Open Access
{"created":"2022-01-31T16:31:26.273035+00:00","id":"lit33479","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kreibig","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 30: 466-467","fulltext":[{"file":"p0466.txt","language":"de","ocr_de":"466\nLitera turberich t\nausschliefslich es in seinen acuten Stadien von der beobachtenden Umgebung bestimmt wird, zeigen die von Clapar\u00e8de angef\u00fchrten 40 Beispiele aus der fachgen\u00f6ssischen Literatur, zu denen er in eingehender Analyse und aus pers\u00f6nlicher Beobachtung ein Neues f\u00fcgt. Danach sind 83% der Ereuthopholen durch das gleiche Leiden erblich belastet ; \u00f6 konnten geheilt werden, 3 durch Hypnose, 2 durch Aussprache und \u00e4rztliches Zureden-Onanie war zu 22%, Blenorrhagie und Schwangerschaft in etwas geringerem Maafse Begleiterscheinung. Auch aus dem Durchschnittsalter der Kranken (78% waren 11\u201424 Jahre alt) erhellt die sexuelle Mitbedingtheit des Ph\u00e4nomens der Ereuthophobie.\tPlatzhoff * Le jeune (Tour-de-Peilz).\nFr\u00e9d\u00e9ric Qubybat. La logique chex l'enfant et sa culture. Etude de Psyche\u00bb legte appliqu\u00e9e. Paris, Alcan. 1902. 157 S.\nDie vorliegende Abhandlung \u00fcber die Logik im Kindesalter bildet den Abschlufs einer Serie von Monographien desselben Yerf.\u2019s, welche die Einbildungskraft, die Abstraction, die Charaktere und die moralische Erziehung betreffen. Q\u00fcbyrat er\u00f6rtert in dem soeben erschienenen letzten Band die Entwickelung der logischen F\u00e4higkeiten des Kindes in drei Stufen, die er P\u00e9riode sensitive (wohl auch affective), P\u00e9riode de la pens\u00e9e spontan\u00e9e und P\u00e9riode de la pens\u00e9e r\u00e9fl\u00e9chie nennt. Die erste Periode dauert etwa bis zum dritten Lebensjahre und ist durch ein Denken in Wahrnehmungsbildern, die starke Gef\u00fchlsbetonung aufweisen, charakterisirt. Das Denken in Bildern hat das Kind zun\u00e4chst mit dem Thiere gemein, es erhebt sich jedoch alsbald \u00fcber die intellectuelle Stufe des Letzteren durch eine besondere F\u00e4higkeit, die ihm bekannt gewordenen Lautzeichen auf viele Objecte derselben Art zu beziehen, w\u00e4hrend der thierische Verstand \u00fcber die Verbindung von Einzellautzeichen mit einem speciellen Einzelobject nicht, oder nur wenig hinauskommt. Damit ist aber f\u00fcr das Kind die Bedingung des Verst\u00e4ndnisses der Sprache realisirt, deren Aneignung die haupts\u00e4chlichste Errungenschaft der zweiten Entwickelungsperiode, jener des spontanen Denkens, darstellt. Den Beginn der dritten Periode (der Reflexion) setzt der Verf. zwischen das siebente und neunte Jahr je nach der personellen Variation; Mme. Neckeb de Saussure, die vielfach citirt wird, hatte hierf\u00fcr das 8. Jahr, Rousseau erst das 11. und 12. Jahr angenommen, w\u00e4hrend die volksth\u00fcmliche Meinung geneigt iBt, schon das 7. Lebensjahr f\u00fcr den Anfangszeitpunkt des reflexiven Denkens anzusehen. Auf dieser Entwickelungsstufe wird die umgebende Welt durch die Begriff\u00a9 der Identit\u00e4t, der Substanz, der Ursache und des Zweckes zu erfassen gesucht Das Schliefsen nach der Analogie der zweiten Epoche macht einer regelrechten Induction und Deduction Platz. Auch wird die anf\u00e4nglich stark anthropomorphische und anthropocentrische Deutung der Aufsendinge und Zusammenh\u00e4nge allm\u00e4hlich von der objectiv-causalen verdr\u00e4ngt, wodurch der Uebergang des kindlichen Denkens zum reifen gekennzeichnet iBt.\nEin lesenswerther Abschnitt handelt \u00fcber die Typen der Kinder in logischer Hinsicht. Auch die Er\u00f6rterungen, welche die Erziehung des kindlichen Verstandes betreffen (wobei namentlich der Mathematik eine grofse Rolle einger\u00e4umt wird), verdienen Beachtung. Im Allgemeinen kann der Ref. nicht finden, dafs die Einsicht in das Entstehen und erste Reifen der","page":466},{"file":"p0467.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n467\nlogischen Functionen beim Kinde durch die Arbeit des Verf.\u2019s wesentlich \u00fcber den Punkt hinausgef\u00fchrt worden sei, der durch die Werke von Preyer, Kussmaul und S\u00fclly bezeichnet ist. Doch erhebt sich die frischgeschriebene Abhandlung dort, wo von der tr\u00e4umerisch-spielerischen Gedankenabfolge und von den typischen Fehlerhaftigkeiten des kindlichen Schliefsens die Bede ist (z. B. 73 f., 115), zu einer gewissen Originalit\u00e4t.\nKreibig (Wien).\nSimon. Exp\u00e9riences de copie. Essai d\u2019application i l\u2019examen des enfants arri\u00e9r\u00e9s.\nAnn\u00e9e psychol. 7, S. 490\u2014518. 1901.\nS. stellte an geistig zur\u00fcckgebliebenen Kindern eine Intelligenzpr\u00fcfung an, welche Binet fr\u00fcher bei normalen vorgenommen hatte (s. diese Zeitschrift 27, S. 123). Die Methode besteht darin, dafs den Kindern eine Vorlage zum Abschreiben gegeben wird; es wird dann gez\u00e4hlt, in wieviel einzelne Copiracte sie die Arbeit zerlegen, d. h. einen wie grofsen Complex von Eindr\u00fccken sie auf einmal aufzufassen und abzuschreiben im Stande sind. Die Vorlagen waren: eine Reihe von 50 Ziffern, ein leicht und ein schwer verst\u00e4ndlicher Satz. Es gelang, jedesmal die Kinder nach dem durchschnittlichen Umfang ihrer Copiracte in eine Rangordnung zu bringen. Verglich man die Resultate mit denen von Normalkindern, so zeigte sich, dafs bei den Zifferncopien die gemeinschaftliche Rangordnung gesunde und kranke Kinder durch einander mischte, dafs dagegen bei den S\u00e4tzen die kranken Kinder weit zur\u00fcckstanden. S. sieht namentlich in der Copie von S\u00e4tzen ein geeignetes Mittel, auf einfache Weise einen Index f\u00fcr die geistige Leistungsf\u00e4higkeit der kranken Kinder zu finden.\nW. Stern (Breslau).\nP. Jessen. Die Erziehung zur bildenden Kunst. Zeitschr. f. p\u00e4d. Psychol., Pathol, u. Hygiene 4 (1), 1\u201410. 1902.\nO. K\u00f6rte. Gedanken und Erfahrungen fiber musikalische Erziehung. Ebenda S. 11-38.\nEs ist erfreulich zu beobachten, mit welcher Geschwindigkeit die modernen kunstp\u00e4dagogischen Bestrebungen an Boden gewinnen, die der Pflege der \u00e4sthetischen Cultur im Erziehungsplan Anerkennung und Spielraum verschaffen wollen. Dafs bei diesen Bestrebungen auch die Psychologie, insbesondere die Kinderpsychologie wird mitsprechen m\u00fcssen, ist aufser Frage; es ist daher zu begr\u00fcfsen, dafs mit obigen zwei Vortr\u00e4gen zwei Praktiker dem Berliner Verein f\u00fcr Kinderpsychologie ihre Absichten und Erfahrungen vorf\u00fchrten, die sich bei Jessen auf die optisch - \u00e4sthetische Erziehung in der Schule, bei K\u00f6rte auf die musikalische Erziehung im Hause beziehen. Aus beiden Vortr\u00e4gen, deren speciellerer Inhalt nicht gut auszugsweise wiedergegeben werden kann, erheben sich so manche Fragen, bei deren Beantwortung die Psychologie lehrend und lernend An-theil nehmen kann.\tW. Stern (Breslau).\nBastian. Der Menschheitsgedanke durch Raum und Zeit. Ein Beitrag zur Anthropologie und Ethnologie in der \u201eLehre vom Menschen411 u. II. Berlin, D\u00fcmmler. 246 u. 257 S. 1901.\nIn welcher Weise und \u00fcber welche Gegenst\u00e4nde der Mensch nachgedacht hat im Laufe der Zeiten, beeinflufst durch die Oertlichkeit, in der\n30*","page":467}],"identifier":"lit33479","issued":"1902","language":"de","pages":"466-467","startpages":"466","title":"Fr\u00e9d\u00e9ric Queyrat: La logique chez l'enfant et sa culture. Etude de Psychologie appliqu\u00e9e. Paris, Alcan. 1902. 157 S.","type":"Journal Article","volume":"30"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:31:26.273041+00:00"}