Open Access
{"created":"2022-01-31T14:47:43.239731+00:00","id":"lit33466","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ament","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 30: 455-456","fulltext":[{"file":"p0455.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n455\nlichee Aussprachen sowie als Association von W\u00f6rtern, die mit dem ge^ zeigten besonders h\u00e4ufig oder zu einem gef\u00fchlsbetonten Ganzen, z. B. rhythmisch, verbunden sind. Im zweiten Fall constatirt er eine Tendenz zur Verkn\u00fcpfung des gegebenen Wortes mit dem vorausgehenden oder zur Erg\u00e4nzung des Sinnes durch das Folgende, ferner Gefallen oder Mifsfallen bei Uebereinstimmung oder Nicht\u00fcbereinstimmung des Folgenden mit dem Erwarteten dem Sinne nach, Ueber die Hauptfrage, wie n\u00e4mlich der Sinn im Bewufstsein repr\u00e4sentirt sei, erhalten wir freilich keine befriedigende Auskunft. Wir erfahren nur, dafs das Lesen sich h\u00e4ufig ohne sinnliche Bilder von dem, worauf sich die W\u00f6rter beziehen, in optischen und akustisch - motorischen Wort* und Satzeinheiten, wie sie durch Associationen geschaffen werden, vollzieht.\nZum Schl\u00fcsse zieht Verf. einige praktische Consequenzen hinsichtlich einer zweckm\u00e4fsigeren Einrichtung des Buchdrucks, ja sogar hinsichtlich der Stilistik, die schon deshalb kaum eine besonders weitgehende Ber\u00fccksichtigung finden werden, weil die Geschwindigkeit des Lesens nicht, wie er vorauszusetzen scheint, der einzige Gesichtspunkt ist, von dem man bei der Ausstattung von B\u00fcchern oder gar bei der Beurtheilung des Stils auszugehen pflegt.\tDure (Leipzig).\nE, Martinax. Psychologische Untersuchungen sur Bedeutungslehre; Leipzig, Barth. 1901. 98 S. Mk. 3,00.\nVerf. untersucht zuerst Begriff und Wesen des Bedeutens im Allgemeinen (\u00a7 1\u20146), um schlie\u00fcslich in dessen Voraussetzung im letzten Abschnitt (\u00a7 7) den besonderen Fall des sprachlichen Bedeutens einer Betrachtung zu unterwerfen.\nBedeuten ist ihm \u201edie durch die entsprechenden psychischen Daten der Abfolge vermittelte Zuordnung zweier objectiver Thatbest\u00e4nde\u201c (\u201eA bedeutet Bu). Der psychisch fr\u00fcher gegebene dieser Thatbest\u00e4nde (A) heilst in der Regel das Zeichen, der psychisch sp\u00e4tere (B) die Bedeutung (S. 12).\nEs giebt viele F\u00e4lle von Bedeuten, die man in verschiedene Gruppen bringen kann.\nSo l\u00e4fst sich vor Allem einmal die Gruppe jener F\u00e4lle unterscheiden (8. 7ff.), \u201ewo die objective Zuordnung von A und B darin gegeben ist, dafs zwischen ihnen reines naturgesetzliches Causalverh\u00e4ltnifs oder noch allgemeiner: noth wendiger, gesetzlicher Zusammenhang besteht\u201c (reales Bedeuten) und die, \u201ewo Absicht, Zweck, planm\u00e4fsiges Vorgehen zu finden ist, die des Zeichengebens im strengeren Sinne\u201c (finales Bedeuten).\nUnter einem anderen Gesichtspunkte lassen sich die Zeichen in solche Scheiden (19f.), bei denen \u201ein dem Empf\u00e4nger durch das Zeichen ein Wissen um irgend einen Thatbestand hervorgerufen\u201c (mittheilende Zeichen) und in solche, bei denen \u201eein physisches oder psychisches Thun angeregt wird\u201c (begehrende Zeichen).\nDie realen Zeichen sind s\u00e4mmtliche mittheilende, die finalen mittheilende oder begehrende.\nDie Zeichen, mit denen der Zeichengeber im Empf\u00e4nger eine bestimmte Absicht erreichen will, sind schliefslich entweder nat\u00fcrliche","page":455},{"file":"p0456.txt","language":"de","ocr_de":"456\nIA teraturberkht.\noder k\u00fcnstliche (\u00a7 2). Das Wort \u201enat\u00fcrlich\u201c kann hier 3 Bedeutungen haben :\na von selbst verst\u00e4ndlich,\nb naturgesetzlicher oder \u00fcberhaupt nothwendiger \u00e4ufserer Zusammenhang,\nc innerer Zusammenhang, Aehnlichkeit ; das Wort \u201ek\u00fcnstlich\u201c ebenso negativ :\na was nicht von selbst verst\u00e4ndlich ist,\nb\" wo kein nothwendiger \u00e4ufserer Zusammenhang besteht,\nc was keinerlei inhaltliche Aehnlichkeit aulweist.\nPsychologisch ist das Bedeuten ein Reproductionsvorgang. Das psychische Band, welches Zeichen und Bedeutung verkn\u00fcpft, ist die durch ein Urtheil vermittelte (\u201ejudici\u00f6se\u201c) Association.\nDas sprachliche Bedeuten ist schlie\u00dflich ein Speciallall des Be~ deutens \u00fcberhaupt. Hinsichtlich des ersten Gesichtspunktes, unter welchem die F\u00e4lle von Bedeuten gruppirt wurden, geh\u00f6rt es der Hauptsache nach in das Gebiet finalen Bedeutens; nur ein kleiner Ausschnitt, die echten und die unechten Interjectionen, lallen, soweit sie instinct! v-psychomotorisch ausgesprochen werden, in das Gebiet realen Bedeutens. Hinsichtlich des zweiten Gesichtspunktes kann man von einem mittheilenden und begehrenden Sprechen reden. Hinsichtlich des dritten h\u00e4tten wir f\u00fcr die Mehrzahl unserer sprachlichen Zeichen die Charakteristik a b' c anzuwenden.\nDer Untersuchung soll eine speciell sprachliche Bedeutungslehre in B\u00e4lde nachfolgen.\nAls ein erfreuliches ZeugniTs daf\u00fcr, dafs die Sprachwissenschaft immer mehr F\u00fchlung mit der Psychologie zu gewinnen sucht, ist diese Untersuchung dankbarst zu begr\u00fc\u00dfen. Sie werden beide Gewinn davon haben.\n___________ Amemt (W\u00fcrzburg).\nL. Hibschlaff. (Feber die tackt 1er filier. Zeitwehr. f. p\u00e4d. PwychoL u.\nPathol. I (4), 296\u201431\u00f6. 1901; 4 (1), 39\u201456; (2), 141\u2014156. 1902.\nDer Werth dieser Artikelserie \u00fcber die Furcht, insbesondere die der Kinder, beruht vor Allem darin, da\u00df der Verf. ein besonnenes psychologisches Urtheil mit medicinischer Praxis und warmem p\u00e4dagogischen Interesse vereint. Der erste Artikel behandelt die allgemeinen Grundlagen einer Theorie der Furcht, die H. mit Aristoteles definirt als ein Unlustgef\u00fchl, welches sich gr\u00fcndet auf die Erwartung einer bevorstehenden Gefahr. Mit diesem Hineinnehmen eines intellectuelle! Factors in die Definition wendet er sich gegen die physiologische Affecttheorie von James und Lange und schliefst sich Stocff an. Sowie hier seine kritische Stellung* n\u00e4hme Zustimmung verdient, so auch bei der Verurtheilung der statistischen Methode (Botet, Stanley Hall), welche auf herumgesandte Fragenbogen eine Psychologie der Furcht gr\u00fcnden will, und bei der Ablehnung der Ver-erbungstheorie (Spencer, Stanley Hall), die da meint, dafs es angeborene Furchtinhalte (wie Dunkelheit, wilde Thiere) gebe, welche ihren Ursprung in Erfahrungen unserer menschlichen oder gar noch thierischen Vorfahren haben. (Den von H. aus der Littermtur gebrachten Belegen daf\u00fcr, dafs es","page":456}],"identifier":"lit33466","issued":"1902","language":"de","pages":"455-456","startpages":"455","title":"E. Martinak: Psychologische Untersuchungen zur Bedeutungslehre. Leipzig, Barth. 1901. 98 S.","type":"Journal Article","volume":"30"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:47:43.239736+00:00"}