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{"created":"2022-01-31T16:31:14.793854+00:00","id":"lit33478","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Platzhoff-Lejeune","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 30: 465-466","fulltext":[{"file":"p0465.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n465\nLad. Haskovec. Contribution \u00e0 la connaissance des id\u00e9es obs\u00e9dantes. Bevue\nneurolog. 9 (7), 330\u2014349. 1901.\nDie kleine Arbeit besch\u00e4ftigt sich mit dem Wesen und der nosologischen Stellung der Zwangsvorstellungen, \u00fcber deren Eigenart seit Griesingeh\u2019s und Westphal\u2019s grundlegenden Beobachtungen viel discutirt wird. Beruhen sie auf prim\u00e4rer St\u00f6rung des Vorstellungs- oder des Affectlebens ? Sind sie den zwangsm\u00e4fsigen Angstzust\u00e4nden, sogen. Phobien, verwandt oder gar wesensgleich?\nVerf. hat 100 in Frage kommende Krankheitsf\u00e4lle durchmustert und bei der grofsen Mehrzahl dieser den Affect als die Ursache festgestellt; nur f\u00fcr wenige F\u00e4lle blieb die Entscheidung unsicher. Die urspr\u00fcngliche Trennung im Sinne der deutschen Autoren soll daher aufrecht erhalten bleiben, im Gegensatz zu der Lehre von Pitbes und R\u00e9gus, welche Zwangsvorstellung und Phobie einander gleichsetzen. Verf. giebt an der Hand von 5 Beispielen eine der herrschenden Auffassung etwa entsprechende Eintheilung.\tKalmus (L\u00fcbeck).\nE. Clapar\u00e8de. L\u2019obsession de la rongeur \u00e0 propos d\u2019an cas d\u2019\u00e9reutophobie.\nArch, de psychol. de la Suisse romande 1 (3), S. 307\u2014334. 1902.\nEs handelt sich hier zun\u00e4chst um Pr\u00e4gung des Terminus. Eulenbubq schlug Rubor essentialia vor, Pitres und Regis Erythrophobie, Boucher Erythemophobie. Darauf nahmen Pitras und Regis schliefslich die letztere Bezeichnung als g\u00fcltig f\u00fcr die \u201eFurcht vor der rothen Farbe\u201c an und be-zeichneten die \u201eFurcht vor der Gesichtsr\u00f6the\u201c als Ereuthophobie, gegen Friedl\u00e4nder, der an der Erythrophobie festh\u00e4lt. \u2014 Es ist gut, dafs die alten Griechen stumm und die neuen geduldig sind: sind wir doch in keiner Sprache so freigebig und schnellfertig mit Neologismen, als in der hellenischen! Woher nehmen nur einige Gelehrten das Recht, sie als todte Sprache zu bezeichnen? Sie ist im Gegentheil wieder so lebendig geworden, dafs die Alten unsere hellenisirenden Aerzte und Psychologen schwerlich noch verstanden.\nUm die Furcht vor der Gesichtsr\u00f6the handelt es sich also, nicht um diese selbst, und hier liegt das eigentliche Problem. Erzeugt die Furcht die R\u00f6the, oder die R\u00f6the die Furcht? Was ist Ursache, was Wirkung? Clapar\u00e8de m\u00f6chte sich hier nur f\u00fcr den Einzelfall so oder anders entscheiden und besonders das Element der Scham, d. h. die Bewufstheit der R\u00f6the, die meist durch tactlose Bemerkungen aus der Umgebung gen\u00e4hrt wird, mit in Betracht ziehen. Angenommen, die R\u00f6the sei prim\u00e4r, die Furcht secund\u00e4r, was wohl die Mehrzahl der F\u00e4lle ausmachen wird, so steigert doch jedenfalls die Furcht vor der R\u00f6the das physische Ph\u00e4nomen, ebenso wie die Gleichg\u00fcltigkeit diesem letzteren gegen\u00fcber abschw\u00e4chend darauf einwirkt. Die Heilungsversuche h\u00e4tten demnach in den meisten F\u00e4llen auf der psychologischen Seite einzusetzen und dem Patienten das h\u00e4ufige Vorkommen und die Bedeutungslosigkeit seines Leidens klar zu machen, um in ihm das Gef\u00fchl der Gleichg\u00fcltigkeit seiner Umgebung gegen\u00fcber zu st\u00e4rken. Was hier durch Unwissenheit und R\u00fccksichtslosigkeit .selbst durch nahestehende Angeh\u00f6rige verschuldet wird, ist. unberechenbar.\nWie intensiv, bis zum Selbstmord treibend, das Leiden ist und wie\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 30.\t30","page":465},{"file":"p0466.txt","language":"de","ocr_de":"466\nLitera turberich t\nausschliefslich es in seinen acuten Stadien von der beobachtenden Umgebung bestimmt wird, zeigen die von Clapar\u00e8de angef\u00fchrten 40 Beispiele aus der fachgen\u00f6ssischen Literatur, zu denen er in eingehender Analyse und aus pers\u00f6nlicher Beobachtung ein Neues f\u00fcgt. Danach sind 83% der Ereuthopholen durch das gleiche Leiden erblich belastet ; \u00f6 konnten geheilt werden, 3 durch Hypnose, 2 durch Aussprache und \u00e4rztliches Zureden-Onanie war zu 22%, Blenorrhagie und Schwangerschaft in etwas geringerem Maafse Begleiterscheinung. Auch aus dem Durchschnittsalter der Kranken (78% waren 11\u201424 Jahre alt) erhellt die sexuelle Mitbedingtheit des Ph\u00e4nomens der Ereuthophobie.\tPlatzhoff * Le jeune (Tour-de-Peilz).\nFr\u00e9d\u00e9ric Qubybat. La logique chex l'enfant et sa culture. Etude de Psyche\u00bb legte appliqu\u00e9e. Paris, Alcan. 1902. 157 S.\nDie vorliegende Abhandlung \u00fcber die Logik im Kindesalter bildet den Abschlufs einer Serie von Monographien desselben Yerf.\u2019s, welche die Einbildungskraft, die Abstraction, die Charaktere und die moralische Erziehung betreffen. Q\u00fcbyrat er\u00f6rtert in dem soeben erschienenen letzten Band die Entwickelung der logischen F\u00e4higkeiten des Kindes in drei Stufen, die er P\u00e9riode sensitive (wohl auch affective), P\u00e9riode de la pens\u00e9e spontan\u00e9e und P\u00e9riode de la pens\u00e9e r\u00e9fl\u00e9chie nennt. Die erste Periode dauert etwa bis zum dritten Lebensjahre und ist durch ein Denken in Wahrnehmungsbildern, die starke Gef\u00fchlsbetonung aufweisen, charakterisirt. Das Denken in Bildern hat das Kind zun\u00e4chst mit dem Thiere gemein, es erhebt sich jedoch alsbald \u00fcber die intellectuelle Stufe des Letzteren durch eine besondere F\u00e4higkeit, die ihm bekannt gewordenen Lautzeichen auf viele Objecte derselben Art zu beziehen, w\u00e4hrend der thierische Verstand \u00fcber die Verbindung von Einzellautzeichen mit einem speciellen Einzelobject nicht, oder nur wenig hinauskommt. Damit ist aber f\u00fcr das Kind die Bedingung des Verst\u00e4ndnisses der Sprache realisirt, deren Aneignung die haupts\u00e4chlichste Errungenschaft der zweiten Entwickelungsperiode, jener des spontanen Denkens, darstellt. Den Beginn der dritten Periode (der Reflexion) setzt der Verf. zwischen das siebente und neunte Jahr je nach der personellen Variation; Mme. Neckeb de Saussure, die vielfach citirt wird, hatte hierf\u00fcr das 8. Jahr, Rousseau erst das 11. und 12. Jahr angenommen, w\u00e4hrend die volksth\u00fcmliche Meinung geneigt iBt, schon das 7. Lebensjahr f\u00fcr den Anfangszeitpunkt des reflexiven Denkens anzusehen. Auf dieser Entwickelungsstufe wird die umgebende Welt durch die Begriff\u00a9 der Identit\u00e4t, der Substanz, der Ursache und des Zweckes zu erfassen gesucht Das Schliefsen nach der Analogie der zweiten Epoche macht einer regelrechten Induction und Deduction Platz. Auch wird die anf\u00e4nglich stark anthropomorphische und anthropocentrische Deutung der Aufsendinge und Zusammenh\u00e4nge allm\u00e4hlich von der objectiv-causalen verdr\u00e4ngt, wodurch der Uebergang des kindlichen Denkens zum reifen gekennzeichnet iBt.\nEin lesenswerther Abschnitt handelt \u00fcber die Typen der Kinder in logischer Hinsicht. Auch die Er\u00f6rterungen, welche die Erziehung des kindlichen Verstandes betreffen (wobei namentlich der Mathematik eine grofse Rolle einger\u00e4umt wird), verdienen Beachtung. Im Allgemeinen kann der Ref. nicht finden, dafs die Einsicht in das Entstehen und erste Reifen der","page":466}],"identifier":"lit33478","issued":"1902","language":"de","pages":"465-466","startpages":"465","title":"E. Clapar\u00e8de: L'obsession de la rougeur \u00e0 propos d'un cas d'\u00e9reutophobie. Arch. de psychol. de la Suisse romande 1 (3), S. 307-334. 1902","type":"Journal Article","volume":"30"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:31:14.793860+00:00"}