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{"created":"2022-01-31T14:47:02.002377+00:00","id":"lit33440","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"D\u00f6ring, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 30: 310-313","fulltext":[{"file":"p0310.txt","language":"de","ocr_de":"310\nLiteraturbericht\nund ebenfalls Prof, am theologischen Seminar zu Princeton, und wiederum etwas weniger als Jambs Waddell Alexander, abermals Sohn von Archibald Alexander und abermals Prof, am theologischen Seminar zu Princeton. Ob die biographischen Artikel auch durch die Billigung h\u00f6chster Autorit\u00e4ten hindurchgegangen sind, ist aus der Vorrede nicht zu ersehen.\nSodann ist dieser biographische Theil recht unvollst\u00e4ndig. Es w\u00e4re so leicht gewesen, hier mit H\u00fclfe der Indices zu Erdmann oder Uebbbweg allen Anspr\u00fcchen zu gen\u00fcgen, allein sie sind anscheinend nicht benutzt worden. Dabei kann die Eaumfrage f\u00fcr die Auslassungen kaum eine Bolle gespielt haben, denn es sind eine ganze Reihe von Namen aufgenommen, bei denen man sich mit Verwunderung fragt, wie sie hierherkommen, wie die eben erw\u00e4hnten 3 Professoren Alexander und der Historiker Joskphus. Andere sind ber\u00fccksichtigt, w\u00e4hrend nahezu gleichwertige oder gar mehrwertige Namen, an die man durch jene erinnert wird, \u00fcbergangen sind. Campanella und Kopernikus sind vorhanden, Cabdanus und Kepler fehlen; Dionysiu8 der Grofse und J. F. B\u00fcddeus, die f\u00fcr die Philosophie kaum in Betracht kommen, sind vorhanden, Dionysius Areopagita und Br\u00fccker, die f\u00fcr sie recht wohl in Betracht kommen, fehlen. Ohne systematisches Suchen, nur hin- und herbl\u00e4tternd, wie mir die Namen gerade einfielen, konnte ich innerhalb weniger Minuten die folgenden als \u00fcbergangen notiren, bei denen namentlich die Deutschen stark vertreten sind: Bonitz, Buhle, Burdach, Burke, Delboeuf, Dom rich, Fra\u00fcenst\u00e4dt, Galilei, Griesinger, G\u00fcnther, Hartenstein, Hartsen, Hoffbauer, Horwicz, W. v. Humboldt, L. H. Jakob, Laas, und \u2014 kaum glaublich \u2014 Goethe.\nEbbinghaus.\nMax Dessoir. Geschichte 1er aeierea deutschen Psychologie. Bd. I. 2. v\u00f6llig\numgearb. Auflage. 1. Halbband 1897, 2. Halbband 1902. Berlin, Duncker.\nXV u. 626 8.\nDie erste Auflage dieses Bandes erschien 1894 und ist von mir seiner Zeit in dieser Zeitschrift besprochen worden. Der Verf. hat selbst seine Arbeit als verbesserungs- und erg\u00e4nzungsbed\u00fcrftig erachtet. Dafs die Neubearbeitung einen erheblichen Fortschritt darstellt, zeigt schon ein oberfl\u00e4chlicher Einblick. Die Seitenzahl ist von 439 auf 626 gestiegen, die Anordnung ist in tiefgreifender Weise verbessert, wichtige Partien haben eine umf\u00e4nglichere Ausf\u00fchrung erhalten. Die Arbeit hat, wie sie jetzt vorliegt, in ihrem Heranr\u00fccken an die Quellen, in ihrem Hervorsuchen auch an sich minderwerthigen und vergessenen, aber charakteristischen Stoffes, in weitem Umfange den Werth eines Inventars und einer Fundgrube oder doch wenigstens eines Wegweisers selbst in abgelegene Partien einer versunkenen Geistesbewegung. Aber die unendlich schwierige Aufgabe, dieses Chaos in \u00a9inen geschichtlichen, pragmatisch zusammenh\u00e4ngenden Verlauf zu verwandeln, hat der Verf. zu l\u00f6sen auch diesmal nicht unternommen.\nNeu hinzugekommen ist eine \u201eEinleitung\u201c, in der die Entwicklung der Psychologie in der antiken, mittelalterlichen und neueren Philosophie bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts skizzirt wird. (S. 1\u201432.) Bei solchen Skizzen pflegt nicht viel herauszukommen, auiser wenn ihr Verf. den Stoff in ganz ungew\u00f6hnlichem Maafse beherrscht. Das meiste hier Ber\u00fchrte ist","page":310},{"file":"p0311.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n311\nlast ohne jede Bedeutung f\u00fcr die mit Leibniz beginnende Entwickelung. Soll aber einmal berichtet werden, so d\u00fcrfte z. B. Sokrates als Psychologe nicht so banal abgefertigt werden, wie 8. 5 geschieht. Aber ein Theil der hier behandelten Denker, wie Hobbes, Descartes, Spinoza, entbehrt auch der Einwirkung auf das psychologische Denken des 18. Jahrhunderts nicht. Namentlich Descartes anlangend f\u00fchrt der Verf. selbst physiologische Vorstellungen an, die auf ihn zur\u00fcckgehen, doch ohne dafs dies an den betreffenden Stellen betont w\u00fcrde. Da h\u00e4tte doch wohl mehr gethan werden m\u00fcssen I Auch scheint bei Descartes, indem ihm Trennung der immateriellen Seele von den \u201ethierischen Geistern\u201c beigelegt wird (S. 26), ein Mifsver-st&ndnifs des Ausdruckes spiritue animales vorzuliegen. Der hier vorkommende Satz (S. 23): \u201eUnter einer Nachwirkung des mittelalterlichen Terminismus erh\u00e4lt der Geist die Unsicherheit gegen\u00fcber der ihm ganz fremden Aufsenwelt\u201c ist mir unverst\u00e4ndlich geblieben.\nDer Verf. meint S. 3581, die Psychologie stehe im 18. Jahrhundert im Mittelpunkte der Philosophie und zwar \u201eim Dienste der Gl\u00fcckseligkeit\u201c. Ueber diesen Punkt kann man verschiedener Ansicht sein. Jedenfalls kommt es hier auf die Gesammtauffassung an, die man vom Entwicklungsg\u00e4nge der neueren Philosophie \u00fcberhaupt hat, weil man sonst leicht Peripherisches f\u00fcr Wesentliches ansieht. Ich m\u00f6chte eher glauben, dafs auch die Psychologie im 18. Jahrhundert ihre bedeutendsten Impulse von der theologia naturalis der Aufkl\u00e4rung einerseits und von der \u201eMoralit\u00e4t als Bestimmung des Menschen\u201c andererseits erhalten hat.\nDie Anordnung ist im Ganzen dieselbe geblieben : zwei Abschnitte, die den historischen Verlauf in den beiden H\u00e4lften des Jahrhunderts darsteilen, dann eine doxographische Zusammenfassung, dann eine Darstellung der Einwirkungen der Psychologie auf Medicin, Ethik und P\u00e4dagogik, sowie auf Aesthetik, doch hat sich im Einzelnen die Ausdehnung dieser Haupt-theile gegen die erste Auflage nicht unerheblich verschoben.\nW\u00e4hrend dort Leibniz und Wolfe auf 21 Seiten abgemacht waren, ist hier zu diesen beiden Thomasius neu hinzugetreten und den dreien zusammen sind 48 Seiten gewidmet. F\u00fcr eine wirkliche pragmatische Geschichte der Psychologie des 18. Jahrhunderts mtifste meiner Meinung nach der in Leibniz und Wolff liegende Ausgangspunkt dieser Entwickelung noch sch\u00e4rfer herausgearbeitet werden, als es auch in dieser Neubearbeitung geschehen ist. Bei Wolff insbesondere scheint eine Bemerkung von mir in der Besprechung der 1. Aufl. vom Verf. in eigenartiger Weise mifsverstanden worden zu sein. Ich hatte Wolff\u2019s Ausf\u00fchrungen zur pr\u00e4stabilirten Harmonie in den Vern\u00fcnftigen Gedanken von Gott 1. Cap. 5 eine unfreiwillige reductio ad absurdum dieser LEiBNiz\u2019schen Theorie genannt. Nach der angef\u00fchrten Stelle bezog sich diese reductio ad absurdum auf die Erkl\u00e4rung zahlreicher Einzelf\u00e4lle des Wechselverh\u00e4ltnisses von Leib und Seele, in denen die Consequenzen der pr\u00e4stabilirten Harmonie in unfreiwilliger Komik zu Tage treten. Der Verf. jedoch bezieht diese reductio ad absurdum (S. 66) darauf, dafs Wolff die pr\u00e4stabilirte Harmonie auf das Verh\u00e4ltnifs von Leib und Seele beim Menschen einschr\u00e4nkt und dadurch \u201edem LEiBNiz\u2019schen Gedanken den Schmetterlingsstaub abstreift\u201c. Allerdings hat er die Einschr\u00e4nkung auf diesen Specialfall vorgenommen, aber","page":311},{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"312\nLitcraturbcricht.\nbei diesem hat er den Gedanken mit unerschrockener K\u00fchnheit in seinen \u00e4u\u00dfersten Gonsequenzen verfolgt. Der Gedanke der pr\u00e4stabilirten Harmonie erscheint \u00fcberhaupt beim Verf. mehrfach in ungenauer Beleuchtung. So sagt er S. 36 von Leibniz : \u201eLeib und Seele sind nicht k\u00fcnstlich an einander gepa\u00dft, sondern ein einziger Proce\u00df in doppelter oder gar vielfacher Spiegelungu und S. 85 wird das Inkrafttreten des influxes physicus in der Schule Wolff's als Consequenz der dualistischen Fassung der Urelemente hingestellt, w\u00e4hrend diese doch gerade die Schwierigkeit des influxes physicus aufs Aeu\u00dferste steigern mufste. Auch die Bemerkung S. 71, da\u00df (nach Wolff) die Empfindungen auf Vorg\u00e4ngen theils in der Au\u00dfenwelt, theils im Sinnesorgane, theils im Gehirn beruhen, ist unvollst\u00e4ndig und l\u00e4fst den springenden Punkt der Theorie aufser Acht.\nDie Darstellung der auf Wolff folgenden Entwickelung ist von 109 S. auf 275 S. an gewachsen, w\u00e4hrend der doxographische Abschnitt umgekehrt um fast 40 Seiten abgenommen hat. Dies ist eine entschiedene Verbesserung. Dennoch wird dadurch eine eigentlich geschichtliche Darstellung nicht erreicht, und zwar deshalb nicht, weil die hier zur Darstellung kommenden Erscheinungen , namentlich in der Zeit von 1750 an, lediglich nach sachlicher Zusammengeh\u00f6rigkeit in eine grofse Zahl von Rubriken, wie in Schubf\u00e4cher, vertheilt werden. Wir erhalten statt einer chronologisch-pragmatischen Anordnung eine systematisch geordnete Rarit\u00e4tensammlung. Die au\u00dferordentliche Schwierigkeit einer pragmatischen Darstellung ist nicht zu verkennen; aber schon der Versuch w\u00e4re hier verdienstlich gewesen. Und im Falle der Unthunlichkeit w\u00e4re selbst eine ganz \u00e4u\u00dferliche chronologische Anordnung, etwa nach Decennien, wie sie R. M. Metbb seiner Geschichte der deutschen Literatur im 19. Jahrhundert zu Grunde gelegt hat, muthmaa\u00dflich noch lehrreicher gewesen, a\u00df die gew\u00e4hlte Anordnung. Auch der doxographische Abschnitt beh\u00e4lt immer noch, wenn gleich in geringerem Maa\u00dfe, sein Mi\u00dfliches, und immer noch tauchen hier psychologisch bedeutsame Erscheinungen, wie z. B. S. 437 Michael Ionaz Schmidt, neu auf, die vorher in den historischen Abschnitten noch unerw\u00e4hnt geblieben waren.\nDer letzte Abschnitt \u201eWirkungen der deutschen Psychologie im IS. Jahrhundert\u201c ist hinsichlich der Zahl der Rubriken erheblich eingeschr\u00e4nkt, innerhalb der verbleibenden Rubriken dagegen inhaltlich bereichert worden.\nEinzelheiten: S. 2 die Orphiker lie\u00dfen die Seele den K\u00f6rper \u00fcberdauern, ohne sie zugleich mit der Bewu\u00dftseinsth\u00e4tigkeit w\u00e4hrend des Lebens zu belasten. S. 47 Constellation der Gestirne. S. 135 \u201eNapoleon\u2019s europ\u00e4isches Eingreifen trennte dann die Bildung von dem ihr angemessenen Staatsleben\u201c. 301 Petek Poiret (1646\u20141719) fand in Tbbstbbokn (der dem 18. Jahrh. angeh\u00f6rt) \u201eeinen begeisterten Mithelfer\u201c. 8. 304 \u201eAutoreflexion\u201c. Das Wort ist zwar wie Autosuggestion und Automobil gebildet, wird aber dadurch, a\u00df vox hybrida, nicht sch\u00f6ner. Das Automobil nennt der Neugrieche mit richtigem Sprachgef\u00fchl Autokineton.\nDer Verf. stellt (S. 356) f\u00fcr seinen 2. Band, der dem 19. Jahrhundert gewidmet sein wird und ebenfalls in zwei Jahrhunderth\u00e4lften zerfallen soll, einen einleitenden R\u00fcckblick auf das 16. Jahrhundert in Aussicht Da wird","page":312},{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n313\nsich ja dann Gelegenheit bieten, den Entwickelungsgang wenigstens seinen Grundz\u00fcgen nach in ein deutlicheres Licht zu stellen.\nA. D\u00f6ring (Gr.-Lichterfelde).\nF. W. Mott. Tier Vorlesungen an der allgemeinem Pathologie des Xervcniyitem\u00ab,\ngehalten vor dem Royal College of Physicians of London am 19., 21., 26. und 28. Juni 1900. Uebersetzt von Wallach. Mit einem Vorwort von Professor Dr. L. Edinger. Mit 69 Figuren im Text. Wiesbaden. Bergmann. 1902. 112 S. Mk. 4,\u2014.\nVerf. giebt in seinen vier Vorlesungen ein anschauliches Bild \u00fcber das Wesen der Neurontheorie und bespricht eine Reihe wichtiger Fragen aus dem Gebiete der Entwickelungsgeschichte, der Physiologie und Pathologie der Neuren. Die Arbeit bringt viele Details und macht uns mit einer Anzahl originaler Untersuchungen des Verf. und seiner Collegen bekannt, die bis dahin nicht publicirt oder doch nicht allgemein zug\u00e4nglich waren. Darum ist es nicht gut m\u00f6glich, ein ersch\u00f6pfendes Referat zu geben.\nF\u00fcr die Leser dieser Zeitschrift d\u00fcrfte der Hinweis auf folgende Punkte gen\u00fcgen.\nDie Entwickelungsgeschichte des Nervensystems und der Verlauf der secund\u00e4ren Degeneration beweisen die genetische und trophische Unabh\u00e4ngigkeit der nerv\u00f6sen Einheiten, und deshalb bleibt die Neurontheorie trotz aller auf sie gemachten Angriffe noch annehmbar.\nDie am Myelin der Nervenfasern erhobenen positiven und negativen Befunde weisen hin auf die innige Beziehung zwischen Structur und Function. Myelin ist nothwendig zur Function; seine Bildung wird in die Wege geleitet durch Anregung der Function; seine Bildung h\u00e4lt gleichen Schritt mit der Uebung der Function ; und andererseits bewirkt Mangel der Function wieder ein Verschwinden des Myelin, einen R\u00fcckgang zum embryonalen Typus.\nJeder Punkt des centralen Nervensystems ist mindestens in physiologischer, wahrscheinlich auch in anatomischer Verbindung mit jedem anderen Punkte. Der Widerstand gegen die Ausbreitung der Erregung ist ver\u00e4nderlich. Er kann erh\u00f6ht oder herabgesetzt sein, und das erkl\u00e4rt die verschiedenartigsten klinischen Erscheinungen. Das Gesagte gilt auch f\u00fcr functionell verwandte Neuren.\nDie elective Wirkung von Giften macht es wahrscheinlich, dafs den verschiedenen Functionen Abweichungen im chemischen Verhalten entsprechen.\nIndem V. sich ganz auf den Boden der EwNGER'schen Ersatztheorie stellt\u00bb betont er, dafs die verschiedene Localisation desselben Gifts bei den verschiedenen Individuen durch die \u00fcberm\u00e4fsige Arbeit und die damit einhergehende Erm\u00fcdung bestimmter Gehirntheile bedingt ist. Tabes und Paralyse spricht er mit der Mehrzahl der Forscher als prim\u00e4re Degeneration des Nervengewebes an.\nEr befafst sich auch kurz mit der Erblichkeit\u00bb die weniger in einer Vererbung der Krankheit selbst als der Vererbung der Neigung zu nerv\u00f6sen Erkrankungen besteht. Als wichtigste Ursache angeborenen Schwachsinnes","page":313}],"identifier":"lit33440","issued":"1902","language":"de","pages":"310-313","startpages":"310","title":"Max Dessoir: Geschichte der neueren deutschen Psychologie. Bd. I. 2. v\u00f6llig umgearb. Auflage. 1. Halbband 1897, 2. Halbband 1902. Berlin, Duncker. XV u. 626 S.","type":"Journal Article","volume":"30"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:47:02.002382+00:00"}