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Karl Brauckmann: Die psychische Entwickelung und pädagogische Behandlung schwerhöriger Kinder. Schiller-Ziehen 4 (5), 96 S. 1901

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{"created":"2022-01-31T16:16:12.142874+00:00","id":"lit33435","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Heidsiek","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 30: 237-239","fulltext":[{"file":"p0237.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n237\nfasslicher Darstellung geschrieben. Die in Betracht kommenden biologischen Begriffe und Prineipien sind so klar umschrieben, dafs sie auch dem Laien unmittelbar einleuchten. In der Uebersetzung ist die f\u00fcr franz\u00f6sische Lehrb\u00fccher charakteristische Klarheit und Durchsichtigkeit offenbar ganz vorz\u00fcglich wiedergegeben. (Die Arbeit ist aus dem franz\u00f6sischen Manuscript \u00fcbersetzt.)\nIm ersten Buche wird die Bedeutung der Vererbung und des functioneilen Reizes f\u00fcr die Entwickelung des Individuums er\u00f6rtert, und die M\u00f6glichkeit des p\u00e4dagogischen Einflusses festgestellt. An einer Reihe von Anomalien wird gezeigt, dafs Mangel an Energievorrath einerseits, Sch\u00e4digung des Nervensystems andererseits die Ursachen dieser Anomalien sein k\u00f6nnen. Eine eingehende Er\u00f6rterung der verschiedenen Bedeutung des Muskel- und Nervensystems und ihrer Wechselwirkung schliefst das erste Buch und giebt gleichsam das Leitmotiv f\u00fcr die sp\u00e4tere p\u00e4dagogische Untersuchung, die wesentlich die Erziehung s\u00e4mmtlicher Organe zu regul\u00e4rer Th\u00e4tigkeit und die dadurch sich ergebende Beeinflufsung des Gesammt-organismus betont. Das zweite Buch giebt eine Schilderung des normalen und des anormalen Kindes. Die verschieden anormalen Zust\u00e4nde werden beschrieben, ihre Ursachen und die Art, diese zu eruiren, auseinandergesetzt; hierbei wird stets auf den Vergleich mit dem entsprechenden normalen Zustand Werth gelegt Hieraus ergiebt sich eine Eintheilung der Zur\u00fcckgebliebenen, die dann im dritten Buche der Behandlung der verschiedenen Arten Anomaler zu Grunde gelegt wird. Bei dieser Behandlung spielt die Entwickelung der allgemeinen Sensibilit\u00e4t eine Rolle, ebenso die allgemeine Bewegungsf\u00e4higkeit. Die Zur\u00fcckgebliebenen sollen Sinne und Glieder richtig gebrauchen lernen, damit sie sich in Raiftn und Zeit orien-tiren. Aus dem Anschauungsunterrichte, und nicht etwa aus einem Drill des Ged\u00e4chtnisses, resultirt dann die Ausbildung des Verstandes. Das vierte Buch, das die Methodik behandelt, ist f\u00fcr das vorliegende Werk besonders charakteristisch. Im ersten Capitel wird die Bedeutung des Turnens im Unterrichte der Zur\u00fcckgebliebenen besprochen. Es gilt als das wesentlichste Unterrichtsmittel, denn \u201edie Th\u00e4tigkeit des Muskel-, Sehnen- und Gelenksystems ist zur Entwickelung des wesentlichsten Theiles des Gehirns, des Denkorgans, unentbehrlich\u201c. Und zwar ist es das \u201eeurythmische Turnen\u201c, das Turnen mit Musik, welches der Verf. bevorzugt. Im Anh\u00e4nge ist eine Reihe von Musterst\u00fccken hierf\u00fcr angegeben. Das zweite Capitel des vierten Buches behandelt die Organisation der H\u00fclfsschulen.\nWie oben bereits gesagt, bietet das vorliegende Werk ein so reiches Material in ansprechender Darstellung, dafs es jedem, der den einschl\u00e4gigen Fragen in irgend einer Beziehung nahe steht, willkommen sein wird.\nWeiss (Grofs-Lichterfelde).\nKarl Brauckmanh, Die psychische Entwickelung und p\u00e4dagogische Behandlung\nschwerh\u00f6riger Kinder. Schiller-Ziehen 4 (5), 96 S. 1901.\nAls vor einigen Jahren das Schlagwort \u201eH\u00f6r\u00fcbungen\u201c unter den Bildnern der Geh\u00f6rlosen und Stummen eine gewisse Beunruhigung hervor-zurufen drohte, legte Herr Brauckmann sein Amt als Taubstummenlehrer nieder und gr\u00fcndete in Jena ein Privatinstitut f\u00fcr Schwerh\u00f6rige und Er-","page":237},{"file":"p0238.txt","language":"de","ocr_de":"238\nLitera turberich t.\nlaubte. In der vorliegenden Schrift berichtet der Verfasser \u00fcber die an seinen Z\u00f6glingen gemachten Beobachtungen und erg\u00e4nzt seine praktischen Erfahrungen durch eingehende theoretische Untersuchungen \u00fcber den Ein-flufs der Schwerh\u00f6rigkeit auf das Empfindungs- und Vorstellungsleben besonders solcher Kinder, die sich ihr Gebrechen vor Aneignung der Muttersprache erwarben. Von einer Besserung des Geh\u00f6rs durch systematische akustische Einwirkungen im Sinne Urbantschitsch hat sich Verf. bis jetzt nicht \u00fcberzeugen k\u00f6nnen. Selbst in den g\u00fcnstigsten F\u00e4llen bleibt die akustische Sprachcomponente eine unvollkommene, so dafs der Lehrer im Unterrichte gen\u00f6tigt ist, sich gleichzeitig an Auge und Ohr seiner Sch\u00fcler zu wenden. Wenn diese beiden Wege in ihrer Isolirtheit auch unsicher sind, so verm\u00f6gen sie eich doch in ihrem Zusammenwirken in erw\u00fcnschter Weise zu erg\u00e4nzen. Wenn der Schwerh\u00f6rige im weiteren Verlaufe des Unterrichts bekannte W\u00f6rter und S\u00e4tze allein durch das Ohr aufzufassen vermag, so ist diese scheinbare Besserung des Geh\u00f6rs zur\u00fcckzuf\u00fchren auf den vorhergegangenen systematischen Articulations- und Sprechunterricht, bei welchem sich das Ohr an ein differenzirtes H\u00f6ren gew\u00f6hnte. \u201eEs sind,\u201c so \u00e4ufsert sich der Verf. sehr richtig, \u201ezweierlei vollst\u00e4ndig verschiedene Leistungen, bekannte W\u00f6rter und S\u00e4tze durchs Ohr erkennen, oder unbekannte W\u00f6rter und S\u00e4tze durchs Ohr erlernen ... Das H\u00f6rverm\u00f6gen dieser Kinder gen\u00fcgt nicht zur Sracherlernung, wohl aber zum Verstehen der bereits erlernten Sprache.\u201c Immer aber bleibt die Auffassung der Sprache durch das Ohr eine unsichere, sie ist mehr oder weniger ein Errathen und h\u00e4ngt ab von der Combinationsgabe und der geistigen Regsamkeit des Patienten. Je nach dem Grade der Functionsst\u00f6rung fehlt dem Schwerh\u00f6rigen f\u00fcr mehr oder weniger Sprachlaut\u00a9 jede Perceptionsf\u00e4higkeit. \u201eDie ausgefallenen Tonqualit\u00e4ten fehlen dem Geh\u00f6rleidenden nicht nur an und f\u00fcr sich, sondern sie spielen auch als charaktergebende Obert\u00f6ne keine Rolle mehr und bedingen so ein Andersh\u00f6ren auch noch f\u00fcr den verbleibenden Rest von Kl\u00e4ngen und Ger\u00e4uschen ... Bei dem ausgepr\u00e4gt qualitativen Charakter des Geh\u00f6rsinnes ist es von vornherein h\u00f6chst wahrscheinlich, dafs nicht so sehr die intensive Herabsetzung als vielmehr die qualitative Einbufse und Ver\u00e4nderung Schuld ist am Nichtverstehen der Sprache seitens des Schwerh\u00f6rigen. . . Bei vorhandenen H\u00f6rdefecten leidet die einzelne Empfindung hinsichtlich ihrer zeitlichen Eigenschaften zun\u00e4chst insofern, als sie zu sp\u00e4t anklingt und zu fr\u00fch wieder abklingt, ihre Dauer also jeweils k\u00fcrzer ist als bei normalem H\u00f6ren. Es kann aber auch eine abnorme Verl\u00e4ngerung der Schallempfindungen eintreten. Und dieser Umstand kann geradezu ein Durcheinanderfallen der aufeinander folgenden Empfindungen herbeif\u00fchren\u201c und das Verst\u00e4ndniXs der Sprache unm\u00f6glich machen. \u2014 Die hier gemachten Bemerkungen bez\u00fcglich der abnormen \u201eH\u00f6rdauer\u201c sind \u00fcberaus zutreffend, nur vermifst man jeden Versuch, diesen eigenartigen Defect n\u00e4her zu erkl\u00e4ren und zu localisiren. Es ist ein Verdienst des Verf., mit Nachdruck darauf hingewiesen zu haben, dafs schwerh\u00f6rige Kinder nicht in Taubstummenanstalten geh\u00f6ren, sondern dafs dieselben auf besondere Institute und auf eigens f\u00fcr sie zugeschnittene Unterrichtsmethoden Anspruch erheben d\u00fcrfen. Die deutschen Taubstummenlehrer in ihrer Allgemeinheit stehen jedoch einer","page":238},{"file":"p0239.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n239\nsolchen Trennung ablehnend gegen\u00fcber, und sie motiviren ihre Haltung damit, dafs viele dieser Schwerh\u00f6rigen in ihren sprachlichen Leistungen hinter den wirklichen Taubstummen vielfach Zur\u00fcckbleiben. Dieser Einwurf ist nicht ganz unbegr\u00fcndet, und darum m\u00f6chte ich an der schon von Bbzold ausgesprochenen, aber sp\u00e4ter wieder von ihm auf gegebenen Ver-muthung festhalten, dafs es sich bei diesen Patienten nicht nur um eine periphere, sondern gleichzeitig um centrale Functionsst\u00f6rungen handelt. Vielleicht nimmt Herr Brauckmann, dem reiches Beobachtungsmaterial zu Gebote steht, demn\u00e4chst Gelegenheit, den verschiedenen Formen von Aphasie, denen wir nicht selten bei erworbener Schwerh\u00f6rigkeit und Taubheit begegnen, seine besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Heidsiek (Breslau).\nA. Liebmann. Die sprachliche Entwickelung and Behandlung geistig zur\u00fcckgebliebener Kinder. Zeitschr. f. p\u00e4d, Psychol, Pathol, u. Hygiene 4 (2), 97\u2014120. 1902.\nDer bekannte Spracharzt schildert in diesem vor dem Verein f\u00fcr Kinderpsychologie in Berlin gehaltenen Vortrage in knapper Uebersicht die Sprachst\u00f6rungen von Kindern, sowohl die secund\u00e4ren, welche Folgeerscheinungen geistiger Defecte sind, wie Stummheit, Stammeln u. A., als auch die prim\u00e4ren, die ihrerseits wieder eine geistige Entwickelungshemmung herbeif\u00fchren : Gaumendefecte, Schwerh\u00f6rigkeit u. s. w. Allen geschilderten Formen sind Proben der Lautbildung und des Agrammatismus, sowie Andeutungen der therapeutischen Mafsnahmen beigegeben. W. Stern (Breslau).\nH. Walsemann, J. H. Pestalozzi\u2019S Rechenmethode. Historisch-kritisch dargestellt und auf Grund experimenteller Nachpr\u00fcfung f\u00fcr die Unterrichtspraxis erneuert. Mit einer Abh. und zwei PBSTALOzzi\u2019schen Tabellen. Hamburg, Lef\u00e8vre Nfg. Kruse & Freiherr. 1901. 211 S. 3 Mk.\nDer Verf. gliedert seine Schrift in 2 Haupttheile; im 1., dem historischen Theil, giebt er eine eingehende Darlegung der PESTALOzzi\u2019schen Elementarmethode des Bechen unterrichte, indem er dessen \u201eAnschauungslehre der Zahlenverh\u00e4ltnisse, Buch der M\u00fctter, Lienhard und Gertrud und Wie Gertrud ihre Kinder lehrt\u201c im reichsten Maafse benutzt. Ueberhaupt zeugt die vorliegende Arbeit von einer so intensiven Kenntnifs der ge-sammten PssTALOzzi-Literatur, dafs es kein Lehrer der Elementarclasse unterlassen sollte, sich mit dieser Schrift bekannt zu machen, wodurch er reichliche Anregung zum weiteren Studium dieses genialsten P\u00e4dagogen erhalten wird. Wenn auch der Satzbau besonders im 1. Theil nicht gerade an \u00fcbergro\u00dfer Einfachheit leidet, so wird der Leser daf\u00fcr durch die interessanten Ausf\u00fchrungen des 2., des experimentellen und kritischen Theiles, vollauf entsch\u00e4digt. Der Verfasser beleuchtet darin in streng kritischer Weise zun\u00e4chst das pESTALOzzi\u2019sche Princip der Anschauung im Allgemeinen, um sich dann weiter \u00fcber die Zahlanschauung auszulassen. Dabei streift er auch die Frage nach einem gesonderten Anschauungsunterricht in der Schule und spricht sich als Gegner desselben aus. Das F\u00fcr und Wider dieser Ansicht zu erw\u00e4gen, m\u00f6chte ich hier unterlassen; doch kann ich nicht umhin, auf die Methode des Anschauungsunterrichtes zu verweisen, welche der Verfasser, falls ein gesonderter Anschauungsunterricht betrieben werden solle, auf S. 115\u2014116 darlegt, die in dem Satze gipfelt:","page":239}],"identifier":"lit33435","issued":"1902","language":"de","pages":"237-239","startpages":"237","title":"Karl Brauckmann: Die psychische Entwickelung und p\u00e4dagogische Behandlung schwerh\u00f6riger Kinder. 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