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{"created":"2022-01-31T16:20:59.670108+00:00","id":"lit33428","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"D\u00fcrr","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 30: 231-232","fulltext":[{"file":"p0231.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturberich t\n231\nblicks \u00fcber die bisher diesem Gegenstand gewidmeten Untersuchungen von Urbantschitsch, Nikolaus Lange, Eckener, M\u00fcnstbbbeeg, Pace, Mabbe, Lehmann und Heinbich kommt Slaughter zu dem Ergebnifs, dafs die vorliegenden Theorien entweder unrichtig oder zu allgemein sind, und pr\u00e4ci-sirt seinen Standpunkt dahin, dafs zur Erkl\u00e4rung der genannten Thatsache offenbar centrale Processe herangezogen werden m\u00fcssen, dafs aber die allgemeinen Theorien der Aufmerksamkeit und Apperception einer Erg\u00e4nzung durch physiologische Thateachen bed\u00fcrfen, um einen wirklichen Erkl\u00e4rungswert zu gewinnen. Die wichtigste physiologische Thatsache nun, die seine eigenen Untersuchungen zu jenem Zweck beibringen, ist die, dafs motorische Gehirnth\u00e4tigkeit eine Verst\u00e4rkung sensorischer Erregungen zur Folge hat. Indem er n\u00e4mlich die Perioden der Merklichkeit und der Unmerklichkeit eines schwachen Reizes beobachten und auf einer rotiren-den Trommel registriren l\u00e4fst, findet er einen Unterschied des Verh\u00e4ltnisses zwischen einer Periode der Merklichkeit und einer solchen der Unmerklichkeit, jenachdem das Beobachten und Registriren die einzige Th\u00e4tigkeit der Versuchsperson ist oder noch complicirt wird durch einen Zug am Ergographen. Jenes Verh\u00e4ltnis aber gilt ihm als Maafs f\u00fcr die Leistungsf\u00e4higkeit der Aufmerksamkeit bezw. f\u00fcr die Energie der sensorischen Zellen, nachdem seine Versuche gezeigt haben, dafs die Gr\u00f6fse der Merklichkeitsperioden deshalb kein Maafs f\u00fcr jene Wirkung sein kann, weil mit ihnen in demselben Verh\u00e4ltnis die Zeiten der Nichtmerklichkeit sich verl\u00e4ngern.\nNachdem Verf. nun gefunden hat, dafs die Schwankungen der Aufmerksamkeit durch motorische Innervationen beeinflufst werden, will er zeigen, dafs sie Vorg\u00e4ngen \u00e4hnlicher Art \u00fcberhaupt ihre Existenz verdanken. Seine hierauf gerichteten Versuche ergeben in der Mehrzahl der F\u00e4lle ein Zusammenfallen der Merklichkeitsperioden mit den Perioden vermehrten Blutdrucks. Ganz kurze Zeiten, in denen der Reiz merklich wird, stimmen \u00fcberein mit den Respirationsperioden. Eine Beziehung der Aufmerksamkeitsschwankungen zu einem einzigen physiologischen Procefs l\u00e4fst sich also nicht durchf\u00fchren, und deshalb h\u00e4lt Verf. es auch f\u00fcr aussichtslos, absolute Werthe f\u00fcr die Dauer jener Schwankungen anzugeben. Dagegen glaubt er, auf Grund des Thatsachenmaterials der LEHMANN\u2019schen Hypothese, wonach die Respirationsvorg\u00e4nge durch ihren Einflufs auf die Versorgung des Gehirns mit Blut die Aufmerksamkeitsprocesse beeinflussen, eine wahrscheinlichere Theorie substituiren zu k\u00f6nnen, nach der eine directe Unterst\u00fctzung der Wahrnehmungsprocesse von den vasomotorischen und respiratorischen Innervationscentren bei ihrer periodischen Th\u00e4tigkeit ansge\u00fcbt wird.\tD\u00fcrr (Leipzig).\nR. W. Taylor. The Effect of Certain Stimuli tpi the Attention Wave. Am.\nJoum. of Psychol. 12 (3), 335\u2014345. 1901.\nVerf. will als Erg\u00e4nzung zu den vorstehend besprochenen Untersuchungen Slaughter\u2019s, der einen Einflufs motorischer Innervationen auf die Wahrnehmung schwacher Reize beobachtet hat, einen \u00e4hnlichen Einflufs sensorischer Erregungen nach weisen. Als Reize neben den eben merklichen Lichtreizen, an denen die Aufmerksamkeitsschwankungen beobachtet werden, dienen","page":231},{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"232\nLiteraturbericht.\nschmerzhafte elektrische Einwirkungen, Rauchen, sowie die Ger\u00fcche von Balsam und Aether. Als Maafs der Aufmerksamkeitsleistung gilt das Verh\u00e4ltnis der Merklichkeits- zu den Nichtmerklichkeits perioden. Die Ergebnisse der Versuche sind bei Anwendung der gleichen Reize individuell sehr verschieden, so dafs Vert die subjectiven Dispositionen seiner Beobachter zur Erkl\u00e4rung heranziehen mufs. So kommt er zu dem Resultat, dafs die Leistung der Aufmerksamkeit bei schwacher Reizung erh\u00f6ht, bei st\u00e4rkerer vermindert wird. Im \u00fcbrigen best\u00e4tigt er die Slaughter'scHc Theorie vom Ueberfliefsen der Energie vasomotorischer- und respiratorischer- auf Rindencentren und geht so weit, zu behaupten, man k\u00f6nne die TRAUBE-HERiNo'schen Blutdruckwellen und \u00e4hnliche Erscheinungen besser in ihrer Aeufserung als Aufmerksamkeitsschwankungen studiren statt wie bisher mittels directer plethysmographischer Untersuchung.\nB\u00fcbb (Leipzig).\nN. Vaschide et Cl. Vupras. De la ?itesae des temps ie r\u00e9action auditive simples on de choix en rapport avec lo coefficient mental. Comptes rend, de la Soc. de Biol. 20. Juli 1901. 3 8.\nIm psychologischen Laboratorium der Irrenanstalt Villejuif bei Paris kam eine Patientin zur Beobachtung, die, ohne nennenswerthe k\u00f6rperliche St\u00f6rungen, eine krankhafte Neigung zeigte, ihre physischen und psychischen Zust\u00e4nde zu analysiren. Bei ihr erforderten einfache Schallreactionen im Mittel eine Gesammtzeit von 335 o (mittl. Var. 70). Akustische Wahl-reactionen mit unvorhergesehenem Wechsel zwischen Ausf\u00fchrung und Unterlassung der Reactionsbewegung, je nach der Beschaffenheit des Reizes, ergaben eine mittlere Reactionszeit von nur 250, eine mittlere Variation von 23 o. Die Verff. erkl\u00e4ren den zun\u00e4chst paradoxen Zeitunterschied nach den Aussagen der Versuchsperson dadurch, dafs diese an den Wabl-reactionen mehr Antheil nahm als an den einf\u00f6rmigen, die Aufmerksamkeit weniger beanspruchenden Reactionen der ersten Art.\nDie Reizbedingungen werden nicht genau genug beschrieben, und die Zahl der Versuche \u2014 je 20 \u2014 ist zu gering, als dafs man die Richtigkeit dieser Interpretation beurtheilen k\u00f6nnte. Es handelt sich in beiden F\u00e4llen offenbar um eine ausgepr\u00e4gt sensorielle Reactionsweise. Beweis : die absolute Gr\u00f6fse der Zeiten und der Fortfall jeder Art Fehlreactionen. Nun ging bei den Wahlreactionen dem entscheidenden Reize ein \u2014 akustisches \u2014 Signal voraus. F\u00fcr die einfachen Reactionen wird davon nichts berichtet. Erfolgten sie, wie es den Anschein hat, ohne vorhergehendes Signal, so w\u00fcrde in erster Linie der so verursachte Unterschied der Aufmerksamkeitsbedingungen die fragliche Zeitdifferenz erkl\u00e4ren. Vgl. Dwelshauwebs, Phil. Stud. \u00dc, dessen Beobachtung \u00fcber die zeitverk\u00fcrzende Wirkung des Signals ich best\u00e4tigt fand.1\tF. Eeueoeb (Leipzig).\n1 Auf briefliches Befragen antwortet Hr. Dr. Vaschide mir soeben, dafs die Aufmerksamkeit der Versuchsperson in beiden F\u00e4llen durch den Zuruf \u201eattention\u201c erregt wurde. Indessen, zwischen diesem Zuruf und dem ausl\u00f6senden Schalle (Chronometer von d\u2019Arsonval) lag, so viel ich sehe, bei den Wahlreactionen noch ein regelm\u00e4fsiges, vorbereitendes Signalger\u00e4usch,","page":232}],"identifier":"lit33428","issued":"1902","language":"de","pages":"231-232","startpages":"231","title":"R. W. Taylor: The Effect of Certain Stimuli upon the Attention Wave. Am. Journ. of Psychol. 12 (3), 335-345. 1901","type":"Journal Article","volume":"30"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:20:59.670114+00:00"}