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{"created":"2022-01-31T16:33:22.110992+00:00","id":"lit33500","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Boehm, Marie","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 42: 155-171","fulltext":[{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"(Aus dem physiologischen Institut zu Freiburg i. B.)\n\u2022 \u2022\nUber physiologische Methoden zur Pr\u00fcfung der Zusammensetzung gemischter Lichter.\nVon\nMarie Boehm.\nBekanntlich \u00e4ndert sich bei elektrischen Gl\u00fchlampen, wenn sie mit wechselnder Spannung und Stromst\u00e4rke brennen, nicht nur die Helligkeit, sondern auch die qualitative Beschaffenheit des ausgesendeten Lichtes ; je st\u00e4rker sie brennen, um so weifser wird das Licht, um so mehr wird das St\u00e4rkeverh\u00e4ltnis zweier Lichter von bestimmten Wellenl\u00e4ngen zugunsten des kurzwelligeren Lichtes verschoben. Das Licht einer bestimmten Lampenart ist daher ein qualitativ nicht genau definiertes. Hierin\nhegt ein bei physikalischen wie physiologischen Versuchen viel-\n\u2022 \u2022\nfach st\u00f6rend empfundener Ubelstand, und es kann wohl in mancher Hinsicht als erw\u00fcnscht bezeichnet werden, die Qualit\u00e4t eines vorgelegten Lichtes irgendwie messend festzustellen oder auch nach Wunsch ein Licht von genau bestimmter Qualit\u00e4t herzustellen. In voller physikalischer Allgemeinheit betrachtet ist dies eine Aufgabe von grofser Schwierigkeit. Zur Charakterisierung irgend eines Lichtes w\u00e4re es erforderlich, die St\u00e4rke zu ermitteln, mit der jede Lichtart in ihm vertreten ist, also etwa die Verteilung der Energie in einem bestimmten Spektrum durch bolometrische Beobachtungen festzustellen. W\u00e4re man im Besitz eines qualitativ bestimmten, immer wieder in gleicher Zusammensetzung herzustellenden Normallichtes, so k\u00f6nnte die qualitative Pr\u00fcfung irgend eines anderen Lichtes durch eine, auf eine passende Anzahl von Lichtern erstreckte spektrophotometrische Vergleichung mit jenem Normallicht erfolgen.\nZeitschr. f. Simiesphysiol. 42.\n11","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156\nMarie Boehm.\nEinfacher als zn einer solchen systematischen Durchpr\u00fcfung des ganzen Spektrums wird man zu einer Vergleichung nur zweier Lichtarten, etwa eines lang- und eines kurzwelligen gelangen k\u00f6nnen. Und in gewissem Umfange wird ohne Zweifel auch eine solche schon von grofsem Wert sein. W\u00e4ren wir z. B. in der Lage, das Verh\u00e4ltnis der Energiewerte anzugeben, die (im Dispersionsspektrum) einerseits dem Natrium-, andererseits dem blauen Strontiumlicht zukommen, so wird es allerdings zweifelhaft sein, ob alle gemischten Lichter bei \u00dcbereinstimmung dieses Verh\u00e4ltnisses auch durchweg hinsichtlich der Energieverteilung \u00fcbereinstimmen. Aber wir w\u00fcrden wohl anzunehmen berechtigt sein, dafs eine bestimmte Gl\u00fchlampe, vermutlich auch alle Gl\u00fchlampen derselben Art qualitativ gleiches Licht liefern, wenn jenes Verh\u00e4ltnis auf einen bestimmten Wert gebracht ist. Auch eine Ermittelung dieser Art ist nach den in der Physik \u00fcblichen auf das Bolometer zur\u00fcckgehenden Methoden mit nicht ganz geringen Schwierigkeiten behaftet. Aus diesem Grunde ist es f\u00fcr die hier in Betracht kommenden Aufgaben der Lichtpr\u00fcfung und Lichtvergleichung wohl von einigem Interesse, dafs. wir unter Benutzung physiologischer Verh\u00e4ltnisse relativ leicht zu entsprechenden Ergebnissen gelangen k\u00f6nnen. In den nachstehend mitgeteilten Versuchen habe ich mir die Aufgabe gestellt, die qualitative \u00c4nderung des Lichtes einerseits von Kohlenfaden-Gl\u00fchlampen, andererseits von Nernstlampen unter Benutzung physiologischer Verfahrungsweisen zu verfolgen.\nErmittelungen dieser Art sind bei dem gegenw\u00e4rtigen Stande der Dinge unter doppeltem Gesichtspunkt von Interesse. Einerseits werden uns ihre Ergebnisse einen Anhalt geben, um zu beurteilen, wie hoch die Schwankungen der Lichtqualit\u00e4t bei wechselnder Brennst\u00e4rke sind, und wie weit diese z. B. bei den tats\u00e4chlich vorkommenden unregelm\u00e4fsigen Schwankungen der Zentralenspannung als Fehlerquellen zu f\u00fcrchten sind. Andererseits wird es in rein methodischer Beziehung von Interesse sein, zu erfahren, wie weit in dieser Richtung die Leistung der in Rede stehenden physiologischen Methoden geht, und da, wie sogleich zu besprechen, deren mehrere zu Gebote stehen, in welchem Verh\u00e4ltnis die Genauigkeitsgrade derselben stehen.\nIch beginne mit einer kurzen Darlegung der f\u00fcr unseren Zweck in Frage kommenden Verfahrungsweisen ; es sind deren","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber physiologische Methoden zur Pr\u00fcfung der Zusammensetzung etc.\t157\nhaupts\u00e4chlich drei. Die erste will ich als Methode der D\u00e4mmerungswerte bezeichnen. Wie bekannt, sehen wir alle Lichter, sofern ihre- St\u00e4rke unterhalb eines gewissen Wertes bleibt, farblos; dabei k\u00f6nnen aber, namentlich wenn das Auge gut dunkeladaptiert ist, nicht ganz unbetr\u00e4chtliche Grade subjektiver Helligkeit erreicht werden. Man bezeichnet bekanntlich ein unter diesen Bedingungen stattfindendes Sehen als D\u00e4mmerungssehen, die den verschiedenen Lichtern unter diesen Umst\u00e4nden zukommenden Reizwerte als ihre D\u00e4mmerungswerte. Wir besitzen in ihnen eine bestimmte, allen Lichtern zukommende und unter geeigneten Bedingungen leicht zu beobachtende Wirkung und es ist daher leicht ersichtlich, wie wir von ihr f\u00fcr den hier verfolgten Zweck Gebrauch machen k\u00f6nnen. Wir k\u00f6nnen z. B. das Verh\u00e4ltnis der D-Werte eines lang- und eines kurzwelligen Lichtes im Dispersionsspektrum einer Lichtquelle ermitteln. Dieses Verh\u00e4ltnis wird sich mit wechselnder Brennst\u00e4rke \u00e4ndern; und indem wir es f\u00fcr verschiedene Brennst\u00e4rken ermitteln, erfahren wir, wie sich das Verh\u00e4ltnis der dem einen und dem anderen Lichte zukommenden Energie ge\u00e4ndert hat. Auch wird uns die Aufsuchung derjenigen Spannung, bei der jenes Verh\u00e4ltnis einen bestimmten vorgeschriebenen Wert besitzt, in die Lage setzen ein Licht von bestimmter Qualit\u00e4t herzustellen. Als ein Vorteil dieser Methode darf hervorgehoben werden, dafs die D\u00e4mmerungs werte, soweit bis jetzt bekannt, f\u00fcr alle Personen in der gleichen Weise von der Wellenl\u00e4nge ab-h\u00e4ngen, die Bestimmungen verschiedener Beobachter also ohne weiteres untereinander vergleichbar sein w\u00fcrden. Als ein gewisser Nachteil darf von vornherein die Beschr\u00e4nkung der Beobachtungen auf die Bedingungen des D\u00e4mmerungssehens hervorgehoben werden, womit einerseits eine Anzahl technischer Unbequemlichkeiten verkn\u00fcpft ist, andererseits auch eine Herabsetzung der Beobachtungssicherheit zu bef\u00fcrchten sein wird.\nDie physiologischen Untersuchungen haben gelehrt, dafs \u00e4hnlich wie durch die Bedingungen des D\u00e4mmerungssehens auch noch auf andere Weisen die Gesichtsempfindungen ihres farbigen Charakters beraubt werden k\u00f6nnen. Farbige Objekte (auch hoher, spektraler S\u00e4ttigung) erscheinen farblos, wenn sie stark exzentrisch gesehen werden und wenn sie in sehr kleinen Feldern zur Beobachtung kommen. Auch unter diesen Umst\u00e4nden sind die Reizwerte verschiedener Lichter einwandsfrei\n11*","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158\nMarie Boehm.\nvergleichbar; sie werden als Peripherie werte1 und als M inimalfeldhelligkeiten2 bezeichnet. Beide Verh\u00e4ltnisse k\u00f6nnten, ganz allgemein gesprochen, f\u00fcr unsere Aufgabe herangezogen werden. Indessen haben schon die ersten hierher geh\u00f6rigen Beobachtungen von v. Kries gelehrt, dafs das Verh\u00e4ltnis der Peripheriewerte zweier Lichter in hohem Mafse vom Adaptationszustande des Auges abh\u00e4ngt ; nur bei h\u00f6chstgradiger Helladaptation erh\u00e4lt man ann\u00e4hernd fixierte Verh\u00e4ltnisse. Um brauchbare Resultate zu erhalten, m\u00fcfsten dem gern \u00e4fs sehr erschwerende Bedingungen in die Versuche eingef\u00fchrt werden; ich habe daher dieses Verfahren als wenig geeignet ganz beiseite gelassen. Von der eben erw\u00e4hnten Schwierigkeit ist man frei, wenn man das Farbloserscheinen der farbigen Lichter durch Reduktion auf ein sehr kleines Feld bewirkt. Nach den Beobachtungen von Siebeck kann man die Minimalfeldhelligkeiten spektraler Lichter mit leidlicher Genauigkeit vergleichen, wenn man sie in Feldern von etwa 2' Ausdehnung darbietet und mit einer Exzentrizit\u00e4t von etwa 1\u00b0,5 betrachtet. Er fand insbesondere, dafs man unter diesen Umst\u00e4nden von Adaptationsschwankungen nicht erheblich abh\u00e4ngig ist. Neben der Methode der D\u00e4mmerungswerte habe ich daher an zweiter Stelle die der Minimalfeldhelligkeiten benutzt.\nEs ist ersichtlich, dafs, wenn wir f\u00fcr ein lang- und ein kurzwelliges Licht das Verh\u00e4ltnis ihrer Minimalfeldhelligkeiten bestimmen, wir auch hierin einen Wert haben, der ebenso wie das Verh\u00e4ltnis der D\u00e4mmerungs werte zur Charakterisierung einer Lichtart verwendet werden kann. Als ein gewisser Nachteil dieses Verfahrens kann angef\u00fchrt werden, dafs die vorhin f\u00fcr die D\u00e4mmerungswerte bemerkte Unabh\u00e4ngigkeit von der Individualit\u00e4t des Beobachters hier nicht in vollem Mafse behauptet werden kann. Ob f\u00fcr Personen mit ganz normalem Farbensinn in dieser Hinsicht Unterschiede bestehen, l\u00e4fst sich zurzeit nicht mit v\u00f6lliger Sicherheit angeben. Dagegen ist es von den Peripherie werten bekannt und daraufhin f\u00fcr die Minimalfeldhelligkeiten sehr wahrscheinlich, dafs sie f\u00fcr Dichromaten und anomale Trichromaten sich mehr oder weniger anders als f\u00fcr normale Personen verhalten werden.\n3 v. Kries: Diese Zeitschrift 15. S. 250.\n2 Siebeck: Diese Zeitschrift 41. S. 89.","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"Vber physiologische Methoden zur Pr\u00fcfung der Zusammensetzung etc. 159\nDie eben erw\u00e4hnten Verfahrungsweisen stimmen darin \u00fcberein, dafs bei ihnen zwei Lichter ungleicher Wellenl\u00e4nge durch besonders gew\u00e4hlte physiologische Verh\u00e4ltnisse hinsichtlich eines Erfolges streng vergleichbar gemacht werden. Auf einem anderen Prinzip beruht dann eine an dritter Stelle hier anzuf\u00fchrende Verfahrungsweise. Wir k\u00f6nnen n\u00e4mlich davon ausgehen, dafs die Gemische zweier Lichter einen von dem Mischungsverh\u00e4ltnis abh\u00e4ngigen physiologischen Erfolg haben. Auch hierdurch kommen wir in die Lage bestimmte Mengenverh\u00e4ltnisse zweier Lichter festzulegen; wir k\u00f6nnen ermitteln, wie sich das in einem bestimmten Spektrum gegebene St\u00e4rkenverh\u00e4ltnis zu dem in solcher Weise physiologisch definierten verh\u00e4lt, mit anderen Worten wie sich, wenn wir die St\u00e4rken, mit denen sie in einem bestimmten Spektrum vertreten sind, als Einheiten nehmen, das zur Erzielung eines bestimmten physiologischen Erfolges erforderliche Mischungsverh\u00e4ltnis zahlenm\u00e4fsig ausdr\u00fcckt. W\u00e4ren wir z. B. im Besitze eines objektiv hinl\u00e4nglich genau definierten Weifs, so k\u00f6nnten wir einfach auf das Verh\u00e4ltnis rekurrieren, in dem ein bestimmtes langwelliges Licht mit seiner Komplement\u00e4ren gemischt werden mufs, um eine jenem Weifs gleich erscheinende Mischung zu liefern. In Ermangelung eines solchen Normalweifs k\u00f6nnen wir aber die F\u00e4lle in Betracht ziehen, in denen eine Mischung zweier homogener Lichter einem dritten homogenen (also durch seine Wellenl\u00e4nge streng definierten) gleich erscheint. Als der f\u00fcr unsere Zwecke geeignetste Fall dieser Art bietet sich die in neuerer Zeit viel benutzte sog. RAYLEiun-Gleichung. Dies ist bekanntlich eine Gleichung zwischen einem homogenen Licht von der Wellenl\u00e4nge des Na-Lichtes und einem Gemisch von Lichtern, die dem Lithium- und Thalliumlicht entsprechen. Bei einem bestimmten Mengenverh\u00e4ltnis des lang- und des kurzwelligen Bestandteils erscheint die Mischung dem homogenen Gelb genau gleich. In diesem Gleicherscheinen haben wir in der Tat die Fixierung eines bestimmten St\u00e4rke Verh\u00e4ltnisses zweier verschiedener Lichter. \u00c4ndert sich die Beschaffenheit der Lichtquelle, so wTird die Einstellung der die Lichtmischung bewirkenden optischen Apparate ge\u00e4ndert werden m\u00fcssen, um das Gemisch wiederum dem Na-Gelb gleich erscheinen zu lassen.\nAls ein Vorteil dieses Verfahrens kann in Anspruch genommen werden, dafs die Beobachtung auf etwas gr\u00f6fseren","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"160\nMarie Boehm.\nFeldern und mit der Stelle des deutlichsten Sehens stattfinden kann, die Bedingungen also f\u00fcr die Erzielung gr\u00f6fserer Genauigkeit g\u00fcnstige sind. Als nachteilig erscheint dagegen zun\u00e4chst, dafs die beiden Lichter, die verglichen werden, relativ nahe beieinander hegen, wobei nat\u00fcrlich geringere \u00c4nderungen im St\u00e4rke Verh\u00e4ltnis zu erwarten sind, als wenn wir zwei im Spektrum m\u00f6glichst weit auseinander hegende Lichter vergleichen. Sodann ist als ein \u00dcbelstand hier von vornherein in Betracht zu ziehen, dafs die Rayleioh-Gleichungen, wie aus vielf\u00e4ltiger Erfahrung bekannt ist, auch f\u00fcr Personen mit normalem Farbensinn recht erhebliche individuelle Verschiedenheiten aufweisen; f\u00fcr anomale Trichromaten weichen sie noch erheblicher ab ; Dichromaten aber (partiell Farbenblinde) k\u00f6nnen sie, da ihnen die hier in Betracht kommenden Farbenunterschiede nicht wahrnehmbar sind, \u00fcberhaupt nicht einstellen; f\u00fcr diese wird also die Methode \u00fcberhaupt nicht brauchbar sein.\nBevor ich zur spezielleren Darstellung meiner Versuche \u00fcbergehe, mag noch vorausgeschickt werden, dafs ich zur Variierung der Brennst\u00e4rken in allen F\u00e4llen einen RuBSTRATschen Widerstand benutzte, der durch Verstellung des Schiebers von 0 bis zu 1000 Ohm eingestellt werden konnte. Die Lampen wurden unter Einschaltung dieses Widerstandes an die st\u00e4dtische Zentrale angeschlossen. Zugleich wurde an der Zuleitung ein (gleichfalls RuHSTRATsches) Voltmeter derart angebracht, dafs die Klemmspannung an der Lampe abgelesen werden konnte. Das Instrument, von 190 bis 230 gehend und in halbe Volt geteilt, gestattete die Spannung, mit der die Lampe brannte, auf 0,1 V. abzulesen. Da die Spannung der Zentrale um mehrere Volt unregelm\u00e4fsig wechselt; so mufste die Widerstandseinstellung w\u00e4hrend eines Versuches h\u00e4ufig kontrolliert werden.\nBei dem als Methode der D\u00e4mmerungs werte be-zeichneten Verfahren wollte ich aus naheliegenden Gr\u00fcnden von einem Lichterpaar ausgehen, das in dem benutzten Spektrum und bei dem Licht einer mit normaler Spannung (220 Volt) brennenden Gl\u00fchlampe d\u00e4mmerungsgleich w\u00e4ren. Solcher Lichterpaare stehen nat\u00fcrlich unendlich viele zur Verf\u00fcgung; die Wahl eines bestimmten ist in gewissem Mafse willk\u00fcrlich. Einerseits empfahl es sich nun zwei im Spektrum m\u00f6glichst weit auseinanderhegende Lichter zu w\u00e4hlen ; andererseits ist es jedoch nicht ratsam mit dem langwelligen Licht sehr","page":160},{"file":"p0161.txt","language":"de","ocr_de":"fiber physiologische Methoden zur Pr\u00fcfung der Zusammensetzung etc. 161\nWeit gegen Rot hin vorzugehen, weil man dort bekannten Tatsachen zufolge, wenn man die Sichtbarkeit der Farbe mit Sichei-heit ausschliefsen will, auf sehr niedrige D\u00e4mmernngswerte beschr\u00e4nkt ist, die Beobachtung mit sehr geringen Helligkeiten aber nicht empfehlenswert erscheint. Ich habe daher als langwelliges Licht Na-Licht gew\u00e4hlt; die Vergleichung dieses mit einem ihm unter den erw\u00e4hnten Ausgangsbedingungen d\u00e4mmerungsgleichen bildete den Gegenstand der Beobachtung.\nWas die speziellere Versuchsanordnung anlangt, so benutzte ich den im Freiburger physiologischen Institut bereits h\u00e4ufig verwendeten und auch mehrfach beschriebenen geradsichtigen Spektralapparat, der in der gleichfalls schon \u00f6fter beschriebenen Weise in die Wand zwischen zwei Dunkelzimmern eingef\u00fcgt war. Der Kollimatorspalt erhielt sein Licht von einer Magnesiumoxydfl\u00e4che, die vor ihm aufgestellt war, und aus passender Entfernung von der zu untersuchenden Lampe bestrahlt wurde. Im Beobachtungszimmer sah man in bekannter Weise, durch den Okularspalt blickend, ein Diaphragma mit einem beliebigen homogenen Licht erleuchtet. Vor der Linse wurde ein weifses Papierblatt mit einer \u00d6ffnung von 5 mm Durchmesser angebracht. Dieses Papierblatt wurde nun seinerseits durch eine im Beobachtungszimmer auf gestellte kleine Gl\u00fchlampe mit Milchglasplatte und Irisblende beleuchtet. Die Aufgabe des Beobachters bestand im allgemeinen darin, den Kollimatorspalt (mit Benutzung eines Schnurlaufes) so einzustellen, dafs die mit dem homogenen Licht erleuchtete \u00d6ffnung der Umgebung d\u00e4mmerungsgleich erschien, also weder als heller, noch als dunkler Fleck wahrnehmbar war. \u2014 Den speziellen hier verfolgten Zwecken entsprechend benutzte ich in diesem Falle zwei Okularspalten von gleicher Breite, die auf demselben Stabe verschiebbar angebracht waren. Von ihnen wurde zun\u00e4chst der eine auf Na-Licht eingestellt und f\u00fcr ihn eine D\u00e4mmerungsgleichung eingestellt. Nachdem dies geschehen, konnte der andere Spalt so gestellt werden, dafs man, durch ihn blickend, ebenfalls den Fleck verschwinden sieht und er wird alsdann aus dem Spektrum das dem Na-Licht d\u00e4mmerungsgleiche brechbarere Licht ausschneiden. Ich habe diese Einstellungen eine gr\u00f6fsere Anzahl von Malen wiederholt und auf die sich hiernach berechnende Mittelstellung wurde dann der zweite Spalt endg\u00fcltig gebracht. \u2014 Die eigentlichen Versuche bestanden nun darin, dafs f\u00fcr ver\u00e4nderte Lichtquellen dasjenige","page":161},{"file":"p0162.txt","language":"de","ocr_de":"162\nMarie Boehm.\n(nunmehr im allgemeinen von 1 abweichende) Verh\u00e4ltnis der Kollimatorspaltweiten ermittelt wurde, bei dem das mit dem gelben und mit dem blauen Lichte erleuchtete Feld der Umgebung und somit untereinander d\u00e4mmerungsgleich wurden. Um \u00fcbrigens den Versuchen eine gr\u00f6fsere Sicherheit zu geben, habe ich die Einstellungen auch f\u00fcr die normal brennende Lampe immer wiederholt und mit denen bei ver\u00e4nderter Spannung abwechselnd ausgef\u00fchrt. Endlich w\u00e4re noch zu erw\u00e4hnen, dafs, wenn die Lampe durch Einschaltung von Widerstand auf eine geringere Brennst\u00e4rke gebracht wurde, ich sie immer der zu beleuchtenden Magnesiumoxydfl\u00e4che so weit ann\u00e4herte, dafs die Beleuchtung f\u00fcr Na-Licht etwa wieder die gleiche war, so dafs niemals mit sehr erheblich differierenden Spaltweiten gearbeitet wurde. Die Ergebnisse der mit einer Kohlenfadengl\u00fchlampe angestellten Versuche sind in der nachstehenden, ohne weitere Erl\u00e4uterung verst\u00e4ndlichen Tabelle zusammengestellt. Jede hier aufgef\u00fchrte Zahl ist das Mittel aus 10 Einzeleinstellungen. Man sieht, dafs f\u00fcr normale Brennst\u00e4rke, entsprechend der im voraus gemachten Ermittelung mit gr\u00f6fster Ann\u00e4herung sich == 1 herausstellt. F\u00fcr Spannungen von 210, 200 und 190 Volt \u00e4ndert sich das Verh\u00e4ltnis auf 0,941 bzw. 0,895 und 0,838.\nTabelle 1. Kohlenfadenlampe.\n220 V.\t\ti ! 210 1\tV.\t200\tV.\ti ;\t190\tV.\nVerh\u00e4ltnis der Spaltweiten f\u00fcr Lx u. JL2\tVerh\u00e4ltnis der D\u00e4mmerungswerte von Ly U. Ly\tVerh\u00e4ltnis der Spaltweiten f\u00fcr Ly u. L2\tVerh\u00e4ltnis der D\u00e4mmerungswerte von Ly u. L2\tVerh\u00e4ltnis der Spaltweiten f\u00fcr Ly u. L2\tVerh\u00e4ltnis der D\u00e4mmerungswerte von Ly u. L2\tVerh\u00e4ltnis der Spaltweiten f\u00fcr Ly u. L2\tVerh\u00e4ltnis der D\u00e4mmerungswerte von Ly u. L2\nSp. Ly\tD. Ly\tSp. Ly\tD. Ly\tSp. Ly\tD. Ly\tSp. Ly\tD. Ly\nSp. l2\tD. L2\tSp. L2\tD. L2\tSp. l2\tD. L2\tSp. l2\tD. L2\n1,018\t0,982\t0,937\t1,067\t0,90 i\t1,110\t0,841\t1,189\n1,006\t0,994\t0,946\t1,057\t0,908\t1,101\t0,833\t1,200\n1,002\t0,998\t0,943\t1,060\t0,899\t1,112\t0,831\t1,203\n1,003\t0,997\t0,955\t1,047\t0,882\t1,134\t0,844\t1,185\n1,000\t1,00\t0,924\t1,082\t0,885\t1,130\t0,839\t1,190\n1,006 |\t0,994 |\t0,941 |\t1,063 !\t0,895 j\ti,ii7 1;\t0,838 |\t1,193\nEs ergibt sich also, dafs mit abnehmender Brennst\u00e4rke das Verh\u00e4ltnis der Energiewerte des blauen zu dem gelben Lichte","page":162},{"file":"p0163.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber physiologische Methoden zur Pr\u00fcfung der Zusammensetzung etc. 163\nbei 210 Volt auf 0,941, bei 200 Volt auf 0,895 und bei 190 Volt auf 0,838 des bei 220 Volt bestehenden Wertes gesunken ist. Man kann hieraus zun\u00e4chst entnehmen, dafs bei unregelm\u00e4fsigen Schwankungen in der Spannung der Zentralen, bei denen selten mehr als 4 Volt Abweichung (herauf und herunter) von den vorgeschriebenen 220 stattfinden, das St\u00e4rkeverh\u00e4ltnis der beiden hier in Betracht gezogenen Lichter nur etwa um zwei Prozent schwanken d\u00fcrfte (da eine \u00c4nderung um ca. 16 Prozent erst auf eine Spannungsverminderung um 30 Volt kommt).\nUm f\u00fcr die Genauigkeit der Beobachtungen ein Mafs zu erhalten, habe ich in einer gr\u00f6fseren Zahl von Einstellungen die mittlere Abweichung vom Durchschnitt ausgerechnet. Im Mittel aller Versuchsreihen betrug die mittlere Abweichung 2,6 Prozent der abzulesenden Spaltweiten. Wir k\u00f6nnen demgem\u00e4fs den Wert des hier eingeschlagenen Verfahrens zur Beobachtung der qualitativen Lichtver\u00e4nderungen in der Weise ausdr\u00fccken, dafs wir sagen : die mittlere Abweichung der Einzelbeobachtung betr\u00e4gt etwa 17 Prozent der ganzen, bei Verminderung der Spannung von 220 auf 190 Volt eintretenden \u00c4nderung.\nBei der Anstellung der entsprechenden Versuche mit einer Nernstlampe zeigte sich sogleich, was auch schon die Beobachtung mit freiem Auge lehrt, vlafs die qualitative \u00c4nderung des Lichtes hier weit weniger betr\u00e4chtlich ist. Ich habe mich daher, unter Fortlassung der Zwischenstufen, auf die Vergleichung von 220 und 190 Volt beschr\u00e4nkt. Die hier erhaltenen Ergebnisse enth\u00e4lt die folgende Tabelle. Da hier dieselben beiden Lichter benutzt wurden, wie sie f\u00fcr die Gl\u00fchlampe gew\u00e4hlt worden waren, so ist nat\u00fcrlich das Verh\u00e4ltnis der Spaltweiten, wegen der abweichenden Zusammensetzung des Lichtes der Nernstlampe auch f\u00fcr normale Spannung nicht = 1, sondern hat entsprechend der weifseren Farbe dieses Lichtes einen h\u00f6heren Wert. Man sieht, dafs das hier in Frage kommende Verh\u00e4ltnis sich im Durchschnitt aller Reihen von 1,278 auf 1,206 also um 6 Prozent \u00e4ndert. Die mittlere Abweichung der Einzeleinstellungen belie sich hier etwas h\u00f6her, auf 3,7 Prozent der ganzen Werte. Bei der ganzen \u00c4nderung, die der variierten Brennst\u00e4rke der Nernst-\nlampe entspricht, macht sie nicht weniger als 62 Prozent\naus. Die ganze \u00c4nderung des Nernstlichtes geht also nur wenig","page":163},{"file":"p0164.txt","language":"de","ocr_de":"164\nMarie Boehm.\nTabelle 2. D\u00e4mmerungswerte. N ernstlampe.\n220 Verh\u00e4ltnis der Spaltweiten f\u00fcr Lx u. L2 Sp. A\tV. Verh\u00e4ltnis der D\u00e4mmerungswerte von Lx u. L2 D. A\t19( Verh\u00e4ltnis der Spaltweiten f\u00fcr Lx u. L2 Sp. Lx\t) V. Verh\u00e4ltnis der D\u00e4mmerungswerte von Lx u. L2 \u2022 D. Lx\tVerh\u00e4ltnis der mittl. Abweichung zur abgelesenen Spaltweite m. A.\nSp. L2\tp. L2\tSp. l2\tD. L2\tSpalt weite\n1,275\t0,784\t!\t1,231\t0,812\t0,055\n1,357\t0,737\t1,306\t0,766\t0,036\n1,319\t0,758\t1,366\t0,732\t0,044\n1,327\t0,754\t1,158\t0,864\t0,028\n1,282\t0,780\t1,157\t0,864\t0,034\n1,294\t0,774\t1,170\t0,855\tj\t0,037\n1,250\t0,8 !\t1,178\t0,849\t0,041\n1,257\t0,796\t1,191\t0,840\t0.039\n1,213\t0,824\t1,153\t0,867\t0,034\n1,211\t0,826\t1,149\t0,870\t0,025\n1,2785\t0,7833\t|\t1.2059\t0,8319\t|\t0,0373\n\u00fcber das hinaus, was wir mit diesem Verfahren \u00fcberhaupt nach-weisen k\u00f6nnen.\nDie Methode der Minimalfeldhelligkeiten kann genau wie diejenige der D\u00e4mmerungswerte behandelt werden; indessen steht hier, eben wegen der Kleinheit der erforderlichen Felder auch noch ein anderes Verfahren zu Gebote, bei dem zwar auf eine zahlenm\u00e4fsige Bewertung der Qualit\u00e4ts\u00e4nderungen verzichtet wird, das aber daf\u00fcr f\u00fcr die Einstellung bestimmter Qualit\u00e4ten oder f\u00fcr die Erkennung von Abweichungen eine gr\u00f6fsere Genauigkeit verspricht. Ich habe daher geglaubt, dies bevorzugen zu sollen. Es ist dasjenige, das Lummek und Brodhun bei ihrem Kontrastphotometer benutzt haben. Bekanntlich wird hier davon ausgegangen, dafs man die Helligkeit zweier Felder genauer als bei direkten Vergleichungen durch die Vergleichung ihrer (sehr geringen) Abweichungen von dem sie umgebenden Grunde beobachten kann.\nUm dieses Prinzip hier anzuwenden, ist es erforderlich, gleichzeitig zwei, von verschiedenen homogenen Lichtern er-","page":164},{"file":"p0165.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber physiologische Methoden zur Pr\u00fcfung der Zusammensetzung etc. 165\nleuchtete Felder auf weifsem Grunde erscheinen zu lassen, wobei dann darauf einzustellen w\u00e4re, dafs beide sich nur wenig und gleich deutlich von der Umgebung abheben. Dieser Anforderung war insoweit leicht zu gen\u00fcgen, als es leicht gelingt, zwei solche verschiedene Lichter aussendende Fleckchen herzustellen. Es war zu diesem Zweck nur notwendig, dem vor der Linse angebrachten Papierblatt zwei \u00d6ffnungen (in passendem Abstand) zu geben und hinter jede derselben ein sehr kleines ablenkendes Prisma zu bringen, derart, dafs das die eine und die andere \u00d6ffnung passierende Licht in entgegengesetzten Richtungen abgelenkt wird. Auf den Okularspalt fallen unter diesen Umst\u00e4nden zwei gegeneinander verschobene Teilspektren und der durch ihn blickende Beobachter sieht die beiden Fleckchen mit verschiedenen Lichtern erhellt. Unter diesen Umst\u00e4nden ist nun die Helligkeit der beiden kleinen Felder nicht unabh\u00e4ngig variierbar. Dagegen k\u00f6nnen wir auf Gleichheit der beiden Fleckchen durch Verschiebung des Okularspalts einstellen, wodurch wir die beiden Lichter (ohne ihren Abstand im Spektrum zu \u00e4ndern) nach der einen oder anderen Seite des Spektrums verschieben. Verschiebung gegen das rote Ende wird das langwellige Licht dunkler, das kurzwellige heller machen, umgekehrt Verschiebung gegen das violette Ende. Wir k\u00f6nnen daher, indem wir den Abstand der beiden Lichter konstant lassen, durch Verschiebung beider diejenige Lage im Spektrum aufsuchen, wo sie gleich hell erscheinen. In der Tat zeigte es sich, dafs es sehr gut gelingt, auf Gleichheit der Flecken und zwar auf gleichen Kontrast mit der Umgebung einzustellen und dafs, wie zu erwarten, die hierzu erforderliche Einstellung eine andere wird, wenn das die Spektren liefernde Licht seine Zusammensetzung \u00e4ndert. Im einzelnen wurde so verfahren, dafs ich durch Regulierung der Fensterbeleuchtung die Helligkeit des Grundes auf einen passenden Wert brachte. Dann wurde durch Bewegen des Okularspalts eine vorl\u00e4ufige Einstellung auf ann\u00e4hernd gleiche Helligkeit der Fleckchen gemacht; sodann mufste durch Verstellung des Kollimatorspalts die Helligkeit beider Fleckchen passend reguliert werden, am besten so, dafs sie beide ein klein wenig heller als der Grund waren. Unter diesen Umst\u00e4nden gen\u00fcgt dann eine sehr geringe Verschiebung des Okularspalts, um die Abhebung der Fleckchen gegen die Umgebung ungleich zu machen. W\u00e4hrend der Helligkeits\u00fcberschufs des einen sich","page":165},{"file":"p0166.txt","language":"de","ocr_de":"166\nMarie Boehm .\nverst\u00e4rkt, wird der des anderen geringer, es wird (wenn man den Kontrast von vornherein klein gew\u00e4hlt hat) ganz unsichtbar und erscheint bei noch etwas gr\u00f6fserer Verschiebung als dunkler Fleck. F\u00fcr die \u00c4nderung der Lichtqualit\u00e4t haben wir in der erforderlichen Verschiebung des Okularspalts ein sehr genaues, aber wie oben schon bemerkt, nur willk\u00fcrliches Mafs, da wir zun\u00e4chst nicht in der Lage sind anzugeben, welche \u00c4nderung des St\u00e4rke Verh\u00e4ltnisses einer bestimmten Verschiebung entspricht. Um die Bewegungen des Okularspalts mit der hier erforderlichen Pr\u00e4zision ausf\u00fchren und ablesen zu k\u00f6nnen, war derselbe auf einem um eine senkrechte Achse drehbaren metallenen Tr\u00e4ger befestigt, der durch eine Tangentenschraube bewegt und dessen Verschiebung an einer Kreisteilung mit Nonius abgelesen wurde. Die in der folgenden Tabelle enthaltenen Zahlen bedeuten die an dieser Kreisteilung gemachten Ablesungen.\nTabelle 3. Nernstlampe.\nOkularspaltstellung bei\nDifferenz\n220 V.\t190 V.\t! j\n0\u00b0 33,8'\t0\u00b0 27,9'\t0\u00b0 5,9'\n0\u00b0 35,8'\t0\u00b0 27,7'\t0\u00b0 8,1'\n0\u00b0 35V\t0\u00b0 27,3'\t0o 7,7'\n0\u00b036,1'\t0\u00b0 28,9'\t0\u00b0 7,2'\n0\u00b0 36,85'\t0\u00b0 25,9'\t0\u00b0 10,95'\n0\u00b0 35,35'\t0\u00b0 26,8'\t0\u00b0 8,7'\n0\u00b0 35,25'\t0\u00b0 27,0'\t0\u00b0 8,25\n0\u00b0 34,95'\t0\u00b0 27,7'\t0\u00b0 7,25'\n0\u00b0 35,0'\t0\u00b0 27,2'\t0\u00b0 7,8'\n0\u00b0 35,39'\t0\u00b0 26,76'\t|\t0\u00b0 8,63'\nWie man sieht, bel\u00e4uft sich die Stellungs\u00e4nderung des Okularspalts, die einem Wechsel der Spannung von 220 auf 190 Volt entspricht, durchschnittlich 8',63. Die mittleren Abweichungen der einzelnen Einstellungen betrugen nun hier 2',83. Das gesuchte Genauigkeitsmafs l\u00e4fst sich also hier dahin angeben, dafs die mittlere Abweichung etwa 32,8 % derjenigen \u00c4nderung gleichkommt, die der Verminderung der Brennst\u00e4rke von 220","page":166},{"file":"p0167.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber physiologische Methoden zur Pr\u00fcfung der Zusammensetzung etc. 167\nauf 190 V. entspricht. Die Methode \u00fcbertrifft also die der D\u00e4mmerangswerte an Genauigkeit.\nObwohl die genaue Bestimmung der beiden hier gleich hell erscheinenden Lichter nicht direkt im Versuchsplan lag, habe ich die Feststellung derselben doch f\u00fcr n\u00fctzlich gehalten. Diese war ein wenig erschwert, weil wenigstens mit der M\u00f6glichkeit zu rechnen war, dafs durch die kleinen ablenkenden Prismen die Dispersion ver\u00e4ndert (bei dem einen vermehrt, bei dem anderen vermindert) w\u00fcrde. Ich habe daher die Lage der Metalllinien nochmals f\u00fcr die beiden (durch das eine und andere kleine Prisma hindurchgegangenen) Spektren bestimmt und danach die Wellenl\u00e4ngen berechnet, die sich f\u00fcr diejenige Lage des Okularspalts ergeben, bei der f\u00fcr die mit 220 Volt brennenden Nernstlampe die Felder gleich erschienen. Ich erhielt hierf\u00fcr die\nWellenl\u00e4ngen 735 und 505\n\u2022 \u2022\nUber das von der Ra YLEiGH-Gleichung ausgehende Verfahren ist in technischer Beziehung nur wenig zu bemerken. Die Beobachtungen wurden am HELMiiOLTzschen Farbenmischapparat ausgef\u00fchrt, dessen eines Kollimatorrohr mit dem f\u00fcr die Lichtmischungen dienenden Doppelspat ausger\u00fcstet war. Dieser wurde so eingestellt, dafs die beiden (dem ordentlichen und dem aufserordentlichen Spektrum zugeh\u00f6rigen und zueinander senkrecht polarisierten) Lichter Lithium- und Thalliumlicht waren. Das Mengenverh\u00e4ltnis der \"\"beiden Bestandteile wird durch Drehung des Niconschen Prismas ver\u00e4ndert und ist den Tangensquadraten der Nicolstellungen proportional. Der andere Kollimator war auf Na-Licht gestellt. Der Beobachter sah somit die rechte H\u00e4lfte des Gesichtsfeldes mit dem homogenen gelben Licht, die linke mit der ver\u00e4nderlichen Rot-Gr\u00fcn-Mischung erleuchtet und konnte durch Nicoldrehung und Variierung eines Spalts die Rayleigh-Gleichung einstellen. Wie zu erwarten, \u00e4ndert sich die erforderliche Nicolstellung merklich, wenn die die Mischung liefernde Lampe infolge ge\u00e4nderter Brennst\u00e4rke ein ver\u00e4ndertes Licht aussendet.\nDie hier gewonnenen Ergebnisse enthalten die Tabellen 4 und 5, von denen die ersten die mit der Kohlenfaden-, die zweiten, die mit der Nernstlampe ausgef\u00fchrten Beobachtungen darstellt.\nAuch hier ist ersichtlich, dafs die \u00c4nderungen der Lichtqualit\u00e4t f\u00fcr die KohlenfadenlamjDe betr\u00e4chtlich gr\u00f6fser als f\u00fcr die Gl\u00fchlampe sich herausstellt. Die Nicolstellungen \u00e4ndern","page":167},{"file":"p0168.txt","language":"de","ocr_de":"168\nMarie Boehm.\nTabelle 4.\nKohlen fadenl amp e.\nNicoist 220 V.\t,ellung 190 V.\t\u00c4nderung der Nicolstellung beim Heruntergehen von 220 auf 190 V.\tVerh\u00e4ltnis der mittl. Abweichung der abgelesenen Nicolstellung zur \u00c4nderung\n36\u00b0 5' 24\"\t38\u00b0 19' 12\"\t2\u00b0 13' 48\"\t0,167\n36\u00b0 3' 36\"\t38\u00b0\t1& 56' 24\"\t0,208\n36\u00b0 6' 36\"\t38\u00b0 3' 36\"\t1\u00b0 57'\t0,110\n36\u00b019'12\"\t38\u00b0 4' 12\"\t1\u00b0 45'\t0,169\n36\u00b0 19' 12\"\t38\u00b0 15' 36\"\t1\u00b0 56' 24\"\t\n36\u00b0 10' 48\"\t37\u00b0 55' 48\"\t1\u00b0 45'\t\n36\u00b0 1' 48\"\t38\u00b0 25' 48\"\t2\u00b0 24'\t\n36\u00b0\t38\u00b0 5' 24\"\t2\u00b0 5' 24\"\t\n36\u00b0 4' 48\"\t38\u00b0 5' 24\"\t2\u00b0 0' 36\"\t\n36\u00b0 3' 36\"\t38o 17' 24\"\t2\u00b0 13' 48\"\t\n36\u00b0 7' 48\"\t38\u00b0 9' 14\"\ti\t2\u00b0 1' 26\"\t0,164\nTabelle 5.\nNernstlampe.\nNicoist 220 V.\tellung 190 V.\t\u00c4nderung der Nicolstellung beim Heruntergehen von 220 auf 190 V.\tVerh\u00e4ltnis der mittl. Abweichung der abgelesenen Nicolstellung zur \u00c4nderung\n25\u00b0 25' 12\"\t26\u00b0 22' 12\"\t0\u00b0 57'\t0,251\n25\u00b0 16' 12\"\t26\u00b0 12' 36\"\t0\u00b0 56' 24\"\t0,177\n25\u00b0 10' 12\"\t26\u00b0 15'\t1\u00b0 4' 48\"\t0,217\n25\u00b0 15' 36\"\t26\u00b0 7' 12\"\t0\u00b0 57'\t0,187\n25\u00b0 15' 36\"\t26\u00b0 18' 36\"\t1\u00b0 3'\t0,263\n25\u00b0 5'\t26\u00b0 32'24\"\t1\u00b0 16' 48\"\t0,314\n25\u00b0 14' 24\"\t26\u00b0 36' 36\"\t1\u00b0 31' 36\"\t0,204\n25\u00b0 16' 12\"\t26\u00b0 34'48\"\t1\u00b0 20' 24\"\t0,174\n25\u00b0 20' 24\"\t26\u00b0 19' 12\"\t1\u00b0 3'\t0,280\n25\u00b010'12\"\t26\u00b0 26' 24\"\t1\u00b0 6'\t0,250\n25\u00b0 14' 55\"\tj\t26\u00b0 22'31\"\t|\tio 7' 36\"\t|\t0,2317\nsich durchschnittlich in dem einen Falle um 67, im anderen um 121 Min. Um von der quantitativen Bedeutung dieser Zahlen eine richtige Vorstellung zu erhalten, mufs man jedoch ber\u00fccksichtigen, dafs es sich in dem einen und dem anderen","page":168},{"file":"p0169.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber physiologische Methoden zur Pr\u00fcfung der Zusammensetzung etc. 169\nFalle um verschiedene Winkel handelt. Als zahlenm\u00e4fsigen Ausdruck f\u00fcr die \u00c4nderung der Energieverh\u00e4ltnisse erhalten wir in dem einen Falle den Wert\nTg2 26\u00b0 22' 31\" __ 0,246 Tg2 25\u00b0 14' 55\" ~ 0,222\nim anderen\nTg2 38\u00b0 9' 14\"\t_ 0,617\nTg2 36\u00b0 T 48\" ~ 0^33\nDas hier zur Untersuchung herangezogene Energieverh\u00e4ltnis \u00e4ndert sich also (durch Abschw\u00e4chung der Spannung von 220 auf 190 Volt) bei der Fernstlampe um 10,9%, bei der Kohlenfadenlampe um 15,8%.\nIch habe endlich auch hier in allen F\u00e4llen die mittlere Abweichung der einzelnen Einstellungen ermittelt; ihr Betrag in Bruchteilen der der Spannungs\u00e4nderung entsprechenden Differenz, ist im letzten Stabe der Tabelle aufgef\u00fchrt. Wie man sieht, betr\u00e4gt hier die mittlere Abweichung etwa 23 % derjenigen \u00c4nderung, die das Licht der Nernstlampe, 16 % derjenigen, dio das Licht der Kohlenfadenlampe bei Verminderung der Spannung von 220 auf 190 Volt erleidet.\nEs mag gestattet sein, hier noch einige Bemerkungen \u00fcber etwa in Betracht zu ziehende andere Methoden \u00e4hnlicher Art anzuschliefsen. Zun\u00e4chst kann gefragt werden, ob die drei hier benutzten eine erhebliche Verfeinerung gestatten werden. Mir scheint, dafs dies h\u00f6chstens f\u00fcr die Methode der D\u00e4mmerungswerte m\u00f6glich sein d\u00fcrfte. Man k\u00f6nnte wohl versuchen, \u00e4hnlich wie bei der Minimalfeldhelligkeit geschehen, durch Anbringung eines kleinen Prismas vor der mit homogenem Licht erleuchteten \u00d6ffnung einen Teil dieses Lichts abzulenken und somit einen Teil der \u00d6ffnung mit anderem Licht zu erleuchten. Man k\u00f6nnte-so etwa die Mitte des Kreises mit blauem, den umgebenden Ring mit d\u00e4mmerungsgleichem gelbem Licht erleuchten. Auch hier w\u00e4re dann der spektrale Abstand der beiden Lichter fixiert die Einstellung auf D\u00e4mmerungsgleichheit h\u00e4tte durch Verschiebung des Okularspaltes zu erfolgen. Bei diesem Verfahren (zu dessen Ausf\u00fchrung ich nicht gekommen bin) d\u00fcrfte sich f\u00fcr die Pr\u00fcfung der Lichtqualit\u00e4ten wohl wegen des direkten Vergleiches zweier Lichter eine etwas gr\u00f6fsere Genauigkeit erreichen lassen, als bei dem von mir benutzten. Doch d\u00fcrfte der Gewinn\n(10,9%), (15,8 %).","page":169},{"file":"p0170.txt","language":"de","ocr_de":"170\nMarie Boehm.\nan Genauigkeit schwerlich ein sehr betr\u00e4chtlicher sein. Bei der Rayleigh-Gleichung und bei den Minimalfeldhelligkeiten sehe ich vorderhand kein Mittel, die Genauigkeit noch zu vermehren.\nGanz anders l\u00e4gen die Dinge, wenn wir im Besitze eines qualitativ fest definierten Normallichtes w\u00e4ren und es sich nur um die Aufgabe handelte, die Abweichungen irgend welcher anderer Dichter von ihm zu erkennen, eventuell zu messen. Von den hier in Betracht kommenden physiologischen Pr\u00fcfungen ist nat\u00fcrlich die einfachste die direkte Beobachtung der Gesamtf\u00e4rbung. Es ist im Hinblick auf die oben geschilderten Ver-fahrungsweisen nicht ohne Interesse, zu erfahren, wie weit die Genauigkeit dieses Verfahrens geht. Beleuchtet man einen vorderen, mit einer \u00d6ffnung versehenen Schirm mit einer, einen zweiten dahinter aufgestellten Schirm mit einer zweiten Gl\u00fchlampe und variiert die Brennst\u00e4rke der einen Lampe, so kann man leicht durch Wechsel der Lampenstellung die Helligkeit von Fleck und Umgebung ausgleichen und beobachten, bei welcher Differenz der Spannungen ein Farbenunterschied bemerkbar wird. Versuche dieser Art haben gelehrt, dafs bei Spannungsunterschieden von 6\u20148 Volt die Differenz der Farbe noch kaum bemerkbar ist; erst bei etwa 10\u201412 Volt ist sie mit Sicherheit wahrnehmbar, wenngleich der Grenze des Merklichen immer noch sehr nahe. Die Genauigkeit dieser Beobachtung ist also auch keine sehr betr\u00e4chtliche. Ob sich darauf ein messendes Verfahren gr\u00fcnden l\u00e4fst, ist-noch fraglicher. Es w\u00fcrde daf\u00fcr die Anwendung eines absorbierenden K\u00f6rpers, am besten eine Fl\u00fcssigkeit von der Beschaffenheit erforderlich sein, dafs wir durch Vorsetzung desselben in einer bestimmten Schichtdicke jedes gelblichere resp. blauere Licht einem Normallicht farbengleich machen k\u00f6nnten, eine Forderung der aus bekannten Gr\u00fcnden jedenfalls nicht ganz allgemein entsprochen werden kann; ob es f\u00fcr die wechselnde Brennst\u00e4rke derselben Gl\u00fchlampen gelingen k\u00f6nnte, ist wohl nicht ohne weiteres zu sagen.\nBessere Aussichten w\u00fcrde es bieten, wenn man von der Beobachtung der Purpurmischungen ausginge. Insbesondere w\u00fcrde sich leicht ermitteln lassen, wie das Mischungsverh\u00e4ltnis eines roten und eines blauen Lichtes bei wechselnder Brennst\u00e4rke einer Lampe ge\u00e4ndert werden mufs, um einem bestimmten gegebenen Purpurgemisch qualitativ gleich zu bleiben.","page":170},{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"Uber physiologische Methoden zur Pr\u00fcfung der Zusammensetzung etc. 171\nBeobachtungen dieser Art w\u00e4ren vielleicht insofern von besonderem praktischem Wert als sie erkennen lassen w\u00fcrden, wie weit innerhalb des bei physiologischen Beobachtungen haupts\u00e4chlich in Betracht kommenden Bereiches von Lichtern (etwa\n\u2022 \u2022\nzwischen 670 und 460 f-U1) \u00c4nderungen der Brennst\u00e4rke \u00fcberhaupt als Fehlerquelle in Betracht zu ziehen sind. Leider bin ich zur Ausf\u00fchrung solcher Versuche nicht mehr gekommen.\nDie Ergebnisse der mitgeteilten Beobachtungen fasse ich nachstehend kurz zusammen.\n1.\tDie qualitative Zusammensetzung gemischter Lichter, ins-\n\u2022 \u2022\nbesondere die \u00c4nderungen, die in dieser Hinsicht das Licht von Gl\u00fchlampen bei wechselnder Brennst\u00e4rke erleidet, k\u00f6nnen nach physiologischen Verfahrungsweisen gepr\u00fcft werden, die innerhalb eines gewissen Umfanges als Ersatz einer bolometrischen Durchpr\u00fcfung des Spektrums benutzt werden k\u00f6nnen.\n2.\tDie vergleichende Pr\u00fcfung des Lichtes der Kohlenfaden-und der Nernstlampe lehrt, dafs bei einer bestimmten \u00c4nderung der Spannung (Verminderung von 220 auf 190 Volt) das Licht der erster en eine weit betr\u00e4chtlichere qualitative \u00c4nderung erleidet.\n3.\tVon den drei hier in Anwendung gezogenen physiologischen Pr\u00fcfungsmethoden erreicht (so wie sie hier verwendet wurden) die der RAYLEiGH-Gleichung den h\u00f6chsten Genauigkeitsgrad. Die mittlere Abweichung bel\u00e4uft sich hier auf 23\u00b0/0 desjenigen Betrages der einer Ver\u00e4nderung des Nernstlampenlichtes durch Verminderung der Spannung von 220 auf 190 Volt entspricht. Der analoge Wert betr\u00e4gt f\u00fcr die Methode der Minimalfeldhelligkeiten 33 und f\u00fcr die der D\u00e4mmerungswerte 62 \u00b0/0.\n4.\tF\u00fcr physiologisch-optische Versuche, bei denen \u00c4nderungen der Lichtqualit\u00e4t als Fehlerquelle in Betracht kommen, wird die Nernstlampe der Kohlenfadenlampe vorzuziehen sein.\n(Eingegangen am 17. Mai 1907.)\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 42.\n12","page":171}],"identifier":"lit33500","issued":"1908","language":"de","pages":"155-171","startpages":"155","title":"\u00dcber physiologische Methoden zur Pr\u00fcfung der Zusammensetzung gemischter Lichter","type":"Journal Article","volume":"42"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:33:22.110997+00:00"}