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Ein Fall totaler Farbenblindheit

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{"created":"2022-01-31T16:32:22.197721+00:00","id":"lit33492","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"May, Bruno","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 42: 69-82","fulltext":[{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"69\n(Aus der physikalischen Abteilung des physiologischen Instituts der Universit\u00e4t Berlin, Vorsteher Prof. Nagel, und Aus der Augenklinik des Herrn Prof. Gutmann, Berlin.)\nBin Fall totaler Farbenblindheit.\nVon\nDr. Bruno May,\nAugenarzt in Berlin.\nVon der Annahme ausgehend, dafs jeder sorgf\u00e4ltig beobachtete Fall totaler Farbenblindheit geeignet ist beizutragen zur Kl\u00e4rung unserer Kenntnisse der Funktionen der verschiedenen Elemente der Netzhaut, und dafs die Literatur \u00fcber diese interessante Anomalie noch nicht so reich ist, dafs eine einzelne kasuistische Ver\u00f6ffentlichung ohne Wert w\u00e4re, \u00fcbergebe ich den folgenden Fall der \u00d6ffentlichkeit. Ich will mich in dieser Arbeit ausschliefslich an die durch die Untersuchungen gefundenen Ergebnisse halten. Inwieweit diese Ergebnisse im Verein mit oder im Gegensatz zu fr\u00fcher gefundenen Resultaten geeignet scheinen, bestehende Theorien zu erh\u00e4rten oder zu widerlegen, soll sp\u00e4teren Er\u00f6rterungen Vorbehalten bleiben.\nAm 3. IV. 1906 stellte sich in der Poliklinik des Herrn Prof. Gutmann, an der mitzuarbeiten ich damals die Ehre hatte, ein 15 j\u00e4hriges M\u00e4dchen vor, mit der Klage, sie f\u00fchle sich bei der hellen Sonnenstrahlung dieser Jahreszeit stark geblendet; es walle ihr st\u00e4ndig ein weifser Nebel vor dem Auge, ohne dafs ihr diese Blendung Schmerzgef\u00fchl bereite. Sie gab an, dafs sie diese Beschwerden seit jeher empfunden habe, und bereits seit 6 Jahren zu ihrer Verminderung eine dunkle Brille trage. Diese Brille w\u00fcnschte sie erneuert.\nSie sei in der Familie die einzige, die an derartigen Beschwerden litte, ihre Eltern, wie ihre Geschwister, und alle \u00fcbrigen","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\nBruno May.\nihr bekannten Verwandten hatten normale Augen. Ihre Eltern seien durchaus gesund und nicht miteinander blutsverwandt, auch sonst k\u00e4men erbliche Krankheiten in der Familie nicht vor. Sie selbst sei immer gesund gewesen.\nSie ist kr\u00e4ftig und gut gen\u00e4hrt, von br\u00fcnettem Typus, der Intellekt ist gut entwickelt, und in der Schule ist sie stets gut fortgekommen. Nervensystem und Sinneswahrnehmungen zeigen keine erw\u00e4hnenswerten Abweichungen von der Norm, insbesondere ist ihr Geh\u00f6rorgan normal, und sie ist soweit musikalisch veranlagt, dafs sie T\u00f6ne, selbst von 3/4 Ton Differenz, ihrer H\u00f6he nach zu unterscheiden vermag. Ich bin der Ansicht, es sollte in keinem Falle von totaler Farbenblindheit die Untersuchung hier\u00fcber unterbleiben; denn wenn auch die Analogien zwischen Farben- und Tonwahrnehmungen noch nicht in allen Punkten gekl\u00e4rt sind, so besteht doch sicher zwischen beiden ein Zusammenhang. So fand Uhthoff in einem seiner F\u00e4lle Unf\u00e4higkeit T\u00f6ne der H\u00f6he nach zu differenzieren, und sicherlich war dies kein zuf\u00e4lliges Zusammentreffen. \u2014 Die Untersuchung der inneren Organe wurde von PlerrmProf. Strauss ausgef\u00fchrt und ergab keine krankhaften Zust\u00e4nde.\nCharakteristisch ist die Haltung des jungen M\u00e4dchens und der Gesichtsausdruck. Bei dem hellen Sonnenlicht, bei dem ich sie zum ersten Male sah, tr\u00e4gt sie den Kopf tief geneigt und h\u00e4lt die Augen fast vollst\u00e4ndig, wenn auch nicht krampfhaft, geschlossen, was ihr ein schl\u00e4friges Aussehen verleiht. Mit abnehmender Beleuchtung \u00e4ndert sich sowohl die Neigung des Kopfes, wie die \u00d6ffnung der Lidspalten. W\u00e4hrend aber der Kopf gewohnheitsm\u00e4fsig immer etwas gesenkt wird, kann sie bei gen\u00fcgend vermindertem Lichte die Augen ganz ruhig offen halten. Nat\u00fcrlich richtet sich diese F\u00e4higkeit nach der St\u00e4rke der Lichtempfindung, die sie selber von der leuchtenden Quelle hat. Sie ist deshalb z. B. bef\u00e4higt mit offenem Auge in eine gl\u00fchende elektrische Birne zu sehen, weil bei diesem Licht der Anteil, den die roten Strahlen an der Gesamthelligkeit haben, ein relativ grofser ist. Ein eigentliches Lidschlagen (nictatio) ist nicht vorhanden, um so ausgepr\u00e4gter ist das auch in den meisten \u00fcbrigen F\u00e4llen totaler Farbenblindheit gefundene Symptom des Augenzitterns. Es ist auf beiden Augen gleich-m\u00e4fsig entwickelt, im wesentlichen horizontal, und besteht aus zwei koordinierten Bewegungen : sehr h\u00e4ufig aufeinander folgenden","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"Ein Fall totaler Farbenblindheit.\n71\nkurzen und selteneren langen Schl\u00e4gen. Auch der Grad des Augenzitterns richtet sich nach der Lichtmenge, die das Auge empf\u00e4ngt. Bei grellem Sommersonnenlicht ist es nicht m\u00f6glich die Zahl der Schl\u00e4ge zu z\u00e4hlen. In einem m\u00e4fsig hellen Turmzimmer, in das ein winterlicher Sonnenstrahl hineinfiel, konnte ich beim Blick ins Sonnenlicht 120, bei hiervon abgewandtem Blick 68 kurzschl\u00e4gige Zitterbewegungen wahrnehmen. \u2014 Trotz des Nystagmus besteht keinerlei Strabismus und ist die Funktion der Augenmuskeln normal. Die Hornh\u00e4ute sind klar, die Pupillen reagieren prompt. \u2014\nDie Sehsch\u00e4rfe gibt sie R. auf Finger in 5 m, L. Finger in 4 m an. Yorsetzen von Gl\u00e4sern \u00e4ndert hieran nichts. \u2014 Bei bedecktem Winterhimmel liest sie beiderseits 4/60 und erzielte nach Vorhalten von rauchgrau mittel 4/3G, weitere Verdunkelung \u00e4nderte bis zu einem bestimmten Grade nichts hieran, bis alsdann dem normalen Auge kongruent eine weitere Abnahme der Sehsch\u00e4rfe erfolgte.\nDie objektive Messung der Refraktion ergab am Javal beiderseits 2 Di. Astigmatismus, L. nach der Regel, R. 10\u00b0 Neigung temporal.\nDas Skiaskop zeigte:\nR. -j- 2,0 Di. Astigm.\n0\n--------f- 2\tund\nL. -f-1,5 Di. Hyp. 4-2,5 Di. Astigm. 4-1,5\n------4- 3,5\nDas aufrechte Bild ergab dasselbe Resultat.\nDie sph\u00e4rische Hyperopie best\u00e4tigte sich ophthalmoskopisch nieht.\nDas Gesichtsfeld schien bei der ersten Untersuchung bei hellem Sonnenwetter peripher um ca. 200 eingeengt, ohne dafs sich sichere Grenzen feststellen liefsen, was auf den Nystagmus bezogen wurde. \u2014 Bei etwas dunklerer Beleuchtung zeigte es sich, dafs seine Aufsengrenzen f\u00fcr wTeifs normal waren. Skotome waren nicht aufzufinden. \u2014 Die Gesichtsfeldpr\u00fcfung mit Farben (Papiere) ergab folgende Grenzen :","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\nBruno May.\n\trechts\tlinks\n\t\t\ngr\u00fcn\n30\n60'\n50\n50\n30\n50\n60\n50\ngelb\n35\n60\n50\n60\n35\n50\n60\n50\nblau\nrot\n30\n60\n50\n50\n15\n30\n30\n30\n30\n50\n60\n50\n15\n30\n40\n35\nDie Farben als solche wurden hierbei nat\u00fcrlich nicht erkannt.\nDie ophthalmoskopische Untersuchung machte das erste Mal infolge des sehr heftigen Nystagmus einige Schwierigkeiten. Die brechenden Medien zeigten sich klar und der Augengrund in allen seinen peripheren Teilen normal. Entsprechend dem dunklen Typus des M\u00e4dchens war er reichlich pigmentiert. Die Gegend der Macula hob sich durch besonderen Pigmentreichtum davon ab. \u2014 Es liefs sich aber nicht mit Sicherheit feststellen, ob eine hellere Stelle der Fovea beider Augen einen kleinen Herd darstelle oder nur durch Spiegelreflex hervorgerufen wurde. \u2014 Als w\u00e4hrend des Winters nach Aufenthalt im Dunkeln der Nystagmus betr\u00e4chtlich geringer geworden war, gl\u00fcckte es am THOENE\u00dfschen Augenspiegel einen durchaus zuverl\u00e4ssigen Befund zu erheben: Es zeigte sich in der rechten Fovea ein hellgelber etwas unregelm\u00e4fsig gestalteter ca. 1/6 papillengrofser Fleck, den ich aber seinem Aussehen nach","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"Ein Fall totaltr Farbenblindheit.\n73\nnicht als einen durch Erkrankung erworbenen Herd ansprechen m\u00f6chte. Das linke Auge hingegen zeigte keine derartige Ver\u00e4nderung. Einen am unteren Rande der Macula sichtbaren halbmondf\u00f6rmigen gl\u00e4nzenden Streifen fasse ich als einen Reflex auf, der durch die grubenartige Vertiefung der Macula entsteht.\nEntsprechend der am rechten Auge gefundenen Ver\u00e4nderung war f\u00fcr uns die Frage des Nachweises eines zentralen Skotomes von besonderem Interesse und wir verwandten alle M\u00fche und alle zu Gebote stehenden Methoden hierauf. Danach l\u00e4fst sich weder auf dem rechten noch auf dem linken Auge ein absolutes zentrales Skotom nachweisen. Wir untersuchten zun\u00e4chst mit den gew\u00f6hnlichen Perimetrier-methoden, der Punkt- und Linienmethode, alsdann nach dem Vorgehen K\u00f6nigs durch Verschieben kleiner, weifser Schnitzel auf schwarzem Sammet, darauf wandten wir die von Uhthoef angegebene Methode eines ringf\u00f6rmigen Fixierzeichens an, und ihre Modifikationen. Hierauf die von Hess als am zuverl\u00e4ssigsten bezeichnete Pr\u00fcfung: das pl\u00f6tzliche Aufleuchtenlassen zahlreicher, runder Flecken, von denen dann einer oder mehrere verschwinden oder undeutlicher erscheinen m\u00fcfsten. Sie alle hatten negatives Resultat. Ist also ein absolutes zentrales Skotom mit Sicherheit nicht nachweisbar, so steht es doch anders mit der Frage nach einem relativen Skotom. Gewifs hat sich nicht ergeben, dafs die Fovea eine geringere Sehsch\u00e4rfe h\u00e4tte, als die angrenzenden Partien der Netzhaut, aber andererseits hat sie auch keine gr\u00f6fsere. Von besonderem Interesse ist aber, dafs die Patientin nicht die Fovea selbst zum Fixieren benutzt, sondern die ihr angrenzenden Maculateile, und zwar offenbar abwechselnd verschiedene Punkte derselben. Dies ist ein Schlufs, der sich aus dem Augenzittern ergibt, vor allem aber ist hierf\u00fcr eine Untersuchung beweisend, die ich Herrn Prof. Nagel verdanke : wie bereits in einigen F\u00e4llen von Uhthoee und in dem neuen Fall von R\u00f6nne nachgewiesen worden ist, liegt auch in diesem Falle der blinde Fleck abnorm. Sein innerer Rand wurde in beiden Augen um 16 \u00fc von dem der Fixation gegebenen Punkte abstehend gefunden. Der horizontale Durchmesser des blinden Fleckes wurde zwar, wie bei allen Personen mit unsicherer Fixation, etwas klein, ca. 5 \u00b0, gefunden; doch reicht diese, durch den Nystagmus bedingte Ungenauigkeit nicht aus, um den grofsen Abstand vom Fixierpunkt zu erkl\u00e4ren. \u00dcbrigens war auch bei sorgf\u00e4ltig eingehaltener gerader Kopf-","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\nBruno May.\nStellung die H\u00f6henlage beider Flecke verschieden ; rechts lag die Mitte des blinden Fleckes in der H\u00f6he des Fixierpnnktes, links hingegen schnitt der oberste Rand des Fleckes mit dem Fixierpunkte ab. Diese sorgf\u00e4ltigen Angaben, die das M\u00e4dchen \u00fcber die Lage des blinden Fleckes machte, lassen einen R\u00fcckschlufs zu auf die Zuverl\u00e4ssigkeit der hinsichtlich eines zentralen Skotomes gewonnenen Resultate. Es wird aber im Auge zu behalten sein, dafs trotz dieser Zuverl\u00e4ssigkeit der Angaben und trotz der Sorgfalt, die wir auf den Nachweis eines zentralen Skotomes verwandt haben, ein kleines Skotom von 10 Dm. oder darunter infolge des bestehenden Augenzitterns sich der Wahrnehmung entziehen kann.\nWir wandten uns alsdann der Pr\u00fcfung des Lichtsinnes zu, die wir mit Nagels Adaptometer1 Vornahmen. Dabei ergab sich, dafs Lichtsinn und Adaptierungsgeschwindigkeit des farbenblinden M\u00e4dchens mit denen der kontrollierenden, normalen Augen, sowohl f\u00fcr beide Augen gleichzeitig, wie f\u00fcr jedes einzelne Auge fast vollkommen \u00fcbereinstimmte. Grundbedingung war nur, dafs der Adaptierungszustand der Augen der Farbenblinden und der unseren zu Beginn der Pr\u00fcfung der gleiche war: wir gingen deshalb das eine Mal mit v\u00f6llig dunkeladaptiertem Auge an die Pr\u00fcfung, ein anderes Mal w\u00e4hlten wir eine Tageshelligkeit, die der Farbenblinden gestattete die Augen m\u00fchelos offen zu halten. Beobachtet man diese Mafsregel nicht, so erh\u00e4lt man in der Schnelligkeit der Adaptierung zwischen achromatischem und normalem Auge Unterschiede, wie sie fr\u00fcher von anderer Seite berichtet worden sind. Denn w\u00e4hlt man eine gr\u00f6fsere Tageshelligkeit als das Auge des total Farbenblinden vertr\u00e4gt, oder eine Lichtquelle, die viel rote Strahlen enth\u00e4lt, so kommt durch die unwillk\u00fcrlich angewandten Hilfsmittel des Lidschlusses und der Kopfneigung gesch\u00fctzt, oder durch den Aus-schlufs der roten Strahlen der Achromat mit ganz anders adaptiertem Auge an die Pr\u00fcfung, als der Kontrollierende.\nDie Untersuchung am objektiven Spektrum ergab folgende Resultate: Die hellste Stelle des Spektrums fand sich im Gr\u00fcn bei 540 ftp Wellenl\u00e4nge, nach der kurzwelligen Seite hin war das Spektrum normal lang, nach der langwelligen verk\u00fcrzt, im \u00fcbrigen entsprach es der HelligkeitsVerteilung und Ausdehnung nach dem des normalen dunkeladaptierten Auges.\n1 Beschrieben in der Zeitschrift f\u00fcr Augenheilkunde 17, Heft 3.","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"Ein Fall totaler Farbenblindheit.\n75\nDa der Achromat keine Farben, sondern nur Helligkeits-Unterschiede wahrnimmt, so gibt es zwei Methoden seine Farbenempfindlichkeit zu bestimmen: Einmal, indem man eine Farbe mit einer bestimmten Schwarz-Weifsmischung, einem Grau, vergleichen l\u00e4fst, und dann, indem man zwei verschiedene Farben nebeneinander stellt und sie in ihrer Helligkeit so lange abstuft, bis sie dem total Farbenblinden gleich erscheinen. Dem ersteren Zwecke dienen das Aussuchen von grauen Papieren zu farbigen Pigmentpapieren, die HiPPELsche Tafel, die diese Gleichungen bereits als gegeben enth\u00e4lt, und der Farbenkreisel. Sie ergaben die sattsam bekannten Resultate. Nur auf der HiPPELschen Tafel fand die Patientin eine Differenz in der Violettgleichung; wir f\u00fchren dies auf eine Ausbleichung des Violettpapiers unserer Tafel zur\u00fcck.\nZwei Farben zum Vergleiche bringen die HoLMGEENschen Proben und der HELMHOLTzsche Farbenmischapparat. Die Pr\u00fcfung mit den HoLMGEENschen Wollproben, die ich sofort im Ansehlufs an die Sehpr\u00fcfung in der Augenklinik vornahm, hatte zun\u00e4chst ein auff\u00e4lliges Ergebnis : w\u00e4hrend n\u00e4mlich die Patientin alle \u00fcbrigen Farben durcheinander mischte, sonderte sie alle Nuancen des Rot sorgf\u00e4ltig davon ab. Ich gewann daher den Eindruck, sie h\u00e4tte Rotempfindung. Dies stellte sich bald als Irrtum heraus, der durch das Fehlen von schwarzen Wollproben bei Holmgeen erkl\u00e4rt wird, denn als sie rote und schwarze Papiere nebeneinander gelegt erhielt, verwechselte sie diese vollst\u00e4ndig.\nEndlich best\u00e4tigte der Farbenmischapparat alle gewonnenen und bisher bekannten Resultate \u00fcber den Farbensinn der Achromaten. Hierbei erzielte Herr Prof. Nagel eine so vollkommene\n\u2022 \u2022\n\u00dcbereinstimmung zwischen den Gleichungen, die das junge M\u00e4dchen einstellte, und denen seines eigenen dunkeladaptierten Auges, wie dies bisher noch niemals gegl\u00fcckt ist.\nEs wurden Gleichungen zwischen Lichtern aus allen Teilen des Spektrums und einem konstanten Vergleichslicht von der Wellenl\u00e4nge 540 hergestellt, und zwar bei einer erheblichen, f\u00fcr das M\u00e4dchen jedoch nicht blendenden Helligkeit. Dies geschah im hellen Zimmer und unter Einhaltung m\u00f6glichst guter Helladaptation. Andererseits stellte Prof. Nagel nach einst\u00fcndiger Dunkeladaptation im Dunkelzimmer Gleichungen mit den gleichen Lichtarten ein, nachdem deren Intensit\u00e4t auf beiden Seiten der","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\nBruno May.\nGleichung in gleichem Mafse durch einen Episkotister auf etwa 1I600 ihrer fr\u00fcheren Gr\u00f6fse abgeschw\u00e4cht war.\nDie erhaltenen Reizwerte sind in nebenstehender Figur 1 in Kurvenform wiedergegeben. Da das Yergleichslicht 540 war, m\u00fcssen die Kurven der beiden Versuchspersonen, wenn gut beobachtet war, in diesem Punkte schneiden. Das ist, wie man\nsieht, der Fall. Aber auch im ganzen langwelligen Teil ist die\n> \u2022\n\u00dcbereinstimmung eine sehr gute. Uber die Bedeutung der kleinen Abweichung im Gr\u00fcn und Blau siehe weiter unten.\nFig. 1. Kurven der Reizwertverteilung im Dispersionsspektrum des Nernstlichts f\u00fcr Prof. Nagel -------, f\u00fcr die Totalfarbenblinde--------\nProf. Nagel beobachtete unter den Bedingungen des D\u00e4mmerungssehens, die Farbenblinde unter den Bedingungen des Tagessehens.\nWir wandten weiterhin unser Interesse der Erscheinung des nachlaufenden Bildes zu, und ich will gleich vorwegnehmen, dafs es uns nicht gegl\u00fcckt ist, unserer Achromatin das nachlaufende Bild in irgend einer Weise zur Anschauung zu bringen. Sie sah kein nachlaufendes Bild. Die Methoden, deren wir","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"Ein Fall totaler Farbenblindheit.\n77\nuns hierzu bedienten, entsprachen denjenigen, die bisher auch schon zur Untersuchung dieser Frage von anderen Autoren teils mit positivem, teils mit negativem Resultat angewendet worden sind. Zun\u00e4chst benutzten wir eine Vorrichtung \u00e4hnlich der von Samojloee beschriebenen,1 von v. Kries angegebenen. Nur war bei unseren Versuchen das bewegte Objekt ein in die rotierende \u2022Scheibe geschnittener und von hinten her durchleuchteter radi\u00e4rer Schlitz. War dieser z. B. mit gelbem Glase bedeckt, so sah jeder Farbent\u00fcchtige hinter dem umlaufenden gelben Radius einen bl\u00e4ulichen, peitschenartig abgebogenen Radius, das PuRKiNJEsche Nachbild, nachlaufen. Infolge der M\u00f6glichkeit, die Helligkeit durch die zahlreichen, in den Kasten eingeschlossenen Gl\u00fchlampen, durch Mattglas und Farbengl\u00e4ser in weitgehendem Mafse abzustufen, gelingt mit diesem Apparat die Demonstration des PuRKiNJEschen Nachbildes besonders leicht. Bei der Farbenblinden aber gelang es auf keine Weise, bei keiner Helligkeit (auch ganz geringe wurde versucht) ein solches Bild sichtbar zu machen. Auch mit den von Hess empfohlenen Methoden, mit der bewegten geradf\u00e4digen Gl\u00fchlampe, mit beleuchteten Papierstreifen und sogar mit der glimmenden Zigarette versuchten wir es, aber alles blieb vergebens, auch nachdem wir dem M\u00e4dchen die von KRiESschen und HESSschen Abbildungen des Ph\u00e4nomens gezeigt hatten.\nDie verh\u00e4ltnism\u00e4fsig grofse Genauigkeit, mit der die Patientin die Helligkeitsgleichung zwischen zwei beliebigen Lichtern einstellte, liefs es Herrn Prof. Nagel naheliegend erscheinen, diesen Fall zur Untersuchung einer Frage auszun\u00fctzen, die v. Kries vor einigen Jahren aufgeworfen hat, nicht sowohl in bezug auf das Sehen der Totalfarbenblinden als auf die Bedingungen des St\u00e4bchensehens im allgemeinen. Herr Prof. Nagel \u00e4ufsert sich hier\u00fcber in schriftlicher Mitteilung folgendemafsen :\nNimmt man wie \u00fcblich als Ort der Umsetzung des Lichtreizes in Nervenerregung die \u00e4ufsersten Teile der St\u00e4bchen- und Zapfenschicht an, so ergibt sich zwar das Vorhandensein von Sehpurpur in den St\u00e4bchen-Aufsengliedern als Postulat f\u00fcr das Zustandekommen des eigentlichen St\u00e4bchen- oder D\u00e4mmerungssehens. Aber man mufste auch mit v. Kries die M\u00f6glichkeit anerkennen, dafs eine steigende Konzentration des Purpurs in den St\u00e4bchen gerade f\u00fcr die Wirksamkeit des vom Purpur am st\u00e4rksten absorbierten gr\u00fcnen Lichtes ung\u00fcnstig sein w\u00fcrde.\n1 Diese Zeitschrift 20, S. 119.","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78\nBruno May.\nWar die f\u00fcr Ausl\u00f6sung der Lichtempfindung durch die St\u00e4bchen m\u00e4fsgebende Schicht die innerste des Aufsengliedes, also die \u00dcbergangsstelle zwischen Innen- und Aufsenglied, so konnte steigende Konzentration des Purpurs im Aufsengliede die Empfindlichkeit f\u00fcr gr\u00fcnes Licht unver\u00e4ndert lassen, oder steigern, jedenfalls aber nicht verringern, lag dagegen der Angriffspunkt weiter aufserhalb, so mufste eine Verschiebung der Reiz werte im umgekehrten Sinne des PuRKiNjEschen Ph\u00e4nomens erfolgen, d. h. die starkabsorbierten gr\u00fcnen und blauen Lichter mufsten relativ an Wirksamkeit gegen\u00fcber den nichtabsorbierten langwelligen Strahlen einb\u00fcfsen. In der Tat konnte Stegmann unter v. Kries\u2019 Leitung nachweisen, dafs eine nach m\u00e4fsiger Dunkeladaptation (15\u201420 Minuten) richtig eingestellte D\u00e4mmerungsgleichung zwischen Orange und Blaugr\u00fcn mit anhaltender Adaptation im Laufe einer Stunde sich ver\u00e4ndert. Nach einer Stunde mufste dem Blaugr\u00fcn gr\u00f6fsere Helligkeit gegeben werden, wenn es dem konstant gebliebenen Orange gleich werden sollte. Eine Person mit totaler Farbenblindheit mufste zu diesem Versuch ganz besonders geeignet sein, da hier das Verhalten nach langer Dunkeladaptation mit demjenigen einer wirklichen Helladaptation verglichen werden kann, wo voraussichtlich die Netzhaut noch wesentlich purpur\u00e4rmer ist, als nach viertelst\u00fcndiger Verdunklung.\nVon dieser \u00dcberlegung ausgehend, stellte Herr Prof. Nagel eine Versuchsreihe mit der Patientin an und \u00fcberliefs mir die Resultate zur Mitteilung im Zusammenhang mit meinem \u00fcbrigen Bericht \u00fcber diesen Fall.\nDa wir schon fr\u00fcher wiederholt festgestellt hatten, dafs bei Fri. H. die Gleichungseinstellungen des einen Auges fast ganz genau mit denen des anderen \u00fcbereinstimmten, konnte am einfachsten in folgender Weise verfahren werden:\nDas linke Auge wurde ann\u00e4hrend lichtdicht verschlossen, und w\u00e4hrend sich dieses unter dem Verb\u00e4nde dunkeladaptierte, stellte Fri. H. mit dem anderen Auge beobachtend am Helmholtz-schen Farbenmischapparate Gleichungen zwischen homogenem Orange (etwa 600 pft) und Gr\u00fcnblau (ca. 490 /.ifj.) auf einem Feld von 40 ein. Das Zimmer war m\u00f6glichst hell mit Tageslicht erleuchtet, und zwischen je zwei Einstellungen mufste Fri. H. zum Fenster hinaus auf die helle Strafse blicken. Auch waren die Helligkeiten der Lichter so grofs gew\u00e4hlt, als es mit der w\u00fcnschenswerten Reinheit des Lichtes vereinbar war.","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"Ein Fall totaler Farbenblindheit.\n79\nDie gewonnenen Spaltweiten-Einstellungen am Blaugr\u00fcn-Spalt waren : 45, 40, 47, 47, 40, 45, 40, 49, 44, 43, 43, 47 ; im Mittel also 44, 2. Stellte der Versuchsleiter Zahlen unter 40 oder \u00fcber 49 ein, so wurde keine Gleichung angegeben, ja sogar 48 und 49 erwiesen sich bei nochmaliger \u00dcberpr\u00fcfung als zu hohe Werte.\nNun wurde unter Beibehaltung aller \u00fcbrigen Einstellungsbedingungen das Zimmer verdunkelt, und die Lichtst\u00e4rke beider Feldh\u00e4lften durch den Episkotister etwa auf 1I100 der vorherigen herabgesetzt. Mit dem % Stunden verdunkelt gewesenen linken Auge wurden nun wiederum Gleichungen eingestellt, und zwar in der Weise, dafs Prof. Nagel die Helligkeit des Blaugr\u00fcn variierte und die Farbenblinde zu sagen hatte, ob das betreffende Feld dem anderen gleich war oder nicht.\nDie Unterschiedsempfindlichkeit war jetzt wesentlich geringer, infolge der geringeren absoluten Intensit\u00e4t. Doch trat die erwartete Helligkeitsverschiebung zugunsten des Rot deutlich zutage. Zwar wurde anfangs auch bei den vorher g\u00fcltigen Werten (40) Gleichung anerkannt, aber dies war die unterste Grenze (sp\u00e4ter wurde schon 50 als zu dunkel bezeichnet), andererseits erkannte Fri. H. auch Gleichung bei den Spaltenweiten 70 bis 75 an, in den ersten Minuten nach Abnahme des Verbandes auch 85 und 80. Der Mittelwert lag bei 60. W\u00e4hrend der Versuchsdauer im Dunkelzimmer hatte sich auch das rechte, vorher zu den Hellgleichungen benutzte Auge hinreichend adaptiert, um bei der geringen Intensit\u00e4t beobachten zu k\u00f6nnen. Die am besten stimmenden Werte betrugen hierbei 55 bis 60.\nHerr Prof. Nagel hatte w\u00e4hrenddessen auch eines seiner Augen in lx/2st\u00fcndige Dunkeladaptation gebracht und stellte ebenfalls eine Anzahl von D\u00e4mmerungsgleichungen ein. Die Werte f\u00fcr Blaugr\u00fcn bei ihm lagen zwischen 79 und 88.\nDie Farbenblinde wurde nun wieder auf Helladaptation mit beiden Augen gebracht, und sie stellte jetzt bei gr\u00f6fserer Intensit\u00e4t wieder die alten Werte zwischen 40 und 44 ein, nannte jetzt sogar 45 schon \u201ezu hell\u201c.\nLag in diesen Ergebnissen einerseits eine gute Best\u00e4tigung des Gedankens von v. Kries, so gab es andererseits auch eine befriedigende Erkl\u00e4rung f\u00fcr die oben kurzerw\u00e4hnte Differenz in den beiden Kurven der D\u00e4mmerungswerte von Prof. Nagel und der Hellwerte von Erl. H. Ersterer hatte seine Bestimmungen nach zweist\u00fcndiger Dunkeladaptation, letztere unter m\u00f6glichster","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"80\nBruno May.\nEinhaltung yon Helladaptation und mit viel gr\u00f6fseren absoluten Intensit\u00e4ten gemacht. Ihre purpur\u00e4rmere Netzhaut liefs die blaugr\u00fcnen und blauen Strahlen ungehinderter passieren, als die vermutlich stark mit Purpur durchsetzte Netzhaut des Normalen.\nDafs bei dem oben mitgeteilten Yergleichsversuch mit Blaugr\u00fcn und Orange Prof. Nagel noch h\u00f6here Werte erhielt, als die Farbenblinde, erkl\u00e4rt sich leicht, einmal dadurch, dafs ersterer sein Auge bis zur schnell hintereinander erfolgenden Einstellung seiner D\u00e4mmerungsgleichungen kontinuierlich 1% Stunde lang dunkel hielt, bei Fri. H. dagegen durch die h\u00e4ufig wiederholten Einstellungen die Adaptation keine so volle bleiben konnte ; aufserdem aber d\u00fcrfte die Farbenblinde die Gleichungen mit parafovealen Netzhautstellen einstellen, w\u00e4hrend Prof. Nagel, um die n\u00f6tige subjektive Helligkeit des Feldes zu erzielen, mit etwa 10\u00b0 Exzentrizit\u00e4t, also voraussichtlich purpurreicheren Netzhautteilen, beobachtete.\nDie Absorption der blaugr\u00fcnen Strahlen im Maculapigment (die \u00fcbrigens bei Fri. H. geringer ist als bei Prof. Nagel) kommt hierbei nicht in Betracht, obgleich die Farbenblinde vermutlich noch im tingierten Maculagebiet einstellte, Prof. Nagel aber sicher nicht. Dieser Umstand h\u00e4tte eher im umgekehrten Sinne wirken m\u00fcssen, das Blaugr\u00fcn mufste f\u00fcr Prof. Nagel relativ eher heller erscheinen als f\u00fcr Fri. H.\nFasse ich nun die durch die Untersuchungen gewonnenen Resultate noch einmal kurz zusammen, so stellt sich mein Fall folgendermafsen dar:\n1.\tKeine Konsanguinit\u00e4t, noch Farbenblindheit in der Familie nachweisbar.\n2.\tDas M\u00e4dchen im \u00fcbrigen ganz gesund, keine Anomalien des Intellekts, des Nervensystems oder der \u00fcbrigen Sinnesorgane.\n3.\tAn den Augen kein Befund, der nicht mit der Farbenblindheit zusammenhinge, oder mit ihr in Zusammenhang gebracht werden kann. Refraktion : hyperopischer Astigmatismus ; doch bessern Gl\u00e4ser nichts.\n4.\tSymptome der totalen Farbenblindheit, neben der Unf\u00e4higkeit Farben zu unterscheiden:\na)\tLichtscheu (geneigte Kopfhaltung, Lidschlufs),\nb)\tAugenzittern,\nc)\therabgesetzte Sehsch\u00e4rfe : x/15, \u2014 bei m\u00e4fsig herabgesetzter Beleuchtung 1/9,","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"Ein Fall totaler Farbenblindheit.\n81\nd)\tR. ophthalmoskopisch ein kleiner zentraler Herd, L. normaler Augengrund ; gleichwohl\ne)\tin beiden Augen kein zentrales Skotom nachweisbar; aber\nf)\tabweichende Lage des blinden Fleckes.\ng)\tder Lichtsinn normal.\nh)\ttypische Helligkeitsverteilung im Spektrum.\ni)\tnachlaufendes Bild wird nicht wahrgenommen.\nEndlich hat Herr Prof. Nagel nachgewiesen, dafs bei fortschreitender Dunkeladaptation die Helligkeitsverh\u00e4ltnisse im Spektrum sich f\u00fcr die Farbenblinde etwas verschieben, indem die vom Sehpurpur stark absorbierten gr\u00fcnen Strahlen im Verh\u00e4ltnis zu den roten an Reizwirkung einb\u00fcfsen.\nIn seiner wertvollen Arbeit \u00fcber die totale Farbenblindheit hat Grunert 1 alle ihm bekannt gewordenen F\u00e4lle aus der Lite-\u00eeatur zusammengestellt. Es sind dies einschliefslich der von ihm selbei beschriebenen 5 Patienten an Zahl 55. Hiervon kommen aber 18 nicht in Betracht, weil bei ihnen jede Untersuchung, die uns \u00fcber das Wesen der totalen Farbenblindheit Aufschlufs geben konnte, fehlt. Es bleiben mithin 37 F\u00e4lle. Freilich scheidet hiervon noch der R\u00c4HLMANNsche Fall aus, denn es ist sicher, dafs nach der Beschreibung, die uns von ihm \u00fcberliefert ist, es sich nicht gut um totale Farbenblindheit gehandelt haben kann; dagegen hat K\u00f6nig nicht einen, sondern zwei F\u00e4lle ver\u00f6ffentlicht.\u201c\nKahl Grunert, \u00fcber angeborene totale Farbenblindheit, Gr\u00e4fes Arcliio f\u00fcr Ophthalmologie 56. 1903.\n2 Die genaueren Mitteilungen hier\u00fcber verdanke ich Herrn Dr. Simon, Berlin. Danach betrifft der erste Fall einen Dr. B. und ist ver\u00f6ffentlicht in : Koenig, A. und Dieterici, Die Grundempfindungen und ihre Intensit\u00e4ts-Verteilung im Spektrum. Sitzungsber. der Kgl. preufs. Akad. der Wissensch. 1886, S. 805 (Gesammelte Abhandlungen, S. 61) und in: Die Grundempfindungen m normalen und anormalen Farbensystemen und ihre Intensit\u00e4ts-yerte\u00fcung im Spektrum. Zeitschr. f Psychol, u. Physiol, d. Sinnesorgane 4,\n1893,\tS. 241 (Ges. Abhandlg., S. 344). Der zweite Fall, ein Herr H, ist erw\u00e4hnt in Koenig, A., \u00dcber den menschlichen Sehpurpur und seine Bedeutung\ndas f_ehen- Sitzungsber. der Kgl. preufs. Akad. der Wissensch., Berlin\n1894,\tS. 5/7, und m: Die Abh\u00e4ngigkeit der Sehsch\u00e4rfe von der Beleuchtungs-Intensit\u00e4t. Sitzungsber. der Akad. der Wissensch. zu Berlin, 1897, S. 559. -\nIm Gf^en FaUe\u2019 den aUCh \u00dcHTH0FP untersuchte, bestand ein m\u00e4fsiger Grad von Albinismus, ein zentrales Skotom, aber keine zentralen Ver\u00e4nderungen\n.m zweiten Falle wurden zentrale Ver\u00e4nderungen, aber kein zentrales Skotom gefunden.","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"82\nBruno May.\nHierzu kommen die seither berichteten F\u00e4lle von Bjerrum 1 und R\u00f6nne 2 und der meine.\nWir verf\u00fcgen mithin \u00fcber 40 F\u00e4lle, von denen ein guter Teil mit grofser Sorgfalt beobachtet worden ist. Es liegt also das Bild der angeborenen totalen Farbenblindheit klinisch so klar vor uns, dafs dar\u00fcber keine Meinungsverschiedenheiten zu herrschen brauchen, welche Erscheinungen als ihre Symptome, und welche als zuf\u00e4llige Nebenbefunde zu betrachten sind. Zu denjenigen F\u00e4llen, die diese Symptome in vollkommener Reinheit\nbringen, geh\u00f6rt auch der meine.\nIch enthalte mich an dieser Stelle jeder theoretischen Er\u00f6rterung, die sich an den von mir erhobenen Befund kn\u00fcpfen k\u00f6nnte. \u2019 Aber soweit stimme ich mit Grunerts Anschauung \u00fcberein: Sichere Aufschl\u00fcsse \u00fcber das Zustandekommen der Farbenempfindungen selber d\u00fcrfen wir von der angeborenen totalen Farbenblindheit nicht erwarten; hier\u00fcber werden uns wahrscheinlich in Zukunft sorgf\u00e4ltige Untersuchungen aller \u00fcbrigen Formen der Farbenblindheit weiter helfen: Die Protanopie, die Deuteranopie, die anomale Trichromatic und alle erworbenen Formen. Dagegen d\u00fcrfen wir erwarten, \u00fcber die verschiedenen Funktionen der St\u00e4bchen und Zapfen m\u00f6glichst einheitliche Anschauungen zu gewinnen, f\u00fcr die freilich eist das mikroskopische Bild die sichere Grundlage gew\u00e4hien wird.\nIch m\u00f6chte nicht vers\u00e4umen, Herrn Prof. Nagel f\u00fcr die vielen Belehrungen und Anweisungen, die er mir f\u00fcr die Untersuchungen gegeben hat, und f\u00fcr das weitgehende Interesse, mit dem er daran teilgenommen hat, sowie Herrn Prof. Gutmann f\u00fcr die liebensw\u00fcrdige \u00dcberlassung des Falles meinen verbindlichsten Dank abzustatten.\n1\tEt Tilf\u00e4lde af medf\u00f6dt total Farveblindhed med Bemarkningei om\nStav og Tapfunction Hospitalstitende 47.\t1904. Auch deutsch in:\n2\tHenning R\u00f6nne, F\u00e4lle von angeborener totaler Farbenblindheit mit einigen theoretischen Betrachtungen. Klinische Monatshl. f. Augenhlk. 44. 1906.\n(Eingegangen am 13. April 1907.)","page":82}],"identifier":"lit33492","issued":"1908","language":"de","pages":"69-82","startpages":"69","title":"Ein Fall totaler Farbenblindheit","type":"Journal Article","volume":"42"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:32:22.197727+00:00"}

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