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Beitrag zur Lehre von der Ermüdung des Gehörorgans

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{"created":"2022-01-31T17:02:41.437286+00:00","id":"lit33496","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Sewall, Edward","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 42: 115-123","fulltext":[{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"115\n(Aus dem physiologischen Institut zu Freiburg i. B.)\nBeitrag\nzur Lehre von der Erm\u00fcdung des Geh\u00f6rorgans.\nVon\nDr. Edward Sewall.\nDie Erm\u00fcdungserscheinungen im Gebiete des Geh\u00f6rssinnes sind von Urbantschitsch 1, Thompson2 und in besonders ausgedehnter Weise von Huyzmann3 (auf Veranlassung und unter Leitung von Donders) einer systematischen Pr\u00fcfung unterzogen worden. Es wurde hier gefunden, dafs das Geh\u00f6rorgan eine sehr merkbare Erm\u00fcdung durch anhaltende Reizung erf\u00e4hrt; und es ergab sich weiter das in theoretischer Beziehung h\u00f6chst beachtenswerte Resultat, dafs die Erm\u00fcdung durch einen bestimmten Ton (z. B. von 400 Schwingungen) das Ohr nur f\u00fcr diesen Ton weniger empf\u00e4nglich macht, dagegen f\u00fcr nur wenig h\u00f6here oder tiefere T\u00f6ne eine Erm\u00fcdung nicht nachweisbar ist. Da messende Bestimmungen \u00fcber die bei der Erm\u00fcdung eintretende Verminderung des Reizerfolges nicht Vorlagen, so schien es mir von Interesse, die Untersuchungen der genannten Autoren in dieser Richtung zu vervollst\u00e4ndigen, um so mehr, als die von H. benutzte Methode sich auf die Erscheinungen der binauralen Lokalisation gr\u00fcndet, quantitative Bestimmungen hier also zugleich einen Aufschlufs dar\u00fcber versprachen, mit welcher Genauigkeit bei dieser Art der Schallokalisation die St\u00e4rke der Empfindungen im rechten und linken Ohr verglichen wird. \u2014 F\u00fcr die Versuche ergab sich hiernach die Anforderung nach passender Erm\u00fcdung eines Ohres (durch einen bestimmten\n1\tPfl\u00fcgers Archiv 24. 1881.\n2\tPhil. Magazin 12. 1881.\n3\tOnderzoekingen gedaan in het Physiologisch Laboratorium. Utrecht. 3de R. IX. 1884.\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 42.\n8","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"116\nEdward Bewail.\nTon), beiden Ohren den gleichen Ton zuzuf\u00fchren, dabei die St\u00e4rkenverh\u00e4ltnisse regulierbar zu machen und sie derart einzustellen, dafs (durch Verst\u00e4rkung des Reizes f\u00fcr das erm\u00fcdete oder durch Abschw\u00e4chung f\u00fcr das unerm\u00fcdete Ohr) die Empfindung in beiden Ohren die gleiche St\u00e4rke gewann, wof\u00fcr man hoffen konnte, an der Lokalisation des Schalles in die Medianebene ein relativ sicheres Kriterium zu finden. Dabei war zugleich erforderlich, die Verfahrungsweise zur Regulierung der Tonst\u00e4rken so zu w\u00e4hlen, dafs sie eine quantitative Bewertung der dem einen und anderen Ohr zugef\u00fchrten Reize gestattete. Es erschien von vornherein am empfehlenswertesten, die Zuleitung elektrischer Schwingungen mittels Telephone zu benutzen, wobei eine Abstufung der St\u00e4rkeverh\u00e4ltnisse durch Widerst\u00e4nde oder bei Einschaltung von Induktions\u00fcbertragungen durch Ver\u00e4nderung des Rollenabstandes bewirkt werden konnte.\nZu diesen Anforderungen kam dann noch eine andere, die ich hier sogleich erw\u00e4hnen m\u00f6chte. Schon die ersten orientierenden Versuche lehrten, dafs die gew\u00fcnschte Einstellung der St\u00e4rkenverh\u00e4ltnisse (auf Erscheinen des Tones in der Medianebene) so sehr durch suggestive Einfl\u00fcsse modifiziert oder mindestens erschwert wird, dafs es unerl\u00e4fslich war, auf deren Fernhaltung die allergr\u00f6fste Sorgfalt zu verwenden. Ich habe deswegen (nach einigen Vorversuchen) meine Einrichtungen stets so gestaltet, dafs der jeweilige Stand der Regulierungseinrichtung das eingestellte St\u00e4rkenverh\u00e4ltnis nicht erkennen liefs, der Beobachter also hier\u00fcber durchaus ununterrichtet war; ich habe aber aufserdem die Einrichtungen auch so getroffen, dafs der Beobachter niemals wissen konnte, ob er durch Drehung des regulierenden Rades in einer bestimmten Richtung die St\u00e4rkenverh\u00e4ltnisse in der einen oder anderen Richtung (zugunsten des rechten oder des linken Ohres) verschob.\nIm \u00fcbrigen war die Einrichtung meiner Versuche die, dafs in einem vom Beobachtungsraum entfernten Zimmer eine elektromagnetische Sirene, wie sie im Freiburger physiologischen Institut zu Reizungszwecken konstruiert worden war1, aufgestellt und durch einen Elektromotor in konstantem Gange erhalten wurde. Die elektrischen Schwingungen wurden durch eine l\u00e4ngere Drahtleitung nach dem Beobachtungszimmer geleitet,\n1 Beschrieben u. a. bei Metznek. Archiv f\u00fcr Physiologie. 1893. Supplem* S. 82.","page":116},{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Lehre von der Erm\u00fcdung des Geh\u00f6rorgans.\n117\ndort im allgemeinen in zwei prim\u00e4re Schlittenrollen gef\u00fchrt, deren sekund\u00e4re Spulen mit dem rechten und linken Telephonkreis verbunden waren. In einer Anzahl von Versuchen wurden auch Orgelpfeifen verwendet, die mittels einer Luftpumpe angeblasen wurden und auf ein Mikrophon wirkten, so dafs die in dieser Weise erzeugten elektrischen Schwingungen dann wieder in der gleichen Art benutzt werden konnten.\nDa es mir w\u00fcnschenswert erschien, mich zun\u00e4chst wenigstens ann\u00e4hernd dar\u00fcber zu unterrichten, mit welcher Genauigkeit unter den gegebenen Bedingungen Schallst\u00e4rken im rechten und linken Ohr miteinander verglichen werden k\u00f6nnen, so habe ich zun\u00e4chst einige Versuche in der Weise angestellt, dafs der gleiche Ton beiden Ohren zugeleitet, seine St\u00e4rke in einem Ohre durch Wechsel des Rollenabstandes ver\u00e4nderlich gemacht und die Aufgabe gestellt wurde mit m\u00f6glichster Genauigkeit auf gleiche Schallst\u00e4rke in beiden Ohren, resp. genau mediales Erscheinen der Schallquelle einzustellen.\nDa mir hier die Einstellung auf gleiche St\u00e4rke, wenigstens zu Anfang Schwierigkeiten machte und einigermafsen unsicher erschien, so zog ich vor, den Rollen im voraus bestimmte, dem Beobachter nicht bekannte Stellungen geben zu lassen, so dafs alsdann die Aufgabe nur darin bestand anzugeben, ob ein Unterschied der Schallst\u00e4rken in den beiden Ohren wahrgenommen werde (event, in welchem Sinne) oder nicht. Es wurden hier also nur Beurteilungen gegebener Eindr\u00fccke, aber keine Einstellungen verlangt.\nDas Ergebnis dieser Versuche ist aus der folgenden kleinen Zusammenstellung zu ersehen, in der ich zugleich unter die Rollenabst\u00e4nde die ihnen entsprechenden Induktionsst\u00e4rken in Parenthese notiert habe, wie sie sich aus einer galvanometrischen Graduierung ergaben.\nStellung der nicht verschieblichen Eolle\n10 cm\n10 cm\nBeurteilung bei verschiedenen Stellungen der verschieblichen Eolle zu stark\tunsicher\tzu schwach\n9 cm\t10\u201411 cm\t12 cm\n(63,6)\t(28,7)\n8 cm\n(89,8)\n5 cm (31,7)\n9\u201412 cm\n13 cm\n(22,8)\n9 cm (63,6)\n8*\n7 cm\n6\u20148 cm","page":117},{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"118\nEdward Sewall.\nMan sieht, dafs die Genauigkeit binauraler Tonst\u00e4rkevergleichung sich hier als eine sehr geringe herausstellt.\nDie mit Sicherheit als zu hoch erkennbare Schallst\u00e4rke 1 betr\u00e4gt das 2,5- bis 5 fache von derjenigen, die noch mit Sicherheit als zu niedrig erkannt wird.\nZu einer Pr\u00fcfung der Erm\u00fcdungsVerh\u00e4ltnisse erschien gleichwohl das ganze Verfahren wenigstens insofern geeignet, als gerade die Rollenverschiebung bei den Induktorien ein sehr bequemes Mittel darbietet um die Tonst\u00e4rken \u00e4ufserst ausgiebig zu\nver\u00e4ndern.\nAuch bei diesen Versuchen ging ich zun\u00e4chst so zu Werke, dafs in jedem einzelnen Versuche nicht eine Einstellung der Rollen oder des Widerstandes, sondern nur die Beurteilung einer vorher in verschiedener Weise bewirkten Einstellung gefordert wurde. Es wurden also der verschieblichen Rolle in einer Reihe aufeinander folgender Versuche im voraus verschiedene Stellungen gegeben. Jedesmal liefs ich den erm\u00fcdenden Pon zun\u00e4chst l\u00e4ngere Zeit auf ein Ohr, z. B. das linke einwirken. W\u00e4hrend dieser Zeit war der Stromkreis des rechten Telephons unterbrochen. Am Ende der auf eine oder einige Minuten fixierten Erm\u00fcdungszeit wurde der Telephonkreis des rechten Ohres geschlossen (ohne im linken etwas zu \u00e4ndern) und der Beobachter (dem nat\u00fcrlich die Rollenstellungen nicht bekannt waren) hatte anzugeben, in welchem Ohre der Ton st\u00e4rker bzw. ob er in beiden gleich stark geh\u00f6rt werde. Gleich die ersten Versuche f\u00fchrten mich nun zu einem ganz unerwarteten Ergebnis. Wenn n\u00e4mlich der Telephonkreis des rechten nicht erm\u00fcdeten Ohres geschlossen wurde, so hatte ich regelm\u00e4fsig im ersten Augenblick \u00fcberaus deutlich den Eindruck, dafs der Ton im rechten Ohre weit st\u00e4rker geh\u00f6rt w\u00fcrde, und die Schallquelle schien im rechten Ohr ihren Sitz zu haben. Den \u00e4lteren Angaben entsprechend glaubte ich zun\u00e4chst hierin den Ausdruck der durch die Dauerreizung des linken Ohres herbeigef\u00fchrten Erm\u00fcdung erblicken zu d\u00fcrfen. Und um ein quantitatives Mafs\n1 Ich habe als Reizst\u00e4rken \u00fcberall die im Telephonkreise induzierten elektromotorischen Kr\u00e4fte in Rechnung gebracht, ohne zu \u00fcbersehen, dafs im strengen Sinne die Schallst\u00e4rken aus ihnen erst zu berechnen sein w\u00fcrden. Es erschien mir f\u00fcr den vorliegenden Zweck gestattet, davon abzusehen, um so mehr als \u00fcber den Modus der Berechnung jedenfalls Zwiefei bestehen k\u00f6nnen. Vgl. dar\u00fcber Wien.","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Lehre von der Erm\u00fcdung des Geh\u00f6rorgans.\n119\nf\u00fcr diese Erm\u00fcdung zu erhalten, versuchte ich die Erregung des rechten Telephons soweit abzuschw\u00e4chen, dafs der Ton bei der Schliefsung des rechten Kreises im ersten Moment in beiden Ohren gleich stark erschiene. Hier zeigte sich nun, dafs der erw\u00e4hnte Eindruck ganz in gleicher Weise bestehen blieb, auch wenn der Schall f\u00fcr das rechte Ohr sehr erheblich ahgeschw\u00e4cht wurde; und es erwiesen sich f\u00fcr die Kompensation der Erm\u00fcdung so gewaltige Abschw\u00e4chungen erforderlich, dafs mir Zweifel an der Dichtigkeit der ganzen hier zugrunde gelegten Auffassung kamen. Diese wurden noch durch den weiteren Umstand vermehrt, dafs der Eindruck von der Lokalisation der Schallquelle in dem unerm\u00fcdeten Ohre nicht, wie ich erwartet hatte, in regelm\u00e4fsiger und stetiger Weise schwand (die Schallquelle allm\u00e4hlich in die Medianebene zu r\u00fccken schien); vielmehr war der Gang immer der, dafs die Schallquelle l\u00e4ngere Zeit im unerm\u00fcdeten Ohr ihren Ort zu haben schien, dann einigermafsen pl\u00f6tzlich dieser Eindruck unsicher wurde, um in der aus mancherlei anderen Beispielen bekannten eigent\u00fcmlich sprunghaften Weise in den Eindruck einer Lokalisation in der Medianebene umzuschlagen. Diese Verh\u00e4ltnisse legten die Frage nahe, ob nicht bei dem geschilderten Versuchsgange das scheinbare \u00dcbergewicht des nicht erm\u00fcdeten Ohres haupts\u00e4chlich auf einen Nebenumstand zur\u00fcckzuf\u00fchren sei, darauf n\u00e4mlich, dafs die Empfindung in diesem in einem bestimmten Zeitpunkt als etwas Neues einsetzt, w\u00e4hrend die in dem anderen Ohr ohne Ver\u00e4nderung andauert. Wir w\u00fcrden eine solche Erscheinung als die Erregung der Aufmerksamkeit durch die Ver\u00e4nderung mit manchen anderen bekannten Tatsachen in Analogie setzen k\u00f6nnen. Um was es sich dabei eigentlich handelt und ob alle diese Erscheinungen auf physiologischer oder psychologischer Grundlage zu erkl\u00e4ren sind, mag hier dahingestellt bleiben. \u2014 Um diese Frage zu pr\u00fcfen, war es nur n\u00f6tig, vor der Zuleitung des Schalles in das unerm\u00fcdete Ohr auch die Zuleitung zu dem erm\u00fcdeten f\u00fcr eine ganz kurze Zeit zu unterbrechen. Dabei zeigte sich denn nun sogleich, dafs in der Tat eine \u00e4ufserst kurze Unterbrechung (von weniger als einer Sekunde) v\u00f6llig ausreichend war, um den ganzen zun\u00e4chst als Erm\u00fcdung gedeuteten Effekt schwinden zu lassen. W\u00e4hrend dieser (wie erw\u00e4hnt) viele Sekunden lang ganz gleichm\u00e4fsig anzudauern schien, wenn ohne Unterbrechung der Empfindung im linken","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"120\nEdiuard SewaL.\nder Schallreiz f\u00fcr das rechte Ohr neu einsetzte, war von ihm nichts mehr mit Sicherheit zu bemerken, wenn nach Unterbrechung von einer halben Sekunde die Schallzuleitung in beiden Ohren frisch begann. \u2014 Ich konnte hiernach nicht daran zweifeln, dafs in der Tat (wenigstens hei mir) das Neueinsetzen des Reizes f\u00fcr das unerm\u00fcdete Ohr eine sehr beachtenswerte Fehlerquelle f\u00fcr diese Versuche dar stellt. Und ich bin, nachdem ich dieses Umstandes inne geworden bin, in der Folge stets so zu Werke gegangen, dafs vor der Pr\u00fcfung des Erm\u00fcdungsverh\u00e4ltnisses auch die Schallzuleitung in das erm\u00fcdete Ohr f\u00fcr einen sehr kurzen Zeitwert (etwa 3/2 Sekunde) unterbrochen wurde.\nVersuche, die ich in dieser Weise ausf\u00fchrte, schienen zu lehren, dafs sich ein Einflufs der l\u00e4ngerdauernden Reizung eines Ohres \u00fcberhaupt nicht mit Sicherheit konstatieren liefs. Mit und ohne Erm\u00fcdung waren es immer sehr nahezu dieselben Rollenstellungen, bei denen ein \u00dcbergewicht im einen oder dem anderen Ohr oder \u00fcberhaupt kein sicherer Unterschied bemerkbar war. Es stellte sich indessen alsbald heraus, dafs die Versuche auf diese Weise zu zeitraubend und umst\u00e4ndlich wurden, um eine zweckgem\u00e4fse Durchf\u00fchrung m\u00f6glich erscheinen zu lassen. Ich hielt es daher doch f\u00fcr geboten, auf das Verfahren der Einstellungen zur\u00fcckzugreifen, wobei es nun allerdings erforderlich war, in den Erm\u00fcdungsversuchen die Einstellungen m\u00f6glichst schnell zu bewirken. Dies ist nach Erwerbung einer gr\u00f6fseren \u00dcbung in den hier verlangten Einstellungen ganz wohl m\u00f6glich und ich habe wenigstens subjektiv den Eindruck gehabt, die Einstellungen mit leidlicher Sicherheit ausf\u00fchren zu k\u00f6nnen ; auch sind die Ergebnisse hinreichend \u00fcbereinstimmend gewesen, um diese Anschauung als zutreffend gelten zu lassen. Es wurde also jedesmal, nachdem der erm\u00fcdende Ton l\u00e4ngere Zeit auf das eine Ohr eingewirkt hatte, die Schallzuleitung f\u00fcr einen sehr kleinen Zeitwert (3/2 Sekunde) ganz unterbrochen, danach sogleich der Schall beiden Ohren zugeleitet und durch Verschiebung der einen Induktionsrolle auf gleiche Schallst\u00e4rke in beiden Ohren eingestellt. Die Resultate dieser Versuche sind in den folgenden Tabellen zusammengestellt. Die Versuche lehren, wie als Hauptsache zu betonen ist, dafs irgend eine sichere \u00c4nderung der Einstellungen durch die voraufgegangene Erm\u00fcdung nicht zu konstatieren ist; vielmehr sind die Abweichungen des ohne und","page":120},{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Lehre von der Erm\u00fcdung des Geh\u00f6rorgans.\t121\ndes mit Erm\u00fcdung erhaltenen Einstellungswertes bald in dem Sinne verschieden, wie es auf Grund einer Erm\u00fcdung zu erwarten w\u00e4re, bald auch im entgegengesetzten. Um dies hervortreten zu lassen, sind diejenigen Modifikationen, die dem nach Mafsgabe einer Erm\u00fcdung zu erwartenden entgegengesetzt sind, durch Fettdruck hervorgehoben.\nEs ist in bezug auf die Einrichtung der Versuche noch zu bemerken, dafs stets die Schallst\u00e4rke f\u00fcr das rechte Ohr ver\u00e4ndert wurde, und die Zahlen durchweg die f\u00fcr dieses Ohr erhaltene Rollenstellung bedeuten. Dagegen zerfallen die Versuche insofern in zwei Arten als bei einem Teile das rechte, bei einem anderen Teile das linke Ohr der Erm\u00fcdung unterworfen wurde; nat\u00fcrlich wurde in beiden F\u00e4llen eine gr\u00f6fsere Zahl von Einstellungen mit und ohne Erm\u00fcdung abwechselnd gemacht und die Ergebnisse der mit Erm\u00fcdung und der ohne Erm\u00fcdung erhaltenen Einstellungen verglichen. Der \u00dcbersichtlichkeit halber habe ich die Versuche mit Erm\u00fcdung des linken und die mit Erm\u00fcdung des rechten Ohres in je eine Tabelle vereinigt. In diesen Tabellen entspricht also je ein vertikaler Doppelstab einer Versuchsreihe.\nVersuche ohne Erm\u00fcdung (o) und mit Erm\u00fcdung des rechten Ohres (r). F\u00fcr das rechte Ohr eingestellte Rollen abst\u00e4nde.\n0\tr 1\t0\tr\t0\tr\t0\tr\t0\tr\t0\tr\t0\tr\n8\t8,3\t7,0\t6,2\t7,6\t7,9\t5,8\t8,3\t9,3\t9,2\t6,9\t8,0\t8,1\t7,7\n9\t6,2\t6,9\t6,6\t9,0\t9,1\t5,8\t6,4\t8,8\t9,3\t7,2\t8,3\t6,8\t8,9\n9\t7,2\t5,6\t6,3\t7,1\t8,7\t5,8\t8,3\t9,1\t6,9\t10,1\t9,0\t! 7,0\t7,9\n7,3\t7,6\t5,3\t6,8\t7,8\t7,4\t6,5\t8,7\t8,5\t7,7\t8,7\t7,3\t6,7\t7,2\n6,9 6,4 5.6 6,1 6.6 6,4\t6.5 7.5 8,2 6,0 5,8 h8\t5,7\t5,9\t6,5 i \u2022 1\t4,5\t5,7\t8,1\t9,2\t6,8\t8,8\t8,5\t5,8\t8,8\n7,13\t7,11\t6,1\t6,8\t7,2\t7,5\t5,9\t7>\u00b0\t8,9\t7,8\t8,1\t8,2\t6,88\t8,1","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122\nEdward Sewall.\nVersuche ohne Erm\u00fcdung (o) und mit Erm\u00fcdung des linken Ohres (l). F\u00fcr das rechte Ohr eingestellte Rollenabst\u00e4nde.\n0\tl\t0\tl\t0\tl\t0\tl\t0\tl\t0\tl\t0\tl\t0\tl\t0\ti\n8,0\t3,5\t7,5\t\t6,8\t5,1\t6,2\t4,0\t4,3\t7,0\t6,2\t6,6\t7,9\t9,5\t10,2\t8,0\t9,9\t9,7\n7,5\t6,5\t8,0\t\t7,1\t5,6\t6,6\t6,6\t5,4\t\t7,1\t7,\u00b0\t7,4\t8,2\t8,3\t6,8\t10,6\t11,8\n6,5\t5,51\t7,0\t\t6,1\t4,9\t7,6\t4,5\t5,0\t6,5\t7,1\t7,2 j\t8,0\t9,2\t6,2\t7,8\t9,9\t8,3\n7,5\t6,5\t8,5\t\t6,5\t4,3\t6,9\t4,6\t7,0\t\t6,2\t6,6,\t8,5\t9,0\t7,8\t9,5\t9,2\t8,8\n6,5\t6,0\tJ\t7\t5,5\t6,4\t3,0\t6,2\t4,8\t6,0\t5,5\t6,4\t6,5\t7,1\t8,4\t7,1\t8,0\t9,3\t7,8\n5,5\t5,0\t9,5\t\t6,1\t6,8\t5,1\t5,3\t6,7\t\t\t1\t\t\t\t\t\t\n5,5\t4,5\t9,0\t\t6,1\t5,2\t5,1\t7,5\t6,6\t7,6\t\tI i\t\t\t\t\t\t\n4,5\t6,5\t6,5\t\t6,4\t5,5\t5,8\t5,8\t7,5\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n6,0\t5,5\t9,0\t\t5,9\t4,9\t5,7\t5,3\t7,0\t7,1\t\t\t\t\t\t\t\t\n6,0\t6,5\t9,0\t5,5\t5,9\t6,5\t4,5\t5,9\t6,3\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t5,5\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t8,0\t\t\t\t\t\t\t\t\ti\t\t\t\t\t\t\n\t\t7,0\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t7,5\t6,0\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t!7\u20195\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t6,5\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t!\t\n\t\t8,0\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t6,5\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t8,0\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t16,0\t5,0\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n6,35 5,6\t\t7,5\t5,5\t6,3\t! 5,1\t5,97\t5,48 6,18\t\t6,7\tj 6,6\t6,817,78| 8,8\t\t\t7,9 8,02' 9,68\t\t\t9,28\nDen mitgeteilten Versuchen kommt, wie mir scheint, ein gewisses Interesse in zweierlei Hinsicht zu. Erstlich ist es \u00fcberraschend , dafs ich zu einer sicheren Beobachtung der Erm\u00fcdungserscheinungen nach dem von fr\u00fcheren Autoren mit Erfolg benutzten Verfahren \u00fcberhaupt nicht gelangen konnte. Dafs diese lediglich durch die Fehlerquelle, die mich anfangs irre f\u00fchrte, get\u00e4uscht worden sein sollten, ist nach der Beschreibung ihrer Verfahrungsweisen kaum anzunehmen. Ob bei ihnen die Erm\u00fcdung eine betr\u00e4chtlichere gewesen ist oder ob es ihnen gelungen ist, eine gr\u00f6fsere Genauigkeit der binauralen Vergleichung zu erzielen, mufs ich dahingestellt sein lassen. Die Folgerung, dafs eine Erm\u00fcdung des Geh\u00f6rorgans bei l\u00e4ngerer Reizung gar nicht stattfinde, wird aus meinen Versuchen selbst f\u00fcr mich nicht gezogen werden d\u00fcrfen und zwar deswegen (ich","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Lehre von der Erm\u00fcdung des Geh\u00f6rorgans.\n123\nkomme hiermit auf den zweiten Punkt), weil die Vergleichung\nder Schallst\u00e4rke in beiden Ohren einen \u00fcberraschend geringen\n\u2022 \u2022\nGrad von Sicherheit zeigt. Kann, wie ich fand, ein \u00dcbergewicht des einen Ohres erst dann sicher bemerkt werden, wenn die elektrischen Schwingungen hier etwa die doppelte St\u00e4rke wie auf der anderen Seite haben, so ist klar, dafs m\u00e4fsige Grade der Abstumpfung sich bei dieser Beobachtungsweise der Wahrnehmung entziehen werden. Die Mangelhaftigkeit dieses Vergleiches ist aber an sich eine beachtenswerte Tatsache. Denn sie kontrastiert auff\u00e4llig mit der grofsen Sicherheit binauraler Lokalisation, wie sie bei objektiver Verschiebung der Schallquelle beobachtet wird. Aus zahlreichen Beobachtungen ist bekannt, dafs eine Abweichung einer Schallquelle von der Medianebene um wenige Grade mit voller Sicherheit erkennbar ist, und man ist mit gutem Grunde der Meinung, dafs diese Erkennung auf dem Unterschied der Schallst\u00e4rke in beiden Ohren beruht. Dafs hierbei Differenzen der Schallst\u00e4rke von den Betr\u00e4gen Vorkommen sollten, wie sie nach den obigen Ermittelungen dazu erforderlich zu sein scheinen, ist kaum glaublich. Nun ist freilich zu beachten, dafs es sich hier immer um die Lokalisation von Ger\u00e4uschen (von der Art des Knalls) gehandelt hat, w\u00e4hrend meine Versuche sich auf Kl\u00e4nge beziehen. Nach den mitgeteilten Erfahrungen erscheint also zun\u00e4chst eine erneuerte Pr\u00fcfung der Erm\u00fcdungsverh\u00e4ltnisse des Geh\u00f6rorgans recht w\u00fcnschenswert; sie wird lehren m\u00fcssen, ob der Unterschied meiner negativen und der positiven Ergebnisse fr\u00fcherer Beobachter auf individuelle Eigent\u00fcmlichkeiten zur\u00fcckzuf\u00fchren ist oder worauf sonst er beruhen mag. Wenn ferner zwischen der geringen Genauigkeit binauraler St\u00e4rke Vergleichung (f\u00fcr Kl\u00e4nge) und der grofsen Sicherheit binauraler Lokalisation (f\u00fcr Ger\u00e4usche) ein gewisses MifsVerh\u00e4ltnis besteht, so erscheint der Wunsch berechtigt, diesen scheinbaren Widerspruch aufgekl\u00e4rt zu sehen, w7as wohl in erster Linie durch eine genaue Pr\u00fcfung der binauralen St\u00e4rke Vergleichung, unter \u00e4hnlichen Bedingungen wie den oben von mir benutzten, jedoch f\u00fcr Ge*-r\u00e4usche, zu geschehen h\u00e4tte. Da also meine Erfahrungen als Anstofs zu weiteren Versuchen in mehreren Dichtungen n\u00fctzlich sein k\u00f6nnen, habe ich geglaubt, sie, trotz der geringen Ausbeute an positiven Ergebnissen hier mitteilen zu d\u00fcrfen.\n(Eingegangen am 17. Mai 1907.)","page":123}],"identifier":"lit33496","issued":"1908","language":"de","pages":"115-123","startpages":"115","title":"Beitrag zur Lehre von der Erm\u00fcdung des Geh\u00f6rorgans","type":"Journal Article","volume":"42"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:02:41.437291+00:00"}

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