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{"created":"2022-01-31T13:01:28.158616+00:00","id":"lit33401","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Nagel, Wilibald A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 41: 154-156","fulltext":[{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\nEine Dichromatenfamilie.\nVon\nWilibald A. Nagel.\nHinsichtlich der Vererbung der typischen partiellen Farben-\n\u2022 \u2022\nblindheit wird im allgemeinen gelehrt, dafs sie unter Uber-springung einer Generation vor sich gehe und zwar in der Weise, dafs die Tochter eines Dichromaten die Anomalie auf ihren Sohn vererbt, ohne selbst farbenblind zu sein.\nEs ist mir nicht bekannt, inwieweit diese Annahme zutrifft. \u00dcber den Farbensinn der Grofseltern jetzt lebender Farbenblinder etwas Bestimmtes zu erfahren, ist in allen den F\u00e4llen natur-gem\u00e4fs nicht leicht, in denen es sich um jetzt erwachsene Farbenblinde handelt. Die Kenntnis der Farbenblindheit war in der um zwei Generationen zur\u00fcckliegenden Zeit noch wenig verbreitet.\nMir pers\u00f6nlich ist kein Fall bekannt, in dem die Vererbung nachweislich nach dem oben erw\u00e4hnten Schema gegangen w\u00e4re ; allerdings weifs ich, auch wo es sich um farbenblinde Kinder handelt, nur in den wenigsten F\u00e4llen, wie der Farbensinn der Grofseltern beschaffen ist. Dagegen kenne ich mehrere F\u00e4lle, in denen anscheinend keine Generation \u00fcbersprungen wurde. In einem Falle waren Vater und Sohn beide Deuteranopen (Gr\u00fcnblinde), in einem zweiten der Vater Protanop (Rotblinder), der Sohn Deuteranop. In beiden F\u00e4llen konnte allerdings der Sohn die Farbenblindheit auch durch die Mutter von seinem Grofsvater ererbt haben; \u00fcber den Farbensinn der Grofseltern war nichts zu erfahren.\nVon besonderem Interesse scheint mir die Verbreitung der Farbenblindheit in einer Familie, deren Stammbaum ich hier mitteilen m\u00f6chte. Es handelt sich um Farbenblindheit in drei","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"Eine Dichromatenfamilie.\n155\naufeinanderfolgenden Generationen. Besonders bemerkenswert ist in dieser Familie das Vorkommen von zwei farbenblinden Frauen.\n\u2014/s -\t- - ^\nMoritz E. Marie E. farbenblind normal\nKarl Antonie farbenblind normal\nJulie\nfarbenblind\nMarie\nnormal\nCharlotte Charles A. farbenblind normal\nElse S. normal\nEug\u00e8ne Yictor Caston farbenblind\tfarbenbl. farbenbl.\nAng\u00e8le Victor normal normal\nDie Familienglieder, deren Namen fett gedruckt sind, habe ich selbst untersuchen k\u00f6nnen ; sie sind Protanopen. Der dritte Bruder wurde von einem der anderen mit Hilfe meiner Farbentafeln untersucht und ebenfalls als Protanop befunden. Da in der Familie das Vorhandensein der Anomalie lange bekannt ist und die H\u00e4ufung derselben (7 Dichromaten unter 14 Personen!) Interesse erregt hatte, halte ich die Angaben \u00fcber den Farbensinn der anderen Familienglieder f\u00fcr durchaus zuverl\u00e4ssig. Bemerkenswert ist die regelm\u00e4fsige Abwechslung zwischen normalem und dichromatisehern Farbensinn bei den f\u00fcnf Kindern des Ehepaares E.\nNachschrift w\u00e4hrend der Korrektur.\nNachdem ich die obenstehende kurze Mitteilung zum Druck eingesandt hatte, sind mir durch ein eigent\u00fcmliches Spiel des Zufalles innerhalb weniger Tage zwei F\u00e4lle bekannt geworden, in denen die Vererbung der Farbenblindheit nach dem als typisch geltenden Schema erfolgt zu sein scheint : Der Grofsvater m\u00fctterlicherseits teilte die Anomalie mit seinem Enkel, und zwar auch hinsichtlich des Dichromaten typ u s. Den einen Fall habe","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156\nWilibald A. Nagel.\nich selbst beobachtet, der andere wurde mir von kompetenter Seite mitgeteilt.\nEs w\u00e4re von nicht geringem Interesse, wenn einmal eine gr\u00f6fsere Statistik \u00fcber die Verbreitung von diehromatisehem und anomalem trichromatischem Farbensinn innerhalb einer Familie beigebracht werden k\u00f6nnen. Nach den bisherigen Ermittelungen w\u00fcrde ich mich nicht getrauen, ein bestimmtes Vererbungsschema als das regul\u00e4re, oder auch nur als das h\u00e4ufiger innegehaltene hinzustellen.\n(Eingegangen am 22. Januar 1906.)","page":156}],"identifier":"lit33401","issued":"1907","language":"de","pages":"154-156","startpages":"154","title":"Eine Dichromatenfamilie","type":"Journal Article","volume":"41"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:01:28.158622+00:00"}