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{"created":"2022-01-31T16:24:53.746228+00:00","id":"lit33438","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Miethge, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 30: 239-240","fulltext":[{"file":"p0239.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n239\nsolchen Trennung ablehnend gegen\u00fcber, und sie motiviren ihre Haltung damit, dafs viele dieser Schwerh\u00f6rigen in ihren sprachlichen Leistungen hinter den wirklichen Taubstummen vielfach Zur\u00fcckbleiben. Dieser Einwurf ist nicht ganz unbegr\u00fcndet, und darum m\u00f6chte ich an der schon von Bbzold ausgesprochenen, aber sp\u00e4ter wieder von ihm auf gegebenen Ver-muthung festhalten, dafs es sich bei diesen Patienten nicht nur um eine periphere, sondern gleichzeitig um centrale Functionsst\u00f6rungen handelt. Vielleicht nimmt Herr Brauckmann, dem reiches Beobachtungsmaterial zu Gebote steht, demn\u00e4chst Gelegenheit, den verschiedenen Formen von Aphasie, denen wir nicht selten bei erworbener Schwerh\u00f6rigkeit und Taubheit begegnen, seine besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Heidsiek (Breslau).\nA. Liebmann. Die sprachliche Entwickelung and Behandlung geistig zur\u00fcckgebliebener Kinder. Zeitschr. f. p\u00e4d, Psychol, Pathol, u. Hygiene 4 (2), 97\u2014120. 1902.\nDer bekannte Spracharzt schildert in diesem vor dem Verein f\u00fcr Kinderpsychologie in Berlin gehaltenen Vortrage in knapper Uebersicht die Sprachst\u00f6rungen von Kindern, sowohl die secund\u00e4ren, welche Folgeerscheinungen geistiger Defecte sind, wie Stummheit, Stammeln u. A., als auch die prim\u00e4ren, die ihrerseits wieder eine geistige Entwickelungshemmung herbeif\u00fchren : Gaumendefecte, Schwerh\u00f6rigkeit u. s. w. Allen geschilderten Formen sind Proben der Lautbildung und des Agrammatismus, sowie Andeutungen der therapeutischen Mafsnahmen beigegeben. W. Stern (Breslau).\nH. Walsemann, J. H. Pestalozzi\u2019S Rechenmethode. Historisch-kritisch dargestellt und auf Grund experimenteller Nachpr\u00fcfung f\u00fcr die Unterrichtspraxis erneuert. Mit einer Abh. und zwei PBSTALOzzi\u2019schen Tabellen. Hamburg, Lef\u00e8vre Nfg. Kruse & Freiherr. 1901. 211 S. 3 Mk.\nDer Verf. gliedert seine Schrift in 2 Haupttheile; im 1., dem historischen Theil, giebt er eine eingehende Darlegung der PESTALOzzi\u2019schen Elementarmethode des Bechen unterrichte, indem er dessen \u201eAnschauungslehre der Zahlenverh\u00e4ltnisse, Buch der M\u00fctter, Lienhard und Gertrud und Wie Gertrud ihre Kinder lehrt\u201c im reichsten Maafse benutzt. Ueberhaupt zeugt die vorliegende Arbeit von einer so intensiven Kenntnifs der ge-sammten PssTALOzzi-Literatur, dafs es kein Lehrer der Elementarclasse unterlassen sollte, sich mit dieser Schrift bekannt zu machen, wodurch er reichliche Anregung zum weiteren Studium dieses genialsten P\u00e4dagogen erhalten wird. Wenn auch der Satzbau besonders im 1. Theil nicht gerade an \u00fcbergro\u00dfer Einfachheit leidet, so wird der Leser daf\u00fcr durch die interessanten Ausf\u00fchrungen des 2., des experimentellen und kritischen Theiles, vollauf entsch\u00e4digt. Der Verfasser beleuchtet darin in streng kritischer Weise zun\u00e4chst das pESTALOzzi\u2019sche Princip der Anschauung im Allgemeinen, um sich dann weiter \u00fcber die Zahlanschauung auszulassen. Dabei streift er auch die Frage nach einem gesonderten Anschauungsunterricht in der Schule und spricht sich als Gegner desselben aus. Das F\u00fcr und Wider dieser Ansicht zu erw\u00e4gen, m\u00f6chte ich hier unterlassen; doch kann ich nicht umhin, auf die Methode des Anschauungsunterrichtes zu verweisen, welche der Verfasser, falls ein gesonderter Anschauungsunterricht betrieben werden solle, auf S. 115\u2014116 darlegt, die in dem Satze gipfelt:","page":239},{"file":"p0240.txt","language":"de","ocr_de":"240\nLitera turberich t.\n\u201eGanz am Platze ist zudem eine Zustutzung der Stoffe in der Weise, dato H\u00fcndchen und B\u00f6ckchen, M\u00f6pschen und Spitzchen etc. im Rahmen plaisir-licher Situationen besprochen und deklamatorisch zur Geltung gebracht werden. Nur nicht den Emst der Arbeit hervorkehren! \u2014 Sodann geht der Verfasser \u00fcber zur abstrahirenden Vorarbeit im Recbenunterricht, und auch hier erkennt man, dafs die gemachten Vorschl\u00e4ge nicht am gr\u00fcnen Tisch entstanden sind. Ich m\u00f6chte nur eines herausgreifen : Bei der Bruch-zahlabstraction ist er entschiedener Gegner der Veranschaulichung durch k\u00fcnstlich hergestellte und vorweg getheilte Holzk\u00f6rper, da der Sch\u00fcler keinen Grund der Theilung erkennen kann; denn dieser Holzk\u00f6rper stellt sich ihm im gewissen Sinne als ein \u201enicht wirkliches Etwas\u201c dar. Noch entschiedener spricht er sich gegen die Theilung einer Linie zu diesem Zweck aus. Abgesehen davon, dafs eine \u201eganze\u201c Linie geradezu ein Unding und eine halbe, drittel etc. es erst recht ist, so kann sich der Sch\u00fcler an dieser inhaltsarmen Materie schwerlich mit seinem Abstractionsver-m\u00f6gen anklammern. Geeigneter w\u00e4re f\u00fcr diesen Fall selbst ein Strohhalm, den man auch wirklich vor den Augen des Sch\u00fclers theilt. Ist der Sch\u00fcler an der Hand solcher Naturk\u00f6rper (Apfel, Apfelsine etc.) zur Abstraction der Bruchzahl b e g r i f f e gekommen, so ist auf die Bruchzahl er kennt-nifs hinzuarbeiten, d. h. auf die gegenseitigen Beziehungen der einzelnen Br\u00fcche. Dazu verwendet der Verf. die von ihm reducirte PssTALOZzische Bruchtabelle. Da ich annehme, dafs dieselbe in ihrer Form, wie sie Pestalozzi herausgab, bekannt ist, unterlasse ich eine Beschreibung derselben. Doch m\u00f6chte ich hinzuf\u00fcgen, dafs sie meines Erachtens eines unserer besten Lehrmittel f\u00fcr diesen Zweck darstellt und gegen \u00e4hnliche Arbeiten, wie den ZARTH\u2019schen Bruchrechenapparat, bedeutende Vortheile aufweist, da das zu Grunde liegende Quadrat die M\u00f6glichkeit gew\u00e4hrt, alle elementaren Eigenschaften der Bruchzahlen einem ersch\u00f6pfenden Studium zu unterwerfen. Gleichzeitig m\u00f6chte ich bemerken, dafs ich in der Quinta der hiesigen Realschule mit genanntem Lehrmittel arbeite und die zufriedenstellendsten Resultate erzielt habe. \u2014 Auch Pestalozzi\u2019s \u201eEinheitstabeilej unterzieht der Verf. einer Besprechung. Es ist interessant und zugleich anregend, seine Untersuchungen zu verfolgen, die er, auf dem Boden experimenteller Psychologie stehend, mit den Kindern der Unter-, Mittel- und Oberstufe unternimmt. Dabei kommt er zu dem Ergebnifs, dafs die zweireihig\u00a9 Punktgruppe eine viel g\u00fcnstigere Materie f\u00fcr die Zahlanschauung biete als Pestalozzi\u2019s ein reihige Strichgruppe. Aus dieser Erfahrung heraus hat er dann Pestalozzi\u2019s Einheitstabelle in eine zweireihige Punkttabelle umgeabreitet, deren Verwendung in der Elementarclasse jedenfalls zur Kl\u00e4rung der Zahl-anschauung bedeutend beitragen wird.\nSo kann ich sowohl die vorliegende Schrift als auch beide angef\u00fchrten H\u00fclfsmittel jedem Lehrer, die Bruchtabelle besonders dem Rechenlehrer der h\u00f6heren Schule aufs w\u00e4rmste empfehlen, da ja hier di\u00a9 klar erfafste Rechnung mit gemeinen Br\u00fcchen oft maafsgebend f\u00fcr die weiteren Fortschritte des Sch\u00fclers in der Mathematik ist.\nE. Miethgb (Grofs-Lichterfelde).","page":240}],"identifier":"lit33438","issued":"1902","language":"de","pages":"239-240","startpages":"239","title":"H. Walsemann: J. H. Pestalozzi's Rechenmethode. Historisch-kritisch dargestellt und auf Grund experimenteller Nachpr\u00fcfung f\u00fcr die Unterrichtspraxis erneuert. Mit einer Abb. und zwei Pestalozzi'schen Tabellen. Hamburg, Lef\u00e8vre Nfg. 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