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{"created":"2022-01-31T16:23:49.475296+00:00","id":"lit33467","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Stern, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 30: 456-457","fulltext":[{"file":"p0456.txt","language":"de","ocr_de":"456\nIA teraturberkht.\noder k\u00fcnstliche (\u00a7 2). Das Wort \u201enat\u00fcrlich\u201c kann hier 3 Bedeutungen haben :\na von selbst verst\u00e4ndlich,\nb naturgesetzlicher oder \u00fcberhaupt nothwendiger \u00e4ufserer Zusammenhang,\nc innerer Zusammenhang, Aehnlichkeit ; das Wort \u201ek\u00fcnstlich\u201c ebenso negativ :\na was nicht von selbst verst\u00e4ndlich ist,\nb\" wo kein nothwendiger \u00e4ufserer Zusammenhang besteht,\nc was keinerlei inhaltliche Aehnlichkeit aulweist.\nPsychologisch ist das Bedeuten ein Reproductionsvorgang. Das psychische Band, welches Zeichen und Bedeutung verkn\u00fcpft, ist die durch ein Urtheil vermittelte (\u201ejudici\u00f6se\u201c) Association.\nDas sprachliche Bedeuten ist schlie\u00dflich ein Speciallall des Be~ deutens \u00fcberhaupt. Hinsichtlich des ersten Gesichtspunktes, unter welchem die F\u00e4lle von Bedeuten gruppirt wurden, geh\u00f6rt es der Hauptsache nach in das Gebiet finalen Bedeutens; nur ein kleiner Ausschnitt, die echten und die unechten Interjectionen, lallen, soweit sie instinct! v-psychomotorisch ausgesprochen werden, in das Gebiet realen Bedeutens. Hinsichtlich des zweiten Gesichtspunktes kann man von einem mittheilenden und begehrenden Sprechen reden. Hinsichtlich des dritten h\u00e4tten wir f\u00fcr die Mehrzahl unserer sprachlichen Zeichen die Charakteristik a b' c anzuwenden.\nDer Untersuchung soll eine speciell sprachliche Bedeutungslehre in B\u00e4lde nachfolgen.\nAls ein erfreuliches ZeugniTs daf\u00fcr, dafs die Sprachwissenschaft immer mehr F\u00fchlung mit der Psychologie zu gewinnen sucht, ist diese Untersuchung dankbarst zu begr\u00fc\u00dfen. Sie werden beide Gewinn davon haben.\n___________ Amemt (W\u00fcrzburg).\nL. Hibschlaff. (Feber die tackt 1er filier. Zeitwehr. f. p\u00e4d. PwychoL u.\nPathol. I (4), 296\u201431\u00f6. 1901; 4 (1), 39\u201456; (2), 141\u2014156. 1902.\nDer Werth dieser Artikelserie \u00fcber die Furcht, insbesondere die der Kinder, beruht vor Allem darin, da\u00df der Verf. ein besonnenes psychologisches Urtheil mit medicinischer Praxis und warmem p\u00e4dagogischen Interesse vereint. Der erste Artikel behandelt die allgemeinen Grundlagen einer Theorie der Furcht, die H. mit Aristoteles definirt als ein Unlustgef\u00fchl, welches sich gr\u00fcndet auf die Erwartung einer bevorstehenden Gefahr. Mit diesem Hineinnehmen eines intellectuelle! Factors in die Definition wendet er sich gegen die physiologische Affecttheorie von James und Lange und schliefst sich Stocff an. Sowie hier seine kritische Stellung* n\u00e4hme Zustimmung verdient, so auch bei der Verurtheilung der statistischen Methode (Botet, Stanley Hall), welche auf herumgesandte Fragenbogen eine Psychologie der Furcht gr\u00fcnden will, und bei der Ablehnung der Ver-erbungstheorie (Spencer, Stanley Hall), die da meint, dafs es angeborene Furchtinhalte (wie Dunkelheit, wilde Thiere) gebe, welche ihren Ursprung in Erfahrungen unserer menschlichen oder gar noch thierischen Vorfahren haben. (Den von H. aus der Littermtur gebrachten Belegen daf\u00fcr, dafs es","page":456},{"file":"p0457.txt","language":"de","ocr_de":"Literatur bericht\n457\nangeborene Furcht vor bestimmten Objeeten nicht gebe, kann ich aus Eigenem hinzuf\u00fcgen, dais mein von Geburt an ununterbrochen psychologisch beobachtetes T\u00f6chterchen noch im Alter von 1 */t Jahren keine Spur von Furcht zeigte beim Hineinlaufen in ein dunkles Zimmer oder beim pl\u00f6tzlichen Ausl\u00f6schen des Lichtes, ebensowenig, als es mit 2 Jahren zum ersten Male im zoologischen Garten den wilden Thieren, Eleph&nten u. s. w. gegen\u00fcberstand. Ref.) Nicht der Furchtinhalt vererbt sich, h\u00f6chstens die allgemeine Disposition der Furchtsamkeit. Des weiteren behandelt der erste Artikel Grade und Arten der Furcht und ihre Abh\u00e4ngigkeit von Alter und Geschlecht\nDer zweite Aufsatz giebt eine Casuistik von Furchtph\u00e4nomenen mit zahlreichen Beispielen aus Literatur und Praxis: die Todesfurcht, die Err\u00f6tungsfurcht (deren Heilbarkeit auf psychotherapeutischem Wege er schildert), die Sch\u00fcchternheit, die Furchtzust\u00e4nde der Geisteskranken und Nerv\u00f6sen u. a. m.\nDer dritte Artikel scheidet mit Recht zwischen normaler Furcht, die der Gefahr angemessen ist und eine unver\u00e4ufserliche und h\u00f6chst werthvolle Eigenschaft der Seele bildet, und der \u00fcbertriebenen oder krankhaften Furcht, der es p\u00e4dagogisch vorzubeugen und zu widerstehen gilt. In letzterer Absicht er\u00f6rtert H. der Reihe nach ihre verschiedenartigen Entstehungsbedingungen : k\u00f6rperliche, wie Schw\u00e4chlichkeit, Alkoholgenufsu. s. w., seelische, wie mangelhafte Wahrnehmungsf\u00e4higkeit, mangelhaftes Wissen, Wirkung von Erz\u00e4hlungen und Lect\u00fcre (\u201eAmmenm\u00e4rchen\u201c), mangelnde Urtheilskraft und schwachen Charakter, und zeigt, wie die Erziehung ihnen entgegenarbeiten m\u00fcsse. Ein Literaturverzeichnifs von 39 Nummern schliefst die Arbeit.\tW. Stern (Breslau).\nM. L. G\u00e9rard -Varet. Le Jeu chez l\u2019homme et chex lea animaux. Rev. scient 17 (16), 486-491. 1902.\nDie vortrefflichen B\u00fccher unseres K. Groob, von welchen das \u00e4ltere \u00fcber das Spiel der Thiere soeben auch in franz\u00f6sischer Sprache erschien, haben in Frankreich grofses Interesse wachgerufen. Davon zeugt auch der vorliegende Artikel, der in der Hauptsache in den Bahnen Groos* wandelt und das Spiel f\u00fcr eine Entladung (ph\u00e9nom\u00e8ne de d\u00e9tente) des Energie\u00fcberschusses bei Menschen und Thieren im Sinne illusionirter Zwecke erkl\u00e4rt. Die Eintheilung in Bewegungs- und Phantasiespiele (jeu \u00e0 base de r\u00eave), von welchen die Ersteren socialitateurs, die Letzteren isolateurs seien, ist bekannt, unseres Wissens neu ist dagegen die Unterscheidung von Thier-Spielen vor und nach der P\u00e4rchenbildung. Ein Detail verdient Erw\u00e4hnung : Groos verf\u00fcgte \u00fcber keinen v\u00f6llig sichergestellten Fall des Puppen - Spieles bei Thieren. G\u00e9rard-Varet erz\u00e4hlt einen solchen. Eine fsolirt aufgezogene H\u00fcndin habe einen Brotklumpen wie ein Junges behandelt und das S\u00e4ugen und W\u00e4rmen daran markirt. \u2014\nF\u00fcr das menschliche Spiel ist nach den zutreffenden Er\u00f6rterungen des Verf. auch die lustf\u00f6rdernde Wirkung der Gefahr und des Zufalles bei der Realisirung des Spielzweckes charakteristisch.\nKreibig (Wien).","page":457}],"identifier":"lit33467","issued":"1902","language":"de","pages":"456-457","startpages":"456","title":"L. Hirschlaff: Ueber die Furcht der Kinder. Zeitschr. f. p\u00e4d. Psychol. u. Pathol. 3 (4), 296-315. 1901; 4 (1), 39-56; (2), 141-156. 1902","type":"Journal Article","volume":"30"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:23:49.475302+00:00"}