Open Access
{"created":"2022-01-31T16:22:17.676204+00:00","id":"lit33434","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Weiss","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 30: 236-237","fulltext":[{"file":"p0236.txt","language":"de","ocr_de":"236\nLitera turbericht\nJ. H. Bau*. Development of Voluntary Control. Psychol. Review 8 (5), 474\u2014510. 1901.\nVerf. berichtet \u00fcber eine Anzahl systematischer Versuche, die willk\u00fcrliche Contraction des Retrahens des Ohrs zu lernen. Zwei Methoden wurden an verschiedenen Versuchspersonen angewandt. In der einen Methode wurde das Lernen der willk\u00fcrlichen Bewegung durch elektrische Reizung des Muskels unterst\u00fctzt; in der anderen hatten die Versuchspersonen die Bewegung ohne solche H\u00fclfe zu lernen. Die zweite Methode f\u00fchrte bei weitem langsamer zum Ziel. Die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung sind die folgenden:\nDie willk\u00fcrliche Contraction eines Muskels kann nur dadurch gelernt werden, dafs dieser Muskel zusammen mit anderen innervirt wird in einer Muskelgruppe, die als Gruppe bereits dem Willen unterworfen ist. So z. B. kann das Ohr r\u00fcckw\u00e4rts bewegt werden, wenn die Versuchsperson eine Anzahl der Kopfmuskeln so stark wie m\u00f6glich contrahirt. Sobald das Ohr wirklich bewegt wird, hat die Versuchsperson auch gewisse corre-spondirende Bewegungsempfindungen. Die weitere Aufgabe besteht dann darin, den Ohrmuskel allein zu bewegen und die Contraction der anderen Muskeln zu unterdr\u00fccken. Ein wichtiges Ergebnifs der Versuche ist, dafe ungewollte Mitbewegungen nicht dadurch unterdr\u00fcckt werden k\u00f6nnen, dafs man sich vomimmt, sie zu unterdr\u00fccken. Die Versuchspersonen glaubten z. B., nur den Muskel des einen Ohres zu contrahiren, den des anderen dagegen willk\u00fcrlich uncontrahirt zu lassen. In Wirklichkeit dagegen fand stets in solchem Falle Contraction des anderen Muskels statt. Die einzige M\u00f6glichkeit, ungewollte Mitbewegungen zu unterdr\u00fccken, besteht darin, dafs die Aufmerksamkeit m\u00f6glichst auf die gewollte Bewegung concentrirt wird, und dafs den Mitbewegungen \u00fcberhaupt keine Aufmerksamkeit geschenkt wird. Sie werden dann schw\u00e4cher und schw\u00e4cher und verschwinden nach einiger Zeit g\u00e4nzlich. Dies erkl\u00e4rt auch, warum diejenigen Versuchspersonen ihre Aufgabe schneller l\u00f6sten, bei denen elektrische Reizung des Ohrmuskels angewandt wurde. Sie gewannen dadurch schneller eine definitive Vorstellung der betreffenden Bewegungsempfindung. Dies allein ist zwar nicht ausreichend, die Bewegung hervorzurufen. Aber es erleichtert die Analyse der Bewegungsgruppe. Nachdem sie gelernt hatten, die Ohrbewegung als Theil einer Gruppenbewegung auszuf\u00fchren, konnten sie nun die Aufmerksamkeit leichter auf die ihnen bekannte Ohrbewegung allein, getrennt von Mitbewegungen, concentriren.\nMax Me y kb (Columbia, Missouri).\nJean Demoor. Die anormalen Kinder und ihre erniehiiche Behandlung in Hans nnd Schule. Altenburg, Bonde, 1901. 292 S. Internationale P\u00e4dagogische Bibliothek 2.\nBei der jetzt so allgemein anerkannten Bedeutung der pathologischen P\u00e4dagogik ist sicherlich ein Buch wie das vorliegende von hohem Werthe, da es unternimmt, einen Ueberblick \u00fcber das gesammte Gebiet zu liefern sowohl f\u00fcr denjenigen, der sich als Mediciner, als auch denjenigen, der sich als Erzieher mit den einschl\u00e4gigen Fragen zu befassen hat. Gem\u00e4fs dieser Allgemeinheit des Leserkreises ist auch das Buch Dr. Demoor\u2019s in allgemein-","page":236},{"file":"p0237.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n237\nfasslicher Darstellung geschrieben. Die in Betracht kommenden biologischen Begriffe und Prineipien sind so klar umschrieben, dafs sie auch dem Laien unmittelbar einleuchten. In der Uebersetzung ist die f\u00fcr franz\u00f6sische Lehrb\u00fccher charakteristische Klarheit und Durchsichtigkeit offenbar ganz vorz\u00fcglich wiedergegeben. (Die Arbeit ist aus dem franz\u00f6sischen Manuscript \u00fcbersetzt.)\nIm ersten Buche wird die Bedeutung der Vererbung und des functioneilen Reizes f\u00fcr die Entwickelung des Individuums er\u00f6rtert, und die M\u00f6glichkeit des p\u00e4dagogischen Einflusses festgestellt. An einer Reihe von Anomalien wird gezeigt, dafs Mangel an Energievorrath einerseits, Sch\u00e4digung des Nervensystems andererseits die Ursachen dieser Anomalien sein k\u00f6nnen. Eine eingehende Er\u00f6rterung der verschiedenen Bedeutung des Muskel- und Nervensystems und ihrer Wechselwirkung schliefst das erste Buch und giebt gleichsam das Leitmotiv f\u00fcr die sp\u00e4tere p\u00e4dagogische Untersuchung, die wesentlich die Erziehung s\u00e4mmtlicher Organe zu regul\u00e4rer Th\u00e4tigkeit und die dadurch sich ergebende Beeinflufsung des Gesammt-organismus betont. Das zweite Buch giebt eine Schilderung des normalen und des anormalen Kindes. Die verschieden anormalen Zust\u00e4nde werden beschrieben, ihre Ursachen und die Art, diese zu eruiren, auseinandergesetzt; hierbei wird stets auf den Vergleich mit dem entsprechenden normalen Zustand Werth gelegt Hieraus ergiebt sich eine Eintheilung der Zur\u00fcckgebliebenen, die dann im dritten Buche der Behandlung der verschiedenen Arten Anomaler zu Grunde gelegt wird. Bei dieser Behandlung spielt die Entwickelung der allgemeinen Sensibilit\u00e4t eine Rolle, ebenso die allgemeine Bewegungsf\u00e4higkeit. Die Zur\u00fcckgebliebenen sollen Sinne und Glieder richtig gebrauchen lernen, damit sie sich in Raiftn und Zeit orien-tiren. Aus dem Anschauungsunterrichte, und nicht etwa aus einem Drill des Ged\u00e4chtnisses, resultirt dann die Ausbildung des Verstandes. Das vierte Buch, das die Methodik behandelt, ist f\u00fcr das vorliegende Werk besonders charakteristisch. Im ersten Capitel wird die Bedeutung des Turnens im Unterrichte der Zur\u00fcckgebliebenen besprochen. Es gilt als das wesentlichste Unterrichtsmittel, denn \u201edie Th\u00e4tigkeit des Muskel-, Sehnen- und Gelenksystems ist zur Entwickelung des wesentlichsten Theiles des Gehirns, des Denkorgans, unentbehrlich\u201c. Und zwar ist es das \u201eeurythmische Turnen\u201c, das Turnen mit Musik, welches der Verf. bevorzugt. Im Anh\u00e4nge ist eine Reihe von Musterst\u00fccken hierf\u00fcr angegeben. Das zweite Capitel des vierten Buches behandelt die Organisation der H\u00fclfsschulen.\nWie oben bereits gesagt, bietet das vorliegende Werk ein so reiches Material in ansprechender Darstellung, dafs es jedem, der den einschl\u00e4gigen Fragen in irgend einer Beziehung nahe steht, willkommen sein wird.\nWeiss (Grofs-Lichterfelde).\nKarl Brauckmanh, Die psychische Entwickelung und p\u00e4dagogische Behandlung\nschwerh\u00f6riger Kinder. Schiller-Ziehen 4 (5), 96 S. 1901.\nAls vor einigen Jahren das Schlagwort \u201eH\u00f6r\u00fcbungen\u201c unter den Bildnern der Geh\u00f6rlosen und Stummen eine gewisse Beunruhigung hervor-zurufen drohte, legte Herr Brauckmann sein Amt als Taubstummenlehrer nieder und gr\u00fcndete in Jena ein Privatinstitut f\u00fcr Schwerh\u00f6rige und Er-","page":237}],"identifier":"lit33434","issued":"1902","language":"de","pages":"236-237","startpages":"236","title":"Jean Demoor: Die anormalen Kinder und ihre erziehliche Behandlung in Haus und Schule. Altenburg, Bonde, 1901. 292 S. Internationale P\u00e4dagogische Bibliothek 2","type":"Journal Article","volume":"30"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:22:17.676210+00:00"}