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R. Sommer: Zur weiteren Entwickelung der wissenschaftlichen Psychiatrie. Sommer's Beiträge zur psychiatrischen Klinik 1 (1), 1-4. 1902

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{"created":"2022-01-31T16:24:22.274285+00:00","id":"lit33448","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schultze, Ernst","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 30: 318-319","fulltext":[{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"318\nLitera\u00eaur\u00e0erieht,\nberichten, dafs sie sich die Stimme einer bekannten Person nicht vorstellen. k\u00f6nnen. Einige berichten, sich keinen Ton vorstellen zu k\u00f6nnen, der zu hoch f\u00fcr sie zu singen sei ; es sei denn, dafs sie sich einen anderen vorstellten, der den Ton singe. Verf. schlierst hieraus auf Unf\u00e4higkeit, die Tonempfindung von den begleitenden Bewegungsempfindungen zu trennen. Er bemerkt dazu in einer Anmerkung, dafs er selber gar keine Geh\u00f6rsvorstellungen besitze, obwohl sein Geh\u00f6r im Allgemeinen gut sei. Eine behauptet, sich nur sehr schwache Ber\u00fchrungsvorstellungen machen zu k\u00f6nnen, w\u00e4hrend vier diese Vorstellungen lebhafter finden als alle anderen. Zwei haben keine Geschmacks Vorstellungen. Zwei haben keine Geruchs-Vorstellungen. Vier dagegen erkl\u00e4ren ihre Geruchsvorstellungen f\u00fcr lebhafter als alle anderen. Eine hat keine Temperaturvorstellungen. Zwei oder drei scheinen keine Vorstellungen von Bewegungsempfindungen zu besitzen. 52 k\u00f6nnen sich den Schmerz eines Dornstichs nicht vorstellen. 71 berichten, dafs sie Furcht, Aerger und andere Gem\u00fcthsbewegungen, die sie in ihrer Kindheit erlebten, wieder nachempfinden k\u00f6nnten. Verf. bemerkt zum Schlufs, dafs fast jedermann mit einiger Anstrengung Vorstellungen aus allen Sinnesgebieten haben k\u00f6nne, wenn auch unter gew\u00f6hnlichen Umst\u00e4nden ein oder zwei Sinnesgebiete vorwiegend in Wirksamkeit treten.\tMax Mbvbb (Columbia, Missouri).\nR. SomiBB, Zur vetteren Entwickelung der vissenechaftlichen Psychiatrie.\nSommer1 s Beitr\u00e4ge zur psychiatrischen Klinik 1 (1), 1\u20144. 1902.\nVerf. entwickelt in dieser Einleitung zu der von ihm herausgegebenen Zeitschrift in kurzen Z\u00fcgen sein Programm, n\u00e4mlich die methodische Analyse der bei den Geisteskranken zu beobachtenden Erscheinungen \u2014 gewissermaafsen eine Fortsetzung seines Lehrbuchs der psycho-patho-logischen Untersuchungsmethoden und dessen Uebertragung in die Praxis.\nAn einzelnen Symptomen soll Reiz und Wirkung unter Beachtung des zeitlichen Ablaufs genau gemessen werden, und so eine exacte Nachpr\u00fcfung und Sichtung der psychiatrischen Symptomatologie erm\u00f6glicht werden. Wichtig ist es, objective und pathognomonische Symptome zu finden. Hierunter fallen motorische Erscheinungen, welche psychische Vorg\u00e4nge begleiten, und die Reflexe in ihrer Abh\u00e4ngigkeit vom Centralnervensystem. Neben den motorischen Aeufserungen von Gehirnvorg\u00e4ngen verdienen Beachtung morphologische Zust\u00e4nde, insbesondere Abnormit\u00e4ten des Sch\u00e4del-baues, sowie vor Allem die psychophysischen Untersuchungen nach der W\u00fcNDT\u2019schen Schule, die schon von Kr\u00e4pelin mit Erfolg in die psychiatrische Klinik eingef\u00fchrt sind.\nAber nicht nur einzelne Symptome, sondern auch ganze Symptomen-complexe in den verschiedenen Phasen einer Krankheit sollen studirt werden. Das ist die Voraussetzung einer wissenschaftlichen Diagnostik und Prognostik. Schliefslich soll auch die Therapie daraus Nutzen ziehen, indem die Diagnose noch mehr Voraussetzung der Therapie werden mufs, als es bisher der Fall war.\nDas ist das weite Programm, das Verf. entrollt; und er verspricht uns damit recht viel. Umsomehr werden wir vom Verf. und seinem Unter-","page":318},{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"Li teraturberich t.\n319\nnehmen nach dem, was er uns bisher schon geboten hat, erwarten d\u00fcrfen,, als er auf die Einheitlichkeit der Methodik seiner Mitarbeiter einen grofsen Werth legt. Denn darin wird man Verf. sicherlich beipflichten m\u00fcssen, dafs die individualistische Art des Producirens, wie sie in den meisten unserer Zeitschriften herrscht, trotz aller ihrer unleugbaren Vorz\u00fcge doch auch den einen grofsen Fehler in sich schliefst, dafs eine Einigung unter den Psychiatern nicht aufkommen kann.\nWie sich Verf. die L\u00f6sung seiner Aufgabe denkt, ergiebt sich aus seinem ersten Aufsatz (Zur Diagnostik und chirurgischen Behandlung des Hydrocephalus internus und der Kleinhirntumoren). Er betont darin nachdr\u00fccklich, dafs Idiotie oft Folge von Hydroc\u00e9phalie ist, die ihrerseits wieder secund\u00e4r bedingt sein kann durch einen Hirntumor, dessen operative Entfernung m\u00f6glich ist.\tErnst Sch\u00fcltze (Andernach).\nJ. Tb\u00fcpeb. Die Anf\u00e4nge der abnormen Erscheinungen Im kindlichen Seelenleben. Altenburg, Bonde, 1902. 32 S. Mk. 0,80.\nUnter dem vorstehenden Titel hat der Verf. auf der IX. Conferenz der Anstalten und Schulen f\u00fcr Schwachsinnige in Elberfeld einen Vortrag gehalten. Er hat die allgemeine Bezeichnung \u201eabnorme Erscheinungen\u201c gew\u00e4hlt, weil ihm die Benennungen \u201eSchwachsinn\u201c, \u201eIdiotie\u201c, \u201eCretinismus\u201c einseitig und zu wenig ersch\u00f6pfend erscheinen. Jedoch scheint er in der Verurtheilung jener Bezeichnungen zu weit zu gehen; denn zur Bezeichnung specieller F\u00e4lle scheinen sie, ganz gleichg\u00fcltig, welches ihre Etymologie sei,, zur Verst\u00e4ndigung nothwendig. Sie sind einmal f\u00fcr bestimmte F\u00e4lle gepr\u00e4gt und durch \u00e4quivalente deutsche Ausdr\u00fccke, wie die meisten wissenschaftlichen Termini, schwerlich ersetzbar. Der Verf. weist zun\u00e4chst darauf hin, dafs Beschr\u00e4nktheit, Unwissenheit, Schw\u00e4che nicht immer nothwendig pathologisch zu sein brauchen, ebensowenig, wie eine langsame Entwickelung der Geisteskr\u00e4fte. Er erinnert dabei an Liebig, Fbommel, Gauss, Dabwix, Helmholtz, welche von ihren Lehrern in ihrer Jugend f\u00fcr der-m&afsen minderwerthig gehalten worden seien, dafs diese ihnen prophezeiten, es w\u00fcrde nichts Gescheites aus ihnen werden. Dem Kef. ist diese Thatsache, was Gauss und Helmholtz anbetrifft, aus deren Lebensabrissen nicht bekannt. Der Verf. erinnert ferner daran, dafs die Begabung, im Gegensatz zu Lombroso, nicht nothwendig pathologisch zu sein braucht, und dafs das Abnorme nicht immer das sittlich Minderwerthige in sich schliefst. Hierbei erw\u00e4hnt er die Ansicht Ferri\u2019s, der sich gegen den Gultus des Normalen wendet, und es als einen Mangel unserer Lehranstalten ansieht, dafs sie lediglich das Normale z\u00fcchten. Nach Ferri sind die grofsen abnormen Geister die eigentlichen F\u00f6rderer des Fortschrittes der Menschheit. Der Verf. giebt Ferri nicht ganz Becht, schliefst sich aber seinem Tadel der Schulen an. Eine Auseinandersetzung hier\u00fcber w\u00fcrde den Rahmen dieses Referates \u00dcberschreiten. Es sei nur darauf aufmerksam gemacht, dafs der Fehler darin zu beruhen scheint, dafs von Febri und von Tr\u00fcper normal mit mittelm\u00e4fsig identiflcirt wird, was durchaus nicht nothwendig ist. Zu beherzigen ist des Weiteren entschieden die Zur\u00fcckweisung der Methode, Schwachbegabte ohne R\u00fccksicht auf ihren krankhaften Zustand zur Erreichung eines Scheines von Wissen zu \u201epressen\u201c.","page":319}],"identifier":"lit33448","issued":"1902","language":"de","pages":"318-319","startpages":"318","title":"R. Sommer: Zur weiteren Entwickelung der wissenschaftlichen Psychiatrie. Sommer's Beitr\u00e4ge zur psychiatrischen Klinik 1 (1), 1-4. 1902","type":"Journal Article","volume":"30"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:24:22.274290+00:00"}

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