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{"created":"2022-01-31T16:29:33.278018+00:00","id":"lit33483","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Hielscher","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 30: 468-469","fulltext":[{"file":"p0468.txt","language":"de","ocr_de":"468\nLiteratur bericht.\ner lebt, und wie er seinem Denken Ausdruck verliehen, das will Babtiak\u2019s Werk uns vorf\u00fchren.\nVon den zahlreichen Capiteln seien nur einige, welche unser besonderes Interesse beanspruchen, erw\u00e4hnt, die \u00fcber die Seele, \u00fcber die Empfindung, \u00fcber das Denken, \u00fcber die Denkth\u00e4tigkeiten und \u00fcber die \u00dfeelenlehren. Wie der Stoff in denselben verarbeitet ist, l\u00e4fst sich folgender-maafsen zeigen: Bastian wendet in jedem Abschnitte zun\u00e4chst immer die genetische Methode an. Ihr zufolge untersucht er, wo in einfachster Gestalt der Gedanke, \u00fcber den sein Capitel handeln soll, hervorgetreten ist. Die nun folgende Anwendung der comperativen Methode bietet ihm dann weiter Gelegenheit, uns die mannigfachen Formen vorzuf\u00fchren, in denen ein und derselbe Gedanke zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten zum Ausdruck gelangt ist. Dabei thun sich vor uns so bedeutende Wissenssch\u00e4tze auf, dafs jeder Abschnitt eine eigene Pr\u00e4paration verlangt, zu der Bastian freilich ziemlich zahlreiche Anmerkungen bietet. Da zudem der zweite Band in anderer Beleuchtung die Er\u00f6rterungen des ersten wieder vorf\u00fchrt, so empfiehlt es sich, denselben gleich bei der Lecture des ersten zu Rathe zu ziehen. \u2014 Bemerkt sei, dafs f\u00fcr einige Fragen der Individualpsychologie die Ausf\u00fchrungen vor dem Capitel \u201eEmpfindung\u201c namentlich geschichtlich interessante Stellen enthalten ; sie h\u00e4tten unter eine besondere Ueberschrift gebracht werden k\u00f6nnen. Der Leser wird wiederholt weit mehr in einem Capitel finden, als er nach dessen Titel vermuthen kann.\nHiel8cheb (Z\u00fcrich).\nB., A. Zar no\u00eatischen oder ethnischen Psychologie. Ethnologisches Notizblatt 2 (3), S. 34-90. 1901.\nDie Individualpsychologie hat sich mit der zoopolitischen Psychologie auf Grund der ethnischen Thatsachen abzufinden. Das Bewufstsein erwacht im Zwiegespr\u00e4ch zwischen der uns eigenen psychophysischen und der no\u00ebtisch-zoopolitischen Wesenheit. Diese Doppelheit hat verschiedensten Ausdruck gefunden. Mit Hinzunahme \u201eder ethnisch thate\u00e4chlichen Aussagen\u201c wird es am ehesten erm\u00f6glicht, das, was mit Bewufstsein bezeichnet wird, zu definiren. F\u00fcr das Gesammtbewufstsein (Volksbewufst sein) bildet das individuelle Bewufstsein die Grundlage (s. W\u00fcndt), jedoch dann erst, nachdem dies aus jenem sich hervorgebildet. \u201eDas prim\u00e4re Substrat bildet die Empfindung\u201c, sie ist das, was im empfindsamen Organismus best\u00e4ndig gelebt wird. Schon bei der Pflanze kann man von Empfindung, vom Einflufs der Umgebung und von der Reaction auf dieselbe reden. Der animalische Organismus kann sich den local unliebsamen Eindr\u00fccken durch orts\u00e4ndernde Bewegung entziehen ; auch unserem menschlichen Empfinden verbleibt noch \u201eeine ultimate Anheftung an materielle Unterlage (in Gehirnsubstanz)\u201c, jedoch bereits derartig abgeschw\u00e4cht, dafs \u201edas Vollleben auf no\u00ebtischer Sph\u00e4re mehr weniger unabh\u00e4ngig von der psychophysischen Schichtung im somatischen K\u00f6rperger\u00fcst erachtet werden kann.\u201c \u2014 So haben wir auch in Denksch\u00f6pfungen einen innerlichen Wachsthumstrieb zu erblicken, bei dessen durch den Verkehr mit der Gesellschaft verst\u00e4rkter Beth\u00e4tigung eine Willensrichtung regulirend einzugreifen hat. Diese","page":468},{"file":"p0469.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turberich t.\n469\nist jener in der \u201eanimalischen Organisation (instinctivartig) immanent\u201c einwohnenden sozusagen abgelernt.\nJe mehr es uns gelingt, diese \u201eTh\u00e4tigkeit\u201c in unsere eigene Macht zu bringen, desto entschiedener tritt unsere \u201eExistenz (in der ihr eignenden Individualit\u00e4t) aus dem tellurischen Dunstkreis (des Mikrokosmus) auf makrokosmische Jenseitigkeiten hin\u00fcber\u201c. \u2014 So wird das Feld der psychischen Th\u00e4tigkeit erweitert, zumal jedes Gespr\u00e4ch (s. o.), welches sozusagen die Seele mit dem Aufsendinge f\u00fchrt, nach innenhin verlegt wird; die Seele sucht den Trost in sich. Was auf sie einstr\u00f6mt, dessen will sie Herr werden. \u2014 Wie sie bereits diese Arbeit zu l\u00f6sen unternommen, das f\u00f6rdern genetische Untersuchungen zu Tage. Allen solchen Problemen, welche die Seele erfafst, mufs in weitgehendster Art geschichtlich nachgeforscht werden. Die Betrachtung eines Individuums vermag da nicht gen\u00fcgendes zu leisten. V\u00f6lker, und diese in verschiedenen Zeiten, d. h. in dem Stufengange ihrer Entwickelung m\u00fcssen als Beobachtungsmaterial herhalten.\nDie Arbeit giebt bei jeder Einzelausf\u00fchrung eine Anzahl kurzer Hinweise auf den reichen noch vielfach unbenutzten Stoff, der vornehmlich geeignet erscheint, manches Capitel der Individual- wie der V\u00f6lkerpsychologie neu zu fundiren.\tHielscher (Z\u00fcrich).\nJ. Dewey. Interpretation of Savage Hind. Psychological lie view 9 (3), 217\u2014 230.\n1902.\nIn der Beschreibung der charakteristischen Eigenschaften wilder V\u00f6lker macht man h\u00e4ufig die Fehler, nicht hinreichend zwischen verschiedenen V\u00f6lkern zu unterscheiden, und an einem bestimmten Volke die negative Seite, die Abwesenheit gewisser Eigenschaften, vielmehr zu betonen als die Anwesenheit anderer. Verf. erw\u00e4hnt z. B., dafs Spencer die folgenden V\u00f6lkerschaften auf einer einzigen Seite zur Illustration eines gewissen Punktes nennt: Kamtschadalen, Kirghisen, Beduinen, Ost-Afrikaner, Betschuana, Damara, Hottentotten, Malayen, Papuaner, Fidji, Andamanesen. Was sollte man von einem Biologen denken, der zur Illustration einer Behauptung auf die folgenden Thiere hinweisen wollte: Schlangen, Schmetterlinge, Elephanten, Austern und Rothkehlchen. Dafs man in der Beschreibung der Eigenschaften wilder V\u00f6lker die negative Seite zu stark hervorhebt, beruht darauf, dafs man fast stets von einem Vergleich mit einem civilisirten Volke ausgeht, ohne zu bedenken, dafs die wilden V\u00f6lker unter ganz verschiedenen Lebensbedingungen sich befinden. Verf. zeigt dann ausf\u00fchrlich an den australischen Eingeborenen, wie man ihre geistige Organisation verstehen lernen mufs, indem man ihre Hauptbesch\u00e4ftigung psychologisch analysirt. Die Australier leben unter Verh\u00e4ltnissen, die die Jagd bestimmter Thiere unter bestimmten Bedingungen zu ihrer wichtigsten Th\u00e4tigkeit macht. Verf. zeigt so, dafs die Australier weder stumpfsinnig noch tr\u00e4ge sind, noch all die sonstigen negativen Eigenschaften aufweisen, die man ihnen so leicht zuzuschreiben geneigt ist; nur mufs man ihre ganze geistige Structur aus ihrer Hauptbesch\u00e4ftigung heraus zu verstehen suchen.\nMax Meyer (Columbia, Missouri).","page":469}],"identifier":"lit33483","issued":"1902","language":"de","pages":"468-469","startpages":"468","title":"B., A.: Zur no\u00ebtischen oder ethnischen Psychologie. Ethnologisches Notizblatt 2 (3), S. 34-90. 1901","type":"Journal Article","volume":"30"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:29:33.278023+00:00"}