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{"created":"2022-01-31T16:21:01.016307+00:00","id":"lit33449","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Weiss","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 30: 319-320","fulltext":[{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"Li teraturberich t.\n319\nnehmen nach dem, was er uns bisher schon geboten hat, erwarten d\u00fcrfen,, als er auf die Einheitlichkeit der Methodik seiner Mitarbeiter einen grofsen Werth legt. Denn darin wird man Verf. sicherlich beipflichten m\u00fcssen, dafs die individualistische Art des Producirens, wie sie in den meisten unserer Zeitschriften herrscht, trotz aller ihrer unleugbaren Vorz\u00fcge doch auch den einen grofsen Fehler in sich schliefst, dafs eine Einigung unter den Psychiatern nicht aufkommen kann.\nWie sich Verf. die L\u00f6sung seiner Aufgabe denkt, ergiebt sich aus seinem ersten Aufsatz (Zur Diagnostik und chirurgischen Behandlung des Hydrocephalus internus und der Kleinhirntumoren). Er betont darin nachdr\u00fccklich, dafs Idiotie oft Folge von Hydroc\u00e9phalie ist, die ihrerseits wieder secund\u00e4r bedingt sein kann durch einen Hirntumor, dessen operative Entfernung m\u00f6glich ist.\tErnst Sch\u00fcltze (Andernach).\nJ. Tb\u00fcpeb. Die Anf\u00e4nge der abnormen Erscheinungen Im kindlichen Seelenleben. Altenburg, Bonde, 1902. 32 S. Mk. 0,80.\nUnter dem vorstehenden Titel hat der Verf. auf der IX. Conferenz der Anstalten und Schulen f\u00fcr Schwachsinnige in Elberfeld einen Vortrag gehalten. Er hat die allgemeine Bezeichnung \u201eabnorme Erscheinungen\u201c gew\u00e4hlt, weil ihm die Benennungen \u201eSchwachsinn\u201c, \u201eIdiotie\u201c, \u201eCretinismus\u201c einseitig und zu wenig ersch\u00f6pfend erscheinen. Jedoch scheint er in der Verurtheilung jener Bezeichnungen zu weit zu gehen; denn zur Bezeichnung specieller F\u00e4lle scheinen sie, ganz gleichg\u00fcltig, welches ihre Etymologie sei,, zur Verst\u00e4ndigung nothwendig. Sie sind einmal f\u00fcr bestimmte F\u00e4lle gepr\u00e4gt und durch \u00e4quivalente deutsche Ausdr\u00fccke, wie die meisten wissenschaftlichen Termini, schwerlich ersetzbar. Der Verf. weist zun\u00e4chst darauf hin, dafs Beschr\u00e4nktheit, Unwissenheit, Schw\u00e4che nicht immer nothwendig pathologisch zu sein brauchen, ebensowenig, wie eine langsame Entwickelung der Geisteskr\u00e4fte. Er erinnert dabei an Liebig, Fbommel, Gauss, Dabwix, Helmholtz, welche von ihren Lehrern in ihrer Jugend f\u00fcr der-m&afsen minderwerthig gehalten worden seien, dafs diese ihnen prophezeiten, es w\u00fcrde nichts Gescheites aus ihnen werden. Dem Kef. ist diese Thatsache, was Gauss und Helmholtz anbetrifft, aus deren Lebensabrissen nicht bekannt. Der Verf. erinnert ferner daran, dafs die Begabung, im Gegensatz zu Lombroso, nicht nothwendig pathologisch zu sein braucht, und dafs das Abnorme nicht immer das sittlich Minderwerthige in sich schliefst. Hierbei erw\u00e4hnt er die Ansicht Ferri\u2019s, der sich gegen den Gultus des Normalen wendet, und es als einen Mangel unserer Lehranstalten ansieht, dafs sie lediglich das Normale z\u00fcchten. Nach Ferri sind die grofsen abnormen Geister die eigentlichen F\u00f6rderer des Fortschrittes der Menschheit. Der Verf. giebt Ferri nicht ganz Becht, schliefst sich aber seinem Tadel der Schulen an. Eine Auseinandersetzung hier\u00fcber w\u00fcrde den Rahmen dieses Referates \u00dcberschreiten. Es sei nur darauf aufmerksam gemacht, dafs der Fehler darin zu beruhen scheint, dafs von Febri und von Tr\u00fcper normal mit mittelm\u00e4fsig identiflcirt wird, was durchaus nicht nothwendig ist. Zu beherzigen ist des Weiteren entschieden die Zur\u00fcckweisung der Methode, Schwachbegabte ohne R\u00fccksicht auf ihren krankhaften Zustand zur Erreichung eines Scheines von Wissen zu \u201epressen\u201c.","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"320\nLitera turbericht.\nDer Verdacht eines krankhaften Zustandes ist nach dem Verf. dann gerechtfertigt, wenn ein auffallendes Sinken der intellectuellen und moralischen F\u00e4higkeiten eintritt, im Gegensatz zu einem fr\u00fcheren normalen Zustande , besonders in F\u00e4llen erblicher Belastung. Dieses Kennzeichen scheint allerdings sehr allgemein, l\u00e4fst sich aber schwerlich genauer formuliren.\nSodann wird auf den Ursprung der abnormen Erscheinungen aufmerksam gemacht. Sie k\u00f6nnen erworben sein. Dabei spielen die Nerven angreifende Krankheiten, Alkohol, Ueberanstrengung eine Rolle. Sie k\u00f6nnen ererbt sein, auch hierbei wird, neben sonstiger krankhafter Belastung, auf die Wirkung des Alkohols und der Syphilis hingewiesen.\nAls wichtige Epochen f\u00fcr den Eintritt gilt schon im S\u00e4ughngsalter die Zeit des Zahnens, sp\u00e4ter der Eintritt in die Schule, endlich die Pubert\u00e4t\nEndlich wird f\u00fcr die Einrichtung besonderer Erziehungsanstalten f\u00fcr Minderwerthige plaidirt und die Mitarbeit aller an der Erziehung der Jugend betheiligter Kreise an dem Studium der abnormen Kindesseele ge fordert.\nDer Vortrag sollte im Wesentlichen eine Anregung zu diesem Studium sein, und diesen Zweck erf\u00fcllt er zweifellos.\nWeibs (Grofs-Lichterfelde).\nWilliam Wade. The Deaf-Blind. Indianapolis (Indiana). Hecker Brthrs. 1901.80S.\nVerf. berichtet in Wort und Bild \u00fcber 72 Taubblinde in den Vereinigten Staaten und Canada, von denen noch 60 am Leben sind und sich einer p\u00e4dagogischen Behandlung erfreuen. Mr. Wade schildert die Untere richtsmethoden, welche bis jetzt bei den hier in Rede stehenden Dreisinnigen zur Anwendung gebracht wurden und discutirt die Frage, ob Ungl\u00fcckliche dieser Art besser in Taubstummen- oder Blindeninstituten, ob sie vorteilhafter von m\u00e4nnlichen oder weiblichen Personen unterrichtet und erzogen werden. Wir k\u00f6nnen diesen Fragen um so weniger Bedeutung beimessen, als das Zusammentreffen von Taubheit und Blindheit immerhin zu den Seltenheiten geh\u00f6rt und der Unterricht dieser ungl\u00fccklichen Personen, wenn er nur einigen Erfolg verb\u00fcrgen soll, stets Einzelunterricht sein wird, so dafs das einzelne Kind stets eine volle Lehrkraft erfordert Au\u00dferdem sind die in den letzten Jahren ver\u00f6ffentlichten Berichte \u00fcber Unterrichtserfolge bei Taubblinden mit gr\u00f6fster Vorsicht aufzunehmen. Wo die Fenster und Th\u00fcren zum menschlichen Geiste verschlossen sind, da wird die p\u00e4dagogische Kunst in den meisten F\u00e4llen sich ohnm\u00e4chtig erweisen. Kr\u00fcppelheime und Versorgungsanstalten d\u00fcrften die geeignetsten Zufluchtsorte f\u00fcr Taubblinde bleiben.\tHeidsiek (Breslau).","page":320}],"identifier":"lit33449","issued":"1902","language":"de","pages":"319-320","startpages":"319","title":"J. Tr\u00fcper: Die Anf\u00e4nge der abnormen Erscheinungen im kindlichen Seelenleben. Altenburg, Bonde, 1902. 32 S.","type":"Journal Article","volume":"30"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:21:01.016313+00:00"}