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{"created":"2022-01-31T14:42:01.325776+00:00","id":"lit33407","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Heinrich, W.","role":"author"},{"name":"L. Chwistek","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 41: 59-73","fulltext":[{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"(Ans dem psychologischen Laboratorium der Universit\u00e4t Krakau.)\n\u00dcber das periodische Verschwinden kleiner Punkte.\nVon\nW. Heineich und L. Chwistek.\n1. Die Erscheinung, welche wir untersucht haben, ist den Psychologen seit langem bekannt und die Literatur \u00fcber dieselbe ist so grofs, dafs es zu weitschweifig w\u00e4re \u00fcber dieselbe berichten zu wollen.1 Man betrachtete das periodische Verschwinden sehr kleiner, scharf beobachteter Punkte als \u201eSchwankungen der Aufmerksamkeit\u201c und studierte zu wiederholten Malen die Perioden des Erscheinens und des Verschwindens der fixierten Punkte. Schon vor Jahren hat einer von uns (Heineich) darauf hingewiesen, dafs die Gesamtheit der hier auftretenden Erscheinungen sich ungezwungen erkl\u00e4ren l\u00e4fst, wenn man als Grund derselben die kleinen Schwankungen betrachtet, welche an der Linse des menschlichen Auges bei jeder Einstellung derselben zu beobachten sind.2 Direkte Versuche zur Bekr\u00e4ftigung dieser Ansicht waren damals nicht unternommen worden.\nBei der Diskussion \u00fcber die N-Strahlen hat man unl\u00e4ngst von zwei Seiten auf den Zusammenhang der dort beobachteten Erscheinungen mit den Akkommodationsbedingungen des Auges\n1\tWir verweisen auf die Literaturangaben bei den Arbeiten von E. Wiersma: Untersuchungen \u00fcber die sogenannten Aufmerksamkeitsschwankungen. Diese Zeitschrift 26 und Hammer: Zur experimentellen Kritik der Theorie der Aufmerksamkeitsschwankungen. Diese Zeitschrift 37.\n2\tW. Heinrich: Zur Erkl\u00e4rung der Intensit\u00e4tsschwankungen eben merklicher optischer und akustischer Eindr\u00fccke. Anzeiger der Akad. zu Krakau. November 1898.","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60\nW. Heinrich und L. Chwistek.\nhingewiesen.1 Man hat aber dabei die paraxiale Akkommodation und nicht die Schwankungen in der Einstellung der Linse in Betracht gezogen. Beide Erscheinungen unterscheiden sich jedoch in der Wirkung. Fixieren wir einen kleinen schwarzen Punkt auf weifsem Grunde, so kann der Punkt verschwunden, sobald man das Auge abwendet, ohne dafs sich die Einstellung der Linse ver\u00e4ndert hat, aus dem Grunde, dafs die Linie des deutlichen Sehens f\u00fcr gegebene Einstellung der Linse sich sehr rasch dem Auge n\u00e4hert.2 Der Punkt tritt also aus der Linie des deutlichen Sehens f\u00fcr gegebene Linseneinstellung heraus. Der schwarze Punkt verschwindet aber periodisch auch bei genauer Fixierung. Und diese Erscheinung ist es, f\u00fcr welche wir den experimentellen Nachweis bringen wollen, dafs sie von den Schwankungen abh\u00e4ngig ist, welchen die Linse des Auges bei jeder Einstellung unterliegt. Hier k\u00f6nnen die Bedingungen des peripheren Sehens nicht in Erw\u00e4gung gezogen werden, w^eil der Punkt nur zentral fixiert wird.\n2. Um festzustellen, dafs das periodische Verschwinden eines kleinen Punktes von den periodischen kleinen Schwankungen in der Einstellung der Linse abh\u00e4ngig sind, haben wir gleichzeitig die Schwankungen der Kr\u00fcmmung der Linse und das Ver-schwinden der Punkte notiert. Beide Notierungen geschahen durch Dr\u00fccken auf einen Gummiballon und wurden durch Vermittlung eines MAEEYschen Schreibapparates auf einem Kymo-graphen aufgezeichnet. Die gesamte Anordnung der Versuche war folgende.\nUm die Kr\u00fcmmungs\u00e4nderungen der Linse der untersuchten Person zu beobachten, hat man mit Hilfe zweier Spiegel Z und Zx das Licht einer Bogenlampe auf das Auge (0) gerichtet (Fig. 1). Es bildeten sich dann an der vorderen Linsenfl\u00e4che zwei Bildpunkte der beiden durch die Spiegelung an Z Zx entstandenen Punkte, welche man mit einem Ophthalmometer (P) beobachten kann.\nL\u00e4fst man die beobachtete Person den Punkt fixieren, dessen periodisches Verschwinden untersucht wird, und dreht die Glas-\n1\tLummee: Auf der Versammlung der deutschen Naturforscher und \u00c4rzte 1904 und John G. Mc. Kendeick und Waltee Colquhoun: Natur 69 ,S. 534.\n2\tStanislaw Loeia: Untersuchung \u00fcber das periphere Sehen. Diese Zeitschrift 40.","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das periodische Verschwinden Meiner Punkte.\n61\nplatten des Ophthalmometers, bis man in dem Instrument die beiden von der vorderen Linsenfl\u00e4che reflektierten Bildchen als drei Punkte sieht, so offenbart sich jede Kr\u00fcmmungs\u00e4nderung der Linse dadurch, dafs der mittlere Punkt bei gr\u00f6fseren \u00c4nderungen sich spaltet, bei kleineren breiter wird. Man beobachtet dann ohne weiteres, dafs die Linseneinstellung nicht stabil ist, sondern dafs sie kleinen periodischen \u00c4nderungen unterliegt. Diese \u00c4nderung konnte mit unserem Instrument durch die\nDrehung der Platten um h\u00f6chstens 0,50 kompensiert werden.\n\u2022\u2022 .\nEs war uns unm\u00f6glich die Anderungsrichtung aus den Bewegungen des Punktes zu erkennen.\no\nO\n\n\\ \\\n\\ \\\n\\ N \\ V\n\\\\\\ \\V* \\ W\ni >\nw \u00ab\n\\ \\ \\\n' \\ \\\n' V V\n\\\t'\t\\ t.l\n\\\t'\t\\ I 4\n'\t' l l\\\n\\ \\\t\u00abM\\\n. '\n. \u00bb l l\ni I . \\ i i\n\\ ' I 1 \\ \\t I \\ M \u2022 v i\n\\ \\ ; \\\\ '\nz,\nFig. 1.\nDiese periodischen Kr\u00fcmmungs\u00e4nderungen wurden von dem Beobachter (L. Chwistek) in der oben angegebenen Weise registriert.\nDie beobachteten Personen fixierten w\u00e4hrend der Beobachtung kleine Punkte von 0,1\u20140,3 mm Gr\u00f6fse und in einer Entfernung von 70\u2014150 cm. Es waren schwarze Punkte auf weifsem Grunde oder weifse Punkte auf schwarzem Grunde. Als beobachtete Personen fungierten die Herren Sk. und Zacz. Beide mit normaler Refraktion. Aus Gr\u00fcnden, die weiter unten klar werden, hat man daf\u00fcr zu sorgen, dafs sich die verschwindenden Punkte innerhalb der Akkommodationsbreite befinden und die Anordnung brachte es mit sich, dafs der fixierte Punkt nicht zu nahe am Auge stehen konnte. Es war daher am bequemsten, sieh normaler Augen zu bedienen.","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"62\nW. Heinrich und L. Chwistek.\nDie gewonnenen Resultate lauten:\nA.\tUntersuchung mit Herr Sk.\nGleichzeitigkeit der Notierung der Akkommodationssschwan-kung und des Verschwindens des Punktes ergab sich\nin 776 F\u00e4llen.\nEinseitige Notierung vom Herr Sk., d. h. notiertes Verschwinden des Punktes ohne entsprechend notierte Akkommodationsschwankung ergab sich\nin 38 F\u00e4llen.\nEinseitige Notierung vom Herr Chwistek, d. h. notierte Akkommodations\u00e4nderung ohne entsprechende Aufzeichnung des Verschwindens des Punktes fand man\nin 40 F\u00e4llen.\nB.\tUntersuchung mit Herr Zacz.\nGleichzeitige Notierungen\nin 296 F\u00e4llen.\nEinseitige Notierung vom Herr Zacz\nin 31 F\u00e4llen.\nEinseitige Notierung vom Herr Chwistek\nin 32 F\u00e4llen.\nEs ergibt sich hieraus :\nDie kleinen Schwankungen, welchen die Kr\u00fcmmung der Linse bei jeder ihrer Einstellungen unterliegt und das Verschwinden kleiner Punkte sind synchrone Erscheinungen und m\u00fcssen als miteinander zusammenh\u00e4ngend betrachtet werden.\n3. Man kann dieselbe Tatsache auch als Selbstbeobachtung \u25a0konstatieren. Macht man in einem St\u00fcck Karton mit der Stecknadel zwei kleine \u00d6ffnungen in einer Entfernung, die kleiner ist als die Gr\u00f6fse der Pupille und schaut durch diese \u00d6ffnungen auf eine Flamme, indem man den Karton etwa 2 cm von dem Auge h\u00e4lt, so bilden sich die beiden \u00d6ffnungen als zwei Zerstreuungs-\u00e4\tkreise auf der Retina ab. Es l\u00e4fst sich\ndie Entfernung des Kartons derart regeln, dafs sich die beiden Kreise teilweise decken (Fig. 2) oder sich tangieren. Man beobachtet dann, wie die Zerstreuungskreise periodisch kleiner werden, indem sich der den beiden zugeh\u00f6rige Teil (a\u2014b) periodisch verkleinert, oder indem sich\nFig. 2.","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das periodische Verschwinden kleiner Punkte.\n63\nzwischen beiden Kreisen periodisch ein dunkler Zwischenraum bildet.\n4. Die Erkl\u00e4rung der dar gelegten Erscheinungen ist einfach.\nHat man mit den Zerstreuungskreisen zweier als Lichtpunkte\n\u2022 \u2022\t\u2022 \u2022\nzu betrachtenden \u00d6ffnungen zu tun, so bewirkt die \u00c4nderung in der W\u00f6lbung der Linse, dafs sich die Entfernung der Bildpunkte der gegebenen \u00d6ffnungen von der Retina \u00e4ndert. Die Retina schneidet die betreffenden Lichtkegel einmal n\u00e4her, das andere Mal entfernter von den Bildpunkten, d. h. das eine Mal n\u00e4her, das andere Mal weiter von der Kegelspitze, woraus die angegebene Erscheinung resultiert.\nBevor wir die Erkl\u00e4rung f\u00fcr das Verschwinden der kleinen Punkte geben, m\u00f6chten wir vorausschicken, dafs es notwendig ist, zu unterscheiden zwischen dem Verschwinden oder Undeutlichwerden eines dunklen Punktes auf dem hellen Hintergr\u00fcnde und dem Verschwinden eines leuchtenden Punktes. Wenn auch beides mit den Kr\u00fcmmungs\u00e4nderungen der Linse im Zusammenhang steht, so wird doch die in Betracht zu ziehende Funktion der Retina in beiden F\u00e4llen eine andere sein. Im ersten Falle, wo die Beobachtung beim Tageslicht mit dunklen Punkten auf heller Grundlage gemacht wird, haben wir mit der Funktion der Sehsch\u00e4rfe zu tun, in dem zweiten Falle mit der Funktion derLichtempfind-lichkeit. Die vorliegenden Untersuchungen befassen sich nur mit der ersten Gruppe der Erscheinungen. Uber die Untersuchung mit leuchtenden Punkten wird besonders berichtet. \u2014 Haben wir als Objekt einen schwarzen Punkt auf weif sein Grunde, so entsteht sein Bild auf der Retina, indem sich die umliegenden hellen Punkte derart auf der Retina abbilden, dafs zwischen ihnen ein dunkler Raum als Abbild des dunklen Punktes entsteht. Ziehen wir zwei solche Punkte in Betracht. Es seien AEB und AFB die Strahlenkegel, welche aus der hinteren Linsenfl\u00e4che heraustreten (Fig. 3). E und F sind die Bildpunkte\nFig. 3.","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"64\nW. Heinrich und L. Chwistek.\nzweier den schwarzen Punkt diametral entgegengesetzt begrenzenden Lichtpunkte. Bei genauer Akkommodation fallen E und F auf die Retina; die Strecke E F bleibt dunkel. \u00c4ndert sich die Akkommodationsspannung, so tritt EF aus der Retina nach vorn oder nach hinten heraus. Da in beiden F\u00e4llen die Erkl\u00e4rung dieselbe bleibt, so nehmen wir an, dafs E F hinter die Retina hinausr\u00fcckt. Es nehme die Retina in bezug auf den Strahlengang die Lage GH ein. Wird nun in diesem Falle die Gr\u00f6fse der dunklen Strecke G H kleiner als das Minimum, welches erforderlich ist, um die beiden Strahlenkegel als gesondert wahrzunehmen, so mufs der dunkle Zwischenraum ununterscheidbar werden, d. h. der dunkle Punkt verschwindet. Je gr\u00f6fser\nE F, desto gr\u00f6fser wird der dunkle Kegel EDI sein, desto\n\u2022\u2022\ngr\u00f6fser mufs dann auch die \u00c4nderung der Linsenkr\u00fcmmung sein, damit der Punkt verschwinden kann.\n5. Untersucht man das Verschwinden eines etwas gr\u00f6fseren Punktes, so findet man, dafs in diesem Falle neben dem g\u00e4nzlichen Verschwinden auch das Verschwommenwerden des Punktes zu beobachten ist. Daraus ergibt sich, dafs nicht alle pulsa-torischen Kr\u00fcmmungs\u00e4nderungen der Linse ganz gleich sind. Man bekommt Einblick in die hier herrschenden Verh\u00e4ltnisse, wenn man die Perioden des g\u00e4nzlichen Verschwindens kleinerer und gr\u00f6fserer Punkte in derselben Entfernung untersucht. Die kleinen Punkte verschwinden bei jeder Kr\u00fcmmungs\u00e4nderung der Linse, die gr\u00f6fseren nur bei gen\u00fcgend grofsen \u00c4nderungen. Es m\u00fcssen daher die grofsen Punkte seltener verschwinden als die kleinen. Diese Frage, sowie die weiter folgenden, haben wir mit den Herren Sk., W. D., M. 0. untersucht. Herr W. D. hat 4 D. Myopie, Herr M. 0. 2,5 D. Myopie. Die Registrierung der Zeiten geschah bei allen folgenden Versuchen mit einem elektrischen Kontaktschl\u00fcssel. Die Zeit selbst wurde mit einer 0,2 Sekundenuhr von Jacqet notiert. Die kleineren Zeiten als 0,2 Sek. sind an der Kurve abgesch\u00e4tzt.\nDa die Perioden und die Zeiten der Unsichtbarkeit nicht regelm\u00e4fsig sind, so geben wir in den Tabellen \u00fcberall neben dem mittleren Fehler auch die maximale und minimale Zeit an.","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das 'periodische Verschwinden kleiner Punkte.\n65\nTabelle I.\nHerr Sk. Auge Emmetr.\nEntfernung des Punktes in cm\tGr\u00f6fsedes Punktes in mm\tZeiten der Unsichtbarkeit in Sekunden\t\t\t\tZeiten der Sichtbarkeit in Sekunden\t\t\t\tL\u00e4nge der ganzen Periode in Sekunden\n\t\tMittlere Zeit\tMittlerer Fehler\tMaximum\tMinimum\tMittlere Zeit\tMittlerer Fehler i\tMaximum\tMinimum\t\n100 PTTl\t0,2\t0,12\t0,03\t0,2\t0,11\t3,91\t1,08\t7,95\t1,62\t4,03\n\t0,3\t| 0,15\t0,01\t0,17\t0,11\t; 7,2i 1\t2,74\t11,98\t1,76\t7,36\n\t0,3\t0,14\t0,03\t0,20\t0,10\t2,39\t0,60\t4,45\t1,08\t2,53\n126,5 cm\t0,4\t0,13\t0,02\t0,18\t0,09\t3,31\t0,63\t4,50\t1,97\t3,44\n\t0,5\t! 0,12 1\t0,01\t0,14\t0,11\t12,22 i\t9,08\t28,29\t5,2\t12,34 1\nTabelle II.\nHerr M. Od. Auge 2,5 D. Myopie.\nEntfernung des Punktes in cm\tGr\u00f6fse des Punktes in mm\tZeiten der Unsichtbarkeit j\tin Sekunden\t\t\t\tZeiten der Sichtbarkeit in Sekunden\t\t\t\tL\u00e4nge der ganzen Periode in Sekunden\n\t\tMittlere Zeit\tMittlerer Fehler\tMaximum\tMinimum\tMittlere Zeit\tMittlerer Fehler 1\tMaximum\tMinimum 1\t\n35 r*m\t0,2\t1,03\t0,75\t2,16\t0,2\t2,69\t1,98\t8,39\t0,7\t3,72\n\t0,4 ,\t1,70\t1,52\t6,02\t0,26\t3,04\t1,80\t6\t0,22\t4,74\n\t0,2\t1,26\t0,58\t2,06\t0,58\t2,89\t2,37\t6,72\t0,66 i\t4,15\n39 cm\t0,3\t0,96\t0,52\t2,55\t0,19\t4,32\t3,43\t15,64\t0,86\t5,28\n\t0,5\t0,36\t0,12\t0,6\t0,22\t11,37\t7,79\t26,96\t4,48\t11,73\nTabelle III\nHerr W. D. Auge 4 D. Myopie.\nEntfernung des Punktes in cm\tGr\u00f6fse des Punktes in mm\ti Zeiten der Unsichtbarkeit in Sekunden !\t\t\t\tZeiten der Sichtbarkeit in Sekunden i\t\t\t\tL\u00e4nge der ganzen Periode in Sekunden\n\t\tMittlere Zeit\tMittlerer Fehler\tMaximum\tMinimum\tMittlere Zeit\tMittlerer Fehler\tMaximum\tMinimum\t\n15 cm\t0,2\t2,16\t1,29\t4,72\t0,46\t4,23\t2,37\t7,53\t0,45\t6,39\n\t0,3\tGO CO cs o\t0,09\t0,44\t0,20\t24,43\t12,09\t48,14\t0,14\t24,81\n\t1\t0,87\t0,51\t2,32\t0,14\t2,18\t0,92\t4,06\t0,17\t3,05\n28,5 cm\t1,3\t0,48\t0,21\t0,98\t0,16\t7,72\t3,78\t15,84\t3,38\t8,20\n\t1,5\t0,48\t0,37\t1,04\t0,2\t25,60\t8,99\t35,44\t12.22 ' l\t26,08\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 41.\t5","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"66\nW. Heinrich und L. Chwistek.\nAus den Zahlen der Tabellen I\u2014III ergibt sieh:\na)\tDie Perioden der Kr\u00fcmmungs\u00e4nderung der Linse und \u2014 was damit zusammenb\u00e4ngt \u2014 des Verschwindens eines kleinen Punktes sind individuell verschieden und unregelm\u00e4fsig. Die gr\u00f6fste Regelm\u00e4fsigkeit zeigt sich beim Herr Sk., wo auch die Zeiten der Unsichtbarkeit sehr klein sind.\nb)\tDie periodischen Kr\u00fcmmungs\u00e4nderungen der Linse sind\nnicht gleich, sondern von verschiedener Gr\u00f6fse. Das ergibt sich\ndaraus, dafs die gr\u00f6fseren Punkte seltener verschwinden als die\nkleineren. Aus dem Umstande, dafs es f\u00fcr jede Gr\u00f6fse der\nPunkte eine andere Zeit der Periode des Verschwindens gegeben\nhat, mufs man schliefsen, dafs die Kr\u00fcmmungs\u00e4nderungen \u00fcber-\n\u2022\u2022\nhaupt verschiedenartig sind. Je gr\u00f6fser die \u00c4nderung, desto seltener tritt sie auf.\nc)\tMan bemerkt ferner, dafs die Zeiten der Unsichtbarkeit desto geringer werden, je gr\u00f6fser das Objekt ist.\nDiese Erscheinung wird klar, wenn man bedenkt, dafs die kleineren Punkte bei kleineren und gr\u00f6fseren Kr\u00fcmmungs\u00e4nderungen der Linse verschwinden. Bei den gr\u00f6fseren Kr\u00fcmmungs\u00e4nderungen, besonders wenn die \u00c4nderung langsam verl\u00e4uft, mufs die Zeit der Unsichtbarkeit eines kleinen Punktes gr\u00f6fser werden, dadurch wird auch die Mittelzahl vergr\u00f6fsert.\n6. Befindet sich der Punkt, dessen Verschwinden man beobachtet, innerhalb des Akkommodationsbereiches der Linse, so beobachtet man nur das periodische Verschwinden desselben. Die Verh\u00e4ltnisse sind komplizierter, wenn man den Punkt aufserhalb des Fernpunktes aufstellt, was beim myopischen Auge leicht ausf\u00fchrbar ist. In diesem Falle zeigt sich, dafs der beobachtete Punkt, der jetzt nicht scharf gesehen wird, periodisch verschwindet, aber auch periodisch sch\u00e4rfer gesehen wird. Das l\u00e4fst sich am besten durch folgendes Experiment illustrieren: Stellt man nicht weit aufserhalb des Fempunktes des myopischen Auges als Objekt zwTei Punkte, die so nahe liegen, dafs sie als ein Fleck gesehen werden, so beobachtet man, dafs die Punkte periodisch auf kurze Zeiten getrennt erscheinen. Da die Punkte aufserhalb des Fernpunktes liegen, so k\u00f6nnen sie sch\u00e4rfer nur dann gesehen werden, wenn die Linse sich noch mehr abspannt als es bei dem ruhigen Hinschauen in die Ferne der Fall ist.","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das periodische Verschwinden kleiner Punkte.\n67\nDie Herren D. und On. waren beide myopisch. Wir haben mit diesen Herren neben der Registrierung des Verschwindens der Punkte auch die Registrierung des sch\u00e4rfsten Sehens deir Punkte aufgenommen. Die Resultate lauten:\nHerr D.\nEntfernung des Punktes 28,5 cm. Punktgr\u00f6fse 1 mm.\nMittlere Zeit der\tsch\u00e4rfsten\tSichtbarkeit\t.\t.\t.\t0,28\tSek.\nMittlerer Fehler............................0,14\t\u201e\nMaximale Zeit...............................0,52\t\u201e\nMinimale Zeit...............................0,04\t\u201e\nMittlere Zeit der\tweniger\tscharfen\tSichtbarkeit\t2,60\t\u201e\nMittlerer Fehler\t...........................1,14\t\u201e\nMaximum.....................................4,64\t\u201e\nMinimum.....................................0,06\t\u201e\nHerr On.\nEntfernung des Punktes 43 cm.\nPunktgr\u00f6fse\n0,4 mm.\nMittlere Zeit der sch\u00e4rfsten\tSichtbarkeit .\t.\t.\t0,14\tSek.\nMittlerer Fehler................................0,04\t\u201e\nMaximum.........................................0,05\t\u201e\nMinimum.........................................0,06\t,,\nMittlere Gr\u00f6fse der\tZwischenzeit................5,14\t\u201e\nMittlerer Fehler................................3,64\t,,\nMaximum....................................10,94\t,,\nMinimum.........................................2,52\t\u201e\nVergleicht man diese Zahlen mit den entsprechenden f\u00fcr die Unsichtbarkeitsperioden derselben Punkte, so ergibt sich, dafs die Zeiten der sch\u00e4rferen Sichtbarkeit nur kurz sind im Vergleiche mit den Zeiten der Unsichtbarkeit derselben Punkte.\n7. Die Sehsch\u00e4rfe h\u00e4ngt von der Beleuchtungsintensit\u00e4t ab. Je schw\u00e4cher die Beleuchtung, desto gr\u00f6fser wird das eben noch erkennbare Objekt sein. Es war von Interesse zu erfahren, wie sich die Unsichtbarkeitsperioden der Punkte gestalten, wenn man verschiedene Intensit\u00e4ten des Hintergrundes nimmt. Nimmt man nun schwarze Punkte auf Hintergr\u00fcnden von verschieden dunklem grau, so hat man analoge Bedingungen zu denjenigen, wo ein schwarzer Punkt auf weifsem Grunde bei\nverschiedener Intensit\u00e4t der Beleuchtung betrachtet wird. Wir\n5*","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68\nW. Heinrich und L. Chwistek.\nhaben zur Untersuchung Punkte von 0,5 mm und 1 mm Gr\u00f6fse genommen, die auf Hintergr\u00fcnden aufgedruekt waren, deren Grau sich bestimmen l\u00e4fst als Gemisch von Schwarz und Weits in folgenden Verh\u00e4ltnissen.\nI.\t1300 Weife\t230\u00b0 Schwarz\nII.\t100 \u00bb \u201e\t260\u00b0\nIII.\t\u2022<] o o V\u00ab\tr* \u00a9 O 05 OQ\nIV.\t55\u00bb\t\u201e\t305\u00b0\nV.\tO \u00a9 \u2022%#\t\u00a9 o oa CO\nVI.\t\u00a9 o co\t330\u00b0\nVII.\t20\u00bb \u201e\t3400\nVIII.\t15\u00ab\t\u201e\t345\u00b0\t\u201e\nIX.\t10\u00bb \u201e\t350\u00b0\nX.\t5\u00b0 \u201e\t355 0\n\u2022\u2022 _________\nUber die Zeiten der Unsichtbarkeit der Punkte geben nachfolgende Tabellen Auskunft.\nTabelle IV.\nHerr Sk. Entfernung der Punkte vom Auge 75 cm.\nPunktgr\u00f6fse\tTi \u00e4 p) u 5\u00df Sh <X> \u00f6 \u2022 r~i w\tZeiten der Unsichtbarkeit in Sekunden\t\t\t\tZeiten der Sichtbarkeit in Sekunden\t\t\t\tL\u00e4nge der ganzen Periode in Sekunden\n\t\tMittlere Zeit |\tMittlerer Fehler\tMaximum\tMinimum\tMittlere Zeit\tMittlerer Fehler\tMaximum\tMinimum\t\n\tIY\to GO\t0,05\t0,42\t0,15\t5,62\t0,73\t6,76\t4,61\t5,80\n0,5 mm\tV\t0,14\t0,02\t0,16\t0,11\t3,02\t0,74\t4,95\t1.95\t3,16\n\tVI\t0,15\t0,02\t0,17\t0,12\t2,01\t0,20\t2,56\t1,68\t2,16\n\tVII\t0,17\t0,02\t0,22\t0,15\t5,23\t1,58\t7,76\t3,15\t5,40\n1 mm\tVIII\t0,17\t0,01\t0,2\t0,13\t2,93\t0,43\t4,41\t2,16\t3,10\n\tIX\t0,15\t0,02\t0,2\t0,1\t1,77\t0,48\t2,21\t1,28\t1,92","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das periodische Verschwinden kleiner Punkte.\nTabelle V.\nHerr Sk. Entfernung des Punktes 100 cm.\n69\nPunktgr\u00f6fse\tHintergrund\tZeiten der Unsichtbarkeit in Sekunden\t\t\t\tZeiten der Sichtbarkeit in Sekunden\t\t\t\tL\u00e4nge der ganzen Periode in Sekunden\n\t\tMittlere Zeit\t| Mittlerer Fehler\tMaximum\tMinimum\tMittlere Zeit !\tMittlerer Fehler\tMaximum\tMinimum\t\n\tIII\t0,28\t0,05\t0,38\t0,24\t7,93\t0,53\t10,75\t6,15\t8,21\n0,5 mm\tIY\t0,18\t0,02\t0,22\t0,17\t3,88\t0,65\t6,05\t2,93\t4,06\ni\tY\t0,17\t0,01\t0,19\t0,15\t3,36\t0,49\t4,31\t2,53\t3,53 -\n|\tVI\t0,17\t0,02\tCM O\t0,12\t2,04\t0,33\t2,42\t1,56\t2,21\n1\tV\t0,22\t0,02\t0,28\t0,2\t6,78\t1,60\t9,58\t4,71\t7,00\nI\tVI\t0,21\t0,02\t0,26\t0,16\t4,37\t0,53\t5,99\t3,76\t4.58 t\n1 mm !\tVII\t0,19\t0,02\t<M *>> O\t0,15\t2,91\t0,48\t4,88\t1,9\t3,10\nj\tvni !\t0,21\t0,04\t0,23\t0,15\t2,74\t0,43\t4,08\t1,75\t2,95\ni\tIX\t0,18\t0,02\t0,22\t0,13\t1,53\t0,20\t2,32\t1,60\t1,71\nTabelle VI.\nHerr Sk. Entfernung des Punktes 126,5 cm.\nPunktgr\u00f6fse\tHintergrund\tZeiten der Unsichtbarkeit in Sekunden\t\t\t\tZeiten der Sichtbarkeit in Sekunden\t\t\t\tL\u00e4nge der ganzen Periode in Sekunden\n\t\tMittlere Zeit\tMittlerer Fehler\t! Maximum\tMinimum 1\t| | Mittlere Zeit 1\t1 j Mittlerer Fehler 1\tMaximum\t! Minimum !\t\n| 0,5 mm } 1\tI II\t0,18 0,16\t0,02 1,02\t0,24 0,32\t0,16 0,12 !\t4,36 2,06\t0,87 0,24\t6,18 2,31\t3.4 1.5\t4,54 2,22\n\tIII\t0,22\t0,02\t0,24\t0,18\t12,70\t1,84\t15,36\t9,8\t12,92\n1 mm\tIV !\t0,22\t0,02\t0,26\t0,19\t4,60\t0,69\t5,85\t3,55\t4,88\n! 1 !\tV\t0,23\t0,02\t0,30\t0,18\t2,67\t0,27\t2,96\t2,25\t2,90\n1\tVI\t0.19 /\t0,04\t0,26\t0,15\t2,00\t0,26\t3,68\t1,54\t2,19","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\nW. Heinrich und L. Chwistek.\nTabelle VII.\nHerr M. Od. Entfernung des Punktes 35 em.\nPunktgr\u00f6fse\tHintergrund\tZeiten der Unsichtbarkeit in Sekunden\t\t\t\tZeiten der Sichtbarkeit in Sekunden\t\t\t\tL\u00e4nge der ganzen Periode in Sekunden\n\t\tMittlere Zeit\tMittlerer Fehler\tMaximum\tMinimum\tMittlere Zeit\tj Mittlerer Fehler i\tMaximum\tMinimum\t\n\tIII\t0,57\t0,03\t0,63\t0,54\t6,36\t2,63\t12,76\t3,14\t6,93\n0,5 mm\tIV\t0,59\t0,15\t0,85\t0,37\t6,56\t3,69\t13,76\t4,03\t7,15 i\t7\n\tV\t0,96\t0,23\t1,35\t0,66\t2,82\t1,84\t2,60\t1,00\t! 5,^8\n\tVIII\t0,69\t0,11\t1,82\t0,52\t6,08\t1,95\t7,48\t4,48\t6,77\n1 mm\tIX\t1,00\t0,33\t1,27\t0,23\t5,87\t3,60\t11,24\t2,02\t6,87\n\tX\t2,08\t2,05\t6,62\t0,17\t3,74\t1,88\t5,23\t2,24\t: 5,82\nTabelle VIII.\nHerr W, D. Entfernung des Punktes 18 cm.\nPunktgr\u00f6fse\tHintergrund\tZeiten der Unsichtbarkeit in Sekunden\t\t\t\tZeiten der Sichtbarkeit in Sekunden\t\t\t\tL\u00e4nge der ganzen Periode in Sekunden\n\t\tMittlere Zeit\tMittlerer Fehler\tMaximum\tMinimum\tI Mittlere Zeit 1 . . \tMittlerer Fehler\tMaximum\tMinimum\t\n\tII\t0,34\t0,14\t0,41\t0,19\t6,02\t2,12\t12,4\t4,07\t6,36\n\tIII\t0,68\t0,53\t2,88\t0,10\t4,10\t3,84\t15,8\t0,55\t4,78\n0,5 mm\tIV\t0,93\t1,04\t5,26\t0,05\t2,74\t2,04\t5,77\t0,6\t3,17 ! '\n\tVI\t2,06\t0,82\t3,22\t0,83\t2,03\t1,18\t4,4\t0,32\ti 4,09\n\tVII\t1,86\t1,55\t4,76\t0,38\t1,27\t0,39\t2,48\t0,33\t3,14\n\tV\t1,02\t0,54\t1,99\t0,54\t7,19\t4,54\t14,5\t0,67\t8,21\n1 mm\tVI\t0,24\t0,07\t0,3\t0,15\t5,27\t3,73\t10,77\t1,07\t1 5,51\n\tVII\t1,60\t0.86\t3,82\t0,54\t3,19\t2,30\t4,72\t0,65\t4,79\n\tVIII\t1,66\t1,33\t2,37\t0,04\t2,41\t1,41\t5,53\t0,50\t4,07\nVergleicht man die Zeiten der Schwankungsperioden (Unsichtbarkeit + Sichtbarkeit) auf den Tabellen IV\u2014VIII mit den entsprechenden Zeiten der Tabellen I\u2014III, so ergibt sich eine vollkommene \u00c4hnlichkeit des Charakters. Je kleiner dort der Punkt, desto h\u00e4ufiger wird er unsichtbar, desto gr\u00f6fser im allgemeinen die Zeit der Unsichtbarkeit. Hier : da die Sehsch\u00e4rfe mit der Dunkelheit abnimmt, so mufs die Verdunkelung","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das periodische Verschwinden kleiner Punkte.\n71\ndes Grundes so wirken, wie die Verkleinerung des Punktes bei unver\u00e4ndertem Hintergr\u00fcnde. Die Zahlen der Tabellen IV\u2014VIII best\u00e4tigen diese Schlufsfolgerung vollkommen. Bleibt der Punkt unver\u00e4ndert und verdunkelt man den Hintergrund, so wird \u00fcberall die Periode der Schwankung kleiner, d. h. der Punkt verschwindet \u00f6fters und die Zeit der Unsichtbarkeit wird gr\u00f6fser.\n8. Die vorliegenden Versuche haben die Beziehung zwischen dem periodischen Verschwinden kleiner Punkte und den Kr\u00fcmmungs\u00e4nderungen der Linse untersucht, und den Zusammenhang beider Erscheinungsreihen best\u00e4tigt gefunden. Wir m\u00f6chten besonders darauf aufmerksam machen, dafs in dem untersuchten Zusammenh\u00e4nge von einer Erm\u00fcdungserscheinung nicht die Rede sein kann.1 Die pulsatorischen kleinen Kr\u00fcmmungs\u00e4nderungen\n1 Pace schreibt in den Philosoph. Studien 20, S. 243, Jahrg. 1902: Heineich found that accommodation ceases when the attention is directed towards other than visual impressions. Hence he concludes with Munstee-bekg, that the fatigue which brings about the fluctuation must be muscular. Diese Auffassung entspricht nicht der Ansicht, welche ich vertrete bei der Erkl\u00e4rung der Schwankungen in der Sichtbarkeit kleiner Punkte, was aus der vorliegenden Arbeit klar sein soll. Wenn daher Pace weiter sagt: The more obvius inference would be that the origin of the fluctuation is central and that the changes in accommodation results from those processes which' correspond to the changes in the attention. So wird man diese Ausf\u00fchrung als anwendbar auf die Erm\u00fcdungserscheinungen wohl annehmen k\u00f6nnen und es mufs einer speziellen Entscheidung Vorbehalten werden, wo die Erm\u00fcdung rascher auftreten kann, in dem Akkommodationsapparat oder im zentralen Nervensystem. Die Ausf\u00fchrungen von Pace geben mir Veranlassung folgende Bemerkung zu machen. Man hat zu verschiedenen Malen meinen Untersuchungen \u00fcber den Zusammenhang der Funktion der Sinnesorgane und den Aufmerksamkeitserscheinungen den Sinn beigelegt, als ob ich die Gesamtheit der Erscheinungen der Aufmerksamkeit aus der Funktion der Sinnesorgane ableiten wollte. Eine solche Auffassung ist nicht richtig, denn mein Bestreben geht nur darauf hin in dem grofsen Komplex von Erscheinungen, die man * mit dem Namen \u201eAufmerksamkeit\u201c belegt, jeder partiellen Funktion das zuzuschreiben, was sie auch verrichtet, um eben f\u00fcr diese Verrichtungen nicht anderswo nach Gr\u00fcnden zu suchen. Es hat sich z. B. herausgestellt, dafs das Trommelfell ein Akkommodationsorgan ist und die F\u00e4higkeit besitzt bei jedem Spannungszustande nur bestimmte T\u00f6ne durchzulassen. Diese Funktion erkl\u00e4rt uns, warum wir das eine h\u00f6ren und gleichzeitig das andere \u00fcberh\u00f6ren, warum wir die einzelnen T\u00f6ne heraush\u00f6ren k\u00f6nnen usw. Sie sagt aber gar nichts von dem ganzen Mechanismus, der das Spiel der immer neuen Anpassungen des Trommelfelles bewirkt. Hat man aber die Funktion des Trommelfelles","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\nW. Heinrich und L. Chwistek.\nder Linse sind vom ersten Moment der Fixation vorhanden, und dementsprechend ist auch das periodische Verschwinden der Punkte, sobald diese gen\u00fcgend klein sind, auch vorhanden. Diese Perioden sind im allgemeinen nur von einigen Sekunden.\nSucht man in der Literatur nach Beobachtungen, die unter denselben Bedingungen gemacht worden waren, so sei hier vor allem auf die Arbeit von Marbe 1 hingewiesen. Marbe nahm als Objekt einen Ring von der Breite 0,4 mm und wechselnder Helligkeit und lies den Ring in einem Punkte fixieren. Infolgedessen konnte der Ring gleichzeitig zentral und peripher beobachtet werden. Er fand dabei, dafs 1. die Intermissionen zentral und peripher abwechselnd auftraten; 2. dafs sie peripher noch bei solchen Helligkeitsunterschieden zwischen Ring und Hintergrund auf traten, wo zentral bereits kein Verschwinden zu beobachten war; 3. je gr\u00f6fser der Helligkeitsunterschied war, auf desto weitere Peripherie waren die Schwankungen beschr\u00e4nkt.\nZieht man nun die Funktion der zentralen und peripheren Akkommodation in Betracht, aus welcher resultiert, dafs, wenn bei derselben Entfernung das Auge zentral eingestellt ist, es paraxial nicht akkommodiert ist und umgekehrt; erw\u00e4gt man, 2. dafs die Sehsch\u00e4rfe gegen die Peripherie zu immer abnimmt, so ergibt sich die Erkl\u00e4rung der Untersuchungsergebnisse von Marbe ohne weiteres in der ungezwungensten Weise.\n9. Der von uns angegebene Zusammenhang trifft nicht ohne weiteres zu, wenn man grofse Objekte w\u00e4hlt, wie es Wiersma * 1 2 und Hammer3 gemacht haben.\nOhne jetzt auf jene Art von Schwankungen, die von den letztgenannten Forschern untersucht waren, n\u00e4her einzugehen, m\u00f6chten wir auf die grofsen Perioden hinweisen, die von beiden gefunden wurden. Sieht man noch die Bemerkung, die wir bei Hammer vorfinden, \u00fcber die \u201ebald eintretende Erm\u00fcdung des Auges, die oft in intensiven Schmerz \u00fcbergeht, die Unsicherheit des Urteilens und die last but not least die der Versuchsmethode inh\u00e4rierende grofse geistige Spannung der Versuchsperson\u201c,\nermittelt, so braucht man nicht f\u00fcr die ans dieser Funktion resultierenden Erscheinungen etwa nach zentraler Ursachen zu suchen. Analoges gilt bei anderen Untersuchungen an. Heinrich.\n1\tPhilosophische Studien 8.\n2\tDiese Zeitschrift 26.\n3\tDiese Zeitschrift 87.","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber das periodische Verschwinden kleiner Punkte.\n73\nalles Erscheinungen, welche sich bei Versuchen von Hammee \u201ein vollem Mafse geltend gemacht haben\u201c, so wird man nicht fehl gehen, wenn man sagt, dafs Hammee mit ausgesprochenen Erm\u00fcdungsschwankungen zu tun gehabt hat. Mit derselben Erscheinung also, die auftritt, wenn das Kind beim Rechnen z. B. infolge der Erm\u00fcdung seine Aufmerksamkeit von der Aufgabe ablenkt, um zu derselben im n\u00e4chsten Moment wiederzukehren. Diejenige Erscheinung, welche man als \u201eSchwankung der Auf* merksamkeit\u201c bis jetzt bezeichnet hat, ist von solchen Symptomen, wie sie Hammee schildert, nicht begleitet. Wir haben sie nie beobachtet-und auch bei anderen Forschern finden wir Bemerkungen, die sich mit unseren Wahrnehmungen decken. So lesen wir z. B. bei Lehmann1, dafs er bei seinen Versuchen, um gerade die Spannung zum Verschwinden zu bringen, die Versuchsperson in \u201eununterbrochener aber nicht zu anstrengender T\u00e4tigkeit erhielt\u201c. Um dies zu erreichen, hat Lehmann die ruhig sitzende Versuchsperson einen schwachen Lichtpunkt beobachten lassen, der subjektiv bald auflodert, bald verschwindet.\nHammer will das Verschwinden der grauen Ringe durch die \u201eretinale Erm\u00fcdung, Totaladaptation, welche den negativen Nachbildern verwandt ist\u201c, erkl\u00e4ren. \u201eDas Wiederauftauchen des Ringes r\u00fchrt von Fixations\u00e4nderungen her, wodurch verschieden adaptierte Netzhautstellen mit in Spiel kommen......\nDoch ist es wohl \u00fcberdies nicht unm\u00f6glich, dafs der Adaptations-prozefs gleichwie der negativen Nachbilder seiner Natur nach intermittierend ist, wobei also ein zweiter Faktor bei dem Wied er auf treten des grauen Ringes mit der Fixationsabweichung interferieren w\u00fcrde.\u201c\nObwmhl Hammer behauptet, dafs diese Erkl\u00e4rung auf Tatsachen beruht, so vermissen wir nichtsdestoweniger den Beweis hierf\u00fcr. Die Zeiten der Schwankungsperioden sind wohl Tatsachen, welche eben einer Erkl\u00e4rung bed\u00fcrfen, nicht aber eine Erkl\u00e4rung geben. Wir finden auch keine Andeutung dar\u00fcber, dafs Hammee den Zusammenhang der von ihm beobachteten Schwankungen mit der Fixations\u00e4nderung des Auges auch tats\u00e4chlich experimentell untersucht hat. Seine Ausf\u00fchrungen sind durch keine direkten Beweise bekr\u00e4ftigt.\n1 Lehmann, Die k\u00f6rperlichen \u00c4ufserungen psychischer Zust\u00e4nde. Erster Teil. Leipzig 1899. S. 137.\n(Eingegangen am 2. Dezember 1905.)","page":73}],"identifier":"lit33407","issued":"1907","language":"de","pages":"59-73","startpages":"59","title":"\u00dcber das periodische Verschwinden kleiner Punkte","type":"Journal Article","volume":"41"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:42:01.325782+00:00"}