur Erkl\u00e4rung der Resultate der Zeitmessung, die ich f\u00fcr die Handbestimmung erhalten habe. Es hatte sich ergeben, dafs die Handbestimmung bei der Hand-\n1 Dieses Beispiel ist auch insofern interessant, als es zeigt, wie ein Bild aus einzelnen voneinander unabh\u00e4ngigen Anhaltspunkten zusammengesetzt werden kann. In unserem Fall sind dies die Kreuzungsstelle und die davon weit entfernt lokalisierten Fingerspitzen. Aus ihnen wurde das Bild der Finger erg\u00e4nzt; denn dieses Bild konnte wegen seiner unnat\u00fcrlichen L\u00e4nge unm\u00f6glich als fertiges Bild assoziiert sein. \u2014 An mir selbst beobachtete ich einen \u00e4hnlichen Fall: Ich lag auf einem Divan und hatte zuf\u00e4llig den Arm seitw\u00e4rts gestreckt, so dafs er auf einem neben mir stehenden Tischchen auf ruhte. Dieses Tischchen hatte ich in meiner Erinnerung ungef\u00e4hr einen Meter weit von mir lokalisiert; dementsprechend und infolge dieser Lokalisation stellte ich mir auch den Arm ungef\u00e4hr einen Meter lang vor. Die T\u00e4uschung blieb bestehen, trotzdem ich schon das Widersinnige des Bildes erkannt hatte.","page":216},{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"217\n\u00dcber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\nkreuzung bei allen Vpn. l\u00e4nger dauerte als bei der Parallel-Stellung ff. Um dies zu erkl\u00e4ren, wird man zun\u00e4chst daran denken, das bei der Fingerbestimmung erhaltene Resultat zu verwerten, dafs die Assoziationen f\u00fcr die gekreuzte Lage langsamer wirken und durch andere Reproduktionstendenzen gehemmt werden. Dieser Faktor mag mitgespielt haben ; positive Anhaltspunkte daf\u00fcr konnte ich jedoch nicht finden. Hingegen l\u00e4fst sich aus den bei der Handbestimmung relativ h\u00e4ufig vorkommenden falschen Reaktionen und den Tendenzen zu solchen mit Sicherheit auf einen Faktor schliefsen, der sicher eine Hauptursache des erw\u00e4hnten Unterschiedes der Reaktionszeiten bildete. Ich f\u00fchre einige typische Beispiele der hierher geh\u00f6rigen Beobachtungen an: Vp. Frau Dr. Rupp gab an, dafs sie die Ber\u00fchrungsstelle richtig nach rechts lokalisiert und gleichzeitig geglaubt habe, dafs die ber\u00fchrte Hand wirklich die rechte sei; sie empfand auch ein leises Gef\u00fchl im rechten Ellbogen; im n\u00e4chsten Moment, noch vor der Reaktion, erkannte sie aber den Irrtum. In diesem Fall war also die Vp. einen Augenblick wirklich get\u00e4uscht. Vielleicht ist die von verschiedenen Vpn. wiederholt ge\u00e4ufserte Bemerkung, dafs sie auf Grund der Lokalisation der Ber\u00fchrung nach rechts oder links die rechte oder linke Hand genannt h\u00e4tten, ebenso zu verstehen, dafs sie n\u00e4mlich die ber\u00fchrte Hand tats\u00e4chlich f\u00fcr diejenige hielten, welche sie genannt hatten. In der Mehrzahl der F\u00e4lle, wo ein falscher Name genannt worden war oder sich wenigstens im ersten Moment aufgedr\u00e4ngt hatte, bestand jedoch insofern keine T\u00e4uschung, als die Vp. die genannte Hand nicht ber\u00fchrt glaubte. Dies geht deutlich aus folgenden Angaben hervor: Vp. Professor M\u00fcller hatte bei Ber\u00fchrung von 1 l (Lage f/ 1 oben) \u201erechts\u201c gesagt, trotzdem die Hand schon bis zum Arm verfolgt worden war; der Name war mechanisch gekommen, er\nbedeutete subjektiv weder die Hand noch die rechte Seite des\n\u2022 \u2022\nRaumes; an letztere hatte die Vp. gar nicht gedacht. \u00c4hnliche F\u00e4lle von einem blofsen \u201eVersprechen\u201c beobachteten auch die Vpn. Frau Dr. Rupp und Fr\u00f6bes.1\nNicht immer kam es zu einer Fehlreaktion; h\u00e4ufig dr\u00e4ngte\n1 Bei einer \u00e4hnlichen T\u00e4uschung bei Fingerbestimmung \u00e4ufserte Vp. Jacobs, er wisse nicht, wie er dazu komme, dieses Wort zu sagen, er h\u00e4tte an den genannten Finger nicht einen Moment gedacht. Sonst wisse \u2022er, was er sage, diesmal aber sei dies nicht der Fall gewesen.","page":217},{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"218\nHans Rupp.\nsich der falsche Name blofs einen Moment auf, wurde aber noch vor der Reaktion durch den richtigen Namen verdr\u00e4ngt. Solche Tendenzen, das falsche Wort zu sagen, beobachteten alle Ypn. Endlich kamen F\u00e4lle vor, in welchen die Hand bereits erkannt war, der richtige Name jedoch eine Zeitlang nicht einfallen wollte. Offenbar war auch hier der falsche Name in Bereitschaft ; wenn er auch nicht die Kraft hatte ins Bewufstsein zu treten, so hemmte er doch die Reproduktion des richtigen Namens.\nDer zuerst erw\u00e4hnte Fall, in welchem es zu einer wirklichen T\u00e4uschung kam, erkl\u00e4rt sich ganz \u00e4hnlich wie die bei der Lage 5 oben beobachteten Fingerverwechslungen. An die z. B. f\u00fcr die rechte Hand charakteristischen Erregungen ist zun\u00e4chst die Vorstellung der Lage rechts im Raume und erst an diese die Vorstellung der rechten Hand und damit auch das Wort \u201erechts\u201c assoziiert. Die an zweiter Stelle erw\u00e4hnten F\u00e4lle eines \u201eSich-Versprechens\u201c beruhen darauf, dafs z. B. das Wort \u201erechts\u201c nicht blofs an die Vorstellung der rechten Hand, sondern auch an die Vorstellung der Lage in der rechten Raumh\u00e4lfte assoziiert war. Nun wurde, wie im ersten Falle, und wie wir schon bei Fingerbestimmung wiederholt gesehen haben, die Ber\u00fchrung meistens sehr schnell lokalisiert, w\u00e4hrend die spezifische Vorstellung der rechten Hand, welche bei diesen Versuchen in der Regel in einer Vorstellung der Hand bis zum Unterarm bestand, sich selbstverst\u00e4ndlich langsamer reproduzierte. Es kam also die Lagevorstellung fr\u00fcher zu ihrer reproduzierenden Wirksamkeit als die Handvorstellung, woraus sich die Reproduktion des falschen Namens ohne weiteres erkl\u00e4rt. Dazu kam noch, dafs, wie aus den erw\u00e4hnten Beobachtungen zu entnehmen ist, die Handvorstellung sehr tr\u00e4ge das ihr entsprechende Wort reproduzierte ; denn die Hand war schon zum Arm verfolgt und doch siegte noch die andere Reproduktion. Dafs das reproduzierte falsche Wort nicht die Bedeutung der betreffenden Hand besafs, \u00e4ndert an der eben angestellten \u00dcberlegung nichts. Jedoch ist es interessant und verdient hervorgehoben zu werden, dafs bei Einstellung auf Handnennung, welche bei unseren Versuchen sicher bestand, der durch die Lage Vorstellung reproduzierte falsche Name nicht die Bedeutung der Lage im Raume trug, sondern leeres Wort ohne Bedeutung blieb.\nDieselben Ursachen, welche bewirken, dafs das falsche Wort schneller reproduziert wird als der richtige Name, wirken auch","page":218},{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n219\ndahin, dafs die Reaktionszeiten f\u00fcr die richtige Handnennung bei der Handkreuzung l\u00e4nger sind als hei der Parallelstellung. Denn bei der letzteren kann sich das Wort schon an die Lage Vorstellung der ber\u00fchrten Stelle anschliefsen. Wenn aber auch die Hand verfolgt w\u00fcrde wie bei der gekreuzten Lage, so best\u00fcnde immer noch der Unterschied, dafs keine hemmende Reproduktion vorhanden w\u00e4re wie bei der letzten Lage.\nAnmerkung: Wenn man umgekehrt die Lage im Raume bestimmen l\u00e4fst, so wird manchmal die Hand statt der Raumh\u00e4lfte genannt. Bei den Vpn. Prof. M\u00fclles, Fe\u00f6bes und Beandt konnte ich diese Fehlreaktion nur sehr selten (zusammen 5mal bei ca. 80 Versuchen) beobachten; auffallend ist, dafs dieselbe nur bei Ber\u00fchrung des 1 oder 5 vorkam. Als ich an mir selbst gruppenweise abwechselnd einmal die Hand, einmal die Raumh\u00e4lfte bestimmte, so hatte ich zwar bei Handbestimmung eine starke Tendenz den falschen Namen zu nennen, bei Bestimmung der Raumlage hingegen gelang die Reaktion stets ohne Schwierigkeit. Anders verhielt es sich bei den Vpn. Frau Dr. Rupp und K\u00fcchlee; sie lieferten bei Bestimmung der Raumlage im Anf\u00e4nge h\u00e4ufig Fehlreaktionen, indem sich der falsche Name reflexartig auf dr\u00e4ngte; nach einer Reihe von Versuchen zeigte sich jedoch eine Einstellung auf die neue Reaktionsart. Es scheint also mehrere Typen zu geben: Bei dem einen Typus ist der Name vorwiegend an die Raumh\u00e4lfte assoziiert ; es wird daher im Falle der Handbestimmung bei der gekreuzten Lage h\u00e4ufig der falsche Name genannt, hingegen bei Bestimmung der Raumh\u00e4lfte richtig reagiert. Der zweite Typus, welchem die zuletzt genannten Vpn. angeh\u00f6ren d\u00fcrften, besteht darin, dafs die Worte \u201erechts\u201c und \u201elinks\u201c ebensosehr an das spezifische Handbild wie an die Raumh\u00e4lfte assoziiert sind; es treten daher bei Handbestimmung wie auch bei Bestimmung der Raumh\u00e4lfte Fehlreaktionen auf; jedoch bildet sich nach einer Anzahl von Versuchen eine Einstellung auf jede Reaktionsweise. Endlich d\u00fcrfte es noch einen dritten Typus geben, dem vermutlich Erblindete angeh\u00f6ren werden, bei welchen die Worte \u201erechts\u201c und \u201elinks\u201c vorwiegend an eine spezifische Handvorstellung assoziiert sind, und welche bei Nennung der Hand stets richtig, bei Nennung der Raumh\u00e4lfte h\u00e4ufig falsch reagieren werden.\nIn der Tabelle XVIII sind die Resultate, welche die Vp. Beandt bei Bestimmung der Raumh\u00e4lfte lieferte, angegeben. Nach dem Gesagten wird man erwarten, dafs die Reaktionszeiten bei der Handkreuzung nicht l\u00e4nger sind als bei der Parallelstellung. Die erste Lage ist aber doch etwas benachteiligt. Es l\u00e4fst sich schwer entscheiden, ob dies auf einer schwachen Hemmung durch Assoziation des Wortes an die spezifische Handerregung beruht, oder ob die Lokalisation bei der gekreuzten Lage sich etwas langsamer vollzieht als bei der Parallelstellung.\nWas bez\u00fcglich der Handbestimmung von der Handkreuzungslage V gesagt wurde, gilt auch von der Fingerkreuzung ^ ; nur ist hier die Lokalisation nach rechts und links weniger aus-","page":219},{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"220\nHans Rupp.\ngepr\u00e4gt, so dafs die falsche Reproduktion des Namens auf Grund der Lokalisation der Ber\u00fchrungsstelle nicht so stark sein wird. Da aber im Gegenteil die Reaktionszeiten bei der Fingerkreuzung l\u00e4nger sind als bei der Handkreuzung, so m\u00fcssen noch andere Ursachen mit im Spiele sein.\nTabelle (Reihe) XVII, Vp. Frau Dr. Ruff.\nVerschiedene Lagen beider H\u00e4nde vor der Brust und eine Lage hinter dem B\u00fccken. Es wurde die Dorsalseite der Spitzenglieder ber\u00fchrt, und zwar jeder Finger jeder Hand bei jeder Lage 2 mal. Die Beaktionszeiten der analogen Stellen beider H\u00e4nde sind zusammengezogen, also n \u2014 4 f\u00fcr jeden Finger. 2 Versuchs tage, an jedem kam jede Lage einmal vor mit 10 Versuchen. Es war passive Vorbereitung vorgeschrieben.\nHandnennung\nLage\tDaumen\tZeigef.\tMittelf.\tBingf.\tkleiner Finger\tAr. Mittel\nff 1 oben\t310\t310\t326\t355\t354\t331\ny* 1 oben\t317\t332\t310\t322\t336\t323\nJX! 1 oben\ti 421\t316\t343\t354\t374\t362\nh\u00f6r.\t374\t367\t311\t360\t388\t360\nvert.\t!v 425 1\t432\t485\t542\t375\t452\nA I oben\to co co\t375\t378\t361\t388\t366\nTabelle (Reihe) XVIII, Vp. Brandt.\n3 Lagen beider H\u00e4nde vor der Brust und eine Lage hinter dem B\u00fccken. Es wurden stets die Dorsalseiten der Spitzenglieder ber\u00fchrt, jeder Finger jeder Hand bei jeder Lage 4 mal. Die Beaktionszeiten der analogen Ber\u00fchrungsstellen beider H\u00e4nde sind zusammengezogen, also n== 8 f\u00fcr jeden Finger. 4 Versuchstage, an jedem kam jede Lage 2 mal vor mit jedesmal \u20225 Versuchen. Art der Vorbereitung war freigestellt. Als Beaktion war vorgeschrieben zu bestimmen, ob die Ber\u00fchrung in der rechten oder linken\nBaumh\u00e4lfte zu liegen scheine.\nBestimmung der Baumlage\nLage\tDaumen\tZeigef.\tMittelf.\tBingf.\tkleiner Finger\tAr. Mittel\nff 1 oben\t335\t274\t249\t277\t309\t289\nV 1 oben\t395\t322\t358\t313\t322\t342\ny 5 oben\t375\t326\t290\t333\t347\t334\nA 1 oben\t450\t379\t303\t352\t480\t393","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n221\nBei beiden gekreuzten Lagen kann sich die Vp., wenn sie die Hand bestimmen will, nicht auf die Lokalisation der Ber\u00fchrungsstelle im Raume verlassen. Es mufs also auf anderem Wege die Hand bestimmt werden. Alle Vpn. geben an, dafs sie in der Regel die Hand zum Arme hin verfolgen; manchmal sei auch die Vergegenw\u00e4rtigung der Richtung des Fingers hinreichend. Um also die Hand richtig zu bestimmen, stellen sich die Vpn., wie sie selbst gelegentlich sagten, auf die Verfolgung zum Arme oder auf die Vorstellung der Richtung des Fingers ein, und diese Einstellung bewirkt, dafs die Reproduktion bestimmter Vorstellungen gest\u00e4rkt und die anderer, \u00fcberfl\u00fcssiger Vorstellungen\n\u2022 \u2022\ndurch den Mangel an \u00dcbung geschw\u00e4cht wird, so dafs die letzteren mit der Zeit nicht nur nicht zur Apperzeption kommen, sondern offenbar auch in den Reproduktionsvorgang nicht mehr st\u00f6rend eingreifen.\nIn der Verfolgung der Hand zum Arme, welche nur bei der gekreuzten Lage vorgenommen wird, erkennt man zun\u00e4chst eine weitere Ursache daf\u00fcr, dafs die Reaktionszeiten bei diesen Lagen l\u00e4nger sind als bei der Parallelstellung. Ferner finden wir auf diesem Wege auch eine Erkl\u00e4rung f\u00fcr die fr\u00fcher erw\u00e4hnte Tatsache, dafs die Fingerkreuzung l\u00e4ngere Reaktionszeiten beansprucht als die Handkreuzung. Es l\u00e4fst sich n\u00e4mlich leicht ein-sehen, dafs die Verfolgung zum Arme bei der ersteren Lage schwieriger ist. Denn beim Verfolgen mufs die Hand isoliert werden. Aus denselben Gr\u00fcnden aber, die am Schlufs des \u00a7 26 f\u00fcr die Handfingerkreuzung geltend gemacht wurden, bestehen auch bei der Fingerkreuzung besondere Schwierigkeiten, eine Hand aus dem H\u00e4ndekomplex herauszuheben.\nIch f\u00fchre nun einige genauere Angaben der Vpn. \u00fcber den Vorgang der Verfolgung der Hand zum Arme an: Vp. Prof. M\u00fclleb verfolgte, den Finger visuell bis zum Handgelenk und Unterarm sowohl bei der Hand- wie bei der Fingerkreuzung. Nur bei Ber\u00fchrung des Daumens und des Zeigefingers gab er wiederholt an, dafs es nicht n\u00f6tig sei, soweit zu verfolgen ; der Finger brauche nur bis gegen das Handgelenk hin gesehen zu werden. Bei der Fingerkreuzung beobachtete er, dafs deutlich zwei getrennte Stadien vorhanden waren: die Vorstellung des Fingers und die Verfolgung der Hand; dafs ferner das Bild hinter der Kreuzung wie abgeschnitten erscheine, und dafs es, um \u00fcber die Kreuzungsstelle hinweg zur Mittelhand zu kommen,\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 41.\t15","page":221},{"file":"p0222.txt","language":"de","ocr_de":"222\nHans Rupp.\neines gewissen Zwanges bed\u00fcrfe. Bei den letzten Versuchen der Reihe sei es nicht mehr n\u00f6tig gewesen, den Finger bis zur Hand zu verfolgen, es h\u00e4tte das Bild des Fingers allein gen\u00fcgt, aus der Richtung desselben habe er schon die Hand erkannt. \u00c4hnliche Beobachtungen machte Vp. Frau Dr. Rupp: Der Finger wurde zum Arm verfolgt, in der Regel entstand dann im Ellbogen ein leises Gef\u00fchl ; an den Kreuzungsstellen empfand auch diese Vp. ein Hemmnis f\u00fcr das weitere Verfolgen. Sie beobachtete ferner mehrmals den Fall, dafs nur die Fingerspitzen und ein leises Gef\u00fchl im Arme lokalisiert waren, w\u00e4hrend die \u00fcbrige Hand nicht vorgestellt wurde. Vp. Dr. Katz hatte bei dem Verfolgen der Hand die Empfindung, wie wenn ein leises Gef\u00fchl von der Ber\u00fchrungsstelle zum Arme laufen w\u00fcrde; er beobachtete dabei eine schwache Bewegungstendenz.\nNeben dem eben beschriebenen Verfahren, die Hand zu bestimmen, kommt noch ein anderes Verfahren vor. Wie wir fr\u00fcher gesehen haben, dafs der Finger h\u00e4ufig nach seinem spezifischem Gef\u00fchl erkannt wird, so gibt es auch ein spezifisches Handgef\u00fchl, welches die Hand auch dann erkennen l\u00e4fst, wenn die r\u00e4umliche Lage der Hand nicht vorgestellt wdrd. Vp. Frau Dr. Rupp gab an den letzten Versuchstagen an, dafs sie die Hand viel leichter erkenne, wenn sie an die Lage gar nicht denke, die Ber\u00fchrung nicht lokalisiere, sondern ganz unmittelbar die Hand bestimme. Tats\u00e4chlich war an einem fr\u00fcheren Versuchstage, wo die Hand r\u00e4umlich verfolgt wurde, die mittlere Reaktionszeit f\u00fcr die Lage 1 oben 714 u; an dem letzten Tage, an welchem bei derselben Lage die Ber\u00fchrung und die Hand gar nicht lokalisiert wurden, war die mittlere Reaktionszeit 457 o. Bei der Fingerkreuzungslage hatte die Vp. auch an dem letzten Tage zuweilen die Hand verfolgen m\u00fcssen. Auch in F\u00e4llen, wo die Hand r\u00e4umlich verfolgt wurde, kam es vor, dafs die Vp. schon\nim ersten Moment wufste, welche Hand ber\u00fchrt sei, und dafs sie\n\u2022 \u2022\nnur zur gr\u00f6fseren Sicherheit die Hand verfolgte. \u00c4hnlich wie diese Vp. beobachtete auch Vp. Dr. Katz bei mehreren Versuchen, dafs er die Hand unmittelbar bestimme, ohne sie vorher zu lokalisieren; er erkannte schon am Gef\u00fchl des Reizes, dafs bei dieser Ber\u00fchrung dieselbe oder die andere Hand ber\u00fchrt sei wie in dem vorhergehenden Versuch. Vereinzelt gab auch Vp. Prof. M\u00fcller an, dafs er die Hand erkannt und auch reagiert habe,, bevor ein lokalisiertes Bild vorhanden war.","page":222},{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"223\n\u00dcber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\nIch wollte nun untersuchen, ob hei blofser Entscheidung nach dem Gef\u00fchl die Handbestimmung bei gekreuzter Lage auch noch l\u00e4ngere Zeit beanspruche als bei ungekreuzter Lage. Ich stellte mit Yp. Frau Dr. Rupp solche Versuche an, in welchen ich die Instruktion gab, ganz unmittelbar auf den ersten Eindruck hin zu urteilen. Bei diesen Versuchen verschwanden die Fehlreaktionen, die Urteile waren durchaus richtig. Die Tabelle XVII gibt die Resultate. Wir sehen, dafs tats\u00e4chlich bei den Lagen ff und V die Hand gleichschnell erkannt wurde, w\u00e4hrend bei den fr\u00fcheren Versuchen eine betr\u00e4chtliche Differenz vorhanden war. Dieses Resultat ist gleichzeitig eine Best\u00e4tigung daf\u00fcr, dafs hier wirklich nicht nach der Lage der Hand geurteilt wurde; denn w\u00e4re dieses der Fall gewesen, so m\u00fcfsten nach dem Ergebnis der fr\u00fcheren Reihe die Reaktionszeiten bei der gekreuzten Lage l\u00e4nger sein. Bei der Fingerkreuzung ist die mittlere Reaktionszeit allerdings gr\u00f6fser als bei der Parallelstellung. Das h\u00e4ngt jedoch wahrscheinlich damit zusammen, dafs durch die, bei der gegenseitigen Ber\u00fchrung der H\u00e4nde entstehenden Empfindungen die Tastempfindung \u00fcbert\u00f6nt wurde, und dafs infolgedessen ihre spezifische F\u00e4rbung, die sie als von dieser Hand herr\u00fchrend charakterisiert, schwer erkennbar war.\n\u00a7 30. Bei Vergleichung der beiden Lagen 1 oben und V 5 oben hat sich ergeben, dafs die H\u00e4nde f\u00fcr die Vpn. Frau Dr. Rupp und Dr. Katz in beiden F\u00e4llen gleich leicht erkennbar sind. Dies erkl\u00e4rt sich dadurch, dafs in beiden Lagen Finger und H\u00e4nde nur sehr undeutlich, blofs in ihrer Richtung nach rechts oder links vorgestellt werden. F\u00fcr die Fingerbestimmung waren deutlichere Bilder n\u00f6tig, es gen\u00fcgte nicht, dafs der Finger nach rechts oder links lokalisiert war, es mufste vor allem klar sein, der wievielte Finger der betreffende war, vom Daumen oder vom kleinen Finger aus gerechnet. F\u00fcr diese genaueren Vorstellungen liefs sich feststellen, dafs ihre Reproduktion bei der Lage 5 oben schw\u00e4cher war als bei der Lage 1 oben. Aus den jetzigen Resultaten erfahren wir, dafs die blofse Vorstellung der Richtung nach rechts oder links ohne spezifische Fingervorstellung in beiden Lagen sich gleich schnell vollzieht. Dieses Resultat best\u00e4tigt sich auch durch die Versuche mit Vp. Beandt, in welchen ich blofs angeben liefs, ob die Ber\u00fchrung rechts oder links im Raume liege. Wie die Tabelle XVIII zeigt, waren die Reaktionszeiten f\u00fcr beide Lagen gleich grofs.","page":223},{"file":"p0224.txt","language":"de","ocr_de":"224\nSans Rupp.\nZu der Versuchsreihe XIII mit Vp. Frau Dr. Rupp, in welcher die Hand nach r\u00e4umlichen Kriterien, nicht nach dem spezifischen Gef\u00fchl bestimmt wurde, ist noch eine Bemerkung hinzuzuf\u00fcgen. Die Tabelle zeigt bei der Lage V 1 oben ein\u201c geklammerte Zahlen. Vergleicht man dieselben mit den bei der Lage 5 oben erhaltenen Zahlen, so sieht man, dafs sie gr\u00f6fser sind. Wirklich zeigte sich bei der Lage 1 oben in sechs F\u00e4llen eine Schwierigkeit, welche es bewirkte, dafs die durchschnittlichen Reaktionszeiten bei dieser Lage gr\u00f6fser waren, als bei der Lage 5 oben. In diesen F\u00e4llen schienen n\u00e4mlich die ber\u00fchrten Finger genau in der Mitte nach vorne zu stehen, und dadurch war die Zuordnung zu der einen oder anderen Hand sehr erschwert. Es ist auffallend, dafs diese Schwierigkeit nur bei der Lage 1 oben vorkam. Der Grund wird wahrscheinlich darin liegen, dafs bei dieser Lage die ber\u00fchrten Dorsalseiten einander zugekehrt sind, w\u00e4hrend sie bei der anderen Lage aufsen liegen. (Inwiefern dieser Umstand eine solche Wirkung hat, habe ich noch nicht untersucht.) Rechnet man diese 6 F\u00e4lle nicht mit, so kommen die Werte heraus, welche in der Tabelle nicht eingeklammert sind. Aus dem Bestehen der eben erw\u00e4hnten Schwierigkeit ergibt sich zugleich, dafs die Hand tats\u00e4chlich nach der Lage und Richtung des Fingers beurteilt wurde, da die Handbestimmung sehr erschwert war, wenn diese r\u00e4umlichen Kriterien fehlten. Ich erw\u00e4hne noch, dafs von den 6 Ber\u00fchrungen, bei welchen die genannte Schwierigkeit bestand, drei an den Daumen, zwei an den kleinen Fingern und eine an einem Ringfinger stattgefunden hatten.\n\u00a7 31. Ich habe nun noch die Handbestimmung bei den Handfingerkreuzungslagen zu besprechen. Aus den Beobachtungen der Vpn. ergab sich, dafs die Kriterien, nach welchen die Hand bestimmt wurde, wesentlich dieselben waren, wie ich sie bei den eben angef\u00fchrten Lagen besprochen habe. Ich f\u00fchre Beispiele f\u00fcr jedes Kriterium an. In vereinzelten F\u00e4llen wurde die Hand nach der Lage der Ber\u00fchrungsstelle im Raume bestimmt ; lag dieselbe rechts, so wurde auch rechts gesagt. Wenn die Lage der Ber\u00fchrungsstelle richtig vorgestellt wurde, so lieferte dieses Kriterium auch ein richtiges Resultat. Wenn aber infolge der oben ausf\u00fchrlich beschriebenen T\u00e4uschung die ber\u00fchrte Stelle nach der anderen Seite lokalisiert wurde, so ergab sich eine falsche Reaktion. H\u00e4ufiger als nach der Lage","page":224},{"file":"p0225.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n225\nder Ber\u00fchrungsstelle wurde die Hand aus der Richtung des Fingers bestimmt. Vp. Fe\u00f6bes gab mehrmals an : In der Richtung, in welcher der Finger vorgestellt wurde, liegt schon enthalten, ,zu welcher Hand er geh\u00f6ren mufs. Es ist dieses dasselbe Kriterium, wie es bei der in \u00a7 28 am Schl\u00fcsse erw\u00e4hnten \u201ejapanischen Illusion\u201c benutzt wird. Wenn die Hand in einer der Lagen erscheint, welche ich als extremen Grad der T\u00e4uschung beschrieben habe, f\u00fchrt das Verfahren, die Hand nach der Richtung des Fingers zu bestimmen, zu einem richtigen Resultat. H\u00e4ufig wurde auch das sozusagen vollst\u00e4ndigste Kriterium angewendet, indem die Hand zum Arm verfolgt wurde. Vp. Prof. M\u00fcllee bediente sich fast ausschliefslich dieses Kriteriums. Das Verfolgen machte grofse Schwierigkeiten, was nach dem, was ich oben \u00fcber die Schwierigkeiten bei den Handfingerkreuzungen gesagt habe, zu erwarten ist. Wenn ein mittlerer Finger ber\u00fchrt war, konnte die Vp. von ihm aus nicht die Hand verfolgen, sondern sie mufste erst die gegen einen Rand der Hand zu gelegenen Finger mit vorstellen ; das Bild des ulnaren oder radialen Randes der Mittelhand reproduziert sich leichter als die Mitte der Volar- oder Dorsalseite derselben ; es mufs also vermittels des Randbildes die Hand verfolgt werden. Leichter gelang die Verfolgung Dr. Conead, der nur einen fl\u00fcchtigen Bogen von dem Finger hinunter zum Unterarm mit seiner Aufmerksamkeit beschrieb, um die Hand zu bestimmen; manchmal sp\u00fcrte er dabei ein leises Gef\u00fchl die Hand hinunterlaufen. Vp. Fe\u00f6bes brauchte nur selten die Hand zum Arme zu verfolgen. In einem Falle, wo dies n\u00f6tig war, suggerierte er sich das Schema der Handfingerkreuzung und pr\u00fcfte, ob nicht widerstrebende Empfindungen auftreten. Vp. Baabe ist meistens nicht imstande, die Hand visuell zu verfolgen. Er kann sich zwar mit grofser M\u00fche den Finger in seiner Kr\u00fcmmung vorstellen, die weitere Fortsetzung hinter der Kreuzungspartie vermag er aber nicht zu finden. Er bestimmte einigemale die Hand so, dafs er das Gef\u00fchl im ber\u00fchrten Finger und das im Arm sich m\u00f6glichst deutlich vorstellte und versuchte, ob sie zusammen geh\u00f6ren ; dabei traten Bewegungstendenzen auf. Dieses Verfahren scheint schon \u00c4hnlichkeit zu haben mit dem letzten noch zu erw\u00e4hnenden Kriterium, der Handbestimmung durch ein spezifisches Handgef\u00fchl. Vp. Baade wufste in einigen F\u00e4llen die Hand sogleich, bevor er Finger und Ber\u00fchrung lokalisieren konnte. Auch Vp. Frau Dr. Rubp konnte ohne","page":225},{"file":"p0226.txt","language":"de","ocr_de":"226\nHans Rupp.\nirgend welches r\u00e4umliches Kriterium sofort die Hand bestimmen. Ich stellte \u00e4hnlich wie oben mit dieser Vp. Versuche an, in welchen ich Handbestimmung nach dem unmittelbaren Gef\u00fchl vorschrieb. Die Tabelle XVII zeigt, wie wenig sich die Reaktionszeiten, welche bei den Handfingerkreuzungslagen erhalten wurden, von den einfachen Lagen unterscheiden. Der geringe Unterschied, der besteht, ist nicht auf Kosten einer r\u00e4umlichen Verfolgung zu schreiben, sondern wahrscheinlich wieder dadurch zu erkl\u00e4ren, dafs neben der Ber\u00fchrungsempfindung starke andere Empfindungen vorhanden sind, welche die erstere \u00fcbert\u00f6nen und ihrer schnellen deutlichen Apperzeption hinderlich sind. Von diesem Gesichtspunkt aus erkl\u00e4rt sich auch, dafs die vertikale Handfingerkreuzungslage, bei welcher besonders starke Pressungen und Zerrungen Vorkommen, etwas l\u00e4ngere Reaktionszeiten beansprucht als die horizontale.\nII. Abschnitt.\nVergleichung von Lagen vor der Brust und hinter\ndem R\u00fccken.\n\u00a7 32. Ich stellte mir auch die Aufgabe, Lagen vor der Brust mit solchen hinter dem R\u00fccken zu vergleichen. Um m\u00f6glichst rein den Einflufs zu erhalten, den es hat, wenn die Hand hinter dem R\u00fccken liegt, verglich ich die betreffenden Lagen mit solchen Lagen vor der Brust, die in allen \u00fcbrigen Punkten den ersten gleich waren. Ich w\u00e4hlte diejenige Lage als die zu einer vorderen analoge, welche man aus der letzteren erh\u00e4lt, wenn man den Arm erst seitlich, dann nach hinten bewegt. Die Tabelle XIX gibt die Resultate an, welche die Vp. Brandt f\u00fcr zwei Lagen vor der Brust und die ihnen analogen Lagen hinter dem R\u00fccken geliefert hat. Man sieht, dafs zwischen den Reaktionszeiten der analogen Lagen kein wesentlicher Unterschied besteht. Die kleinen Differenzen, welche vorhanden sind, k\u00f6nnen nicht als wesentlich betrachtet werden, da die Reaktionszeiten f\u00fcr dieselben Finger bei der einen und anderen Lage nicht immer eine Differenz in demselben Sinne aufweisen. (Zwischen den beiden Lagen vorne und ebenso zwischen den beiden Lagen hinter dem R\u00fccken ist ein betr\u00e4chtlicher Unterschied vorhanden.)","page":226},{"file":"p0227.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n227\nTabelle (Reihe) XIX, Vp. Brandt.\nZwei Lagen der linken Hand vorne und die zwei analogen Lagen hinten. Es wurden sowohl die einzelnen Fingerglieder wie auch die Ballen ber\u00fchrt, und zwar stets die Volarseite derselben. Jede Stelle kam bei jeder Lage 4 mal zur Ber\u00fchrung, die Reaktionszeiten der einzelnen Glieder und des Ballens jedes Fingers sind zusammengezogen, also n \u201416 bzw. 12 f\u00fcr jeden Finger. 11 Versuchstage, an jedem kam jede Lage 2 mal vor mit 3 bis 4 Versuchen. Art der Vorbereitung war freigestellt. Die Vp. hatte zu reagieren, wenn sie Finger und Glied wufste.\nFinger- und Gliednennung\n1 Lage\tj\tDaumen\tZeigef.\tMittelf.\tRingf.\tkl. Finger\tAr. Mittel\nf Vol. oben\t625\t620\t780\t782\t642\t690\n1 Vol. oben\t582\t677\t868\t819\t639\t717\nf Vol. oben abn.\t660\t721\t869\t943\t757\t793\nv{, Vol. oben abn.\t704\t753\t974\t864\t704\t808\nTabelle (Reihe) XX, Vp. Frau Prof. M\u00fcller.\nEine Lage der linken Hand vorne und eine Lage hinten. Es wurde die Dorsalseite der Spitzenglieder ber\u00fchrt, und zwar jede Stelle bei jeder Lage 4mal, also n \u2014 4 f\u00fcr jeden Finger. 2 Versuchstage, an jedem kam jede Lage 2 mal mit je 5 Versuchen vor. Art der Vorbereitung war freigestellt.\nFingernennung\nLage\tDaumen 1\tZeigef.\tMittelf.\tRingf.\tkl. Finger\tAr. Mittel\nf Dors, oben\t503\t630\t599\t583\t564\t576\nj Vol. oben\t640\t964\t593\t807\t531\t707\nTabelle (Reihe) XXI, Vp. Dr. Conrad.\nEine Lage der linken Hand vorne und eine Lage hinten. Es wurde die Dorsalseite der Spitzenglieder ber\u00fchrt, und zwar jede Stelle bei jeder Lage 2 mal, also n = 4 f\u00fcr jeden Finger. 1 Versuchstag, jede Lage kam 2 mal vor mit jedesmal 5 Versuchen. Art der Vorbereitung war freigestellt.\nFingernennung\nLage\tDaumen\tZeigef.\tMittelf.\tRingf.\tkl. Finger\tAr. Mittel\nf Dors, oben\t731\t608\t687\t516\t633\t635\nf Vol. oben\t785\t670\t606\t768\t670\t700","page":227},{"file":"p0228.txt","language":"de","ocr_de":"228\nHans Rupp.\nBevor ich auf die Erkl\u00e4rung dieses Resultates eingehe, will ich einen Punkt hervorheben : Die analogen Lagen vorne und hinten, welche ungef\u00e4hr gleiche Reaktionszeiten besitzen, sind ganz verschieden bequem; w\u00e4hrend die Supinationslage vorne leicht auszuf\u00fchren ist, ist die analoge Lage hinter dem R\u00fccken sehr unbequem; manche Vp. wird sie vielleicht \u00fcberhaupt nicht ausf\u00fchren k\u00f6nnen. Umgekehrt ist die abnormale Supinationslage vorne sehr unbequem, hingegen die analoge Lage hinten viel bequemer. Die starken Spannungsempfindungen, welche in den unbequemen Lagen entstehen, sind sowohl im Arm, wie auch in der ulnaren H\u00e4lfte des Handtellers und der Finger lokalisiert. Es ist daher wahrscheinlich, dafs die Bequemlichkeit einer Lage an und f\u00fcr sich nichts mit der Schwierigkeit der Lokalisation zu tun hat. Nur insofern die unbequemere Lage in der Regel auch die ungew\u00f6hnlichere ist und daher schw\u00e4chere Assoziationen besitzt, erfordert sie l\u00e4ngere Reaktionszeiten.\nAnmerkung: Bei Reihe XIX, welche ich gleichzeitig mit den beiden Reihen I und II anstellte, habe ich mehrere Urteile verlangt: ich liefs Finger und Glied bestimmen. Da aber hier die Reaktionszeiten gleich grols waren, so sind die Resultate dennoch eindeutig. Sie zeigen, dafs sowohl die Hand- wie auch die Fingerbestimmung in beiden Lagen gleich lange dauerten; denn f\u00fcr die Annahme, dafs die gleichen Reaktionszeiten dadurch erhalten seien, dafs bei der einen Lage die Gliedbestimmung leichter und daf\u00fcr die Fingerbestimmung um ebensoviel schwieriger sei, liegt kein Anhaltspunkt vor. Das innere Verhalten ist im Gegenteil in den analogen Lagen vollst\u00e4ndig gleich.\nDie Erkl\u00e4rung f\u00fcr das angegebene Resultat ergibt sich leicht auf Grund der Beobachtungen \u00fcber das innere Bild, welches sich die Vp. Brandt von ihren H\u00e4nden entwirft. Bei den Lagen vor der Brust hat die Vp. das Bild ihrer H\u00e4nde (und zwar der ber\u00fchrten Volarseite) nicht an der wirklichen Stelle, sondern in Augenh\u00f6he, ungef\u00e4hr eine Spanne von dem Gesicht entfernt. Genau dasselbe Bild an genau derselben Stelle hat sie, wenn die Hand sich in der analogen Lage hinter dem R\u00fccken befindet. Wenn ein Finger ber\u00fchrt wird, tritt er sogleich in dem Bilde vor den Augen hervor, er wird deutlicher, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen Teile der Hand zur\u00fccktreten. Nur in zwei F\u00e4llen bei der Supinationslage vorne schien es, als ob der Reiz von unten, wo die Hand wirklich lag, schnell in das Bild hinauffahren w\u00fcrde. Die Lokalisation des Bildes vor die Augen wird hartn\u00e4ckig beibehalten. Es gelingt nur schwer, das Bild tiefer oder","page":228},{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Lokalisation von Druckreizen der Sande etc.\n229\nh\u00f6her oder seitlich vorzustellen. In diesem Fall wird der ber\u00fchrte Finger zun\u00e4chst vor den Augen gesehen, und von da springt die Vp. in das absichtlich anders lokalisierte Bild, das \u00fcbrigens auch undeutlicher ist als das Bild vor den Augen. Bei dem Versuche, das Bild seitlich vorzustellen, treten starke Tendenzen zu Augenbewegungen auf. Wenn aber die Vp. den Kopf seitw\u00e4rts wendet, sieht sie auch das Bild seitlich, also wieder vor den Augen.\nDaraus geht hervor, dafs es bei dem Bilde nicht auf die Lage in der Medianebene des K\u00f6rpers, sondern nur auf die Lage im S eh raum ankommt. F\u00fcr den Sehraum ist nun die angegebene Lokalisation dadurch ausgezeichnet, dafs sie das Bild in die Gegend bringt, auf welche wir uns am leichtesten konzentrieren, und welche f\u00fcr die aufmerksame Betrachtung am g\u00fcnstigsten ist. Nachzutragen ist noch, dafs der Vp., wenn man von ihr verlangt, die Aufmerksamkeit dahin zu richten, wo die H\u00e4nde wirklich liegen, dies meist gelingt, und dafs in diesem Falle die Aufmerksamkeit nicht anfangs zu dem Bild vor den Augen zur\u00fcckgeht. Merkw\u00fcrdig ist, dafs bei einfacher Reaktion der Reiz stets an seiner richtigen Stelle gef\u00fchlt wird, also tiefer als das fr\u00fcher beschriebene Bild bzw. hinter dem R\u00fccken; dabei hat die Vp. kein visuelles Bild der ber\u00fchrten Stelle des Fingers oder der Hand.\nEine so ausgepr\u00e4gte Lokalisation des visuellen Bildes an die ausgezeichnete Stelle des Sehraumes fand ich bei keiner anderen Vp. Auch absichtlich liefs sie sich nicht durchf\u00fchren ; es bestand immer die Tendenz, das Bild an die richtige Stelle zu verlegen, und die Vpn. gingen bei der Entscheidung h\u00e4ufig im ersten Moment in das richtig lokalisierte Bild zur\u00fcck.\nAnmerkung: Dafs die blofse Ber\u00fchrungsempfindung an die richtige Stelle im Raume lokalisiert wird, w\u00e4hrend die Vp., wenn sie ein Bild ihrer Hand entwirft, sich nicht an die Lage im Raume kehrt, sondern die f\u00fcr die Betrachtung g\u00fcnstigste Lage w\u00e4hlt, ist sehr \u00f6konomisch. Wenn uns ein Gegenstand ber\u00fchrt, so ist es sehr zweckm\u00e4fsig, wenn wir ihn lokalisieren, damit wir unsern Blick auf ihn konzentrieren und irgend welche n\u00f6tige Bewegungen ausf\u00fchren k\u00f6nnen. Hingegen ist dies f\u00fcr die Betrachtung unserer Hand gleichg\u00fcltig. Wie wir sie, wenn wir sie bei offenen Augen betrachten, in die f\u00fcr das Senen g\u00fcnstige Stellung bringen, so tut es Vp. Brandt in seinem innerlichen Bild.\nIch will wieder zuerst versuchen, die eigent\u00fcmliche Lokalisation des Bildes zu erkl\u00e4ren, und damit wird sich \u00e4hnlich wie","page":229},{"file":"p0230.txt","language":"de","ocr_de":"230\nHans Rupp.\nin fr\u00fcheren F\u00e4llen von selbst die Erkl\u00e4rung der Reaktionszeiten ergeben. Es fragt sich, wie ist es m\u00f6glich, dafs sich an die Erregungen der Lagen der Hand vor der Brust und hinter dem R\u00fccken ein Bild in Augenh\u00f6he anschliefst? Die Erkl\u00e4rung ist analog zu der Erkl\u00e4rung einer T\u00e4uschung, welche Yp. Jacobs bei der Handkreuzungslage beobachtete (vgl. \u00a7 19). Zun\u00e4chst ist die Annahme entschieden zu verwerfen, dafs die Erregungen, welche die Lage als Lage vor der Brust bzw. hinter dem R\u00fccken charakterisieren, sich an der Reproduktion des anders lokalisierten Bildes beteiligen k\u00f6nnen ; es w\u00e4re ganz unverst\u00e4ndlich, wie wir im Leben unter normalen Verh\u00e4ltnissen zu einer solchen ganz falschen Assoziation kommen k\u00f6nnten. Die Erscheinung erkl\u00e4rt sich vielmehr so, dafs die genannten Erregungen ohne reproduzierende Wirksamkeit sind, dafs das Bild also an andere Erregungen gekn\u00fcpft ist, welche aber streng genommen \u00fcber die Lage nichts aussagen k\u00f6nnen. An diese Erregungen ist aber doch ein Bild in bestimmter\nLage gekn\u00fcpft, und zwar in der f\u00fcr die Betrachtung vor-\n\u2022 \u2022 _\nteilhaft es ten Lage. \u00c4hnlich war auch in einigen in \u00a7 22 erw\u00e4hnten F\u00e4llen die Hand so gedreht gedacht, dafs sie sich bequem betrachten liefs. Hierin liegt also eine Differenz gegen\u00fcber den unrichtig lokalisierten Bildern, welche Yp. Jacobs beobachtet hatte (vgl. \u00a7 19). Dafs die Bilder nicht durch die f\u00fcr die besondere Lage vorne und hinten charakteristischen Erregungen reproduziert sein k\u00f6nnen, ergibt sich vor allem auch aus den objektiven Resultaten der Zeitmessung. Die Reaktionszeiten waren n\u00e4mlich f\u00fcr die vordere und hintere Lage ungef\u00e4hr gleich ; wenn aber dasselbe Bild in derselben Lage mit gleicher Schnelligkeit reproduziert wird, so besitzt die Annahme, dafs auch die reproduzierenden Erregungen dieselben sind, grofse Wahrscheinlichkeit, umsomehr wenn die Erregungen, durch welche sich die zwei Lagen unterscheiden, von der Art sind, dafs sie verschiedene Reproduktionsst\u00e4rken erwarten lassen. Das letztere ist n\u00e4mlich durchaus der Fall, da die vordere Lage sicher gel\u00e4ufiger ist als die hintere. Auch wird sich dies aus den sogleich zu besprechenden Versuche ergeben. So kommen wir von verschiedenen Seiten zu demselben Ergebnis, dafs f\u00fcr die Reproduktion des falschen Bildes die Erregungen, welche f\u00fcr die besonderen Lagen charakteristisch sind, nicht von Einflufs sind.\n\u00a7 33. Die Versuche bei analogen Lagen vorne und hinten, welche ich mit den Vpn. Frau Prof. M\u00fclleb, Dr. Conbad und","page":230},{"file":"p0231.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n231\nDr. Katz anstellte, zeigen trotz der manchmal kleinen Zahl der Versuche deutlich das Resultat, dafs die Reaktionszeiten bei der Lage hinter dem R\u00fccken l\u00e4nger sind als bei der vorderen Lage. Tats\u00e4chlich war auch das subjektive Verhalten dieser Vpn. ganz verschieden von dem eben beschriebenen Verhalten der Vp. Brandt. Sie richteten die Aufmerksamkeit bei den Versuchen mit hinten liegender Hand stets nach hinten, die Ber\u00fchrung und die Hand wurden an die wirkliche Stelle lokalisiert, und zwar sahen die genannten Vpn. innerlich so auf ihre Hand hin, wie wenn sie den Kopf nach hinten wenden w\u00fcrden. Tut man dies wirklich und sieht bei offenen Augen auf die hinten z. B. in Pronationslage liegende linke Hand, so sind f\u00fcr den Sehraum die Fingerspitzen nach vorne gerichtet, der Daumen liegt rechts von den anderen Fingern: kurz die Lage der Hand relativ zum Sehraume ist genau dieselbe, wie wenn die Hand vorne in Pronationslage liegen w\u00fcrde und bei normal gewendetem Kopfe betrachtet w\u00fcrde. Dasselbe gilt nun auch von der Lage des Handbildes in dem inneren Sehraum, der entsteht, wenn ich innerlich so nach hinten sehe, wie wenn ich den Kopf nach hinten wenden w\u00fcrde. Man versp\u00fcrt auch h\u00e4ufig eine Tendenz den Kopf zu drehen, oder beginnt ihn wirklich ein wenig zu drehen. F\u00fcr diesen innerlichen Sehraum sind also die Fingerspitzen nach vorne gerichtet und der Daumen liegt rechts von den anderen Fingern. Trotzdem weifs die Vp., dafs die ganze Hand hinten liegt.\nNeben diesem Falle, wo mit der verschiedenen Lage der Hand eine sehr bedeutende Drehung des inneren Sehraumes verbunden ist, gibt es noch eine andere Betrachtungsweise, bei welcher dieselbe Lage ohne erhebliche Drehung des Sehraumes richtig vorgestellt wird. Ich kann, um wieder von der Betrachtung mit offenen Augen auszugehen, auf die hinten liegende Hand auch in der Weise hinsehen, dafs ich den Kopf etwas nach vorne abw\u00e4rts wende, und aus dieser Lage schief nach hinten auf die Hand hinblicke. (Die letztere mufs, um nicht verdeckt zu sein, tiefer und ein wenig nach aufsen gehalten werden.) In diesem Fall sind f\u00fcr meinen Sehraum die Fingerspitzen hinten, der Daumen bei Pronationslage der linken Hand links. In derselben Weise kann ich auch innerlich auf die hinten liegende Hand hinsehen. Man erkennt, dafs jetzt die Lage der Hand im inneren Sehraum eine ganz andere ist als in dem","page":231},{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"232\nHans Rupp.\nfr\u00fcheren Falle. Hingegen ist die Lage des inneren Sehraumes von der Lage, die er bei Pronationslage vor der Brust einnehmen wird, nicht viel verschieden. Die Drehung ist viel geringer und hat eine ganz andere Richtung als im fr\u00fcheren Falle.\nOb die erste oder zweite Betrachtungsweise eingeschlagen wird, \u00e4ndert nichts daran, wie es zu erkl\u00e4ren ist, dafs bei der hinteren Lage die Reaktionszeiten l\u00e4nger sind. Durch eine T\u00e4uschung, welche Yp. Frau Prof. M\u00fcller beobachtete, ist der Weg der Erkl\u00e4rung vorgezeichnet. Die T\u00e4uschung bestand darin, dafs bei der Supinationslage hinten, der ber\u00fchrte Finger im ersten Moment nicht hinten sondern in Pronationslage vorne gesehen wurde. Nach der Analogie fr\u00fcherer Erkl\u00e4rungen ist die T\u00e4uschung in folgender Weise zu erkl\u00e4ren: Im ersten Moment, als das falsche Bild reproduziert wurde, waren die Erregungen, welche der Lage hinten entsprechen, noch nicht wirksam. Durch Erregungen a u f s e r den eben genannten wurde das Bild in Pronationslage vorne reproduziert; und diese Reproduktion des Bildes vor der Brust hat eine k\u00fcrzere Reproduktionszeit als die des richtigen Bildes. Bei der Lage vor der Brust aber, f\u00fchrt die Reproduktion desselben Bildes, bevor noch die f\u00fcr die Lage spezifischen Erregungen reproduzierend wirken, zu dem richtigen Bilde, so dafs dieses schneller reproduziert werden kann als bei der Lage hinten. Wenn es nun auch bei der letztgenannten Lage gew\u00f6hnlich nicht zu einer klaren Reproduktion des falschen Bildes kommt, so wird doch durch die reproduktive Hemmung die Reaktion bei der hinteren Lage l\u00e4nger ausfallen m\u00fcssen; ferner ist, wie die T\u00e4uschung lehrt, die Reproduktionszeit des falschen Bildes bei der hinteren Lage und daher ebenso die des richtigen Bildes bei der vorderen Lage an und f\u00fcr sich k\u00fcrzer als die des richtigen Bildes hinter dem R\u00fccken.\nEs mufs betont werden, dafs die Yp., die in Supinationslage hinter dem R\u00fccken befindliche Hand, nicht wie Vp. Brandt, vorne wieder in Supinationslage vorstellte sondern in Pronationslage, und dafs daher in diesem Falle die Supinationslage hinten mit der Pronationslage vorne zu vergleichen war. Wenn man jene vordere Lage als die zu einer hinteren Lage \u201eanaloge\u201c bezeichnet, in welcher die Hand vorgestellt wird, wenn sie f\u00e4lschlich nach vorne lokalisiert wird, so ist f\u00fcr diese Vp. die Pronationslage vor der Brust der Supinationslage hinter dem R\u00fccken analog.","page":232},{"file":"p0233.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n233\nW\u00fcrde eine Vp. sich auf beide oben angegebenen Betrachtungsweisen einstellen k\u00f6nnen, so k\u00f6nnte man die in beiden F\u00e4llen erhaltenen Reaktionszeiten miteinander vergleichen und w\u00fcrde Aufschlufs erhalten \u00fcber die Frage, ob sich an die Erregungen der Lage hinten leichter ein Bild anschliefst, welches eine Drehung des Sehraumes bedingt, w\u00e4hrend die Lage innerhalb des Sehraumes dieselbe ist wie bei Pronationslage vorne, oder jenes Bild, welches eine geringe Drehung des Sehraumes bedingt, hingegen innerhalb des Sehraumes entschieden abnormaler liegt. Nebenbei bemerkt, wird im ersteren Falle, bei Drehung des inneren Sehraumes, die wirkliche Lage des Kopfes und der Augen auch eine Rolle spielen und der inneren Vorstellung entgegen wirken. Dies kann man daraus entnehmen, dafs h\u00e4ufig eine Tendenz auf-tritt, den Kopf oder die Augen so zu bewegen, dafs der innere Sehraum mit dem \u00e4ufseren zusammen fallen w\u00fcrde.\nDie Lagen hinter dem R\u00fccken bed\u00fcrfen noch einer genaueren Untersuchung, welche auf das innere Verhalten mehr R\u00fccksicht nimmt, als ich es bei den genannten Reihen getan habe.\nWesentlich neue Fragen erheben sich, wenn man die Reaktionszeiten bei abnormaler Kopflage oder z. B. in liegender Stellung des ganzen K\u00f6rpers untersucht. Solche Fragen sind z. B. : Sind die Reaktionszeiten bei Pronationslage hinten und nach hinten gedrehtem Kopfe dieselben wie bei normaler Kopfhaltung und Pronationslage vor der Brust? Spielt in liegender K\u00f6rper Stellung die Lage relativ zu dem objektiven Raume, in Beziehung auf welchen der K\u00f6rper als liegend bezeichnet wird, f\u00fcr die Betrachtungsweise der H\u00e4nde eine Rolle? Usw.\nDritter Abschnitt.\nVerschiedenes.\n<\u00a7 34. Kriterien f\u00fcr die Fingerbestimmung und f\u00fcr\ndie Handbestimmung.\nIn den vorstehenden Paragraphen versuchte ich, soweit es m\u00f6glich war, zu eruieren, welche Vorstellungen unter den verschiedenen Umst\u00e4nden reproduzuiert werden, an welche Vorstellungen oder Erregungen sie sich anschliefsen, und welche Reproduktionen schneller, welche langsamer wirken. Nat\u00fcrlich gelten die erhaltenen Resultate nur f\u00fcr die jeweiligen besonderen Umst\u00e4nde. Ferner m\u00f6chte ich besonders betonen, dafs ich die","page":233},{"file":"p0234.txt","language":"de","ocr_de":"234\nJB ans Rupp.\nAssoziationen und Beproduktionen, so wie sie im t\u00e4glichen Leben bestehen, finden wollte und darum die Beihen so kurz als m\u00f6glich nahm. Stellt man l\u00e4ngere Versuchsreihen an, so werden nat\u00fcrlich gewisse Assoziationen sehr gest\u00e4rkt, andere geschw\u00e4cht; man erf\u00e4hrt dann aber nicht, wie die Dinge unter den normalen Verh\u00e4ltnissen des Lebens, sondern wie sie nach der k\u00fcnstlichen Beeinflussung der Assoziationen infolge der vielen Versuche liegen.\nJene reproduzierten Vorstellungen, welche hinreichen, um eine richtige oder falsche Entscheidung \u00fcber die Finger oder \u00fcber die Hand herbeizuf\u00fchren, kann man als Kriterien f\u00fcr die Finger- bzw. Handbestimmung bezeichnen, ohne dafs damit behauptet werden soll, dafs sie subjektiv stets den Eindruck von Kriterien machen m\u00fcfsten. Wir haben bisher unter verschiedenen Umst\u00e4nden und bei verschiedenen Vpn. verschiedene solche Kriterien beobachten k\u00f6nnen. Ich will nun die fr\u00fcher zerstreut angegebenen Kriterien hier zusammen zu stellen.\nF\u00fcr die Fingerbestimmung wurden, wenn man die Versuche bei allen Lagen zusammennimmt, folgende Kriterien ben\u00fctzt:\na)\tLage des Fingers in der Fingerreihe bei bestimmter Lage der letzteren. Ein Beispiel hierf\u00fcr bildet die T\u00e4uschung, dafs bei der Lage horiz. der ber\u00fchrte kleine Finger f\u00fcr den Daumen gehalten wird, weil er oben liegt. Dafs er oben liegt, ist das Kriterium f\u00fcr seine Bestimmung. Wenn er aber als oben liegend erkannt wird, so ist seine Lage relativ zu den anderen Fingern erkannt, und zwar ist speziell erkannt, dafs er h\u00f6her liegt als die anderen Finger; es kommt gerade darauf an, dafs nicht blofs erkannt wird, dafs der Finger z. B. '\u00dfls der neben dem Goldfinger liegende Bandfinger erkannt wird, sondern dafs er der oben liegende Bandfinger ist. Die relative Lage in der Fingerreihe bei einer bestimmten Lage der letzteren bildet also das Kriterium.\nb)\tLage des Fingers in der Fingerreihe ohne Beachtung der Lage der letzteren. Dieses Kriterium wurde nicht ausdr\u00fccklich zu Protokoll gegeben, jedoch glaube ich, dafs es wiederholt angewendet worden ist. Ich f\u00fchre es jedenfalls als m\u00f6gliches Kriterium an. Sicher w\u00e4re es dann vorhanden, wenn aus der Lage in der Fingerreihe auf den Finger geschlossen w\u00fcrde, bevor die Lokalisation der letzteren im Baume erkannt ist. Solche F\u00e4lle sind gewifs als m\u00f6glich anzunehmen. Vp. Baade","page":234},{"file":"p0235.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n235\nwufste einmal bei der M\u00dcLLEEschen Stellung nicht, ob der ber\u00fchrte kleine Finger zu- oder abgewendet sei ; ebenso k\u00f6nnte auch erkannt sein, dafs der ber\u00fchrte Finger neben dem Daumen liegt, ohne dafs die Vp. weifs, ob er vor oder hinter, rechts oder links von demselben sei.\nc)\tSpezifisches visuelles Bild des Fingers. Aus einer Reihe von Beobachtungen visueller Ypn. geht hervor, dafs der Finger auch an seinem besonderen visuellen Bild erkannt werden kann. Yp. Prof. M\u00fcllee z. B. gab dies wiederholt an; auch Vp. Dittmees gab an, dafs die Spitzen des 2 und 4 im visuellen Bilde verschieden seien, der Zeigefinger sei gegen die Spitze zu schm\u00e4ler, der Ringfinger gleich breit.\nd)\tSpezifisches Finger gef \u00fchl. F\u00fcr dieses Kriterium habe ich in \u00a7 26 Beispiele beschrieben und F\u00e4lle angef\u00fchrt, in welchen die bisher erw\u00e4hnten r\u00e4umlichen Kriterien nicht vorhanden sein konnten, wToraus sich die Notwendigkeit irgend eines unr\u00e4umlichen Kriteriums ergibt.\nAnmerkung: Ich hatte gehofft, dafs sich aus den Lagen, in welchen die Stellung der Finger relativ zur Hand in \u00e4hnlicher Weise variiert ist wie bei dem aristotelischen Versuch, und welche ich kurz als \u201eFingerlagen\u201c bezeichnen m\u00f6chte, Aufschlufs \u00fcber die Fingerbestimmung gewinnen lassen werde. Allein die Versuche, welche ich bei diesen Lagen angestellt hatte, lieferten kein Ergebnis. Vielleicht war der Umstand ung\u00fcnstig, dais die Vpn. \u00fcber die Lage ihrer Finger sich nur schlecht und m\u00fchsam Rechenschaft geben konnten, und somit vorwiegend auf das spezifische Fingergef\u00fchl angewiesen waren. Die Reaktionszeiten waren f\u00fcr jeden Finger bei den verschiedenen Lagen ungef\u00e4hr dieselben. Vielleicht hat bei Bestimmung des Zeigefingers das Kriterium mitgespielt, dafs er bei der Pronationslage h\u00e4ufig \u00fcber die anderen Finger emporgestreckt ist. Bei einer Lage, in welcher der Mittelfinger in dieser Weise emporgestreckt war, wurde er n\u00e4mlich f\u00fcr den Zeigefinger gehalten. Jedoch ist die relative Zahl der T\u00e4uschungen zu gering, um hier\u00fcber Sicheres zu behaupten.\n\u00c4hnlich wie f\u00fcr die Fingerbestimmung gibt es auch f\u00fcr die Handbestimmung sowohl r\u00e4umliche wie auch unr\u00e4umliche, taktile Kriterien; ich konnte bei allen Versuchen zusammengenommen folgende 6 Kriterien beobachten :\na) Lage auf der rechten oder linken Seite. Beider Handkreuzung kam die T\u00e4uschung vor, dafs die rechts liegende Ber\u00fchrungsstelle einen Moment zur rechten Hand gerechnet wurde, dafs die Vp. einen Moment glaubte, die Hand setze sich zum rechten Arm fort. Die Lage auf der rechten Seite rief also die Vorstellung der rechten Hand hervor. In den F\u00e4llen, in welchen","page":235},{"file":"p0236.txt","language":"de","ocr_de":"236\nHans Rupp.\nsich an die Lokalisation nach rechts oder links ganz automatisch das blofse Wort rechts oder links anschliefst, kann die Lokalisation nicht als Kriterium der Handbestimmung bezeichnet werden.\nb)\tRichtung des Fingers zum Arm. Da die Finger gew\u00f6hnlich so liegen, dafs ihre geradlinige Fortsetzung zu dem Arme f\u00fchrt, zu welchem sie tats\u00e4chlich geh\u00f6ren, so wird die Hand h\u00e4ufig nach der blofsen Richtung des Fingers bestimmt. Ein Beispiel f\u00fcr die Verwendung dieses Kriteriums ist die \u201ejapanische Illusion\u201c (vgl. \u00a7 28 am Ende).\nc)\tR\u00e4umliche Fortsetzung der Finger und der Hand zum Arme. Bei der M\u00fcLLEEschen Stellung ist es h\u00e4ufig notwendig, die Hand bis zum Unterarm zu verfolgen, ebenso bei blofser Hand- und blofser Fingerkreuzung. Je nachdem das visuelle Bild zum links oder rechts liegenden Unterarm f\u00fchrt, wird die Ber\u00fchrung als der rechten oder linken Hand angeh\u00f6rig beurteilt. Von den r\u00e4umlichen Kriterien ist dieses das vollkommendste, aber auch das umst\u00e4ndlichste. Bei dem Verfolgen mufs die Fortsetzung nicht durch ein visuelles Bild gegeben sein, sondern es kann auch wie bei Vp. Dr. Katz ein leises Gef\u00fchl zum Arm laufen.\nd)\tSpezifisches visuelles Bild des Armes. Ein verschiedenes visuelles Bild der beiden H\u00e4nde beobachtete nur die Vp. Dr. Katz. Die linke Hand erscheint ihr heller und schm\u00e4ler, die rechte Hand dunkler und dicker ; ferner ist die erstere durch eine Narbe am Daumen charakterisiert. Es ist aber sehr unwahrscheinlich, dafs die Hand nach diesem Kriterium bestimmt wurde, vielmehr verfolgt auch Dr. Katz stets die Hand zum Arm.\ne)\tEindruck der Zusammengeh\u00f6rigkeit der Ber\u00fchrungsempfindung und eines Gef\u00fchls im Arm. Dieses Kriterium, welches z. B. von Vp. Baade gebraucht wurde, besteht darin, dafs, auch wenn die r\u00e4umliche Fortsetzung der Hand zum Arm nicht erkannt wird, dennoch ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen der Ber\u00fchrungsempfindung und einem leisen Gef\u00fchl im Arm gesp\u00fcrt wird. Hier, wie auch im Fall, wo von der Hand ein leises Gef\u00fchl zum Arm l\u00e4uft und wo die Fortsetzung der Hand vermittels dieses Gef\u00fchls lokalisiert wird (Kriterium c), handelt es sich wahrscheinlich um kin\u00e4sthetische Empfindungen, welche durch schwache Innervation entstehen.\nf)\tSpezifisches Handgef\u00fchl. Wie ein spezifisches Fingergef\u00fchl so gibt es auch ein spezifisches Handgef\u00fchl, durch","page":236},{"file":"p0237.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde etc.\n237\nwelches die Hand erkannt wird, auch wTenn keine Lokalisation und Verfolgung derselben stattgefunden hat. Die Belege f\u00fcr die Existenz dieses Kriterium sind in \u00a7 31 angef\u00fchrt.\n\u00a7 35. Absolute und relative visuelle Lokalisation.\nBei der M\u00fcLLERschen Stellung kann, wie im \u00a7 26 gezeigt ist, deutlicher als bei anderen Lagen der Fall beobachtet werden, dafs die Ber\u00fchrungsstelle allein lokalisiert ist, bevor noch die Lage des Fingers und der Hand vorgestellt wird, und bevor diese selbst erkannt sind. In dieser Lokalisation der Ber\u00fchrungsstelle im Raume, die ich als \u201eabsolute Lokalisation\u201c bezeichnen will, liegt scheinbar etwas Paradoxes: Um die Lage der Ber\u00fchrungsstelle zu wissen, m\u00fcssen wir von der Lage des Fingers, der Hand, des Armes usw. und von der Lage der Ber\u00fchrungsstelle auf dem Finger irgendwie unterrichtet sein; wir erfahren jedoch, dafs alle diese Lage Vorstellungen tats\u00e4chlich nicht reproduziert werden, ja dafs sie sich oft nur mit M\u00fche herbeif\u00fchren lassen. In der Tat gen\u00fcgt es, dafs blofs die physiologischen Erregungen, welche der Lage des Fingers, der Hand, des Armes usw. und der Lage der Ber\u00fchrungsstelle auf dem Finger entsprechen, sich an der Reproduktion der Lage der letzteren im Raume beteiligen. Sie brauchen aber nicht alle genannten Lagevorstellungen zu reproduzieren. Auf diese Weise wird also die scheinbar paradoxe absolute Lokalisation leicht erkl\u00e4rbar. Dieselbe Erscheinung und dieselbe Erkl\u00e4rung findet sich \u00fcbrigens schon bei Spearman in seiner fr\u00fcher erw\u00e4hnten, sehr wertvollen Abhandlung. Durch meine Versuche kommt nur der neue Punkt hinzu, dafs die Glieder, deren Lage zur Kenntnis der absoluten Lokalisation irgendwie gegeben sein mufs, nicht nur tats\u00e4chlich nicht visuell vorgestellt werden, sondern in einigen F\u00e4llen gar nicht vorgestellt werden k\u00f6nnen. Spearman bezeichnet das, was ich als absolute Lokalisation bezeichne, als reine \u201ethereness\u201c (Hier-heit).\nIm Gegensatz zu dieser Lokalisation einer Ber\u00fchrungsstelle im Raume steht eine andere Lokalisationsart relativ zu einer gr\u00f6fseren oder kleineren K\u00f6rperpartie z. B. relativ zu einem Fingerbilde. Es ist der Fall denkbar, dafs das ganze Fingerbild unbestimmt lokalisiert ist, dafs seine Lage im objektiven Raume nicht angegeben werden kann, dafs hingegen die Ber\u00fchrungsstelle relativ zu dem Fingerbild deutlich lokalisiert ist.","page":237},{"file":"p0238.txt","language":"de","ocr_de":"238\nHans Rupp.\nDann best\u00fcnde die in Rede stehende Art der Lokalisation ohne absolute Lokalisation. Ich will diese Art der Lokalisation kurz als \u201erelative Lokalisation\u201c bezeichnen. Deutlicher, aber schleppend w\u00e4ren die Ausdr\u00fccke \u201eLokalisation im Raume\u201c f\u00fcr \u201eabsolute Lokalisation\u201c und \u201eLokalisation auf dem K\u00f6rper\u201c f\u00fcr \u201erelative Lokalisation\u201c. Bei Speabman entspricht unserer relativen Lokalisation die Lokalisation durch \u201eimages\u201c.\nDie absolute Lokalisation hat aufserordentlieh grofse Bedeutung f\u00fcr das t\u00e4gliche Leben. Wir gebrauchen den Tastsinn grofsenteils, um uns \u00fcber die r\u00e4umlichen Verh\u00e4ltnisse der Dinge, welche wir betasten oder die uns ber\u00fchren, zu orientieren. Man denke sich, dafs wir, um z. B. die Lage und Form eines Gegenstandes zu erkennen, erst die Lage unserer Finger, H\u00e4nde? Arme usw. vorstellen m\u00fcfsten; wie kompliziert w\u00e4re dann der Erkennungsvorgang, und wie schnell f\u00fchrt uns andererseits die absolute Lokalisation zum Ziele ! Da diese nun wegen ihrer grofsen Wichtigkeit im Leben offenbar sehr viel ge\u00fcbt wird, so erkl\u00e4rt es sich, dafs sie sich schnell einstellt, selbst bei sehr komplizierten Lagen. Es erkl\u00e4rt sich ferner, dafs die absolute Lokalisation sich auch in F\u00e4llen auf dr\u00e4ngt, wo sie zur Entscheidung nichts hilft (vgl. \u00a7 19), oder wo sie derselben sogar hinderlich ist, wie wir bei der Besprechung der Handbestimmung im Falle der Handkreuzungslage gesehen haben (vgl. \u00a7 29).\nBevor ich die Arbeit schliefse, m\u00f6chte ich allen meinen Vpn. f\u00fcr die grofse M\u00fche und Sorgfalt, die sie bei den Versuchen auf wendeten, und durch die sie die Arbeit erst erm\u00f6glichten, bestens danken. Vor allem aber erlaube ich mir, meinen hochverehrten Lehrern, den LIerren Professoren Dr. G. E. M\u00fclleb und Dr. Fz. Hillebband f\u00fcr die mannigfaltigen Ratschl\u00e4ge, die sie mir bei der Ausarbeitung der Abhandlung zu erteilen die Freundlichkeit hatten, an dieser Stelle meinen w\u00e4rmsten Dank auszusprechen.\n(Eingegangen am 10. M\u00e4rz 1906.)","page":238}],"identifier":"lit33400","issued":"1907","language":"de","pages":"127-153, 182-238","startpages":"127","title":"\u00dcber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde bei verschiedenen Lagen der letzteren [In zwei Teilen]","type":"Journal Article","volume":"41"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:33:03.914790+00:00"}

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