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{"created":"2022-01-31T16:30:26.499998+00:00","id":"lit33482","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Hielscher","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 30: 467-468","fulltext":[{"file":"p0467.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n467\nlogischen Functionen beim Kinde durch die Arbeit des Verf.\u2019s wesentlich \u00fcber den Punkt hinausgef\u00fchrt worden sei, der durch die Werke von Preyer, Kussmaul und S\u00fclly bezeichnet ist. Doch erhebt sich die frischgeschriebene Abhandlung dort, wo von der tr\u00e4umerisch-spielerischen Gedankenabfolge und von den typischen Fehlerhaftigkeiten des kindlichen Schliefsens die Bede ist (z. B. 73 f., 115), zu einer gewissen Originalit\u00e4t.\nKreibig (Wien).\nSimon. Exp\u00e9riences de copie. Essai d\u2019application i l\u2019examen des enfants arri\u00e9r\u00e9s.\nAnn\u00e9e psychol. 7, S. 490\u2014518. 1901.\nS. stellte an geistig zur\u00fcckgebliebenen Kindern eine Intelligenzpr\u00fcfung an, welche Binet fr\u00fcher bei normalen vorgenommen hatte (s. diese Zeitschrift 27, S. 123). Die Methode besteht darin, dafs den Kindern eine Vorlage zum Abschreiben gegeben wird; es wird dann gez\u00e4hlt, in wieviel einzelne Copiracte sie die Arbeit zerlegen, d. h. einen wie grofsen Complex von Eindr\u00fccken sie auf einmal aufzufassen und abzuschreiben im Stande sind. Die Vorlagen waren: eine Reihe von 50 Ziffern, ein leicht und ein schwer verst\u00e4ndlicher Satz. Es gelang, jedesmal die Kinder nach dem durchschnittlichen Umfang ihrer Copiracte in eine Rangordnung zu bringen. Verglich man die Resultate mit denen von Normalkindern, so zeigte sich, dafs bei den Zifferncopien die gemeinschaftliche Rangordnung gesunde und kranke Kinder durch einander mischte, dafs dagegen bei den S\u00e4tzen die kranken Kinder weit zur\u00fcckstanden. S. sieht namentlich in der Copie von S\u00e4tzen ein geeignetes Mittel, auf einfache Weise einen Index f\u00fcr die geistige Leistungsf\u00e4higkeit der kranken Kinder zu finden.\nW. Stern (Breslau).\nP. Jessen. Die Erziehung zur bildenden Kunst. Zeitschr. f. p\u00e4d. Psychol., Pathol, u. Hygiene 4 (1), 1\u201410. 1902.\nO. K\u00f6rte. Gedanken und Erfahrungen fiber musikalische Erziehung. Ebenda S. 11-38.\nEs ist erfreulich zu beobachten, mit welcher Geschwindigkeit die modernen kunstp\u00e4dagogischen Bestrebungen an Boden gewinnen, die der Pflege der \u00e4sthetischen Cultur im Erziehungsplan Anerkennung und Spielraum verschaffen wollen. Dafs bei diesen Bestrebungen auch die Psychologie, insbesondere die Kinderpsychologie wird mitsprechen m\u00fcssen, ist aufser Frage; es ist daher zu begr\u00fcfsen, dafs mit obigen zwei Vortr\u00e4gen zwei Praktiker dem Berliner Verein f\u00fcr Kinderpsychologie ihre Absichten und Erfahrungen vorf\u00fchrten, die sich bei Jessen auf die optisch - \u00e4sthetische Erziehung in der Schule, bei K\u00f6rte auf die musikalische Erziehung im Hause beziehen. Aus beiden Vortr\u00e4gen, deren speciellerer Inhalt nicht gut auszugsweise wiedergegeben werden kann, erheben sich so manche Fragen, bei deren Beantwortung die Psychologie lehrend und lernend An-theil nehmen kann.\tW. Stern (Breslau).\nBastian. Der Menschheitsgedanke durch Raum und Zeit. Ein Beitrag zur Anthropologie und Ethnologie in der \u201eLehre vom Menschen411 u. II. Berlin, D\u00fcmmler. 246 u. 257 S. 1901.\nIn welcher Weise und \u00fcber welche Gegenst\u00e4nde der Mensch nachgedacht hat im Laufe der Zeiten, beeinflufst durch die Oertlichkeit, in der\n30*","page":467},{"file":"p0468.txt","language":"de","ocr_de":"468\nLiteratur bericht.\ner lebt, und wie er seinem Denken Ausdruck verliehen, das will Babtiak\u2019s Werk uns vorf\u00fchren.\nVon den zahlreichen Capiteln seien nur einige, welche unser besonderes Interesse beanspruchen, erw\u00e4hnt, die \u00fcber die Seele, \u00fcber die Empfindung, \u00fcber das Denken, \u00fcber die Denkth\u00e4tigkeiten und \u00fcber die \u00dfeelenlehren. Wie der Stoff in denselben verarbeitet ist, l\u00e4fst sich folgender-maafsen zeigen: Bastian wendet in jedem Abschnitte zun\u00e4chst immer die genetische Methode an. Ihr zufolge untersucht er, wo in einfachster Gestalt der Gedanke, \u00fcber den sein Capitel handeln soll, hervorgetreten ist. Die nun folgende Anwendung der comperativen Methode bietet ihm dann weiter Gelegenheit, uns die mannigfachen Formen vorzuf\u00fchren, in denen ein und derselbe Gedanke zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten zum Ausdruck gelangt ist. Dabei thun sich vor uns so bedeutende Wissenssch\u00e4tze auf, dafs jeder Abschnitt eine eigene Pr\u00e4paration verlangt, zu der Bastian freilich ziemlich zahlreiche Anmerkungen bietet. Da zudem der zweite Band in anderer Beleuchtung die Er\u00f6rterungen des ersten wieder vorf\u00fchrt, so empfiehlt es sich, denselben gleich bei der Lecture des ersten zu Rathe zu ziehen. \u2014 Bemerkt sei, dafs f\u00fcr einige Fragen der Individualpsychologie die Ausf\u00fchrungen vor dem Capitel \u201eEmpfindung\u201c namentlich geschichtlich interessante Stellen enthalten ; sie h\u00e4tten unter eine besondere Ueberschrift gebracht werden k\u00f6nnen. Der Leser wird wiederholt weit mehr in einem Capitel finden, als er nach dessen Titel vermuthen kann.\nHiel8cheb (Z\u00fcrich).\nB., A. Zar no\u00eatischen oder ethnischen Psychologie. Ethnologisches Notizblatt 2 (3), S. 34-90. 1901.\nDie Individualpsychologie hat sich mit der zoopolitischen Psychologie auf Grund der ethnischen Thatsachen abzufinden. Das Bewufstsein erwacht im Zwiegespr\u00e4ch zwischen der uns eigenen psychophysischen und der no\u00ebtisch-zoopolitischen Wesenheit. Diese Doppelheit hat verschiedensten Ausdruck gefunden. Mit Hinzunahme \u201eder ethnisch thate\u00e4chlichen Aussagen\u201c wird es am ehesten erm\u00f6glicht, das, was mit Bewufstsein bezeichnet wird, zu definiren. F\u00fcr das Gesammtbewufstsein (Volksbewufst sein) bildet das individuelle Bewufstsein die Grundlage (s. W\u00fcndt), jedoch dann erst, nachdem dies aus jenem sich hervorgebildet. \u201eDas prim\u00e4re Substrat bildet die Empfindung\u201c, sie ist das, was im empfindsamen Organismus best\u00e4ndig gelebt wird. Schon bei der Pflanze kann man von Empfindung, vom Einflufs der Umgebung und von der Reaction auf dieselbe reden. Der animalische Organismus kann sich den local unliebsamen Eindr\u00fccken durch orts\u00e4ndernde Bewegung entziehen ; auch unserem menschlichen Empfinden verbleibt noch \u201eeine ultimate Anheftung an materielle Unterlage (in Gehirnsubstanz)\u201c, jedoch bereits derartig abgeschw\u00e4cht, dafs \u201edas Vollleben auf no\u00ebtischer Sph\u00e4re mehr weniger unabh\u00e4ngig von der psychophysischen Schichtung im somatischen K\u00f6rperger\u00fcst erachtet werden kann.\u201c \u2014 So haben wir auch in Denksch\u00f6pfungen einen innerlichen Wachsthumstrieb zu erblicken, bei dessen durch den Verkehr mit der Gesellschaft verst\u00e4rkter Beth\u00e4tigung eine Willensrichtung regulirend einzugreifen hat. Diese","page":468}],"identifier":"lit33482","issued":"1902","language":"de","pages":"467-468","startpages":"467","title":"Bastian: Der Menschheitsgedanke durch Raum und Zeit. Ein Beitrag zur Anthropologie und Ethnologie in der \"Lehre vom Menschen\" I u. II. Berlin, D\u00fcmmler. 246 u. 257 S. 1901","type":"Journal Article","volume":"30"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:30:26.500004+00:00"}