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{"created":"2022-01-31T16:00:32.560046+00:00","id":"lit33409","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Siebeck, Richard","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 41: 89-101","fulltext":[{"file":"p0089.txt","language":"de","ocr_de":"89\n(Aus dem physiologischen Institut zu Freiburg i. B.)\n\u00dcber Minimalfeldhelligkeiten.\nVon\ncand. med. Richard Siebeck.\nDie Helligkeitsvergleichung verschiedenfarbiger Lichter ist eine Aufgabe, die nicht nur mit sehr verschiedenen technischen Hilfsmitteln in Angriff genommen, sondern insbesondere auch hinsichtlich ihres Sinnes verschieden aufgefafst werden kann. Einerseits kann davon ausgegangen werden, dafs optische Empfindungen, die in bezug auf ihre Farbe verschieden sind, doch hinsichtlich der Helligkeit in gewisser Weise vergleichbar erscheinen. Die auf dieser Grundlage beruhenden Untersuchungen sind mit einer Reihe von Bedenken und Schwierigkeiten theoretisch-psychologischer Natur behaftet, auf die hier nicht eingegangen werden soll. Wesentlich einfacher ist die andere Klasse von Beobachtungen, die darauf ausgeht, die Helligkeiten verschiedenartiger Lichter dann zu vergleichen, wenn zufolge irgendwelcher besonderer physiologischer Verh\u00e4ltnisse die Farbenempfindung ausgefallen ist, die Lichter also durchweg farblos gesehen werden. Da hier die Verschiedenfarbigkeit im subjektiven Sinne gar nicht vorhanden ist, so ist auch die Helligkeitsvergleichung durchaus einwandsfrei. Werden unter irgendwelchen Bedingungen alle (auch reine spektrale) Lichter farblos gesehen, so charakterisiert sich die hier gegebene Funktionsweise des Sehorgans durch eine bestimmte Abh\u00e4ngigkeit der Helligkeit von der Wellenl\u00e4nge oder eine bestimmte Helligkeitsverteilung in einem Spektrum. Es versteht sich dabei keineswegs von selbst, dafs diese bei allen zu einem Ausfall der Farben f\u00fchrenden Bedingungen die n\u00e4mliche sein mufs. F\u00fcr das normale Sehorgan sind bis jetzt zwei Arten solchen Sehens und die ihnen ent-\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 41.\t7","page":89},{"file":"p0090.txt","language":"de","ocr_de":"90\nRichard Siebeck.\nsprechende Helligkeitsverteilung untersucht worden, n\u00e4mlich das Sehen des dunkeladaptierten Auges bei geringen Lichtst\u00e4rken (D\u00e4mmerungssehen) und dasjenige, das der \u00e4ufsersten Peripherie des nasalen Gesichtsfeldes (in helladaptiertem Zustande) zukommt. Die Tatsache, dafs die HelligkeitsVerh\u00e4ltnisse in diesen beiden F\u00e4llen durchaus verschiedene sind, die D\u00e4mmerungswerte eine ganz andere Verteilung im Spektrum auf weisen als die Peripheriewerte, hat bekanntlich eine erhebliche theoretische Bedeutung gewonnen. Allgemein kann man wohl sagen, dafs die Untersuchung weiterer F\u00e4lle \u00e4hnlicher Art von Interesse sein wird. Ich folgte daher gern dem Vorschlag von Herrn Professor v. Kries, das Sehen unter gewissen Bedingungen zu untersuchen, bei denen, wie sich vermuten liefs, gleichfalls ein Ausfallen der Farbenempfindung jedoch auf wiederum andere Art zu erzielen sein konnte. Es handelt sich hier um die Beobachtung von farbigen Feldern sehr geringer Ausdehnung. Aus den Beobachtungen von Donders, Wittich u. a. ist bekannt, dafs farbige Objekte, wenn sie unter sehr kleinem Gesichtswinkel gesehen werden, keine Farbe mehr erkennen lassen, sondern je nach der Helligkeit des umgebenden Grundes als helle oder dunkle Flecke wahrgenommen werden. Hiernach ist zu erwarten, und der Versuch best\u00e4tigt es leicht, dafs f\u00fcr ein solches sehr kleines farbiges Objekt auch immer eine gewisse (farblose) Helligkeit der Umgebung gefunden werden kann, bei der es weder als heller noch als dunkler Punkt gesehen, sondern ganz unsichtbar wird. Wir k\u00f6nnen diese als diejenige Helligkeit betrachten, die dem farbigen Objekte selbst zukommt, wenn die Farbe durch die Reduktion der Feldgr\u00f6fse zum Verschwinden gebracht wird. Sie mag, um, analog den Bezeichnungen der D\u00e4mmerungs- und Peripheriewerte, eine von keiner theoretischen Deutung ausgehende, rein empirische Bezeichnung zu haben, als die Minimalfeldhelligkeit des betr. farbigen Lichtes bezeichnet werden.1\nUm die Abh\u00e4ngigkeit der Minimalfeldhelligkeiten von der Wellenl\u00e4nge oder ihre Verteilung in einem bestimmten Spektrum kennen zu lernen, konnte ein Verfahren eingeschlagen werden,\n1 Die Benutzung sehr kleiner Felder zur Helligkeitsvergleichung verschiedenfarbiger Lichter ist \u00e4hnlich, wenn auch von etwas anderen theoretischen Gesichtspunkten ausgehend, schon von Br\u00fccke vorgeschlagen worden.","page":90},{"file":"p0091.txt","language":"de","ocr_de":"91\n\u00dcber Minimaifeldhelligkeiten.\ndas sich dem von v. Kries zur Bestimmung der Peripheriewerte angewendeten durchaus anschlofs. Da die Anordnung sich von der fr\u00fcheren in einigen technischen Beziehungen unterschied, so erl\u00e4utere ich meine YersuchsanOrdnung noch kurz an der Hand der nachstehenden Skizze.\nFig. 1.\nSchema der Versuchsanordnung. Erkl\u00e4rung im Text.\nDer Spalt des Kollimatorrohres (CS) wurde durch den Triplex-hrenner (Tr) beleuchtet, an Stelle dessen allerdings bei der Untersuchung kurzwelliger Lichter in sp\u00e4ter zu er\u00f6rternder Weise ein Auerbrenner treten mufste. Durch die Objektivlinse (L) vor dem geradsichtigen Glasprisma (Pr) wurde in 1 m Entfernung, wo sich ein 1,3 mm breiter Okularspalt (OS) befand, ein reelles, etwa 9 cm langes Spektrum entworfen. Vor der Objektivlinse war eine zur Abblendung auf der R\u00fcckseite mit Stanniol \u00fcberzogene, weifse Kartonscheibe (S) angebracht und derart mit dem Apparat verbunden, dafs nirgends fremdes Licht eindringen konnte. In die Mitte dieser Scheibe war mit einer Nadel ein rundes Loch, dessen Durchmesser 0,6 mm betrug, gestofsen.\nAuf diese Weise sah der Beobachter durch den Okularspalt auf dem weifsen Grunde der Scheibe einen kleinen farbigen Fleck. Seine Helligkeit wurde reguliert durch Variierung des Kollimatorspaltes, an dessen Schraube eine in 100 Teilstriche geteilte Scheibe angebracht war und der bei einer Umdrehung 1 mm weit war. Die Regulierung erfolgte vom Beobachter aus mittels Schnurlaufs. Durch Verschiebung des Spektrums, die bei feststehendem Okularspalte durch Drehung des ganzen Beleuchtungsapparates erreicht und durch Ablesung der Skala (Sk)\n7*","page":91},{"file":"p0092.txt","language":"de","ocr_de":"Richard Siebeck.\nzahlenm\u00e4fsig bestimmt wurde, konnte der Fleck mit verschiedenfarbigem homogenem Lichte erleuchtet werden.\nUm die Wellenl\u00e4ngen der benutzten Lichter zu kennen, mufste man den Apparat eichen. Der Kollimatorspalt wurde abwechselnd mit Natrium-, Lithium-, Thallium- und Strontium-licht beleuchtet und bei Einstellung der betreffenden Linien die Skala abgelesen. Wurde f\u00fcr die Natriumlinie (A = 589,3 mi) der Nullpunkt der Skala angenommen, so befand sich die Lithiumlinie (X = 670,8 fifi) bei \u2014 2,3, die Thalliumlinie (X = 534,9 fifi) bei -f- 2,4, die Strontium-(d)-linie (X = 460,7 ^i) bei + 8. Aus den so gewonnenen Zahlen konnte nach der CAUCHYschen Interpolationsformel die ganze Skala bestimmt werden.\nErst die Versuche selbst konnten ergeben, ob es gelingt, der\n\u2022 \u2022\ndas spektrale Licht durchlassenden \u00d6ffnung solche Dimensionen zu geben, dafs ein Ausfall der Farbenempfindungen f\u00fcr genau zentrale Fixation oder f\u00fcr kleine Fovealabst\u00e4nde (parazentrale Beobachtung) erzielt wird ; ferner auch, ob bei einer f\u00fcr das Verschwinden der Farbe erforderlichen Reduzierung der Feldgr\u00f6fsen noch eine f\u00fcr unsere Zwecke hinreichend genaue Vergleichung der Helligkeiten stattfinden kann, ob also Beobachtungen der beabsichtigten Art \u00fcberhaupt m\u00f6glich sind.\nDie ersten orientierenden Versuche lehrten sogleich, dafs dies f\u00fcr wirkliche Fixation nicht der Fall ist. Wie sich n\u00e4mlich von selbst versteht, darf mit der Gr\u00f6fse des farbigen Feldes nicht unter einen gewissen Betrag herunter gegangen werden, da bei noch weiterer Verkleinerung aus dioptrischen Gr\u00fcnden Unsicherheiten und Fehlerquellen in das Verfahren hineinkommen w\u00fcrden. Bei einer Feldgr\u00f6fse von ca. 2', deren weitere Verminderung aus diesem Grunde nicht ratsam erschien, \u00fcbrigens auch auf technische Schwierigkeiten gestofsen w\u00e4re, verschwinden nun die Farben bei zentraler Fixation noch keineswegs und Einstellungen der beabsichtigten Art sind also unm\u00f6glich. Dagegen zeigte sich auch sogleich, dafs schon bei sehr geringen Exzentrizit\u00e4ten der Farbensinn so weit hinter dem h\u00f6chsten zentralen zur\u00fcckbleibt, dafs die gew\u00fcnschte Erscheinung bei passenden und noch zul\u00e4ssigen Feldgr\u00f6fsen erreicht werden kann. Auch zeigte sich, dafs hier das Verschwinden des Flecks bei einer bestimmten und mit gen\u00fcgender Sch\u00e4rfe einzustellenden Helligkeit stattfindet, somit eine Ermittlung der Minimalfeldhelligkeit in der Tat ohne Schwierigkeit und recht genau ausf\u00fchrbar ist.","page":92},{"file":"p0093.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Minimalfeldhelligkeiten.\n93\nDie Wahl der Feldgr\u00f6fse ist nat\u00fcrlich in gewissen Grenzen willk\u00fcrlich, doch mufs, je gr\u00f6fser man das Feld nimmt, um so gr\u00f6fser auch die Exzentrizit\u00e4t der Beobachtung genommen werden. Ich entschied mich nach einigen Voryersuchen f\u00fcr eine Feldgr\u00f6fse von 2',1 (0,6 mm aus einer Entfernung von 1 m gesehen) und einen Zentralabstand1 von 1\u00b0,5. Bei dieser Art des Verfahrens gelingen die Einstellungen fast genau in derselben Weise, wie sie bei gr\u00f6fseren Feldern in den stark exzentrischen Teilen sich ausf\u00fchren lassen. Man sieht wenigstens bei den meisten Lichtern den kleinen Fleck bei einer bestimmten Spaltweite verschwinden; wird der Spalt um ein geringes enger gemacht, so erscheint der Fleck als ein (farblos) dunkler auf dem helleren Grunde. Wird andererseits der Spalt \u00fcber jenen Punkt erweitert, so erscheint der Fleck hell; in diesem Falle wird dann allerdings in der Regel alsbald auch die Farbendifferenz be-merklich.2\nHinsichtlich der Ausf\u00fchrung der Versuche ist noch zu erw\u00e4hnen, dafs die weifse Scheibe, die mit dem spektralen Fleck auszugleichen war, stets von diffusem Tageslichte beleuchtet wurde. Da nat\u00fcrlich auch bei der Beschr\u00e4nkung auf g\u00fcnstige Lichtverh\u00e4ltnisse eine vollst\u00e4ndige Konstanz dieser Beleuchtung niemals angenommen werden konnte, so mufste auch hier so verfahren werden, dafs die Bestimmung jedes einzelnen Lichtes zwischen zwei Bestimmungen des Na-Lichtes eingeschaltet wurde; bei gen\u00fcgender \u00dcbereinstimmung der vorausgehenden und der nachfolgenden Werte f\u00fcr Na-Licht ergab sich dann ein brauchbarer Wert f\u00fcr das Helligkeitsverh\u00e4ltnis des in der Zwischenzeit\n----------- 9\n1\tEine genaue Fixation war f\u00fcr die Zwecke der Versuche nicht erforderlich, w\u00fcrde dieselben im Gegenteil sehr beeintr\u00e4chtigt haben; vielmehr kam es nur darauf an, dafs das Objekt dauernd in gleichem Zentralabstand gesehen wurde. Aus diesem Grunde wurde nicht eine punktf\u00f6rmige Fixationsmarke benutzt, sondern eine kurze Linie, deren Richtung senkrecht gegen die Verbindung ihrer Mitte mit dem Objektpunkt zu w\u00e4hlen war. Meist lag die Fixationslinie unter dem kleinen Farbenfelde und hatte demgem\u00e4fs horizontale Richtung.\n2\tIn einigen F\u00e4llen habe ich ein ganz vollkommenes Verschwinden des Flecks allerdings nicht erzielen k\u00f6nnen, doch war auch hier das Dunkler- und Hellererscheinen bei geringen \u00c4nderungen des Spalts mit solcher Sch\u00e4rfe wahrnehmbar, dafs die Einstellungen mit gr\u00f6fser Genauigkeit m\u00f6glich waren und eine Verkleinerung der Felder oder Vergr\u00f6fserung der Exzentrizit\u00e4t mir nicht ratsam erschien.","page":93},{"file":"p0094.txt","language":"de","ocr_de":"94\nRichard Siebeck.\nbestimmten zum Na-Lichte. Jede solche Bestimmung bestand dabei aus drei einzelnen Einstellungen.\nDa die meisten physiologischen Ermittlungen der hier in Betracht kommenden Art sich auf gew\u00f6hnliches Gaslicht (Triplex-brenner) beziehen und dies von allen \u00fcberhaupt brauchbaren Lichtarten wohl auch das konstanteste und am besten definierte ist, so habe ich auch f\u00fcr meine Versuche dies in erster Linie verwendet. Die Resultate dieser Beobachtungen enth\u00e4lt die folgende ohne weitere Erl\u00e4uterung verst\u00e4ndliche Tabelle.\nTabelle I. Helligkeitswerte.\nI. Versuche bei Triplexbeleuchtung.\nSpektral. Ort u. Wellenl\u00e4nge des homogenen Lichtes\t\t\ti I. 3. V. 1904\tII. 4. V.\tIII. 6. V.\tIV. 9. V.\tV. 11. V.\tVI. 14. V.\tVII. 16. V.\tVIII. 17. V.\tDurch- schnitts- werte\n\u2014 2\t658,0\t\t51,6\t\t45,2\t\t27,9\t\t43,6\t56,4\t44,9\n1,8\t650,1\t\u201e\tj 68,6\t\t49,5\t\t45,5\t\t60,9\t58,9\tj 56,7\n1,6\t642,4\tyy\t64,9\t\t72,3\t\t53,7\t\t72,8\t69,1\t66,6\nL4\t635,0\tyy\t68,3\t\t72,1\t\t67,8\t\t79\t73,4\t72,1\n3,2\t627,8\tyy\t82,7\t\t80,9\t\t82,1\t\t86,5\t88,7\t84,2\n1\t620,8\tyy\t85,2\t81,8\t84,7\t91,5\t92,1\t\t99,1\t105,8\t91,5\n0,8\t614,2\t,,\t90,3\t117,9\t101,9\t109,7\t94,2\t\t106,8\t109,1\t104,3\n0,6\t607,6\tyy\t71,9\t119,9\t129,2\t112,5\t103,3\t\t122,7\t129,8\t112,8\n0,4\t601,3\tyy\t124,4\t108\t145,6\t135,6\t117,5\t\t125,2\t139,6\t128\n0,2\t595,2\tV\t102,9\t104,5\t122,2\t116,3\t112,3\t\t105,8\t112,5\t110,9\nNa 0\t589,3\tyy\t100\t100\t100\t100\t100\t100\t100\t100\t100\n+ 0,2\t584,2\tyy\t\t86,7\t96,9\t101,2\t85,5\t84,6\t85\t90,1\t| 90\n0,4\t579,1\tyy\t\t67,4\t83,7\t94,5\t85,1\t72,8\t82,3\t85,6\t1 81,6\n0,6\t574,1\tyy\t\t79,4\t81,5\t83,1\t79,2\t72\t78,4\t82,8\t79,5\n0,8\t569,3\tyy\t\t67,9\t63,9\t79,4\t70,8?\t73,9\t75,5\t78,6\t72,9\n1\t564,8\tyy\t\t62,3\t64,4\t71,5\t69,5\t69,1\t71,7\t71,7\t68,6\n1,2\t560,1\t;,\t\t59,7\t\t\t58,2\t68,6\t66,6\t60\t62,6\n1,4\t556,4\tyy\t\t54\t\t\t57,7\t63,7\t60,3\t56,9\t58,5\n1,6\t551,4\tyy\t\t42,9\t\t\t53,2\t55,5\t54,5\t54\t52\n1,8\t547,2\tyy\t\t39,3\t\t\t52,2\t49,4\t48,8\t46,9\t47,3\n+ 2\t542,9\tyy\t\t31,5\t\t\t50,2\t42,3\t46\t44\t42,8\nEine Ausdehnung der Versuche auf kleinere Wellenl\u00e4ngen stiefs auf Schwierigkeiten, weil die Helligkeit im Triplexspektrum zu gering wird. Um meine Bestimmungen noch etwas weiter erstrecken zu k\u00f6nnen, habe ich mich des Auerlichtes bedient. Nat\u00fcrlich waren es nicht die Helligkeiten im Spektrum des Auerlichtes, die endg\u00fcltig interessierten ; vielmehr sollten diese nur als","page":94},{"file":"p0095.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Minimalfeldhelligkeiten.\n95\nHilfsmittel dienen, nm die Werte im Triplexspektrnm zu ermitteln. Hierzu gelangte ich, indem ich die Bestimmung der Minimalfeldhelligkeiten f\u00fcr Lichter bis 460,7 fi/i im Auerspektrum ausf\u00fchrte, aufserdem aber in direkter Weise die Intensit\u00e4tsverteilung von Triplex- und Auerspektrum verglich. So konnten die Minimalfeldhelligkeiten f\u00fcr das Triplexspektrum in noch etwas gr\u00f6fserer Ausdehnung (bis 460,7 erhalten werden, die als indirekte oder berechnete bezeichnet werden k\u00f6nnen. Die so f\u00fcr eine Anzahl kleinerer Wellenl\u00e4ngen erhaltenen Werte zeigt Tabelle II.\nTabelle II.\nMinimalfeldhelligkeiten im prismatischen Spektrum des Triplexlichtes (mit Benutzung des Auerlichtes berechnete Werte).\nSpektral. Ort und Wellenl\u00e4nge des homogenen Lichtes\t\t\u2022\tmit\tAuerbrenner\t\t\n\t\tI.\tII.\tIII.\t! IV.\tD.\n+ 2\t542,9 g/u\t33,7\t37,4\t36,1\t34,9\t35,5\n-f 3\t525,6 \u201e\t1 18,2\t18\t19,5\t\t18,6\n+ 4\t510,6 \u201e\t9,9\t10\t8,8\t\t9,6\n+ 5\t496,7 \u201e\t3,5\t3,9\t\t\t3,7\n+ 6\t483,7 \u201e\t1,8\t1,9\t\t\t1,8\n+ 8\t460,7 \u201e\t0,4 i\t7 I\t0,46\t\t\t0,4\nIch darf indessen nicht verschweigen, dafs diese umgerechneten Werte bei den Lichtern 538,4, 526 und 511 bei denen ich auch noch direkte Bestimmungen ausf\u00fchren konnte, mit den direkt erhaltenen Werten nicht sehr gut \u00fcbereinstimmen (hier wurden f\u00fcr die genannten 3 Lichter durchschnittlich die Werte 42,8, 24,7 und 13,9 gefunden). Ob hier die direkte Bestimmung wegen der grofsen Spaltweiten unsicher wurde oder ob durch die Vergleichungen von Triplex- und Auerlicht eine Fehlerquelle sich eingeschlichen hat, vermag ich nicht zu sagen. Jedenfalls sind die Werte f\u00fcr Wellenl\u00e4ngen unter 538 weniger zuverl\u00e4ssig als die f\u00fcr die l\u00e4nger-welligen Lichter.\nAls wesentliches Ergebnis meiner Beobachtungen kann der einfache Satz aufgestellt werden, dafs die Minimalfeldhelligkeiten f\u00fcr parazentrale Netzhautstellen mit gr\u00f6fster Ann\u00e4herung die gleiche Verteilung im Spektrum zeigen wie die Peripherie werte (Maximum etwa bei 605 also ebenso wie diese sich von den D\u00e4mmerungswerten durchaus verschieden verhalten. Wie bekannt","page":95},{"file":"p0096.txt","language":"de","ocr_de":"96\nRichard Siebeck.\nzeigen auch die Flimmerwerte und die Rotwerte der Deuteranopen eine \u00e4hnliche Abh\u00e4ngigkeit von der Wellenl\u00e4nge. Ich habe, um diese Verh\u00e4ltnisse hervortreten zu lassen, in Fig. 2 die Peripheriewerte nach v. Kries, meine Minimalfeldhelligkeiten, die Flimmerwerte nach Polimanti, endlich die Rotwerte der Deuteranopen in der \u00fcblichen Weise zusammengezeichnet. Man sieht leicht, dafs alle 4 Kurven einen mindestens sehr \u00e4hnlichen Verlauf zeigen.\nFig. 2.\nMinimalfeld - Helligkeiten ;\t\u2014 \u2014 \u2022 \u2014 \u2022 \u2014 Peripheriewerte ;\nRotwerte des Deuteranopen;--------------Flimmerwerte.\nOb die Abweichungen nur auf der Unsicherheit der Beobachtungen beruhen und realiter alle 4 als identisch zu betrachten sind, oder ob den Unterschieden des Verlaufs doch eine reale Bedeutung zukommt, m\u00f6chte ich \u00fcbrigens ausdr\u00fccklich dahingestellt lassen.\nEine weitere Verfolgung der gestellten Aufgabe habe ich zun\u00e4chst in der Richtung versucht, dafs ich pr\u00fcfte, ob die gew\u00e4hlten","page":96},{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber MinimalfeldheUigkeiten.\n97\nBedingungen ausreiehten, um die Bestimmungen von den bei den Peripheriewerten so st\u00f6renden Einmischungen der Adaptation unabh\u00e4ngig zu machen. Dabei mufs ich betonen, dais es mir nicht darum zu tun war, festzustellen, ob meine Werte vom Adaptationszustand absolut unabh\u00e4ngig w\u00e4ren, was von vornherein bei einer Exzentrizit\u00e4t von 1\u00b0,5 nicht f\u00fcr wahrscheinlich gelten konnte, sondern nur, ob die m\u00e4fsigen Zustands\u00e4nderungen, die bei solchen Versuchen unvermeidlich sind, schon einen bemerkbaren Einflufs auf die Ergebnisse besitzen oder ob die Werte, wie man sie unter praktisch gut realisierbaren Bedingungen erh\u00e4lt, als feste und zwar einer maximalen Helladaptation entsprechende genommen werden d\u00fcrfen. Dieses wird man, wie mir scheint, anzunehmen berechtigt sein, wenn sich herausstellt, dafs selbst eine vollst\u00e4ndige Verdunkelung der Augen w\u00e4hrend einiger Minuten die Resultate noch nicht bemerkbar modifiziert.\nDieser Erw\u00e4gung folgend habe ich eine Anzahl von Versuchen so angestellt, dafs die oben geschilderten Einstellungen f\u00fcr ein und dasselbe spektrale Licht in zahlreicher Wiederholung ausgef\u00fchrt wurden und zwar 3 Einstellungen bei voller Helladaption, dann 3 nach einer 5 Minuten dauernden Verdunkelung der Augen, dann wieder 3 nach voller Helladaptation usw. Die Versuche ergaben, dafs die Unterschiede durchaus in den Fehlergrenzen blieben; durchschnittlich lagen f\u00fcr dasselbe Licht bald die bei Helladaptation, bald die bei der erw\u00e4hnten beginnenden Dunkeladaptation erhaltenen Werte h\u00f6her. Man wird hiernach berechtigt sein, anzunehmen, dafs, wenn man im hellen Zimmer beobachtet und im \u00fcbrigen keine besonderen Vorsichtsmafsregeln trifft, in der Tat feste Werte erhalten werden, die man als einer maximalen Helladaptation entsprechend und durch die Einmischung der D\u00e4mmerungsorgane nicht nennenswert beeinflufst ansehen darf.\nEin weiterer Punkt, den ich zum Gegenstand der Untersuchung machte, war sodann der, ob sich die Helligkeitsverh\u00e4ltnisse durch Farbenumstimmung modifizieren lassen. Ein Eingehen auf die dieser Frage zukommende theoretische Bedeutung darf an dieser Stelle unterbleiben. Da die Entstehung der farblosen Helligkeitsempfindung zur Zeit jedenfalls noch nicht endg\u00fcltig aufgekl\u00e4rt ist, so wird jede Vermehrung unseres rein empirischen Wissens in dieser Beziehung von Nutzen und eine Vervollst\u00e4ndigung desselben vielleicht am besten zun\u00e4chst ganz ohne bestimmten theoretischen Gesichtspunkt anzustreben sein.","page":97},{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"98\nRichard Siebeck.\nZum Zwecke solcher Beobachtungen stellte ich seitlich neben der oben beschriebenen Versuchseinrichtung ein farbiges Feld auf (ein farbiges Papierst\u00fcck, meist von gegenfarbigem Grunde umgeben, oder auch eine mit farbigem Glase bedeckte, von einem Auerbrenner erleuchtete Mattglasscheibe).\nEin passender Punkt des so erhaltenen farbigen Feldes\nwurde nun einige Zeit (meist 30 Sek.) fixiert und unmittelbar\ndanach die Helligkeitsbestimmungen ausgef\u00fchrt, wobei nun der \u2022 \u2022\ndie kleine \u00d6ffnung umgebende Grund samt dieser selbst lebhaft komplement\u00e4r zu der vorher betrachteten (umstimmenden) Farbe erschien. Versuche dieser Art habe ich mit rotem und blauem Licht als umstimmendem ausgef\u00fchrt. Das Gesamtergebnis derselben kann ich dahin zusammenfassen, dafs sich in\n__ \u2022 \u2022\nden meisten F\u00e4llen \u00c4nderungen der Helligkeitsverh\u00e4ltnisse, die die Grenze der Beobachtungsfehler \u00fcberstiegen, nicht konstatieren liefsen. In einigen F\u00e4llen schienen sich zwar Modifikationen zu ergeben ; doch waren auch diese so geringf\u00fcgig und regellos, dafs ich auf sie kein Gewicht legen kann und von ihrer Mitteilung absehen m\u00f6chte.\nAls letzte Gruppe habe ich endlich Beobachtungen anzuf\u00fchren, durch die ermittelt werden sollte, wie sich die Dinge gestalten, wenn die von den verschiedenen spektralen Lichtern zu erleuchtende kleine \u00d6ffnung statt wie bisher von weifsem, von einem farbigem Grunde umgeben ist. Technisch war dies mit grofser Leichtigkeit auszuf\u00fchren. Es wurde eine Anzahl starker Kartonbl\u00e4tter mit verschiedenfarbigen Papieren \u00fcberzogen, in diese wiederum \u00d6ffnungen von 0,6 mm Durchmesser eingestochen und diese Scheiben an Stelle der fr\u00fcher benutzten weifsen verwendet. \u2014 Es ergab sich sogleich, dafs auch hier stets eine bestimmte Intensit\u00e4t f\u00fcr die Erleuchtung des kleinen Feldes gefunden werden kann, bei der es unsichtbar wird,\nw\u00e4hrend es bei h\u00f6herer oder geringerer als heller oder dunkler\n\u2022 \u2022\nPunkt erscheint. \u2014 \u00c4hnliches ist schon aus der ganz einfachen Beobachtung kleiner grauer Papierschnitzel auf farbigem Grunde zu entnehmen. Ein solches Schnitzel kann, wenn es gerade die richtige Helligkeit besitzt, auf farbigem Grunde bei hinl\u00e4nglich kleinem Gesichtswinkel unsichtbar werden, w\u00e4hrend sowohl hellere als dunklere Schnitzel unter dem gleichen Gesichtswinkel noch gut wahrnehmbar sind. Es ist klar, dafs hier die Verh\u00e4ltnisse in vieler Hinsicht anders sind als bei farbigen Feldern auf farblosem","page":98},{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Minimalfeldhelligkeiten.\n99\nGrande. Man kann hier nicht sagen, dafs die Farbenempfindung unter der Schwelle bleibe. Eher w\u00fcrde man sagen d\u00fcrfen, dafs die auf kleinem Felde bestehende Abweichung von einer auf gr\u00f6fserer Fl\u00e4che gegebenen farbigen Empfindung unter der Schwelle bleibt und dafs die in der Umgebung vorhandene Farben* empfindung auf der kleinen farblos oder andersfarbig beleuchteten Fl\u00e4che in gewisser Weise erg\u00e4nzt wird. Bemerkenswerterweise findet aber diese Supplierung der Farbe im allgemeinen nur bei der f\u00fcr das Verschwinden g\u00fcnstigsten Intensit\u00e4t, d. h. also bei Gleichheit der Helligkeit statt. Ist diese aber zu grofs oder zu gering, so wird mit dem Unterschied der Helligkeit stets auch zugleich der der Farbe gesehen, d. h. das Schnitzel farblos, eventuell gegenfarbig auf dem farbigen Grunde gesehen. \u00c4hnlich bemerkt man bei den hier in Rede stehenden Versuchen, dafs der kleine von spektralem Licht erleuchtete Punkt bei einer bestimmten Lichtintensit\u00e4t verschwindet; bei gr\u00f6fserer oder kleinerer Lichtst\u00e4rke wird in der Regel mit der Helligkeitsdifferenz zugleich auch ein Unterschied der Farbe bemerkbar.\nEndlich ist zu beachten, dafs bei diesen Versuchen die Farbenumstimmungen in \u00e4hnlicher Weise wie bei den vorher besprochenen, ja vielleicht in noch h\u00f6herem Mafse ins Spiel kommen. Da eine absolute Fixation nicht stattfindet, so sind z. B. bei rotem Grunde die beobachtenden Netzhautstellen alle fast andauernd von rotem Licht getroffen und also alsbald in gewissem Mafs rot-erm\u00fcdet.\nWie man nun aber auch einen Versuch dieser Art sich theoretisch deuten mag und wie man insbesondere die Ergebnisse mit den Begriffen der Schwellenwerte in Verbindung bringen mag, es erschien jedenfalls von Interesse, die analogen Bestimmungen auch unter Einf\u00fchrung dieser Modifikation durchzuf\u00fchren.\nEs zeigte sich nun, dafs die auf farbiger Umgebung bestimmten Minimalfeldhelligkeiten von den auf farblosem Grunde gefundenen erheblich abweichen oder, wie man den Sachverhalt auch ausdr\u00fccken kann, dafs die Verh\u00e4ltnisse der Minimalfeldhelligkeiten von der Farbe des Grundes in ausgesprochener Weise abh\u00e4ngig sind.\nMan ersieht dies aus der folgenden Tabelle und der Figur 3.\nDer Vergleich ergibt, dafs auf blauem Grunde die Minimalfeldhelligkeiten sich ann\u00e4hernd \u00e4hnlich wie auf farblosem","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"100\nRichard Siebeck.\nTabelle IV.\nj Spektraler Ort\t\t\tFarbiger Fleck auf\t\t\nund Wellenl\u00e4nge des j\t\trotem\tgelbem\tblauem\tweifsem\nhomogenen Lichtes\t\t\tGrunde\t\t\n\u2014 2\t658,0\t35,6\t41,5\t41,7\t44,9\n\u2014 1\t620,8 \u201e\t82,6\t91,2\t97,9\t91,5\n\u2014 0,5\t604,5 \u201e\t\t97,7\t117,6\t120,4\n0\t589,3 \u201e\t100\t100\t100\t100\n+ 1\t564,8 \u201e\t106,9\t85,8\t70,8\t68,6\n+ 2\t542,9 j,\t58,3\t61,3\t44\t39,1\n+ 3\t525,6 \u201e\t41\t41,9\t19,7\t21,6\nFig. 3.\nMinimalfeld-Helligkeiten bei Beobachtung des farbigen Fleckes auf weifsem\nGrunde (------------), auf rotem (-----------\u25a0), auf gelbem (\u2014 - \u2014 \u2014 \u2022 \u2014)\nund auf blauem (------------) Grunde.","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Minimalfeldhelligkeiten.\n101\ndarstellen, dafs dagegen bei roter und gelber F\u00e4rbung der Umgebung die kurzwelligen Lichter an Helligkeit zu gewinnen scheinen. Das Maximum ist auf gelber Umgebung bis 589, auf roter sogar bis 565 f*[i verschoben.\nVon einer Er\u00f6rterung dieses Befundes unter theoretischen Gesichtspunkten m\u00f6chte ich hier absehen; nur darauf sei hingewiesen , dafs eine Heranziehung bekannter und verbreiteter Annahmen \u00fcber den Zusammenhang benachbarter Netzhautstellen uns hier zu keiner Erkl\u00e4rung f\u00fchrt. Nach den Anschauungen Herings h\u00e4tten wir uns allerdings zu denken, dafs die rote Belichtung der Umgebung auf dem kleinen Felde \u00e4hnlich einem Gr\u00fcnreize wirke ; und nehmen wir die Anschauungen Herings \u00fcber die spezifische Helligkeit der Farben hinzu, so w\u00fcrde sich hieraus eine Verdunkelung, \u00e4hnlich auf gr\u00fcnem oder blauem Grunde eine Aufhellung des spektral erleuchteten Flecks ergeben. Nicht ersichtlich aber w\u00e4re, warum diese auf der Wechselwirkung der Farben beruhende Aufhellung oder Verdunkelung nicht allen Lichtern des Flecks in gleichem Mafse zugute kommt. Gerade darin aber besteht die uns hier interessierende Tatsache, dafs dies bei den verschiedenen Lichtern in ungleichem Betrage der Fall ist und hierdurch die Helligkeitsverteilung im Spektrum sich als eine ge\u00e4nderte darstellt. Hierf\u00fcr irgend welche Erkl\u00e4rungen zu ersinnen w\u00fcrde allerdings nicht zu schwierig sein; doch glaube ich, dafs dies nicht geschehen kann ohne sich in wenig r\u00e4tlicher Weise auf hypothetisches Gebiet zu begeben.","page":101}],"identifier":"lit33409","issued":"1907","language":"de","pages":"89-101","startpages":"89","title":"\u00dcber Minimalfeldhelligkeiten","type":"Journal Article","volume":"41"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:00:32.560052+00:00"}